Satt!

Ein Essen mit Freundinnen füllt nicht nur den Magen, sondern auch das Herz. Von Veronika Smoor

Die ersten Sonnenstrahlen tauchen das Esszimmer in freundliches Morgenlicht. Noch schlaftrunken und in zerknittertem Pyjama fege ich Krümel vom Esstisch und räume leere Weingläser in die Küche. Obwohl ich weniger als sonst geschlafen habe, lächle ich verträumt vor mich hin. Die friedliche Stille (die Kinder schlafen noch!) hängt wie ein duftiger Vorhang in der Luft. Wenn ich genau hinhorche, kann ich den Nachhall des Lachens und der lauten Stimmen hören, die vor wenigen Stunden das Esszimmer füllten. Draußen jubelt ein Sommermorgen und in mir jubelt es mit. Dann öffne ich den Laptop und finde eine Nachricht, die mit folgenden Worten beginnt: „Das Essen mit euch war so schön!!! Bin nach Hause gefahren und war SATT! Und erfüllt von dem Abend.“

KEIN PERFEKTES DINNER

Eigentlich hatte ich eine große Dinnerparty geplant mit allem Drum und Dran. Lampions in unserer Weide, Lagerfeuer, eine Menge Freunde, Cocktails, feiern bis tief in die Nacht. Manchmal überfällt mich ein tiefes Bedürfnis, Freunde um meinen Tisch zu scharen und einen Abend zu verbringen, an dem wir das Essen und die Gemeinschaft genießen, an dem wir den Pause-Knopf in unserem Alltag finden und uns ganz dem Leben zuwenden. Meine Begeisterung klang jedoch in der Woche vor der Party mehr und mehr ab, als immer mehr Leute absagten. Am Ende blieben nur noch zwei Freundinnen übrig. Am Party-Samstag regnete es in Strömen. Der Sinkflug meiner Laune war kaum noch aufzuhalten und ich überlegte, die Feier ganz abzublasen. Aber dann dachte ich an Christina und Chrissi, die an diesem Abend kommen wollten. Zwei Freundinnen, denen ich kein perfektes Dinner vorsetzen musste und vor denen ich mich nicht für unsere abgewetzten Tapeten und altmodischen Küchenfliesen schämte. Vielleicht würde es ja kein rauschendes Fest werden, aber dafür ein entspannter Abend. Ich machte mich mit steigender Laune an die Vorbereitungen, die ich möglichst unaufwändig halten wollte, ganz nach dem Motto: Erst zählt der Mensch, dann das Essen, dann die Deko. Ich mixte Kichererbsen und Tahina zu einem sämigen Hummus. Noch einen Hauch Knoblauch und Kreuzkümmel dazu. Anschließend karamellisierte ich Walnüsse in Ahornsirup und streute sie über einen schlichten grünen Salat mit Erdbeeren und Fetakäse. Vor der Haustür wächst ein Lavendel-Dschungel, aus dem ich mich großzügig bediente und einen Strauß im Marmeladenglas auf den Tisch stellte. Meine einfachen, weißen Stoff-Servietten liegen immer gebügelt und mit Ring versehen im Schubfach und das Silber poliert im Kasten, sodass ich mit wenigen Handgriffen einen Alltags-Kinder- Chaos-Tisch in eine einladende Tafel verwandeln konnte.

 

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