Papa, leg das Smartphone weg!

Der richtige Umgang mit digitalen Medien sorgt immer wieder für Streit in Familien. Dabei finden Kinder Regeln für die Nutzung von Handy und Computer durchaus in Ordnung – wenn Eltern mit gutem Vorbild vorangehen. Das zeigt eine FACT-Umfrage unter 1.014 Kindern und Jugendlichen zwischen sechs und 14 Jahren im Auftrag des Online-Lernspezialisten scoyo in Kooperation mit ZEIT LEO.

Mädchen und Jungen beobachten genau, wie oft und wann ihre Mütter und Väter aufs Handy schauen oder schnell mal online gehen. 68 Prozent der befragten Kinder stört es zumindest manchmal, wenn ihre Eltern telefonieren, surfen oder am Computer arbeiten, während sie dabei sind. Sie selbst akzeptieren Regeln im täglichen Umgang mit Medien eher, wenn diese auch für Erwachsene gelten: 75 Prozent der Kinder, deren Eltern sich an Regeln halten, finden Vorschriften für sich selbst „gut“ oder „okay“. Gelten sogar die gleichen Absprachen für alle, sagen dies 89 Prozent der jungen Mediennutzer. Halten sich die Eltern hingegen an keine Vorgaben, schrumpft die Akzeptanz bei den Kindern: 37 Prozent empfinden es in diesem Fall als „blöd“, wenn ihr Medienkonsum reguliert wird.

Sich der Vorbildrolle bewusst sein

Den Medienpädagogen und Erziehungswissenschaftler Professor Dr. Norbert Neuß überrascht das Ergebnis nicht: „Regeln im Umgang mit Medien machen nur dann Sinn, wenn auch Eltern sich daran halten. Gibt es zum Beispiel eine Verabredung, dass Smartphones während der Mahlzeiten tabu sind, muss das selbstverständlich auch für die Erwachsenen gelten.“ Bei Diskussionen zur Mediennutzung spielt daher auch die Medienzeit der Eltern eine Rolle. Laut Umfrage nervt es 64 Prozent der befragten Kinder, wenn sie mit ihren Eltern über Medienzeit verhandeln müssen, obwohl die Erwachsenen viel mehr Zeit mit Computer und Handy verbringen als sie selbst.

Medien als Lernmittel anerkennen

Genauso verärgert es die Kids, wenn Eltern nicht verstehen, dass sie mit Computer, Tablet und Handy auch lernen. Mit zunehmendem Alter steigt der Frust über das Unverständnis der Eltern von 20 Prozent bei den Siebenjährigen auf 40 Prozent bei den 14-Jährigen. Dabei nutzen Kinder laut der Kids-Verbraucheranalyse 2015 das Internet am häufigsten, sowohl um Musik zu hören und E-Mails zu schreiben oder zu empfangen, als auch um Informationen für die Schule zu sammeln. „In der Faszination von Kindern für digitale Medien steckt eben auch eine große Chance: Das Lernen fällt vielen auf diese Weise leichter und sie sind obendrein mit Spaß und Motivation bei der Sache“, so Daniel Bialecki, Geschäftsführer von scoyo. Norbert Neuß weist zudem auf weitere Lerneffekte hin: „Heranwachsende nutzen das Handy vor allem für die Kommunikation miteinander, für die Selbstdarstellung oder die Dokumentation ihrer Erlebnisse. Auch das sind wichtige ,Lernbereiche‘ innerhalb der eigenen Identitätsfindung, die Eltern manchmal übersehen.“

Weitere Infos zur Studie: http://www-de.scoyo.com/eltern/kinder-und-medien/studie-regeln-fuer-kinder-mediennutzung

 

 

 

 

 

5 Kommentare
  1. Dierk Minkner sagte:

    Alles gut, aber die Überschrift nervt. Sogar sehr. Meine Wahrnehmung im täglichen Job ist nämlich die, dass viel eher die Mütter angehalten werden sollten, das Handy wegzulegen. Kinder sind ungleich mehr vom Dauerkonsum der digitalen Medien DURCH MÜTTER genervt, als hier suggeriert durch Väter. Oder war hier wieder die ideologische Schablone „alle schädlichen Dinge gehen vom Vater aus“ darüber???

    Ansonsten kann man den Text natürlich unterschreiben.

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    • Bettina Wendland sagte:

      Die Überschrift ist alles andere als ideologisch gemeint. Natürlich sind die Mütter genau so angesprochen. Aber für einen der beiden mussten wir uns ja entscheiden. Und da hat es eben die Väter „getroffen“. Als wir das letzten Mal das Thema aufgegriffen hatten, standen die Mütter im Vordergrund.

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  2. Matthias Piro sagte:

    Hallo Ihr zwei. In der Regel bin ich kein Nörgler was Kleinigkeiten angeht und das war mein erster Gedanke über den Kommentar von Dierk. Aber dann hat es mich an folgenden Bericht erinnert: http://www.tickld.com/x/wf/woman-realizes-that-shes-been-accidentally-abusing-her-husband-this-whole-time Ich bin immer noch etwas verwirrt darüber, wie viel Wahrheit ich darin in meinem Leben und dem vieler christlicher und nicht christlicher Männer finde. Da denke ich dann schon mal: „Männer steht auf und seid Ihr selbst“, so wie Frau und Kinder es sich wünschen. Oder doch anpassen, so wie Frau es sagt? Ich bin ratlos, vielleicht rein Thema für einen neuen Artikel?

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  1. […] kritisch hinterfragen. Wenn ich möchte, dass beim Abendessen der Esstisch für mein Kind eine handyfreie Zone ist, dann muss er das auch für mich sein. Eltern sollten auch reflektieren, was sie ihrem Kind […]

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