Gelassenheit kommt von lassen

Katrin Leppert wirkt auf andere oft gelassener, als sie sich fühlt. Ob das mit dem Unkraut im Beet zusammenhängt?

Ich traf sie ganz zufällig, beim Bummel durch ein Möbelgeschäft bei uns um die Ecke: eine Mama aus der PEKiP-Gruppe. Viele Monate hatten wir uns nicht mehr gesehen und verfielen prompt in ein Gespräch. „Willst du nicht zu mir auf einen Kaffee mitkommen?“, fragte ich, ohne lange zu überlegen. „Gern“, kam die Antwort ebenso spontan. Noch während wir in Richtung Zuhause schlenderten, packte mich die innere Unruhe. Ich hatte gar nicht aufgeräumt, und alle Kinder wuselten zu Hause rum! War es nicht eben dieses Chaos, dem ich mit dem kurzen Bummel durch das Möbelgeschäft für eine Weile entkommen wollte? Der Plan war ordentlich fehlgeschlagen. Anstatt mir eine Auszeit zu gönnen, machte ich auf dem Absatz kehrt und brachte sogar noch jemanden mit in unseren Alltagswahnsinn. Noch dazu jemanden, der noch nie bei uns zu Hause gewesen war. Was sollte das für einen Eindruck machen? Insgeheim ärgerte ich mich, dass meine Gastfreundschaft meinem Ordnungstrieb mal wieder zuvorgekommen war. Und gleichzeitig versuchte ich, locker zu bleiben. „Ist doch egal, wie es aussieht.“ „Wichtig ist doch, dass der Kaffee schmeckt und wir ein paar Minuten plaudern können.“ „So schlimm sieht es ja auch nicht aus …“, tröstete ich mich. Gemeinsam stolperten meine Bekannte und ich also durch unseren Flur über unzählige Kinderschuhe auf unser Sofa. Der Kaffee wurde ein Tee und das Gespräch wirklich nett …

Einige Tage später erzählte mir eine Freundin davon, dass besagte Mama ihr von unserem spontanen Teetrinken erzählt hatte. Sie meinte, es gehe bei uns ja zu wie auf dem Bahnhof, und ich sei wohl die Gelassenheit in Person. Gut, dass sie meine hektischen Gedanken nicht hatte lesen können … Gelassen zu sein ist doch etwas Positives, oder nicht? Ich fasste das also mal als Kompliment auf. Aber wie kam sie zu dieser Ansicht?

4 Kommentare
  1. Miriam sagte:

    Vielen Dank für den tollen Artikel! Es ist ein super spannendes Thema. Bei uns bin ich die Gelassene und mein Mann eher nicht. Unsere Ehe zerbricht momentan fast daran. Für ihn ist es schrecklich, wenn unsere Tochter mit sandigen Schuhen das Haus betritt oder beim Müsli essen die halbe Milch im Latz landet.

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  2. DH sagte:

    Danke für den tollen Artikel ! Ich denke die Gelassenheit fehlt vielen ! Warum muss man immer alles perfekt habenund sich selber dabei vergessen ? Ich gönne mir, auch im größten Choas, meine „Freizeit“ oder ein gutes Gespräch, das ist meine Gelassenheit. Die Arbeit läuft nicht davon und ist später auch noch da !

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  3. Lauener-Plüss Naemi sagte:

    Danke für den aus meinem Herz sprechenden Artikel. Ich hab mich so etwas von wieder gefunden….offenstehende Toilettendeckel lässt grüssen. Danke aber auch für die klare Genenargumentation-wie wahr! Manchmal gelingt es besser, mal weniger. Gerade heute hab ich meinem Mann geschrieben, dass ich mir diesen Tag „frei gegeben“ habe-deshalb hab ich auch Zeit zu lesen und kommentieren-wie gut das zwischendurch mal tut.

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  4. Sylvia Heinzelmann sagte:

    Also ich finde den Artikel sehr amüsant. Ich habe geschmunzelt und gelacht. Warum? Weil es genauso auch bei uns zu Hause zugeht. Mit 4 Schulkindern ist immer was los und eben auch alle Nebensächlichkeiten gehören dazu. So auch das Unkraut im Garten!!! Danke für die Ehrlichkeit von Katrin Leppert Einblick in ihr Familienleben zu geben. Und mit der Gelassenheit wollen wir auch ins nächste Schuljahr starten. Das ist uns im Urlaub wichtig geworden. Die Kinder sind nicht ewig zu Hause. Dann bleibt immer noch Zeit sich dem Unkraut im Garten zu widmen.;)

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