Inklusion in der Gemeinde

„Unser Sohn (12) hat eine geistige Behinderung. Die gleichaltrigen Kinder in unserer freikirchlichen Gemeinde besuchen nun den biblischen Unterricht. Wir fragen uns, ob unser Sohn auch daran teilnehmen soll.“

Ihnen geht es wie vielen Eltern eines Kindes mit geistiger Behinderung: Wenn für gleichaltrige Kinder die Zeit des biblischen oder des Konfirmandenunterrichts beginnt, stehen Sie vor einer neuen Herausforderung: Was ist mit unserem Kind? Soll und kann es am „normalen“ Unterricht teilnehmen? Gibt es Alternativen?

ALLE SOLLTEN PROFITIEREN
Die Antwort können Sie für Ihren Sohn nur persönlich finden. Die erste Wahl sollte immer sein: ein gemeinsamer Unterricht mit den anderen, wenn alle davon profitieren. Es gibt durchaus Kinder mit einer geistigen Behinderung, die am „normalen“ biblischen Unterricht teilnehmen können. Wie schätzen Sie Ihren Sohn, seine Fähigkeiten, Besonderheiten und auch Beziehungen innerhalb Ihrer Gemeinde ein? Suchen Sie das Gespräch mit Mitarbeitern, die Ihren Jungen schon kennen: Ist es vorstellbar, dass im biblischen Unterricht Inhalte für ihn in einfachen Worten erklärt und häufig wiederholt werden? Gibt es vielleicht eine Begleitperson, die ihm in der Zeit des Unterrichtes zur Seite steht und auf seine Bedürfnisse individueller eingehen kann? Auf diese Weise können auch Kinder mit Behinderung am biblischen oder am Konfirmandenunterricht teilnehmen. Das erfordert die Bereitschaft, kreativ zu werden, damit alle gut lernen können, und auch die Bereitschaft zur Reflexion, ob es allen damit gut geht.

ALTERNATIVE: BIBEL-ERLEBEN-CLUB
Vielleicht schätzen Sie Ihren Jungen aber auch so ein, dass der reguläre biblische Unterricht eine Überforderung für ihn darstellt: Möglicherweise kann er sich nicht lange konzentrieren, benötigt eine sehr einfache Sprache mit kurzen Sätzen und dass viele Sinne angesprochen werden. Das geht den meisten Kindern mit geistiger Behinderung so. Zudem ist ein klarer, immer wiederkehrender Ablauf wichtig sowie wenige, einfache Lieder und Gebete.

Hier stellt der Bibel-erleben-Club eine Alternative dar. Das ist ein Konzept von 20 vorformulierten Gruppenstunden über alle üblichen Themen des Alten und Neuen Testamentes mit einfachen Liedern, Gebeten und Ritualen. Es werden möglichst viele Sinne angesprochen. Auch ein vorbereiteter Abschlussgottesdienst gehört zum Konzept. Der Bibel-erleben-Club ist für eine kleine Gruppe von sechs bis acht Kindern mit geistiger oder Lernbehinderung vorbereitet und sehr einfach umzusetzen. Man benötigt keine speziellen Vorkenntnisse. Auf Besonderheiten wird vor jeder Einheit hingewiesen.

Falls Sie Bedenken haben, dass in Ihrer Gemeinde nicht genügend Kinder für solch eine Gruppe zusammenkommen: Erfahrungsgemäß finden sich schnell mehrere Kinder in ähnlicher Situation, wenn man Familien von Mitschülern oder aus der Selbsthilfegruppe fragt. Es wäre ideal, wenn der Bibel-erleben-Club mit dem regulären biblischen oder Konfirmanden-Unterricht für bestimmte Themen zusammenarbeiten würde. Vielleicht kann ein gemeinsamer Ausflug oder eine Übernachtung geplant werden? Wenn Sie als Eltern dieses Anliegen mit den Verantwortlichen Ihrer Gemeinde ansprechen, kann man neue Wege finden.

Annette Rebers ist Sozialpädagogin/Sozialarbeiterin und Fachberaterin und hat den „Bibel-erleben-Club“ entwickelt. Sie hat vier Kinder, das älteste ist von einer geistigen Behinderung betroffen; www.perspektivwechsel.jimdo.com

 

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