Eingewöhnung bei der Tagesmutter

„Meine Tochter (2) soll bald zur Tagesmutter gehen. Wie können wir die Eingewöhnungsphase dort gut gestalten?“

Sowohl für Sie als Eltern als auch für Ihre Tochter bedeutet die Betreuung bei der Tagesmutter eine große Veränderung. Sie müssen lernen, Ihr Kind ein Stück weit loszulassen. Ihr Kind steht vor der Herausforderung, sich an eine neue Bezugsperson und eine neue Umgebung zu gewöhnen. Um Ihrem Kind Sicherheit zu vermitteln, sollten Sie die Eingewöhnung sanft gestalten. Eine aktuelle Studie zeigt, wie wichtig das ist: Drei Monate nach Beginn der Eingewöhnung zeigten die behutsam eingewöhnten Kinder mehr positive soziale Interaktionen, Heiterkeit, Selbstständigkeit, Kooperation und weniger Angst, Aggressionen und Unzufriedenheit als die schnell eingewöhnten Kinder. Selbst wenn Ihre Tochter sich scheinbar problemlos von Ihnen trennt, sollen Sie sie ein paar Tage lang begleiten. Bei den „pflegeleichten“ Kindern zeigen sich die Trennungsängste nur verzögert.

VORBEREITUNGEN
Sprechen Sie mit Ihrer Tochter einige Tage vor Beginn der Eingewöhnung in einfachen Worten über die Veränderung, zum Beispiel: „Mama wird bald wieder mehr arbeiten. Während ich bei der Arbeit bin, passt Anna auf dich auf. Du wirst sie bald kennenlernen – sie ist sehr lieb und hat tolle Spielsachen. Übermorgen besuchen wir sie gemeinsam.“ Oft hilft es, ein „Übergangsobjekt“, also ein Stofftier oder ein Schmusetuch, das ihr Kind gern hat, mitzugeben. Besuchen Sie in den ersten paar Tagen die Tagesmutter gemeinsam für ein bis zwei Stunden. Lassen Sie ihre Tochter keinesfalls direkt am ersten Tag dort allein. Ab dem zweiten Tag können Sie versuchen, sich immer mehr im Hintergrund zu halten.

DIE ERSTE TRENNUNG
Frühestens am vierten Tag findet die erste Trennung statt – das Münchner Eingewöhnungsmodell empfiehlt diesen Schritt sogar frühestens nach sechs Tagen. Folgende Kriterien sollten laut Münchner Modell erfüllt sein, bevor Sie die erste Trennung versuchen: Ihre Tochter erkundet entspannt den Raum, ohne ständig nach Ihnen Ausschau zu halten. Ihre Tochter kommuniziert mit der Tagesmutter/ anderen Kindern. Ihre Tochter reagiert positiv auf die Tagesmutter, lässt sich von ihr helfen, wickeln und füttern und wirkt dabei entspannt und aktiv. Ihre Tochter spielt mit gewisser Ausdauer, ohne ständig nervös die Aktivität zu wechseln. Sie sollen sich nicht heimlich „fortstehlen“. Gestalten Sie den Abschied kurz, aber liebevoll. Wenn Ihre Tochter weint, geben Sie der Tagesmutter die Chance, sie zu beruhigen. Bleiben Sie höchstens zehn bis zwanzig Minuten fort – sollte Ihre Tochter sich gar nicht beruhigen lassen, kann die Tagesmutter Sie anrufen. In diesem Fall sollten Sie am nächsten Tag zuerst wieder eine Weile anwesend sein. Hat die Trennung gut funktioniert, können Sie Ihre Abwesenheitszeiten Tag für Tag steigern.

Melanie Schüer ist Erziehungswissenschaftlerin und Gesundheitsberaterin für Schwangere. Sie bietet Onlineberatung für Eltern von Babys und Kleinkindern mit Schrei- und Schlafproblemen sowie für Schwangere (www.neuewege.me).

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