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Falsche Freunde

„Mein Sohn hat einen Kumpel, den ich nicht mag. Ich habe Angst, dass er ein schlechter Einfluss ist. Was kann ich tun? Wie sollte ich mich verhalten?“

Solange die Kinder klein sind, organisieren viele Eltern neben den Freizeitaktivitäten auch die Freundschaften ihrer Kinder. Kontakte in der KiTa werden von den Eltern in die Wege geleitet. So haben die Eltern eine optimale Übersicht darüber, mit wem ihr Kind in näheren Kontakt kommt. Die Frage, ob das Kind „falsche Freunde“ hat, stellt sich gar nicht.

TEENIES SUCHEN IHRE FREUNDE SELBST AUS
Wenn die Kinder älter werden, schwindet naturgemäß auch der Einfluss der Eltern. Die Kinder suchen sich ihre Freunde selber. So wie der vierzehnjährige Kai, der seit kurzem einen neuen Freund hat, der so gar nicht zu ihm zu passen scheint. Die Eltern, Michael und Eva, bringen diesem Leo großes Misstrauen entgegen. Sie stellen fest, dass Kai auf einmal nicht mehr so „pflegeleicht“ ist wie früher. Er kommt unpünktlich nach Hause, macht seine Hausaufgaben nur widerwillig und reagiert pampig auf fast alles, was von den Eltern an ihn herangetragen wird. Michael und Eva stellen fest, dass sich Kai verändert und argwöhnen, dass Leo einen schlechten Einfluss auf Kai ausübt. Die Eltern wollen ihren eigenen Einfluss auf Kai geltend machen und versuchen, ihm diesen neuen Freund „auszureden“. Doch je mehr sie auf ihn einreden, umso bockiger reagiert Kai. Er zeigt sich unzugänglich und zieht sich von den Eltern zurück.

FREUNDE AKZEPTIEREN, STATT AUSREDEN
Wenn sich Ihr Kind Freunde sucht, die so gar nicht Ihren eigenen Vorstellungen entsprechen, sollten Sie Ihrem Sohn diese Freunde nicht ausreden. Spätestens im Teenager- Alter, möchte Ihr Nachwuchs seine Freunde selbst auswählen. Idealerweise akzeptieren Sie den neuen Freund Ihres Sohnes und öffnen sich für diese neue Person. Lernen Sie die Freunde Ihres Kindes kennen, auch wenn sie nicht Ihren Vorstellungen entsprechen.

KEINE VORURTEILE PFLEGEN
Begegnen Sie dem neuen Kumpel Ihres Sohnes vorurteilsfrei. Ihr Kind wird immer wieder mit Menschen zu tun haben, die anders „ticken“ als die eigene Familie. Vielleicht ist es ja auch gerade diese Andersartigkeit, die Ihr Kind in den Bann zieht. Versuchen Sie nachzuempfinden, was Ihrem Sohn an diesem Freund gefällt. Auch wenn dieser Freund ganz andere Werte mitbringt, muss das nicht zwangsläufig dazu führen, dass Ihrem Sohn die Werte in Ihrer Familie nichts mehr bedeuten. Am besten, Sie behandeln jeden Freund Ihres Kindes mit Wohlwollen. Denn vielleicht bringt er auch absichtlich „falsche“ Freunde mit nach Hause – einfach, um zu provozieren. Wenn Sie jedoch jeden Freund vorurteilsfrei willkommen heißen, läuft diese Provokation ins Leere. So wie bei Michael und Eva. Seit sich die Eltern mit dem Freund ihres Sohnes abgefunden haben, verbringt Kai viel weniger Zeit mit ihm. Ihr Kind will „cool“ sein, deshalb sucht es sich „coole“ Freunde. Bleiben Sie auch „cool“ und lassen Sie sich nicht provozieren, auch nicht mit Freunden, die Sie niemals für ihn ausgesucht hätten.

Ingrid Neufeld ist Erzieherin und Mutter von drei inzwischen erwachsenen Töchtern. Sie lebt in Mittelfranken.

Zusammen übernachten?

„Unser Sohn (17) möchte gern, dass seine Freundin bei ihm übernachtet. Die Eltern der Freundin haben kein Problem damit, aber wir sind unsicher, ob wir das erlauben sollen.“

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