Ein wertvolles Geschenk

Zu Einzelkindern gibt es viele Meinungen und Vorurteile. Evelyne Tschauner wünscht sich mehr Toleranz und Feingefühl.

Vorurteile über Einzelkinder – wer kennt sie nicht? Die bekannten Klischees ehrlich zu hinterfragen, ist eine brillante Alternative. Ebenso ist es an der Zeit zu erkennen, dass auch kleine Familien großartig sind!

„Na, wann kommt das Zweite? Eins ist ja keins!“ – „Ach, ihr habt nur ein Kind?“ – „Man erkennt, dass sie keine Geschwister hat – typisch Einzelkind!“ – „Erst mit mindestens zwei Kindern ist man eine richtige Familie!“ – Sätze wie diese treffen wie ein Pfeil in das Herz einer Einzelkindmutter. Leider wird man aber mit genau solch harten Aussagen immer mal wieder konfrontiert. Besonders der Satz: „Eins ist keins!“ macht traurig und nachdenklich. Demnach müssten sich alle Erstgeborenen unvollständig fühlen, bis dann endlich mindestens ein Geschwisterchen geboren wird.

Als Einzelkind und Einzelkindmama wünsche ich mir von der Gesellschaft, diesbezüglich einfach SEIN zu können! Die Tatsache, dass jedes einzelne Kind das wertvollste und kostbarste Geschenk ist, das uns anvertraut wird, müsste die abwertende Haltung zum Einzelkind grundlegend verändern.

Komplette Familie

Für manche Eltern ist es schwer genug, auf Kinderfragen wie: „Warum bekomme ich kein Geschwisterchen?“ zu reagieren. Es sind Nadelpikser für ein Mutterherz. Wenn man selbst seinen Frieden darüber gefunden hat und mit sich und seiner Familie im Einklang ist, kann man wieder ins Leben hineinlachen. Zeitweise kam es mir aber so vor, als müsste ich mich vor der Gesellschaft als Einzelkindmama rechtfertigen, warum ich keine weiteren Kinder bekomme. Dieses bohrende „Warum nicht?“ fand ich oft sehr taktlos und unverschämt!

4 Kommentare
  1. Sani Reuab sagte:

    Wie dankbar bin ich als Einzelkindmama für diesen Artikel. Auch ich muss mich regelmäßig für unser Familienkonzept rechtfertigen. Vor allem gegenüber meiner Schwägerin mit ihren vier Kindern. Dafür gibt es für mich noch die Vereinbarkeit von Familie und Beruf. Ich kann beides haben. Auch mein Mann ist von der Ein-Kind-Familie überzeugt. Wir drei sind komplett. UND GLÜCKLICH

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  2. Doro A sagte:

    Ich hab mit großem Interesse die Artikel zu diesem Thema gelesen und fand sie gut und ansprechend. Es stimmt, dass diese skeptische und oft auch negative Haltung gegenüber Familien mit „nur“ einem Kind weit verbreitet ist. Und vermutlich vermittle ich auch auf diesen Standpunkt, weil ich eben „meine“ Meinung zu diesem Thema habe (so wie zu anderen Themen eben auch). Aber wie bei vielen Dingen ist das eben nur meine Meinung und damit eine von vielen. Und es stellt sich da generell die Frage, wie ich zu meiner Meinung stehe und wie tolerant bzw. respektvoll ich Leuten gegenüber bin, die eben eine ganz andere Meinung haben. Außerdem hat ja jeder seine Gründe. Und gerade das kam in dem Artikel von Evelyne gut zum Ausdruck, dass wir uns leider viel zu selten die Mühe machen, in den Schuhen unseres Gegenübers zu laufen, es zumindest versuchen. Wir nehmen uns nicht die Zeit, um richtig nachzufragen und wirklich hinzuhören. Und das ist traurig und führt schnell dazu, dass wir mit kurzen und unüberlegten Bemerkungen verletzen.

    Ich persönlich wollte nie ein Einzelkind haben, da ich selbst 9 Jahre lang so aufgewachsen bin. Und ich muss sagen, dass ich mich unvollständig gefühlt habe! Ich fand allein sein total doof – obwohl ich sehr gerne allein gespielt habe. Ich wollte unbedingt auch Geschwister haben, wie die meisten Kinder aus meinem Freundes- und Verwandtenkreis. Auch das trifft mit Sicherheit nicht auf alle Einzelkinder in dieser Weise zu. Und man kann hier direkt anführen, dass man im Gegenzug auch oft genug auf Kinder aus kinderreichen Familien trifft, die lieber alleine wären oder z.B. nur ein Geschwisterkind bevorzugen würden. Aber diese Entscheidung liegt eben nicht beim Kind, sondern bei den Eltern.
    Und ich kenne auch einige Familien, die sich eben nicht bewusst für „nur ein Kind“ entschieden haben. Bei meinen Eltern war das auch nie so geplant. Aber manchmal kommt eben kein zweites Kind. Und gerade in solchen Fällen sind diese Aussagen und Fragen, wie sie Evelyne aufgeführt hat, wirklich wie Messerstiche in eine bereits offene Wunde!
    In meinem Bekanntenkreis gibt es ein paar, die als Einzelkind aufgewachsen sind und nun ebenfalls nur ein Kind haben. Wir hatten zu diesem Thema schon so manche Gespräche 🙂 Und diese Artikel haben mich in neuer Weise für diese Thematik sensibilisiert. Es ist so wichtig, auf die Wortwahl zu achten und sein Gegenüber nicht einfach abzustempeln, nur weil ich es nicht so machen würde.

    Es ist wohl war, dass auch manche Kinder mit Geschwistern sehr viele Züge und Charaktereigenschaften aufweisen, die klassischerweise dem Einzelkind zugesprochen werden. Und ich denke, dass liegt in vielem tatsächlich an der Haltung und den Erziehungsmethoden der Eltern.
    Ich selbst habe typische Einzelkindmerkmale entwickelt, obwohl meine Eltern mich nicht extrem verwöhnt oder uneingeschränkt in den MIttelpunkt gestellt haben. Aber es ist nun mal eine Tatsache, dass man daheim in der Regel sein Zimmer für sich hat, alle Spielsachen nur mir gehören und ich am Esstisch nicht ständig mit anderen Kindern um die Aufmerksamkeit kämpfen muss – um nur ein paar Beispiele zu nennen. Und diese Erfahrungen prägen uns.
    Ich persönlich stelle es mir für Eltern auch schwer vor, dem wirklich komplett entgegen zu wirken. Aber evt ist dies auch gar nicht immer zwingend nötig. Denn jede Familienform bringt auch seinen „persönlichen Schatz“ mit sich, durch den unsere gesamte Gesellschaft bereichert und bunter wird. Gewisse Charaktereigenschaften sind ja nicht grundsätzlich schlecht oder gut – es kommt vor allem darauf an, wie wir diese im Zusammenleben postiv einbringen können.

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    • Evelyne Tschauner sagte:

      Danke für den Kommentar!
      Als Einzelkindmama, bzw. Einzelkind geht man zeitweise wie mit einem Steinchen im Schuh durch`s Leben. Es drückt und schmerzt. Deshalb muss man das Steinchen aus dem Schuh schütteln (eben seine Meinung sagen – ein wenig Licht ins Dunkel bringen), um unbeschwerter weitergehen zu können. 🙂

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