Flüchtlinge willkommen heißen

Bei seiner letzten Vorstandssitzung hat sich der Vorstand der Arbeitsgemeinschaft Evangelikaler Missionen e.V. (AEM) intensiv mit der aktuellen Flüchtlingslage in Europa befasst und erklärt dazu:

  1. Die Bibel ist voll von Migrationsgeschichten: Adam, Noah, Abraham, Jakob, Joseph, Mose, David, Hesekiel, Jeremia, Nehemia, Daniel, Jesus, die Apostel und frühe Gemeinde… Trotz allem Versagen von Menschen handelt Gott; er ist souverän und wirkt durch die weltweite Migration, macht Heilsgeschichte und will dem Einzelnen ein guter Hirte sein.
  2. Die Gemeinde Jesu war von Anfang an eine Gemeinschaft, die Menschen aus allen Völkern, sozialen Ständen und Sprachen, Männer und Frauen in gleicher Weise einschloss. Sie bildeten eine große Familie. Das zeichnet die Gemeinde Jesu aus; das gilt es auch heute in unseren Gemeinden zu lehren und zu leben.
  3. In Deutschland haben wir große Erfahrung, Flüchtlinge willkommen zu heißen und Migranten zu integrieren. Nach der Vertreibung von Juden, Christen und Andersdenkenden im Dritten Reich, haben wir nach 1945 13 Mio. Vertriebene aus den Ostgebieten integriert, in den 60-iger Jahren Millionen Gastarbeiter eingeladen, ab den 70-iger Jahren kamen viele Russlanddeutsche hinzu, nach 1989/90 Hundertausende Spätaussiedler aus Osteuropa. Auch jetzt haben wir wieder Gelegenheit, Menschen in großer Not eine Zuflucht und neue Heimat zu bieten. Darum fordern wir alle Gemeinden auf, sich den neuen Nachbarn in ihrer Umgebung zuzuwenden – im Gleichnis vom Barmherzigen Samariter (Lukas 10,25ff) erklärt Jesus, wer unser Nächster ist, dem wir helfen sollen.
  4. Wir fordern alle Missionswerke auf, Missionare, die aus unterschiedlichen Gründen nach Deutschland zurückkommen, hier im Dienst unter Flüchtlingen einzusetzen. Sie sind unschätzbare Brückenbauer zwischen den Kulturen und helfen Gemeinden, ihre Möglichkeiten zu nutzen und zu entwickeln.
  5. Die meisten Flüchtlinge sind Bürgerkrieg oder Terror entkommen, oft traumatisiert von der Flucht. Hier gilt Jesu Wort: „Ich bin hungrig gewesen und ihr habt mir zu essen gegeben. Ich bin durstig gewesen und ihr habt mir zu trinken gegeben. Ich bin ein Fremder gewesen und ihr habt mich aufgenommen. Ich bin nackt gewesen und ihr habt mich gekleidet… Was ihr getan habt einem von diesen meinen geringsten Brüdern, das habt ihr mir getan“ (Matthäus 25,35ff). Viele Flüchtlinge aus Eritrea, Syrien, Irak, Iran und Westafrika sind Christen. Sie brauchen unsere Solidarität und Hilfe. Wir bitten darum, ihnen großzügig Privatquartiere, Gemeindehäuser und Freizeitheime als Unterkunft anzubieten, zumal viele auch in Gemeinschaftsunterkünften in Deutschland weiter um ihres Glaubens willen verfolgt werden.
  6. Viele Flüchtlinge sind als Muslime islamistischem Terror entkommen. Sie (wie auch die 5 Mio. Muslime, die schon länger in unserem Land leben) sind tief schockiert über die menschenverachtenden Grausamkeiten, die im Namen ihrer Religion angerichtet werden. Sie hatten nie die Gelegenheit, frei zu denken und kritisch zu hinterfragen. Jetzt brechen viele Fragen auf: Warum öffnen ihnen die aus ihrer Sicht „ungläubigen“ Europäer die Tür und nehmen sie freundlich auf, während ihre Cousins auf der arabischen Halbinsel sie herzlos abweisen? Das bringt viele ins Fragen.
  7. Die meisten muslimischen Flüchtlinge sind in ihrer Heimat nie einem Christen begegnet; sie hatten nie einen Nachfolger von Jesus zum Freund und haben nie das Evangelium im Alltag erlebt. Das ist unsere Gelegenheit, ihnen in der Liebe Jesu zu begegnen.
  8. Untersuchungen zeigen zudem, dass viele syrische Flüchtlinge hochgebildet sind, hart arbeiten wollen und relativ wenige Kinder Bereits vor Beginn des Bürgerkriegs lag die Geburtenrate mit 2,3% pro Jahr recht niedrig (UN, Worldbank). Die Ängste vor einer „biologischen Übernahme“ widersprechen den Fakten.
  9. Natürlich sind Flüchtlinge ebenso wenig „Heilige“ wie Menschen im Westen. Es gibt darunter selbstlose und egoistische, so wie auch unter uns. Jeder Mensch braucht die Erlösung und das neue Leben in Jesus. In den meisten Herkunftsländern gibt es jedoch große Einschränkungen für christliche Gemeinden und die Verkündigung des Evangeliums. Hier haben wir alle Freiheit, die Liebe Jesu zu bezeugen.
  10. Wir stehen ein für die Allgemeinen Menschenrechte, Religionsfreiheit in allen Ländern sowie den Schutz der Minderheiten vor Manipulation und Gewalt durch Andersdenkende. Wir setzen uns ein für Frieden, menschenwürdige Lebensverhältnisse und nachhaltige Entwicklung. Christen sind weltweit besonders sozial diskriminiert und verfolgt. Wir fordern ihren Schutz durch staatliche Organe – auch in unserem Land.
    Nur so werden die Ursachen für Flucht und Vertreibung abgebaut.
  11. Wir nehmen die Ängste in der Bevölkerung wahr und erkennen die großen finanziellen und sozialen Leistungen, die jetzt für die Versorgung und Integration so vieler Flüchtlinge erforderlich ist. Als eines der reichsten und wirtschaftlich stärksten Länder der Erde können wir diese Herausforderung anpacken.
  12. Viele Muslime wollen dem allmächtigen Gott, dem Schöpfer Himmels und der Erde, dienen, doch erscheint der Allmächtige ihnen stets fremd, unendlich weit entfernt. Und so suchen sie mit großem Eifer religiöse Pflichten zu erfüllen in der verzweifelten Hoffnung, dass es im Endgericht reicht. Denn sie wissen nichts von der Gerechtigkeit Gottes (Röm 10,3), dass Gott selbst die gefallene Schöpfung mit sich selbst versöhnt hat in Jesus Christus. Diese wunderbare Botschaft dürfen wir mit Menschen in unserer Nachbarschaft teilen. Wir haben heute die einzigartige Gelegenheit, vor Ort zahllose Menschen mit Jesus bekannt zu machen, die noch nie die Gute Nachricht gehört haben.

 

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