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Geliebt und genervt: Wie ich meinen Partner ändern kann

Alle wissen, dass man den Partner nicht ändern kann. Paarberater Marc Bareth verrät, wie es trotzdem klappt.

Wir kennen es alle: Unser Partner oder unsere Partnerin verhält sich nicht immer so, wie wir es uns vorstellen. Je länger wir in einer Partnerschaft sind, desto mehr springen uns Charaktereigenschaften ins Auge, die so richtig nerven. Da stellt sich schnell einmal die Frage: Wie kann ich mein Gegenüber ändern? Wer sich mit dem Thema beschäftigt, merkt schnell, dass die Aussagen vieler Fachleute und der Literatur darauf hinauslaufen, dass dies eben gar nicht möglich ist. Und auch unsere Erfahrung zeigt, dass das Unterfangen ziemlich aussichtslos ist. Wir können unsere Mitmenschen nur sehr bedingt verändern. Der berühmte amerikanische Paartherapeut Dan Wile sagt: „Wenn du einen Partner wählst, wählst du damit unweigerlich auch ein bestimmtes Set an unlösbaren Problemen.“ Deshalb der Tipp: Nimm dein Gegenüber an, wie sie oder er ist, und nicht wie sie oder er sein sollte. Ändern kannst du ihn oder sie sowieso nicht.

Ich kann mich ändern

Meinen Partner kann ich also nicht ändern. Doch es gibt einen Weg, sein oder ihr Verhalten nachhaltig zu verändern. Hier kommt die Paardynamik ins Spiel. Das Verhalten des Mannes ist jeweils die Reaktion auf das Verhalten der Frau und umgekehrt. Das weitaus erfolgversprechendste Mittel ist es also, sein eigenes Verhalten zu ändern. Genau: Du gibst deinem Gegenüber die Chance, sich zu ändern, indem du dich selbst anders verhältst.

Was langfristig nicht funktioniert, sind Druck, Vorwürfe, Nörgeln und Forderungen. Denn Druck erzeugt Gegendruck und führt nicht zu einer Verhaltensänderung.

Ein Beispiel: Sandra kommt aus einer Familie, in der man Konflikte direkt und auch mal laut angeht. Wenn sie Philipp mit dem konfrontiert, was ihrer Meinung nach schiefläuft und alles auf den Tisch legt, reagiert der sehr einsilbig. Sandra lässt dann aber nicht locker. Sie fühlt sich durch Philipps Passivität provoziert und wird immer lauter, bis Philipp sich irgendwann einfach verdrückt, was Sandra noch mehr verärgert.

Andere Wege suchen

In Philipps Familie wurde offener Streit um jeden Preis vermieden, weil niemand damit umgehen konnte und Konflikte häufig Beziehungsabbrüche bedeutet haben. Lernt Sandra, ihr Anliegen so anzusprechen, dass Philipp sich nicht in die Enge gedrängt fühlt, wird sie viel mehr erreichen, als wenn sie ihn anbrüllt, er solle doch auch mal was sagen. Wenn Philipp die Erfahrung macht, dass Meinungsverschiedenheiten mit Sandra nicht zum Beziehungsabbruch führen, wird er anders auf sie reagieren können. Sandra kann also Philipps Verhalten nur verändern, indem sie sich selbst anders verhält.

Marc Bareth und seine Frau Manuela stärken mit FAMILYLIFE Schweiz Ehen und Familien. Marc Bareth ist der Leiter dieser Arbeit. Er bloggt unter familylife.ch/five.

Witwe durch Suizid: Wie sich eine Frau zurück ins Leben kämpft

Durch den Suizid ihres Mannes geht Nics Leben über Nacht in die Brüche. Doch in Trauer und Chaos findet sie Wege, ihr Leben neu zu gestalten.

Die innere Welt

Vor sechs Jahren ist mein Mann gestorben. An Suizid. Das war definitiv etwas, das ich mir nicht ausgesucht hatte. Gewählt hatte ich zuvor ein Leben auf dem Land mit meinem Mann und meiner Tochter, Hund und Katze, und einem gemeinsamen Beruf. Dieses Leben war mit der Entscheidung meines Mannes, nicht mehr leben zu wollen, genauso plötzlich gestorben wie er. Ich hatte dabei kein Mitspracherecht.

Ein plötzlicher Todesfall – besonders ein Suizid – beendet aber nicht nur ein Leben, wie es vorher war. Es löst auch eine Menge Neues aus: Wellen voll Emotionen und Gedanken spülen über uns hinweg, und wir wissen kaum noch, wo oben und unten ist. Oft funktionieren wir dann nur noch, weil wir sonst untergehen würden. Erst später, wenn wir uns etwas an den Wellengang gewöhnt haben, können wir uns diesen neuen Gedanken und Gefühlen stellen, die mit der Trauer angerauscht kommen.

Mit der Zeit nimmt die Wucht der Wellen ab, und sie werden seltener und flacher. Wir können die Gedanken und Gefühle besser wahrnehmen und sortieren. Ab und an schwimmen wir mit ihnen oder trauen uns sogar, mit ihnen zu spielen und auf ihnen zu surfen. Denn dazu sind sie eigentlich da. Sie helfen uns, einen neuen Platz zu finden, nachdem etwas unser vorheriges Leben zerstört hat.

Die äußere Welt

Ob wir wollen oder nicht – die Welt um uns herum nimmt uns anders wahr. Ich war nun Witwe. Das waren für mich bis dahin alte Frauen in schwarzer Kleidung gewesen, aber doch nicht ich, mit Mitte dreißig!

Als ich versuchte, eventuell eine neue Wohnung für mich und meine Tochter zu finden, stellte ich zudem fest, dass ich nicht nur Witwe, sondern auch alleinerziehend war. Und damit kamen Annahmen wie: überarbeitet, überfordert, nicht zahlungsfähig. Zumindest wenn es nach den Maklern ging, die mich nicht mehr zurückriefen, sobald sie erfuhren, dass ich keinen Mann mehr an meiner Seite hatte. Sozialer Abstieg innerhalb von Sekunden in den Köpfen fremder Leute.

„Kein Mann mehr“ hieß bei anderen aber auch: Sie ist Single. Nach fast zwanzig Jahren in einer Beziehung wurde ich wieder angeflirtet. Schon drei Tage nach dem Tod meines Mannes. Was ich zunächst gar nicht begriff, weil ich daran zuletzt dachte: wieder Platz zu machen in meinem Herzen für einen anderen Menschen.

Denn für mich hatte sich an meiner Definition wenig geändert. Ich war mit meiner Tochter immer noch eine Familie. Ich hatte nur meinen Mann verloren. Ich hatte nicht um neue Beschreibungen gebeten, wie Witwe, alleinerziehend, Single. Ich war immer noch ich. Zwar mit inneren Trauerwellen in Richtung Veränderung, aber doch nicht so, wie andere mich sahen! Auch das: etwas, das ich mir nicht ausgesucht hatte. Und woran ich nichts oder nur wenig ändern konnte.

Die Umwelt

Akzeptanz und Annahme von dem, was man nicht ändern kann, gehört zu den ersten und gleichzeitig schwersten Aufgaben, wenn man um ein Leben trauert, das nicht mehr da ist. Umso schwieriger ist es aber auch zu entscheiden, was man akzeptieren muss und was nicht.

Mit dem Tod meines Mannes war lange nicht klar, ob ich auch noch unser Haus verliere. Es hat drei Jahre gedauert, bis deutlich wurde: Wir können bleiben und es sanieren – die zweite Hälfte der Sanierung fiel in den ersten Lockdown der Pandemie; auch etwas, was wir uns nicht ausgesucht hatten. Ein Zuhause zu haben – und damit ein soziales Umfeld, das einem Sicherheit und Geborgenheit gibt –, ist in Umbruchphasen immens wichtig. Wenn das auch noch wegbricht, wackelt das Leben auf allen Ebenen. Ich fühle deshalb sehr mit Menschen nach einer Flutkatastrophe oder auf der Flucht. Denn unser Haus war das Einzige, was ich aus meinem alten Leben retten konnte.

Meinen Beruf musste ich aufgeben. Mein Mann und ich hatten eine Beratungsstelle, die ich allein nicht weiterführen konnte. Mich davon zu verabschieden, tat weh, machte aber auch Platz für Neues. Für etwas, das schon lange in mir geschlummert, aber bis dahin keinen Raum hatte: Ich habe Bildhauerei studiert. Und einen Verein gegründet, der anderen Hinterbliebenen nach einem Suizid eine Stütze sein soll: Blattwenden e. V.

Die Glaubenswelt

Ich bin Christin und finde in Gott meinen Halt. Umso überraschter war ich, als ich letztens gefragt wurde, ob meine andauernde Müdigkeit vielleicht daran liegt, dass ich mich von Gott entfernt hätte. Über solche Mutmaßungen kann ich nur gähnen. Denn Veränderungen, die wir uns nicht ausgesucht haben, machen einfach müde. Sie verlangen Kräfte und Fähigkeiten von uns, von denen wir vorher gar nicht wussten, dass wir sie hatten. Sie zwingen uns aber auch dazu, nicht nur einmal, sondern für eine lange Zeit über unsere Grenzen zu gehen.

Viele haben genau das in den letzten Jahren erlebt, in der Pandemie, den Flutgebieten und jetzt durch den Krieg in der Ukraine. Besonders Menschen im Sozial- und Gesundheitswesen wurden und werden mit Veränderungen konfrontiert, die sie sich nicht ausgesucht haben. Irgendwie müssen wir da durch. Dass wir danach müde sind, liegt sicherlich nicht an unserer Gottlosigkeit. Es liegt daran, dass wir den Sonntag, den Ruhetag, den Gott uns empfohlen hat, für mehrere Jahre nicht leben konnten.

Ich bin deshalb umso dankbarer, dass ich in all dem Chaos namens Leben eine stabile Konstante an meiner Seite weiß: Meine himmlische Begleitung, die mich aushält mit meinen Trauerwellen, die mich schützt vor Verurteilungen und Geringschätzung von außen, die mir Weisheit schenkt bei meinen Entscheidungen, und die mir Mut macht, nach vorn zu gehen.

Natürlich hadere ich mit Gott. Natürlich finde ich vieles unverständlich und doof. Natürlich bin ich ungeduldig und genervt und wütend und tieftraurig – aber Gott hält das aus! Gott versteht mich. Und das gibt mir Trost und Erdung, um daraus zu wachsen. Es lässt aber auch eine Menge unnötigen Kram hinter mir. Viele Glaubensdiskussionen werden unwichtig. Sie stehlen mir nur meine wertvolle Zeit, die ich hier auf der Welt noch habe, mit meiner Tochter und meinem neuen Mann. Das finden manche befremdlich. Ich finde es befreiend.

Weiter in die neue Welt

Leider haben wir keine Garantie, dass nach einem Abschied alles wieder gut wird. Manchmal kommen neue Abschiede hinzu. Zwei Jahre nach dem Suizid meines Mannes ist mein Vater gestorben, letztes Jahr unsere Katze und vor drei Wochen unser Kater – wieder plötzlich, von einem Auto angefahren. Das hat bei meiner Tochter neue Trauerprozesse ausgelöst. Denn nicht nur ich habe das alles erlebt, sondern auch mein heute neunjähriges Kind. Jetzt ist sie dran. Jetzt kann sie endlich Worte für ihre Veränderungsprozesse finden. Und ich kann und will für sie da sein.

Um das zu können, kann ich aber nicht mehr jeden Tag ums Thema Trauer kreisen. Bisher war ich auf Spendenbasis bei meinem Verein angestellt. Durch die Pandemie und die Wirtschaftslage haben bereits und werden noch viele unserer Förderer ihre Spenden einstellen. Gleichzeitig geht mein Bildhauerei-Studium zu Ende. Ich muss also umdenken. Schon wieder.

Auch wenn ich Veränderungsprozesse gut begleiten kann, heißt das ja nicht, dass ich das auch tun muss. Und genau da befinde ich mich jetzt: Bei der Bürde und dem Luxus, (relativ) frei zu entscheiden, was als Nächstes kommt. Ob ich tatsächlich so bescheuert bin und ausgerechnet in einer Wirtschaftskrise einen Beruf ergreife, in dem ich einfach nur schöne Dinge herstelle, wofür andere kein Geld mehr haben, weil es für sie ums pure Überleben geht?

Aber: Es zeigt auch, dass bei allen erzwungenen Veränderungen von außen immer Möglichkeiten bleiben, sich für etwas zu entscheiden. Auch wenn es nur verborgen oder klein ist. Irgendwo gibt es immer eine Chance für einen Neubeginn. Jesu Auferstehung ist das beste Beispiel dafür. Und mit diesem Beispiel lebe ich weiter, immer.

Nic Schaatsbergen ist gelernte Journalistin und Diplom-Bildhauerin: art.greenwoman.de. Sie engagiert sich für Suizid-Hinterbliebene bei Blattwenden e. V.: blattwenden.eu

 

Falls ihr selbst in einer verzweifelten Situation seid, sprecht mit Freunden und Familie darüber. Hilfe bietet die Telefonseelsorge. Sie ist rund um die Uhr anonym und kostenlos erreichbar: 0800/111 0 111 und 0800/111 0 222. Auch die Beratung über E-Mail ist möglich. Eine Liste mit bundesweiten Hilfsstellen findet sich auf der Seite der Deutschen Gesellschaft für Suizidprävention.

Gegensätze in der Ehe – Kraft oder Sprengstoff?

„Warum siehst du das so ganz anders, als ich mir das vorstelle?“ „Warum bist du so weit weg?“ Dr. Michael Hübner erzählt von einem Paar, das sich neu finden musste.

Das gibt’s doch einfach nicht! Ohne sich mit mir abzusprechen, hat mein Mann einen Urlaub in Norwegen gebucht. Einfach alles: Häuschen am See, Überfahrt mit der Fähre und vieles mehr. Ich bin so enttäuscht! Bin ich denn eine Marionette, dass ich da überhaupt nicht mitreden kann? Er ruft auch einfach den Lehrer von unserem Sohn an wegen der Rechtschreibschwierigkeiten, oder er leitet den Neukauf eines Elektroautos ein. Wie oft habe ich ihm schon gesagt, dass ich da auch mitentscheiden möchte?“

Verstehe ich den Kummer von Marina (Person, Situation und Name verändert) recht? Ihr Ehemann Mark entscheidet über wichtige Dinge wie den Familienurlaub und den Autokauf einfach, ohne seine Frau einzubeziehen? Ich kenne seine Ziele, Zwecke und Motivationen nicht. Ist er denn so ein gemeiner, rücksichtsloser Mensch? Hat er so wenig Kooperationsbereitschaft und Gemeinsinn? Bei der Ehefrau macht sich Feindseligkeit ihm gegenüber breit.

Häufig entwickeln Paare an diesem Punkt automatisch Wut, Ärger und Aggressionen, ohne sich bewusst zu machen, was sie da tun. Manchmal „knallt es“, die Gegensätzlichkeit von beiden ist zum Sprengstoff geworden. Sie verstehen einander nicht mehr und wenden sich deshalb vom Partner ab, gehen in den Rückzug, schmollen und sind verletzt. Gedanken an Trennung schleichen sich ein.
Ich kann schon nachvollziehen, dass man hier sauer reagiert. Gleichzeit gebe ich dem bedeutenden Individualpsychologen Rudolf Dreikurs recht, wenn er meint: „Brauchen wir feindliche Gefühle, um Konflikte zu lösen? Die meisten Menschen sind geneigt, das zu glauben. Wie unrecht haben sie doch! Konstruktive Veränderungen bedürfen keiner Feindseligkeit, im Gegenteil …“ (Die Ehe – eine Herausforderung, S. 112) Sicherlich werden viele Paare diesem Gedanken etwas abgewinnen können. Wenn sie als Christen ihre Beziehung an Jesus ausrichten möchten, dann ist das ein guter Ansatzpunkt: Jesus ging es nie um Feindseligkeit, um Konflikte zu lösen.
Es ergibt für mich wenig Sinn, dass ich nur Marina höre. Ich kann das Denken ihres Partners Mark ja nur erahnen. Also vereinbaren wir einen Termin zu dritt und treffen uns etwa eine Woche später. Sie berichtet alles noch einmal. Dann kommt ihr erstaunter Mann zu Wort: „Liebling, zu Beginn unserer Ehe hat es dir doch so gefallen, wenn ich unseren Urlaub geplant habe. Kannst du dich noch an meine Überraschung damals mit Korsika erinnern? Was hast du mich damals gelobt, wenn ich die Dinge in die Hand genommen habe! Da habe ich mir gesagt, das mache ich ab jetzt weiter für dich und unsere Familie. Du hast doch genug mit den Kindern um die Ohren, und wer macht’s denn, wenn nicht ich …?“
Fast verschämt schaut sie zu Boden. Das ist eine ganz andere Perspektive. Für mich ist sie wichtig, um das gemeinsame Problem verstehen zu können.

Unsere gewollte und doch ungewollte Unterschiedlichkeit

Die Ursache für offene und versteckte Ehekonflikte liegt oft in der Unterschiedlichkeit der Partner: Es gibt schnell zupackende Menschen und eher langsame. Es gibt die „Peacemaker“ und kritisch „eckige“ Menschen. Die lauten „Vielredner“ mit einem eher zurückhaltenden stillen Partner. Die mehr gefühlsbetonten und die „trockenen“, nüchternen. Einer ist ein Nähemensch und der Partner der Distanztyp. Der eine sieht schon wieder die nächste drohende Pandemiewelle über sich zusammenschlagen, und der andere …?

Und hier ist längst nicht Schluss. Selbst in Glaubensdingen kann sich das zeigen: Ein eher innig gläubiger Mensch zieht einen in der Gottesbeziehung skeptischen oder sogar ungläubigen Menschen an. Beziehungen beruhen also auf Wechselwirkungen. Beide Partner spielen unbewusst einander fortwährend in die Hände. Aus der Eheberatung wissen wir: Selbst „Tyrannei in der Ehe kann ohne nachgiebige Unterwürfigkeit des anderen Teils nicht aufrechterhalten werden“ (Dreikurs, S. 114).
Ein Lehrsatz aus der Eheberatung mag dabei aufschlussreich sein: „Der Punkt der Anziehung wird in der Partnerschaft leicht zum Punkt des Konfliktes.“ Fazit: Es ist das Phänomen jedes Verliebtseins, dass wir zu Beginn unbewusst wählten, was wir von unserer eigenen Persönlichkeit nicht kannten. Ohne uns dessen bewusst zu sein, war die fremde Andersartigkeit das, was uns reizte. Das kann später zum Konflikt werden.
Der bereits erwähnte Rudolf Dreikurs bringt es so auf den Punkt: „Wir fühlen uns angezogen, wenn wir jemandem begegnen, der uns durch seine Persönlichkeit die Möglichkeit bietet, unsere persönliche Eigenart zu verwirklichen, […] der uns erlaubt, Pläne, die wir seit der Kindheit mit uns getragen haben, fortzusetzen oder wiederzubeleben.“ (S. 114) Dieses unbewusste Verhalten geht noch weiter. Wir können sogar mit Sicherheit sagen: Unser Verhalten beeinflusst den Partner positiv und sogar negativ, weil wir irgendetwas davon haben, was uns selbst meist völlig unklar ist. Fazit: Wir spielen einander unbewusst fortwährend in die Hände und schaffen die Voraussetzung für das, was wir beim anderen erleben.

Beziehung braucht Zeit zur Reflexion

Zurück zu Marina und ihrem Mann Mark: Sie stellen zunächst einmal fest, dass sie sich bisher wenig Zeit genommen haben, ihre Beziehung miteinander zu reflektieren. In vielerlei Richtung sind sie engagiert: Mark ist rastlos in gehobener Stellung als Geschäftsführer tätig. Marina hat durch eine Fortbildung alle Hände voll zu tun. Hinzu kommt aktuell der Hausbau, der durch den Familienzuwachs notwendig wurde, und vieles mehr. Paare, die sich zu wenig Zeit nehmen, um anhand ihrer gemeinsamen Erlebnisse ihre Beziehung zu reflektieren, kommen zweifellos leichter in Konflikte. Meist verlieren sie ihr anfangs gemeinsames Ziel, das Leben miteinander liebevoll zu teilen, aus den Augen. Manche denken, das Motto „Dass ich dich liebe, habe ich dir ja bei unserer Hochzeit schon gesagt!“ sei zielführend.

Verbreitet unter uns ist auch der Glaube, Ehe müsse in einem fast mechanischen Sinne „funktionieren“. Wenn es funktioniert, bedeutet das: „Dann passen wir zueinander.“ Wenn es nicht klappt, heißt das umgekehrt, dass die Rädchen nicht ineinandergreifen. Also passen A und B nicht zueinander. Das ist ein Trugschluss. Eheleute „machen sich passend“. Indem sie sich teils bewusst, teils unbewusst an den Partner und die neuen Gegebenheiten anpassen, verlieren sie nicht. Das Gegenteil ist der Fall: Sie gewinnen und genießen eine immer mehr gelingende Beziehung. Dieses „Anpassen“ bedeutet nicht, dass sie in allem immer nachgeben, sich selbst aus dem Auge verlieren oder gar unterwerfen. Weil der Mensch keine „Maschine“ ist, die „passt“ oder „funktioniert“, ist auch die Ehe dynamisch und nicht als „Mechanismus“ zu verstehen. Der Mensch ist also ständig veränderbar und nicht festgelegt.
Darum sollten Eheleute immer wieder über ihr „Projekt Ehe“ reden, das sie einmal in eigener Verantwortung gegründet haben. Jede/r sollte zur Sprache bringen, wo sie oder er sich benachteiligt fühlt. Paare werden dann vor allem die Bereiche ansprechen, in denen sie ein gewisses Ungleichgewicht, eine Benachteiligung empfinden. Uns ist meist nicht klar, dass wir schon bald nach unserem ersten Kennenlernen nach diesem Gleichgewicht in unserer Beziehung suchen, eine gewisse Ausgewogenheit, eine ausbalancierte „Waage“. Wird sie nicht empfunden, entsteht Unzufriedenheit.
Es kann beispielsweise sein, dass einer von beiden, der sowieso dazu neigte, weniger zu reden, jetzt noch stiller wird, weil der andere meist eher das Wort ergreift. Oder jemand anderes entwickelt noch mehr Zurückhaltung und zieht sich eher zurück, weil der andere als Person der Öffentlichkeit überall bekannt ist. Wenn zwei Leute ähnlich ordentlich sind, werden sie sich nach meiner Erfahrung unbewusst anders ergänzen wollen. Bei einem Paar wurde die geradezu zwanghafte Ordnungsliebe so stark, dass sich einer nur noch „genervt“ sah.
Dieses ergänzende Gleichgewicht darf sein. Sobald allerdings einer von ihnen ein Verhalten als einseitig oder gar störend empfindet, sollte es angesprochen werden. Wo dies nicht geschieht, entwickeln sie sich je länger, desto mehr auseinander, ohne dass es ihnen klar ist.
Bei Marina und Mark lag der erste Korsika-Urlaub bereits fünfzehn Jahre zurück. Muss man sich da nicht ganz nüchtern betrachtet die Frage stellen: Sollten die beiden sich seitdem so wenig in ihrer Persönlichkeit entwickelt haben? Und plötzlich empfindet Mark schmerzhaft, dass er, wie er sagte, sich an einem Ort wiederfindet, wo er gar nicht alleine hinwollte. Er schaut sich um und die Partnerin scheint sehr weit weg vom eigenen Denken, Fühlen und Wollen. Das Gegenüber ist im wörtlichen Sinne „ver-rückt“. Dieses Empfinden hatte auch Marina aufgeschreckt. Deshalb hat sie die Eheberatung aufgesucht. Erst das Reflektieren macht klarer: „Der Partner tickt doch ganz anders als ich. Das muss ich immer wieder neu verstehen. Und ich bin es, die sich auf ihn einstellen, ihn abholen soll, mit ihm das Leben zusammen gestalten will. Das soll fester Entschluss sein.“

Die Frage nach dem Warum

Marina hatte angefangen, Fragen zu stellen. Es waren Fragen wie: „Warum machst du das?“ „Warum übergehst du mich?“ „Warum fühle ich mich nur noch als Anhängsel deiner bereits getroffenen Entschlüsse?“ „Ich fühle mich, als ob ich hinter dir herlaufe und du nur noch den Ton angibst.“

Hilflosigkeit kann wütend, aggressiv, arglistig und hart machen. Hoffnungsvoll und hilfreich kann es dagegen durchaus sein, dass Marina nach dem Warum fragt, wenn es tatsächlich darum geht, den anderen zu verstehen. Solche Fragen können Reibung erzeugen, doch einen Konflikt zur Sprache zu bringen, ist viel besser, als in einem unzufriedenen Nebeneinanderher weiterzumachen.
Marina und Mark sind ins Gespräch gekommen. Sie versuchen, ihre Motive zu klären und sich besser verstehen zu lernen. Ihnen wird langsam klar, warum sie da gelandet sind, wo sie sich jetzt befinden. Gleichzeitig wird ihnen bewusst, dass sie in diesem Zustand nicht verharren möchten und das auch nicht müssen. Es gibt Veränderungsmöglichkeiten und die wollen sie in Angriff nehmen. Dabei hilft ihnen ein weiterer Schritt zurück: Paare können einander besser verstehen, wenn beide ihre Rolle in ihrer Biografie verstehen. Wenn sie sich klarmachen, woher sie kommen und was sie aus ihrer Ursprungsfamilie bewusst und unbewusst einbringen.
Wie Marina und Mark in diesem Prozess weitergekommen sind und was ihre Herkunftsfamilien und Biografien für ihre Ehe bedeuten, darum soll es in der nächsten Ausgabe gehen.

Dr. (theol.) Michael Hübner ist verheiratet und hat fünf erwachsene Kinder. Er ist Gründer und Dozent der Stiftung Therapeutische Seelsorge und Leiter einer Beratungs- und Psychotherapiepraxis in Neuendettelsau. Sein neues Buch: „Der Kick für die Partnerschaft – Vitaminkur für das Ehegespräch“ (Concepcion SEIDEL)

„Sie reißt sich die Haare aus“

„Unsere Tochter (3) rupft sich, schon seit sie ein Jahr alt ist, die Haare. Wir haben gehofft, dass es mit der Zeit verschwindet, und ihr immer wieder die Haare geschnitten, aber es hilft nichts. Wir sind verzweifelt. Was können wir tun?“

Ihre Verzweiflung und Sorgen um Ihre Tochter sind sehr verständlich – gut, dass Sie sich hierbei nun Rat und Unterstützung holen! Das Verhalten zeigt sich bereits eine Weile und deutet auf ein gefestigtes Muster hin, das sich trotz Ihrer Bemühungen nicht auflöst.

Was ist Trichotillomanie?

Möglicherweise handelt es sich um Trichotillomanie, das zwanghafte Ausreißen von Haaren. Es kann sich bei Erwachsenen und auch bereits im Kindesalter entwickeln und chronifizieren. Betroffene können dem Impuls des Haarereißens nicht widerstehen. Häufig besteht ein Zusammenhang mit Anspannung und innerer Unruhe. Dem Haarereißen folgt ein Gefühl von Spannungsabbau. Es wird als lustvoll und entspannend erlebt und führt zu kurzfristiger Beruhigung, bis es bei erneuter Anspannung zu einem wiederholten Impuls kommt.

Stress kann eine Ursache sein

Bei Babys und Kleinkindern ist das Motiv für ihr Verhalten schwerer zu ergründen, da wir sie nicht fragen können. Was vielleicht anfangs als beruhigende Geste (wie Daumenlutschen) begann, kann sich zu einer festen Strategie entwickelt haben, die allein nur schwer zu durchbrechen ist. Vielleicht hilft sie unbewusst im Umgang mit besonderen Herausforderungen (Stress, Veränderungen, Konflikte). Sie kann für den Moment zwar ihren individuellen Zweck erfüllen, jedoch langfristig zu einem erheblichen Leidensdruck führen.

Wir Erwachsenen werden dadurch für diese Herausforderungen sensibilisiert, und es bietet sich die Chance, darauf zu reagieren. Wertvoll kann dann die Überlegung sein: Was könnte mein Kind mir sagen wollen? Spürt es etwas und bringt es zum Ausdruck, was ich noch nicht bemerkt habe? Diese Fragen sind manchmal unangenehm bis schmerzhaft, sollten uns aber nicht vergessen lassen: Konflikte oder Probleme finden immer ihre Wege. Es hilft, bewusst mit ihnen umzugehen und ihre Wege mitzugestalten.

Die gesamte Familie im Blick behalten

In Ihrem Fall bedarf es einer sorgfältigen medizinischen und psychologischen Abklärung durch Spezialisten für das jeweilige Kindesalter. Wenden Sie sich offen an Ihren Kinderarzt hinsichtlich kindertherapeutischer Unterstützung. Tauschen Sie sich mit anderen Eltern bezüglich Ihrer Sorgen aus. Diese haben eventuell ähnliche Erfahrungen und können Empfehlungen aussprechen.

Beobachten Sie wertschätzend, was die Situation mit Ihnen selbst macht und was Sie daraus lernen können. Richten Sie den Fokus auch auf das Familiensystem und die aktuelle Lebenssituation: Gibt es Zusammenhänge mit anderen Familienmitgliedern? Gab es in der Familienhistorie schon eine ähnliche Thematik? Wie hoch ist das Stresslevel in der Familie? Sind ausreichende Entspannungszeiten für alle Mitglieder vorhanden? Und wichtig, neben der Unterstützung von außen: Vertrauen Sie bei all den Herausforderungen in Ihre Kompetenz als Eltern für Ihre Tochter, auf Ihr Gespür für die Zeichen und Bedürfnisse Ihres Kindes!

Mara Pelt ist Psychologin M.Sc., Tiefenpsychologisch fundierte Psychotherapeutin i.A., Systemische Beraterin und Familientherapeutin und lebt mit ihrer Familie in Hamburg. 

Die Schublade klemmt …

Wir haben Vorstellungen und Bilder von unseren Kindern. Aber Kinder verändern sich. Vor allem, wenn sie erwachsen werden, passen sie oft nicht mehr in unsere „Schublade“. Von Stefanie Diekmann

In unserer Familie gibt es Rollen, die gut ausgefüllt sind. Die laute, kreative, unruhige Mama. Der zugewandte, besonnene, gewohnheitsliebende Papa. Ein Kind liebte Puppen und rosa, die andere Freiheit und Unabhängigkeit und auf keinen Fall Puppen und rosa. In unserem Miteinander gab und gibt es einordnende Adjektive für jeden von uns.

Auf einigen Elternseminaren habe ich dazu viel gehört. Wie gut es ist, dass eine Erstgeborene aus den Umständen der Geschwisterfolge viel für ihre Persönlichkeit lernt. Oder dass unser Nesthäkchen mehr Verhandlungsgeschick entwickelt als seine großen Geschwister.
Gerade weil vieles sich so stereotyp herunterbrechen, beobachten und vermitteln ließ, hat es mich sehr beruhigt: Alles läuft. Wir entwickeln uns nach allgemein gültigem Plan. Ich habe viel Kraft investiert, zu erfassen, wie wir unsere Liebe so ausdrücken können, dass jeder seinen inneren Tank gefüllt weiß – gemäß des Modells der „Fünf Sprachen der Liebe“. Immer wieder halfen mir diese Abstraktionen, um mit meinem Kind in Kontakt zu kommen oder meiner Ehe einen neuen Stellenwert zu gönnen.

Auf Adjektive reduziert

Neben Geschwisterkonstellationen und Liebestypen habe ich mich viel mit Grundstrukturen der Persönlichkeit beschäftigt. Immer noch finde ich spannend, dass ein Kern in uns allgemeinen Beschreibungen zuzuordnen ist. Herrliche Schubladen zur Vereinfachung. Alles in allem habe ich mich in den Kinderjahren echt fit gemacht in der Persönlichkeits-Förderung.

Nun klemmt es. Und zwar schmerzhaft. Nun bin ich Begleiterin von drei erwachsenen Kindern und erlebe mich unsicher wie am ersten Tag. Die Schublade, in die ich mein Kind sorgsam eingeordnet habe, will nicht mehr zugedrückt werden. Durch das Reifen entstehen neue Persönlichkeitsfacetten, die ich in meinem Kind nicht vermutet habe. Während ich versuche, zu meiner eigenen inneren Sicherheit mein Kind zurück in diese Schublade zu stopfen, passieren hässliche Szenen.
„Immer“, nörgele ich ihm hilflos zu, „immer hast du so lange getrotzt und wolltest dein Recht laut und klar vermitteln. Und nun wieder … Ich weiß, dass du mit dieser Entscheidung Schwierigkeiten haben wirst. Lass es dir sagen: Ich weiß es!“ Die Reaktion des Kindes, das von mir auf Adjektive reduziert wird, tut uns nicht gut.
Die Festlegungen aus sorgsam recherchierten Zusammenhängen waren lange eine Orientierung für mich. Nun werden sie zu Hürden. Aber mein mutiges Kind darf Sorgennächte für Prüfungen haben. Und mein selbstbewusstes Kind braucht auch mit 1,90 Meter noch Kuscheleinheiten.

Brandheißer Tipp

Mich irritiert, wenn Menschen mir sagen: „Deine Tochter hat – so wie ich sie kenne – viel Heimweh. Sie ist ja nie sehr selbstständig gewesen.“ Die Schubladen von Beobachtern erscheinen mir noch fester verschlossen für die Überraschungen, die das Erwachsenwerden uns allen bringt. Mittlerweile übe ich mich zu sagen: „Meiner Beobachtung nach geht es ihr … Aber frag sie bitte selbst.“ Tatsächlich wollte sich letztens eine hartnäckige Seniorin damit nicht abfinden und kommentierte: „Eltern kennen ihre Kinder doch immer am besten, egal, wie alt sie sind. Wenn sie doch nur auf uns hören würden!“

Ja, am meisten haben wir als Eltern damit zu tun, dass unsere Familien-Schubladen sich wieder öffnen. Wir lieben unsere Kinder, auch wenn wir sie manchmal nicht wiedererkennen.
Erwachsene Kinder dürfen ihre Lebensthemen nach ihren Prioritäten ordnen. Keiner möchte dabei bevormundet oder entmündigt werden. Auch wenn wir durch alle gesammelten Infos der Persönlichkeitsschublade einen brandheißen Tipp auf Lager hätten.
Leise schleichen sich Fragen neben uns und legen uns eine Last aufs Herz: Sind wir ihnen gerecht geworden? Haben wir sie genug ermutigt, gebremst, ihre Reifung gefördert? Allein diese Last lässt uns als Eltern verspannter und rückwärtsgewandter wirken, als uns lieb ist. So beleidigt, streng und distanziert wollten wir nie sein.

Fragend bleiben

Robert fragt in einer Kaffeerunde: „Sind eure Kinder auch so grässliche Besserwisser? Ich kann es manchmal kaum mit ihnen am Tisch aushalten. Alles wissen sie: Politik, Kirche, Bildung. Und dabei muss ich ihnen immer noch erklären, wie man einen Brief frankiert!“ Beim Hören erschrecke ich: So etwas will ich nicht über meine Kinder sagen. Ich habe täglich darum gerungen, dass sie sich zu gesellschaftlichen Themen positionieren. Auch wenn ihre Ansichten auf Ältere unrund wirken, sind sie doch mutig, leidenschaftlich und vermeiden das Achselzucken, das meine Generation gerade gut beherrscht.

Ich lerne es wieder schätzen, Fragen zu stellen. Zu fragen: „Was brauchst du jetzt?“, hat mir in den Zeiten geholfen, in denen unsere Kleinkinder von Wut und Mut geschüttelt worden sind. Es passt wieder und noch zu fragen:

Wie möchtest du Zeit mit uns verbringen?
Brauchst du Hilfe in deinem Zeitmanagement?
Hast du Menschen, die dich im Glauben an Gott fördern?
Welche Charaktereigenschaft hast du neu an dir kennengelernt?

Nicht selten bewegt sich die verklemmte Schublade. Dann können wir eine Erinnerung an das Miteinander vor 18 Jahren erzählen oder unsere Einschätzung geben. Noch öfter aber kommen Wünsche und Gedanken zum Vorschein, die mich heimlich die Schublade öffnen lassen, um ein altes, verletzendes Adjektiv zu entsorgen und einen neuen, staunenden Eindruck über diesen jungen Menschen hineinzulegen.
Wenn diese Schubladen öfter mal geöffnet werden, haben auch wir als Eltern gute Chancen, dass eine Sicht auf uns verändert und angepasst wird.

Stefanie Diekmann ist Gemeindereferentin in Göttingen, verheiratet und Mutter von drei (fast) erwachsenen Kindern.

Von guten Vorsätzen und alten Gewohnheiten

Wer kennt sie nicht, die guten Vorsätze fürs neue Jahr, die nach einem kurzen euphorischen Hoch allzu hart auf dem Boden der Realität aufschlagen? Mehr Sport, gesünder leben, mehr Zeit mit der Familie verbringen oder sich beruflich verbessern. Es ist wie beim Ausverkauf, alles muss raus!

„Die einen haben feste Pläne, andere halten es lockerer – aber 30 bis 40 Prozent nehmen sich jedes Jahr vor, etwas zu ändern“, erklärt Dieter Frey, Sozialpsychologe an der Ludwig-Maximilians-Universität München. Schmerzlich ist eszu erkennen, dass die Realität so ganz anders aussieht als meine Ideale. So lebt mittlerweile auch eine riesige Industrie davon, dass Menschen Jahr für Jahr das Gleiche wollen und es doch nie schaffen.

Auch ich vergesse ziemlich oft, dass ich hier und heute, im alten wie im neuen Jahr schon gut, gewollt und angenommen bin. Gott hat mich toll gemacht – mit Ecken und Kanten. Vielleicht liegt der Fehler also darin, dass ich ständig versuche, mich selbst zu optimieren und vergesse, zuzuhören und zu verstehen, was Gott mit mir vorhat. So habe ich es dieses Jahr mal ganz anders probiert. Keine Vorsätze, nur einen: ein offenes Ohr für Gottes Reden zu haben.

Julia Kallauch

Volontärin bei Family

 

 

Der Countdown läuft!

Es bleibt spannend: In vier Wochen erscheint die erste Ausgabe von FamilyNEXT. Und natürlich auch die neue Family. Heute sind wir noch mal alle Seiten von Family und FamilyNEXT durchgegangen, damit beide Zeitschriften auch richtig gut werden. Da ja ein Teil der Seiten in beiden Ausgaben gleich sind und ein Teil unterschiedlich, ist es etwas komplizierter als sonst. Aber es sieht gut aus.

Wir haben auch schon unsere Lieblingsartikel: Zum Beispiel eine Artikelstrecke zum Thema „Seelenverwandt“. Und einen Artikel zum „Potenzial entfalten“. Außerdem gibt es zwei ganz tolle Kreativseiten, eine für Family (Eulenlaternen für Sankt Martin) und eine für FamilyNEXT (Die Regentagbox).

Im Dossier geht es um „Das Erbe unserer Familie“, ein ausgesprochen spannendes Thema, das wir von verschiedenen Seiten beleuchten: Wie gehe ich mit Ähnlichkeiten um („Du bist wie deine Mutter“)? Welche Familientraditionen und -eigenheiten will ich in meiner eigenen Familie übernehmen? Und wie rede ich mit meinen erwachsenen Eltern über ihren Nachlass (exklusiv in FamilyNEXT)?

Ihr könnt euch also schon mal vorfreuen!

Übrigens: Uns haben schon mehrere Leser und Leserinnen angeschrieben, weil sie gern von Family zu FamilyNEXT wechseln möchten. Das geht am einfachsten direkt bei unserer Abo-Abteilung: vertrieb@bundes-verlag.de oder Tel: 02302/930 93 – 910. Schweizer wenden sich an info@scm-bundes-verlag.ch oder Tel: 043/288 80 10.

Ihr wollt bei Family bleiben? Dann braucht ihr gar nichts zu unternehmen. Außer der Vorfreude natürlich!

Bettina Wendland

Redakteurin Family und FamilyNEXT

Angst gehört dazu

Sie ist ein wichtiger Motor, fordert und fördert uns. Doch was, wenn die Angst sich zu sehr breitmacht? Von Magdalena Wege.

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Nicht mehr so wie vorher

Veränderungen bestimmen unser Leben. Sechs Family-Leserinnen schildern die damit verbundenen Herausforderungen.

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Achtung, geänderte Strassenführung!

Das Leben bringt immer wieder Veränderungen mit sich. Andere Veränderungen wollen wir selbst auf den Weg bringen. Wie das gelingen kann, beschreibt Tamara Hinz.

So was Blödes! Da bin ich extra früh losgefahren, um pünktlich zu meinem Termin zu kommen, und dann taucht dieses Schild vor meiner Nase auf: „Achtung, geänderte Straßenführung!“ Mein Navi weiß nichts davon und zappt völlig konfus zwischen „Die Route wird neu berechnet“ und einem erleichterten „Da sind wir ja wieder“ hin und her. Genervt registriere ich, dass ihm am Ende auch nichts Besseres einfällt als der Satz „Bitte wenden“, der äußerst penetrant wiederholt wird. Wenn das so einfach wäre! Irgendwie komme ich doch noch ans Ziel – aber die ganze Aktion hat mich einiges an Nerven gekostet. Veränderungen haben es in sich! Das merken wir bei solchen Kleinigkeiten, über die man ein paar Stunden später schon wieder lachen kann, aber erst recht bei den großen Wechselfällen des Lebens: Die Kündigung, die ins Haus flattert und erfordert, dass wir uns nach einem neuen Arbeitsplatz umsehen. Die Ehe, die trotz aller Bemühungen in die Brüche geht. Die schwere Erkrankung, die uns oder ein anderes Familienmitglied „erwischt“ hat. Das Kind, welches trotz all unseres Einsatzes auf die schiefe Bahn geraten ist. Der Tod eines uns nahe stehenden Menschen. Solche Ereignisse stellen unser Leben auf den Kopf und bringen enorme Veränderungen mit sich, mit denen wir irgendwie klarkommen müssen. Neben diesen „vom Leben verordneten“ und meist ungewollten Veränderungen gibt es aber auch noch all jene Veränderungen, die wir selbst auf den Weg bringen. Weil wir unzufrieden sind, weil uns ein gewisser Leidensdruck in die Veränderung drängt oder weil uns die gewohnten Bahnen zunehmend „anöden“ und wir uns von einer Veränderung mehr Lebensqualität erhoffen. Dabei kann es sich um Veränderungen in unserer Lebensführung, aber auch um innere Veränderungsprozesse handeln. Wir merken dann, dass es in uns Denk- und Verhaltensmuster gibt, die uns immer wieder blockieren, das Miteinander mit anderen erschweren und unser persönliches oder geistliches Wachstum hemmen. Was aber kann uns helfen, durch diese diversen Veränderungen des Lebens gut hindurchzukommen und trotz „geänderter Straßenführung“ ans Ziel zu gelangen?