Beiträge

Ein Jahr was anderes machen

378 amazing days of my life

Im Sommer 2014 begann mein Au-pair-Abenteuer in den USA im Bundesstaat Connecticut. Au-pair heißt, als Kindermädchen bis zu 45 Stunden pro Woche für eine Familie zu arbeiten und auch im Haus der Familie zu wohnen. Einmal etwas ganz anderes als Schule zu erleben, war für mich einer der Gründe, Au-pair zu werden. Außerdem reizte mich der neue Kontinent und Zeit mit Kindern verbringen zu können. Meine Gastfamilie habe ich durch die Agentur Intrax gefunden. Ich habe mich sehr gut betreut gefühlt. „378 amazing days of my life“ waren es aber in erster Linie dank meiner fantastischen Gastfamilie und den tollen neuen Freunden, die ich fand. Klar läuft nicht immer alles rund, aber wenn man zeitnah die Dinge anspricht und gemeinsam eine Lösung sucht, müssen Probleme gar nicht erst zu Dramen werden. Da ich mich um drei Kinder unter fünf Jahren gekümmert habe, war eine Auszeit mit Freunden oder beim Tanzen ein super Ausgleich. Ein eher praktischer Vorteil des Au-pairs ist der Verdienst: mit 200 Dollar die Woche zur eigenen Verfügung (Kost und Logis sind inklusive) hat man viele Möglichkeiten zu reisen oder sich (neue) Hobbys zu suchen. Das Geld ist aber nichts im Vergleich zu der Liebe, die ich erfahren habe! Meine Au-pair-Zeit bleibt mir unvergessen, ich würde sie gegen nichts eintauschen wollen. Man kommt definitiv selbstständiger und erwachsener wieder nach Hause!
Hier noch ein paar Tipps:

  • Werdet nur Au-pair, wenn Ihr Kinder und die Arbeit mit ihnen wirklich mögt. 45 Stunden pro Woche sind lang, wenn sie keinen Spaß machen.
  • Entscheidet euch für die Gastfamilie, bei der Ihr ein gutes Gefühl habt, anstatt auf Biegen und Brechen eine bestimmte Region zu bevorzugen.
  • Nutzt die Zeit, um etwas Neues zu erleben! Wer nur macht, was er von daheim kennt oder nur Au-pair- Freunde der gleichen Nationalität hat, verpasst etwas.
  • Zu jedem Au-pair gibt es die richtige Gastfamilie und andersherum, lasst euch also von Au-pair- Horrorgeschichten nicht abschrecken.

Tamara Mayer (21) studiert Englisch und evangelische Theologie auf Lehramt an der Uni Heidelberg und kehrt immer wieder
gerne nach Connecticut zurück.

Eine Riesenchance

Micha war derjenige unserer drei Söhne, der meinen Mann und mich die meisten Nerven gekostet hat: quengelig, unselbstständig, fordernd, laut und oft egoistisch seinen Brüdern gegenüber, allerdings anderen Kindern gegenüber immer der mit der größten Sozialkompetenz. Das Abi kam und Micha flüchtete sich in die Idee, erstmal ein FSJ zu machen, um sich noch nicht für eine Ausbildung oder ein Studium entscheiden zu müssen. Da er viel Spaß in der Kinderarbeit unserer Kirchengemeinde hatte, lag es für ihn nahe, sich in diesem Bereich etwas zu suchen. Ein Schulpraktikum, das Micha in seiner ehemaligen Grundschule absolviert hatte, brachte ihn auf den Gedanken: Dahin will ich wieder. Obwohl ich selbst an dieser Schule unterrichte, war dies, trotz unserer konfliktgeladenen Beziehung, kein Hinderungsgrund für ihn. Mein Mann war skeptisch: So nah an seinem Zuhause? In der eigenen Grundschule? Und die Mutter als „Kollegin“? Ob das gut gehen würde? Wir haben Michas Entscheidung trotzdem nicht beeinflusst und ihn nur bei organisatorischen Fragen unterstützt. Die FSJler der Grundschule werden durch den Bund der deutschen katholischen Jugend (BDKJ) betreut. Micha fühlte sich hier von Anfang an gut aufgehoben. Und wie erleben wir unseren Sohn nun nach einem guten halben Jahr FSJ? Total verändert. Micha ist nach meinem Empfinden unglaublich gereift in dieser Zeit. Statt unerquicklicher Diskussionen führen wir nun häufig ernsthafte Gespräche über Verhaltensweisen von Kindern und ihre Ursachen, über Elternverhalten und seine Rolle zwischen Kumpel und Lehrkraft. Micha übernimmt nun auch zu Hause freiwillig Pflichten. Ich höre plötzlich Fragen wie: „Mama, soll ich einkaufen fahren?“ oder „Was soll ich kochen?“ Es scheint Micha gut zu tun, einen Grad an Verantwortung zu tragen, den er schultern kann, mit Aufgaben betraut zu sein, die ihm liegen und ihn herausfordern. Die positiven Rückmeldungen, die er immer wieder erhält, stärken sein Selbstbewusstsein. Der fest geregelte Tagesablauf scheint ebenfalls Halt zu bieten. Nun überlegt Micha, ob er auch Grundschullehramt studieren möchte. Wir sind als Eltern sehr glücklich über die Möglichkeit, die unser Sohn mit dieser Aufgabe hat und empfinden das Jahr als segensreich für ihn und die ganze Familie.

Antje Seeger ist Mutter von drei Söhnen und Grundschullehrerin in Südhessen.

„Ich bin dann mal weg…“

„Unser Sohn (17) möchte nach dem Abitur ein missionarisches Jahr im Ausland machen.
Wie können wir ihn da gut beraten?“

Weiterlesen