Junge Familie – grenzenlos glücklich?

„Bin ich wirklich glücklich?“ Ich denke an die letzten durchgemachten Nächte. Wie oft ich aufgestanden bin, weiß ich nicht mehr! Nicht nur, dass Schlaf vor viereinhalb Jahren zu einem raren und exquisiten Luxusgut avancierte. Zusätzlich werden die ohnehin minimierten Tiefschlafphasen abrupt durch ohrenbetäubendes Geschrei „geschreddert“. Meist stellt sich dann – glücklicherweise – heraus, dass kein Einbrecher im Kinderzimmer steht, sondern meine Tochter das tiefe Bedürfnis verspürt, dem kompletten Haushalt samt Vermietern mitzuteilen, dass sie sich in einer extremen Notlage befindet. Sie hat einen schrecklichen „SCHNUPFE(n)!!!!“. Von wem sie wohl den Hang zur Dramatik hat? Nachdem ich mich gezwungenermaßen an die eigene Nase gefasst habe, putze ich kopfschüttelnd und ratlos die Nase meiner Lieblingstochter. Eine knappe halbe Stunde später meckert mein Sohn, der sich passend zum Urlaubsbeginn entschlossen hat, die Grippe zu bekommen. In diesen Momenten fällt es mir schwer, mich als „glücklich“ in der allgemein gängigen Definition zu bezeichnen.

Und genau das ist das Problem. In diesen Momenten fühlt sich nämlich kein Mensch glücklich. Du nicht und ich nicht. Und nur selten kann mir ein Kinderlächeln den mangelnden Schlaf ersetzen. Aber da unsere Vorstellungen von Hollywood geprägt sind, sehen wir im Wort „Glück“ nur lächelnde und strahlende Menschen, die in vollkommener Harmonie mit sich, den andern, der Natur, dem Universum, Bugs Bunny und natürlich den Super-Mario-Brothers leben. Diese Menschen kennen keine Probleme, denn sie sind Schauspieler! Und wir denken komischerweise, dass das „Alice im Wunderland“ der Werbeindustrie der Normalzustand ist, und was wir erleben, folglich „nicht normal“ und somit „nicht gut“ sein muss?

Glück wird anscheinend von vielen nur noch als ein oberflächliches Gefühl missinterpretiert und nicht als tiefe Lebenseinstellung verstanden. Für mich ist der hauptsächliche Bestandteil von Glück aber nicht Euphorie oder Freude, sondern Sinn. Ist etwas es wert, dass ich mich voll und ganz hineingebe? Hat es nach Jahren noch Bestand? Nur dann macht es Sinn. Und alles, was Sinn macht, erfüllt. Erfüllung sättigt ein Leben, macht es lebenswert und konfrontiert einen zeitweise sogar mit dem Luxusproblem, dass sich das Leben übervoll und anstrengend anfühlt. Aber ein Leben ohne Kinder würde sich (für mich!) sinnlos anfühlen. Dann doch lieber phasenweise zu wenig Schlaf.

Die Familie ist dazu noch der beste Platz um zu reifen. Niemand kann sich hier verstellen. Kein „Selfie“ mein gewünschtes „Ich“ bewerben. Nein – was hier passiert, ist echt. Man lacht, man weint, scheitert, vergibt, verzeiht, steht auf und geht weiter – gemeinsam. Gott hält uns durch unsere Familie einen Spiegel vor und fordert uns heraus, an uns zu arbeiten. Wenn wir es zulassen, sehen wir klarer, wer wir wirklich sind. Dadurch könnte unser Herz weicher, unsere Liebe größer und unser Egoismus kleiner werden. Familie macht Sinn, ist tiefes sinnerfülltes Glück.

Bin ich nach dieser Definition glücklich? UND WIE!

Ein Gastbeitrag von Marc Waidelich, Lehrer und Papa von zwei Kindern

 

 

 

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