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Videospiele unterm Weihnachtsbaum: 5 Dinge sollten Eltern beachten

Je älter Kinder werden, desto angesagter sind Computerspiele. Diese fünf Tipps schützen vor gefährlichen Inhalten oder versteckten Käufen, sagt Mediencoach Kristin Langer.

Für Kinder das richtige Videospiel zu Weihnachten zu finden, ist gar nicht schwer, findet Mediencoach Kristin Langer von der Initiative Schau Hin! Was Dein Kind mit Medien macht. Die Schenkenden sollten nur ein paar Dinge beachten:

1. Bis zum Grundschulalter warten

Kinder brauchen für Computerspiele eine manuelle Geschicklichkeit. Zum Beispiel sollten sie schon die unterschiedlichen Schalter an der Spielekonsole bedienen können. Auch müssen sie schon komplexe Zusammenhänge überschauen können. Deswegen sollten Eltern mit dem Kauf eines Computerspiels warten, bis ihr Kind in der Grundschule ist, rät Mediencoach Kristin Langer.

2. Auf die Bedürfnisse des Kindes achten

Findet ein Kind das Thema des Spiels toll und hat Interesse daran, ist der erste Schritt getan. Zudem sollten die Herausforderungen im Spiel auch zu bewältigen sein. Nicht jedes Spiel ist automatisch auch für jedes Kind geeignet, selbst wenn es „altersgerecht“ ist. Hat ein Kind zum Beispiel ein Problem mit Zeitlimits, weil es sich davon schnell unter Druck gesetzt fühlt? Dann suchen Eltern oder Großeltern besser Spiele aus, die frei in der Zeitgestaltung sind. Kann das Kind schon gut Enttäuschungen einstecken? Falls nicht, sollte das Spiel keinen ausgeprägten Wettbewerbscharakter haben. Um einschätzen zu können, ob das ausgesuchte Spiel auch gut zum Kind passt, sollten Eltern gerade zu Anfang gemeinsam mit ihm spielen. Wichtig ist dabei die Frage: Wie reagiert das Kind beim Spielen?

3. An Altersangaben und pädagogischen Empfehlungen orientieren

Altersangaben, die von den App Stores oder Spieleanbietern selbst festgesetzt werden, sind wenig verlässlich, erklärt Kristin Langer: „Diese Einstufung hat in erster Linie mit der Zielgruppe zu tun, an die verkauft werden kann.“ Bei Computerspielen, die Eltern als Datenträger im Handel kaufen, sollten sie sich nach der dort aufgedruckten gesetzlichen Alterseinstufung durch die Unterhaltungssoftware Selbstkontrolle (USK) richten. Teilweise werden auch Online-Spiele und Apps nach diesen Kriterien eingestuft, jedoch längst nicht alle. Die USK-Kriterien fragen danach, ob die Inhalte im Spiel sich negativ auf die Entwicklung des Kindes auswirken. Wie bedrohend ist das Spiel? Wieviel Gewalt wird eingesetzt? Ist das Setting glaubwürdig?

Es gibt Altersfreigaben ab 0, 6, 12 und 16 Jahren. „Als Eltern wissen wir aber auch: Zwischen sechs und zwölf passiert eine ganze Menge“, merkt Kristin Langer an. Daher ist es hilfreich, wenn die Schenkenden, ergänzend zu der USK-Freigabe, auch pädagogische Altersempfehlungen zu Rate ziehen. Auf spielbar.de oder spieleratgeber-nrw.de finden sie zum Beispiel pädagogische Bewertungen und Alterseinschätzungen für Computerspiele. Das Deutsche Jugendinstitut bewertet Kinder-Apps. Auf der umfangreichen Datenbank „Apps für Kinder“ können Interessierte gezielt nach Spielen für das Alter des Kindes (zum Beispiel Schulanfänger) und auch nach gewünschten Genres (zum Beispiel Lernspiel, Kinderbuch-App) suchen.

4. Vorsicht vor versteckten Käufen

Gerade bei kostenlosen Spielen versuchen die Hersteller, ihre Entwicklungskosten über In-Game-Käufe wieder einzuspielen. Mit diesen Käufen im Spiel kann das Kind weitere Spielfunktionen oder höhere Level freischalten kann. Der Kauf von kostenpflichtigen Spielen kann eine erste wirkungsvolle Schutzmaßnahme dagegen sein. Doch auch bei gekauften Spielen können Kinder in Bezahlfallen tappen. Die Schenkenden sollten bei der Wahl des Spiels darauf achten, dass keine Lootboxen gekauft werden können. Lootboxen sind virtuelle Kisten, die verschiedene Gegenstände wie extra Rohstoffe, bessere Waffen oder neue Charaktere beinhalten. Die Boxen können im Spiel freigespielt oder mit einer fiktiven Währung gekauft werden. Oft lassen sie sich aber auch für echtes Geld kaufen. „Diese Boxen haben eine Art Glücksspielcharakter. Man weiß nicht, was man für sein Geld bekommt“, sagt Kristin Langer.

Auch in Spielen für Spielekonsolen wie zum Beispiel der Playstation, der Xbox oder der Nintendo Switch ist es möglich, über den Shop In-Game-Käufe zu tätigen. Das kann schnell schiefgehen: „Ich bekomme häufig Zuschriften von Eltern, die berichten, dass ihre 12- oder 13-jährigen Kinder viel Geld im Spiel ausgegeben haben. Da kommen meist unbeabsichtigt hohe Summen zustande. Eine anstrengende Situation für Eltern und Kind“, berichtet Kristin Langer. Um dem vorzubeugen, können Eltern auf den Spielekonsolen ein extra Kinderkonto einrichten, das keine Käufe erlaubt. Auf dem Smartphone können In-App-Käufe in den Einstellungen eingeschränkt werden. So ist das Kind vor Spontankäufen geschützt. Falls es schon älter ist und die Eltern ihm erlauben, sein Taschengeld dafür einzusetzen, sollten diese mit ihm über diese Stolperfallen sprechen und Geld-Limits verabreden.

5. Den Datenschutz im Blick behalten

Gerne wird in digitalen Spielen dazu aufgefordert, seine Erfolge mit Freunden auf sozialen Medien zu teilen oder sie zum Spiel einzuladen. Zur Belohnung gibt es dann zum Beispiel Sonderpunkte. Das ist für Kinder attraktiv, sie wollen gerne ihren Freunden zeigen, was sie geschafft haben. Sie wissen nicht, dass diese Spiele darauf ausgelegt sind, die Daten von anderen zu sammeln. Wenn das Kind noch jünger ist, sollten Schenkende auf solche Spiele verzichten. „Das ist im Grundschulalter absolut ausgeschlossen. Kinder sollten soziale Medien nicht mit eigenen Accounts und ohne Begleitung nutzen, solange sie nicht 13 Jahre alt sind“, erklärt Kristin Langer.

Sarah Kröger ist freie Journalistin und Projektmanagerin und bloggt unter neugierigauf.de zu Themen wie Familie, Digitales, Arbeit, Soziales und Nachhaltigkeit.

Schauderhafte Horrorfilme

„Unser Sohn (16) guckt sich die schrecklichsten Horrorfilme an. Wir haben unsere Kinder im Glauben erzogen und nun das! Er sagt zwar, der Glaube sei ihm nicht egal, aber wie passt das zusammen? Auch, dass er diese schlimmen Spiele am Computer spielt?“

Ihr Sohn hat auf dem Weg zum Erwachsensein eine beträchtliche Entwicklung zu absolvieren. Er muss eine Persönlichkeitsstruktur aufbauen auf dem Weg zu einem kompetenten Individuum und zugleich verantwortungsvolle Rollen für seine soziale Integration trainieren – und das Ganze auch noch aus eigenem Antrieb für ein solides Selbstwertgefühl! Dazu gehört auch die Ablösung von den Eltern.

HINSEHEN UND FREIRAUM LASSEN

Er braucht Freiräume, um Erfahrungen machen zu können. Die Freiheit, Strategien zur Entspannung und Selbsterfahrung über Filme und Spiele zu entwickeln, seine Rolle innerhalb von Peergroups zu erkunden, letztlich auch, selbst Antworten auf Glaubensfragen zu finden. Diese Freiräume nehmen Sie ihm, wenn Sie ihn kleinschrittig kritisieren, belehren und korrigieren. Ihre Aufgabe als Eltern ist es, einen Mittelweg zwischen präsentem Hinsehen und Freiraum lassen zu finden. Nun legt Ihr Sohn ein Verhalten an den Tag, das Sie besorgt, da es mit Ihren Werten nicht übereinstimmt. Wird da nicht ausradiert, was das Kind an christlichen Werten und Normen in seinem Glauben aufgebaut hat? Ist das nicht sogar gewaltverherrlichend und steht damit im Widerspruch zum Glauben?

Bei Horrorfilmen ist das keineswegs so. Sie sind – das bestätigen Studien – sogar geeignet, das eigene Aggressivitätslevel zu senken. Das liegt daran, dass Horrorfilme aus der Opferperspektive gedreht werden. Das Töten ist und bleibt negativ besetzt. Der Reiz, die so genannte „Angstlust“, liegt darin, dass man als Zuschauer ausprobiert, was man an Angst aushalten kann, eine Lernsituation im geschützten Raum, denn nach dem Film ist alles beim Alten.

EGO-SHOOTER MACHEN NICHT ZUM KILLER

Auch Ego-Shooter, die ja den Spieler in die Täterperspektive setzen, führen trotzdem nicht automatisch zu erhöhter Gewaltbereitschaft. Auch das zeigen Studien. Häufig handelt der Spieler in konstruierten Notwehrsituationen, man kann also nicht pauschal von Killerspielen sprechen. Vielleicht können Sie mit diesen Informationen schon etwas entspannter mit dem Verhalten Ihres Sohnes umgehen. Das könnte helfen, seinen Interessen mit offener Neugier zu begegnen. Dies wiederum ist der beste Weg, sich als Eltern einen Eindruck davon zu verschaffen, was ihn antreibt, und herauszufinden, ob Handlungsbedarf besteht, weil er sich beispielsweise isoliert oder Suchtverhalten zeigt. Ob er zwischen Realität und Virtualität unterscheiden kann, merken Sie, wenn Sie sich von seinem Hobby erzählen lassen oder mal dabei zusehen oder sogar mitmachen.

Dennoch ist hier und da beharrliches und sachliches Aushandeln und Bestehen auf das Einhalten bestimmter Aufgaben in Schule und Haushalt nötig. Stimmt die Beziehung, lassen sich auch wieder Gespräche über den Glauben führen.

Sabine Vetter ist seit 41 Jahren mit Ekkehart verheiratet. Gemeinsam haben sie sechs erwachsene Kinder und 15 Enkelkinder.
Illustration: Sabrina Müller, sabrinamueller.com

Keine Angst vorm Zockerspaß: Chancen und Risiken von Fortnite, Minecraft & Co

Videospiele gehören heute zum Leben von Jugendlichen dazu. Laut dem Branchenverband Bitcom spielen 89 Prozent der 10- bis 18-Jährigen digitale Spiele. Nathanael Ullmann sieht darin eine große Chance – aber auch Risiken.

Folgt man der Debatte über das Thema „Kind und Videospiele“, sind vor allem zwei Lager besonders laut. Die einen sehen, überspitzt gesprochen, in jedem Computerspieler den nächsten Amokläufer heranwachsen. Die anderen glorifizieren das digitale Spiel als den optimalen Lernort. Nach jahrelanger Spielerfahrung und wissenschaftlicher Beschäftigung mit dem Thema kann ich sagen: Die Wahrheit liegt, wie so oft, irgendwo in der Mitte. Ein paar Stunden in der virtuellen Welt werden kein Kind mit einem natürlichen Sozialverhalten zum Problemfall werden lassen – aber eben auch nicht zur Intelligenzbestie.

Es ist nicht zu leugnen, dass in der digitalen Spielewelt Gefahren lauern. Trotz allem bin ich ein großer Befürworter der Idee, Kinder – auch virtuell – spielen zu lassen. In diesem Artikel möchte ich beide Seiten beleuchten. Einerseits will ich darauf aufmerksam machen, wo Fallstricke hinter den Pixeln lauern, andererseits aber auch Angst nehmen.

DIE VORURTEILE

Wenn ich über Computerspiele rede, begegnen mir immer wieder falsche Vorstellungen. Mit zweien möchte ich hier aufräumen.

„Videospiele machen einsam“
In der Gesellschaft fällt mir regelmäßig ein vorherrschendes Bild auf: vom einsamen Zocker, der im dunklen Raum vor der Flimmerkiste sitzt. Und tatsächlich sitzt der Spieler ja erst einmal alleine vor dem Rechner oder der Konsole. Aber besorgte Eltern kann ich beruhigen: So einsam, wie Ihr Kind wirkt, ist es vielleicht gar nicht. Seit einiger Zeit ist auf dem Spielemarkt eine Bewegung hin zu so genannten „Multiplayer-Games“ zu sehen. Das heißt: Menschen aus aller Welt können sich online treffen und gemeinsam spielen. Nun darf man das nicht mit verklärter Brille sehen. Je nach Spiel kann der Umgangston zwischen den Nutzern durchaus harsch sein. Auf der anderen Seite regt das gemeinsame Spiel zu zwischenmenschlicher Interaktion an.

Regelmäßig treffe ich mich online mit Freunden. Ein Treffen im echten Leben wäre abends unmöglich, wohnen wir doch weit verstreut. So können wir uns trotz allem hören, gemeinsam etwas erleben und uns austauschen. Wir lösen zusammen Aufgaben, feiern Erfolge und haben Spaß. Zocken macht also nicht zwingend einsam. Es bleibt jedoch die Frage, ob Kinder, wenn die Zeit und Entfernung es zulassen, sich nicht lieber „in echt“ sehen sollten. Und natürlich wird digitaler Kontakt niemals reale Treffen ersetzen können. Wie so häufig gilt auch hier: Es kommt auf das richtige Maß an. Unterhält ihr Kind nur noch online Freundschaften, sollte das angesprochen werden. Trifft es seine Freunde gelegentlich online, kann das eine wertvolle Bereicherung sein.

„Videospiele machen dumm“
In dieser Deutlichkeit ist mir dieses Vorurteil zwar selten begegnet. Aber es schwingt immer wieder mit. Dabei können Computerspiele durchaus sinnvoll sein. Vorderhand entspannen sie natürlich. Aber auch darüber hinaus sind sie eine gute Schule. Ein Kind, das Minecraft spielt, kann lernen, von sich heraus kreative Ideen zu entwickeln und umzusetzen. Ich selbst habe während meiner Schulzeit gewinnbringend das Strategiespiel Civilization III gespielt – die historischen Hintergründe haben mir die römische Geschichte zugänglicher gemacht.

DIE GEFAHREN

Ich wäre nicht seriös, würde ich die Gefahren des Spielens totschweigen. Vor allem an drei Stellen sehe ich Stolpersteine, von denen Eltern wissen sollten.

Die Sucht
Videospielsucht ist ein schwieriges Thema. Das lässt sich nicht leugnen. Gerade das Genre Rollenspiel nutzt bewusst Strategien, um Nutzer über lange Zeit bei der Stange zu halten. Hier kann man eben ein Level aufsteigen, dort noch eine Aufgabe (genannt Quest) erledigen. Die Chance auf großen Ruhm lockt viele in die virtuellen Alternativwelten – und lässt sie nicht mehr los. Das Mittendrin- Gefühl, das Spiele anderen Medien voraushaben, tut dann das Übrige. Das gilt bei weitem nicht für jedes Genre und jeden Spieler. Ich halte es zudem nicht für eine gute Lösung, Kindern deswegen das Spielen ganz zu verbieten. Klare Grenzen sollte es aber geben. Die EU-Initiative Klicksafe empfiehlt beispielsweise, Kinder zwischen vier und sechs Jahren nicht mehr als 30 Minuten am Tag in Begleitung der Eltern spielen zu lassen. Jugendliche zwischen elf und 13 Jahren sollten laut Klicksafe nicht mehr als 60 Minuten spielen. Definieren Sie mit Ihrem Kind im Bestfall Regeln. Beispielsweise: Wie viele Runden darf es nach den Hausaufgaben spielen?

Das Glücksspiel
Eng mit dem Thema „Sucht“ hängt auch das Thema „Glücksspiel“ zusammen. Seit einigen Jahren ist es in der Branche üblich, Spieler zu Zusatzkäufen zu verlocken. Manch ein Spiel, gerade auf dem Smartphone, kommt kostenlos auf den Markt, setzt aber darauf, dass Kunden für zusätzliche Waffen, Karten oder Outfits extra bezahlen. Die Methoden sind nicht selten dem Glücksspiel entlehnt. Anfangs wird der Spieler mit Gratis-Belohnungen überhäuft, er lernt den Reiz des schnellen Erfolgs kennen. Später werden die Belohnungen zurückgefahren, er soll dafür bezahlen. Die Gegenstände sind in Truhen versteckt, in denen ein nebensächlicher Artikel oder eine unglaublich seltene Waffe warten können – was der Käufer bekommt, ist Zufall. Hierfür kann eine Menge Geld ausgegeben werden. Wenn Programme mit Begriffen wie „Free2Play“ locken, sollten Eltern einen kritischen Blick darauf werfen.

Die Gewalt
Auch zur Gewalt in Videospielen muss ich ein Wort verlieren. Ja, eine Vielzahl von Mainstream-Spielen setzt darauf, dass der Spieler mit einer Waffe umgehen muss. Und ja, Videospiele können auch gewaltverherrlichend sein. Ich selbst hatte als kleiner Knirps im Urlaub viel zu lange die Möglichkeit, auf dem PC meines Cousins GTA: Vice City zu spielen. Diese Gewalteindrücke konnte ich lange nicht verarbeiten. Auf der anderen Seite möchte ich hier relativieren: Erstens gibt es aus ebendiesem Grund Altersfreigaben, die auf jeden Fall beachtet werden sollten. Gewisse Spielinhalte kann ein Kind noch gar nicht verarbeiten – dazu gehört je nach Alter auch die Waffengewalt. Zweitens gibt es gerade außerhalb des Massenmarktes eine Vielzahl an Spielen, die vollkommen friedlich daherkommen. Ein Beispiel ist das Adventure „Fire“ vom deutschen Entwicklerstudio „Daedelic“. Hier klickt sich der Spieler als Steinzeitmensch durch eine liebevoll gezeichnete Welt. Die Besonderheit: „Fire“ kommt ohne geschriebene Worte aus. Auch die meisten Nintendo-Titel (wie die Super Mario-Reihe) sind, was Gewalt angeht, eine Empfehlung wert. Zwar kann man in diesen Titeln gegen Monster kämpfen, das ist, mit wenigen Ausnahmen, allerdings absolut kinderfreundlich dargestellt.

WAS KÖNNEN ELTERN TUN?

Eltern sollten das Spielverhalten des Sohnes oder der Tochter in geregelte Bahnen lenken. Wegen bestehender Gefahren lohnt sich ein kritischer Blick. Wie kann der aussehen?

Zuhören und Mitmachen
Wenn Ihr Kind Spiele liebt, wird es darüber reden wollen. Auch wenn es Sie vielleicht nicht interessiert, kann aufmerksames und interessiertes Zuhören nur sinnvoll sein. So erfahren Sie am leichtesten, in welche Spielwelten es gerade versinkt. Und so können Sie auch am ehesten erfahren, ob das Erlebte zu seiner Altersklasse passt. Noch besser als nur zuzuhören ist natürlich das Mitmachen. Gerade in jungen Jahren ist das gemeinsame Spielen eine unglaubliche Freude. Die Montagnachmittage, an denen mein Vater und ich uns durch Monkey Island gerätselt haben, zählen noch heute zu den schönsten Erinnerungen meiner Kindheit.

Informieren
Ein großer Vorteil des Informationszeitalters ist, dass es über jedes moderne Spiel eine Vielzahl an Artikeln gibt. Erwähnt ihr Kind, dass es Fortnite spielt, ist es ein Leichtes, diesen Begriff zu googeln. Webseiten wie www. spieleratgeber-nrw.de erklären fachlich fundiert die Hintergründe zu den wichtigsten Titeln. Und wenn Ihnen Texte über den Titel nicht reichen, können Sie ein so genanntes „Let’s Play“ schauen. Das sind Videos, in denen Spieler sich beim Zocken filmen. So wissen sie ganz schnell, wie das Spiel funktioniert und ob es für Ihr Kind geeignet ist.

USK beachten
Ein großer Segen, den wir in Deutschland haben, ist die USK, die „Unterhaltungssoftware Selbstkontrolle“. Kein Spiel, das in den Laden kommt, kommt ohne diese Kennzeichnung aus. Mit einem Blick auf die Verpackung lässt sich leicht erkennen, ab welcher Altersstufe ein Game geeignet ist. Problematisch wird es, wenn Ihr Kind die Spiele nicht mehr im Laden, sondern online kauft. Einige Shops wie der Google Play Store oder der Xbox Store sind Teil des IARC-Systems, das eine Alterseinstufung nach einem automatisierten Verfahren vergibt. Diese Kennzeichnung kann ebenfalls ein Anhaltspunkt sein. Sinnig ist es zudem, gerade bei jüngeren Kindern, Online-Spieleplattformen wie Steam nicht fest mit einem Bezahl-Konto zu verknüpfen. Neue, kostenpflichtige Spiele können Ihre Kinder dann nur gemeinsam mit Ihnen erwerben. So behalten Sie den Überblick.

Nathanael Ullmann ist Volontär in der Online-Redaktion des SCM Bundes-Verlags und beim Männer-Magazin MOVO.

Fortnite: Bastelspaß oder Killerspiel – Wie gefährlich ist das Game für Kinder?

„Unser Sohn (13) spielt mit Begeisterung Fortnite. Ist das Spiel für sein Alter schon geeignet?“ Eine Medienpädagogin gibt wertvolle Tipps.

Das Spiel Fortnite ist bei vielen Kindern und Jugendlichen sehr beliebt. Aufgrund der kindlich anmutenden Comic-Grafik wirkt das digitale Spiel auf den ersten Blick vergleichsweise unbedenklich. Eltern sollten jedoch genau hinschauen, da die Inhalte insbesondere für jüngere Kinder ungeeignet sind.

TÖTEN UM ZU ÜBERLEBEN

Fortnite umfasst aktuell drei Spielvarianten. In der kostenpflichtigen Variante „Save the World“ muss mit anderen Spielern ein Fort (eine Festung) aufgebaut werden, um die letzten menschlichen Überlebenden vor Zombies zu schützen. Weitaus populärer ist jedoch die kostenlose Online-Variante „Fortnite Battle Royale”. Anfangs wird man mit 99 anderen Spielern über einer einsamen Insel abgeworfen. Auf dieser gilt es nun Waffen und Ressourcen zu finden, um möglichst lange zu überleben. Die Spielenden müssen sich gegenseitig töten und der letzte Überlebende gewinnt die Runde.

NEUER KREATIVMODUS

Waffengewalt ist die einzige Handlungsoption, Fortnite enthält jedoch keine detailreichen Gewaltszenen. Im Spiel selbst fließt kein Blut und es gibt keine Leichen. Seit kurzem gibt es Fortnite in einer dritten Spielvariante, dem Kreativmodus. Hierbei steht das Bauen im Vordergrund und die Spielenden müssen nicht miteinander kämpfen.

ALTERSFREIGABEN

Die offizielle USK-Altersfreigabe für den Modus „Save the World“ und „Battle Royale“ liegt bei zwölf Jahren und bezieht sich nur auf die Inhalte des Spiels. Nicht berücksichtigt sind Kommunikationsrisiken über den In-Game-Sprachchat. Bei Fortnite Battle Royale wird das Geschehen von Kämpfen mit Waffengewalt bestimmt. Die Spielhandlungen sind allerdings in ein fiktives Comic-Setting eingebettet, welches eine Distanz zur Realität ermöglicht.

ACHTUNG BEI SENSIBLEN KINDERN

In der Regel verfügen Jugendliche ab 14 Jahren über eine gewisse Medienerfahrung und das notwendige Reflexionsvermögen, um das Geschehen ohne nachhaltige Beeinträchtigung einordnen zu können. Für sensible Gemüter können die Hektik und der spannende Wettkampfcharakter im konstanten Bedrohungsszenario überfordernd wirken. Hier könnte der neue Kreativmodus eine geeignete Alternative sein. Letztendlich obliegt es Ihnen, sich ein Bild von den verschiedenen Spielmodi zu machen, eine Haltung dazu einzunehmen, um dann zu entscheiden, ab wann welcher Spielmodus für Ihr Kind geeignet ist.

MACHEN SIE SICH SELBST EIN BILD!

Tipp: Zeigen Sie Interesse und informieren Sie sich genau über das Thema digitale Spiele. Vereinbaren Sie gemeinsame Regeln zu Spielzeiten und In-App-Käufen. Auf klicksafe.de finden Sie dazu vielfältige Informationen und Tipps. Gemeinsame Medienerlebnisse ermöglichen eine vertrauensvolle Basis zwischen Ihnen und Ihrem Kind. Suchen Sie daher das Gespräch und begegnen Sie diesem Hobby mit einer unvoreingenommenen Haltung. Durch gemeinsame Spielerlebnisse können Sie mitreden, die Faszination nachvollziehen und eher erkennen, ob ein bestimmtes Spiel für Ihr Kind geeignet ist.

Deborah Woldemichael ist Medienpädagogin und leitet die EU-Initiative „klicksafe“.

Ran an die Controller!

Letzte Woche wurde an unserer Schule ein Elternabend für die siebten Klassen zum Thema „Computerspiele“ angeboten. Deutlich mehr Eltern als erwartet waren gekommen – überwiegend Jungs-Eltern. Neben dem Input eines Lehrers wurde in kleinen Gruppen ausgetauscht und diskutiert. Es stellte sich heraus: Die meisten Eltern sind genervt von den digitalen Spielen und der Faszination, die sie auf die Kinder ausüben. Schließlich kam in meiner Gruppe die Frage auf, welche Eltern denn auch mal mit ihren Kindern zusammen zocken. Von zehn Eltern erklärte lediglich ein Vater, dass er ab und zu mal FIFA mit seinem Sohn spiele. Die anderen meinten: „Für sowas habe ich keine Zeit.“ Oder: „Das nervt mich total.“ Oder: „Der spielt ja eh schon viel zu viel.“

Ich muss zugeben, dass auch nur wenige Male zu Beginn der FIFA-Karriere meines Sohnes mit ihm gespielt habe. Mittlerweile hätte ich bei FIFA auch überhaupt keine Chance mehr. Zumal ich mich weder für Computerspiele noch für Fußball interessiere. Aber an diesem Abend ist mir klar geworden, wie wichtig es ist, mit den Kindern zu spielen. Und eben nicht nur Rollenspiele mit den Kleinen oder Lego mit den Grundschulkids und vielleicht noch ein Gesellschaftsspiel mit den Teens. Wir Eltern sollten mit unseren Kindern digital zocken. Auch wenn es uns keinen Spaß macht – das machen mir Rollenspiele oder Monopoly ja auch nicht. Aber so können wir beim Thema digitale Spiele mal aus der Mecker-Ecke rauskommen. So können wir dem Kind unsere Wertschätzung zeigen. Ihm deutlich machen, dass wir gern Zeit mit ihm verbringen und das kennenlernen, was ihn oder sie begeistert.

Ich war bei diesem Elternabend auch erstaunt, wie wenig manche Eltern über die Inhalte der Spiele wissen, die ihre Kinder spielen. Viele 12-Jährige lieben Fortnite. Da es ein Onlinespiel ist, gibt es keine USK-Kennzeichnung. Wer sich aber schlau macht (z.B. hier: www.spieleratgeber-nrw.de), findet heraus, dass das Spiel eigentlich erst ab 16 empfohlen wird. Trotzdem erlauben es viele Eltern ihren Teens. Was da genau abgeht, ist ihnen oft gar nicht so bewusst …

Ein Grund mehr, sich mal mit dem Kind oder Teenager zusammen vor die Spielkonsole zu setzen. Ich habe diese Erkenntnis gestern direkt umgesetzt und mit meinem Sohn eine Runde Minecraft gespielt. Wir haben Bäume gefällt und ein Haus gebaut – und ja, auch ein paar Schafe getötet. Sonst hätten wir kein Bett für die Nacht gehabt. Auch wenn ich ziemlich orientierungslos war – es hat Spaß gemacht. Und mein Sohn hat sich ehrlich gefreut. Also, liebe Eltern, ran an die Controller!

Bettina Wendland

Redakteurin Family/FamilyNEXT

Computerspiele: 5 Tipps für Eltern

In dieser Woche treffen sich in Köln tausende Fans und Unternehmen zu einer der wichtigsten Computer- und Videospielmessen der Welt – der Gamescom. „SCHAU HIN! Was Dein Kind mit Medien macht“, der Medienratgeber für Familien, hat zur Messe fünf wichtige Tipps für Eltern und Erziehungsberechtigte zusammengestellt.

1. Informieren – und mitspielen!
Am besten lassen sich Eltern die Spiele von ihrem Kind zeigen. Damit bezeugen sie nicht nur Interesse, dies schafft gemeinsame Erlebnisse. Viele Spiele lassen sich auch von mehreren Personen gleichzeitig spielen – auch Eltern können den Controller in die Hand nehmen. Das ist sogar sinnvoll, weil Eltern so ein Verständnis für die Sache bekommen und von den Kindern als Gesprächspartner ernst genommen werden.

2. Passende Spiele finden.
Orientierung bieten die Altersangabe der Unterhaltungssoftware Selbstkontrolle (USK). Eltern und Erziehende sollten darauf achten, dass sich ihre Kinder nur mit solchen Spielen beschäftigen, die für ihr Alter freigegeben sind. Es gibt fünf Prüfsiegel (ab 0, ab 6, ab 12, ab 16, ab 18 Jahre).

3. Tragbar oder stationär?
Games lassen sich am Computer, auf Konsolen und mobilen Geräten spielen. Wichtig ist, dass Eltern sich vor der Anschaffung über diese Geräte informieren und sie vorher testen, etwa beim Händler oder auch indem sie diese von Freunden ausleihen, um zu sehen, welchen Einfluss diese auf den Familienalltag haben. Tragbare Geräte lassen sich gut im Urlaub verwenden. Allerdings lässt sich auch schwerer nachvollziehen, wie oft sie genutzt werden. Der Vorteil stationärer Konsolen: Die Eltern können besser sehen, was auf dem Bildschirm geschieht.

4. In Maßen nutzen.
Viele Eltern sind sich unsicher, wie lang, lang genug ist. Als eine grobe Richtschnur gilt: Kinder bis fünf Jahre sollten nicht täglich digitale Spiele spielen und nicht länger als eine halbe Stunde am Tag vor einem Bildschirm verbringen, Kinder von sechs bis neun Jahren eine Stunde. Kinder ab etwa zehn Jahren können sich zunehmend selbstständig ihre Medienzeit pro Woche einteilen.

5. Hilfe holen, wenn es zu viel wird.
Manche Kinder und Jugendliche verlieren sich regelrecht in den digitalen Welten – sie vergessen die Zeit, vernachlässigen Schule und Freunde. Oft wird schnell von „Mediensucht“ gesprochen. Richtig ist, dass die Realitätsflucht auf Dauer gefährlich ist. Eltern sollten mit ihren Kindern reden, sich aber auch Hilfe holen, wenn Games zu einem Familienproblem werden.

Zu den verschiedenen Themen – und vielen weiteren – bietet der Medienratgeber „SCHAU HIN!“ nicht nur umfangreiche Hintergrundinformationen. Auf www.schau-hin.info werden im Bereich „Medien“ unter dem Stichwort „Games“ viele Aspekte behandelt.

 

Tipps der Family-Redaktion: Manche Eltern machen sich Sorgen, dass ihr Kind oder Teenager spiel- oder internetsüchtig sein könnte. Eine erste Einschätzung bietet der Test der Onlinesucht-Ambulanz OASIS: www.onlinesucht-ambulanz.de

Welche Spiele sind sinnvoll und vertretbar? Infos finden Eltern hier: www.spieleratgeber-nrw.de

Ballerspiele nicht den Gamern überlassen!

Neulich habe ich nur ein paar Sekunden in ein Videospiel für Erwachsene reingeschaut. Ich sollte eine Geisel in Schach halten. Ich wurde sofort in die Geschichte hineingezogen, empfand die Atmosphäre als unglaublich düster und die Knarre in der Hand meines Avatars furchteinflößend. Ich wusste nicht, welchen Knopf ich drücken soll, und so habe ich gleich jemanden virtuell umgebracht. Das war schockierend realistisch.

Echte Gamer werden über meine empfindliche Reaktion schmunzeln und anmerken, dass ich ja keine Ahnung habe. Das dürfen sie. Ich stehe zu meiner Ignoranz, gleichzeitig finde ich es wichtig, dass sie meine Irritation ernst nehmen. Wenn man sich in dieser Welt bewegt, kann man nämlich schnell aus den Augen verlieren, was da wirklich passiert.

In einem Artikel aus der Gamerzeitschrift „WASD“, den ich auf spiegel-online las, ging es darum, dass manche Spiele es erlauben, sadistische Impulse auszuleben. Das ist nicht das eigentliche Spielziel, aber ein Nebeneffekt der Möglichkeiten, die einige Spiele mit ihren fast unbegrenzten Welten bieten. Spieleentwickler nehmen das in Kauf, weil sie wissen, dass solche Freiheiten von den Zockern eingefordert werden.

In dem Artikel wird von einem Spiel berichtet, in dem die Entwickler das Töten von Kindern ausgeschlossen hatten. Diese Einschränkung wollten die Gamer nicht hinnehmen, und so entstand schnell eine modifizierte Version, die das Abknallen der Kleinen möglich machte, um den Realismus des Spiels zu erhöhen.

Dieser Artikel aus der Gamerwelt kam sehr nachdenklich daher. Diese Nachdenklichkeit habe ich bei den Kommentaren unter dem Artikel vermisst. Da hieß es lapidar, Mord und Totschlag wären immer schon Teil von Kinderspielen gewesen (Räuber und Gendarm), man könne schon zwischen virtueller und echter Welt unterscheiden. Außerdem habe noch nie jemand nachweisen können, dass Gewalt am Bildschirm aus friedliebenden Menschen mordende Monster macht.

Ich möchte Eltern von zockenden Halbwüchsigen und Partnerinnen von ballernden Ehegatten Mut machen, dran zu bleiben. Halten Sie sich nicht raus! Spiegeln Sie Ihre eigenen Reaktionen auf die Spiele. Es geht nicht darum, Zocker unter einen Generalverdacht zu stellen oder in eine Ecke zu drängen. Aber ich finde es wichtig, dass sie sich den Fragen von Leuten stellen, die nicht in der Gamerblase leben.

Womit beschäftigen wir uns? Warum tun wir, was wir tun? Was macht das mit uns? An diesen Fragen sollten nicht nur Zocker dran bleiben.

Christof Klenk ist Redakteur bei Family und FamilyNEXT.