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Nachgehört: Diese Hörspiele und Podcasts eignen sich für Kinder

Hörspiele und Podcasts machen nicht nur Spaß, sondern helfen Kindern auch in der Entwicklung. Diese Serien und Abspielgeräte sollten Eltern kennen.

Rumms. Jule schmeißt ihren Rucksack in die Ecke und stapft in ihr Zimmer. Es ist nicht leicht, ein Vorschulkind zu sein. Viele Erwartungen, Eindrücke und eigene Ansprüche paaren sich mit ungeliebtem Essen, Streitereien mit Freunden und dem Kummer über das T-Shirt, das Mama heute Morgen rausgelegt hat. Jule braucht jetzt dringend eine Pause. Zum Runterkommen. Zum Abschalten. Zur Neusortierung. Sie wartet darauf, dass ihre Mutter ihren Lieblingspodcast startet, der dann über WLAN aus der Box in ihr Zimmer schallt, schnappt sich Kuschel-Fohlen Ferdinand und macht es sich auf ihrem Bett gemütlich.

Ein Zimmer weiter fährt ihr kleiner Bruder Jonte seine Autos von links nach rechts. Auch für ihn war der Tag im Kindergarten anstrengend. So viele Regeln, so viele Grenzen, so viel, was noch nicht geht. So viel, was er noch lernen muss. Und so viel, was er – mit seinen zweieinhalb Jahren – noch nicht versteht.

Was er dagegen versteht: was ihm jetzt guttut. Und das ist eine kleine Pause. Es fühlt sich richtig an, jetzt die Autos von links nach rechts zu schieben, dabei leise Brumm-Geräusche zu machen und sich anschließend vielleicht noch ein bisschen auf dem Teppich rumzukugeln. Untermalt von Kinderliedern. Jonte hat sich seinen Lieblings-Tonie mit kurzen Geschichten und Liedern auf die Tonie-Box gestellt und hört – immer mal wieder – gespannt zu.

Warum Hörspiele?

Jule und Jonte nutzen – wie die große Mehrheit der Kinder – Hörspiele zur Entspannung. Super für die Eltern, werden doch durch das Hören von Liedern und Geschichten viele Fähigkeiten geschult: Aufmerksamkeitsspanne, Fantasie, Sprachverständnis, Kreativität, die Möglichkeit zur Selbstregulation. Und auch wenn es Eltern zuweilen in den Wahnsinn treiben kann: Gerade das wiederholte Hören von Lieblingsgeschichten ist essenziell für die Sprachentwicklung: Neue Wörter werden gelernt und verinnerlicht, der Sprachwortschatz wächst.

Darüber hinaus bieten Hörspiele Kindern eine Erweiterung ihrer Erfahrungswelt an. Egal, ob es sich um neue Situationen wie den Schuleintritt oder die Ankunft eines Geschwisterchens handelt, ob es in dem Hörspiel um das Thema Freundschaft, Trauer, Zähneputzen oder Mut geht – die Geschichten von Feuerwehmann Sam, Bobo Siebenschläfer, Ponyhof Apfelblüte oder von Greg und seinem Tagebuch trösten die jungen Zuhörer, ermutigen sie, erklären ihnen die Welt und vermitteln wichtige Werte.

Was ist das richtige Abspielgerät?

Dabei ist es Geschmackssache, ob der Nachwuchs die Hörspiele via Streamingdienst, auf CD oder mittels einer (Tonie-, Tiger-, Hörbert-)Box konsumiert. Plattformen und Abspielmöglichkeiten gibt es mittlerweile immer mehr. Zeitbegrenzungen – entweder aus Speicherkapazitätsgründen oder weil Eltern einen Timer einstellen können – sorgen für Beruhigung der elterlichen Nerven, damit das Gedudel aus dem Kinderzimmer nicht zur Dauerbeschallung mutiert. Gemeinsam mit den Kindern können Eltern zudem aussuchen und besprechen, was sie da gerade hören.

Die Vorteile der Streamingdienste wie Spotify (kids), Deezer, AppleMusic, Play-Europa, Bookbeat, Audible etc. sind, dass sie (beim Familienabo) von mehreren Familienmitgliedern gleichzeitig genutzt werden können, eine Vielzahl an verschiedenen Hörspielen und -büchern zur Verfügung stehen, man die Geschichten auch offline hören und auf verschiedene Abspielgeräte (Sprachassistenten, Bluetoothboxen, WLAN-Lautsprecher) übertragen kann. Außerdem kann man (abgesehen von den reinen Hörbuchportalen) auch Podcasts streamen.

Tonie-Figuren können selbst bespielt werden

CDs sind super leicht in der Handhabung, kostengünstig und bieten eine gute Übersicht im Regal. CD-Abspielgeräte finden sich jedoch nicht mehr in jedem Haushalt, geschweige denn Kinderzimmer, zumal die silbernen Tonträger leicht zerkratzen.

Auch schön im Regal sehen die Tonie-Figuren aus, die darüber hinaus auch noch zum Spielen anregen. Die sogenannten Kreativ-Tonies können entweder selbst besprochen oder mit gekauften Hörspielen im mp3-Format bespielt werden. So kann die Oma auch aus 400 Kilometer Entfernung eine Gutenachtgeschichte vorlesen oder ein Schlaflied singen.

Die Tiger- und Hörbert-Box werden dagegen mit SD-Karten bespielt, die wenig Platz wegnehmen, leicht eigenständig bespielt werden können, jedoch gerade für kleinere Kinder nicht gut selbstständig ausgewählt und gewechselt werden können.

Welche Hörbücher und Podcasts eignen sich für Kinder?

Doch was bietet sich nun an für die Kleinen und noch nicht ganz so Großen? Kinderbuchklassiker sind heute noch beliebt, und so schallen die Geschichten von Erich Kästner, Astrid Lindgren oder Otfried Preußler durch viele Kinderzimmer. Auch die „5 Freunde“, das christliche Pendant der „5 Geschwister“, „Hanni & Nanni“, „die drei ???“ oder „die drei !!!“ (gern auch in der Kids-Variante für die Jüngeren), Pferdegeschichten wie die vom Ponyhof Mühlental, Apfelblüte oder Liliengrün oder von „Bibi & Tina“ finden ebenso beständig viele begeisterte Zuhörerinnen und Zuhörer. Christliche Hörspiele wie „Ben und Lasse“, „Der Schlunz“ oder „Leonie – Abenteuer auf 4 Hufen“ findet man genauso wie „Emmi – Mutmachgeschichten für Kinder“, „Die 3 vom Ast“, „Flo, das kleine Feuerwehrauto“ oder „Freddy, der Esel“.

Für wissensdurstige Kinder gibt es die beliebten „WAS IST WAS“-(Junior)-Bücher zum Hören, genauso wie die Reihe „Wieso? Weshalb? Warum?“. „1.000 Themen“ vermittelt eigenen Angaben zufolge alles, „was Kinder wissen wollen“, genauso wie die Geschichten rund um „Die kleine Schnecke Monika Häuschen“, die viel vom Ganter Günther und Schorsch dem Regenwurm lernt. Daneben beantworten die ständig wachsende Anzahl an Wissens-Podcasts wie „Rund um die Welt mit Fuchs und Schaf“, „Frag mich! – Die Nachrichten und ich“ vom Bayrischen Rundfunk und der ARD, „Kinari“ – der Kindernachrichten-Podcast, der Podcast der beliebten „logo!“-Nachrichten sowie „Eric erforscht“, „Die Umweltdetektive ermitteln“, „Weißt du’s schon – der Quiz-Podcast“ oder die „Ö1 Kinderuni“ Kindern zwischen fünf und zwölf Jahren (fast) alle Fragen.

Welche Podcasts hören Kids?

Überhaupt Podcasts: Was bei den Erwachsenen beliebt ist, mögen auch Kinder. Podcasts für Kinder gibt es immer mehr, Woche für Woche (oder monatlich) mit neuen Folgen. „Mira und das fliegende Haus“ zum Beispiel: Ein liebevoll gemachter Podcast, in dem Kindern zwischen vier und acht Jahren Werte wie Selbstliebe, Hilfsbereitschaft, Vergebung, Teilen nahegebracht wird. Auch in den Podcast „Einfach himmlisch“ lohnt es sich, reinzuhören. Dort erzählt eine Pfarrerin christliche Geschichten für Kinder in unter drei Minuten. Der Kinderbibelpodcast „Was glaubst du denn?“ widmet sich dagegen rund 30 Minuten einer biblischen Geschichte. Die Sendung mit der Maus kann ebenfalls als Podcast nachgehört werden.

Wer sich ein bisschen reinfuchst, findet für jeden Wissensbereich, jedes Interesse und jede Altersstufe ein Hörspiel, Hörbuch, Liederhörbuch (oder -hörspiel) oder einen Podcast. Egal, ob sich der Nachwuchs gerade für Musik, Kochen, Natur, Glaube, Tiere, Geschichte, Erdkunde oder Erfindungen begeistert. Recht neu im Portfolio ist die App „Hearooz“, eine reine Kinder-Podcast-App. Ob Kindernachrichtensendungen, Hörspiele (im Abo), Podcasts zu Religion, Sport oder Tieren – eine größere, detailliertere Podcastübersicht für Kinder gibt es derzeit nicht. Und wenn Mama oder Papa ihr Handy oder Tablet nicht abgeben wollen, kann man via WLAN oder Bluetooth die Podcasts auch streamen.

Ein kleiner Haken

So toll das alles ist, einen Haken gibt es trotzdem. Während das Vorlesen ein gemeinschaftlicher Akt ist, isoliert einen das Hören von Geschichten. Es gibt wenig Kommunikationsanreize, und Kinder werden, gerade bei gruseligen oder doch noch zu spannenden Geschichten, mit ihren Gefühlen allein gelassen, lautet die Kritik. Und so ist es wie bei allem anderen: Die richtige Mischung macht’s! Wenn die Eltern gerade mal keine Zeit oder Lust haben oder die Kinder eine Pause – ja, auch von den Eltern – brauchen, sind Hörspiele super. Neue Formate oder Folgen können mit den Kindern zunächst zusammen angehört und bei Bedarf im Anschluss besprochen werden, damit die Kinder das, was sie gehört haben, auch richtig einsortieren können. Hörspiele ersetzen aber nicht das Vorlesen.

Jule freut sich schon darauf, die neue Folge von „Wieso? Weshalb? Warum?“ am Samstagmorgen nach dem Frühstück mit ihrem Papa zu hören und dabei auf dem Sofa zu kuscheln, während Jonte in seinem Zimmer mit Mama Duplo baut und mit seinem Feuerwehrauto die Abenteuer von „Flo, das kleine Feuerwehrauto“ nachspielt.

Hella Thorn ist Redakteurin, Texterin und freie Lektorin, lebt mit ihren zwei Kindern (5 und 2) in Iserlohn und hört am liebsten bei „Mira und das fliegende Haus“ und „Die Eule findet den Beat“ mit.

Lerntrott adé

Lernen ist nicht auf den Schreibtisch beschränkt – davon ist Nachhilfelehrerin Katharina Hilberg überzeugt. Sie gibt Eltern Tipps, wie sie Hausaufgabensituationen entfrusten und mit Spaß und Spiel kombinieren können.

In vielen Familien ist Hausaufgabenmachen und Lernen purer Stress. Woran liegt das?

Zum einen sitzen die Kinder bis in den Nachmittag hinein in der Schule und müssen sich dort lange konzentrieren. Freunde treffen und im Garten oder auf dem Spielplatz herumzutoben, ist danach wesentlich attraktiver, als am Schreibtisch zu sitzen und Hausaufgaben zu machen oder zu pauken. Wenn wir von der Arbeit kommen, brauchen wir doch auch Freizeit. Das ist bei Kindern nicht anders. Zum anderen herrscht in der Schule ein gewisser Leistungsdruck, den die Kinder mit nach Hause bringen. Vielen vergeht dabei die Lust am Lernen. Zusätzlich stehen Familien wegen Corona vor extremen Herausforderungen: Immer wieder neue Regeln stellen den Schul-, aber auch den Familienalltag auf den Kopf. Das stresst nicht nur die Kinder, sondern auch die Eltern, die neben der Arbeit und dem Haushalt auch noch Lernbegleiter sein sollen. Da liegen schnell die Nerven blank.

Sie haben ein Buch mit Spiel- und Lerntipps für Hausaufgabensituationen herausgebracht. Warum ist das spielerische Lernen Ihrer Meinung nach so wichtig?

Kinder wollen spielen und in Bewegung sein, sind aber auch unheimlich wissbegierig. Das kann man nutzen! Wenn mein Kind beispielsweise Vokabeln lernen muss, muss es dies nicht zwangsläufig auf dem Sofa oder am Schreibtisch tun. Verlegt das Lernen nach draußen und verbindet es zum Beispiel mit dem Activity-Kreis (siehe unten). Lernspiele bringen Spaß und Schwung in die Lern- und Hausaufgabenzeit und vertreiben die Langeweile! Wenn Kinder erleben, dass Lernen Spaß macht, kommt die Freude am Fach wieder, und so werden sie auch wieder selbstständiger lernen.

Was ist sonst noch hilfreich für eine gute Lernatmosphäre?

Es geht nicht darum, dass der Schreibtisch aufgeräumt oder das Licht gut ist, sondern vor allem darum, dass das Kind sich wohl fühlt. Die Lernsituation muss sich an das Kind anpassen – nicht umgekehrt. Jedes Kind lernt anders. Schauen Sie, wo sich Ihr Kind wohl fühlt, und wechseln Sie den Lernort immer mal wieder. Wichtig ist auch, dass Eltern Vorbilder sind. Wenn sie den Kindern einen genervten Eindruck bei den Hausaufgaben oder dem Lernen vermitteln, überträgt sich das. Bemühen Sie sich, Freude am Lernen zu zeigen. Dafür sind Lernspiele in meinem Buch für drinnen und draußen ein Anreiz. Und: Vergleichen Sie nicht! Jedes Kind hat sein eigenes Tempo.

Activity-Kreis

1. Malt mit Kreide einen Kreis auf die Straße und teilt ihn in acht Felder, in die Aufgaben, Vokabeln oder Fragen hineinpassen. Alternativ könnt ihr rechteckige Felder wie bei einem langen Activity-Pfad aufeinander malen.

2. Es gibt vier Lern- und Aktivitätsfelder, die sich im Kreis abwechseln. In jedes zweite Feld schreibt ihr Aktivitäten/Bewegungen, die das Kind ausführen muss, wie z. B. zehnmal hüpfen, Seilspringen, Slalom laufen oder Bälle in einen Eimer werfen.
3. In die übrigen vier Felder schreibt ihr – je nach Fach – Vokabeln, Fragen oder Aufgaben.

Activity-Kreis

 

Interview: Ruth Korte.

Von Katharina Hilberg ist das Buch erschienen: Hausaufgabenfrust adé! Lernen mit Spiel und Spaß (www.lernenmitspielundspass.de).

Homeschooling: Es ist nicht alles schlecht

Der digitale Unterricht bringt für Schülerinnen und Schüler, Lehrkräfte und Eltern viele Herausforderungen. Aber er birgt auch Chancen.

Noch immer dürfen viele Schülerinnen und Schüler nicht in die Schule und lernen via Distanzunterricht von zu Hause aus. Teilweise hat es lange gedauert, bis das auch einigermaßen funktionierte. Bei Eltern kann schnell die Frage aufkommen: „Verpasst mein Kind wichtige Lerninhalte?“ Das muss nicht unbedingt der Fall sein – ob das Lernen von zu Hause aus klappt, hängt von vielen Faktoren ab.

Homeschooling: Probleme an Haupt- und Realschulen

Längst läuft nicht immer alles gut beim Homeschooling: Eltern sitzen überfordert im Homeoffice und müssen zusätzlich ihre Kinder beim Unterricht begleiten. Nicht alle Schülerinnen und Schüler haben einen funktionstüchtigen Laptop zu Hause oder bekommen einen von der Schule gestellt. Janine Weber (Name geändert), Gymnasiallehrerin für Biologie und Sport und Klassenlehrerin einer 5. Klasse, weiß beispielsweise von Kolleginnen, die dem Großteil ihrer Schülerinnen und Schüler deswegen die Arbeitsblätter regelmäßig nach Hause bringen. Gerade an Haupt- und Realschulen gäbe es oft Motivationsprobleme, besonders die Teenager würden manchmal den ganzen Tag verschlafen. Und auch unter den Lehrkräften gäbe es ab und zu schwarze Schafe, sagt sie. Manche hätten einfach aufgegeben und würden nicht einmal versuchen, Videokonferenzen anzubieten.

Lehrkräfte lernen technisch hinzu

Trotzdem hat die Pandemie den Fortschritt in Sachen digitaler Bildung deutlich beschleunigt. Die Professorin für Didaktik der Informatik Ira Diethelm freut sich beispielsweise darüber, dass der digitalen Bildung endlich mehr Augenmerk geschenkt wird: „Alle konzentrieren sich gerade gleichzeitig auf ein Thema. Das bringt tatsächlich Dynamik in die Sache und man gelangt auch schneller zu Entscheidungen, wie zum Beispiel Tablets für Lehrkräfte und Schülerinnen und Schüler zur Verfügung zu stellen.“

Nach fast einem Jahr Ausnahmezustand wäre nun auch genügend Zeit vorhanden, neue Gewohnheiten zu entwickeln und Expertise aufzubauen. „Die meisten Lehrkräfte sind in ihrer technischen Kompetenz weitergekommen und haben positive Erfahrungen damit gemacht. Das ist ganz wichtig, um nachhaltig eine Veränderung zu erreichen, egal in welchem Zusammenhang“, meint Diethelm.

Experimente via Handy

Janine Weber hatte schon vor Corona ihr ganzes Arbeitsmaterial digitalisiert. „Ich arbeite schon ewig mit einer Tafelbildsoftware, das kommt mir jetzt zugute“, berichtet die Gymnasiallehrerin. Ihr Unterricht ist praxisorientiert, sie arbeitet viel mit Experimenten, die die Kinder zu Hause aus Alltagsmaterialien nachmachen können.

Da sie die Versuche nicht mehr in der Schule durchführen kann, dreht sie nun mit ihrem Handy Videos, die sie in die Präsentation einbaut. Zu Beginn des Distanzunterrichts hatte sie Respekt vor der Aufgabe und konnte sich den dauerhaften Online-Unterricht nicht richtig vorstellen. „Aber jetzt bin ich total begeistert davon. Ich hätte nie gedacht, dass das so gut laufen kann“, sagt sie zufrieden. Ungefähr 90 Prozent ihres Unterrichts kann sie wie geplant umsetzen. Das liegt auch daran, dass sie am Gymnasium unterrichtet und die Kinder den nötigen Ehrgeiz mitbringen. Zudem sind die Eltern ihrer Klasse sehr kooperativ und unterstützen beim Distanz-Unterricht.

Schwache Schüler profitieren manchmal vom Homeschooling

Für manche Kinder scheint der Online-Unterricht sogar besser als der reguläre Unterricht zu funktionieren. Janine Weber erzählt von einigen leistungsschwachen Schülern, die plötzlich viel besser abschneiden, weil sie zu Hause nicht so stark abgelenkt werden. „3- Schüler sind auf einmal im Einserbereich. Das sind die positiven Effekte“, berichtet die Lehrerin. Auch Ira Diethelm sieht Chancen im Distanz-Unterricht: „Schüchterne Schülerinnen und Schüler, die sich sonst nicht gerne melden und keine vermeintlich dumme Frage stellen wollen, können ihre Fragen nun per Mail oder Chat stellen. Das ist für manche leichter.“

Alexandra von Plüskow-Kaminski, Bildungskoordinatorin im Landkreis Heidekreis, gibt außerdem zu bedenken, dass es beim Lernen nicht immer nur um den konkreten Lerninhalt geht: „Bei den Kindern ist viel Lernzuwachs an anderer Stelle zu beobachten. Zum Beispiel beim Erstellen von Power-Point-Präsentationen und Podcasts für den Unterricht.“

Dialog ist besonders wichtig

Was aber können Eltern tun, wenn das Homeschooling bei ihrem Kind nicht so gut klappt wie erwartet? Frau von Plüskow-Kaminski rät, zunächst einmal mit der Klassen- oder Fachlehrkraft des Kindes zu sprechen: „Der Dialog ist besonders wichtig und dass alle Beteiligten in die Schuhe des anderen schlüpfen, um die Situation auch aus anderen Blickwinkeln zu betrachten.“ Grundsätzliche Herausforderungen, die vielleicht die ganze Schule betreffen, könnten dann auch mit der Schulleitung besprochen werden.

Vieles liegt in Sachen Homeschooling immer noch im Argen. Die Bildungsschere zwischen denen, die über die nötige technische Ausstattung verfügen und von ihren Eltern begleitet werden, und denen, die keine Unterstützung bekommen, wird immer größer. Trotzdem bemüht sich ein Großteil der Lehrkräfte nach bestem Wissen und Können, den Herausforderungen des Distanz-Unterrichtes gerecht zu werden. Janine Weber versucht zum Beispiel, ihre zögerlichen Kolleginnen und Kollegen für den Video-Unterricht zu motivieren, und merkt, wie die Zurückhaltung nachlässt: „Langsam trauen sich immer mehr. Am Anfang habe nur ich Videokonferenzen gehalten, jetzt hat meine Klasse jeden Tag Online-Unterricht.“

Sarah Kröger ist freie Journalistin und Projektmanagerin und bloggt unter neugierigauf.de zu Themen wie Familie, Digitales, Arbeit, Soziales und Nachhaltigkeit.

Schreiben lernen?

„Unser Sohn (6) ist mit digitalen Medien aufgewachsen. Wir befürchten, dass sich die Mediennutzung negativ auf seine schulischen Leistungen auswirkt.“

Wenn ich Bus fahre, beobachte ich immer wieder fasziniert Kinder beim Umgang mit dem elterlichen Smartphone. Ganz selbstverständlich agieren schon die Kleinsten mit dem Gerät. Diese Entwicklung spiegelt sich auch in der regelmäßig erscheinenden KIM-Studie wieder. Sie untersucht das Medienverhalten und die Rolle der Medien bei 6- bis 13-Jährigen. Die Ergebnisse zeigen, dass 2016 die Hälfte aller Befragten ein Handy besaß. Die digitalen Medien gehören zur Lebenswelt unserer Kinder dazu. Daher steht auch im Strategiepapier der Kultusministerkonferenz 2016 klar die Forderung: „Da die Digitalisierung auch außerhalb der Schule alle Lebensbereiche und – in unterschiedlicher Intensität – alle Altersstufen umfasst, sollte das Lernen mit und über digitale Medien und Werkzeuge bereits in den Schulen der Primarstufe beginnen.“

ERSTER KONTAKT
Durch die Mediennutzung kommen unsere Kinder heute sehr früh in Erstkontakt mit der Schriftsprache. Interaktive Bilderbücher erscheinen auf dem Tablet, die Hauptdarsteller machen beim Klick eventuell noch ein Geräusch. So wird einem Kind ein Buch vorgelesen, auch wenn Mama oder Papa gerade keine Zeit haben. Auch in der Schule spielt der Umgang mit digitalen Medien eine Rolle. Trainieren die Kinder schon früh den medialen Umgang, sind Hemmschwellen für den Gebrauch viel geringer, und die Schüler probieren Programme ganz selbstverständlich aus. So erleichtert die Digitalisierung die Präsentation von schulischen Ergebnissen, lässt Gruppen interaktiv arbeiten und kann Lernprozesse unterstützen. Lern-Apps helfen Schülern, Unterrichtsinhalte zu wiederholen. Einzelne Pädagogen erklären in höheren Klassen beispielsweise auch gerne Lerninhalte über YouTube. So kann nicht Verstandenes beliebig oft wiederholt werden, ohne dass jemandem der Geduldsfaden reißt. Auch für Kinder mit motorischen Defiziten bieten die digitalen Medien Zugang zu einem vergleichsweise normalen Schulalltag, da sie zum Beispiel am Laptop einen Text tippen können, ohne verkrampft versuchen zu müssen, einen Stift zu halten. Oder die Transkription von Sprachnachrichten in Schriftsprache lässt körperbehinderte Kinder ganz anders am Unterricht teilnehmen.

SCHREIBEN MIT DER HAND
Dennoch kann man nicht auf das Schreibenlernen der Buchstaben per Hand verzichten. Verschiedene neurologische Studien haben ergeben, dass durch das Schreiben mit der Hand die Feinmotorik geschult wird. Sie erleichtert uns nicht nur den Alltag, sondern hilft uns bei vielen Arbeitsprozessen. Die motorische Umsetzung von Gedanken führt außerdem dazu, dass ein Begriff viel besser gespeichert wird, da Motorik, Sensorik, Sinnhaftigkeit und auch Gefühle beim Schreibprozess aktiviert werden. Das Gehirn kann so eine Gedächtnisspur verfolgen, die durch das Formen der Buchstaben mit der Hand tief „eingegraben“ wird. Die Koexistenz der digitalen Medien mit dem klassischen Schriftspracherwerb birgt viele Chancen. Unsere Aufgabe als Eltern ist es, unseren Kindern im Umgang mit den Medien ein Vorbild zu sein. Sie lernen von uns, in welchem Maß sie am besten genutzt werden sollten. Sie freuen sich aber auch, wenn sie einen handschriftlichen Brief von uns bekommen.

Stefanie Böhmann ist Grund- und Hauptschullehrerin und lebt mit ihrer Familie in Hamburg.