Ballerspiele nicht den Gamern überlassen!

Neulich habe ich nur ein paar Sekunden in ein Videospiel für Erwachsene reingeschaut. Ich sollte eine Geisel in Schach halten. Ich wurde sofort in die Geschichte hineingezogen, empfand die Atmosphäre als unglaublich düster und die Knarre in der Hand meines Avatars furchteinflößend. Ich wusste nicht, welchen Knopf ich drücken soll, und so habe ich gleich jemanden virtuell umgebracht. Das war schockierend realistisch.

Echte Gamer werden über meine empfindliche Reaktion schmunzeln und anmerken, dass ich ja keine Ahnung habe. Das dürfen sie. Ich stehe zu meiner Ignoranz, gleichzeitig finde ich es wichtig, dass sie meine Irritation ernst nehmen. Wenn man sich in dieser Welt bewegt, kann man nämlich schnell aus den Augen verlieren, was da wirklich passiert.

In einem Artikel aus der Gamerzeitschrift „WASD“, den ich auf spiegel-online las, ging es darum, dass manche Spiele es erlauben, sadistische Impulse auszuleben. Das ist nicht das eigentliche Spielziel, aber ein Nebeneffekt der Möglichkeiten, die einige Spiele mit ihren fast unbegrenzten Welten bieten. Spieleentwickler nehmen das in Kauf, weil sie wissen, dass solche Freiheiten von den Zockern eingefordert werden.

In dem Artikel wird von einem Spiel berichtet, in dem die Entwickler das Töten von Kindern ausgeschlossen hatten. Diese Einschränkung wollten die Gamer nicht hinnehmen, und so entstand schnell eine modifizierte Version, die das Abknallen der Kleinen möglich machte, um den Realismus des Spiels zu erhöhen.

Dieser Artikel aus der Gamerwelt kam sehr nachdenklich daher. Diese Nachdenklichkeit habe ich bei den Kommentaren unter dem Artikel vermisst. Da hieß es lapidar, Mord und Totschlag wären immer schon Teil von Kinderspielen gewesen (Räuber und Gendarm), man könne schon zwischen virtueller und echter Welt unterscheiden. Außerdem habe noch nie jemand nachweisen können, dass Gewalt am Bildschirm aus friedliebenden Menschen mordende Monster macht.

Ich möchte Eltern von zockenden Halbwüchsigen und Partnerinnen von ballernden Ehegatten Mut machen, dran zu bleiben. Halten Sie sich nicht raus! Spiegeln Sie Ihre eigenen Reaktionen auf die Spiele. Es geht nicht darum, Zocker unter einen Generalverdacht zu stellen oder in eine Ecke zu drängen. Aber ich finde es wichtig, dass sie sich den Fragen von Leuten stellen, die nicht in der Gamerblase leben.

Womit beschäftigen wir uns? Warum tun wir, was wir tun? Was macht das mit uns? An diesen Fragen sollten nicht nur Zocker dran bleiben.

Christof Klenk ist Redakteur bei Family und FamilyNEXT.

1 Kommentar
  1. Familie Ahoi sagte:

    Richtig! Für die Jugendliche und Kinder ist das Alltag geworden. Es gibt leider sehr viele Ego-Shooter Games. Gerade für die Teenager unter 16 und 18 Jahren ist eine Herausforderung. Sie wollen mithalten und der Markt bietet sehr viele Spiele, die einfach nicht für jedes Alter geeignet sind.
    „Andere“ Spiele sind out bzw. heutzutage verabredet man sich ja über die Spiele / Netzwerke! Nur wer das richtige Spiel und die passende Konsole besitzt, ist dabei.
    Selbstverständlich ist es wichtig darauf zu achten, was die Kinder & Freunde spielen, aber ich hätte noch den Aufruf an die Hersteller der Spiele endlich mal spannende Games zu entwickeln, die ohne Waffen etc. auskommen und es trotz dessen in die Kinder- und Jugendzimmer bzw. auf deren Konsolen schaffen.

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