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Zahlen und Buchstaben

„Mein Sohn ist nun ein Vorschulkind, zeigt jedoch keinerlei Interesse an Zahlen, Buchstaben und am Malen. Wie kann ich ihn begeistern?“

Am besten funktioniert es spielerisch, indem der „Lernstoff “ an die Interessen der Kinder angepasst wird. Vielleicht starten Sie mit den Helden aus dem TV? Oft gibt es im Merchandising der Serien und Filme einiges an Fördermaterial, wie Spiele, Bilder- oder Malbücher.

ENTSPANNTE STIFTHALTUNG

Besonders in der ersten Klasse und im Kindergarten wird noch viel gemalt. Wichtig hierbei ist die entspannte Stifthaltung. Das Kind soll sich nicht verkrampfen, denn dadurch verliert es zum einen die Kraft in den Fingern und zum anderen schnell die Lust, da der Arm oder sogar Kopf und Nacken schmerzen. Durch das Malen am Tisch wird eine von vielen Schulsituationen geübt und darüber hinaus die Fähigkeit zur Konzentration, Genauigkeit, Hand-Auge-Koordination und Ausdauer. Kinder, die nicht gern malen, lassen sich eher motivieren, wenn es um Ihre Helden geht: Suchen sie gemeinsam am PC nach Ausmalbildern. Zu Beginn sollten Sie sich mit Ihrem Kind an den Tisch setzen. Malen Sie beide zusammen das Bild an. Wenn es fertig ist, darf Ihr Kind es aufhängen. Bald schon hat Ihr Kind kein Problem damit, ruhig am Tisch zu sitzen und ein Bild allein auszumalen. Das Gleiche gilt für Arbeitsblätter. Je nach Thema findet man jedoch kaum Vorlagen im Internet – da ist Kreativität gefragt.

SPIEL-IDEEN:

  • Heldenmemory: Sie brauchen für das Memory die Zahlen 1-5 (je nach Alter auch der Zahlenraum bis 10) auf einem Stück Pappkarton und kleine Bildchen der Helden Ihres Kindes. Sie basteln jeweils ein Pärchen mit zwei Karten; auf dem einen ist die Zahl zu sehen, auf dem anderen die entsprechende Anzahl an Figuren. Zum Beispiel: die Zahl 3 und 3 Feuerwehrmänner. Ziel ist es, immer die passenden Paare zu finden.
  • Heldenlotto: Für das Spiel brauchen Sie Bilder der Helden mit deren Namen und einzelne Buchstabenkärtchen. Die Buchstabenkärtchen werden gemischt und auf dem Tisch ausgebreitet. Nacheinander suchen die Spieler sich die Buchstaben, die zu ihrem Helden passen. Sie können hierfür auch Buchstabenwürfel basteln. Somit muss der Name des Helden erwürfelt werden.
  • Musik-Stopp-Spiel: Falls Sie einen zusammensetzbaren Schaumstoffteppich zum Thema Zahlen und Buchstaben haben, lösen Sie die Buchstaben/Zahlen heraus und verteilen sie im Raum/im Garten. Die Kinder müssen auf einen Buchstaben springen, wenn die Musik stoppt. Sie können die Buchstaben/Zahlen auch auf ein Blatt Papier schreiben. Zu Beginn suchen die Kinder sich die Buchstaben/Zahlen selbst aus und benennen diese, wenn sie das schon können. Wenn nicht, benennen Sie diese und die Kinder sprechen Ihnen nach. Später geben Sie die Buchstaben/Zahlen vor.
  • Nachtisch-Spiel: Sie nehmen zu Beginn drei Gummibärchen in die Hand und schließen diese zur Faust. Wenn das Kind bereit ist, öffnen Sie die Hand für ca. 2 Sekunden und schließen sie wieder. Das Kind sagt, wie viele Gummibärchen es gesehen hat. Stimmt die Anzahl, darf es diese essen. Ansonsten darf es noch mal raten. Danach wird gewechselt und Sie müssen genau hinschauen. Später können Sie die Anzahl erhöhen.

Anika Sohn ist Erzieherin aus Eggenstein (bei Karlsruhe) und Autorin des Buches „Kleine Räume – großer Spaß“.

 

„Beim Malen machen sich Kinder ein Bild von der Welt“

Warum Malen und Zeichnen wichtig für die Entwicklung eines Kindes ist, erklärt der Diplom-Psychologe Michael Thiel.

Welche Fähigkeiten werden durch Malen und Zeichnen trainiert?

Das Offensichtlichste ist, dass Zeichnen die Feinmotorik eines Kindes trainiert. Schon das Zusammenspiel zwischen Daumen und Zeigefinger, um den Stift zu halten und zu führen, ist Höchstleistung für das Gehirn – gerade bei kleinen Kindern. Und Intelligenz hängt stark mit der Fähigkeit zusammen, den Körper zu kontrollieren und auch gezielte, sichere Bewegungen auszuführen. Die feinmotorischen Bewegungen beim Zeichnen stärken bestimmte Gehirnstrukturen und daraus entwickelt sich nachher eine Intelligenzleistung, die auch Auswirkung auf andere kognitive Fähigkeiten hat. Beim Zeichnen und Malen legen Kinder daher die Grundlage auch für das Erlernen von Lesen, Schreiben und Rechnen. Und wer früh mit Stift und Pinsel umgehen kann, kann später leicht den Umgang mit Schraubenzieher, Kochmesser oder Nähmaschine lernen.

Welche Auswirkung haben Malen und Zeichnen noch auf die kognitive Entwicklung des Kindes?

Je mehr ein Kind zeichnet, umso genauer wird es sich ein Bild von der Welt machen können, die es umgibt. Malen und Zeichnen schärfen die Wahrnehmungsfähigkeit und das analytische Denken. Denn um etwas abzubilden, muss sich ein Kind diese Sache ja nicht nur genau anschauen, sondern auch analysieren, was die charakteristischen Merkmale sind und altersgemäß begreifen, wie es funktioniert. So ein einfaches Gesicht nach dem Motto „Punkt, Punkt, Komma, Strich – fertig ist das Mondgesicht“ sieht simpel aus – aber dafür muss ein Kind erst mal die Transferleistung machen, dass Auge, Nase, Mund in genau dieser Anordnung ein Gesicht ausmachen und einen Menschen darstellen. Andersrum: Es entsteht Abstraktionsvermögen. Wenn Kinder älter werden, sieht man an den immer detaillierter werdenden Bildern, dass sie eine immer genauere Vorstellung von ihrer Umwelt haben – und daraus auch eigene, neue Vorstellungen entwickeln.

Können sich Malen und Zeichnen auch positiv auf das sonstige Verhalten eines Kindes auswirken?

Eindeutig ja! Interessant ist, dass Malen und Zeichnen Einfluss auf das Selbstbewusstsein haben können. Zum einen kann ein Kind beim Malen dieses wunderbare Gefühl erleben, dass es etwas produzieren kann, was ihm selbst oder auch anderen Freude macht. Und das Wunderbare dabei ist, dass das alles aus seinem Kopf entstanden und mit seinen eigenen Händen auf Papier gekommen ist. Das stärkt das Selbstbewusstsein und das Selbstwertgefühl. Dazu kommt: Je sicherer ich in meiner Feinmotorik und meinem Körper bin, umso sicherer und selbstbewusster kann ich andere Situationen meistern. Aus psychologischer Sicht spricht man auch von Selbstwirksamkeit. Das heißt: Durch das Gehirn-Training beim Malen und Zeichnen hat man das Gefühl, etwas im Leben und der Umgebung bewirken zu können, und die Angst vor kleineren Herausforderungen oder komplizierten Angelegenheiten verschwindet. Dieses Gefühl der Selbstwirksamkeit macht das Leben für Kinder positiver und überschaubarer.

Wie können Eltern ihre Kinder ermuntern zu malen oder zu zeichnen?

Erster Punkt: Je früher, umso besser! Zweiter Punkt: Lernen am Modell. Auch als Erwachsener öfter mal Stifte benutzen und Dinge skizzieren. Drittens: Gemeinsam macht es Spaß. Bereits im Kleinkindalter schaffen Malen und Zeichnen zusammen mit den Eltern neben dem Flow innige und fröhliche Momente. Wecken Sie ruhig wieder das Kind in sich. Viertens: Auch, wenn das vielleicht ganz simpel klingt – Kinder brauchen altersgerechte Utensilien. Erst gröbere Stifte, dann vielleicht auch einen vernünftigen Malkasten. Fünftens: Stifte, Papier, ruhig auch mal eine Tapetenrolle, Karton oder buntes Papier – diese Materialien sollten immer parat liegen. Dann kann das Kind jederzeit seiner Phantasie und Kreativität freien Lauf lassen. Erfolgsdruck und Bewertungen haben beim Malen und Zeichnen nichts verloren – denn allein das Versinken, der Flow Effekt und der Moment der Kreativität beim Kind sind das Entscheidende und sollten Eltern freuen.

Herr Thiel, wird die Welt besser, wenn Eltern mit Kindern mehr malen?

Ja. Denn mal abgesehen davon, dass Malen Kindern auf ganz unterschiedliche Art und Weise sehr gut tut, macht gemeinsam Malen ja noch etwas ganz anderes: Wenn Eltern mit Kindern zusammen kreativ sind, vermitteln sie ihren Kindern, dass sie Spaß daran haben, mit ihnen zusammen zu sein – und dass man gemeinsam ganz tolle Sachen machen kann. Das wiederum stärkt die Eltern-Kind-Bindung, die für die psychische Entwicklung und psychische Gesundheit von Kindern extrem wichtig ist. Also sollten alle Familien einfach ab und zu einen Eltern-Kind-Maltag oder eine Eltern-Kind-Malstunde einlegen.

Quelle: STAEDTLER

Malwettbewerb

Anlässlich des Weltkindermaltags am 6. Mai ruft der Stiftehersteller STAEDTLER zum Malwettbewerb auf. Unter dem Motto „Kleine Köpfe, große Ideen“ sind Kinder auf der ganzen Welt aufgerufen, mit Bildergeschichten zu zeigen, wie sie sich ihr Leben in der Zukunft vorstellen. Bis zum 31. Mai können die Ideen eingereicht werden, dann wählt eine Jury die Gewinner. Der Preis: In einem Workshop können die Gewinnerkinder selbst daran mitwirken, aus ihren Bildern digital animierte Filme zu machen. Weitere Infos: weltkindermaltag.de

Jedes Kind ist kreativ

„Mein Sohn (4) hat meistens keine Lust zu malen oder zu basteln. Wie kann ich seine Kreativität wecken?“

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Elefant mit Blaubeeren

Wenn Kinder kreativ sind

Max hat einen blauen Elefanten mit grauem Rüssel gemalt, der aus einem pinken Eimer Blaubeeren isst. Stolz präsentiert er sein Bild. Seine ältere Schwester spricht das aus, was Sie jetzt vielleicht denken: Ein Elefant sei weder blau noch blau-grau und Blaubeeren esse er auch nicht. Max’ Schultern sacken bei jedem Wort seiner Schwester ein bisschen tiefer.

An einem anderen Tag bastelt Max ein Osternest – und das im Mai. Eigentlich sollte er doch etwas Schönes für Omas Geburtstag basteln. Und sonntags dauert es eine halbe Stunde, bis Max endlich alle Utensilien zum Basteln  zusammengesucht hat. Doch dann hat er nach sieben Minuten keine Lust mehr.

Max ist kreativ, er lässt seine Fantasie spielen, probiert aus, erfindet Neues. Er erreicht das eigentliche Ziel vom Kreativsein – den Weg dorthin. Das Ergebnis ist nur ein Ausdruck des Weges.

Eltern sind nur Assistenten

Wenn Ihr Kind etwas malt oder bastelt, fragen Sie: „Wie bist du auf diese Idee gekommen?“ Max hat sich zum Beispiel überlegt, dass der Elefant von den vielen Blaubeeren ganz blau geworden ist. Das ist kindliche Fantasie. Sie können ehrlich und anerkennend darauf reagieren: „Das ist aber eine lustige Idee von dir. Ich mag die grauen Elefanten wie im Zoo aber auch gerne.“

Über das Osternest hatte sich die Oma an Ostern so sehr gefreut und das soll sie am Geburtstag schließlich auch, denkt Max, der gerade so viel Spaß dabei hat, bunte Eier zu bemalen. Kreativität bietet Kindern vielfältige Möglichkeiten, das zu verarbeiten, was sie beschäftigt. Geben nicht Sie Ihrem Kind das Thema vor, lassen Sie sich es selbst wählen.

Kinder entscheiden auch, wann ihr kreatives Tun anfängt, unterbrochen wird oder aufhört. Bieten Sie Anreize durch Materialien und Ideen: „Vielleicht hält es mit Klebeband fester …“. Stellen Sie Zeit und Raum zur Verfügung und begleiten Sie als Assistent: „Ich halte dir die Pappe fest – damit du das kleben kannst.“

Wecken Sie die Vorstellungskraft Ihres Kindes, indem Sie ihm nicht zum Beispiel die Schablone von einer Ente geben, sondern mit ihm überlegen: „Wie sieht eine Ente aus? Was hat sie am ganzen Körper?“ Begegnen Sie Ihrem Kind mit Alternativen, ehrlichen Erklärungen und Kompromissen, wenn es an Grenzen stößt: „Du darfst dir fünf Streifen Klebeband abmachen, mehr leider nicht, weil es sehr teuer ist.“ Oder: „Lass mich für dich ein Loch mit dem Messer in den Karton schneiden, mit der Schere ist es zu gefährlich.“

Loben Sie Ihr Kind, zeigen Sie echte Anerkennung: „Du hast dir sehr viel Mühe gegeben, die Ente gefällt mir sehr gut.“

Frisuren für die Strichmännchen

Aber wie reagieren, wenn Ihr Kind ein weißes Papier nimmt, drei Strichmännchen draufkritzelt und sich dafür ein Lob abholen will? Reagieren Sie positiv auf das Gezeigte und motivieren Sie: „Ich finde, die Männchen könnten noch Frisuren gebrauchen. Und frieren die nicht – so ganz ohne Kleidung?“

Kreativität zu fördern, verlangt viel Muße und Geduld, beschert uns aber auch viel Freude, Faszination und Bewunderung der kreativen Wege und Werke unserer Kinder. Und sie ist eine unvergleichbare Möglichkeit, Kinder in all ihren Entwicklungsbereichen herauszufordern, dadurch zu fördern und blaubeeressende Elefanten kennenzulernen!

Juliane Schmitz ist Erzieherin sowie Erziehungs- und Entwicklungsberaterin. Sie arbeitet in einer evangelischen Kindertagesstätte in Köln.

Illustration: Thees Carstens