Wie reden wir über unsere Kinder?

Gestern habe ich wieder so eine Situation erlebt, die mich aufmerken ließ. Und mir den Spiegel vorgehalten hat. Ein Vater beschwert sich über seine Tochter: Sie habe ihren Schlüssel verloren. Und dazu noch aus Ungeschicklichkeit großes Chaos angerichtet. „Töchter sind furchtbar!“, entfährt es ihm genervt. Und die Tochter steht daneben …

Mir hat es einen Stich versetzt. Ja, wir Eltern haben oft genug Grund zu klagen. Kinder sind anstrengend, bringen unser Leben durcheinander, machen uns Sorgen und oft nicht das, was wir von ihnen erwarten. Aber erstens sind die meisten Erwachsenen nicht viel anders. Und zweitens gehört es eben zum Leben dazu, dass nicht immer alles so läuft, wie ich mir das vorstelle.

Aber vielleicht gefallen wir Eltern uns ja auch manchmal darin, uns im Klagen gegenseitig zu übertrumpfen? Ich habe mich jedenfalls schon mal dabei erwischt. „Ja, kenne ich auch. Stell dir vor, mein Kind hat sogar …“

Aber es ist so wichtig, wirklich sorgsam damit zu sein, wie wir über unsere Kinder reden. Natürlich können wir auch mal Dinge benennen, die nicht gut gelaufen sind. Aber der Ton macht die Musik. Wie geht es einem Kind, das von seinem Papa hört, es sei „furchtbar“? Bleibt das nicht viel stärker hängen als ein fünfmal nebenbei gesagtes „Ich hab dich lieb“?

Aber auch wenn die Kinder nicht dabei sind und mithören, sollten wir gut überlegen, wie wir über sie reden. Denn wie wir über sie reden, prägt, wie wir über sie denken und fühlen. Und es prägt letztlich unsere Beziehung zu ihnen.

Mein Vorschlag: Wir schaukeln uns nicht mehr gegenseitig hoch mit Negativ-Geschichten über unsere Kinder. Sich mal ehrlich beim Partner oder der Freundin ausheulen, weil man eine Situation grad schwierig findet – natürlich ist das okay. Aber vieles ist einfach so daher gesagt. Weil wir Aufmerksamkeit möchten. Weil es manchmal so schön ist, zu jammern und zu klagen.

Ich will das nicht. Ich möchte, dass meine Kinder meine Liebe und Wertschätzung spüren. Und dass sie Kritik als konstruktiv erleben.

Bettina Wendland

Family-Redakteurin

2 Kommentare
  1. kaddiswelt sagte:

    Guten Morgen, was für ein toller Artikel. Ich kann jedes Wort so unterschreiben, weil ich auch schon ganz oft gemerkt hab, dass es schicker ist, wenn man was Blödes, Nervendes etc. über seine Kinder erzählt, als das Gute. Einerseits ist es „schicker“, weil man, wie im Artikel erwähnt, gerne heult und jammert, andererseits aber auch, weil manche Zuhörer nur das „Negative“ hören wollen und man bald den Eindruck erhält, dass es nicht angemessen ist, was Positives zu erzählen. Stimmt doch wahrscheinlich eh nicht, oder ist immer alles nur rosarot.

    Danke für diese Worte zum Samstag.

    Herzliche Grüße von Kaddi

    Antworten

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