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Wo beginnt Magersucht? Expertin erklärt Warnsignale

Essen ist für viele junge Leute ein heikles Thema. Wenn Teenager sich schwertun, selbst kleine Portionen zu essen, klingeln bei Eltern schnell die Alarmglocken: Ist das Magersucht? Psychologin Claudia Beck erklärt, worauf Eltern achten sollten.

Eine Magersucht entwickelt sich aus dem komplexen Zusammenwirken biologischer, psychischer und sozialer Faktoren. Am Anfang steht immer eine Gewichtsabnahme, welche durch den Wunsch, sich nur noch „gesund“ zu ernähren, ausgelöst werden kann. Wenn Sie sich Sorgen machen oder Sie das Essverhalten Ihres Kindes irritiert, sollten Sie tatsächlich genauer hinschauen!

Wichtige Fragen

Fragen Sie offen und interessiert nach: Wie ist der Wunsch nach gesunder Ernährung entstanden? Gibt es einen Druck beispielsweise aus Schule, Peergroup, Sozialen Medien …? Wie viel Raum beansprucht das Thema Essen in den Gedanken Ihres Kindes? Fühlt es sich unwohl in seiner Haut, möchte es gern anders aussehen? Leidet es unter Ängsten? Folgende Fragen können für eine erste Einschätzung hilfreich sein:

  • Hat eine Gewichtsabnahme stattgefunden? Wenn ja: Wie viel in welchem Zeitraum?
  • Gibt es sogenannte „verbotene Lebensmittel“, beispielsweise Zucker, Kohlenhydrate oder Fette?
  • Besteht Angst vor gemeinsamen Mahlzeiten oder werden diese vermieden?
  • Kreisen die Gedanken ständig um Essen oder Nicht-Essen?
  • Wird das Gewicht täglich oder sogar mehrmals täglich kontrolliert?
  • Angst vor Gewichtszunahme trotz schlanker Figur?
  • Unzufriedenheit mit dem eigenen Aussehen, geringes Selbstwertgefühl?
  • Stimmungsschwankungen, Gereiztheit, Niedergeschlagenheit?
  • Wird zusätzlich viel Sport getrieben, werden extra Workouts absolviert?
  • Sozialer Rückzug von Familie und Freunden?

Familienbasierte Therapie

Auch wenn Ihr Kind versucht, Sie zu beschwichtigen, vertrauen Sie auf Ihr Bauchgefühl und besprechen Sie Ihre Beobachtungen und Bedenken mit dem Kinderarzt. Durch eine Thematisierung der Essproblematik lässt sich vielleicht eine ernsthafte Erkrankung noch abwenden. Wird jedoch die Diagnose Magersucht gestellt, gibt es seitens der Betroffenen keine Krankheitseinsicht. Es gilt: Je früher eine Magersucht erkannt und behandelt wird, desto höher sind die Heilungschancen.

Eine moderne Therapieform der Magersucht ist die „Familienbasierte Therapie“ (Maudsley Modell). Die FBT betont als ersten Schritt zur Genesung eine schnelle und effiziente Wiederherstellung des Gewichts. Dabei werden die Eltern als größte Ressource im Kampf gegen die Magersucht mit in die Behandlung hineingenommen. Die Eltern lernen ihr Kind von der Krankheit Magersucht zu trennen, bei den Mahlzeiten Ruhe zu bewahren und werden befähigt, diese extrem belastende Zeit durchzustehen.

Claudia Beck ist Gesundheitspsychologin und Heilpraktikerin für Psychotherapie (claudiabeck-intact.de). Infos zu FBT: elternnetzwerk-magersucht.de/fbt

Diabetes bei Kindern? So hoch ist das Risiko einer Erkrankung

Viele Eltern haben Angst, dass ihre Kinder an Diabetes erkranken. Das ist umso stärker, wenn Familienmitglieder ebenfalls erkrankt sind. Die Risiken und die unterschiedlichen Typen von Diabetes erklärt Kinderarzt Prof. Andreas Neu.

Wenn Verwandte ersten Grades an Diabetes Typ 1 erkrankt sind, ist das Risiko, selbst zu erkranken, etwas erhöht. Geschwister haben ein Risiko in der Größenordnung von fünf Prozent, Kinder eines betroffenen Elternteils ein Risiko zwischen fünf und sieben Prozent. Insgesamt haben zehn Prozent der von Diabetes Typ 1 Betroffenen Verwandte, die ebenfalls einen Diabetes Typ 1 haben.

In welchem Alter tritt die Erkrankung üblicherweise auf?
Im Kindes- und Jugendalter tritt die Erkrankung bevorzugt im Kleinkindalter oder unmittelbar vor der Pubertät auf. Es gibt jedoch auch Diabetes-Manifestationen im Erwachsenenalter. Etwa die Hälfte der Neuerkrankungen erfolgt im Kindesalter, die andere Hälfte im Erwachsenenalter. Derzeit erkranken rund 4.000 Kinder und Jugendliche und rund 4.000 Erwachsene pro Jahr neu.

Unterschiedliche Tpyen von Diabetes

Was ist der Unterschied zwischen Typ 1 und 2?
Typ 1 ist eine Autoimmunerkrankung mit geringerer genetischer Disposition. Vorbeugende Maßnahmen gibt es nicht, der Lebensstil oder das Körpergewicht spielen keine Rolle und beeinflussen das Risiko nicht. Beim Typ 2 Diabetes ist die genetische Disposition weit ausgeprägter. Hier spielen für die Entstehung Faktoren wie Übergewicht und Bewegungsmangel eine wichtige Rolle.

Was sind die Symptome?
Der Typ 1 macht sich in der Regel akut bemerkbar. Die Entstehung des Typ 2 Diabetes ist ein schleichender und lange dauernder Prozess. Symptome, die an einen Diabetes denken lassen sollten, sind vermehrtes Durstgefühl und Trinken, vermehrtes Wasserlassen, Gewichtsabnahme und Leistungsabfall. Liegen diese Symptome vor, sollte rasch ein Arzt konsultiert werden. Die Diagnose-Stellung kann über eine Urin- oder Blutuntersuchung problemlos und rasch gestellt werden. Insbesondere im Kindes- und Jugendalter ist es wichtig, diese Symptome zu kennen, um eine schwere Stoffwechselentgleisung zu vermeiden.

Abklären – aber wie?

Wann sollte man das abklären lassen?
Liegen die genannten Symptome vor, ist in jedem Fall eine rasche Abklärung ärztlicherseits erforderlich. Dadurch wird einer schweren Stoffwechselentgleisung (Ketoazidose) vorgebeugt. Aus diesem Grund ist es wichtig, dass alle, die mit Kindern und Jugendlichen zu tun haben, über diese Symptome Bescheid wissen und gegebenenfalls rasch reagieren.

Wie sinnvoll wäre ein Screening?
Ein Screening kann Risikokandidaten für einen Diabetes identifizieren. Allerdings lässt sich auch bei bekanntem Risiko eine Erkrankung nicht vermeiden. Screening-Untersuchungen sind sinnvoll im Rahmen wissenschaftlicher Studien. Für die Allgemeinbevölkerung setze ich eher auf eine breite Aufklärung zu Symptomen.

Prof. Dr. Andreas Neu ist ehemaliger Präsident der Deutschen Diabetes Gesellschaft (DDG) und Kommissarischer Ärztlicher Direktor an der Klinik für Kinder- und Jugendmedizin am Universitätsklinikum Tübingen.

Interview: Ruth Korte

TV-Autor: Als seine Organe zu versagen drohen, spendet seine Frau ihm eine Niere

Die Nierenwerte von Stefan Loß sehen zusehends schlechter aus. Dann beschließt seine Frau, ihm das Organ zu spenden – lebend.

Der Journalist Stefan Loß hat ein Faible für besondere Lebensgeschichten. Als TV-Autor hat er zahlreiche Menschen porträtiert, die davon berichten, wie ihnen der Glaube bei der Bewältigung ihrer Lebenskrisen geholfen hat. 2008 traf es ihn selbst. Die Diagnose „Zystennieren“ bedeutete, dass seine Nieren früher oder später versagen würden. Acht Monate lang war er schließlich an der Dialyse. Heute kann er wieder ohne künstliche Blutwäsche leben, weil ihm seine Frau Sabine eine ihrer Nieren gespendet hat. Hier erzählt er seine Geschichte.

45 Prozent Nierenfunktion

Im Sommer 2013, also fünf Jahre nach der ersten Diagnose, hatte ich nur noch fünfundvierzig Prozent Nierenfunktion. Ende 2014/Anfang 2015 spitzte sich das Ganze zu. Ich merkte deutlich, wie meine Kräfte nachließen. Ob ich wollte oder nicht, ich musste anfangen, mich ernsthaft mit der Krankheit auseinanderzusetzen. An der Dialyse führte kein Weg vorbei. Und Dialyse bedeutete, dass ich für den Rest des Lebens von Maschinen abhängig sein würde, die mein Blut dreimal in der Woche reinigen. Ich war gerade mal Anfang fünfzig und fühlte mich nicht wirklich alt. So hart damit konfrontiert zu werden, dass meinem Leben in sehr naher Zukunft enge Grenzen gesetzt sein würden, machte mir zu schaffen.

Lebendspende?

Via Internet hatte ich einen Kontakt zu einem Mann bekommen, der ebenfalls Zystennieren hatte. Seine Frau hatte ihm eine Niere gespendet. Davon hatte ich noch nie gehört. Ich wusste, dass es so etwas wie eine Lebendspende gab. Aber nach meinem Kenntnisstand war das nur zwischen blutsverwandten Familienmitgliedern möglich. Meine Eltern waren zu alt und ich hatte keine Geschwister, deshalb hatte ich nie weiter über dieses Thema nachgedacht.

„Kann das Gejammer nicht mehr hören“

Plötzlich stand die Frage im Raum: Könnte meine Frau mir eine ihrer Nieren spenden? Zum Glück konnten Sabine und ich relativ entspannt miteinander über das Thema Lebendspende reden. Uns war klar, dass eine solche Spende nur dann möglich wäre, wenn wir beide ohne Wenn und Aber ein Ja dazu hätten. Eine Lebendspende unter Vorbehalt oder mit dem Gedanken: „Dann bin ich lebenslang abhängig vom anderen“ oder „Dann ist er mir aber was schuldig“ hatte für uns keinen Sinn. Natürlich war das für Sabine keine einfache Entscheidung.

Sabine ist es immer wieder wunderbar gelungen, der Thematik das Dramatische zu nehmen. Denn es kam immer mal wieder vor, dass Freunde und Bekannte unseren Plan einer Lebendspende arg romantisierten. Ich kann mich an eine Situation erinnern, wo Sabine geantwortet hat: „Ich spende ihm eine Niere, weil ich das Gejammer nicht mehr hören kann.“

Monate der Untersuchung

Nachdem von den Transplantationsmedizinern das Okay kam, entschieden wir uns gemeinsam, den Weg der Lebendspende zu gehen. Für uns beide bedeutete das in den Wochen und Monaten davor auch, dass wir uns als Vorbereitung von den verschiedensten Fachärzten gründlich untersuchen lassen mussten. Für den Ablauf einer Lebendspende gibt es ein festes Verfahren, in das Ärzte, Psychologen und Juristen mit eingebunden sind. Das hat wesentlich länger gedauert, als wir dachten.

Warten, hoffen, beten

Der 24. Februar 2017 wurde als Transplantationstermin festgelegt. Für mich begann jetzt der medizinische Endspurt. Die Immunadsorption war erfolgreich abgeschlossen, es waren dauerhaft keine Antikörper mehr in meinem Blut nachweisbar. Zwei Tage vor dem geplanten OP-Termin bekam ich die Nachricht, dass die Transplantation aus organisatorischen Gründen verlegt werden musste. Für Sabine und mich hieß das: weiter warten, hoffen und beten.

Der vertraute Bibelvers begleitete mich in diesen Tagen: „Alle eure Sorge werfet auf ihn, denn er sorgt für euch.“ Das passte sehr gut in meine aktuelle Situation, denn Grund, mir Sorgen zu machen, hatte ich genug. Obwohl jetzt alle Zeichen auf Grün standen im Hinblick auf die Transplantation, war da nach den Erfahrungen der letzten Monate immer noch die Angst, ob das alles wirklich so klappen würde.

Ein letztes Foto

Mit Sabine habe ich manche Nachmittage bei langen Spaziergängen am Neckar verbracht, oft bei strahlendem Sonnenschein. An der Neckarwiese haben wir ein gemeinsames Foto gemacht mit dem Schloss im Hintergrund. Eine Erinnerung an diese besondere Zeit vor der Transplantation. Dann musste ich wieder an die Dialyse. Wenn diesmal alles wie geplant klappen würde, wäre das das vorletzte Mal. Montag sollte es dann für uns beide in die Chirurgie gehen, und für Dienstag, den 28. Februar, war die OP vorgesehen.

Warten auf die OP

Wie geplant wurde ich am Montagmorgen zur Vorbereitung der Transplantation in die chirurgische Klinik verlegt. Am Dienstagmorgen begann nach einer unruhigen Nacht das Warten. Geplant war der Eingriff bei Sabine eigentlich schon für sieben Uhr und ich sollte gleich anschließend an der Reihe sein. Kommunizieren konnten wir nur via WhatsApp, weil Sabine mich auf der Station nicht besuchen durfte. Am Morgen haben wir uns noch kurz gegenseitig Mut gemacht. Dann kamen keine Antworten mehr. Erst später erfuhr ich, dass sie gegen Mittag in den OP gebracht wurde zur Entnahme der Niere. Der Eingriff verlief wie geplant, es gab – Gott sei Dank! – keine Komplikationen.

Mutmachende Worte

Ich wartete weiter. Es wurde Nachmittag. Mein Bettnachbar, von dem ich nur durch einen Vorhang getrennt war, bekam Besuch von seiner Frau. Ihm ging es nach der zweiten Lebertransplantation gar nicht gut. Er kam einfach nicht mehr auf die Beine, und es schien, als hätte er die Hoffnung verloren. Seine Frau las ihm einen Brief laut vor, den Freunde geschickt hatten. Zu meiner Überraschung kam Psalm 121 darin vor. Atemlos hörte ich zu: „Ich hebe meine Augen auf zu den Bergen. Woher kommt mir Hilfe? Meine Hilfe kommt vom Herrn …“
In dem Moment konnte ich diese Worte für mich nehmen. Ich lag in meinem Bett und war tief berührt. Diesen Text gerade jetzt zu hören, „zufällig“ zitiert aus einem Brief von Freunden eines unbekannten Patienten. Gott hatte mir so seinen Segen mitgegeben. Ich spürte förmlich seine Hand auf meiner Schulter. Und dann hörte ich eine Stimme: „Herr Loß, jetzt sind Sie an der Reihe.“ Es war der Pfleger, der mich in den OP bringen sollte. Was für ein Timing, was für ein Gott!

Es wird ernst

Im Vorbeirollen bedankte ich mich freundlich bei der Frau meines Bettnachbarn für den Psalm. Ich wurde in den OP geschoben, den Blick nach oben. Im linken Augenwinkel sah ich dort einen kleinen fest verschlossenen grauen Plastikbehälter. Sabines Niere wartete schon eisgekühlt auf mich. Es folgten das routiniert freundliche Gespräch mit dem Anästhesisten und der Filmriss beim Zählen irgendwo zwischen 6 und 9. Es war tatsächlich ernst geworden.

Erster Tagebucheintrag

Am nächsten Morgen war ich schon wieder so fit, dass ich etwas in unseren Blog schreiben konnte. Das las sich dann so:

1. März, 7.52 Uhr: „7 Liter! … sind schon durchgelaufen. Die Niere ist schon auf dem OP-Tisch angesprungen. Ich werde mit NaCl (Kochsalzlösung) abgefüllt, damit ich nicht trockenfalle. Titer-Werte sind super. Besser hätte es nicht laufen können.
Stand heute schon wieder kurz auf eigenen Füßen, bin aber noch extrem schlapp. Halleluja! OP gelungen, Niere läuft. Sabine ist auch froh und glücklich, aber auch extrem erschöpft.
Hoffe sehr, dass wir uns bald sehen können. Wir sind extrem glücklich und dankbar!!!
Stefan“

Neubeginn an Aschermittwoch

Nach mehr als acht Monaten Wartezeit hatte es endlich geklappt. Der 1. März 2017 – in diesem Jahr war es der Aschermittwoch – wird für Sabine und mich immer ein besonderer Tag bleiben. Von wegen: „Am Aschermittwoch ist alles vorbei“ – wie die Narren singen! Aschermittwoch 2017 ist für mich der Tag, an dem etwas Neues, Großes, Wunderbares angefangen hat. Das Leben mit meiner neuen Niere.

Endlich ein Wiedersehen

Sabine hatte den Eingriff gut überstanden. Aber sie war noch sehr müde und brauchte noch ein paar Tage, um wieder auf die Beine zu kommen. Am Tag Zwei nach der OP konnte sie mich schon kurz besuchen kommen. Dick vermummt, mit grünem Kittel und Mundschutz, durften Besucher nur einzeln zu mir. Zu hoch war die Gefahr, dass ich mir irgendetwas einfing. Es war einfach wunderschön, sie wiederzusehen. Sie war noch ziemlich geschafft von der OP, und ihr Körper musste sich erst noch daran gewöhnen, dass nun eine Niere fehlte. Auf einen Schlag hatte sie immerhin fast die Hälfte ihrer Nierenfunktion verloren.

Ein Grund zum Feiern

Rund drei Wochen nach der OP reiste Sabine allein zur „Anschluss-Heilbehandlung“ nach Durbach bei Offenburg. Bis zur Visite am Vormittag hatte ich noch die vorsichtige Hoffnung, dass ich am nächsten Tag nachkommen könnte. Aber meine Leukozyten waren leider immer noch zu niedrig. Dafür wurden mir jetzt die letzten Schläuche gezogen. Nach fast drei Wochen konnte ich mich endlich wieder schlauchfrei bewegen. Auch das war ein Grund zum Feiern.

Die Taxifahrt ein Genuss

Eine Woche später bekam auch ich grünes Licht! Mit einem lauten „Halleluja“ reagierte ich auf diese gute Nachricht. Nach sechs Wochen durfte ich endlich die Klinik verlassen! Der gemeinsamen Reha mit meiner Frau stand endlich nichts mehr im Wege. Ich konnte es kaum erwarten, saß schon beim Frühstück auf gepackten Koffern. Visite, Arztbrief und dann ab ins nächste Taxi. Ich war so froh, in einem Auto durch die Gegend kutschiert zu werden. Nach so vielen Wochen in der Klinik war die Taxifahrt ein purer Genuss – jedenfalls für mich. Vor allem, weil ich bald Sabine wiedersehen sollte.

Geschafft!

Unterwegs hielt ich sie via WhatsApp auf dem Laufenden, und als wir auf den Parkplatz der Klinik einbogen, kam sie mir schon entgegen. Frisch wie das blühende Leben wartete sie vor dem Eingang auf mich. Ich konnte trotz meiner frischen Narbe kaum schnell genug aus dem Auto steigen. Wir fielen uns in die Arme und drückten uns so fest es bei unseren Operationsnarben ging. Erschöpft und froh lagen wir uns in den Armen. Endlich! Wir hatten es geschafft.

Die Zeit der Unsicherheit, des Wartens und Hoffens war vorbei. Jetzt konnte für uns beide ein neues Leben beginnen. Diese Begegnung auf dem Parkplatz vor der Rehaklinik in Durbach ist einer der glücklichsten Momente meines Lebens. Ich kann kaum ausdrücken, wie froh, dankbar und glücklich ich in diesem Moment war. Wir hatten es endlich überstanden!
Nach drei Wochen Reha, die ich wirklich genossen habe, bin ich dann, eine Woche später als Sabine, nach Hause entlassen worden.

Doppelt Ostern

Im Nachhinein wurde mir klar, was für einen besonderen Zeitpunkt wir für die Transplantation erwischt hatten: Am Aschermittwoch war ich mit einer neuen Niere in der Klinik aufgewacht und am Ostersonntag war ich glücklich wieder zu Hause angekommen. An diese doppelte Passionszeit werde ich mich mein Leben lang erinnern.

Während ich diese Zeilen schreibe, lebe ich schon seit drei Jahren mit einer Niere meiner Frau. Gott sei Dank hatte ich nach der Transplantation überhaupt keine Probleme mit der neuen Niere. Ich hatte weder mit Abstoßungsreaktionen noch mit Infektionen zu tun. Ich musste auch nie wieder an die Dialyse – die neue Niere funktionierte vom ersten Moment an perfekt. Sabine hat den Eingriff ebenfalls gut verkraftet. Unsere Nierenfunktion ist heute ungefähr gleich – bei jeweils sechzig Prozent. Also fast so gut wie bei einem gesunden Menschen.

Stefan Loß ist Redakteur, Autor, Coach und Moderator. Er arbeitet als Ausbildungsleiter und Moderator für ERF Medien. Der Artikel ist ein gekürzter und bearbeiteter Auszug aus seinem Buch „Auf Herz und Nieren – Als das Leben mit mir Achterbahn fuhr“, das im Brunnen Verlag erschienen ist. 

„Übertreiben Sie es mit der Hygiene nicht!“

Wie sauber muss es bei uns zugehen, damit wir gesund bleiben? Hygiene-Experte Frank Günther warnt vor übertriebener Hygiene. Er rät Familien: „Hände weg von Desinfektionsmitteln im häuslichen Umfeld!“

Wann und wie oft sollten Kinder ihre Hände waschen?
In der Regel so oft wie Erwachsene auch. Insbesondere dann, wenn Gegenstände oder Oberflächen angefasst wurden, die von vielen Menschen berührt werden und deshalb mit Infektionserregern besiedelt sein können: zum Beispiel Türgriffe oder Einkaufswagen. Insbesondere vor dem Essen sollten die Hände gewaschen werden. Kinder erforschen ihre Umwelt noch stark mit den Händen und mit dem Mund. Bei ihnen findet deshalb ein viel stärkerer Austausch mit Keimen untereinander und aus der Umgebung statt.

Muss ich meinem Kind also ständig mit Desinfektionsmittel hinterherlaufen, um es zu schützen?
Sie werden es nicht immer verhindern können, dass Ihr Kind irgendetwas anfasst und sich danach die Finger in den Mund steckt. Was man tun kann, ist, nach jedem Ausflug erst einmal die Hände zu waschen. Das genügt, denn dadurch kann man die Keimbelastung schon stark minimieren. Der Einsatz von Desinfektionsmitteln hingegen kann dem Kind mehr schaden als nützen. Im schlimmsten Fall kann deren Einsatz Hauterkrankungen oder Allergien auslösen. Die Bakterien, die sich auf unserer Hautoberfläche befinden, sind nämlich sehr wichtig für uns, weil sie unser Immunsystem stärken und verhindern, dass sich krankmachende Bakterien auf und in uns ausbreiten können. Mit dem Desinfektionsmittel würden wir nicht nur krankmachende Keime töten, sondern auch die, die gut für uns sind.

Sie raten also grundsätzlich von Desinfektionsmitteln ab?
Ja. Finger weg von Desinfektionsmitteln im häuslichen Umfeld! Auch die Ausbreitung von Infektionen wie einem Magen-Darm-Infekt werden Sie dadurch zu Hause nicht verhindern können. In der Familie herrscht ein so enger Kontakt, dass eine Durchbrechung der Übertragung eigentlich nur durch Isolation gelingen kann – aber damit würde man dem kranken Kind ja noch mehr schaden. Übertreiben Sie es mit der Hygiene nicht! Außer Haus gibt es Situationen, in denen es sinnvoll sein kann, Desinfektionsmittel mit dabei zu haben, etwa im Streichelzoo. Da Tiere für Menschen riskantere Keime auf sich tragen, kann man, wenn nichts anderes zur Hand ist und bevor man etwas isst, die Hände mit Desinfektionsgel reinigen.

Wie gut und wie gründlich sollte man das Kinderzimmer reinigen?
So wie jeden anderen Raum auch. Wischen Sie einfach regelmäßig die Oberflächen ab und saugen sie, um die Staubbelastung zu minimieren und die Vermehrung von Hausstaubmilben zu vermeiden. Deren Kot, der sich vorzugsweise in Textilien wie Matratzen, Teppichen und Bettwäsche befindet, kann nämlich auch Allergien auslösen.

Was ist bei der Zubereitung von Speisen für Kinder zu beachten?
Bei Obst und Gemüse ist immer davon auszugehen, dass die Oberfläche mit Keimen belastet ist, auch wenn es bio ist. Sie wissen nicht, wo es gelegen oder wer es vor Ihnen in der Hand gehalten hat. Diese Keime müssen nicht unbedingt krankmachen, einige bestimmte können es aber. Deshalb sollte man sie vor dem Verzehr immer mit warmem Wasser abwaschen und am besten auch abreiben. So kann man schon einen Großteil der Keime entfernen. Aber auch hier gilt: Eine komplette Keimfreiheit werden Sie nicht erreichen.

Interview: Ruth Korte

„Der Erfolg der Impfungen: Wir kennen die Krankheit nicht mehr.“

Diphtherie oder Kinderlähmung sind nicht mehr präsent. Trotzdem werden Kinder dagegen geimpft. Ist das sinnvoll? Und welche Risiken bestehen beim Impfen? Ein Interview mit Dr. Thomas Schmitz, Oberarzt und Dozent an der Berliner Charité.

Herr Dr. Schmitz, warum ist Impfen so ein polarisierendes Thema?
Es geht um unsere Kinder, und wir alle wollen das Beste für sie. Deswegen ist es ein sehr emotionales Thema. Und wenn es um Expertenwissen geht, ist es manchmal schwierig, den Überblick zu behalten: Auf welche Expertenmeinungen kann man sich verlassen? Es ist natürlich gut, kritisch zu sein. Denn es gibt ja leider viele selbsterklärte Experten, denen man nicht folgen sollte.

Aber woran erkenne ich einen vertrauenswürdigen Experten? 
Es müssen Leute sein, die sich seit langem mit dem Thema befassen, die sich damit auskennen und Spezialwissen erworben haben. Und die Expertenmeinung muss unabhängig sein. Bei der Ständigen Impfkommission des Robert-Koch-Instituts, der STIKO, wird mittlerweile sehr darauf geachtet, dass die Mitglieder der Kommission unabhängig von Pharmafirmen sind. Das gilt auch für die Eidgenössische Kommission für Impffragen, die EKIF, und für das Nationale Impfgremium in Österreich. Das ist auch ein Ergebnis der Skepsis in der Bevölkerung.

Die Skepsis rührt ja daher, dass man immer wieder von Impfschäden hört. Wie sicher sind Impfungen?
Die Wahrscheinlichkeit, dass ein Kind einen gravierenden, bleibenden Schaden davonträgt, ist extrem gering. Das Paul-Ehrlich-Institut hat den Auftrag, potenziellen Impfschäden nachzugehen. Aber wenn man sich von den vielen tausend Meldungen, die es im Jahr gibt, die einzelnen anguckt, bleiben am Ende nur sehr wenig Fälle übrig. Es gibt etwa einen gravierenden Impfschaden bei ein bis zwei Millionen Impfungen. Natürlich ist jeder Fall tragisch und sollte vermieden werden. Aber alles, was wir tun, hat immer Vor- und Nachteile, Wirkung und Nebenwirkung. Wenn wir nicht impfen, wissen wir genau, was die Nebenwirkungen des Nicht-Impfens sein werden. Ein Rückfall in die desaströsen Verhältnisse der Vergangenheit – Infektionskrankheiten, die wir gar nicht mehr kennen, kehren zurück. Das ist ja der Erfolg der Impfungen: Wir wissen gar nicht mehr, wie schlimm Infektionskrankheiten wirklich sind. Wenn man in bestimmte Regionen nach Afrika geht, fällt sofort auf, wie hoch die Sterblichkeit von Kindern ist, die solchen Krankheiten ausgesetzt sind.

Bakterien gibt es überall

Aber wenn es manche Krankheiten bei uns nicht mehr gibt, wie Diphtherie, Tetanus oder Kinderlähmung, warum soll ich mein Kind dagegen impfen lassen?
Bei Diphtherie oder Tetanus ist die Erkrankungswahrscheinlichkeit gar nicht so gering, wenn man nicht geimpft ist. In Russland und anderen Ländern Osteuropas gibt es immer wieder Epidemien. Und sowohl Diphtherie als auch Tetanus kann man beim Spielen im Schmutz erwerben. Die Bakterien gibt es überall. Und es sind gefährliche Erkrankungen, an denen man sterben kann. Wir erleben das deswegen nicht, weil trotz Impfskepsis gegen diese Krankheiten häufig geimpft wird. Ohne Impfungen würden diese Krankheiten schnell zurückkehren. Was die Kinderlähmung, Polio, betrifft: Es gibt diese Krankheit nur noch in Pakistan und Afghanistan. Aber es gibt ja nicht wenig Menschen, die nach Afghanistan reisen – als Geschäftsreisende, Politiker oder Soldaten. So lange Polio nicht völlig vom Globus verschwunden ist, würde ich diese Impfung beibehalten.

Impfkritiker sprechen davon, dass Impfungen das Allergie-Risiko erhöhen. Gibt es da einen Zusammenhang?
Es gibt einen Zusammenhang von Allergien und dem westlichen oder industrialisierten Lebensstil. Da können Sie jetzt als Faktoren aber auch den Verzehr von Zitrusfrüchten nehmen oder die Häufigkeit von Kaiserschnitten, das sind alles Marker für eine Lebensweise. Aber es gibt keine seriöse Studie, die zeigt, dass das Impfen als alleinige Ursache Allergien gehäuft vorkommen lässt. In Ostdeutschland haben Allergien nach der Wiedervereinigung zugenommen, während die Impfquoten zurückgingen.

Kein Autismus durch Impfungen

Seit Jahren hält sich der Verdacht, Impfungen würden Autismus auslösen. Das ist mittlerweile aber widerlegt, oder?
Ja. Es ist schon sehr erstaunlich, dass sich das immer weiter hält mit dem Autismus. Das ist eine Geschichte, die ganz klar und eindeutig widerlegt wurde. Der Arzt, der das behauptet hat, hat seine Lizenz verloren, ist verklagt worden und hat die Prozesse verloren, weil er seine Daten manipuliert hat. Er war ein Betrüger, dem die Welt viel zu lange aufgesessen ist. Es hat fast zehn Jahre gedauert, bis das Gegenteil bewiesen wurde: Impfungen verursachen keinen Autismus.

Manche Impfgegner behaupten auch, dass ungeimpfte Kinder grundsätzlich gesünder seien als geimpfte Kinder. Was sagen Sie dazu?
Ich kenne keine Studie, die diese Behauptung aufrechterhalten kann. Diejenigen, die sich aktuell nicht impfen lassen, verlassen sich natürlich auf den Schutz durch andere. Wenn man nur wenige hat, die sich nicht impfen lassen, sind sie trotzdem mit geschützt. Und man muss sich mal anschauen: Wer ist das, der sich nicht impfen lässt? Das sind meist wohlhabende, gebildete Menschen. Weil deren Kinder meist behüteter, gesünder aufwachsen als Kinder aus ärmeren Familien, sind diese Kinder vielleicht tatsächlich gesünder. Aber das hat nichts ursächlich mit dem Nicht-Impfen zu tun.

Viele sehen den Einsatz von Aluminium als Verstärker der Immunreaktion kritisch. Wie ist das einzuschätzen?
Es ist in klinischen Studien widerlegt worden, dass Impfungen durch die Zugabe von Aluminiumverbindungen eine schädigende Wirkung haben. Außerdem nehmen wir über die Nahrung und die Umwelt Aluminiummengen auf, die weit über dem liegen, was durch Impfungen aufgenommen wird.

Es gibt Nebenwirkungen

Sie haben ja vorhin erklärt, dass es gravierende Impfschäden nur sehr selten gibt. Nebenwirkungen sind aber schon häufig, oder?
Ja, es gibt nicht erwünschte Wirkungen: Das Kind fühlt sich ein paar Tage kränklich. Es kann sein, dass der Arm schmerzt oder das Bein, wo die Einstichstelle war. Diese nicht erwünschten Wirkungen, das ist Teil des Trainingseffekts des Immunsystems. Gerade die Impfungen mit abgetöteten Erregern lassen ein Kind nicht erkranken, sie enthalten ja quasi nur den Fingerabdruck des Erregers, der das Immunsystem trainieren lässt. Dieses Training ist, wie jedes andere körperliche Training auch, mit einer gewissen Anstrengung verbunden. Aber das Training bewirkt, dass das Kind danach immun ist.

Junge Eltern sind manchmal erschlagen davon, was laut Impfplan alles geimpft werden soll. Gerade angesichts der Mehrfachimpfungen fragt man sich: Ist das nicht zu viel für so ein kleines Kind?
Das ist eine ganz und gar richtige Überlegung, und die ist auch im Impfplan berücksichtigt. Sie dürfen beispielsweise eine Lebendimpfung nicht in den ersten Monaten geben, sondern frühestens ab dem elften Lebensmonat. Denn diese Lebendimpfungen brauchen ein viel stärkeres Immunsystem, als ein Neugeborenes es hat. Die Impfungen mit Totimpfstoffen dagegen sind viel harmloser, daran kann das Kind nicht erkranken. Und man weiß, dass es gut und sinnvoll ist, wenn man diese Impfungen dreimal im ersten Lebenshalbjahr verabreicht.

Windpocken-Impfung ja oder nein?

Bei den Windpocken wird in Deutschland die Impfung schon für kleine Kinder empfohlen, in der Schweiz aber nicht. Muss ich mein Kind in Deutschland unbedingt impfen lassen? So schlimm sind die Windpocken ja nicht, oder?
Genau, das Kind hat ein paar Tage hoch Fieber, es muss sich kratzen und hat ein Krankheitsgefühl, aber etwas wirklich Schlimmes passiert nicht. Die Komplikationsrate bei Windpocken ist sehr gering, wenn man gesund ist. Aber jemand, der HIV oder einen angeborenen Immundefekt hat oder der Leukämie überstanden hat, ist in hohem Maße gefährdet, wenn er Windpocken bekommt. Diese Menschen schützt man darüber.

Dann könnte ich mir aber die Frage stellen, warum ich das meinem Kind zumute, nur damit irgendwer anders geschützt ist.
Die Frage ist: Ist es eine so große Zumutung, die Windpocken mit der Dreifachimpfung gegen Masern, Mumps und Röteln einfach mitzuimpfen? Ich glaube nicht, dass es eine Zumutung ist. Die ganze Bevölkerung profitiert davon, und es ist ja kein extra Nadelstich dafür nötig. Und: Wer gegen Windpocken geimpft ist, erkrankt im Alter nicht an Gürtelrose.

Was raten Sie Eltern, die unsicher sind, welche Impfungen sie bei ihrem Kind machen lassen sollen?
Ich treffe immer wieder auf solche Eltern, aber es sind gar nicht so viele. Es gibt nur wenig Impfgegner, aber die sind oft sehr laut, gerade im Internet. Wenn ich auf verunsicherte Eltern treffe, erkläre ich zuerst die Erkrankung, gegen die geimpft werden soll und wie es in Ländern aussieht, wo es diese Impfungen nicht gibt. Wenn sie sich diese Auswirkungen von Infektionskrankheiten vor Augen führen, sind eigentlich fast alle Eltern dabei. Der Erfolg der Impfungen ist, dass wir die Krankheiten nicht mehr kennen. Deswegen vergessen wir, warum wir sie eigentlich machen.

Vielen Dank für das Gespräch.

Zur Mutter-Kind-Kur in sechs Schritten

Zum Jahresbeginn haben viele Mütter gute Vorsätze – oft geht es um Entlastung und mehr Zeit für sich und die Familie. Diese Entlastung kann eine Mütter- oder Mutter-Kind-Kurmaßnahme schaffen. Mütter, die noch in diesem Jahr eine solche Kurmaßnahme wahrnehmen möchten, sollten eine gewisse Vorlaufzeit berücksichtigen und bereits jetzt zu Jahresbeginn einen Kurantrag stellen. Eine gute Anlaufstelle ist das Müttergenesungswerk.

 

In vielen Familien sind Mütter noch immer die Hauptverantwortlichen für Haushalt und Kindererziehung. Zudem sind aktuell vier von fünf Müttern berufstätig. Diese Mehrfachbelastung, zusammen mit ständigem Erwartungsdruck, wird im Alltag für viele Mütter zur ernsthaften Belastung. „Immer mehr Mütter leiden unter Erschöpfungszuständen bis hin zum Burnout. Aber auch Rückenprobleme, Allergien oder Migräne sind Zeichen für eine Überbelastung. Eine Kurmaßnahme kann nachhaltig helfen“, betont Anne Schilling, Geschäftsführerin des Müttergenesungswerks (MGW). „Bei uns fängt die Kurmaßnahme schon in der Beratungsstelle an. Mütter werden durch rund 1.200 Beratungsstellen im MGW-Verbund kostenlos in sechs Schritten zu ihrer Kurmaßnahme begleitet.“

 

Sechs Schritte zur Mütter- oder Mutter-Kind-Kur

1. Kostenlose Beratung: Am Anfang steht ein Beratungsgespräch in einer der 1.200 Beratungsstellen im MGW-Verbund. Sie finden die Beratungsstelle in Ihrer Nähe über die Suche auf unserer Website

2. Attest: In der Beratungsstelle erhalten Sie das Attestformular für die Kurmaßnahme.

3. Besuch bei Ärztin oder Arzt: Nun geht es zu Ärztin oder Arzt, wo die nötigen medizinischen Voraussetzungen der Mutter – und gegebenenfalls auch ihrer Kinder – für die Kur festgestellt und detailliert attestiert werden.

4. Antrag vorbereiten: Zurück in der Beratungsstelle werden wichtige Details geklärt – zum Beispiel, ob die Mutter allein oder gemeinsam mit ihren Kindern in die Maßnahme fährt. Die Beratungsstelle kann auch prüfen, ob bei finanziellen Schwierigkeiten mit Spendengeld des MGW geholfen werden kann.

5. Geeignete Klinik finden: Die Beratungsstelle im MGW hilft auch bei der Wahl der richtigen Klinik und bei der Ausübung des Wunsch- und Wahlrechtes, das Sie unbedingt nutzen sollten.

6. Antrag zur Krankenkasse: Der Kurantrag geht an die Krankenkasse. Diese entscheidet über die Bewilligung. Falls die Kasse den Antrag ablehnt, unterstützt die Beratungsstelle auch beim Widerspruch, der sich häufig lohnt.

 

Auch nach der Kurmaßnahme geht die Unterstützung der Mütter im MGW weiter. Nachsorgeangebote – meist in den Beratungsstellen – können helfen, den Kurerfolg nachhaltig zu sichern. Im Verbund des Müttergenesungswerks arbeiten die fünf Wohlfahrtsverbände bzw. deren Fachverband/Arbeitsgemeinschaft AWO, DRK, EVA (Diakonie), KAG (Caritas) und Parität zusammen. Die 76 vom MGW anerkannten Kliniken tragen alle das MGW-Qualitätssiegel. Informationen erhalten betroffene Mütter am Kurtelefon (030/33 00 29 29) oder unter www.muettergenesungswerk.de.

„Meine Beine tun so weh“

Bis zu einem Drittel aller Kinder zwischen 2 und 12 Jahren leidet hin und wieder unter Wachstumsschmerzen. Klagt ein Vorschul- oder Schulkind nachts über brennende, ziehende oder klopfende Schmerzen in beiden Beinen oder Armen, können wachsende Knochen die Ursache sein. Üblicherweise treten die Beschwerden am Tag nicht auf. „Wachstumsschmerzen sind keine Gelenkschmerzen“, betont Professor Dr. Alexander Beck, Chefarzt der Abteilung für Orthopädie, Unfall- und Wiederherstellungschirurgie am Juliusspital in Würzburg. „Der Schmerz tritt typischerweise in den Waden, Kniekehlen, Schienbeinen oder an den Vorderseiten der Oberschenkel auf.“

Wachstumsschmerzen sind in der Orthopädie ein häufiges Erscheinungsbild, doch bislang nur unzureichend erforscht. Es gibt auch keine diagnostischen Tests, mit denen sich Wachstumsschmerzen zweifelsfrei belegen lassen. „Wichtig ist daher, bei wiederkehrenden Schmerzsymptomen einen Orthopäden oder Unfallchirurgen aufzusuchen, um ernsthafte Erkrankungen des Bewegungs- und Halteapparates auszuschließen“, erklärt Professor Beck.

Warum viele Kinder beim Wachsen Schmerzen haben, ist unklar. Eine Vermutung ist, dass die Weichteile langsamer wachsen als die Knochen. So gerät die Knochenhaut bei einem Wachstumsschub unter Spannung und verursacht Schmerzen. Eine andere Theorie besagt, dass der junge Knochen beim Wachstum ermüdet und der Schmerz Ausdruck dieser Ermüdung ist. Auch psychosoziale Faktoren könnten eine Rolle spielen, zum Beispiel, wenn Kinder über den Schmerz Konflikte mit den Eltern verarbeiten.

„Eine Therapie gibt es leider nicht“, bedauert Beck. „Eltern können den Schmerz mit Massagen oder einer Wärmflasche lindern. Manchen Kindern helfen auch Kühlpads. Wenn die Beschwerden sehr stark sind, kann auch ein leichtes Schmerzmittel verabreicht werden – aber nur in enger Absprache mit dem behandelnden Kinderorthopäden.“

Symptome des Wachstumsschmerzes im Überblick:

  • Der Schmerz tritt erstmals im Vor- oder Grundschulalter auf.
  • Die Beschwerden machen sich abends oder nachts bemerkbar, hauptsächlich in den Waden, Kniekehlen, Schienbeinen oder an den Vorderseiten der Oberschenkel, nicht in den Gelenken.
  • Morgens sind die nächtlichen Beschwerden wie weggeblasen und das Kind kann sich uneingeschränkt schmerzfrei bewegen.
  • Der Schmerz tritt in beiden Extremitäten gleichzeitig auf.
  • Die Schmerzen treten nicht regelmäßig auf.
  • Wachstumsschmerzen sind keine Belastungsschmerzen, sondern Ruheschmerzen.

Wachstumsschmerzen sind auch ein Thema beim Deutschen Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie (DKOU), der vom 24. bis 27. Oktober in Berlin stattfindet. http://dkou.org/

Ohne Rückenschmerzen in die Schule

Mit der Einschulung beginnt für Kinder ein neuer Lebensabschnitt. Viele blicken voller Spannung ihrem ersten Schultag entgegen. Neben Spielen und Toben gehören nun auch Lesen, Schreiben und Rechnen zum Alltag der Erstklässler. „Mit dem Schulstart verändert sich auch das Bewegungsverhalten der Kinder. Während in der Kindergartenzeit viel Bewegung ihren Tag prägte, verbringen sie in der Schule mehr Zeit im Sitzen. Dies kann zu Rückenschmerzen führen, die sich allerdings mit ein paar Tricks vermeiden lassen“, weiß Dr. Munther Sabarini, Neurochirurg und Gründer der Avicenna Klinik in Berlin.

Typische Schreibtischhaltung
Sitzen beansprucht die Wirbelsäule und die Rückenmuskulatur stärker als Gehen oder Stehen. In der Schule oder beim Anfertigen der Hausaufgaben am eigenen Schreibtisch sitzen Kinder aber nicht nur lange Zeit, sondern nehmen häufig auch die schädigende Körperhaltung mit vorgebeugtem Kopf und rundem Rücken ein. Besonders diese typische Schreibtischhaltung erzeugt jedoch nicht nur Rücken-, sondern auch Nackenschmerzen. Um Verspannungen zu verhindern, helfen eine gerade Haltung sowie abwechslungsreiche Sitzpositionen. Kinder sollten den Kopf also ruhig auch einmal mit der Hand abstützen, mit den Füßen auf den Boden unter dem Tisch tippen oder sich an den Stuhl lehnen dürfen – Hauptsache die Wirbelsäule bleibt in Bewegung. „Zudem gilt es, besonders in den Pausen und an freien Nachmittagen sowie Wochenenden auf ausreichend Bewegung zu achten“, berichtet Dr. Sabarini und ergänzt: „Kleine spielerische Übungen lassen sich leicht in den Familienalltag integrieren. Beim ‚Äpfelpflücken‛ dehnen Kinder und ihre Eltern beispielsweise ihren Rücken, wodurch sich die Muskulatur lockert. Dafür einfach abwechselnd mit der linken und rechten Hand jeweils zwanzig imaginär am Baum hängende Äpfel pflücken und bei jedem Mal versuchen, etwas weiter zu gelangen.“

Schwere Schulranzen
Doch auch zu schwere oder falsch eingestellte Schulranzen belasten junge Wirbelsäulen. Es gibt einige Trolley-Schulranzen mit integrierten Rollen, die Schüler hinter sich herziehen können und so die Taschen nicht mehr auf dem Rücken tragen müssen. Generell sollten Eltern jedoch darauf achten, dass Kinder keinen unnötigen Ballast transportieren. Bücher von nicht unterrichteten Fächern gehören an den jeweiligen Tagen nicht in die Schultasche. Manche Schulen bieten deshalb auch Schließfächer an, in denen Schüler ihre Unterrichtsmaterialien lagern können. Beim Transport zur Schule schwere Gegenstände am besten dicht am Rücken unterbringen und das Gewicht zu den Seiten hin gleichmäßig verteilen. „Viele Kinder tendieren auch dazu, den Tornister locker über eine Schulter zu hängen. Dies belastet den Rücken jedoch einseitig und führt auf lange Sicht zu Fehlhaltungen und Verspannungen. Um diese zu vermeiden, sollte die Oberkante des Ranzens bei festgezogenen Riemen waagerecht an den Schulterblättern anliegen“, erklärt der Facharzt abschließend.

Keine Angst vorm Arztbesuch

„Ich selbst habe große Angst vor Arztbesuchen. Wie kann ich meine Kinder gut auf den Termin beim Doc vorbereiten, ohne meine eigene Angst weiterzugeben?“

Nervosität oder ein leichtes Unbehagen vor dem Arztbesuch sind völlig okay. Wirkliche Ängste bekommen Sie vielleicht in den Griff, wenn Sie sich einen guten Hausarzt suchen, mit dem Sie offen reden können. Nehmen Sie alle Routineuntersuchungen w ahr, b is d iese e twas A lltägliches f ür S ie werden. Suchen Sie das Gespräch mit einer Freundin, die zum Beispiel in einer Praxis oder im Krankenhaus arbeitet. Oft hilft es schon, die Dinge einmal aus einer anderen Perspektive zu sehen. Scheuen Sie sich nicht, notfalls professionelle Hilfe in Anspruch zu nehmen. Kein Kind, ob gesund oder krank, sollte unnötige Ängste entwickeln. Zudem werden mit einem entspannten Kind Arzttermine für alle Beteiligten angenehmer und effektiver. Reden Sie deshalb in der Familie durchweg positiv über Medizinisches. Wenn Sie selbstverständlich und voller Vertrauen eine Arztpraxis betreten, haben Sie schon sehr viel für Ihr Kind getan! Wie wichtig Vorsorgeuntersuchungen und Kontrollen sind, können Sie Ihrem Kind an einem Beispiel erklären: Unser Auto muss regelmäßig zum TÜV und zur Inspektion. Die Mechaniker überprüfen Motor und Getriebe und reparieren vielleicht eine Kleinigkeit. Genauso selbstverständlich sollten wir ab und zu unseren Körper beim Arzt durchchecken lassen.

KEIN PROBLEM!
Machen Sie im Vorfeld keine große Sache aus einem Arztbesuch. Wenn Sie von vornherein Belohnungen versprechen, wird das Kind dem Termin vielleicht mit Argwohn entgegensehen. Den Untersuchungstag können Sie dann so angenehm wie möglich gestalten. Nehmen Sie sich ausreichend Zeit, damit Sie nicht hetzen müssen. Wählen Sie unkomplizierte Kleidung, die Sie Ihrem Kind leicht aus- und wieder anziehen können. Vielleicht gehen Sie danach noch zusammen ein Eis essen und reden mit Ihrem Kind über das Erlebte. Loben Sie es, wenn es gut mitgemacht hat. Bleiben Sie möglichst gelassen und fröhlich, auch wenn es nicht ganz so toll gelaufen ist. Vielleicht hatte Ihr Kind auch eine schmerzhafte Untersuchung oder Impfung. Dann ist es wichtig, dass Sie ihm erklären, warum der Arzt ihm wehtun musste und wie gut man einen kleinen Schmerz auch einmal aushalten kann.

ROLLENSPIEL
Ein Arztkoffer sowie Tupfer, Mullbinden und Einmalspritzen aus der Apotheke eignen sich bestens, um Puppen und Stofftiere zu verarzten. Außerdem gibt es gute Bilderbücher zum Thema Kinderarzt und Untersuchungen. In fast allen größeren Städten existieren mittlerweile „Teddykliniken“. Regelmäßig bauen hier Medizinstudierende eine richtige Ambulanz auf, in die Kinder mit ihren kranken Kuscheltieren kommen können. Die Kinder erleben so eine Arzt-Patienten-Situation, ohne selbst betroffen zu sein. Die angehenden jungen Ärzte untersuchen, impfen, röntgen und verbinden die Kuscheltiere auf eine spielerische und liebevolle Art und Weise. Eine super Möglichkeit, Kindern nicht nur die Angst vor dem Arzt zu nehmen, sondern auch Interesse und Vertrauen zu wecken.

Astrid Zuche ist Apothekerin und Mutter von drei erwachsenen Kindern. Mit ihrem Mann lebt sie in Saarburg.

Zahnpflege leicht gemacht

„Meine 1 ½ -jährige Tochter möchte nicht die Zähne putzen. Jedes Mal ist es ein Kampf. Was kann ich tun?“

Für uns Erwachsene ist Zähneputzen ganz normal, denn wir wissen um den Wert gesunder Zähne. Ihr Kind weiß das noch nicht. Stellen Sie sich für einen Moment vor, noch nie etwas von Zahnpflege gehört zu haben. Nun empfiehlt Ihnen jemand, einen „geschmacksintensiven Stiel mit piekenden Borsten“ in den Mund zu nehmen. Verstehen Sie das Unbehagen Ihres Kindes? Vermutlich haben Sie bereits in allen Tonlagen versucht, mit Ihrem Kind zu sprechen. Konnten Sie in ihren Erklärungen bei der Wahrheit bleiben? Mal ganz ehrlich: Machen „Karius und Baktus“ das Zähneputzen im ersten Moment nicht noch abstruser?

EINE SELBSTVERSTÄNDLICHKEIT
Wenn Sie schon früh Zahnarztbesuche wahrnehmen, gewöhnt sich Ihr Kind an das Thema „Zahnpflege“. Eine zu erlernende, emotionale Wichtigkeit in Bezug auf das Zähneputzen wird so unterstützt. Zahnpflege soll im Alltag selbstverständlich werden. Auch der Zahnarzt bespricht Wichtiges mit Ihrem Kind. Es ist gut, wenn Ihr knapp Zweijähriges merkt, dass nicht nur Mama und Papa, sondern auch andere Menschen dieselbe Meinung vertreten. Auch andere Bezugspersonen des Kindes könnten erzählen, dass sie ebenso die Zähne putzen. Im Alltag kann es helfen, wenn Sie Ihr Kind beim eigenen Zähneputzen zusehen lassen. Das muss gar nicht kommentiert werden. Putzen Sie entspannt und genussvoll und lassen Sie sich beobachten. Selbstverständlichkeiten muss man nicht überbetonen und etliche Male bereden.

„ERST ICH, DANN DU“
Geraten Sie dennoch jeden Morgen neu in Zeitnot? Planen Sie das Zähneputzen so, dass es nicht wichtig ist, ob jetzt oder in fünf Minuten geputzt wird. So entzerren Sie den Moment und geben Ihrem Kind die Chance, sich auseinanderzusetzen. Freuen Sie sich auf die Bad-Session. Ihr Kind merkt genau, wenn Sie angespannt sind oder wenn Sie übertrieben agieren. Bei der Durchführung des Putzens könnte eine Regel werden, „Erst Mama, dann du alleine“. Halten Sie eine Woche an der Regel fest, damit Ihr Kind sich daran gewöhnt. Sollten Sie erklären wollen, wie Zähneputzen funktioniert, führen Sie das bei sich selbst oder in Papas Mund vor. Das ist viel verständlicher, als wenn das Kind mit der Bürste im Rachen zuhören soll. Wenn Sie konsequent morgens und abends die Zähne putzen und grundsätzlich auf zucker- und fruchtsäurearme Ernährung achten, ist es kein Weltuntergang, wenn das Kind in der Anfangszeit mal nicht so gut putzt. Hören Sie auf Ihren Bauch und setzen Sie sich nicht unter Druck. Das „Nein“ eines Kindes sollte zwar durchaus gehört werden. Oft verwandelt es sich aber ohne Zutun nach fünf Minuten in ein „Ja“ oder verliert an Vehemenz. Wenn die Nerven „blank“ liegen, zelebrieren Sie mit Ihrem Kind eine neue Zahnbürste. Die weckt Stolz und möchte dann auch benutzt werden. Manches Mal hilft ein Wechsel von elektrischer Zahnbürste zu manueller oder andersrum, eine andere Zahnpasta oder eine Tubenquetschhilfe, die für den Moment spannend und anders ist. Verbinden Sie den Gedanken an Zahnpflege mit Genuss und Wohlbefinden. Und trösten Sie sich: Nur ein Jahr später ist zumindest rund um Zahnpflege schon alles Alltag.

Irina Kostic ist Kinderkrankenschwester, Mutter von vier Kindern und Buchautorin. www.irinakostic.de