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Kreativität – Was Kinder dazu brauchen

Im Ausleben von Kreativität erleben Kinder Lebensfreude und Erfüllung. Heilpädagogin Sonja Krebs zeigt, warum Kinder dazu einen geschützten Raum brauchen und wie Eltern sie dabei unterstützen können.

Menschen sind von sich aus kreativ. Und wenn ich von Kreativität schreibe, meine ich nicht das Fensterbild aus Tonkarton, ein mit Pinsel gemaltes Bild oder ein musikalisches Wunderwerk. Kreativität ist viel mehr und sichert unser Überleben, da sie Weiterentwicklung, Ausprobieren, Experimentieren beinhaltet. Es ist die Kraft, zu gestalten und schöpferisch zu wirken. Es ist die Kraft, gedanklich in die Weite zu gehen und kreative Lösungen zu finden.

Kreativität gibt Kraft

Kreative Ideen sind gerade in der aktuellen Zeit, angesichts des Klimawandels und Krisen verschiedenster Art, notwendig. Wir sind gefordert, Neues zu denken und zu entwickeln und in die Umsetzung zu kommen. Kreatives Schaffen im Sinne von musischen und künstlerischen Tätigkeiten kann in persönlichen Herausforderungen wirksam unterstützen, Zugang zu eigenen Kraftquellen, Fähigkeiten und Bedürfnissen zu erschließen.

Somit macht es in jeglicher Hinsicht Sinn, Kinder in ihrer Kreativität zu stärken. Denn diese stärkt nicht nur ihre Lebenszuversicht und Resilienz. Aus der Schöpferkraft fließen auch Kraft und Freude für das Leben. Kreativität ermöglicht, aus spielerischer Lebensfreude und Zuversicht heraus vertrauensvoll ins Handeln zu kommen und das Zusammenspiel von eigenem Handeln und Wirksamkeit zu erleben. Diese kann allein oder in der Interaktion mit Mitmenschen geschehen.

Wertschätzend unterstützen

Doch was braucht es im Alltag, damit ein Kind kreativ sein und diese wertvollen Aspekte erleben kann? Erforderlich ist zunächst ein wertschätzender Rahmen. Kinder brauchen Zeit, Wärme und Halt, um sich entfalten zu können. Kreatives Schaffen braucht keine Bewertung von richtig oder falsch, sondern Bestätigung: „Ich sehe dich, ich traue dir zu, dass du voller Ideen steckst, und ich glaube daran, dass du neue Lösungswege finden kannst.“ Das kann beim Malen eines Bildes sein oder bei einer Gesprächsbegleitung im Konflikt mit Mitschülern. Auch hier können kreative Wege gefunden werden: Welche Möglichkeiten habe ich? Was kann ich tun? Auf welche Erfahrungen und Fähigkeiten kann ich zurückgreifen? Was kann ich neu ausprobieren?

Dafür braucht es mein echtes Zutrauen in die Fähigkeiten des Kindes und die Bereitschaft, diese auch gemeinsam freizulegen. Oft sind Kinder verunsichert, weil sie glauben, etwas nicht zu können oder etwas Perfektes schaffen zu müssen. Dadurch wird die Schaffensfreude gehemmt. Darum gilt es, Kinderbilder nicht zu bewerten, sondern wertschätzend zu unterstützen und zum Beispiel gemeinsam herauszufinden, welche Lieblingsstelle das Kind auf seinem Bild findet. Gern darf es erzählen, was es so daran mag. Es geht nicht um das Endprodukt, sondern um die Freude am Kreativsein. Dabei sollten sich Kinder wie Erwachsene nicht vom Lob oder der Kritik anderer abhängig machen, sondern ein Gefühl dafür entwickeln, was für sie stimmig ist und ihnen selbst gefällt.

Sich selbst kennenzulernen, dient im Lebensalltag dazu, eine eigene Meinung und Haltung zu entwickeln und den Selbstwert nicht von anderen abhängig zu machen. Und aus der innigen Verbindung zu mir selbst kann dann eine echte Verbindung zum Gegenüber entstehen.

Alle Sinne aktiv

Der Wald ist ein wunderbares und kreatives Spielfeld. Das Kind kann sich fragen – oder von den Eltern zu Fragen angeregt werden: Welches Bedürfnis habe ich – Ruhe oder Action? Was steht mir zur Verfügung? Benötige ich in der Umsetzung meiner Idee Unterstützer? Baue ich mir eine Hütte oder Wippe oder lege ich mit Naturmaterialien ein Bodenbild? Lege ich mich selbst auf den Waldboden und nehme alles um mich herum wahr und lasse meine Gedanken fantasievoll schweifen? Es gibt viele individuelle Wege, kreativ zu sein. Gerade im Wald sind alle Sinne aktiv und wachsam: Ich sehe, lausche, betrachte, nehme den Duft wahr, nehme meine Bewegung wahr. Ich bin achtsam.

Dasselbe kann zum Beispiel auch beim Malen mit Flüssigfarben oder Rasierschaum geschehen: Das Kind folgt intuitiv seinen Ideen und erprobt spielerisch verschiedene Möglichkeiten seiner Selbstwirksamkeit. Es lernt seinen Handlungsspielraum auf farbenfrohe Art kennen.

Kreativ vor dem Bildschirm?

Aber wie sieht es aus mit Kreativität in Bezug auf Medien und Computerspiele? Hier fällt die bedeutsame ganzheitliche Wahrnehmung mit Bewegung weg. Doch es gibt durchaus Medienmaterial für ältere Kinder, das dazu einlädt, aktiv und kreativ zu werden. Onlineworkshops zum Beispiel können ein inspirierender Anschubser sein, um selbst aktiv zu werden. Bei Spielen wie Minecraft können Welten erbaut werden und Kids sich online begegnen. Man kann auch gemeinsam Filme oder Serien schauen und anschließend überlegen, wie die Geschichte weitergehen könnte oder welche Lösungen es für die Protagonisten gibt. Oder man kann gemeinsam reflektieren, wie Stimmungen mit Licht, Kameraeinstellung und Musik erzeugt wurden.

Wenn wir mit unseren Kindern unterwegs sind, ihre Interessen und Stärken wahrnehmen, sie darin bestärken, gedanklich in die Weite zu gehen und sie darin unterstützen, selbst wirksam zu werden, ist ein guter nährender Boden für Kreativität geschaffen. Und wie wunderbar ist es, dass Gott uns eine Schöpfer- und Gestaltungskraft in vielfältigen Formen geschenkt hat!

Sonja Krebs ist Erzieherin, Heilpädagogin, Resilienztrainerin und systemisch-lösungsorientierte Beraterin (atelier-einmalig.de). Sie lebt in Königswinter.

Stillsitzen statt Bewegung: Wie Eltern die ersten Schulwochen unterstützen können

Ab dem ersten Schultag müssen Kinder plötzlich viel stillsitzen anstatt rumzulaufen und zu spielen. Anika Schunke gibt Tipps, wie Eltern diesen harten Übergang abmildern und Bewegung in den Tag integrieren können.

Mein Kind kommt in die Schule! Damit einher gehen viele Gefühle: Stolz, Wehmut, Erleichterung, aber auch Angst. Ist es wirklich bereit? Kann es die Schulstunden und das Stillsitzen meistern? Kann es die Aufmerksamkeitsspanne aufrecht erhalten? Kann es sich lange genug konzentrieren, oder wird es schnell zappelig? Meist schließt sich hier auch die Frage an, was wir als Eltern tun können, um unsere Kinder bei diesem besonderen Übergang zu unterstützen? Zumal sich zeitgleich die dunkle und kalte Jahreszeit anschließt, in der man ohnehin weniger draußen unterwegs ist, wenig Bewegung hat und mehr sitzt. Es gibt aber einige praktische Tipps, die man als Eltern beachten kann und die dem Kind helfen.

Bewegter Schulweg

Um die ersten Stunden ausgeglichen arbeiten zu können, hilft es Kindern, wenn sie sich schon vor der ersten Stunde etwas bewegen. Das bedeutet, dass sie möglichst mittels eigener Bewegung zur Schule kommen. Das heißt: Wenn möglich sollte das Auto zu Hause stehen bleiben und die Kinder sollten laufen. Wenn das nicht geht, ist eine Möglichkeit, das Auto ein Stück von der Schule entfernt abzustellen und den restlichen Weg zu Fuß zurücklegen. So hat das Kind die Möglichkeit, sich auf einem etwas kürzeren Weg zu bewegen. Ein guter Weg zu Fuß ist hier tatsächlich das Beste.

Vielleicht dürfen sich die Kinder vor der ersten Stunde auch schon auf dem Schulhof aufhalten, dann können sie sich hier auch noch ein wenig austoben. 10 bis 15 Minuten sind hier ausreichend. Auf dem gemeinsamen Schulweg kann Ihr Kind auch auf kleinen Mauern, Bordsteinen und Bodenplatten Balancierübungen und Hüpfspiele spielen. Ihr Kind kann rückwärts laufen oder Sie machen ein kurzes Wettrennen. Hier sind der Fantasie keine Grenzen gesetzt. Wenn die Eltern Ideen einbringen, lassen sich die Kinder oft gut motivieren.

Hilfreich sind auch Laufgemeinschaften. Hier laufen mehrere Kinder (mit einem Erwachsenen, später auch allein) zu Schule. Das ist eigentlich die eierlegende Wollmilchsau. Die Kinder sind in Bewegung, haben dabei sozialen Kontakt, sind eben nicht allein unterwegs und üben sich darin, selbstständig zu handeln. Ein bewegter Schulweg wirkt sich somit positiv auf das Selbstbewusstsein aus, was sich wahrscheinlich auch im Unterricht bemerkbar macht und die Teilnahme am Verkehr wird zur Normalität.

Ernährung

Wie Kinder sich ernähren, hat auch einen großen Einfluss darauf, wie gut sie stillsitzen und sich konzentrieren können. Zucker liefert zwar schnell Energie, aber diese Energie ist leider auch genauso schnell wieder aufgebraucht. Die Wahrscheinlichkeit ist hoch, dass Energie vom Frühstück, wie sie z.B. von Kornflakes oder Frühstücksflocken kommen, verbrannt sind, bevor die Kinder im Klassenzimmer ankommen. Hiervon ausgenommen sind Haferflocken und Müslimischungen mit wenig Zuckerzusätzen. Herzhafte Gerichte halten den Blutzuckerspiegel meist länger konstant, sodass die Kinder länger satt sind und die Inhaltsstoffe gemächlich im Körper verarbeitet werden. Dadurch können die Kinder sich länger oder besser konzentrieren und auch das Stillsitzen fällt einfacher.

Es gibt verschiedenen Frühstückstypen, auch bei Kindern: Typ 1 isst süß, Typ 2 isst herzhaft und Typ 3 isst gar nichts. Hier sind die Eltern gefordert, zu beobachten, Kompromisse zu verhandeln oder vielleicht auch mehrere Optionen anzubieten. Was beim Frühstück liegenbleibt, können Sie in die Brotbox packen. Dann ist es nicht verschwendet. Aufwändige Snacks, wie sie im Internet vorgestellt werden, können auch schon am Vorabend vorbereitet werden und schmeckt am nächsten Morgen trotzdem noch. In den Wochen vor dem Schulstart können Sie das schon ausprobieren, was schmeckt und was in den morgendlichen Ablauf passt.

Bewegte Hausaufgaben

Kinder müssen nicht nur im Unterricht länger und öfter stillsitzen, auch zu Hause muss das dann oft nochmal sein, um die Hausaufgaben zu erledigen. Hier gibt es einige Tipps, wie Sie die Hausaufgaben mit Bewegung gestalten können. Aber auch da gilt es herauszufinden: Was passt zu uns und unserem Kind?

Das Prinzip des klassischen Laufdiktats, beispielsweise, lässt sich auch auf andere Aufgaben anwenden. Je nach Aufgabe, können Sie diese auf verschiedene Tische oder sogar in verschiedene Räume verteilen. Muss zum Beispiel etwas ausgeschnitten und aufgeklebt werden, gibt es einen Tisch zum Schneiden und einen anderen zum Kleben. Die Kinder können diese oder andere Hausaufgaben auch gerne im Stehen erledigen.

Vielleicht haben Sie einen höhenverstellbaren Schreibtisch, an dem das Kind gut im Stehen arbeiten kann. Auch das Auswendiglernen von Gedichten oder Leseübungen können im Stehen, auf dem Bauch liegend oder auch laufend gemeistert werden. Es erhöht teilweise sogar die Gedächtnisleistung. Da unterschiedliche Sinne in den Prozess einbezogen werden, werden mehrere Verknüpfungen gebildet, die dem Kind ermöglichen, Lerninhalte besser und schneller zu verarbeiten.

Bewegung und Mathematik

Eine andere Möglichkeit der bewegten Hausaufgaben sind Bewegungskarten oder -würfel. Nach jeder gelösten Matheaufgabe zieht das Kind eine Karte, würfelt oder macht einen eigenen Vorschlag für eine Bewegung z.B. Hüpfen, Kniebeugen, Hampelmänner etc. Hier können Sie das Ergebnis der Rechenaufgabe, für die Entscheidung benutzen, wie oft eine Übung ausgeführt werden soll. Lautet die Aufgaben z.B. „3+4=“ schreibt das Kind die „7“ dahinter und macht dann 7 Hampelmänner.

Um den Kindern ein besseres mathematisches Verständnis zu ermöglichen, ist es ratsam, besonders im ersten halben Jahr, so oft es möglich ist, Materialien zu den Mathehausaufgaben dazu nehmen. Hier ein Beispiel: Wir nehmen die gleiche Aufgabe wie oben, 3+4=7. Lassen Sie Ihr Kind 3 Gegenstände aus der Küche holen und 4 Gegenstände aus seinem Zimmer. Wir haben dann z.B. 3 Löffel und 4 Autos, ergibt 7 Gegenstände aus unserem Zuhause. Somit hat das Kind Bewegung, schult seine Merkfähigkeit und bekommt ein klareres Bild von Zahlen und Mengen.

Diese Art, Hausaufgaben zu machen, ist natürlich recht aufwendig und kann bestimmt nicht jeden Tag praktiziert werden. Sie können sich das für das Wochenende aufheben, wenn freitags z.B. hausaufgabenfrei ist. Oder in einer besonders regnerischen Woche, oder wenn das Kind krank zu Hause ist. Auch hier gilt, machen Sie es für sich passend.

Ein Wort zum Schluss

Eine Weile still am Tisch sitzen und sich über einen gewissen Zeitraum konzentrieren können, ist natürlich trotzdem wichtig und sollte vor dem Schuleintritt bereits klappen. Das kann man auch vor dem Schulstart trainieren. Es erleichtert den Einstieg in die Schule, weil die Kinder das nicht noch zusätzlich lernen müssen. Es schadet den Kindern auch nicht, wenn sie eine Aufgabe, oder auch zwei (Rätselhefte etc.) am Tisch sitzend erledigen müssen.

Es ist ratsam, solche „Arbeitszeiten“ ebenfalls in die Ferienzeiten zu integrieren – besonders in den sechs Wochen Sommerferien. Dann gewöhnen sich die Kinder wieder schneller an die Schule.

Der Schulanfang ist für alle Beteiligten eine aufregende Zeit. Damit es eine schöne und aufregende Zeit wird, hoffe ich, die Tipps werden dabei helfen, die Freude am Lernen so lange wie möglich aufrecht zu erhalten.

Anika Schunke hat zwei Kinder und arbeitet als Erzieherin. Sie bietet Eltern-Kind-Turnen sowie Kinderturnen and und ist als Referentin und Autorin tätig.

Kinder brauchen Bewegung

Bewegung ist für Kinder und Jugendliche enorm wichtig: Sie hält körperlich fit, stärkt das Selbstvertrauen, gleicht Stress aus und macht Spaß. Drei Fragen an Prof. Dr. Martin Dietrich, Kommissarischer Direktor der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA):

Warum ist Bewegung so wichtig?

Regelmäßige Bewegung, sei es die körperliche Aktivität im Alltag oder beim Sport, fördert eine gesunde Entwicklung. Das gilt für den physischen, psychischen und auch den sozialen Bereich: Bewegung macht Spaß und hält fit, verbraucht Energie und beeinflusst das Gewicht positiv. Darüber hinaus gleicht Bewegung Stress aus. Beim Gemeinschaftssport lernen Kinder und Jugendliche, sich in eine Gruppe einzufinden, gemeinsam ein Ziel zu verfolgen und mit Erfolgen und Niederlagen umzugehen. Darüber hinaus wird schon frühzeitig der Grundstein für ein bewegtes Leben gelegt. Denn Kinder und Jugendliche, die sich viel bewegen, sind auch als Erwachsene häufiger aktiv.

Wie viel Bewegung sollte es mindestens sein?

Je nach Alter gibt es unterschiedliche Empfehlungen: Säuglinge und Kleinkinder bis drei Jahre sollten sich so viel wie möglich bewegen. Eltern sollten dem Bewegungsdrang ihres Kindes freien Lauf lassen. Für Kindergartenkinder lautet die Empfehlung drei Stunden und mehr am Tag und für Kinder und Jugendliche zwischen sechs und 18 Jahren sind es 1,5 Stunden. Davon kann eine Stunde eine einfache Bewegung im Alltag sein, wie das Gehen. Die Devise lautet: Hauptsache, täglich bewegen! An zwei bis drei Tagen darf es noch etwas anstrengender werden, wie beim Fußballspielen, Radfahren oder Schwimmen.

Welche Rolle spielt die Familie dabei?

Kinder lernen vor allem am Vorbild: Wenn sich Eltern viel bewegen und körperlich aktiv sind, wird dies auch für ihren Nachwuchs selbstverständlich. So kann der Weg zur Schule, in die Kita oder zum Einkaufen oft auch zu Fuß oder mit dem Rad erledigt werden.  Auch Rituale wie ein gemeinsamer Nachmittag zum Toben sind sinnvoll. Eltern können ihr Kind dabei unterstützen, verschiedene Sportarten auszuprobieren, um die passende Sportart zu finden. Dabei kommt es auf den Spaß und nicht die Höchstleistung an. Sportvereine und für die Älteren auch Fitnessstudios bieten ein vielfältiges Angebot – einfach ausprobieren.

 

Wie lange man höchstens sitzen sollte:

Immer mehr Kinder und Jugendliche sitzen viel, oft auch in der Freizeit, und bewegen sich wenig. Zu langes Sitzen ist jedoch ungesund: Es belastet den Bewegungs- und Halteapparat, begünstigt die Entstehung von Übergewicht und erhöht das Risiko für Spätfolgen wie Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Diabetes Mellitus Typ 2, Depressionen oder Burnout. Wenn möglich, sollten Eltern daher lange Sitzzeiten ihres Kindes alle 20 Minuten mit einer kleinen Bewegungsaktivität unterbrechen. Hilfreich ist, wenn sie selbst als Vorbild sitzende Tätigkeiten, wie telefonieren oder Kartoffeln schälen, auch mal im Stehen erledigen. Darüber hinaus ist es sinnvoll, dass Eltern darauf achten, dass ihre Kinder nicht zu lange vor PC, Tablet und Co sitzen: Für Drei- bis Sechsjährige sollten es pro Tag idealerweise maximal 30 Minuten sein, für Sechs- bis Elfjährige höchstens eine Stunde und ab 12 Jahren nicht mehr als zwei Stunden täglich.

 

Tipps für mehr Bewegung:

Die BZgA hat speziell für die Zeit der Pandemie ein Mitmach-Programm für Kinder ab dem vierten Lebensjahr entwickelt, das auch zu Hause nachgeturnt werden kann. Die Videoreihe umfasst insgesamt 15 Folgen. Diese dauern jeweils zwischen 14 und 18 Minuten, der Ablauf ist immer gleich: Begrüßungsritual mit Klatschrhythmus, Warm-Up, Jonglierstunde, Spielekiste und „Kinder stark machen mit Antje“, wo es um verschiedene Spiele wie Wortsalat oder Begriffe raten geht:

www.kinderstarkmachen.de/suchtvorbeugung/eltern/zuhause-in-bewegung-bleiben/

 

Weitere Tipps:
  • Fangen, Federball, Frisbee, Seilspringen, Klettern, im Kinderzimmer Höhlen bauen oder im Wohnzimmer eine kleine Tanzparty veranstalten – es braucht nicht viel, um in Bewegung zu kommen.
  • Planen Sie gemeinsame Aktivitäten: Gehen Sie schwimmen, in den Park, auf den Spielplatz oder in die Kletterhalle. Verabreden Sie sich mit anderen Familien zum Ballspielen, zum Spazierengehen oder zu einer Fahrradtour. Oder wie wäre es mit Bouldern und Hula-Hoop?
  • Schlechtes Wetter gibt es nicht – draußen sind Sport und Spiele am schönsten. Es braucht nur die richtige Kleidung.
  • Begleiten Sie Ihr Kind zum Sport, zeigen Sie Interesse und Loben Sie Erfolge. Loben ist gut, aber zeigen Sie Ihrem Kind auch, dass es nicht schlimm ist, wenn etwas nicht auf Anhieb klappt. Neue Versuche und üben gehören dazu! Auch größere Kinder und Jugendliche freuen sich über Anerkennung und Unterstützung.
  • Eine Fitness- oder Bewegungsapp kann motivieren. Sie soll den Spaß an der Bewegung fördern und nicht den Wettbewerb. Am besten wählen Sie die App zusammen mit Ihrem Kind aus.

 

 

„Mama, ich will ein Haustier“ – Expertin verrät, ob Hund, Katze oder Maus zu Ihnen passen

Sollte Ihre Familie ein Haustier kaufen? Und wenn ja: Welches Tier kann es werden? Anika Schunke verrät, wie Sie Frust vermeiden.

„Unsere Kinder wollen unbedingt ein Haustier. Was müssen wir beachten und welches ist das richtige Tier für uns?“

In jeder Familie kommt früher oder später die Diskussion auf, ob ein Tier Teil der Familie werden soll und wenn ja, welches das richtige ist. Auch wenn das Tier in den meisten Fällen für das Kind ausgesucht wird, muss Ihnen als Eltern bewusst sein, dass Sie besonders in den ersten Monaten ebenso Zeit für die Pflege des Tieres einplanen müssen. Junge Kinder müssen hier über einen gewissen Zeitraum konstant angeleitet werden. Daher ist es unabdingbar, das Sie sich genauestens über mögliche Haustiere informieren. Mit der Zeit kann alters- und entwicklungsgerecht immer mehr Verantwortung an die Kinder abgegeben werden.

Die Klassiker der Haustiere für Kinder sind kleine Nagetiere wie Meerschweinchen, Hamster, Kaninchen, oder Katzen und Hunde. Bei verschiedenen Tierarten ist es wie bei uns Menschen auch, jedes Individuum hat verschiedene Bedürfnisse. Ich würde möglichst junge Tiere aussuchen, denn diese wachsen, wie die Kinder auch, in die Situation und das Leben der Familie hinein. Wenn die Tiere von klein auf an das turbulente Familienleben gewöhnt sind, stresst sie das nicht so sehr. Darüber hinaus bleibt es spannend, denn die Aufgaben ändern sich mit dem Heranwachsen der Tiere.

Nager: Mitunter kurze Lebensdauer

Bei Hamstern und Mäusen gilt es zu bedenken, dass sie nachtaktive Tiere sind, nur eine kurze Zeit leben und meistens nicht so zahm werden wie Meerschweinchen oder Kaninchen. Meerschweinchen und Kaninchen sind in ihrer Haltung ziemlich ähnlich. Sie leben in Gruppen. Hier ist eine sorgfältige Pflege und Beschäftigung außerdem unabdingbar. Ob Kaninchen oder Meerschweinchen, ob in der Wohnung oder draußen, beide sollten einen großen Käfig und täglichen Auslauf haben.

Katzen: Auf die Rasse achten

Hier ist es sehr wichtig, ein besonderes Augenmerk auf die Rasse zu legen. Nervöse, ängstliche Katzen sind nicht für Familien mit Kindern geeignet. Je nach Wohnsituation sollten die Katzen Möglichkeiten zum Freigang haben. Wenn sie sich gegen den Freigang entscheiden, ist es wichtig, der Katze in der Wohnung verschiedene Plätze zu schaffen, an denen sie schlafen, spielen, klettern und kratzen kann. Hier ist die tägliche Beschäftigung durch den Menschen ebenfalls unabdingbar. Futter- und Such-Aufgaben sowie Jagdspiele sollten das Minimum sein.

Hunde: Echte Zeitfresser

Die Anschaffung eines Hundes muss wirklich gut durchdacht sein. Wenn Sie viel in der Natur unterwegs sind, spazieren gehen, Inliner oder Fahrrad fahren, ist das schon mal eine gute Voraussetzung. Verbringen Sie viel Zeit zu Hause, muss Ihnen klar sein, dass ein Hund einen kompletten Lebenswandel bedeutet, denn je nach Rasse muss er mindesten dreimal am Tag ca. 45 Minuten raus, bei Wind und Wetter. Hunde müssen geistig wie körperlich ausgelastet sein und fordern viel Zeit vom Menschen ein. Auch die Größe des Hundes spielt eine Rolle, denn große Hunde kosten im Unterhalt mehr als kleine.

Überstürzen Sie die Anschaffung eines Tieres nicht, sondern informieren Sie sich umfassend. Sprechen Sie mit Freunden, der Familie und Bekannten. Vielleicht können Sie auch erst mal ein Tier in Pflege nehmen (zum Beispiel, wenn jemand in den Urlaub fährt) und somit einen Probelauf starten.

Anika Schunke lebt in der Nähe von Karlsruhe, ist Erzieherin und bietet Bewegungskurse für Eltern und Kinder an: familie-bewegt.de. Außerdem ist sie Autorin des Buchs „Kleine Räume, großer Spaß“. 

Erzieherin: So bringen Sie Ihre Kleinen zuhause in Bewegung

Wohin mit dem Bewegungsdrang der Kinder, wenn es draußen ungemütlich ist und kein Sport stattfindet? Expertin Anika Schunke hat da Ideen.

Man braucht nur zwei Dinge, um den Kleinen Bewegung zu Hause zu ermöglichen: ein bisschen Platz und flexible Eltern. Wenn es im Haus Treppen gibt, ist jetzt der richtige Zeitpunkt, Treppensteigen zu üben. Sind die Kinder sicher, kann dies spielerisch vertieft werden. Lassen Sie die Kinder verschiedene Dinge die Treppe herunterrollen und unten wieder einsammeln. Sie können auch auf die eine Seite der Treppe ein großes Pappstück legen, das als Bahn dient.

Kartons werden zum Parcours

In der Wohnung können Sie einen Parcours aus Kartons, Kissen, Hockern, Tüchern und Decken zum Rein-, Drauf- und Durchklettern, zum Runterhüpfen und Verstecken aufbauen. Spannen Sie eine Art Spinnennetz in einem Zimmer, können die Kinder darüber-, darunter- und hindurchsteigen üben. Das kann auch in den Parcours eingebunden werden. Gehen Sie den Parcours mit Ihrem Kind durch oder lassen Sie es diesen unter Beobachtung frei erkunden. Viele Kissen übereinander ergeben einen schönen Polsterberg, sind aber eine wackelige Sache. Bleiben Sie deshalb in der Nähe.

Reize wollen verarbeitet werden

Bringen Sie Brettspiele in Bewegung, indem Sie Puzzleteile oder Memorykarten im Raum verteilen, welche dann eingesammelt werden. Das klappt auch schon mit Zweijährigen, erfordert zu Beginn aber Geduld. Kuscheltiere und Puppen verstecken und suchen macht den Kleinen auch Spaß.

Für die ganz Kleinen können Sie einen Karton mit Dingen wie Raschelfolie, Glöckchen, Tüchern, Beißringen, Gummibändern bestücken, an denen sie ziehen, drehen oder kratzen können. Auch Tunnel, in die man sie hineinlegen kann, sind spannend. Achten Sie darauf, ab wann es Ihrem Kind zu viel wird. Wenn es quengelig und unruhig wird, nehmen Sie es zu sich, damit es die Reize verarbeiten kann.

Anika Schunke ist Erzieherin und bietet Bewegungskurse für Eltern und Kinder an. Sie lebt mit ihrer Familie in Eggenstein bei Karlsruhe. Sie hat das Buch „Kleine Räume, großer Spaß“ (Meyer und Meyer) geschrieben.

Toben geht auch zu Hause

Wohin mit dem Bewegungs- und Entdeckerdrang der Kinder, wenn es draußen kalt und ungemütlich ist und – bedingt durch Corona – keine bis wenig Sportangebote stattfinden? Hier ein paar Ideen, wie ihr eure Kinder auch zu Hause in Bewegung bringt.

Platz und Flexibilität

Man braucht nur zwei Dinge, um den Kleinen Bewegung zu Hause zu ermöglichen: ein bisschen Platz und flexible Eltern. Wenn es im Haus Treppen gibt, ist jetzt der richtige Zeitpunkt, Treppensteigen zu üben. Sind die Kinder sicher, kann dies spielerisch vertieft werden. Lassen Sie die Kinder verschiedene Dinge die Treppe herunterrollen und unten wieder einsammeln. Sie können auch auf die eine Seite der Treppe ein großes Pappstück legen, das als Bahn dient.

In der Wohnung können Sie einen Parcours aus Kartons, Kissen, Hockern, Tüchern und Decken zum Rein-, Drauf- und Durchklettern, zum Runterhüpfen und Verstecken aufbauen. Spannen Sie eine Art Spinnennetz in einem Zimmer, können die Kinder darüber-, darunter- und hindurchsteigen üben. Das kann auch in den Parcours eingebunden werden. Gehen Sie den Parcours mit Ihrem Kind durch oder lassen Sie es diesen unter Beobachtung frei erkunden. Viele Kissen übereinander ergeben einen schönen Polsterberg, sind aber eine wackelige Sache. Bleiben Sie deshalb in der Nähe.

Reize wollen verarbeitet werden

Bringen Sie Brettspiele in Bewegung, indem Sie Puzzleteile oder Memorykarten im Raum verteilen, welche dann eingesammelt werden. Das klappt auch schon mit Zweijährigen, erfordert zu Beginn aber Geduld. Kuscheltiere und Puppen verstecken und suchen macht den Kleinen auch Spaß.

Für die ganz Kleinen können Sie einen Karton mit Dingen wie Raschelfolie, Glöckchen, Tüchern, Beißringen, Gummibändern bestücken, an denen sie ziehen, drehen oder kratzen können. Auch Tunnel, in die man sie hineinlegen kann, sind spannend. Achten Sie darauf, ab wann es Ihrem Kind zu viel wird. Wenn es quengelig und unruhig wird, nehmen Sie es zu sich, damit es die Reize verarbeiten kann.

Anika Schunke ist Erzieherin und bietet Bewegungskurse für Eltern und Kinder an. Sie lebt mit ihrer Familie in Eggenstein bei Karlsruhe. Sie hat das Buch „Kleine Räume, großer Spaß“ (Meyer und Meyer) geschrieben.

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Konzentrationstrainerin: „Es gibt eine Reizüberflutung in unserer Gesellschaft“ – So sollten Eltern reagieren

Manchen Kindern fällt es schwer, in der Schule aufzupassen. Was dahintersteckt und wie Eltern die Konzentrationsfähigkeit ihres Kindes fördern können, erklärt die Verhaltenstrainerin Susanne Henrich.

Frau Henrich, Sie helfen Kindern, sich besser zu konzentrieren. Wie stellen Sie das an?

Ich biete sogenannte Konzentrationskurse an, die an das Marburger Konzentrations- und Verhaltenstraining angelehnt sind. Die Kinder lernen etwa auf spielerische Weise durch lautes Denken, sich selbst Anweisungen zu geben, was sie als nächstes anstellen sollen. Das nennt man verbale Selbstinstruktion. Das machen wir Erwachsenen auch manchmal, etwa, wenn wir abgelenkt werden und vergessen, was wir tun wollten. In so einem Moment kann man mit sich selbst reden und aufzählen, was man gemacht hat, um sich dann daran zu erinnern, was man eigentlich machen wollte. Das läuft in unserem Gehirn ab, ohne dass wir laut darüber nachdenken müssen. Aber manchmal machen wir es eben auch laut. Das Training in meinen Kursen ist dafür ausgelegt, dass es den Kindern Spaß macht, denn wir lernen und konzentrieren uns natürlich auch viel besser, wenn es uns Spaß macht.

Kindern wird oft zu wenig Zeit zur Entspannung gegönnt

Was sind das für Kinder, die zu Ihren Kursen kommen?

Ich betreue Grundschulkinder, die zum Teil Schwierigkeiten mit ihrer Aufmerksamkeit haben, die sich beim Lernen nicht so gut konzentrieren können, sich leicht ablenken lassen und die nur langsam in der Schule mitkommen. Und auch solche, die ein bisschen schulmüde sind.

Was bedeutet schulmüde?

Die einfach ein bisschen gestresst sind vom Rhythmus der Schule. Sie müssen morgens früh aufstehen, sich anziehen, frühstücken, in die Schule fahren, sich dort lange konzentrieren und haben dann auch am Nachmittag noch Programm. Das ist für Kinder anstrengend. Sie nehmen auch selbst wahr, dass sie in der Schule nicht so mitkommen wie ihre Mitschüler, weil sie sich nicht so gut konzentrieren können, da ihnen immer etwas anderes im Kopf herumschwirrt. Das frustriert sie und drückt auf ihr Selbstbewusstsein. Sie denken dann häufig „Ich kann nichts“ oder „Ich kriege nichts hin“. Die Kinder, die zu meinen Kursen kommen, sind so toll, so schlau und haben so viele kreative Ideen. Sie müssen einfach nur lernen, aufmerksam zu sein, aber auch, sich zu entspannen. Das ist oftmals das Problem, dass den Kindern zu wenig Zeit zur Entspannung gegönnt wird.

Zu viel von allem

Es wird manchmal bemängelt, dass „die Kinder von heute“ sich immer schlechter konzentrieren können. Können Sie das bestätigen? 

Die Tendenz ist da, und ich glaube, dass es unterschiedliche Gründe dafür gibt. Zum einen machen wir uns mehr Gedanken darüber. Es gab in der Vergangenheit bestimmt auch Kinder, die sich leicht haben ablenken lassen, aber das wurde weder in der Schule noch in den Medien so stark thematisiert wie heute. Zum anderen gibt es aber auch ganz klar eine Reizüberflutung in unserer Gesellschaft, ein „zu viel“ an allem und gleichzeitig ein „zu wenig“ an Entspannung.

Meinen Sie, die Kinder haben zu volle Terminkalender? 

Es ist gut, wenn Kinder Hobbys haben. Zum Fußball gehen, ein Instrument lernen, sich verabreden. Ich bin selbst dreifache Mutter und kenne den Alltag mit Kindern. Nachmittagsprogramm ist nicht per se schlecht, aber man muss es nicht übertreiben. Auch um unserer selbst willen nicht, denn auch für uns Eltern ist es stressig, wenn wir unsere Kinder von einem Termin zum anderen fahren müssen. Dann bin ich als Mutter auch nicht entspannt, und das überträgt sich wiederum aufs Kind. Kinder brauchen nicht rund um die Uhr Aktivitäten. Das führt zur Reizüberflutung. Kinder brauchen die Chance, das Erlebte zu verarbeiten.

Achten Sie auf Bewegung!

Was können Eltern tun, um die Konzentrationsfähigkeit ihrer Kinder zu fördern? 

Grundsätzlich ist es gut, darauf zu achten, dass Kinder ausreichend und guten Schlaf bekommen, das heißt zum Beispiel, vor der Bettgehzeit keine Filme mehr zu gucken oder Videospiele zu spielen, die sie aufwühlen und die sie erst mal verarbeiten müssen. Achten Sie auf ausreichend Bewegung! Melden Sie Ihr Kind in einem Verein an oder gehen Sie mit ihm viel nach draußen – das schult gleichzeitig auch die Wahrnehmung. Es ist etwas anderes, ob man sich einen Film über Tiere und Wälder anguckt oder es draußen konkret erfährt, indem man sich auf eine Wiese setzt und das Gras unter seinen Füßen fühlt.

Spielt die Ernährung auch eine Rolle?

Ja. Wir wissen inzwischen alle, dass zu viel Zucker schädlich ist – nicht nur für unseren Körper, sondern auch für unsere Konzentration. Das bedeutet nicht, dass man Kindern grundsätzlich verbieten sollte, Zucker zu essen. Aber achten Sie auf das Maß! Achten Sie auch darauf, dass Ihr Kind viel trinkt. Und schaffen Sie Erholungsphasen und Zeiten der Entspannung. In meiner Kindheit saß ich oft am Fenster und hab Schneeflocken beobachtet. Wenn das fünf Minuten sind, ist das schon eine Entspannung. Wir als Familie handhaben es auch so, dass die Kinder, wenn sie von der Schule kommen und Mittag gegessen haben, sich erst einmal eine halbe Stunde lang auf ihren Zimmern zurückziehen, um zur Ruhe zu kommen, mit Lego spielen, ein Hörspiel hören oder einen Mittagsschlaf machen – jeder auf seine Art und Weise. Schaffen Sie eine Zeit, in der Ihr Kind einfach mal nichts tut, und haben Sie auch mal den Mut, Langeweile zuzulassen. Nichtstun muss man lernen.

„Mein Kind ist eine Couch-Potato“: Diese Worte motivieren Teenies zum Sport

Joggen statt Netflix: Wenn Jugendliche nur auf der Couch liegen, helfen diese Tricks.

„Meine Tochter (16) hängt nur zu Hause auf dem Sofa rum. Dabei würde ihr ein bisschen Bewegung guttun, ist sie doch etwas übergewichtig. Wir befürchten, dass sich das irgendwann negativ auf ihre Gesundheit, aber auch auf ihr Körpergefühl auswirken wird. Wie können wir sie dazu bringen, Sport zu machen?“

Als Teenager lag ich viel lieber herum und las Bücher, als mich zu bewegen. Mit 25 Jahren fing ich doch noch mit dem Sport an und liebe ihn bis heute. Wenn ein Teenager sich nicht zu sportlicher Bewegung aufrafft, kann das viele Gründe haben: Der Schulsport wird als unattraktiv wahrgenommen, und die Sport-Asse in der Klasse sind ohnehin unerreichbar.

Medizinische Gründe möglich

Oft hat der junge Mensch schlichtweg keine Ahnung, was in ihm steckt, findet die Anstrengung einfach nur unangenehm oder weiß zu wenig über die positiven Auswirkungen. Vielleicht haben Misserfolge ihn entmutigt. In dieser Lebensphase kann das Verhältnis zum eigenen Körper noch recht fremd sein. Die Trägheit kann auch medizinische Gründe haben: Eisenmangel macht müde, Vitamin-D-Mangel macht schlapp, niedriger Blutdruck ebenso. Wobei Letzterem mit Sport sehr gut beizukommen ist.

Keine kritischen Bemerkungen

Mit humorvollem Wettbewerbscharakter („Wetten, ich schaffe nicht so viele Klimmzüge wie du?“) und einer positiven Herangehensweise („Ich will walken/schwimmen/ joggen gehen … Kommst du mit?“) können Sie den Hebel im Kopf Ihrer Tochter umlegen. Seien Sie klug genug, nicht auch nur ansatzweise eine kritische Bemerkung zur Figur Ihrer Tochter zu machen!

Selbstwert-Muskeln

Vielleicht braucht sie einen geschützten Raum, um sich auszuprobieren. Wenn sie eine Tanz-DVD und YouTube-Videos zu Hause mitmacht, wachsen auch die Mut- und Selbstwert-Muskeln. Wenn Mama und/oder Papa mitfetzen, ist der Spaß garantiert. Belohnungen helfen, dranzubleiben: „Wow, du bist eine Woche lang jeden Tag ins Schwitzen gekommen. Was hältst du davon, wenn wir Sportkleidung shoppen gehen, in der du dich superwohl fühlst?“ So könnte sich Ihre Tochter auch selbst motivieren: „Wenn ich diese Einheit durchgezogen habe, schaue ich die nächste Folge meiner Lieblingsserie, vorher nicht.“

Typsache

Bestimmt schlummern in ihr noch die Vorlieben aus der Kindheit. Wenn der Mannschaftssport nicht ihr Ding ist, blüht sie vielleicht beim Partnersport wie Selbstverteidigung, Federball, Tischtennis oder Kickboxen auf. Bevorzugt sie lieber Klettern, Aerobic oder Zumba in der Gruppe? Wenn sie der Individualsport-Typ ist, wird sie Bewegungsarten wie Radfahren, Laufen, Skaten, Schwimmen oder Rope Skipping (besser bekannt als Seilspringen) lieben.

Einfach machen

Egal, wofür sie sich entscheidet: Hauptsache sie bewegt sich, probiert sich aus und hat auf Dauer Freude daran. Diesen Dompteurtrick gegen das Argumentieren des inneren Schweinehunds sollte sie draufhaben: Die Argumente eiskalt ignorieren, nichts denken und sofort mit der Bewegung durchstarten. (Warum nicht einen echten Hund ausführen und dabei joggen?) Dann macht sie die geniale Erfahrung, dass der Anfang die Hälfte des Ganzen ist.

Christine Gehrig lebt mit ihrem Mann Andy in Bamberg. Sie hat vier erwachsene Kinder und arbeitet als Übungsleiterin für verschiedene Fitnesskurse und als Lebe-leichter-Coach.

Gesunde Grenzen setzen.

„Meine Tochter Lina (1) erkundet munter unsere Wohnung. Ich finde das grundsätzlich toll. Sie geht aber ständig an ‚verbotene Dinge‘ wie Steckdosen, die Stereoanlage oder den Fernseher. Wie kann ich ihr Bedürfnis nach Erkundung der Welt befriedigen, ohne ständig Nein sagen zu müssen?“

Die Phase, in der Sie jetzt sind, ist sowohl wunderschön als auch herausfordernd. Ihre Tochter wird mobil und sollte dafür auch möglichst viel Raum haben, denn eine Umgebung, in der sie ihren Entdeckerdrang nicht ausleben kann, nimmt ihr die Lust, sich fortzubewegen und die Welt zu erkunden.

Versuchen Sie deshalb, für Ihre Tochter einen nicht zu kleinen Raum in Ihrer Wohnung zu schaffen, in dem sie unterwegs sein kann, ohne dass sie selbst oder Ihnen wichtige Gegenstände in Gefahr geraten. Um das zu tun, empfehle ich Ihnen, sich selbst einmal auf „Babyhöhe“ zu begeben. Was sehen Sie? Was könnte interessant sein? Wo würden Sie sich gern hochziehen, wenn Sie klein wären? Was muss verändert werden, damit das gefahrlos möglich ist?

WOHNUNG BABY-SICHER MACHEN

Es kann gut sein, dass Sie Ihre Wohnung für eine Weile ein bisschen umräumen müssen. Vielleicht müssen Sie Schubladen leeren, damit Ihre Tochter beim Erkunden nicht an gefährliche Gegenstände gelangt, und vielleicht muss die Stereoanlage erstmal an einen anderen Platz. Stattdessen können Sie ihr Dinge hinstellen, die sie in die Hände nehmen darf. Töpfe, Schachteln, Plastikdosen, Holzbrettchen, Wäscheklammern oder Tücher sind ungefährlich und für Kinder in diesem Alter spannend.

Manche Bereiche Ihrer Wohnung werden Sie wahrscheinlich nicht ohne Weiteres kindersicher machen können. Dort sollten Sie mit Schutzgittern oder Ähnlichem dafür sorgen, dass Ihr Kind gar nicht erst hingelangt. Auch wenn es im ersten Moment für Sie einschränkend wirkt, Ihre Wohnung umzugestalten und Ihren Stil für eine Weile anzupassen, kann ich Ihnen sagen, dass Sie letztlich etwas gewinnen: Wenn Ihre Tochter selbstständig einen sicheren Bereich erkunden kann, gibt Ihnen das auch Freiheiten. Sie müssen nicht die ganze Zeit schauen, ob sie sich in Gefahr bringt, sondern können selbst mal einen Blick in ein Buch werfen oder sich einen Kaffee kochen, während Ihre Tochter sich in sicherer Umgebung in etwas vertieft.

AUCH EIN NEIN DARF SEIN

Trotz aller Sicherheitsvorkehrungen wird diese Phase herausfordernd bleiben. Lina wird immer mobiler, und es wird im Alltag noch oft vorkommen, dass Sie Nein sagen müssen – dazu möchte ich Sie ebenfalls ermutigen. Ein Nein ist eine wertvolle Erfahrung für Kinder. Sie lernen dadurch die Begrenzungen der Welt kennen, in der sie leben und auch die persönlichen Grenzen der Menschen, die sie dabei begleiten. Letztlich lernt sie dadurch auch, dass sie selbst Nein sagen und Grenzen ziehen darf.

Viel wichtiger als der Verzicht auf das Neinsagen ist, dass Sie Ihre Tochter mit dem verständlichen Frust, den Ihr Nein bei ihr auslöst, nicht alleinlassen. Was sie wirklich braucht, ist jemand, der sie liebevoll durch die Wut und die Traurigkeit begleitet – und gleichzeitig beim berechtigten Nein bleibt.

 

Daniela Albert ist Erziehungswissenschaftlerin und Elternund Familienberaterin. Sie lebt mit Ihrem Mann und ihren drei Kindern in Kaufungen bei Kassel und bloggt unter www.eltern-familie.de. Illustration: Sabrina Müller, www.sabrinamueller.com

 

 

Welcher Bewegungskurs ist der beste?

„Mein Sohn ist jetzt zehn Monate alt und motorisch gut entwickelt. Trotzdem frage ich mich, ob ich mit ihm einen Bewegungskurs machen sollte. Welcher ist der beste? Babyschwimmen, Krabbelgruppe, Pekip – das Angebot ist ja schier unendlich …“

Es gibt ein sehr großes Angebot an Kursen für Eltern und Kind. Welcher der beste ist, muss jede Familie selbst entscheiden. Tauschen Sie sich mit anderen Eltern aus oder durchforsten Sie das örtliche Amtsblatt und die Zeitungen. Hier finden Sie meist gute Tipps. Und viele Einrichtungen und Vereine, die Kurse für Familien anbieten, haben eine Homepage, auf der man sich ausführlich informieren kann.

ALLES ZU SEINER ZEIT

Bitte geben Sie darauf Acht, dass Sie sich und vor allem Ihr Kind nicht überfordern! Mehr als zwei Kurse pro Woche sind nicht ratsam. Auch die Kleinen brauchen Zeit, um das Erlebte und Gelernte zu verarbeiten und zu festigen. Daher sollten mindestens ein bis zwei Tage zwischen den Kursen liegen, an denen Zeit ist, auf die aktuellen Bedürfnisse des Kindes einzugehen und an denen es sich mit seinen neu erlernten Fähigkeiten in Ruhe auseinandersetzen kann.

Sie können natürlich gern allein mit Ihrem Kind (und Freunden) ins Schwimmbad, auf den Spielplatz oder in den Wald gehen. Auch zu Hause haben Sie die Möglichkeit, Ihrem Kind Gelegenheiten zum Ausprobieren zu bieten. Achten Sie nur darauf, dass es die Zeit und Ruhe hat, sich selbst auszuprobieren, und dass es auch mal allein spielen kann – unter Ihrer Aufsicht natürlich. Bedenken Sie immer, wie jung Ihr Kind noch ist. Wenn es jetzt schon mit vielen Angeboten konfrontiert wird, werden Sie wahrscheinlich später, wenn es älter wird, Schwierigkeiten haben, es für solche Angebote zu motivieren. Vieles ist ihm dann schon bekannt und langweilt wahrscheinlich. Hier finde ich das Motto „Alles zu seiner Zeit“ ziemlich passend, denn in der individuellen Entwicklung des Kindes hat und braucht nun mal alles seine Zeit.

STRUKTUR UND RITUALE

Bei der Wahl des Kurses gilt es, auf die Vorlieben des Kindes und seinen Charakter einzugehen. Sensible Kinder, die bei viel Trubel oder Lärm unruhig, quengelig oder gar übermäßig anhänglich werden, haben keine Freude an Kursen mit vielen Teilnehmern in großen Turnhallen, wie das oft beim Eltern-Kind-Turnen der Fall ist. Im Gegenteil: Erfahrungsgemäß wird es ihnen mehr Stress als Freude bereiten. Mein Tipp für so junge Kinder ist, eine überschaubare Gruppe in kleinen Räumen zu wählen.

Für die Kleinen ist es sehr hilfreich, wenn der Kurs gut strukturiert ist, das heißt, wenn der Ablauf von immer gleichen Ritualen begleitet wird. Meist sind dies Lieder, Fingerspiele oder Reime. Das gibt den Kindern Orientierung, emotionale Sicherheit und bewirkt, dass sie sich schnell(er) wohlfühlen und öffnen können.

Babyschwimmen und die frühe Wassergewöhnung ist ein sehr beliebter Kurs. Das Element Wasser erinnert an den Mutterleib, und die meisten Kinder haben großen Spaß bei diesen Kursen. Darüber hinaus fördert es nochmal andere Regionen des kleinen Körpers, als es ein Bewegungskurs an Land tut.

Anika Schunke (geb. Sohn) ist Erzieherin aus Eggenstein bei Karlsruhe und Autorin des Buches „Kleine Räume – großer Spaß“.