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Die richtige Beikost finden: Brei oder Babyled weaning?

Ab sechs Monaten bekommen Säuglinge meistens Beikost. Was ist sinnvoller: Brei oder Baby-led weaning? Das sind Vor- und Nachteile.

Im zweiten Lebenshalbjahr steigt der Energieund Nährstoffbedarf Ihres Babys. Um diesen zu decken, braucht es neben Muttermilch oder Säuglingsmilchnahrung ergänzende Lebensmittel: Die Zeit der Beikost beginnt. Generationen von Eltern haben ihre Kinder in dieser Zeit mit Breien ernährt. Seit einigen Jahren ist ein weiteres Ernährungs-Konzept im Trend, das Baby-led weaning. Dabei stehen – statt pürierter Breimahlzeiten – feste Lebensmittel auf dem Speiseplan, zum Beispiel gedünstetes Gemüse in Stücken. Das Kind wird außerdem nicht gefüttert, sondern führt sich die kleinen, weichen Nahrungsstücke selbst mit den Händen zum Mund. Welche und wie viel der angebotenen Lebensmittel es isst, entscheidet es selbst.

Alle nötigen Nährstoffe

Die Breikost hat gegenüber dem Baby-led weaning einige Vorteile. Zum einen ist sie ein erprobtes Konzept zur schrittweisen Einführung von drei unterschiedlich zusammengesetzten Breien, das genau auf die ernährungsphysiologischen Bedürfnisse des Säuglings abgestimmt ist. Ein Ernährungsplan mit den verschiedenen Breirezepten für das erste Lebensjahr bietet Orientierung bei der Umsetzung (zu finden auf gesund-ins-leben.de). Beim Babyled weaning ist es schwieriger sicherzustellen, dass das Baby alle nötigen Nährstoffe bekommt. Da es sich selbst füttert, können die Eltern schlechter nachvollziehen, was es in welcher Menge gegessen hat. Zudem hängt die Qualität der Ernährung stark von dem Angebot auf dem Esstisch sowie letztlich der Lebensmittelauswahl des Säuglings ab.

Motorische Fähigkeiten

Zum anderen können die meisten Kinder zum empfohlenen Beikoststart zwischen dem 5. und 7. Monat Breie problemlos essen. Um sich selbst zu füttern, brauchen sie dagegen sowohl mehr motorische Fähigkeiten beim Greifen, Kauen und Schlucken als auch Ausdauer beim Sitzen. Die Einführung von Baby-led weaning beginnt damit meist später als die der Breikost. Muttermilch oder Säuglingsmilchnahrung bleiben deswegen bei vielen durch Fingerfood ernährten Kindern bis weit ins zweite Lebenshalbjahr hinein die hauptsächliche Nährstoffquelle.

Trotzdem müssen sich Brei und Baby-led weaning nicht ausschließen: Werden dem Säugling zusätzlich zu den Breien nährstoffreiche Lebensmittel in Stückchen angeboten, kann er sie mit allen Sinnen erfahren und spielerisch eine gesunde Ernährung entdecken. Auch für Babys, die Brei eher verweigern, kann dies ein Weg sein, sie an feste Nahrung heranzuführen. Wenn Sie sich entscheiden, Ihrem Kind ausschließlich stückige Beikost zu geben, sollten Sie sich durch qualifizierte Kinder- und Jugendärztinnen und -ärzte individuell beraten lassen.

Hanna Seul ist Online-Redakteurin beim Netzwerk „Gesund ins Leben“. gesund-ins-leben.de

Mein Baby ist im Stillstreik!

„Mein Baby verweigert seit ein paar Tagen die Brust und lässt sich nur mit viel Aufwand und Ruhe (im Liegen, mit heruntergelassenen Rollos, niemals in Gesellschaft) stillen. Ist das normal? Ich habe auch Angst, dass es durch diesen ‚Stillstreik‘ zu wenig Milch bekommt und abnimmt.“

Ihr Baby hat bisher problemlos an der Brust getrunken. Jetzt hat sich sein Verhalten komplett verändert – es trinkt nur noch unter besonderen Bedingungen und auch das nicht entspannt. Ihre Angst, dass es dadurch auf Dauer nicht mehr genug Milch erhält, ist verständlich. Viele Mütter, deren Babys plötzlich die Brust verweigern, haben diese Sorge. Sie fühlen sich darüber hinaus häufig persönlich von ihren Babys abgelehnt. Falls dies bei Ihnen auch so ist, seien Sie versichert: Der Stillstreik ist nicht gegen Sie gerichtet!

Meist gibt es für einen Stillstreik einen Auslöser, der dazu führt, dass das Baby das Stillen vorübergehend mit etwas Negativem verknüpft. Und es verweigert auch dann noch die Brust, wenn das eigentliche Problem nicht mehr besteht. Ihr Baby könnte sich zum Beispiel während des Stillens erschreckt haben, es war (oder ist?) krank oder hatte Schmerzen (etwa an der Einstichstelle einer Impfung). Fällt Ihnen dazu etwas ein? Wenn die Ursache noch weiter besteht, wäre es gut, diese – wenn möglich – zu beheben.

DIE SITUATION ENTSPANNEN

Bei einem Stillstreik geht es zunächst darum, die Stillsituation wieder zu entspannen. Sie haben ja schon herausgefunden, welche Bedingungen es Ihrem Baby leichter machen, sich wieder auf das Stillen einzulassen. Behalten Sie das ruhig bei. Sie könnten noch ausprobieren, ob das Stillen besser klappt, wenn Ihr Baby noch im Halbschlaf ist. Dazu passen Sie den Zeitpunkt kurz vor dem Aufwachen ab und bieten direkt Ihre Brust an.

Da sich ein Baby während eines Stillstreiks oft schon beim Anlegen oder sogar auf dem Weg zum gewohnten Stillplatz aufregt und steif macht, kann eine andere Stillposition, ein anderer Ort oder das Stillen beim Herumgehen oder auf einem Gymnastikball helfen. Mit vier Monaten durchschaut Ihr Baby schon viele gewohnte Abläufe. Wenn Sie diese unvorhersehbar machen, können Sie es vielleicht überraschen.

DAS NEIN VERSTEHEN

Und bitte, versuchen Sie, sich keinen Druck zu machen. Auch, wenn das leichter gesagt als getan ist – erinnern Sie sich daran, dass Ihr Baby nicht Sie als Mutter ablehnt, sondern nur vorübergehend die Stillsituation. Wenn Sie es schaffen, das Nein Ihres Babys zu verstehen und zu respektieren, hilft das dabei, schlechte Erlebnisse an der Brust zu vermeiden. Dann wird das Stillen für Sie beide wieder entspannt. Wenn sich Ihr Baby also gegen das Stillen wehrt, machen Sie eine Pause, beruhigen Sie sich beide und versuchen Sie es erneut.

Wenn Sie möglichst viele Situationen ausnutzen, in denen Ihr Baby sich einigermaßen entspannt stillen lässt, wird es wahrscheinlich genug Milch erhalten, bis der Streik wieder abklingt. Behalten Sie bitte trotzdem die Urinmenge und den Allgemeinzustand Ihres Babys im Auge und wenden Sie sich gegebenenfalls an Ihren Kinderarzt. Eine Stillberaterin wird Sie bei Bedarf gern durch den gesamten Streik begleiten und gemeinsam mit Ihnen den für Sie und Ihr Baby passenden Weg finden.

Christiane Stange ist Stillberaterin des La Leche Liga Deutschland e.V.. Illustration: Sabrina Müller, sabrinamueller.com

Bio-Produkte für mein Baby? Mit diesem Ratgeber kaufen Sie das Beste fürs Kind

Sollten Sie für Ihr Baby Bio-Lebensmittel kaufen? Und auf was sollten Sie dabei achten? Expertin Elke Decher gibt Tipps für die richtige Babynahrung.

„Mein Baby steigt nun langsam auf feste Nahrung um. Bisher war mir Bio ja nicht so wichtig. Aber meinem Kind will ich natürlich nur das Beste bieten! Warum sind ‚gute‘ Lebensmittel so wichtig und woran erkenne ich sie?“

Es ist schön, dass Sie nur das Beste für Ihr Baby wollen und nun, bei der Umstellung von der reinen Milchernährung auf Beikost, intensiv über „gute“ Lebensmittel nachdenken. Viele junge Eltern machen sich bei der Ernährung ihres Kindes intensive Gedanken, welche Lebensmittel sich eignen und auch gut und gesund für ihr Kind sind.

Was sind gesunde Produkte?

„Gute“ Lebensmittel – was heißt das eigentlich? Sind damit Bio-Produkte oder eher wenig verpackte, frische, saisonale Lebensmittel aus der Region gemeint? Und ist dieses Essen besonders nährstoffreich und gesund? Es gibt viele verschiedene Kategorien, nach denen sich die Qualität von Lebensmitteln bemisst. Wir haben hier die „Qual der Wahl“!

Bio und Öko: Das steht beides für Lebensmittel, die nach der EU-Ökoverordnung produziert wurden. Hier ist es selbstverständlich, dass keine Gentechnik verwendet werden darf. Es gibt enge Vorschriften, welche Dünge- und Pflanzenschutzmittel genutzt werden können, und das Tierwohl muss bei der Produktion besonders berücksichtigt werden. Es handelt sich also durchweg um Produkte mit hohem Qualitätsstandard! Eine möglichst geringe Umweltbelastung ist hierbei ebenfalls wichtig. Allerdings enthalten Bio-Produkte nicht grundsätzlich mehr Vitamine oder Nährstoffe – im Einzelfall aber schon.

Zusätzlich zum EU-Ökoverordnungslabel können Sie auf Lebensmitteln weitere Label verschiedener Anbieter oder Länder finden, die häufig noch strengere Maßstäbe vorgeben. Bei Eiern sehen Sie am Kennzeichnungsstempel, ob es sich um Bio-Eier handelt, wenn Sie dort als erste Ziffer eine „0“ lesen.

Sind Bio-Produkte ihren Preis wert?

Bio-Landwirtschaft ist teurer, da sie insgesamt arbeits- und kostenintensiver ist. Leider wird noch immer ein Teil der Bio-Produkte im Supermarkt in Plastik verpackt angeboten. Wer Verpackung (auch aus nachwachsenden Rohstoffen) einsparen möchte, um nachhaltiger einzukaufen, sollte dies in Unverpackt- oder Bioläden tun. Auch wer auf dem Wochenmarkt unverpacktes Obst und Gemüse – als Saisonware möglichst aus der Region – einkauft, tut etwas „Gutes“, weil er dort nährstoffreiche Lebensmittel mit „Nachhaltigkeitsgedanken“ erwerben kann. Für die ganz Kleinen ist aber auch das „Bio-Gläschen“ eine recht gute, sichere und qualitativ hochwertige Alternative. Vielleicht haben Sie auch einen Bio-Bauernhof in Ihrer Nähe, eventuell sogar mit Hofladen, in dem Sie sichere, gesunde (weil nährstoffreiche) und nachhaltig produzierte Lebensmittel kaufen können.

Elke Decher ist Diplom-Ökotrophologin und unterrichtet Ernährung, Hauswirtschaft und Gesundheits- und Naturwissenschaften an einem Berufskolleg.

Bio-Produkte für mein Baby?

„Mein Baby steigt nun langsam auf feste Nahrung um. Bisher war mir Bio ja nicht so wichtig. Aber meinem Kind will ich natürlich nur das Beste bieten! Warum sind ‚gute‘ Lebensmittel so wichtig und woran erkenne ich sie?“

Es ist schön, dass Sie nur das Beste für Ihr Baby wollen und nun, bei der Umstellung von der reinen Milchernährung auf Beikost, intensiv über „gute“ Lebensmittel nachdenken. Viele junge Eltern machen sich bei der Ernährung ihres Kindes intensive Gedanken, welche Lebensmittel sich eignen und auch gut und gesund für ihr Kind sind.

SIND „GUTE“ LEBENSMITTEL AUCH GESUND?

„Gute“ Lebensmittel – was heißt das eigentlich? Sind damit Bio-Produkte oder eher wenig verpackte, frische, saisonale Lebensmittel aus der Region gemeint? Und ist dieses Essen besonders nährstoffreich und gesund? Es gibt viele verschiedene Kategorien, nach denen sich die Qualität von Lebensmitteln bemisst. Wir haben hier die „Qual der Wahl“!

Bio und Öko: Das steht beides für Lebensmittel, die nach der EU-Ökoverordnung produziert wurden. Hier ist es selbstverständlich, dass keine Gentechnik verwendet werden darf. Es gibt enge Vorschriften, welche Dünge- und Pflanzenschutzmittel genutzt werden können, und das Tierwohl muss bei der Produktion besonders berücksichtigt werden. Es handelt sich also durchweg um Produkte mit hohem Qualitätsstandard! Eine möglichst geringe Umweltbelastung ist hierbei ebenfalls wichtig. Allerdings enthalten Bio-Produkte nicht grundsätzlich mehr Vitamine oder Nährstoffe – im Einzelfall aber schon.

Zusätzlich zum EU-Ökoverordnungslabel können Sie auf Lebensmitteln weitere Label verschiedener Anbieter oder Länder finden, die häufig noch strengere Maßstäbe vorgeben. Bei Eiern sehen Sie am Kennzeichnungsstempel, ob es sich um Bio-Eier handelt, wenn Sie dort als erste Ziffer eine „0“ lesen.

SIND BIO-PRODUKTE IHREN PREIS WERT?

Bio-Landwirtschaft ist teurer, da sie insgesamt arbeits- und kostenintensiver ist. Leider wird noch immer ein Teil der Bio-Produkte im Supermarkt in Plastik verpackt angeboten. Wer Verpackung (auch aus nachwachsenden Rohstoffen) einsparen möchte, um nachhaltiger einzukaufen, sollte dies in Unverpackt- oder Bioläden tun. Auch wer auf dem Wochenmarkt unverpacktes Obst und Gemüse – als Saisonware möglichst aus der Region – einkauft, tut etwas „Gutes“, weil er dort nährstoffreiche Lebensmittel mit „Nachhaltigkeitsgedanken“ erwerben kann. Für die ganz Kleinen ist aber auch das „Bio-Gläschen“ eine recht gute, sichere und qualitativ hochwertige Alternative. Vielleicht haben Sie auch einen Bio-Bauernhof in Ihrer Nähe, eventuell sogar mit Hofladen, in dem Sie sichere, gesunde (weil nährstoffreiche) und nachhaltig produzierte Lebensmittel kaufen können.

Elke Decher ist Diplom-Ökotrophologin und unterrichtet Ernährung, Hauswirtschaft und Gesundheits- und Naturwissenschaften an einem Berufskolleg. Illustration: Sabrina Müller, sabrinamueller.com

Wenn Stillen zur Qual wird

Stillberaterin Martina Parrish empfiehlt jungen Müttern, erst einmal die Ruhe zu bewahren, wenn es mit dem Stillen nicht gleich klappt.

Allenthalben wird Müttern empfohlen, ihr Baby zu stillen, weil Muttermilch das Beste und Stillen gut für die Bindung ist. Aber was, wenn es Schwierigkeiten gibt?

Es kommt auf den Zeitpunkt an. Wenn es um die ersten Tage geht, sollten Mütter versuchen, erst einmal Ruhe zu bewahren. Es ist normal, dass es am Anfang Schwierigkeiten beim Stillen gibt. Da ist es hilfreich, eine Stillberaterin oder die Wochenbetthebamme hinzuzuziehen, die viel Erfahrung auf diesem Gebiet haben und gute Tipps geben können. Es kann bis zu sechs Wochen dauern, bis sich das Stillen eingespielt hat.

Wann ist für Sie als Stillberaterin ein Punkt erreicht, wo Sie Müttern raten, vom Stillen abzusehen?

Diesen Zeitpunkt kann nur die Mutter selbst bestimmen. Wenn sie spürt, dass sie kräfte- und nervenmäßig an ihre Grenzen kommt, empfehle ich ihr, sich eine Frist zu setzen, wie lange sie noch – möglichst unter fachkundiger Begleitung – versuchen möchte, eine gute Stillbeziehung aufzubauen. Sollten Probleme wie entzündete, vielleicht auch blutende Brustwarzen, wiederkehrende Milchstaus und ein nicht zunehmendes Kind auch mit Hilfe einer Fachfrau nicht zu beseitigen sein, kann es für Mutter und Kind die sinnvollere Lösung sein, auf die Flasche umzusteigen.

Wenn es nicht klappt

Welche Alternativen zum Stillen gibt es?

Wenn man merkt, dass man zwar stillen kann, aber die Milch nicht ausreicht, ist eine Mischform aus Muttermilch und Pre-Milch eine gute Alternative. Wichtig beim Flaschenkauf ist es, auf einen Sauger zu achten, der der Brust sehr ähnlich ist, damit es zu keiner Saugverwirrung beim Säugling kommt. Es gibt inzwischen eine ganze Reihe an guten Formula-Angeboten im Handel. In jüngster Zeit hat man dem Milchpulver sogenannte Humane Milch-Oligosaccharide zugesetzt, das sind Zuckermoleküle, die auch in der Muttermilch enthalten sind und den Aufbau der Darmflora unterstützen. Es reicht, dem Baby im ersten Lebensjahr Pre-Milch zu geben.

Schadet es der Mutter-Kind-Bindung, wenn Mütter ihren Babys die Flasche statt der Brust geben?

Überhaupt nicht. Wenn eine Mutter am Ende ihrer Kräfte und jede Stillmahlzeit für sie ein Horror ist, weil es ihr wehtut oder das Kind nicht satt wird und schreit, dann wird die Bindung zwischen Mutter und Kind auch nicht gestärkt, sondern eher gefährdet. In so einer Situation wird dem Kind eine ambivalente Botschaft vermittelt: Es darf zwar an die Brust, aber innerlich ist die Mutter auf Gegenwehr geschaltet. Wenn es über einen langen Zeitraum so geht, dann leidet die Beziehung darunter. Dann rate ich: Nimm dein Kind liebevoll in den Arm, guck ihm in die Augen, gib ihm die Flasche und genieße die Zweisamkeit.

Was Väter tun können

Wie kann der Partner helfen?

Ermutigen und unterstützen Sie Ihre Frau in dem, was sie will und braucht und verwöhnen Sie sie auch in den Stillmomenten, zum Beispiel, indem Sie Ihr ein Glas Wasser oder einen Tee ans Sofa oder ans Bett stellen. Versuchen Sie, ihr den Druck zu nehmen und hinter ihr zu stehen. Für die Frauen ist es auch wichtig, dass die Papas eine intensive Beziehung zum Kind aufbauen und ihr zeigen, dass sie einen Teil der Verantwortung übernehmen.

Dauernuckeln

„Unser vier Monate alter Sohn schreit die ganze Nacht und lässt sich durch nichts beruhigen. Eigentlich findet er nur beim Stillen in den Schlaf. Das führt dazu, dass ich die Nacht über dauerstille und selbst kaum schlafe. Was können wir tun?“

Die kleinen Dauernuckler können eine Mutter ganz schön an ihre Grenzen bringen. Was können Sie tun, wenn Ihr Baby zu dieser Spezies gehört? Zunächst einmal gilt es natürlich abzuklären, ob ein körperliches Problem dahintersteckt. Hat das Kind vielleicht Hunger und muss sich deswegen nachts vermehrt Nahrung holen? Nimmt es ausreichend zu? Hat es Schmerzen und braucht das Saugen als lindernde Maßnahme? Diese und ähnliche Fragen können Sie mit Ihrer Hebamme oder Ihrem Kinderarzt besprechen und sollten das auch tun, wenn Sie selbst unsicher sind, wo das Problem des kleinen Schreihalses liegt.

SCHLECHTE GEWOHNHEIT

In den meisten Fällen handelt es sich allerdings um eine Gewohnheit, die sich im Laufe der Zeit eingespielt hat. Das Kind hat sich an die Beruhigung an der Brust gewöhnt und fordert dies vehement ein. Es gilt also eine Gewohnheit liebevoll abzutrainieren und durch andere zu ersetzen.
Zunächst einmal würde ich einem Baby mit einem starken Saugbedürfnis einen Schnuller anbieten. Bei vielen dauert es eine ganze Zeit, bis sie diese Beruhigungshilfe wirklich verstehen und akzeptieren, bleiben Sie also dran!
Der zweite wesentliche Ansatz zur Verbesserung der Situation besteht darin, die Kleinen nicht mehr an der Brust einschlafen zu lassen, sondern kurz bevor sie einschlafen, ins Bett zu legen, sodass sie diesen Wechsel bewusst wahrnehmen. Ein Kind, das an der Brust einschläft, spürt in Leichtschlafphasen, dass es nun woanders liegt, und wird wach, um zu kontrollieren, ob Mama oder Papa noch da sind. Meist fordern sie in dieser Situation dann den Ausgangszustand wieder ein – sie wollen also wieder an die Brust.

SATT WERDEN

Im Alter von vier Monaten ist es normal, dass ein Säugling nachts noch Nahrung braucht. Achten Sie darauf, dass Ihr Kind wirklich eine vollständige Mahlzeit zu sich nimmt und nicht nur so lange an der Brust nuckelt, bis der erste Hunger gestillt ist. Dazu kann es nötig und hilfreich sein, sich hinzusetzen, auf die Uhr zu schauen (damit Sie bei der nächsten Beschwerde Ihres Nachwuchses wissen, wann er das letzte Mal etwas zu trinken bekommen hat) und wenn möglich beide Brüste anzubieten. Achten Sie auch tagsüber darauf, dass Ihr Kind sich wirklich satt trinkt. Ab einem Alter von drei bis vier Monaten lassen sich viele Kinder so leicht ablenken, dass sie am Tage nur wenig trinken und sich den Rest in der Nacht holen. Ziehen Sie sich mit einem solchen Kind zum Stillen in eine reizarme Umgebung zurück.
Manche Kinder wollen nach einigen Monaten auf dieser Welt allerdings auch schon etwas „Richtiges“ essen. Achten Sie auf Reifezeichen, die darauf hinweisen, dass der erste Brei fällig ist. Was diese kleinen Menschen brauchen, wenn sie weinen, ist auf jeden Fall die Nähe einer engen Bindungsperson! Ob Sie die Brust als Beruhigungshilfe einsetzen, oder ob die Brust einzig und alleine zur Nahrungsaufnahme dient, das ist eine der vielen Entscheidungen, die jede Mutter für sich treffen muss – besser: darf!

Martina Parrish ist Hebamme und Stillberaterin und arbeitet in der Hebammenpraxis Fokus Leben in Berlin.

Brei war gestern

 „In unserem Freundeskreis werden kaum noch Kinder mit Brei gefüttert, stattdessen liegt Fingerfood im Trend. Was ist dran an der neuen Methode?“

Generationen von Eltern und Großeltern machten dem Nachwuchs das Essen vom Löffel mit einem Gemüse-Kartoffel-Fleisch-Brei oder einem Obst- Getreide-Brei schmackhaft. Nun soll der Löffel weg und das Baby selbst entscheiden, was und wie viel es essen möchte. – Geht das denn? Ja, behauptet die Gesundheitsberaterin Gil Rapley aus Großbritannien. Ihre These lautet: „Macht euch keinen Stress und lasst das Baby selbst entscheiden.“ Allmählich schwappt die Welle aus Großbritannien auch zu uns herüber: Eltern können austesten, wann ihr Baby Lust auf Fingerfood hat. Der Zeitpunkt richtet sich dabei nicht nach der als sinnvoll angesehenen Nährstoffergänzung, sondern allein nach dem Kind. Zum Beispiel bieten Eltern ihren Kindern ein Stück Melone (vorher die Kerne entfernen), einen gegarten Broccoli oder auch ein Stück Fleisch zum Rumknabbern an. Rapley meint, dass die Babys ein sehr gutes Gespür dafür haben, was sie wann brauchen. „Baby led weaning“ heißt diese vom Kind gesteuerte Methode.

DIE MISCHUNG MACHT’S
Doch Fingerfood und Babybrei müssen nicht zwangsläufig gegeneinander stehen. Beides zu kombinieren ist sicherlich eine gute Lösung. Beim traditionellen Brei können Eltern sicher sein, dass ihr Kind genau die Nährstoffe bekommt, die es zu diesem Zeitpunkt braucht. Zum Beispiel sollte Eisen, wichtig für Wachstum und Blutbildung, nach vier Lebensmonaten über die Nahrung zugeführt werden. Fleisch ist ein guter Eisenlieferant, aber auch Vollkorngetreide und verschiedene Gemüsesorten. Wie viel Eisen bekommt das Baby aber, wenn es an einem Fleischstück lutscht? Denn abbeißen und zerkauen kann es das mit fünf oder sieben Monaten sicher noch nicht. Kombiniert man beide Methoden, so gibt der Brei die Sicherheit einer ausgewogenen Nährstoffzusammensetzung und das Fingerfood dem Baby die Möglichkeit, sein Essen mit allen Sinnen zu genießen: Das Kind kann die Nahrung in ihrer natürlichen Form sehen, riechen, schmecken und fühlen und somit ganzheitlich erleben. Das kann eine echte Bereicherung in der Erfahrungswelt des Kindes sein. Allerdings gilt auch hier, genauso wie bei der guten alten Brotkruste, auf der schon unsere Großeltern ihre Sprösslinge herumkauen ließen: Nie das Kind damit allein lassen! Manchmal schafft das Baby es doch, selbst ohne Zähne, ein großes Stück davon abzureißen und dann kann es gefährlich werden, wenn es versucht, dieses hinunterzuschlucken.

WAS ANBIETEN?
Sticks aus gegarten Karotten, Äpfel- oder Birnenstücke, Salatgurkensticks oder Melonen-, Mango- oder Papaya- Streifen sind Köstlichkeiten für kleine Finger. Nussstücke, ganze Nüsse, Sardellen, Chips, also Scharfes, Salziges, Süßigkeiten oder Lebensmittel, die leicht verschluckt werden können, sind für Kleinkinder ungeeignet. Bei den Kleinsten gilt also genauso wie bei uns Erwachsenen: Fingerfood ist toll, aber das Essen mit Besteck hat ebenso einen Stellenwert im Rahmen der Ernährungserziehung, es gehört zur Tischkultur.

Elke Decher ist Diplom-Oecotrophologin (Ernährungswissenschaftlerin) und unterrichtet Ernährung und Hauswirtschaft, hauswirtschaftliche Versorgung und Naturwissenschaften an einem Berufskolleg.

Von der Brust zur Flasche

„Leider klappt bei uns das Stillen nicht, und ich möchte mit meiner vier Wochen alten Tochter auf die Flasche umsteigen. Was muss ich beachten?“

Vermutlich können Sie es schon nicht mehr hören: „Stillen ist das Beste für dein Kind.“ Ich mute es Ihnen trotzdem zu, weil ich weiß, dass viele Frauen durch eine fehlende, ungenügende oder frustrierende Begleitung in die Stillbeziehung hinein entmutigt werden. Sollten Sie zu diesen Frauen gehören, rate ich Ihnen – bevor Sie auf die Flasche umsteigen –, sich eine fachkundige Stillberaterin zu suchen, die Sie in Ihrem Wunsch zu stillen so unterstützt, dass es für Sie zu einem angenehmen Geschehen wird. Es kann aber auch Situationen geben, in denen das Umsteigen auf die Flasche sinnvoll ist und die familiäre Situation entspannt. Das Füttern mit der Flasche sollte genauso bindungsorientiert geschehen wie das Stillen. Nehmen Sie Ihr Kind liebevoll in den Arm, machen Sie es sich gemütlich, sprechen Sie mit ihm und schauen Sie Ihrem Kind in die Augen.

LANGSAME UMGEWÖHNUNG
Was gibt es nun zu bedenken beim Übergang von der Brust auf die Flasche? Insgesamt sollten Sie mit ca. sechs bis acht Wochen für den Wechsel rechnen, damit sich Ihre Brust und der Darm des Kindes langsam umgewöhnen können. Füttern Sie im ersten Lebensjahr grundsätzlich eine Pre-Nahrung. In Test-Zeitschriften werden die gängigen Nahrungen regelmäßig bewertet. Das hilft bei der Entscheidung für eine Marke. Wählen Sie einen schwergängigen Sauger, damit Ihr Kind auch an der Flasche „arbeiten“ muss und nicht zu schnell die Brust verweigert.

SCHRITT FÜR SCHRITT
Beginnen Sie eine Mahlzeit Schritt für Schritt zu ersetzen, indem Sie Ihr Kind zuerst an der Brust trinken lassen. Es sollte die Brust nicht ganz leer trinken. Bieten Sie ihm die Flasche an, nachdem der größte Hunger gestillt ist. Sollte Ihr Kind sich nicht von der Brust abnehmen lassen, können Sie auch erst die Flasche anbieten, dann die Brust. Durch dieses Vorgehen gewöhnt sich Ihre Brust langsam daran, dass weniger Milch gebraucht wird. Lassen Sie Ihr Kind immer kürzer an der Brust und dafür länger aus der Flasche trinken, bis diese Mahlzeit nur noch mit der Flasche gefüttert wird. Nach ca. einer Woche beginnen Sie mit der zweiten Mahlzeit, wobei die sich möglichst nicht direkt an die erste anschließen sollte. Bei allen anderen Mahlzeiten gehen Sie genauso vor.

HILFEN
Wenn Sie zwischendurch ein unangenehmes Spannungsgefühl auf der Brust haben, streichen Sie sie vorsichtig aus. Auch feuchte Wärme kann helfen, die überschüssige Milch abfließen zu lassen. Bitte nicht abpumpen, dadurch wird die Milchbildung angeregt. Zusätzlich können Sie die Brust kühlen und die Milchbildung durch das Trinken von Pfefferminz- oder Salbeitee reduzieren. Ein medikamentöses Abstillen sollte nur in Ausnahmefällen erfolgen, da die Medikamente zu einer depressiven Verstimmung führen können. Ich wünsche Ihnen und Ihrem Kind einen entspannten und kuscheligen Wechsel von der Brust zur Flasche.

Martina Parrish ist Hebamme und Stillberaterin und arbeitet in der Hebammenpraxis Fokus Leben in Berlin.

Der Beikost-Start

„Meine Tochter ist fünf Monate alt und wir kommen mit dem Stillen gut klar. Nun bin ich aber unsicher, wann ich mit der Beikost beginnen soll. Muss man wirklich mit Beginn des 7. Monats Brei füttern, wie es oft zu
lesen ist?“

Es gibt keinen fixen Termin, an dem unbedingt Beikost eingeführt werden müsste. Frühestens zu Beginn des 5. Lebensmonats, eher nach dem 6. Lebensmonat ist es für die meisten Babys soweit. Voraussetzungen für den Start sind:

  • Eine gute Hand-Mund-Koordination (das Baby kann Dinge greifen und zielgerichtet zum Mund führen)
  • Deutliches Interesse an Nahrung
  • Der Zungenstoßreflex ist verschwunden (das Baby kann die Nahrung schlucken und stößt sie nicht mehr mit der Zunge heraus).
  • Das Baby kann für die Mahlzeit mit geringer Unterstützung im unteren Rücken aufrecht sitzen (auf dem Schoß oder im Hochstuhl).

SPASS AM ESSEN
Nun kann am Familientisch experimentiert werden: Was sich gut greifen lässt und mit den Kieferleisten zerkleinert werden kann, ist bis auf wenige Ausnahmen geeignet. Zu diesen Ausnahmen gehören Nahrungsmittel, an denen sich das Kind verschlucken kann, Honig für das gesamte erste Lebensjahr und Kuhmilch (frühestens nach dem vollendeten 6. Lebensmonat, gekocht als Brei und in kleinen Mengen geben). Natürlich müssen die Eltern dabei bleiben und rechtzeitig eingreifen, falls zu große Stücke im Mund landen und damit das Baby sich nicht verschluckt. Das Lernziel lautet: Essen ist interessant und macht Spaß!

Laut Weltgesundheitsorganisation WHO soll während des gesamten ersten Lebensjahres die Muttermilch Hauptnahrungsquelle sein, die Nährstoffe muss das Baby also erst einmal nicht über Beikost-Anfänge abdecken. Es geht eher darum, neben den Milchmahlzeiten spielerisch Erfahrungen mit Essen zu sammeln, als sofort Mahlzeiten umzustellen. Wer das anschließende Saubermachen scheut, k ann auch B rei f üttern. D as gilt natürlich auch, wenn das Baby weichere Konsistenzen bevorzugt.

VERSORGUNG MIT EISEN
Selbst wenn irgendwann recht große Portionen verputzt werden, möchten viele Kinder direkt im Anschluss gestillt werden. Das ist ganz normal und auch sinnvoll: Muttermilch enthält unter anderem Enzyme, die das Verdauungssystem bei seiner neuen Hochleistungsaufgabe unterstützen.

Die Empfehlung, spätestens nach dem vollendeten 6. Lebensmonat mit Beikost zu beginnen, hängt mit der Organreifung zusammen. Andere Nahrung kann jetzt besser verdaut werden. Außerdem sind dann die frühkindlichen Eisenreserven verbraucht – Eisen sollte nun über die Nahrung zugeführt werden. Muttermilch enthält zwar relativ wenig Eisen, aber in günstiger Verfügbarkeit, sodass die Sorge um Eisenmangel beim bis dahin voll gestillten, gesunden Kind erst einmal unnötig ist. Dennoch sollte Eisen nun über die Nahrung ergänzt werden, wobei tierisches Eisen besser aufgenommen werden kann als pflanzliches. Zusätzlich kann die Eisenaufnahme durch Vitamin C unterstützt werden. Neben Fleisch sind (hartgekochtes) Hühnereigelb, Vollkorn- oder Hirsebrei gute Eisenlieferanten für das Baby. Vitamin C könnte über Obst, aber auch (neue Pell-)Kartoffeln oder Petersilie zugeführt werden.

Das Lebensalter ist für die Einführung von Beikost weniger entscheidend als das kindliche Verhalten. Der Start sollte weder forciert noch unnötig hinausgezögert werden.

Heike Gutknecht-Stöhr ist Krankenschwester und Laktations- und Stillberaterin IBCLC. Sie ist verheiratet und hat zwei erwachsene Kinder.

Die lieben Großeltern

Ein Gastbeitrag von Anke Bürckner

„Ihr könnt ihr doch nicht ewig Bioessen geben. Sie muss doch auch mal was anderes kriegen.“ „So ein bisschen Vanillesoße kann sie doch schon bekommen, ist doch nicht viel anders als ihre Milch.“ „Wir können ihr ja mal eine rohe Kartoffel geben, zum Draufrumnagen.“ „Das Innere der Krokette kann sie doch schon essen.“ „Wir können ihren Nuckel doch mal in Honig tunken.“

Sie – das ist unsere acht Monate alte Tochter. Die Ratschläge stammen alle von ihren Großeltern und wurden uns mit unzähligen anderen gutgemeinten Tipps in den letzten vier Monaten gegeben. Am Anfang machten mein Mann und ich uns noch die Mühe, genau zu erklären, warum Vanillesoße eben doch anders ist als Muttermilch und sie mit vier Monaten noch nicht bereit ist, etwas anderes zu trinken als ihre Milch. Doch nachdem ich nun gefühlte hundertmal die Vorzüge von Bionahrungsmitteln und selbst gekochten Breien heruntergeleiert habe, habe ich darauf keine Lust mehr. Leider ist mir noch keine Alternative dazu eingefallen, die das Verhältnis zu den Großeltern nicht nachhaltig verschlechtern würde.

Ich habe eigentlich immer gedacht, dass sich Großeltern wahnsinnig freuen müssten, wenn sie wissen, dass ihr Enkelkind altersentsprechend und gesund von seinen informierten Eltern ernährt wird. Oft war ich fassungslos und aufgewühlt nach den Zusammentreffen mit den Großeltern. Mein  Mann brachte dann zumindest für seine Eltern eine schlüssige Erklärung hervor: das schlechte Gewissen. Vor dreißig Jahren galten völlig andere Empfehlungen als heute, und dass diese sich nun als falsch entpuppen, tut den Großeltern weh. Häufig waren die Umstände, unter denen die Kinder damals aufwuchsen, völlig andere. Es war weniger Geld und vielleicht auch weniger Zeit da, denn Kinder bekam man damals früher, man war noch nicht so lange berufstätig und die Hausarbeit war mühsamer, sodass nicht so viel Zeit blieb, um Fachliteratur zu wälzen, Biofleisch und Biogemüse zu delikaten Breien zu kochen oder stundenlang ausgelassen zu spielen. Die Großeltern fühlen sich durch diese Tatsache vielleicht etwas schuldig, besonders wenn sie bei jedem Besuch vorgelebt bekommen, dass wir nun das Geld, das Wissen und die Zeit haben, um für unsere Tochter das Beste zu ermöglichen.

Bei meinen Eltern vermute ich einen etwas anderen Grund. Wir leben 250 km von ihnen entfernt. Wir verbringen die Feiertage und Schulferien bei ihnen, damit sie trotz der Entfernung eine gute Beziehung zu ihrem Enkelkind aufbauen können. Bei ihnen ist wohl der Wunsch, unsere Tochter zu verwöhnen, der Auslöser für den ständigen Vorschlag, ihren Nuckel in selbst geschleuderten Honig zu tunken. Ich weiß nicht, wie oft ich schon versucht habe, über die Risiken von Honig für Kinder unter einem Jahr aufzuklären. Vergeblich. Sie wollen ihrem Enkelkind im Gedächtnis bleiben und die Zeit mit ihnen soll von unserer Tochter als besonders schön wahrgenommen werden, damit sie immer wieder gern ihre Großeltern besucht.

Meine Oma wohnte 40 km von mir entfernt, aber da war es auch so. Die Besuche bei ihr waren immer besonders schön, weil es anders war als zu Hause. Es gab anderes Essen, andere Fernsehsender (meine Eltern hatten nur drei Programme) und andere Aktivitäten. Ich erinnere mich noch, wie meine kleine Schwester vom Besuch unserer Oma mit pinken Strähnen in den Haaren zurückkehrte und meine Eltern das damals unmöglich fanden, weil sie nicht um Erlaubnis gefragt wurden. Ich fand das damals ziemlich cool von meiner Oma, würde heute aber auch sauer sein, wenn meine Eltern oder Schwiegereltern so etwas ohne Absprache machen würden.

Mit der Geburt unserer Tochter haben sich die Generationen verschoben und damit auch die Wünsche und Erwartungen. Für die nun zu Großeltern gewordenen bedeutet das: Sie wollen weiterhin ihre Erfahrungen weitergeben und mitbestimmen, werden aber nun von den Neu-Eltern in ihre Schranken gewiesen und müssen erkennen, dass sie – aus heutiger Perspektive betrachtet – vielleicht sogar Fehler in der Erziehung gemacht haben. Das tut weh und sollte von der Elterngeneration aufgefangen werden, auch wenn das bedeutet, dass man zum hundertundersten Mal noch ruhig erklärt, warum der Brei aus Biozutaten bestehen sollte und warum Honig gefährlich sein kann.

Das Problem ist nur, dass man sich als Neu-Eltern nicht respektiert fühlt, wenn immer wieder der gleiche, in den eigenen Augen völlig unsinnige Vorschlag gemacht wird. Und dieses Gefühl verletzt dann wiederum die jungen Eltern.

Der Idealzustand wäre natürlich, wenn die Eltern und die Großeltern sich in ihrer jeweiligen neuen Rolle wertgeschätzt fühlen. Dies lässt sich vielleicht mit Teilhabe erreichen. Die Eltern sollten den Großeltern Aufgaben übertragen und sie dafür loben, wenn sie diese Aufgaben toll bewerkstelligen. Dann fällt es den Omas und Opas auch leichter, Grenzen zu akzeptieren, wenn sie einen Bereich haben, auf dem sie „Experten“ sind. Wir haben sie unsere Tochter mit dem von uns gekochten Brei füttern lassen. Dann ließen die Nachfragen bezüglich der Zubereitung etwas nach. Natürlich gibt es auch weiterhin Reibungspunkte, aber diese gibt es schließlich überall, wo unterschiedliche Generationen und Ansichten aufeinander treffen und ohne die das Leben um einiges langweiliger wäre.

Anke Bürckner

 

Habt ihr ähnliche Erfahrungen gemacht?

Wie regelt ihr solche Meinungsverschiedenheiten mit den Großeltern?