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„Er leidet unter seinem Übergewicht…“

„Unser Sohn war von klein auf ein guter Esser. Leider entwickelt sich das allmählich zum Problem. Er hat deutliches Übergewicht und leidet inzwischen sehr darunter. Was sollen wir tun?“

Ihr Sohn ist kein Einzelfall. In unserer Gesellschaft, in der wir jederzeit Zugriff auf leckere Lebensmittel haben, passiert es schnell, dass wir verlernen, auf unseren eigenen Körper zu hören. Laut einer aktuellen Studie des Robert-Koch-Instituts sind unter den 3- bis 17-jährigen Kindern und Jugendlichen 15,4 Prozent von Übergewicht und 5,9 Prozent von Adipositas, also starkem Übergewicht, betroffen.

DAS KÖNNEN SIE TUN:

Wenn Ihr Sohn unter seinem eigenen Gewicht leidet, soll er zunächst begreifen, dass sein Körper nicht hässlicher oder weniger liebenswert ist als mit weniger Pfunden. Im nächsten Schritt geht es darum, dass Ihr Sohn ein normales Essverhalten einübt. Nicht weil er nach einer Gewichtsabnahme attraktiver sein wird, sondern weil er sich rundherum wohler und gesünder fühlen und entsprechend fitter sein wird. Zur Einübung eines normalen Essverhaltens gehört, dass er zu den Zeiten isst, wenn er Hunger hat. Es bedeutet nicht zwangsweise, dass er nur noch gesundes Essen zu sich nehmen muss, sondern dass er durchaus essen darf, worauf er Lust hat, allerdings nicht zu jeder Zeit. Essen aus Frust oder Langeweile sollte er vermeiden. Wenn Ihr Sohn keine Lust auf Frühstück hat, dann darf er das ruhig ausfallen lassen. Er soll lernen, auf seinen Körper zu hören.

DAS LIEBER NICHT:

Animieren Sie Ihren Sohn nicht dazu, eine Diät zu machen. Diäten haben oft nur einen kurzfristigen Erfolg. Schon nach kurzer Zeit stellt sich das alte Gewicht wieder ein und gleichzeitig das Gefühl des Versagens. Zudem gibt es Jugendliche, bei denen eine Diät der Einstieg ins andere Extrem ist, nämlich in die Magersucht. So wie bei der 16-jährigen Lisa, die sich seit Monaten weigert, gemeinsam mit ihrer Familie zu essen. Sie hätte schon gegessen, behauptet sie und verschwindet in ihrem Zimmer. Lisa hatte früher Übergewicht, doch jetzt hungert sie, macht Sport und nimmt Woche für Woche weiter ab. Ihre Eltern schieben ihr Verhalten auf die Pubertät und hoffen, dass sich alles wieder von selbst normalisiert. Doch Magersucht ist eine Krankheit, die sogar tödlich verlaufen kann. Egal, ob zu dick oder zu mager: Essstörungen müssen ernst genommen werden. Deshalb scheuen Sie sich nicht, professionelle Hilfe in Anspruch zu nehmen. Erster Ansprechpartner ist der Kinder- oder Hausarzt.

Ingrid Neufeld ist Erzieherin und Mutter von drei erwachsenen Töchtern. Sie lebt in Schlüsselfeld in Oberfranken.

Familiengenuss

Warum Tischgemeinschaft zum Familienleben dazugehört – auch mit großen Kindern. Von Stefanie Diekmann

Mit einem ordentlichen „Rumms“ scheppert die Haustür ins Schloss. „Was gibt’s zu essen, Mama? Oder habt ihr schon gegessen?“ Ich muss lächeln. Wenn mein Sohn vom Fußball-Training kommt, fragt er immer als Erstes, was er essen könnte … An unserem Esstisch spielt sich Familie ab. Hier war schon Raum für ausgewachsene Lachanfälle wegen lustiger Versprecher und Grimassen der Kleinkinder. Es gab Fantasiereisen mit den Kindergarten-Helden und Einmal- Eins-Probestunden. Nach dem Schweigemanöver während der Pubertät sind wir nun im Debattier-Club angekommen. Nicht immer ist unsere Tischgemeinschaft eine Oase der liebevollen Worte. Sie ist Raum für echtes Leben. Unser echtes Familienleben.

SMALLTALK UND SCHWEIGE-ANFALL

Schleichend haben Veränderungen an unserem Esstisch Platz genommen. Nach der Grundschulzeit waren wir nicht mehr als komplette Familie dreimal am Tag bei den Mahlzeiten zusammen. Rieka hatte ab der 5. Klasse länger Schule und kam erst nachmittags zurück, mit einem wehmütigen Seufzen, unser Mittagessen verpasst zu haben. Dabei ging es nicht so sehr um schmackhafte Gerichte, sondern um das Verpassen von Infos, Smalltalk und kleinen Absprachen. Wir haben manchmal sogar Gespräche ausgebremst, um nicht ohne Rieka Urlaube zu planen oder Geschenke für Freunde zu überlegen. Rieka hat sich vom Esstisch und vom Familiengefühl entfernt gefühlt. Durch die langen Oberstufen-Schultage haben unsere Mahlzeiten einen weiteren unrhythmischen Schwung bekommen. Kaum ein Tag gleicht dem anderen. Wo vorher feste Begegnungszeiten waren, sitzen nun Jugendliche, die Schweigen und Mürrisch-Sein abonniert haben und ein Gespräch fast zum Entertainment-Auftrag der Eltern machen. Nicht selten fühle ich mich bei einem Schweige-Anfall einsam und möchte die Veränderung als ungebetenen Gast bitten, den Tisch zu verlassen. Dabei erlebe ich meine Kinder als weiser als mich: Sie können mit mir verbunden sein, ohne viel zu reden und „rumzulabern“. Ihnen reicht das Zusammensein und das gemeinsame Ankommen im Zuhause ohne viele Worte: schmecken, durchatmen, genießen.

GEBRAUCHSSPUREN

Gerade weil die gemeinsamen Mahlzeiten reduziert worden sind, versuchen wir als Eltern, unseren Kindern ein Gegenüber zu bleiben. Schon rein körperlich: Wir setzen uns mit an den Tisch, wenn jemand allein nachisst. Wir trinken einen Tee und sind bereit, falls eine Episode aus dem Erlebten nach draußen sprudelt und uns einen Einblick in das pochende Herz des Heranwachsenden gibt. Und diese wundervollen Momente gibt es. Nach einem erhitzten Gespräch über die versemmelte Latein-Arbeit blitzt auf einmal ein Halbsatz mit einem Herzensanliegen auf. Wir haben als Eltern dann die Möglichkeit nachzufragen. Durch das gemeinsame Essen oder Sitzen am Tisch bekommen wir mit, wie traurig der oder die Jugendliche aussieht, wenn er oder sie von einer Mitschülerin spricht. Der Familientisch bleibt Ort von Hinweisen und Fragen – auch wenn manchmal jemand von uns mit erhitztem Gemüt aufspringen und die Diskussion beenden möchte. Durch unsere lange eingeübten Familienregeln bleiben alle am Tisch, bis die Mahlzeit beendet ist. Wir können und wollen uns nicht entrinnen. Hier füttern wir das Zusammengehörigkeitsgefühl. Wenn wir als Familie und mit Freunden am Tisch sitzen, ist Raum für das WIR. Auf unserem Tisch steht immer eine Kerze, oft frische Blumen, manchmal auch Zettel mit Infos oder kleinen Ermutigungen. Henriks Wunsch war es, auch nach einigen Jahren Familienleben den Tisch nicht neu zu lackieren. Er will die Spuren des gemeinsamen Weges am benutzten Tisch sehen und fühlen können.

GEMEINSAMER START

Wir stehen morgens mit den Kindern auf, auch wenn sie 15 und 17 Jahre alt sind, um im Schweigen und Wachwerden eine Heimat zu bieten, bevor sie schlaftrunken zur Schule wanken. Und auch unsere 20-jährige Tochter genießt es, wenn jemand da ist, bevor sie in ihren Tag startet. Wir verlassen dabei bewusst unser Bett. Einfach als Geste, als Zeichen, dass an unserem Esstisch das Willkommen bleibt. Wir stellen Müsli hin und versuchen jeden Morgen neu, im richtigen Moment ermutigende Worte oder eine Umarmung anzubieten. In die Schule zu starten, kann für Teens eine Hürde sein. Diese wollen wir durch einen gemeinsamen Start einfacher machen. Der gesprochene S egen, oft mit H andauflegung oder U marmung, ist und bleibt seit Beginn der Kindheit unser „Go!“ in den Tag. Manchmal sitzen wir als Eltern mit einem Pausen- Kaffee am Nachmittag zusammen und erzählen uns vom Tag. Und auf einmal füllt sich der Tisch mit unseren Kindern. Eine Geste für uns und unser Herz: Sie werden ein Gegenüber für uns. Die großen Kinder kommentieren unsere Sicht auf den Tag und schenken uns ganz neue Ideen oder ein beherztes Augenrollen für seltsame Erwachsenen- Allüren.

GENUSS-MOMENTE

Wir besprechen immer wieder, was uns zusammen schmeckt. Gerichte haben sich verändert und mittlerweile sind aus Würstchen und Salat Frühlingsrollen oder Avocadocreme geworden. Auch Abneigungen und Vorlieben der Jugendlichen haben sich gefestigt. So essen wir Milchreis nur, wenn Timna nicht da ist und Lasagne an besonderen Tagen. Jahrelang haben wir jeden Freitag Brezeln gegessen (mit der regionalen Spezialität Spundekäs). Nun suchen wir nach neuen Ritualen, denn freitags trifft sich die Jugendgruppe in der Kirchengemeinde. Am Samstag frühstücken wir zu teenager-freundlichen Zeiten ab 12.00 Uhr. Sonntags verzichten wir mittlerweile auf großartige Essen und kochen lieber schnell Nudeln mit Pesto oder abends eine Tütensuppe, die wir alle in Jogginghose schlürfen und dabei die neue Woche durchsprechen. Nicht selten sind weitere Teens an unserem Tisch und bekommen außer Nudeln noch einen Schwung Familienleben mit. Das Essen ist an manchen Tagen ein bewusster Genuss-Moment. Nach wilden Tagen laden wir uns zum gemeinsamen Schmecken ein: Wir kochen zusammen, reden uns warm, um die Nähe aufzusaugen, die bei Tisch entsteht. Wir schnippeln, kommentieren und finden Kompromisse im Würzen oder Anrichten. Am Tisch ist dann die Bereitschaft zum Teilen spürbar. Ich gebe dem anderen einen Einblick in meine witzigsten Missverständnisse, in bohrende Fragen und Glaubenserlebnisse. Dabei ist meine Familie mir in allem ebenbürtig und in allem ehrlich nah – jeder in seiner von Gott gegebenen Charaktereigenschaft: schnell und emotional, zackig und klar, liebevoll zugewandt, fragend verstehend.

RAUER TON

Und bevor hier ein vermeintlich glitzerndes Bild von Familiengenuss entsteht: Der schillernde Glücksmoment endet schneller, als ich gucken kann. Ein Spruch über den Fußball- Schiri-Entscheid des letzten Spiels, und alle Harmonie und Nähe ist hin. Die eben noch gesichtete Seifenblase meines Familienideals ist an der Realität zerplatzt. Mir dämmert: Es bleibt Genuss, und es bleibt Arbeit. Heute gebe ich keine Hinweise zum richtigen Umgang mit dem Besteck, sondern zum Umgang mit verachtender Sprache – und das geht bei Fußballthemen an unserem Esstisch fix. Immer wieder erwische ich mich dabei, dass ich unter dem manchmal rauen Ton der Jugendlichen leide und mir höfliche Gespräche herbeisehne. Ein bisschen mehr Harmonieglitzer halt. Mit etwas Abstand weiß ich: Unsere Kinder und ihre Freunde üben, ihre Meinung zu sagen. Sie trainieren sich im Argumentieren, Entschuldigen und Provozieren. Ein Familientisch ist daher für mich der Genuss, sich selbstbewusst, mutig, forsch und immer wieder herrlich unsachlich nah zu kommen. Guten Appetit!

Stefanie Diekmann ist Diplom-Pädagogin und lebt mit ihrem Mann und ihren drei Kindern in Ingelheim am Rhein.

Viel Gemüse und Obst

„Ich bin unsicher, was für eine gesunde Ernährung meiner Kinder wichtig ist. Welche Regeln muss ich beherzigen?“

Eine Empfehlung, die Sie sicher kennen, ist: Viel Obst und Gemüse! Wobei es eigentlich „Gemüse und Obst“ heißen sollte. Offiziell werden zwei Portionen Obst und drei Portionen Gemüse empfohlen, wobei eine Portion etwa eine Hand voll bedeutet (bei Kindern entsprechend Kinderhände).

GESUNDE SNACKS
Nicht alle Kinder sind begeisterte Gemüseesser, doch es gibt ein paar Tricks, wie man ihnen die gesunden Snacks schmackhafter machen kann. In einem leckeren Beeren- Smoothie fällt etwas Spinat zum Beispiel kaum auf. Lustige Gesichter aus kleinen Möhrenstücken, Tomaten und Paprika auf dem Teller machen Appetit auf Rohkost. Viele Kinder mögen auch Suppen aus püriertem Gemüse gern. Zu viel Obst ist übrigens eher schädlich, da es viel Fruchtzucker enthält – übertreiben Sie es daher nicht. Kaufen Sie, wenn möglich, Bioprodukte, um die Schadstoffbelastung gering zu halten. Verzichten Sie auf Brote aus weißem Weizenmehl, da dies wenig nahrhaft ist. Besser sind Brote aus fein gemahlenem Vollkorn. Auch Hafer ist ein gesundes Getreide. Brote aus Hafer-, Dinkel- oder Buchweizenmehl lassen sich übrigens problemlos selbst backen. Und versuchen Sie doch mal Vollkornnudeln oder Nudeln aus roten Linsen!

VEGETARISCH?
Ein kritisches Thema ist der Milchkonsum. Lange Zeit hieß es, Milch sei gesund wegen des Calciumgehalts. Allerdings häufen sich Hinweise darauf, dass Milch auch ungesund sein kann – kein Wunder, bei den Bedingungen, unter denen viele Kühe gehalten werden! Haben Sie daher den Konsum von Milchprodukten im Blick, neben Milch und Kakao auch Käse, Joghurt, Quark, Eis und anderes. Versuchen Sie, die tägliche Menge auf ca. 350 Gramm zu begrenzen und kaufen Sie möglichst Bio-Produkte, da diese weniger mit Antibiotika- Rückständen belastet sind. Viele Kinder trinken auch gern mal Hafer- statt Kuhmilch. Eine rein vegane Ernährung ist für Kinder eher kritisch zu sehen, da leicht Mangelzustände entstehen können. Vegetarische Ernährung ist möglich, jedoch müssen Sie als Eltern dann für alternative Eisenquellen sorgen, zum Beispiel in Form von Hirse, Hafer, rohem Fenchel, Pfirsich, Aprikose, Linsen oder Kichererbsen. Da der Körper pflanzliches Eisen schlechter verwerten kann, sollten Sie auf die Kombination dieser Lebensmittel achten: Vitamin C, zum Beispiel in Obst, fördert die Eisenaufnahme, während Milchprodukte, Eier, Tee, Getreideprodukte, Kleie, Soja und Nüsse die Aufnahme hemmen. Ich empfehle eine fleischarme Ernährung: ein- bis zweimal die Woche Biofleisch, möglichst einmal davon Rindfleisch, ist eine gute und zuverlässige Quelle für Eisen und Vitamin B12. Zusätzlich empfiehlt es sich, einmal pro Woche Fisch zu essen.

VERSTECKTEN ZUCKER MEIDEN
Ein Streitthema ist und bleibt Zucker! Ein zu hoher Konsum hat viele negative Folgen wie Karies, Übergewicht, Konzentrationsprobleme, Diabetes. Die offizielle Empfehlung für die tägliche Menge beträgt maximal 25 Gramm. Da Zucker auch in Joghurts, Ketchup, Brötchen und anderen Lebensmitteln versteckt ist, ist dieses Maß schnell erreicht. Suchen Sie nach Alternativen: passierte Tomaten statt Ketchup, selbstgemischter Joghurt aus Naturjoghurt und zuckerfreiem Apfelmus. Gewöhnen Sie Ihren Kindern an, ihren Durst mit Wasser zu stillen, denn Säfte – auch reine Fruchtsäfte – enthalten sehr viel Zucker. Erklären Sie Ihrem Kind, warum Zucker nur in Maßen okay ist.

Melanie Schüer ist Erziehungswissenschaftlerin und Gesundheitsberaterin für Schwangere. Sie bietet Onlineberatungen für Eltern von Babys und Kleinkindern mit Schrei- und Schlafproblemen sowie für Schwangere (www.neuewege.me)

Entspannt kleckern, statt gestresst essen

Mit Kleinkindern am Tisch

Zusammen mit der Familie zu essen, kann zwischen Beruf, Kita, Schule und Hobbys schnell zur Herausforderung werden. Trotzdem lohnt es sich, so oft wie möglich Zeit dafür zu schaffen. Denn bei gemeinsamen Mahlzeiten lernen Kleinkinder alles, was sie für ein gutes Essverhalten brauchen. Wie kann das Familienessen zu einem positiven Erlebnis für alle werden?

Papa tippt auf dem Handy, Mama liest Zeitung und die Kinder schauen auf den Fernseher im Hintergrund. Alle sitzen gemeinsam am Tisch, und doch schöpft dieses Szenario das Potenzial gemeinsamer Mahlzeiten nicht aus. „Gemeinsam essen ist nicht nur zum Sattwerden gut, sondern ein wichtiger Teil des Familienlebens. Am Tisch lernen Kinder zu kommunizieren und es werden Einstellungen zur Auswahl und Gestaltung des Essens vermittelt, die ein Kind fürs Leben prägen“, erklärt Prof. Claudia Hellmers, Hebammenwissenschaftlerin im Netzwerk Gesund ins Leben. Damit das klappt, braucht es genügend Zeit und Ruhe – und entspannte Eltern. Erzählen, lachen und Spaß machen schafft ein angenehmes Miteinander am Tisch, was die Ausbildung von Lebensmittelvorlieben und Essgewohnheiten fördert. Spielsachen, Fernseher und andere Ablenkungen stören dagegen und werden besser für die essensfreie Zeit aufgehoben. Idealerweise isst die ganze Familie mindestens einmal am Tag zusammen. Das kann morgens, mittags, abends oder zu mehreren Mahlzeiten sein, je nachdem, wie es am besten in den Alltag passt.

Ein regelmäßiger Mahlzeitenrhythmus, z. B. drei Hauptmahlzeiten und zwei kleinere Zwischenmahlzeiten, strukturiert den Alltag von Kindern und sie lernen, dass es Zeiten zum Essen und Zeiten für Spiel, Bewegung und andere Dinge gibt. Zwischen den Mahlzeiten brauchen sie kein Essen oder andere Getränke als Wasser. Wenn Kleinkinder erfahren, dass ein Essbedürfnis nicht sofort befriedigt und zugunsten der (gemeinsamen) Mahlzeiten aufgeschoben werden kann, fördert das ein gesundes Essverhalten. Außerdem schmeckt es mit Vorfreude auf die nächste Mahlzeit und Platz im Magen gleich noch besser.

Vorbild und klare Regeln

Eine Routine und klare Regeln für alle Familienmitglieder – ob zum gemeinsamen Beginn, dem Ablauf der Mahlzeit oder der Rolle aller beim Tischdecken und Abräumen – geben dem Kind Sicherheit und Orientierung und machen das Familienessen entspannter. Ein zusätzliches Plus ist, dass Kinder mit häufigen Familienmahlzeiten gesünder essen und eher ein Normalgewicht haben als jene, die nur selten in Gemeinschaft mit der Familie essen.

Kinder lernen durch Nachahmen, Selbermachen, Interaktion und Kommunikation. Das gilt für den Umgang mit Besteck über Tischmanieren bis zur Einstellung zu Lebensmitteln. Wenn Eltern als Vorbilder mit Genuss Gemüse essen oder Wasser zum Essen trinken, merken sich Kinder das gut. Deutlich schwieriger ist es dagegen, Kindern etwas zu vermitteln, das in der Gemeinschaft nicht gelebt wird.

Gelassen bleiben

Ohne Kleckern geht das Essenlernen nicht und mit etwas Übung wird das Kind bald „unfallfrei“ essen können.  Mit diesem Gedanken im Hinterkopf wird auch ein umgefallenes Glas weniger Stress bereiten. Geduld und Toleranz helfen dabei, die Mahlzeit für alle so entspannt wie möglich zu gestalten. Auch Lob für Dinge, die das Kind schon kann, trägt zu einer schönen Atmosphäre bei und macht gleichzeitig stolz und selbstbewusst. Für das Kind ist es zudem ein wichtiger Lernprozess, bei Mahlzeiten sitzen zu bleiben und sich für das Essen, Schmecken und Sattwerden Zeit zu nehmen. Im Schnitt dauern Mittag- und Abendessen in Deutschland 20 min. Länger als 30 min sollte eine Hauptmahlzeit für Kleinkinder nicht dauern.

Wann Kinder die feinmotorischen Fähigkeiten für den Umgang mit Besteck, Geschirr und Trinkgefäßen entwickeln, ist individuell sehr unterschiedlich. Manche Kleinkinder können schon mit elf Monaten Pudding mit dem Löffel nehmen und in den Mund führen, andere erst im Alter von zwei Jahren. Kleinere Gabeln und Löffel helfen, selbstständig zu essen. Spezielle Esslernbestecke (z.B. Schieber, spezielle Trinklernbecher) sind nicht notwendig. Wenn Eltern es ihrem Kind ermöglichen, selbstständig zu essen und aktiv an den Mahlzeiten teilzunehmen, wird das gemeinsame Essen zu einer runden Lernerfahrung.

 

EMPFEHLUNGEN DES NETZWERKS GESUND INS LEBEN: GEMEINSAME MAHLZEITEN

  • Kleinkinder sollten ihre Mahlzeiten in einem regelmäßigen Rhythmus bekommen (z.B. drei Hauptmahlzeiten und zwei kleinere Zwischenmahlzeiten). Mahlzeiten wechseln sich mit essensfreien Zeiten ab.
  • In den Essenspausen zwischen den Mahlzeiten sollten weder Snacks, zuckerhaltige Getränke noch Milch angeboten werden. Wasser kann und sollte das Kind zu jeder Zeit zu sich nehmen können.
  • Mahlzeiten in Gemeinschaft und mit genügend Zeit und Ruhe (ohne Ablenkung z.B. durch laufendes Fernsehgerät) sind wünschenswert. Es ist anzustreben, dass die Familie mindestens einmal am Tag gemeinsam isst.
  • Eine freundliche Atmosphäre bei den Mahlzeiten macht das Essen zu einem positiven Erlebnis.
  • Eltern sollten ihrem Kind ermöglichen, selbstständig zu essen sowie aktiv an den Mahlzeiten teilzunehmen, und es darin unterstützen.

Weitere Infos: www.gesund-ins-leben.de

 

 

Satt!

Ein Essen mit Freundinnen füllt nicht nur den Magen, sondern auch das Herz. Von Veronika Smoor

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Pfeffermühle rettet Familien

Ist es bei euch auch so: Mama ruft zum Essen, aber keiner reagiert, weil alle auf einen Bildschirm starren? Und wenn sie sich dann zum Esstisch bequemen, kommt das Smartphone natürlich mit. Linda könnte ja ein Foto ihrer neuen Hotpants auf Instagram posten. Papa könnte eine wichtige dienstliche Mail bekommen. Und Jannis muss online sein, falls in der Fußballgruppe der Treffpunkt für das morgige Turnier mitgeteilt wird. Und so stopfen sich alle wortlos ihre Spaghetti in den Mund, während sie mit Facebook, Whatsapp oder Chefkoch-App beschäftigt sind …

Einen schönen Werbegag dazu hat sich der Pasta-Saucen-Hersteller Dolmio überlegt: Sie haben eine Pfeffermühle entwickelt, die nicht nur Pfeffer mahlen kann (das wäre ja auch keine Meldung wert), sondern die auch elektronische Geräte wie Smartphones, Tablets oder Fernseher ausschaltet. Ziel ist es, dass Familien beim gemeinsamen Essen wieder miteinander reden und nicht nur auf Bildschirme starren.

Die Prototypen wurden von australischen Familien getestet. Dazu gibt es auch ein eindrucksvolles Video: www.youtube.com/watch?v=HUgv5MDF0cQ.

Zu kaufen gibt es die originellen Pfeffermühlen allerdings noch nicht und ich bezweifle, dass es sie geben wird. Wahrscheinlich wollte Dolmio mit diesem Video vor allem den Markennamen ins Gespräch bringen – und das ist ihnen ja auch gelungen.

Aber würdet ihr so eine Mühle kaufen? Fändet ihr sie hilfreich? Könnte sie euer Familienleben retten?

Was ich mich allerdings noch viel mehr frage: Ist es schon so weit mit uns gekommen, dass wir solche Tricks nötig haben? Können wir das Problem, dass beim Essen alle auf Bildschirme starren – wenn es denn so ist –, nicht anders lösen?

Wie wäre es zum Beispiel mit der guten alten Familienkonferenz? Ach nein, funktioniert ja nicht, weil alle mit dem Smartphone beschäftigt sind …

Dann müssen vielleicht die Eltern ran und ihr Phone während des Essens weglegen. Oh, ich fürchte, das ist zu viel verlangt. Schließlich bekommen sie ja wirklich wichtige Nachrichten – im Gegensatz zu den Kids und Teens, die nur sinnfreie Posts verschicken …

Aber auf uns Eltern kommt es eben an! Und wenn wir wollen, dass beim gemeinsamen Essen über Klassenarbeiten, Wochenendgestaltung und Fußballergebnisse geredet wird, müssen wir auch die Voraussetzungen schaffen. Also Fernseher aus und Handy weg! Und mit den Kids und Teens sollte man das am besten von vornherein abklären. Bevor sie ein Smartphone oder Tablet bekommen, wird ein „Vertrag“ aufgesetzt mit Regeln, über die man sich gemeinsam verständigt. Dazu gehört auch die Regel „Kein Bildschirm beim Essen.“ Die Pfeffermühle kommt trotzdem auf den Tisch. Vielleicht muss Mamas Chefkoch-Rezept ja noch nachgewürzt werden!

Bettina Wendland

Family-Redakteurin

thinkstock.com

Studie: In Kitas gibt es zu viel Fleisch und zu wenig Gemüse

Viele Kinder essen mittags in der Kita – da sollte man ein ausgewogenes Essen erwarten können. Das gibt es aber zu selten, sagt  die Bertelsmann-Stiftung in einer neuen Studie: In 75% der Kitas gibt es zu viel Fleisch, und genug Salat und Rohkost bekommen nur  20% der Kinder in Tageseinrichtungen. Weiterlesen