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Umweltbewusst reisen? So gelingt der nachhaltige Familienurlaub

Familien planen schon jetzt den wohlverdienten Urlaub für das nächste Jahr. Wie gelingt es, diesen zu genießen und gleichzeitig umweltbewusst und nachhaltig zu reisen?

Langsam neigt sich das Jahr dem Ende zu und erste Gedanken drehen sich um den Urlaub im nächsten Sommer. Nachhaltigkeit kann und sollte ein Aspekt sein, den man in der Urlaubsplanung berücksichtigt, denn Tourismus und Freizeitaktivitäten auf Reisen haben enorme Auswirkungen auf die Luft- und Wasserqualität, die Biodiversität und das Landschaftsbild. Im Urlaub verbrauchen wir meist mehr Ressourcen als zu Hause – sei es Wasser, Energie oder Lebensmittel. Unsere Verantwortung ist es aber, die Erde zu bewahren steht. Und sowohl im Kampf gegen den Klimawandel als auch gegen die Ausbeutung des Globalen Südens spielt Nachhaltigkeit eine große Rolle.

Sanfter Tourismus

Daher wird „nachhaltiges Reisen“ immer beliebter. Gemeint ist damit eine Form des Tourismus, die im besten Fall keine negativen Folgen für die Natur und Bevölkerung am Zielort hat. Wer sanft oder nachhaltig verreist, belastet die Umwelt so wenig wie möglich und versucht, die Kultur im Reiseland nicht (negativ) zu verändern, sondern passt sich an.

Worauf sollten wir also konkret achten, wenn wir als Familie oder als Paar nachhaltig verreisen wollen? Es beginnt schon bei der An- und Abreise. Wie gelangen wir möglichst umweltschonend an unseren Zielort? Muss es wirklich ein weit entferntes Reiseziel sein? Können wir mit der Bahn anreisen? Flüge oder Kreuzfahrten sind bekanntlich problematisch, da diese besonders viele CO2-Emissionen mit sich bringen. Wenn man nur zu zweit unterwegs ist und mit dem Auto fahren möchte, ist es auch eine gute Idee, eine Mitfahrgelegenheit zu nutzen oder anzubieten, zum Beispiel über blablacar.de. Das spart auch Geld.

Nachhaltig reisen

Nachhaltig reisen geht mit sanftem Tourismus einher und bedeutet, sich auch vor Ort verantwortungsvoll zu verhalten: Müll vermeiden, Wasser und Strom sparen, aber auch die Kultur und Traditionen respektieren und die Tier- und Pflanzenwelt nicht zu zerstören.

Wie können wir uns also auch am Urlaubsziel möglichst umweltschonend fortbewegen? Gibt es öffentliche Verkehrsmittel oder Sharing-Modelle, die wir nutzen können? Können wir gar mit dem Fahrrad fahren?

Eine nachhaltige Unterkunft zu finden, ist mittlerweile nicht mehr schwierig. Es gibt immer mehr Hotels oder Ferienbauernhöfe, die mit saisonalen und regionalen (Bio-)Lebensmitteln kochen, Bio-Textilien verwenden, naturnah gebaut sind, Ressourcen aus der Umgebung und Ökostrom nutzen und dies durch Siegel und Zertifikate nachweisen. Beim Urlaub im Ferienhaus können wir unser nachhaltiges Verhalten von zu Hause weiterverfolgen – oder den Urlaub nutzen, um etwas Neues auszuprobieren: Brot selbst backen, möglichst plastikfrei einkaufen…

Und schon das Packen können wir nachhaltig gestalten: Wir sollten nur so viel einpacken, wie wir benötigen. Weniger Gewicht bedeutet weniger Emissionen bei der Fortbewegung. Was ist in der Grundausstattung in unserer Unterkunft enthalten? Was bringen wir von zu Hause mit, um unnötigen Müll zu sparen (Soda-Stream, Bienenwachstücher…)?

Für das Freizeitprogramm können wir nachhaltige Projekte und Aktivitäten einplanen: Ruderboot oder Stand-up-Paddling statt Motorboot, Radtour statt Ausflug mit dem Auto. Und brauchen wir wirklich noch ein zehntes Souvenir? Außerdem können wir mit offenen Augen unsere Wege gehen und Müll einsammeln, wo er nicht hingehört.

Eine gute Wahl treffen

Wie finden wir nun den richtigen Ort für den nächsten Urlaub? Können wir jeder Unterkunft trauen, die behauptet, sie sei nachhaltig? Es gibt unterschiedliche Möglichkeiten, das herauszufinden: Sucht auf der Homepage oder auf Social Media nach Informationen über die Nachhaltigkeit der Unterkunft. Über besonders innovative und nachhaltige Unterkünfte gibt es manchmal auch Reportagen und Berichte im Internet oder in Magazinen. Hilfreich können auch die Bewertungen anderer Gäste sein. Oder ihr fragt direkt bei der Unterkunft nach.

Vielleicht gibt es sogar Projekte und Aktivitäten, an denen sich die Gäste beteiligen können – und an denen im besten Fall auch Kinder oder Jugendliche Spaß haben.

Plattformen für nachhaltige Unterkünfte

Öko-Reiseportale helfen dabei, eine Vorauswahl zu treffen. So findet ihr zum Beispiel auf goodtravel.de Unterkünfte ausgewählt nach Kriterien wie Architektur (naturnahe Bauweise), Umwelt (bewusste Nutzung von Ressourcen) oder Kulinarik (regionale und frische Bioküche) in jeder Preiskategorie.

bookitgreen.com bewertet Unterkünfte nach bestehenden Zertifikaten im Tourismus, den eigenen 15 Nachhaltigkeitskriterien und den Bewertungen der Gäste (neben Sauberkeit und Freundlichkeit auch Nachhaltigkeit). Für jede Buchung pflanzt das Unternehmen einen Baum. fairweg.de wählt Hotels basierend auf ihren zwölf Nachhaltigkeitskriterien aus. Dazu zählen das Angebot an Bio-Lebensmitteln und Bio-Textilien, eine E-Ladestation, Ökostrom und eine Solaranlage. Ihr könnt auch ein Hotel in Verbindung mit einem Flug dorthin buchen. Fliegen zählt nicht zu den umweltschonenden Reisemethoden, daher bietet die Plattform eine CO2-Kompensation der Flüge an.

Unterkünfte auf forumandersreisen.de orientieren sich an Mensch und Umwelt, indem die Ressourcen vor Ort sorgsam und gezielt genutzt und die wirtschaftliche Entwicklung in den Reiseländern unterstützt werden. Der Urlaub soll besonders ethisch und sozial gerecht sein.

renatour.de ist spezialisiert auf naturnahes Reisen und hat vor allem für Familien nachhaltige Angebote. Bei den Unterkünften wird Wert auf eine gesunde, landestypische Küche möglichst in Bio-Qualität gelegt. Hier findet ihr eine europaweite übersichtliche Auswahl an Urlaubsangeboten wie „Single mit Kind“, „Urlaub mit Teenagern“ oder „Urlaub mit Tieren“.

Nachhaltiges Reisen wird immer einfacher. Warum es also nicht einfach mal probieren?

Helena Berger ist Voluntärin bei der Zeitschrift Family.

„Hätte am liebsten losgeheult“ – Stefanie besucht mit Sohn Daniel (15) Holocaust-Überlebende in Israel

Stefanie und Daniel Böhmann waren in Israel zu Gast bei Shoa-Überlebenden. Jetzt haben sie einen Auftrag: gegen das Vergessen.

Ich hatte in den letzten Monaten oft den Eindruck, dass Daniel, unser 15-jähriger Sohn, und ich in zwei unterschiedlichen Welten leben: Er hat seine Sicht der Dinge, seine Ausdrucksmöglichkeiten und „Minuten“, in denen er mir unendlich fern scheint. Da ist es nicht so einfach, verbindende Elemente zu finden. Doch ein Thema ist uns beiden wichtig: die Versöhnungsarbeit in Israel. Vor fünf Jahren waren wir das erste Mal mit Ebenezer Deutschland, einer Organisation, die Juden bei ihrer Rückkehr nach Israel hilft und Versöhnungsarbeit leistet, in Israel. Wir haben Überlebende in Altenheimen oder in ihrem Zuhause besucht. In diesem Jahr haben wir nun schon zum dritten Mal als Familie dieses faszinierende Land bereist. Dieses Mal haben wir so viel Gastfreundschaft erlebt und durften in so viele unterschiedliche Haushalte Einblick nehmen, dass wir die ganzen Eindrücke erst mal sortieren müssen. Da hilft Daniel und mir das Schreiben.

„Weil ich Israel liebe“

Eine der ersten Begegnungen fand in Jerusalem statt. Wir waren bei einer deutschen Journalistin zum Shabbatessen eingeladen. Ihre Mitbewohnerin in der WG ist Jüdin und fragte Daniel, warum er ausgerechnet in Israel sei. Daniel antwortete von ganzem Herzen: „Weil ich Israel liebe.“ Mehr Worte brauchte es nicht. Die Mitbewohnerin war beeindruckt und erzählte es am nächsten Tag ihrer Schwester: „Hey, gestern Abend war hier ein 15-jähriger Deutscher, der Israel liebt.“ Zuhören und da sein ist eine der wichtigsten Brücken, die zur Verständigung beitragen.

Als ich Daniel fragte, was er an Israel so liebt, schrieb er Folgendes auf: „Israel ist ein Land, das besonders in Deutschland durch die Medien mit Vorurteilen belegt ist. Solche Vorurteile hatte ich auch bei meinem ersten Besuch. Doch als ich hier ankam, habe ich die Wahrheit über Israel gesehen, gerochen und gespürt. Sei es, durch die Altstadt in Jerusalem zu laufen und in die Läden reinzuschauen, die Gewürze zu riechen oder mitzubekommen, wie es ist, wenn mir auf dem Markt irgendjemand versucht, etwas anzudrehen. Das würde mir nie so in Deutschland passieren.

Gerade freitags vor dem Beginn des Shabbats versuchen sich auf dem Shuck (Markt) hunderte Menschen einen Weg durch die Menschenmassen zu bahnen, um noch pünktlich vor Shabbatbeginn zu Hause zu sein. Da pulsiert das Leben. Wenn man nur ein bisschen aus den Städten herausgeht, dauert es nicht lange, bis man vom Flachland in eine wunderschöne Hügellandschaft kommt und gerade im März über die schönsten wilden Alpenveilchen, Mohn und grüne, saftige Wiesen staunen kann.“

„Du hast mein Herz gewonnen“

Aber es ist nicht nur das Land, das uns als Familie fasziniert, es sind auch die Menschen. Wir sind hier, um die Geschichten der Menschen zu hören, vor allem derjenigen, die den Holocaust überlebt haben. Als die 99-jährige Edith, die immer noch acht Sprachen sprechen kann, nach einer Stunde Gespräch meine Hand hält und mir sagt: „Steffi, du hast mein Herz gewonnen“, hätte ich am liebsten losgeheult. Diese Frau trauert immer noch um ihre Eltern und Verwandten, die in Auschwitz ermordet wurden. Und doch werde ich als fremde Deutsche mit einem wunderbaren Abendessen empfangen. Und mir wird mit so viel Offenheit und Wärme begegnet, dass ich tief beschenkt ins Hotel zurückfahre.

„Wir sind es, die etwas tun müssen“

Nach dem Besuch bei Regina Steinitz, einer anderen Überlebenden, schreibt Daniel: „Da sitzt eine 91-jährige Frau und berichtet über Dinge, die sie in meinem Alter erlebt hat, bei denen ich mir nicht mal nach genauester Schilderung ausmalen kann, wie viel Leid sie erlebt hat und noch mit sich trägt. Regina Steinitz ist für mich ein Vorbild. Ein Bundesverdienstkreuz ist ihr vollkommen egal. Das Einzige, was sie möchte, ist, dass Menschen die Shoa nicht vergessen und Menschen sich als Menschen begegnen und auch so behandeln. Nicht nur einmal ist sie an dem Abend außer sich und hat uns manchmal sogar angebrüllt, dass wir es sind, die etwas tun müssen gegen das Vergessen.

Mit Sorge blickt sie auf den Antisemitismus, den es immer noch gibt und der eher zu- als abnimmt. Immer noch versuchen Menschen, Juden für Leid verantwortlich zu machen. Immer noch wird ein Unterschied zwischen Menschen gemacht und Rassismus gelebt. Ich kann mir nur ausmalen, was es mit so einer besonderen Person macht, wenn sie erneut mit Ausgrenzungen konfrontiert wird. Doch, was ihr besonders zu schaffen macht, ist, dass sie ihr Leben nicht mehr mit ‚meinem Zwi‘, wie sie ihren vor zwei Jahren verstorbenen Mann nennt, verbringen kann.“

„Sie sind für mich Vorbilder“

„Genauso geht es Gerda Büchler. Schon öfter habe ich ihre Geschichte gehört und gelesen, doch sie fasziniert mich immer wieder. Obwohl sie Mitte 90 ist und nach der Flucht vor den Nazis neun Operationen brauchte, damit ihre im Schnee erfrorenen Füße wieder halbwegs normal zu gebrauchen waren, sagt sie: ‚Ich mache alles, damit man nicht vergisst.‘ Selbst in diesem hohen Alter hat der Einsatz gegen das Vergessen für sie Priorität. Dabei geht es ihr nicht um ihre Geschichte, sondern darum, dass man davon erfährt, was mit dem jüdischen Volk gemacht wurde. Und dass Menschen wie wir aktiviert werden, sich gegen Völkermord und das Vergessen einzusetzen.

Diese beiden Damen sind für mich Vorbilder und gehören zu den stärksten Menschen, die es zurzeit auf dieser Welt gibt, da sie in ihrem hohen Alter noch immer erzählen und lächeln können, trotz dessen, was ihnen widerfahren ist. Sie geben nicht auf, haben ein Ziel vor Augen und halten daran fest.“

So fliegen wir tief beeindruckt und mit einem Auftrag zurück nach Hause. Wir bereiten einen weiteren Austausch für Jugendliche und Lehrer vor, damit weitere Brücken gebaut werden zwischen den Völkern, Vorurteile durch Begegnungen abgebaut werden und wir unseren Auftrag ausführen können: Dazu beizutragen, dass die Shoa nicht vergessen wird und Menschen sich als Menschen kennenlernen und begegnen können. Was für ein besonderes Geschenk, diesen Auftrag als Mutter und Sohn auf dem Herzen haben und teilen zu können, denn Daniel will mit einem Klassenkameraden an dem Austausch teilnehmen.

Stefanie und Daniel Böhmann leben in Hamburg.

Reisen in der Elternzeit: Mit diesen 7 Tipps gelingt der Trip mit Wohnmobil und Baby

Annabel Breitkreuz ist zwei Monate mit Kleinkind und Van durch Skandinavien gefahren. Diese sieben Tipps hat sie mitgebracht.

1. Zeitraum festlegen

Sucht euch für die Reise eine Zeit aus, bei der ihr am Zielort mit gutem Wetter rechnen könnt – das senkt das Stresspotenzial. Behaltet bei der Planung auch mögliche Impftermine und U-Untersuchungen des Babys im Blick. Ich habe die Erfahrung gemacht, dass unser Sohn Pepe der entspannteste Reisebegleiter während unserer Elternzeit-Reise war, als er noch gestillt wurde und nicht krabbeln konnte.

2. Zielregion raussuchen

Bei der Wahl solltet ihr – so unromantisch es klingt – euer Budget nicht aus dem Auge verlieren. Denkt dabei an Mautgebühren, Parkkosten und Lebensmittelpreise (all das ist zum Beispiel in Norwegen sehr hoch). Wenn ihr Campingplatzkosten sparen wollt und gern frei steht, bietet sich ein Land an, in dem das Jedermannsrecht gilt.

3. Camper kaufen oder mieten

Wer kein eigenes Wohnmobil vor der Haustür stehen hat oder ausbauen möchte, kann es sich leihen. Auf Plattformen wie paulcamper.de oder roadsurfer.com gibt es eine breite Auswahl. Wir haben unterwegs einige Familien getroffen, für die es sich auch gelohnt hat, ein Wohnmobil gebraucht zu kaufen und im Anschluss weiterzuverkaufen.

4. Route planen

Wie viel Fahrtzeit man mit Baby erreichen kann, lässt sich nicht pauschal beantworten und auch nicht festlegen! Was ihr braucht, sind keine engen Zeitpläne, sondern Flexibilität und Gelassenheit in der Route und im besten Fall immer einen Plan B.

5. Erste Erfahrungen sammeln

Probieren geht über Studieren, das gilt auch beim Vanlife als Familie. Vor der großen Tour solltet ihr Probeausflüge einplanen. Nur so lässt sich feststellen, was zu Hause bleiben kann und was ihr noch braucht (Kleinigkeiten wie Handtuchhaken steigern deutlich die Lebensqualität im Van).

6. Packen

Informiert euch, wie teuer Windeln, Breigläschen und Co. im Ausland sind. Oftmals lohnt es sich, einen großen Vorrat aus heimischen Drogeriemärkten mitzunehmen. Orientiert euch beim Packen der Kleidung an einem typischen 14-tägigen Urlaub. Denn genau diese Menge wird euch auch für zwei Monate reichen. Waschen könnt ihr zwischendurch mit der Hand, in Waschsalons oder auf Campingplätzen.

7. Stellplätze finden

Schlafplätze lassen sich zum Beispiel mithilfe der App Park4Night raussuchen. Dort könnt ihr auch nachschauen, wo eine Entleerung möglich ist oder ihr Frischwasser nachfüllen könnt.

Annabel Breitkreuz ist Mama von Pepe und Redakteurin. Auf ihrem Blog brezelzeit.com schreibt sie über ihren Start ins Familienleben zwischen Mikroabenteuern und gewöhnlichem Alltag.

Elternzeit im Van: Paar fährt mit vier Monate altem Baby quer durch Schweden

Zwei Monate lang war Annabel mit ihrem Mann und ihrem frischgeborenen Sohn in Skandinavien unterwegs. Im umgebauten Van hat die Familie zu sich selbst gefunden.

Das Jahr 2020 war alles andere als gewöhnlich für mich. Zum einen erfüllten mein Mann und ich uns einen Traum und bauten einen Transporter zu einem Campervan aus. Zum anderen nahm parallel zum Baufortschritt meine Babybauchkugel immer mehr Form an. Niemals hätte ich gedacht, dass die Projekte „Vanlife“ und „Familiengründung“ so perfekt zusammenpassen würden. Und niemals hätte ich geglaubt, dass unser Van „Knut“ das erste Zuhause für uns als Familie werden würde.

„Schweden war das Beste, was uns passieren konnte“

Im Februar 2021 kam unser Sohn Pepe zur Welt. Im vierten und fünften Lebensmonat von Pepe nahmen mein Mann und ich zwei Monate Elternzeit. Wir wollten mit Knut verreisen, das stand fest. Aufgrund der Corona-Situation konnten wir im Voraus nicht viel planen. Schließlich landeten wir in Schweden – und das war das Beste, was uns passieren konnte.

In Schweden gilt das „Allemansrätt“, das Jedermannsrecht. Demnach hat jeder das Recht, die Natur frei zu nutzen. Dazu zählt unter anderem auch das Campen in der Wildnis. Entlang der Küste und an den fünf größten Seen Schwedens ist es außerdem möglich, kostenlos und ohne Angelschein zu angeln. An vielen offiziellen Badestellen des Landes gibt es Feuerstellen und ein Plumpsklo – ein absoluter Luxus für uns, wenn man bedenkt, dass unsere Toilette inmitten unseres elf Quadratmeter großen Zuhauses verbaut ist. Manchmal findet man auch eine gemütlich eingerichtete Schutzhütte oder – eines unserer Highlights auf der Reise – eine Sauna: alles frei und kostenlos zugänglich. In Sachen Gastfreundschaft sind sie nicht zu übertreffen, die Schweden.

Klar ist, dass das Allemansrätt mein Camperherz höherschlagen lässt. Ich habe es geliebt, unseren Knut am See-, Meer- oder Flussufer zu parken und quasi vom Bett direkt ins kühle Nass springen zu können. Ein Traum! Und obwohl ich jedes Mal davon überzeugt war, den schönsten Stellplatz der Welt gefunden zu haben, wurde es immer noch besser.

Frühstück in Stockholm und Lagerfeuerabende

Für unsere Elternzeit-Reise hatten wir insgesamt neun Wochen Zeit. Eine feste Route gab es nicht. Ich wollte unbedingt den Polarkreis überfahren, um den Moment zu erleben, wenn die Sonne auch nachts noch hoch am Himmel steht. Wir fuhren also immer der Sonne hinterher in Richtung Norden – so lange, bis wir den Polarkreis überquerten und schließlich nach knapp vier Wochen am nördlichsten Teil Schwedens ankamen. Auf dem Weg dorthin frühstückten wir in Stockholm, jagten Schnäppchen in unzähligen Secondhand-Läden, bestaunten Rentiere auf der Straße, lernten angeln, wanderten durch beeindruckende Nationalparks und verbrachten Lagerfeuerabende mit anderen Elternzeit-Reisenden.

Im zweiten Monat der Tour ließen wir uns nach Lust und Laune wieder in Richtung Süden treiben. Auf der Höhe von Oslo überquerten wir die Grenze nach Norwegen, was uns aufgrund der Corona-Einreisebestimmungen zu einem früheren Zeitpunkt leider nicht möglich war. In den letzten zwei Wochen der Elternzeit legten wir einen intensiven Endspurt quer durch Südnorwegen hin und bekamen nicht selten den Mund vor Staunen nicht mehr zu. Die Landschaft Norwegens ist kaum zu übertreffen: majestätische Fjorde, unglaubliche Wasserfälle und beeindruckende Ausblicke. Doch noch mehr berührt hat uns die Einsamkeit und Entspanntheit Schwedens.

Kein Problem mit Baby

Wer versucht, unsere Reiseroute auf der Landkarte nachzuvollziehen und dabei die Kilometer überschlägt, fragt sich vermutlich, ob Pepe das alles einfach so mitgemacht hat. Ich staune noch immer selbst darüber, aber ja: Das hat er. Viel mehr sogar: Er hat die Nähe zu uns auf dem engen Wohnraum sehr genossen. Er liebt es bis heute, wenn wir am Wochenende mit Knut unterwegs sind, dass er im Van mitten im Geschehen sein darf und uns bei allem, was wir tun, beobachten kann.

Auch die Fahrtzeiten waren problemlos möglich, da Pepe noch sehr viel schlief und keinen festen Rhythmus hatte. Im Durchschnitt saßen wir zwei Stunden täglich hinter dem Steuer und nur in wenigen Fällen verbrachten wir mehr als eine Nacht an einem Ort. Dass all das so entspannt ablaufen würde, wussten wir vorher nicht. Aber wir gaben uns die Chance, es auszuprobieren – und ehrlich gesagt machten wir uns im Vorhinein nicht viele Gedanken über Eventualitäten. Es war wahrscheinlich eine Kombination aus Optimismus und Mut, die für sehr viel Gelassenheit und Genuss auf unserem Roadtrip mit Baby gesorgt hat.

Zu viel freie Zeit

Ein Leben auf elf Quadratmetern mit einem Säugling ist kuschelig. Sehr kuschelig. Manchmal zu kuschelig. Die ständige Nähe zu meinen zwei Männern forderte mich zu Beginn der Reise oftmals heraus. Ich erinnere mich noch sehr genau an einen Abend, als ich allein in einem Kajak in der Mitte des Sees saß. Die Sonne verschwand langsam am Horizont und der Himmel färbte sich feuerrot – ein wunderschöner Anblick. Doch ich nahm den Zauber des Ortes nicht wirklich wahr. Stattdessen kam ich ins Grübeln und zweifelte sogar die Idee dieser Reise an. Ich fühlte mich eingeengt und war überfordert mit der vielen freien Zeit. Mir fehlte es, Terminen nachzugehen und To-do-Listen abzuarbeiten. In anderen Worten: Ich war nicht ausgeglichen und suchte nach dem Ziel und Sinn unserer Auszeit.

Die Unruhe im Herzen führte dazu, dass ich begann, mich darauf zu besinnen, warum wir uns auf den Weg gemacht hatten. Ich beschloss, den Fokus mehr auf uns als Familie zu legen. Damit begann eine Reise, die abenteuerlicher und intensiver war als jeder andere Campingtrip, den mein Mann und ich zuvor erlebt hatten.

Angekommen als Familie

Wir lernten, bewusster über Wünsche und Bedürfnisse zu reden. Wir lernten auch zu erkennen, was wir wollen und was wir brauchen – und vor allem, wie wenig wir brauchen. Nach und nach kam ans Licht, wie wertvoll feste Abläufe und eine klare Aufgabenverteilung für unseren Reise- und damit auch Familienalltag sind. Außerdem erlebten wir, wie wichtig ein Ort wie Knut für uns ist, der Stabilität und Sicherheit vermittelt und mit dem wir uns auch unterwegs zu Hause fühlen.

Schweden war für diese ersten Seiten unseres neuen Kapitels als Familie mit Baby das perfekte Setting. Denn hier gab es wenig Ablenkung, viel Ruhe und Einsamkeit. Hier hatten wir nicht das Gefühl, etwas zu verpassen, auch wenn wir uns nur um uns selbst drehten. Hier war genug Raum, um anzukommen. Bei uns als Eltern. Bei uns als Familie.

Am Ende hatten wir insgesamt 9.000 Kilometer mehr auf dem Tacho. Jeder einzelne hat sich gelohnt. Doch für die Qualität unserer Elternzeit-Reise spielten die Entfernung, das Tempo oder Ziel keine Rolle. Für uns war es wichtig, aufzubrechen, das Gewohnte hinter uns zu lassen, um bei uns als Familie anzukommen. Jetzt sind wir bereit für das nächste Kapitel!

Annabel Breitkreuz ist Mama von Pepe und Redakteurin. Auf ihrem Blog brezelzeit.com schreibt sie über ihren Start ins Familienleben zwischen Mikroabenteuern und gewöhnlichem Alltag.

Auf zum Meer

Zwischen Windeln wechseln und Silben schwingen
schau ich zum Fenster raus.
Seele atme auf!
Schwingt sich hinaus,
Raus!
Aus dem Haus.
In diese Welt,
die im Stillstand liegt
und nicht weiß, wie sie diese Krise besiegt.
Eingesperrt im Hier und Jetzt.
Innerlich verletzt.
Aber meine Seele traut sich zu reisen.
Über die Grenzen hinaus
mit Reisefieber im Gepäck.
Ohne Angst sich anzustecken.
Über die Häuser, Wiesen hinweg.
Sehnsüchtig sucht sie nach Abwechslung –
Wechselt Tapete gegen Straßen
Straßen gegen Frischluft
Frischluft gegen Meeresbrise
Meeresbrise mit Ruhe.
Ich atme ein, ich atme aus.
Lausche den Wellen.
Ruhe findet sich am Strand.
Liegend zwischen Wellentoben
mit Cocktail in der Hand
und in der anderen ein Buch.
Such, such nach ihr, der Stille!
Ich atme ein, ich atme aus
Stille.
Stille!
Stille?
Stille, die mich aufhorchen lässt und zurück zieht, ins heimische Nest.
Ein Schrei!
„Oh, nein!“
Die Schere!
Sie lag nicht am gewohnten Platz
und nun sind sie ab.
Das Chaos perfekt.
Ich hab deine Haare auf dem Boden entdeckt.
„Mama ab!“
Du strahlst mich an.
Und Windel voll,
na toll!
Ich atme ein, ich atme aus!
und sage nur:
„Ich kehr sie weg!“
Unter den Teppich damit.
Wie den Rest dieser Tage,
wo ich mich frage:
„Was soll ich als erstes, zweites, drittes … ständig tun?“ , anstatt
„Seele, was brauchst du, um auszuruhen?“
Sehnsucht nach der Weite!
Sehnsucht nach mehr.
Ich atme ein und atme aus.
Nehme dich in den Arm,
schwing dich leise hin und her.
Lausche den Worten, sie klingen,
wenn sie erzählen von fernen Ländern und Meer.
Seele, du musst schwingen!
So rufen wir gemeinsam:
„Hinaus, inaus im Sauseschritt.“
Lassen To-dos und volle Windeln zurück.
Winken dem Chaos:
„Auf Wiedersehen!“
Jetzt müssen wir gehen.
Atmen ein, atmen aus.
Rennen los.
Der Seele hinter her.
Hand in Hand in Richtung Meer.

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Autobahnbingo für entspanntes Reisen

„Wann sind wir endlich da?“ – Der Klassiker von der Autorücksitzbank wird in diesen Wochen wahrscheinlich häufig zu hören sein. Abhilfe schaffen kann zum Beispiel ein Autobahnbingo. Unsere Kolleginnen aus der KLÄX-Redaktion haben das vor einiger Zeit im Heft gehabt und wir finden es so schön, dass wir es euch gern weitergeben wollen. Viel Spaß!

Autobahnbingo aus KLÄX

Allein nach Berlin?

„Meine 15-jährige Tochter will mit ihrer gleichaltrigen Freundin für ein Wochenende nach Berlin fahren. Sollen wir das erlauben?“

Der Wunsch Ihrer Tochter, allein eine interessante Großstadt zu erkunden, ist absolut nachvollziehbar. Jugendliche wollen unabhängiger werden und die Welt erkunden, was wünschenswert und in Ordnung ist. Gleichzeitig lösen solche Wünsche bei Eltern Ängste und Sorgen aus. Auf einmal wollen die Kinder eine Freiheit erleben, die auch manche Gefahren mit sich bringt. Deswegen sind Ihre Zweifel durchaus berechtigt. Nun gilt es, abzuwägen und altersangemessen auf das Bedürfnis Ihrer Tochter einzugehen.

VERANTWORTUNGSVOLL GENUG?

Ob Sie diese Aktion erlauben sollten, ist allerdings gar nicht so pauschal zu beantworten, sondern hängt von verschiedenen Bedingungen ab. Grundsätzlich können Jugendliche mit Bus, Bahn oder Flugzeug ohne eine erwachsene Begleitperson verreisen. Übernachten die beiden Mädchen bei Freunden oder Familie, ist eine Reise sicherlich unbedenklich, da die Aufsichtspflicht gewährt ist. Etwas komplizierter wird es, wenn sie ohne erwachsene Begleitung in einer Jugendherberge oder einer Ferienwohnung übernachten möchten. Rechtlich ist das für Jugendliche ab dem 14. Lebensjahr möglich, wenn sie die Zustimmung der Eltern haben.

Offen bleibt die Frage, wie verantwortungsvoll und selbstständig die beiden 15-Jährigen sind und wie sie die Zeit in Berlin gestalten wollen. Bedenken sollten Sie, dass Jugendliche unter 16 Jahren Kinos allein nur bis 22 Uhr und Discos nur mit Sorgeberechtigten besuchen dürfen. Der rechtliche Rahmen ist für öffentliche Veranstaltungen also klar vorgegeben, alles andere liegt im Ermessen der Eltern.

Wie handhaben Sie das Thema „Ausgehzeiten“ grundsätzlich in Ihrem Alltag? Können Sie sich darauf verlassen, dass Ihre Tochter zu abgesprochenen Zeiten zu Hause ist? Werden sich die beiden Mädchen an sicheren Orten aufhalten, wenn sie in der interessanten Stadt Berlin unterwegs sind? Ist das ihre erste Großstadterfahrung? Kann Ihre Tochter gut mit Freiheit umgehen oder überspannt sie gern den Bogen? Wie schätzen Sie diesbezüglich ihre Freundin ein?

ENTSCHEIDUNG ERKLÄREN

Sie merken, ich kann Ihre Frage nicht mit einem einfachen Ja oder Nein beantworten. Meine Tendenz ist, eine solche Aktion auf einen späteren Zeitpunkt zu verschieben. Im Alter von 15 Jahren können die meisten Jugendlichen solche Situationen noch nicht umfassend einschätzen. Wenn Sie es nicht erlauben, sollten sie aber unbedingt erklären, warum Sie so entschieden haben und dass es Ihnen nicht darum geht, den beiden den Spaß zu verderben, sondern um ihre Sicherheit. In zwei Jahren kann ein solches Wochenende vielleicht schon umsetzbar sein. Sicher wird die Enttäuschung erst einmal groß sein, aber wenn Eltern gute Begründungen liefern und klar bleiben, respektieren Jugendliche solche Entscheidungen auch. Noch besser wäre es natürlich, wenn es Kompromisse geben könnte: zum Beispiel eine Tagestour nach Berlin oder das Wochenende mit Papa oder Mama im Hintergrund. Im gemeinsamen Gespräch können Sie bestimmt gute Lösungen finden.

Sonja Brocksieper ist Diplom-Pädagogin. Sie lebt mit ihrer Familie in Remscheid und ist Mitarbeiterin bei Team.F. www.sonja-brocksieper.de Illustration: Sabrina Müller, sabrinamueller.com

Welche Versicherungen brauchen wir?

„Wir erwarten bald unser erstes Baby und fragen uns, welche Versicherungen wir für unser Kind abschließen sollen und welche unnötig sind?“

Es ist gut, dass Sie sich schon vor der Geburt Gedanken über den wichtigen Versicherungsschutz Ihres Kindes und eventuell auch Ihren eigenen machen. Vieles lässt sich dann schneller und stressfreier regeln.

Bei der Krankenversicherung besteht in Deutschland eine Versicherungspflicht (zur Situation in der Schweiz siehe unten). Das Kind muss entweder über eine gesetzliche oder private Krankenversicherung versichert sein. Wie der Nachwuchs zu versichern ist, richtet sich nach der Versicherungs- und Einkommenssituation der Eltern. Sind beide Elternteile beispielsweise über die gesetzliche Krankenkasse pflichtversichert, ist ihr Kind im Rahmen der Familienversicherung beitragsfrei mitversichert.

Ein eigener beitragspflichtiger Vertragsteil ist für das Kind in der privaten Krankenversicherung in der Regel notwendig, wenn beide Eltern privat krankenvollversichert sind. Ist dagegen ein Elternteil privat und das andere gesetzlich pflichtversichert, kann das Kind in der gesetzlichen Krankenversicherung nur dann im Rahmen der beitragsfreien Familienversicherung mitversichert werden, wenn das Einkommen des privat Versicherten unterhalb der Versicherungspflichtgrenze liegt.

AUSLANDSSCHUTZ FÜR KINDER AUF REISEN

Zumindest dann, wenn ein Auslandsaufenthalt geplant ist, sollte für gesetzlich und für die meisten privat Versicherten eine Auslandskrankenversicherung abgeschlossen werden. Dies kann beispielsweise innerhalb eines Familientarifes erfolgen, bei dem das Kind dann mitversichert ist.

Möchte man später weitere Vorsorge bei gesundheitlichen Problemen für das Kind treffen, raten wir eher zu Kinderinvaliditätsversicherungen als zu Unfallversicherungen. Die Gefahr durch einen Unfall invalide zu werden, ist deutlich geringer als in einem Krankheitsfall. Im Rahmen der Kinderinvaliditätsversicherung besteht nicht nur für Unfallfolgen Versicherungsschutz, sondern auch bei einer Erkrankung. Bei einem solchen Vertrag soll für den Fall der Fälle neben einer Einmalzahlung auch eine regelmäßige Rentenzahlung erfolgen.

Allerdings sind Kinderinvaliditätsversicherungen entsprechend teuer. Sie kosten ungefähr das Vierfache einer guten Unfallversicherung, die etwa 100 Euro jährlich kostet. Ob eine und welche Absicherung gewählt wird, ist auch vom Haushaltsbudget abhängig.

AUCH EIGENEN VERSICHERUNGSSCHUTZ PRÜFEN!

Möchte man Geld beispielsweise für die Ausbildung des Kindes zur Seite legen, sollten Bankprodukte wie ein Banksparplan ins Auge gefasst werden. Ausbildungsversicherungen, bei denen eine Versicherung mit einer Kapitalbildung verknüpft wird, sind nicht empfehlenswert.

Ist ein Kind unterwegs, sollten die Eltern ihren eigenen Versicherungsschutz auf den Prüfstand stellen. Insbesondere wenn dem Hauptverdiener etwas passiert, sollte eine ausreichende Absicherung im Rahmen von Risiko-, Lebens- und Berufsunfähigkeitsversicherungen bestehen. Versicherungen wie Hausrat- oder Kfz-Versicherung sind nur dann anzupassen, wenn sich etwas ändert, zum Beispiel, wenn eine größere Wohnung bezogen oder ein größeres Auto angeschafft wird.

Elke Weidenbach ist Volljuristin und arbeitet als Referentin für Versicherungen bei der Verbraucherzentrale NRW. Illustration: Sabrina Müller, sabrinamueller.com

 

Krankenversicherung in der Schweiz

Schweizer müssen für ihr Kind eine obligatorische Krankenversicherung abschließen. Wenn das Kind in den ersten drei Monaten angemeldet wird, gilt der Versicherungsschutz von Geburt an. Die Grundversicherung bietet einen weitreichenden Schutz. Daneben gibt es verschiedene freiwillige Zusatzversicherungen, die extra kosten.

Silberkrönchen auf Föhnfrisur

Warum Christian Rommert und seine Frau nach Irland fliehen.

Sie hat es gesagt. Das böse Wort! Silberhochzeit! Ich habe den Gedanken daran verdrängt, vermieden, ignoriert. Bisher! „In einem Jahr ist es soweit!“, sagt die Frau, die ich liebe, „Wir sind 25 Jahre verheiratet.“ 25 Jahre! Echt jetzt?

EIN TRAUM VON EINEM FEST

Ich sehe mich bei der Feier unserer Silberhochzeit im Anzug am Kopf einer Festtafel sitzen. Neben mir meine Frau mit Silberkrönchen auf einer frischgeföhnten Frisur. Mein Bruder hat ein wenig Programm vorbereitet. Die Kinder tragen Flötenstücke vor. Es gibt ein Gedicht von den Jüngsten. Sie haben auch eine Präsentation zusammengestellt. Peinliche Bilder von einem viel zu jungen Bräutigam. Was macht diese bildschöne Frau nur mit solch einem Typen? Bilder vom Studium. Bilder von unserer Zeit in Hamburg, Elstal und Bochum. Die Geburten der Kinder. Ausflüge und Reisen. Die Präsentation ist sehr lang. In 25 Jahren ist ja auch viel passiert. Zwischen den Folien singen wir gemeinsam Lieder. Mein Bruder hat eine Vorliebe für Paul Gerhardt. Und Paul Gerhardt hat eine Vorliebe für sehr lange Lieder. Unser Pastor hält eine Andacht. Zu unserem Trauvers. Er stammt aus einem sehr langen Psalm. Ich sehe mich im zu engen Anzug am Kopf der Tafel sitzen. Neben mir sitzt die Frau, die ich liebe, mit Silberkrönchen. Wir sind hungrig und verschwitzt. Vor uns steht eine Torte. Auf ihr ein Silberpaar und eine 25.

Kreidebleich falle ich aus dem Tagtraum. „Das müssen wir irgendwie verhindern!“, stöhne ich. Die Frau, die ich liebe, schaut irritiert. „Was? Die Silberhochzeit?“, fragt sie und fügt an: „Willst du dich trennen, oder was?“ Ich denke: „Wenn das der einzige Weg ist, das Fest mit Torte, Silberkrönchen und Paul Gerhardt zu umgehen, dann: Ja!“ Ich sage: „Nein, Quatsch! Ich lieb‘ dich doch! Aber es muss einen Weg geben, kein peinliches und verkrampftes Fest daraus zu machen!“ „Keine Lust auf Paul Gerhardt?“, fragt sie verschmitzt. „Kein Familienalbum, keine Präsentation mit dem Best-of der letzten 25 Jahre!“, antworte ich bestimmt. „Und was ist mit einem Silberkrönchen?“, will sie wissen. „Kein Silberkrönchen!“, da bleibe ich kompromisslos. „Keine aufwendige Föhnfrisur“. Wie immer hat meine Frau eine gute Idee: „Wie wäre es, wenn wir uns einen lang gehegten Traum erfüllen?“ Sollen unsere Kinder die Vogelhochzeit für uns umdichten und aufführen, frage ich mich und sage: „Fideralala?“

WHISKEY MIT FLÖTENMUSIK

„Wie wäre es, wenn wir nach Irland fahren?“ Irland? Ich bin sofort Feuer und Flamme. Dort gibt es Whiskey. Und das Land ist einsam. Und wenn lange Lieder gesungen werden, dann sind die lustig. Und die Musik klingt schön – obwohl jemand Flöte spielt. Gibt es die Vogelhochzeit eigentlich auch auf Englisch? Ich glaube nicht! Sofort schreibe ich eine E-Mail. Ich habe Freunde mit irischen Vorfahren. Sie haben ein Haus an der Küste, das sie Bekannten zur Verfügung stellen. Das Haus ist so weit im Nirgendwo, da gibt es keine Anzüge und keine Silberkrönchen.

Noch am selben Tag erhalte ich die Antwort: das Haus ist frei und für einen Freundschaftspreis zu mieten. Ich buche direkt und es steht fest: Wir fliehen! Hiermit gebe ich offiziell bekannt: Anlässlich unserer Silberhochzeit hauen wir ab. Das wird wunderbar! Und wenn unser Pastor mitkommen will, dann kann er das. Unser Trauspruch lautet: „Mit meinem Gott kann ich über Mauern springen!“ Davon gibt es ja jede Menge in Irland. Vielleicht machen wir gemeinsam einfach ein paar praktische Übungen?

Christian Rommert ist Autor, Redner und Berater und Fan des VfL Bochum. Er ist verheiratet mit Katrin und Vater von drei erwachsenen Kindern. Regelmäßig spricht er das Wort zum Sonntag in der ARD.
Foto: Wolfgang Wedel

Stressfrei unterwegs

5 Tipps für Bahnreisen mit Kind

Mit Mama die Großeltern besuchen oder zum Wanderwochenende mit Papa? In den Herbstferien ist für Familien wieder Ausflugszeit angesagt. Vor allem für Alleinreisende mit Kind kann die Tour jedoch ganz schön fordernd sein: Als größte Herausforderungen empfinden sie, das Gepäck zu befördern (39 Prozent), eigenen Anliegen nachzukommen (38 Prozent), etwa selbst zur Toilette zu gehen oder zu essen, sowie ihre Kinder zu unterhalten (37 Prozent). Das ergab eine aktuelle forsa-Umfrage im Auftrag der Deutschen Bahn (DB). Fünf Tipps, wie der Familienausflug auch im elterlichen Alleingang zum Kinderspiel wird:

1. Persönliche Junior-Reise-Assistenten
Die Nörgerlei geht schon los, bevor die Reise überhaupt begonnen hat? Das lässt sich vermeiden, indem Eltern ihre Kleinen von Anfang an mit in die Reiseplanung einbeziehen und sie zu Junior-Reise-Managern ernennen. Mit festen Aufgaben wie der Gleissuche oder Proviantverwaltung ist der Nachwuchs voll ins Reisegeschehen eingespannt, langweilt sich nicht und kann Mama oder Papa sogar noch unterstützen.

2. Kinderkleidung in Signalfarben
Bereit zum Einstieg, doch plötzlich fehlt jede Spur der Tocher oder des Sohns? Wenn die Kids am Reisetag in besonders leuchtenden Farben gekleidet sind, kann das die Suche im Gewimmel enorm erleichtern. So erkennen Alleinreisende ihre Sprösslinge garantiert auch aus größerer Entfernung und an Orten, wo sich viele Menschen tummeln.

3. Bahnreisen mit professioneller Kinderbetreuung
Trotz des Kindes im Schlepptau einfach mal für ein Stündchen die Augen zu machen? Als einzige Verantwortliche kommen alleinreisende Eltern nur selten zur Ruhe. Damit sich Mütter und Väter auf Reisen zurücklehnen und Kids sich kreativ betätigen können, kommen seit fünf Jahren regelmäßig professionelle Kinderbetreuer an Bord der Bahn. 75.000 Kids haben sie die Zugfahrt schon mit Spiel- und Bastelunterhaltung versüßt.

4. Nicht ohne Schlafkissen und Schmusetuch
Sollten mal keine Kinderbetreuer an Bord sein, gibt es noch einen sehr verlässlichen Alleinunterhalter für kleine Reisende: Schlaf. Damit es die Kids dabei besonders komfortabel haben und sich auch in fremden Sitzen gleich wie zu Hause fühlen: Lieblings-Schlafkissen und Schmusetuch nicht vergessen!

5. Kleidung waschen statt schleppen
Das Kind im Blick behalten, die Uhrzeit checken, das richtige Gleis finden: Als wären das noch nicht genügend Herausforderungen, müssen natürlich auch Tasche, Koffer und Co. mittransportiert werden. Profi-Tipp: Viele Familien steuern in den Herbstferien Freunde und Familie an. Und die stellen sicher gern ihre Waschmaschine zur Verfügung. So kann das Gepäck ganz einfach halbiert werden – und mit ihm der Trageaufwand. Wer ganz auf die Schlepperei verzichten möchte, lässt schwere Koffer vor Reiseantritt vom Gepäckservice der Bahn abholen und bequem bis ans Urlaubsdomizil liefern.