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Immer nur zu Hause

„Mein Sohn geht, außer zur Schule, nie weg und ist fast immer nur zu Hause. Ich weiß gar nicht, ob er überhaupt Freunde hat. Müssen wir uns Sorgen machen, dass er vereinsamt?“

Prinzipiell sind wir Menschen auf Beziehungen angelegt. Von Anfang an gehen Kinder in Kontakt mit anderen Menschen – zuerst mit den Eltern und dann mehr und mehr mit Gleichaltrigen, mit denen sie Freundschaften aufbauen. Gerade im Jugendalter, wenn sie sich von den Eltern lösen, spielen Freunde eine wichtige Rolle – sie geben Anerkennung, stiften Identität und sind Ansprechpartner bei Problemen.

INTROVERTIERTE KINDER BRAUCHEN RUHE

Vor diesem Hintergrund ist es schon berechtigt, dass Sie sich Sorgen machen, wenn Ihr Sohn außerhalb der Schule keinerlei Kontakte pflegt. Hier stellt sich zunächst die Frage, ob er schon immer ein eher introvertiertes Kind war, für das Freundschaften nicht so bedeutsam sind. Solche Kinder gibt es. Es sind die Kinder, die vielleicht schon in der Kindergartenzeit weniger Lust auf Gruppenspiele und gemeinsame Aktionen hatten und lieber für sich allein herumtüftelten. Auch in der Schulzeit sind für sie weniger die anderen Kinder im Fokus, sondern das Gespräch mit den Lehrern und die spannenden Sachthemen. Sind Kinder grundlegend eher so veranlagt, sind sie mit ein, zwei Freunden glücklich und zufrieden.

Wenn Sie Ihren Sohn diesem Charaktertyp zuordnen können, er einen ausgeglichenen Eindruck macht und die Zeit zu Hause positiv gestaltet, dann können Sie gelassen sein. Vielleicht ist sein Bedürfnis nach einem anstrengenden Schultag einfach nur Ruhe. Gleichzeitig würde ich aber auch empfehlen, Ihren Sohn ohne Druck immer wieder mal zu motivieren, wenige Kontakte zu pflegen. In diesem Zusammenhang stellt sich die Frage, ob er in der Schule wirklich gar keine Freunde hat. Fragen Sie ruhig vorsichtig nach, wenn ihr Sohn nicht viel erzählt. Außerdem wäre es sinnvoll, die Lehrer um ein Gespräch zu bitten, damit Sie eine Einschätzung bekommen, wie es ihm im Schulalltag ergeht und welche Kontakte er hat.

HAT SICH IHR KIND VERÄNDERT?

Mehr Grund zur Sorge besteht, wenn ihr Sohn sich in der letzten Zeit verändert hat. Gab es vorher Freundschaften und Aktivitäten am Nachmittag, die er aufgegeben hat? Welchen Eindruck haben Sie insgesamt von Ihrem Sohn? Wirkt er zufrieden oder könnte ihn etwas beschäftigen? Wie verbringt er die Nachmittage zu Hause? Welche Rolle spielt der Medienkonsum? Wenn aus Ihrem kontaktfreudigen und aktiven Sohn ein Stubenhocker geworden ist, der sich mehr und mehr zurückzieht, besteht tatsächlich Handlungsbedarf.

Auf der einen Seite kann es sein, dass ihm „nur“ die Herausforderungen der Pubertät zu schaffen machen und er deswegen viel mit sich selbst beschäftigt ist. Dann kann schon das eine oder andere vertrauensvolle Gespräch hilfreich sein. Auf der anderen Seite können aber auch schwerwiegende Probleme dahinterstehen wie Mobbing, Missbrauchserfahrungen, Streit unter Freunden oder Ähnliches. Dann braucht Ihr Sohn Hilfe. Sollte sich die Situation schon so zugespitzt haben, dass Sie als Eltern an Ihren Sohn nicht mehr herankommen, ist eine professionelle Unterstützung unbedingt ratsam.

Sonja Brocksieper ist Diplom-Pädagogin. Sie lebt mit ihrer Familie in Remscheid und ist Mitarbeiterin bei Team.F. www.sonja-brocksieper.de Illustration: Sabrina Müller, sabrinamueller.com

Wie lange darf sie ausgehen?

„Unsere Tochter (15) trifft sich am Wochenende oft mit ihren Freundinnen aus dem Sportverein. Manchmal im Vereinsheim, manchmal bei einem Mädchen zu Hause. Die anderen Eltern holen ihre Kinder oft erst um 24 Uhr ab! Das ist uns zu spät. Sehen wir das zu eng?“

Während die Tochter von nächtlichen Aktionen mit ihren Freunden schwärmt, wird ihrer Mutter flau: Was da alles passieren kann! Dabei ist besonders nachts das Entdecken von Freiräumen spannend und reizvoll für Teens. Nicht umsonst sind nächtliche Aktivitäten auf Klassenfahrten und Freizeiten so beliebt.

Aus dem Kindlichen herauszuwachsen, heißt auch, sich einige und besonders gern nächtliche Zeiträume zu erschließen. Teenager nehmen in ihrem Leben viele Unsicherheiten wahr. Das führt dazu, dass sie sich Zonen suchen, in denen sie selbst Gestalter des Lebens sein können. Das noch kindliche Verhalten steht dabei oft mit dem sich erst noch zu entwickelnden Gefahrenbewusstsein in Konflikt.

DIE ELTERN ENTSCHEIDEN

Für Sprüche wie „Wer unter 18 Jahre alt ist, gehört nach 22 Uhr ins Elternhaus!“ gibt es rechtlich gesehen keine Grundlage. Grundsätzlich entscheiden die Eltern, wie lange ihr Kind außer Haus bleiben darf – und wo. Das Jugendschutzgesetz regelt nur die Anwesenheit an bestimmten Orten. Das Treffen zu Hause oder in einem geschützten Rahmen wie im Vereinsheim gilt nicht als „jugendgefährdend“.

Mit 15 Jahren kann ein Teenager auch durchaus mal bis 23 Uhr oder bei einem Geburtstag bis halb eins bleiben, gerade wenn Schritte Richtung Volljährigkeit getan werden sollen. Dass Absprachen zwischen Eltern und Teenagern eingehalten werden, ist dabei oberste Priorität. Das gilt auch für das Angebot, dass Sie ihre Tochter jederzeit von einem Treffen mit Freunden abholen können. Dies ist in der Phase des Ausprobierens sehr wichtig, um dem Teenager Sicherheit zu geben.

BEZIEHUNG GEHT VOR

Das Verschieben von Lebensräumen in die tiefe Nacht hat bei vielen Eltern zu einer großen Gleichgültigkeit und Hilflosigkeit geführt. Nicht selten fahren nun 13-Jährige um ein Uhr nachts allein Zug oder radeln durch Feldwege. Reden Sie mit Ihrer Tochter über mögliche Gefahren, über Ihre Sorgen und Unsicherheiten – am besten in einem entspannten Moment und nicht direkt nach ihrer Anfrage für die nächste Party. Vielleicht kann sie in einem Gespräch deutlich machen, mit wem sie eine gute Zeit hat und bei welchen Treffen sie wegen des Alkoholgenusses der anderen irgendwann ein mulmiges Gefühl bekommt.

Jedoch wenn die Eltern durch das Setting das Treffen als „unsicher“ einstufen, können sie die Zeiten des Endes festlegen. Damit der junge Mensch dabei ernstgenommen wird, sollte es nicht darum gehen, dass Eltern ihre Macht demonstrieren. Der Satz: „Solange du deine Füße unter meinen Tisch …“ hat bis heute keine beziehungsfördernde Komponente. Eine Art Voranmeldung der Abend- oder Wochenendgestaltung vom Teenager kann den Eltern Zeit geben, eine Meinung zu bilden. Das Diskutieren ohne zeitlichen und hormonbeladenen Druck hilft, bis zum Treffen einen Konsens zu finden. In allem gilt: Beziehung geht vor!

Stefanie Diekmann ist Pädagogin und Autorin und lebt mit ihrer Familie in Göttingen.

 

Ein Hoch auf unseren Verein

Stefan Gerber erlebt, dass seine Mitspieler da sind, wenn das Eis zu brechen droht.

Eine Eskimo-Weisheit sagt, dass man echte Freunde erst dann erkennt, wenn das Eis bricht. Genau das durfte ich erleben, als mein Eis gerade ziemlich dünn war. Der Terminkalender sah im Voraus eigentlich noch ganz okay aus, aber dann kam eine unvorhergesehene Sache nach der anderen rein: Komplikationen während des Krankenhausaufenthalts eines Familienmitglieds, Zusatzsitzungen, Anfrage zur Gestaltung einer Trauerfeier, kurzfristiger Coachingauftrag sowie massiver Zeitdruck bei der Organisation und Vermarktung einer Konferenz – und natürlich sollten alle Herausforderung noch vor dem Urlaub gemeistert werden. Es gibt ein paar Dinge, die genau in solchen Situationen kommen, aber nie so unpassend sind wie dann: Quengelnde und/oder kranke Kinder Schlaflose Nächte PC-Probleme Jetzt raten Sie mal, welche Schwierigkeiten sich bei mir zu den oben genannten Herausforderungen gesellt haben! Richtig – alle drei! Das Eis drohte zu brechen, denn Problem Nr. 3 verhinderte, dass ich die Herausforderungen überhaupt in Angriff nehmen konnte. Auch nachdem ich mich stundenlang durch einschlägige Foren gegoogelt hatte, öffnete keiner der vorgeschlagenen Tricks ein Fensterchen zu Windows. Mir wurde klar, dass ich nun fremde Hilfe in Anspruch nehmen musste. Aber woher kriege ich einen fachkundigen Spezialisten, der mir nicht nur irgendwelche Tipps gibt, sondern mein Problem innerhalb kürzester Zeit auch wirklich lösen kann und dann noch in Reichweite meines Budgets liegt? Ich setzte einen Hilferuf im Chat der „freestylers“ ab. Die „freestylers“, das sind meine Kumpels aus dem freien Unihockey-Training des Vereins „freestylers“ in unserem Dorf. Unihockey ist eine Hockeyvariante, die mit Hallenhockey verwandt ist. Was folgte, hatte mich nicht wirklich überrascht, aber mehr als gefreut und sogar berührt: Einer genoss gerade seine Ferien – und trotzdem meldete er sich schneller auf meinen Hilfeschrei, als jede Hotline meinen Anruf entgegengenommen hätte. Ein anderer war beruflich im Einsatz und hätte wohl genug damit zu tun gehabt. Doch er rief mich umgehend an und erkundigte sich nach meinen PC-Problemen. Die Erlösung schließlich sollte ein weiterer freestylers- Freund bringen. Sein telefonischer Support half mir zwar noch nicht, doch als Iwan dann mein Gerät persönlich unter die Lupe nahm, fand er nach ein paar Handgriffen den richtigen Befehl. Und siehe da: Der PC begann seine Selbstheilungskräfte zu aktivieren – ohne Datenverlust, ohne mühsames Neuaufsetzen. Ich konnte wieder arbeiten! Mir tut das Hockeyteam gut! Wann immer möglich, bin ich mittwochs dabei, schwitze, treffe meistens über das Tor, aber es macht Spaß und hilft gerade in schwierigen Zeiten. Und dass ich jetzt noch erleben durfte, wie selbstverständlich mir bei meinen PC-Problemen geholfen wurde, macht meine „Liebe“ zu den freestylers gleich noch größer! Solche Unterstützung lässt mich auftanken – gerade, wenn das Eis dünn ist.

 

Stefan Gerber, Geschäftsführer Willow Creek Schweiz, ist Leiter der Netzwerk- Kirche „gms – gospel movement seeland“ und freiberuflich als Autor („Glück finden – hier und jetzt“), Referent und Coach tätig. Er ist verheiratet mit Brigitte Gerber-Urfer und Vater von Joy Nina (14) und Janosch Noah (11).

Urlaub mit Freund

„Wir planen unseren Urlaub für nächsten Sommer. Da unser Sohn (12) ein Einzelkind ist, würden wir gern seinen Freund mitnehmen. Was müssen wir dabei beachten?“

Urlaub wird von den meisten Menschen als die schönste Zeit im Jahr angesehen. Klar, dass man diese so heiß ersehnten Ferien gerne mit Freunden verbringt. Warum sollte das für Kinder anders sein? Der Urlaub wird – aus dem Blickwinkel Ihres Sohnes – einfach doppelt so schön, wenn er seinen Freund in den Urlaub mitnehmen darf. Damit der Urlaub auch für Sie als Eltern in schöner Erinnerung bleibt, sollten Sie ein paar Dinge beachten:

KENNENLERNEN
Das Gastkind sollte in Ihre Familie passen. Wenn Sie die Eigenarten des Kindes kennen, das Sie in Ihre Familie einladen, werden Sie wissen, ob der jugendliche Gast Ihre Regeln und Ermahnungen annehmen oder ob er sich darüber hinwegsetzen wird. Das ist nicht ganz unwichtig, denn wenn Sie ein fremdes Kind anvertraut bekommen, geht auch die Aufsichtspflicht während dieser Zeit auf Sie über. Wenn Sie noch ein paar Monate Zeit haben, können Sie den Freund Ihres Sohnes gut kennenlernen. Sie könnten ihn auch mal über ein ganzes Wochenende zu sich einladen. So stellen Sie ganz schnell fest, wie sich der Umgang mit dem Freund im Alltag gestaltet.

VOLLMACHT UND PAPIERE
Eine Vollmacht mit der Unterschrift der Eltern des Freundes ist wichtig, vor allem dann, wenn Sie in ein anderes Land reisen. Sie sollten diese Vollmacht zusammen mit dem Ausweis des Gastes aufbewahren und jederzeit griffbereit haben. In manchen Ländern genügt die Vollmacht alleine nicht, sondern sie muss amtlich beglaubigt sein, wie in Mazedonien, Griechenland, Bosnien-Herzegowina und Serbien. Zur Ergänzung sollte eine Kopie der Geburtsurkunde vorgelegt werden können. Nehmen sie zusätzlich eine Ausweiskopie der Eltern des Kindes mit. Notieren Sie sich die Heimatanschrift des Freundes sowie die Telefonnummern der Eltern. Informieren Sie sich außerdem über die jeweiligen Formalitäten im Urlaubsland.

GESUNDHEITLICHE VERSORGUNG
Man hofft natürlich, dass nie etwas passiert. Aber auch in den Ferien besteht diese Möglichkeit. Und auch wegen einer simplen Erkrankung kann ein Arztbesuch notwendig werden. Für eine Behandlung beim Arzt oder in einer Klinik sollten Sie eine medizinische Vollmacht mitführen, die von den Eltern ausgestellt und unterschrieben wurde. Klären Sie außerdem den Versicherungsschutz für Ihr Gastkind. Fragen Sie die Eltern, ob der Freund an Allergien leidet oder ob er regelmäßig Medikamente einnehmen muss. Grundsätzlich ist ein Urlaub, bei dem das eigene Kind einen Freund dabei hat, für alle Beteiligten ein Gewinn. Denn der Sohn kann Aktivitäten mit einem Freund teilen, und den Eltern bleibt mehr Zeit für sich. So haben unterm Strich alle mehr Spaß und einen tollen Urlaub.

Ingrid Neufeld ist Erzieherin und Mutter von drei inzwischen erwachsenen Töchtern. Sie lebt in Mittelfranken.

Satt!

Ein Essen mit Freundinnen füllt nicht nur den Magen, sondern auch das Herz. Von Veronika Smoor

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Wenn sich Freunde scheiden lassen

Wie kann man Freunden, die sich trennen, gerade in dieser schweren Zeit beistehen? Was hilft ihnen, was hilft nicht? Jörg Berger über echte Unterstützung in schwierigen Zeiten.

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