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Ein Paar, zwei Perspektiven: Politik

Große Politik am Küchentisch

Katharina Hullen findet den in Lockdownzeiten eingeführten Familienrat großartig.

Katharina: Politik ist, wenn sich Menschen streiten. Insofern gibt es in unserer Familie jede Menge Anlässe für Politik. Die spannende Frage ist: Auf welche Weise wird gestritten? Und: Sind Kinder überhaupt ernst zu nehmende Verhandlungspartner bei der Suche nach tragfähigen Lösungen? Da haben uns die Lockdownzeiten mindestens eine gute Sache gebracht: den Familienrat. Ehrlich, liebe Leserin, lieber Leser, ihr würdet staunen, wie viel Struktur und neue Kompetenzen so ein Rat in das Familienleben bringen kann. Nach zwei Jahren verstehe ich zuweilen Herbert Grönemeyers Forderung nach „Kinder an die Macht!“. Kinder finden erstaunlich schnell Kompromisse und Auswege aus Konflikten. Wir führten den Rat ein, um uns allen eine Struktur – eine Art Stundenplan – zu geben, nach der wir uns richten konnten. Wir wollten nicht gänzlich im Schlafanzug, vereinzelt oder im Streit miteinander vor irgendwelchen Endgeräten verlottern. Am Ende ist dieser Rat nun viel mehr als das geworden. Hier werden nicht mehr nur Wochenpläne geschrieben, sondern eigene Meinungen, Wünsche und Pläne vorgebracht, debattiert und ausprobiert. Auch Konflikte oder Dinge, die nicht so toll laufen, können hier angesprochen und gemeinsam angegangen werden. Wir alle haben gelernt, die berechtigten Interessen der anderen wahrzunehmen und uns bemüht, ein Familienleben zu gestalten, in dem diese Interessen möglichst ernst genommen werden. In einem Sieben-Personen-Haushalt wird es immer eine schwierige Herausforderung bleiben, Freiräume für die Einzelnen herauszuholen. Allein das Bewusstsein für die Wünsche der anderen, weil man schon mal zugehört hat, hat unser Miteinander verändert. Gehört zu haben, was die Eltern besonders belastet, führte zu zusätzlichen freiwilligen Tischdienstzeiten unserer großen Mädels, zu unaufgeforderten Spielzeiten mit den kleinen Brüdern oder dazu, dass Kleidung nicht so schnell in der Wäsche landet. Auch die Verteilung der sonstigen Aufgaben wird immer mal wieder neu verhandelt und organisiert – so lernen wir alle direkt zwei Dinge: vernünftige Absprachen funktionieren und das Leben ist kein Ponyhof. Und natürlich hatten die Mädels auch schnell raus: Je kooperativer das Familienleben, umso offener sind wir für Ideen, wie ihr Engagement belohnt werden könnte. Auch bei großen Entscheidungen wird gemeinsam diskutiert. Geht es im Sommer ans Meer oder in die Berge, in ein Ferienhaus oder eine Jugendherberge? Prompt werden Listen mit den Vor- und Nachteilen erstellt und kunstvoll ausgeschmückt, die Auswahl immer weiter eingegrenzt und schließlich entschieden. Unser Familienleben ist keinesfalls konfliktfrei, aber wir haben uns und unseren Kindern ein politisches Forum geschaffen. Es ist beeindruckend: Bei wichtigen Themen schaffen es auch ganz kleine Kinder, wie große Politikerinnen und Politiker zu agieren.

Katharina Hullen (Jahrgang 1977) ist Bankkauffrau und Dolmetscherin für Gebärdensprache in Elternzeit. Sie und Ehemann Hauke haben fünf quirlige Kinder und leben in Duisburg. Gemeinsam bilden die beiden das Kirchenkabarett „Budenzauber“.

 

Haarspaltereien im grossen Krieg

Hauke Hullen sieht kindische Muster in der Weltpolitik.

Hauke: Debatten am Küchentisch im Vergleich zur Weltpolitik? Nach ein paar Jahren Beobachtung komme
ich zu dem Schluss: Alles der gleiche Kindergarten! Die politischen Kompetenzen gleichen sich hier wie dort. Dass Kinder nur beschränkt Einsicht in übergeordnete Zusammenhänge haben, ist nachvollziehbar. An ihrem „Ich! Will! Aber!“ zerstäubt jedes Argument. Doch als Eltern hoffen wir, dass durch gute Erziehung das Menschlein heranreift und irgendwann vernünftigere Entscheidungen treffen kann. Vor allem, wenn solche Individuen an der Spitze von Staaten stehen. Dort sollten doch Profis arbeiten, deren rationales Handeln am Allgemeinwohl ausgerichtet ist. Der Ukraine-Krieg zeigt, dass es nicht so ist. Absonderliche Ausreden werden konstruiert, um die Einnahme des Bruderstaates zu rechtfertigen, letztlich ein einziges wütendes „Ich! Will! Aber!“. Ja, mag sein, dass die Bauklötze einst Kind A gehört haben. Doch im Laufe der Zeit änderten sich die Eigentumsverhältnisse – mit dem Einverständnis von eben diesem Kind. Darum darf man nun auch nicht einfach zurückfordern, was man einst besessen oder verschenkt hat. Wie heißt es? „Geschenkt ist geschenkt, und wieder holen ist gestohlen!“ Auch einige Ausreden scheinen jeder Erziehung zu trotzen, zum Beispiel: „Das war ich nicht!“ Süßigkeiten leer? Das war ich nicht! Zimmer unordentlich? Das war ich nicht! Krim erobert? Das war ich nicht! Hatte Putin 2014 doch tatsächlich seine Soldaten ohne Hoheitszeichen auf die Halbinsel geschickt und verneint, dass die Truppen aus Russland stammten. So wie ein Kind sich die Augen zuhält und hofft, nicht mehr gesehen zu werden. Der kleine Bruder vom „Das war ich nicht!“ ist „Das war der andere!“, mit dem die Verantwortung gerne in einer Täter-Opfer-Umkehr verschoben wird. Im familiären Kontext gipfelt das im leicht durchschaubaren „Der hat zuerst zurückgehauen!“ – und so werde ich auch misstrauisch, wenn russische Seiten behaupten, dass all die Krankenhäuser, Wohnblocks und Schulen von den Ukrainern selbst zerbombt worden seien. Was für ein skurriler Krieg, wo der Angegriffene das Werk der Selbstvernichtung selber übernimmt! Apropos „Krieg“ oder „militärische Spezialoperation“: Auch das ist Eltern von Streithammeln wohlvertraut, dieses haarspalterische Abstreiten von Sachverhalten, weil die Titulierung vielleicht nicht exakt passt. Erst wird abgestritten, dem anderen vors Schienbein getreten zu haben – um hinterher einzuräumen, man habe das Knie getroffen. Kinder, ehrlich: Tritt ist Tritt, Bein ist Bein, Krieg ist Krieg! Und schließlich: Sobald Kind A etwas vorschlägt, ist Kind B dagegen, einfach weil der Vorschlag von Kind A stammt. Ich finde es durchaus berechtigt, auch diskutable Vorschläge abzulehnen, wenn diese von verabscheuungswürdigen Organisationen geäußert werden, denen der Vorschlag nur als Tarnung dient, um in der Gesellschaft salonfähig zu werden. Mit Rechtsextremen demonstriert man nicht, auch wenn diese nur die Abschaffung der Maskenpflicht fordern! Nun ist aber Kind A nicht per se verabscheuungswürdig, und auch die Mächte im UN-Sicherheitsrat sollten es eigentlich schaffen, sachorientiert miteinander zu arbeiten. Eigentlich. Es ist frustrierend: Bei wichtigen Themen schaffen es auch ganz große Politiker, wie kleine Kinder zu agieren.

Hauke Hullen (Jahrgang 1974) ist Lehrer für Deutsch und Sozialwissenschaften. Er und Ehefrau Katharina haben fünf quirlige Kinder und leben in Duisburg. Gemeinsam bilden die beiden das Kirchenkabarett „Budenzauber“.

Ein Paar, zwei Perspektiven: Sinnlose Angebote

Im Wald baden

Katharina Hullen sucht zusammen mit ihrem Mann nach einem passenden Paar-Event und entdeckt allerhand Skurriles.

Katharina: Katharina: Kürzlich bekamen wir einen Erlebnisgutschein geschenkt. Nun stehen der beste Ehemann von allen und ich vor der Qual der Wahl, aus tausenden Erlebnissen das – ja, was genau soll es sein? – aufregendste, romantischste, erholsamste, außergewöhnlichste Event für einen besonderen Tag zu zweit herauszusuchen. Keine leichte Aufgabe, aber auf jeden Fall eine sehr unterhaltsame, denn neben all den Stadtführungen, Kochkursen und Funsport-Aktivitäten findet man allerlei skurrile Dinge, bei denen man sich fragt, warum Menschen dafür Geld ausgeben! So kann man sich für nur 29,90 Euro für 3 Minuten bei -150 Grad Celsius in einer Kältekammer einschließen lassen – was für ein Spaß, vor allem für mich, die schon bei 24 Grad plus fröstelt! Aber vielleicht ist es ja auch ein Schnäppchen – immerhin ist eine Tasse grüner Tee inklusive. Wer das gleiche Geld aus einem anderen Fenster werfen möchte, verschenkt ein Kinderhoroskop zur Geburt. Dort werden der Sternenstand am Tag der Geburt und die Auswirkungen auf Charakterzüge und Schicksal ausgewertet, vorhergesagt und in einer mehrseitigen Mappe zur Verfügung gestellt. Aha! Nein, vielleicht doch etwas Gemeinschaftsförderndes für die Paarbeziehung? Zum Beispiel Holzrücken: Da zieht man alte Baumstämme mithilfe von Pferden aus unwegsamem Waldgelände heraus. Für nur 84,90 Euro dürft ihr den ganzen Tag in schönster Natur dem Waldbesitzer seine schwere Arbeit abnehmen. Großartig! Wer zwar gerne im Wald sein möchte, aber dabei lieber nicht schuften will, bucht einfach 2,5 Stunden Waldbaden. Dort kann man mithilfe von diversen Achtsamkeitsübungen für 49,90 Euro die Ruhe des Waldes genießen. In Gruppen von bis zu 14 Personen. Und zwar in einem Waldgebiet in der Großstadt Essen, irgendwo zwischen A40 und A52. Und hier noch Empfehlungen für Tierliebhaber: Wem der Spaziergang in schöner Kulisse mit dem eigenen Partner nicht reicht, nimmt sich einfach wahlweise Alpaka, Rentier oder Esel mit. Was für eine wunderbare Vorstellung, wie Hauke vier Stunden lang mit einem Alpaka an der Leine durch Duisburg trottet! Wem das zu sportlich ist, dem sei das Husky-Knuddeln ans Herz gelegt: Für knapp 30 Euro darf man 2 Stunden lang einen Hund streicheln.
Interesse? Dann hätten wir auch selber noch ein paar Ideen: Wie wäre es mit meditativem Wäschefalten im Hause Hullen, pro Stunde für nur 19,90 Euro? Oder ihr puzzelt mit unserem 8-jährigen Autisten 4 Stunden lang das gleiche Puzzle? Alternativ könnten wir auch das große „Abenteuer Prozentrechnung (7. Klasse)“ anbieten (das Abfragen der Englisch-Vokabeln ist optional zubuchbar) für nur 49,90 Euro. Gibt auch eine Tasse Tee dazu! Ach ja, dieser Gutschein zeigt wunderbar, wie kreativ der Mensch werden kann, um Dinge an den Mann und die Frau zu bringen. Uns hat er eine schöne und lustige Paarzeit beschert – und zwar bereits beim Aussuchen des Erlebnisses. zeAls wir ihn einlösen wollten, war er schon abgelaufen.

Katharina Hullen (Jahrgang 1977) ist Bankkauffrau und Dolmetscherin für Gebärdensprache in Elternzeit. Sie und Ehemann Hauke haben fünf quirlige Kinder und leben in Duisburg. Gemeinsam bilden die beiden das Kirchenkabarett „Budenzauber“.

 

Rehrücken-Shampoo für gefestigte Persönlichkeiten

Hauke Hullen kämpft mit Haushaltshelfern, die nicht helfen, und badet in Bolognese.

Hauke: Was für ein Jammer! Da ist der Mensch als Krone der Schöpfung mit göttlicher Kreativität gesegnet – und was macht er daraus? Er erfindet Dinge, die kein Mensch braucht. So blockiert seit Jahren ein Zwiebelschneider wertvollen Platz in der Küchenschublade. Dieses Ding, mit dem man in wenigen Sekunden eine Zwiebel würfeln kann, um sich danach eine Viertelstunde lang mit der Reinigung abzumühen. Sein dümmerer Bruder ist der Bananenschneider: eine Schere, die mit nur einem Schnitt direkt sechs Scheiben abtrennt. Was man davon hat? Ein weiteres schwer zu reinigendes Utensil, aber dafür auch eine respektable Zeitersparnis im niedrigen einstelligen Sekundenbereich. Und kennen Sie den Butterstempel? Einfach die Schablone leicht auf die Butter drücken, und schon zeigen feine Linien an, wie groß eine 20-Gramm-Portion ist. Wie haben die Leute bloß früher gewusst, wie viel Butter sie für ein Brötchen brauchen? Da wäre außerdem die Plastikdose für exakt eine Kiwi. Wann kommt die Dose für ein Paar Kirschen oder eine Erdbeere? Frühstücksboxen für Bananen gibt’s schon, gelb und gebogen. Was die Box nicht weiß: Die Norm-Bananen aus dem Supermarkt sind fast gar nicht mehr krumm, passen also gar nicht hinein. Wohl dem, der jetzt einen Bananenschneider hat!
Während hier unsere Intelligenz subtil beleidigt wird, geht es an anderer Stelle offensiver zu: Kaum sitze ich am Frühstückstisch, schreit mich mein Müsli an: „Feige Nuss!“ Der Honig nimmt mich nicht ernst und will mir seine Herkunft nicht verraten: Er komme „aus EU-Ländern und Nicht-EU-Ländern“. Warum schreibt man nicht direkt „Honig von irgendwo“? Oder: „Ein Teil dieser Antworten würde die Bevölkerung verunsichern“? Immerhin, der Käse ist ehrlich und sagt mir, wer und woran ich bin: „mittelalt“. Auch das Bad ist voll mit unnützen und missverständlichen Produkten: Wonach werde ich riechen, wenn ich das Shampoo „Frohe Weihnachten!“ benutzt habe? Nach Bratapfel oder Rehrücken? Das Duschgel meiner kleinen Söhne heißt „Wilde Tiere“. Wollte ich diesen Geruch nicht eigentlich loswerden? Auch das Duschgel von „Puma“ macht mich misstrauisch. Darum greife ich lieber zum nicht ganz so exotischen Badezusatz „Thymian & Oregano“ – um den Rest des Tages ein Odeur zu verbreiten, als hätte ich in Bolognese-Sauce gebadet. Was aber gewiss erträglicher ist als die gewagte Kombination des Axe-Duschgels „sneakers & cookies“. Turnschuh & Keks, ernsthaft? Schon der Drogerie-Einkauf erfordert eine gefestigte Persönlichkeit, legen diese Produkte doch den Finger in jede Wunde: „Fettiges Haar! Spröde Haut! Trockene Haare!“ Angeblich sollen die Shampoos umso besser sein, je mehr Beleidigungen draufstehen. Ein Wunder, dass sich so etwas verkauft. Aber schon der Ökonom Jean-Baptiste Say wusste: Jedes Angebot schafft sich seine Nachfrage – offenbar auch, wenn das Produkt weitgehend sinnfrei ist. Apple warb einst mit „Wenn du kein iPhone hast, dann hast du kein iPhone“, eine Kinder-Spielkartenserie mit dem Slogan „Sammel sie alle!“ – kaufe etwas, damit du es hast. Der Besitz als reiner Selbstzweck – manchmal ist die Krone der Schöpfung ganz schön dämlich.

Hauke Hullen (Jahrgang 1974) ist Lehrer für Deutsch und Sozialwissenschaften. Er und Ehefrau Katharina haben fünf quirlige Kinder und leben in Duisburg. Gemeinsam bilden die beiden das Kirchenkabarett „Budenzauber“.

Wie minimalistisch bist du?

Unter 100 Dinge besitzen? Minimalismus passt nicht so einfach ins  Familienkonzept. Aber vielleicht seid ihr schon auf einem guten Weg? Lasst euch von diesem Test zum Schmunzeln und Nachdenken inspirieren.

 

  1. Wenn du etwas Neues kaufst, hast du in Gedanken schon einen konkreten Platz oder Nutzen dafür?
  2. Wie viele Deko-Gegenstände musst du hochheben, wenn du Staub wischen willst?
  3. Mistest du regelmäßig deinen Kleiderschrank aus? Hättest du für jedes Kleidungsstück einen potenziellen Anlass, um es zu tragen?
  4. Aus wie vielen Kleidergrößen im Schrank deines Kindes ist es schon herausgewachsen?
  5. Welche Termine in deiner Woche sind wirklich wichtig für dich oder deine Kinder? Welche erfüllst du nur aus einem Pflichtgefühl heraus?
  6. Welche Küchengeräte brauchst du, um die Lieblingsrezepte deiner Kids zu kochen? Und welche verstopfen unnötig die Schubladen?
  7. Benutzt ihr wirklich jede Kugel und jeden Strohstern, wenn ihr den Weihnachtsbaum schmückt?
  8. Wie viel Zeit verbringst du mit sozialen Medien? Ist sie es dir wert?
  9. Verbringst du deine Zeit mit den Menschen, die dir wichtig sind?
  10. Hast du eine Leidenschaft oder ein Hobby, das dich begeistert? Wie kannst du dir Freiräume schaffen, um ihm nachzugehen?
  11. Hast du eine Krims-Krams-Schublade – oder handelt es sich dabei eher um einen ganzen Schrank?
  12. Eine Challenge zum Schluss: Wenn du in den Keller gehen oder auf den Dachboden steigen und nach den Babysachen oder dem aussortierten Lego suchen würdest, durch wie viele mysteriöse Boxen müsstest du dich kämpfen?

Ann-Sophie Bartolomäus ist Volontärin bei Family und FamilyNEXT. Sie lebt mit ihrem Mann in Witten.

Veronika hält nichts von Minimalismus-Star Marie Kondo – und bewahrt sogar einen Plastikbecher auf

Mutter Veronika Smoor ist ein Fan des Ausmistens. Mit zu starren Wegschmeißregeln kann sie allerdings nichts anfangen.

Ich halte rosa Pumps mit lächerlich schmalen und hohen Absätzen in der Hand. Sie sind hoffnungslos aus der Mode. Vor 15 Jahren trug ich sie an meinen Füßen während unserer standesamtlichen Trauung. Und seitdem habe ich sie nie mehr getragen. Alle Kratzer am Absatz stammen von dem Kopfsteinpflaster vor dem Bamberger Rathaus, als Freunde Luftballons in den Himmel steigen ließen und ich fünf Minuten zuvor zum ersten Mal in meinem Leben hinter meinen Vornamen den Nachnamen meines Geliebten setzte.

Wir sehnen uns nach dem Weniger

Die Pumps stehen in meinem Kleiderschrank neben drei weiteren Paar High Heels, die ich wohl lange nicht mehr anziehen werde angesichts einer Pandemie, die mir das Ausgehen verleidet hat. Fast wären die rosa Treter in der Altkleidersammlung gelandet, vor fünf Jahren, als ich „Magic Cleaning“ von Marie Kondo las – der gehypte Aufräumratgeber des neuen Jahrtausends. Der weltweite Bestseller hängte sich an den Minimalismus-Trend, der schon einige Jahre zuvor an Momentum gewonnen hatte: die Sehnsucht unserer westlichen übersättigten Gesellschaft nach weniger, mitten im Konsumkollaps. Nach lichtdurchfluteten Wohnungen, eingerichtet mit schnörkellosen Mid-Century-Stücken aus Pinienholz, skandinavischem Understatement und einer einsamen, keramik-ummantelten Topfpflanze in der Ecke. Nirgendwo Papierkram oder Werbekugelschreiber oder halbfertige Bastelarbeiten oder zerlesene Bücherstapel.

Marie Kondo ist mit Kindern kaum anwendbar

Ich erhoffte mir Erleuchtung seitens der Lektüre, so wie wir alle die ultimative Offenbarung beim Griff nach dem nächsten angesagten Selbsthilfe-Buch erwarten. Aber sie blieb aus. Irgendwo zwischen meinem 38. und 42. Lebensjahr war ich der Appelle, mein Leben zu ändern, müde geworden. Ich identifizierte mich mit den Grundaspekten des Minimalismus, aber Marie Kondos Aufräumgesetze in einem Alltag mit Kindern waren praktisch kaum anwendbar. Laut ihrer Methode mistet man über einen Zeitraum von sechs Monaten nach Kategorien aus. Man nimmt jeden Gegenstand in die Hand und fragt sich: Bringt mir dieser Freude? Wenn die Antwort Nein lautet: weg damit. Jeder Gegenstand bekommt seinen festen Platz. Kleidungsstücke werden nach der KonMari-Methode gefaltet. Alles, „was man irgendwann nochmal brauchen könnte“, wird ebenfalls ausgemustert. Soweit der grobe Überblick. Wenn du dich an all diese Punkte hältst, musst du nie mehr ausmisten, so lautet das Versprechen des Buches. Bei dieser gewagten Aussage legte ich das Buch zur Seite, ärgerte mich drei Tage lang und verschenkte es dann an eine Freundin.

Das Leben ändert sich nunmal

Das Leben besitzt nun mal die lästige Eigenschaft, dass es sich ändert. Das, was wir vor fünf Jahren brauchten, steht heute nutzlos in der Ecke. Wie zum Beispiel der Windeleimer. Oder 93 Duplosteine. Oder Autokindersitze. Und das, was wir heute benötigen, werde ich ebenfalls in einigen Jahren wieder aussortieren: Schulrucksäcke, Turnbeutel, Wörterbücher und selbstgebaute Schleichpferde-Bauernhöfe. Die T-Shirts meines Mannes halten nicht ewig, genauso wenig wie meine BHs – ja, auch wenn wir qualitativ hochwertig einkaufen. Der Vorschlaghammer steht an 364 Tagen des Jahres ungenutzt im Keller, aber im Juni hole ich ihn raus, um Tomatenpflöcke in den Boden zu rammen. Es passierte mir, dass ich im Eifer des Gefechts meine „Flotte Lotte“ ausmusterte und drei Tage später dringend gekochte Himbeeren passieren musste. Mein Mann kann ein Lied von verschwundenen Kabeln und Ordnern und Schraubenziehern und Levi’s Jeans singen.

Ein Plastikbecher als Erinnerung

Viele Dinge in unserem Haushalt entfachen keine ekstatischen Freudefunken, manche benötige ich nur alle Schaltjahre. Wie zum Beispiel die drei Schränke, in denen ich unser Archiv angelegt habe. Darin sind Dinge enthalten, die laut Marie Kondo entsorgt werden müssten: Glückwunschkarten, Tagebücher von anno dazumal, Dias, Jahrbücher, Foto-Negative. Ich bin eine Bewahrerin und Geschichtensucherin, und dieses anti-minimalistische Archiv ist eine Quelle sinnloser Freuden. Erst vorgestern erzählte ich am Abendbrottisch von meinem verrückten Lateinlehrer, der einst Mäusegedichte schrieb und diese zusammen mit Schnappschüssen von Schülerinnen im Eigenverlag veröffentlichte. Ich musste nur fünf Schritte gehen, den Schrank öffnen, ein bisschen wühlen und meinen ungläubigen Kindern das Beweisstück liefern. Und wenn sie mich nach dem staubigen Plastikbecher neben den Tagebüchern fragen? Ha! Daraus hat Sting auf einem Flug von Florenz nach Paris sein stilles Wasser getrunken, als ich ihn damals bediente. Ich hebe ihn auf (den Becher, nicht Sting). Gegen jeden Protest meines Mannes und trotz der Frage meiner Kinder: Wer ist Sting?

Ich glaube, wir müssen uns bei den Dingen, die wir behalten wollen, fragen: Erzählen sie uns gute Geschichten? So wie avantgardistische Mäusegedichtbände und rosa Hochzeitspumps. Es ist eine fast schon unbarmherzige Haltung, so finde ich, Dinge auszumisten, die nicht ständig von Nutzen und Freude sind. Wenn wir den Gedanken konsequent weiterspinnen, enden wir beim Menschen. Und was machen wir mit den Menschen in unserem Leben, die uns nicht nützen?

Die Frage nach dem Ausmisten ist auch eine nach Konsum

Wenn du mich kennst, dann weißt du, dass ich ein Fan des Ausmistens bin. Aber ich pflege die pragmatisch-realistische Haltung, dass Ausmisten ein andauernder Prozess ist. In diesem Herbst wirst du mich auf meinem Hofflohmarkt finden, auf dem ich Duplosteine und unnütze Stilettos und Autokindersitze und selbstgebackene Zimtschnecken anpreise. Sind wir ehrlich: Die Tipps des milliardenschweren Marie-Kondo-Unternehmens, das in seinem Webshop Dinge wie gefilzte Ananas-Buchstützen und Ordnungsboxen verkauft, entzaubern sich bei näherer Betrachtung als gesunder Menschenverstand.

Auch ohne den Erwerb von Aufräumratgebern wissen wir instinktiv, wie wir unseren Besitz ordnen und minimieren können. Und zum gesunden Menschenverstand gehört noch mehr. Wenn wir ihn anwenden wollen, dann müssen wir uns noch vor allen Ausmist-Methoden nach unserem Konsumverhalten fragen. Alles, was wir nicht ins Haus tragen, müssen wir auch nicht mehr hinaustragen. Und glaubt mir, ich lerne diese Lektion immer noch. Der Spontankauf der niedlichen Bambus-Kaffee-Thermobecher? Hab ich bereut, da sich jene als gesundheitsschädlich erwiesen.

Kataloge kommen ungesehen in die Papiertonne

Zu Beginn des Jahres überprüfte ich mein Online-Einkaufsverhalten. Ich ging die letzten Jahre durch und war schockiert, welche Einkäufe eigentlich völlig unnötig waren. Ich setzte mir zum Ziel, meine Online-Einkäufe um zwei Drittel zu reduzieren und bisher läuft das prima. Mir hilft mein Leitsatz: Brauche ich oder möchte ich das? Um es mir einfacher zu machen, lasse ich alle Werbeprospekte und Kataloge ungesehen in die Papiertonne wandern und streiche Stadtbummel von der Liste meiner Freizeitaktivitäten.

Am Ende ist doch immer alles eine Frage der gesunden Balance jenseits vom hysterischen Ausmist-Zeitgeist. Von den einst 30 Paar Schuhen, die ich mal besaß, sind 7 Paar übriggeblieben. Plus ein paar rosa Pumps, die mir eine richtig gute Geschichte erzählen von einem Tag im Mai 2005, als ich mit diesen über das Kopfsteinpflaster stöckelte, die eine Hand hielt die meines Mannes, die andere den Brautstrauß. Der liegt übrigens getrocknet auf unserem Kleiderschrank. Staubig und grau. Demnächst miste ich ihn aus.

Veronika Smoor aus Obersulm ist Autorin, Referentin und zweifache Mutter. Sie bloggt unter veronikasmoor.com – ein Treffpunkt für alle, die sich nach greifbarer Alltagsspiritualität sehnen.

Hat unser Sohn ein Alkoholproblem?

„Unser Sohn (22) wohnt in einer WG, wo gern und häufig gefeiert wird. Nun habe ich mitbekommen, dass er dabei sehr oft zu viel trinkt. Ich mache mir Sorgen, dass er in eine Alkoholsucht hineinrutscht. Aber wie kann ich das ansprechen?“

Für rund 96 Prozent der deutschen Bevölkerung zwischen 18 und 64 Jahren ist Alkohol bei Feiern, beim Grillen am See oder eben beim WG-Treffen kaum wegzudenken. Für viele gehört Alkoholkonsum einfach dazu. Die Suchtgefährdung darf natürlich nicht vergessen werden. Aber: Nicht immer ist der Konsum gefährlich oder führt gar zu einer Sucht.

ANGST UND UNSICHERHEIT ALS AUSLÖSER?

Der Übergang in die erste Freiheit mit all ihren Risiken und Möglichkeiten ist für Eltern und ihre erwachsenen Kinder eine anstrengende und nervenaufreibende Bewährungsprobe. Die jungen Erwachsenen müssen ihr Leben nun allein organisieren. Es entstehen neue Erfahrungs- und Entwicklungsräume. Gleichzeitig fehlt die enge familiäre Begleitung durch das räumliche Zusammenleben, was mit einem gefühlten „Kontrollverlust“ des Elternhauses einhergeht. Dies sorgt unter Umständen für Angst und Unsicherheit.

Loslassen ist eine der größten Herausforderungen für Eltern. Besonders schwierig wird es, wenn der eingeschlagene Weg des Kindes nicht der gewünschten Norm entspricht oder gar gesundheitsgefährdend ist. In solchen Situationen ist es wichtig, Ruhe zu bewahren und den Kontakt zu halten. Hier ein paar hilfreiche Tipps:

  • Situation analysieren: Machen Sie sich ein möglichst breites Bild der Lebenssituation Ihres Kindes. Hat er einen stabilen und verlässlichen Freundeskreis? Wird allein getrunken? Gab es bereits konkrete negative Konsequenzen durch das Konsumverhalten? Gibt es mögliche Gründe für den Konsum (Entspannung, Überforderungen, Hilflosigkeit, Frustrationen)?
  • Werfen Sie einen Blick in die Vergangenheit: Wie und vor allem weshalb wurde in Ihrer Familie Alkohol getrunken? Wie war der frühere Konsum Ihres Kindes? Was wurde konsumiert? Und nicht zu vergessen: Gibt es in Ihrer Familie Suchterkrankungen?
  • Setzen Sie sich mit dem Thema auseinander: Machen Sie sich zur Fachfrau oder zum Fachmann. Im Internet gibt es vielfältige Angebote und Informationen seriöser Institutionen. Hilfreich kann auch ein unverbindlicher Besuch einer Suchtberatungsstelle oder einer Selbsthilfegruppe für Angehörige sein.

OFFENER DIALOG

Wichtig ist es, die eigene Haltung durch Fakten und Reflexion zu stärken. So gehen Sie gut vorbereitet in die nächste Phase der Begleitung: den Dialog. Akzeptieren Sie dabei zunächst die Veränderungen im Leben Ihres Sohnes, zeigen Sie Interesse und schaffen Sie ausreichend Zeit und angenehme Situationen zum offenen Dialog. Äußern Sie aber auch Ihre womöglich berechtigten Sorgen und argumentieren Sie mit Fakten, ohne dabei zu dramatisieren. Erwarten Sie jedoch keine Wunder. „Liebgewonnenes“ Verhalten ist nicht leicht zu ändern. Aber es ist möglich. Bleiben Sie im Gespräch und vergessen Sie nicht: Sie tragen nicht die Verantwortung für das Handeln Ihres erwachsenen „Kindes“.

Niko Blug ist hauptamtlicher Mitarbeiter bei blu:prevent, der Suchtpräventionsarbeit des Blauen Kreuzes in Deutschland.
Illustration: Sabrina Müller, sabrinamueller.com

Good-bye, Plastiktüte!

Wenn ich vom Einkaufen zurückkomme und alles aufgeräumt habe, ist der Behälter für Plastikmüll fast voll. Das ärgert mich. Vor allem, dass bei Obst und Gemüse so viel Müll anfällt. Dass gerade Bio-Produkte immer noch extra in Plastik verpackt werden, ist unglaublich. Aber angeblich geht das ja nicht anders, weil sonst an der Kasse Verwirrung herrscht. So ein Blödsinn! Die Supermarktketten sind so kreativ im Erfinden neuer Werbebotschaften, da wird ihnen doch da auch eine Lösung einfallen.

Genervt bin ich auch von den kleinen Plastiktütchen, die man angeblich zum Verpacken von losen Früchten, Tomaten etc. braucht. Ich bin schon lange dazu übergegangen, darauf zu verzichten,wo es möglich ist. Mit dem Ergebnis, dass meine Äpfel und Pfirsiche an der Kasse lustig herumkullern und dadurch auch nicht besser werden. Also habe ich mich auf die Suche nach wiederverwertbaren Säckchen gemacht. Schnell fand ich die Anleitung zum Selbernähen: Gemüsebeutel selber nähen

„Hier erfährst du, wie du sie ganz einfach selbst nähen kannst: Aus Materialien, die du bestimmt schon zu Hause hast.“ Die Autorin kennt mich schlecht. Ich habe weder Zugband oder Kordelstopper noch einen „durchscheinenden, leichten Stoff“ zu Hause. Und nähen kann ich auch nicht. Also suchte ich weiter und stieß auf Fregie, einen etwa DIN A 4-großen Beutel aus reißfestem und leichtem Material. Was mir wichtig ist: Die Beutel sind waschbar, lebensmittelecht und in Deutschland bzw. der EU gefertigt. Ich hatte ja erst Sorge, was die Kassiererin dazu sagen würde (hatte in unserem Lieblingssupermarkt noch nie jemanden mit solchen Beuteln gesehen, wir wohnen halt nicht im Prenzlberg). Aber es gab null Kommentar.

Für die nächste Ausgabe von Family und FamilyNEXT haben wir einen Artikel zum Thema „Zero Waste“ bekommen. Für mich sehr herausfordernd. Kompletten oder weitgehenden Müll- und vor allem Plastikverzicht finde ich schon schwierig. Aber ich will wenigstens an einer Stelle anfangen. Oder an zwei. Denn eine faltbare Stofftasche für Klamotten-Käufe habe ich schon länger in der Tasche.

Und wo fängst du an?

Bettina Wendland

Redakteurin Family/FamilyNEXT

 

PS: Bin von mehreren mitdenkenden Menschen darauf hingewiesen worden, dass es natürlich noch besser wäre, ganz auf Plastik zu verzichten. Ein lieber Kollege hat mir auch direkt ein paar Links zu noch ökologischeren Alternativen geschickt, auf die ich bei meiner Suche nicht gestoßen bin. Hier also der Vollständigkeit halber noch zwei plastikfreie Obsttüten-Alternativen:

Greenderella

Waschbär

 

Wie viel Zeug braucht ein Baby wirklich?

Ein Gastbeitrag von Priska Lachmann

Schwangere, Babys und Kinder sind ein unglaublich großer Werbemarkt. Wir werden beinah jede Minute unseres Tages darauf hingewiesen, dass wir irgendetwas noch nicht für unsere Kinder haben, dass sie noch etwas brauchen, damit es ihnen wirklich richtig gut geht, sie optimal ins Leben starten und eine glückliche, perfekte Kindheit haben.

Inzwischen sind wir schon so verblendet von so unendlich vielen Möglichkeiten, dass wir vergessen, was wirklich zählt, was wirklich wichtig ist für unsere Kinder. Was braucht ein Baby wirklich, wenn es auf die Welt kommt?

Als ich meine erste Tochter bekam, war ich gerade mal knapp 23 Jahre jung, kurz nach dem Studium und mit wenig bis gar keinem Eigenkapital. Ich war jung, energievoll und hatte wenig Sorgen. Mit Hilfe unserer damaligen Gemeinde haben wir alles, was wir brauchten, geschenkt oder geliehen bekommen. Nichts habe ich kaufen müssen. Das war eine unendlich große Erleichterung. Ich habe alles dankend angenommen, und unsere Tochter ist gesund, klug und stark herangewachsen. Heute schmunzel ich darüber. In Zeiten von „Öko Warentest“ und „Stiftung Warentest“ wäre unser Babyautositz sicher durchgefallen. Meine Kinder lagen beide in einem Kinderwagen aus den 90ern, in dem meine Brüder noch gelegen hatten, und zwischen Familienbett oder Beistellbett konnte ich nicht wählen: Wir hatten ein tolles Gitterbett geschenkt bekommen. Es war eben, wie es war und es war gut.

Wir haben die Verantwortung, für das uns gegebene Geschenk zu sorgen, es gesund heranwachsen zu lassen. Es ist unsere von Gott gegebene Verantwortung. Doch wie nehmen wir diese Verantwortung war? Wir wollen als Eltern alles richtig machen, so gut wie möglich. Obwohl wir natürlich wissen, dass nichts perfekt sein kann, versuchen wir inständig, dem Kind alles zu geben, was es braucht, es soll ihm an nichts fehlen, es soll keinen Mangel haben und es soll den bestmöglichen Start ins Leben haben. Oftmals machen wir dann doch den Fehler und überhäufen das Kind mit materiellen Gütern. Wir meinen, es gehe dem Baby dann gut, wenn wir nur alle Dinge haben, die es für ein Baby zu kaufen gibt.

Ich hab eine gute Freundin, die gerade ihr drittes Kind bekommen hat. Sie meinte zu mir, dass ihr Nestbautrieb nie begonnen habe. Sie hatten vor der Geburt gerade mal das Kinderbett aufgestellt. Sind sie deswegen schlechtere Eltern? Im Gegenteil. Es sind wundervolle Eltern, die ihre beiden anderen Kinder zu großartigen Kindern herangezogen haben, die eine musische Ausbildung besitzen, die liebevoll, aufmerksam und voller guter Werte aufgezogen werden. Beide Eltern haben gute Jobs, es liegt also nicht daran, dass sie sich etwa nichts leisten könnten.  Die Mama hatte Beschäftigungsverbot, es lag also auch nicht an der mangelnden Zeit, dass sie etwas nicht besorgen konnte. Nein, sie hat beim dritten Kind gewusst, dass man gar nicht so viel braucht, wie man meint. Um gesund und liebevoll groß zu werden, braucht es keine materiellen Güter.

In Finnland gibt es die so genannte Erstlingsbox. Alle Eltern bekommen vom Staat zur Geburt ihres Kindes diese Box geschenkt. So starten alle Kinder, egal in welcher Familie sie geboren werden, gleichwertig. Ohne soziale Unterschiede.  Es ist eine Box, die alles enthält, was das Kind für die Anfangszeit benötigt. Sogar eine Matratze ist dabei, die Kinder schlafen also, wenn man möchte, in dieser Box. Klingt für uns befremdlich, ist aber normal in Finnland.

Susanne Mierau wollte dieses Konzept nach Deutschland bringen: Eine Erstlingsbox, die alles enthält, was das Baby braucht. Die hochwertige und biologisch feine Stoffe aufweist. So dass man sein Kind gut und gern damit versorgen kann.

Was braucht ein Baby? Liebe und Geborgenheit und einen Ort zum Schlafen. Das kann, theoretisch, auch in einer Box sein. Es braucht einen Ort, um gewickelt zu werden. Dafür braucht es nicht unbedingt eine Wickelkommode. Es braucht einen Ort, um gebadet zu werden. Das kann auch mit Papa in der Badewanne sein. Es braucht gesunde Milch, die gibt es im besten Fall von Mama. Mehr braucht ein Baby nicht für die ersten Wochen. Es braucht eigentlich keine Seife, kein Shampoo, keinen Kinderwagen … Babys können getragen werden und lieben es, getragen zu werden. Es fördert die Bindung zwischen Eltern und Kind. Seife und Shampoo zerstören den natürlichen Hautfilm des Babys. Es braucht kein eigenes Bett. Es schläft gern bei den Eltern in einem Familienbett oder vielleicht auch, wie in Finnland, in einer Box.

Egal, ob ihr euer erstes, zweites, drittes oder viertes Kind bekommt – schaut euch genau an, was ihr braucht. Und wenn ihr etwas braucht, stöbert doch erst einmal in der wunderschönen Erstlingsbox von Susanne Mierau: http://geborgen-wachsen.de/erstlingsbox/. Vielleicht enthält die schon alles, was ihr braucht.

Priska Lachmann ist verheiratet, Mama von zwei Kindern, Theologiestudentin und freie Autorin.

Susanne Mierau hat einige Inhalte einer Erstlingsbox zur Verlosung zur Verfügung gestellt. Die gibt es auf dem Blog von Priska Lachmann zu gewinnen: www.leipzigmama.com

Energie aus dem Konsumtempel

Gottfried Muntschick hat Spaß an einem – aus Männersicht – ziemlich exotischen Hobby.

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