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Franziska lebt am Existenzminimum: „Hoffnung habe ich keine“

Wie ist es, in diesen Tagen als alleinerziehende Mutter von Hartz IV zu leben? Franziska* weiß das nur zu gut.

Zu Besuch in Plauen, Sachsen. Die im Tal liegende Innenstadt beeindruckt mit ihrer Schönheit. Neubau-Villen, breite Straßen und das viele Grün passen eigentlich nicht ins Bild. Denn in dieser Stadt wohnt auch Franziska* [Name von der Redaktion geändert] mit ihren beiden Kindern – am Existenzminimum. Im zweiten Stock eines schlichten, gelben Mietshauses hat sie eine Bleibe gefunden.

Franziska ist Mitte 30 und hat lange, dunkle Haare. Ihre Augen sind groß und leuchten. Wenn sie lacht, lachen zwei Grübchen in ihren Mundwinkeln gleich mit. Die Sächsin wohnt allein mit ihren zwei Kindern (6 und 13 Jahre) in einer Drei-Zimmer-Wohnung. Aufgeteilt ist diese in zwei Kinderzimmer und ein Wohnzimmer. Franziska schläft in Letzterem. Nachts klappt sie das Sofa auf. „Manchmal ist mir das unangenehm, wenn fremde Menschen mich besuchen kommen. Aber es ist mir wichtiger, dass es meinen Kindern gut geht und sie ein eigenes Zimmer haben.“

Dass es den Kindern gut geht, ist Franziska in allen Lebensbereichen das Wichtigste. Doch da sie Hartz IV bekommt, muss sie dafür kreativ werden. Früher schon, doch jetzt aufgrund der steigenden Kosten noch mehr. Ihren Kindern soll es an nichts mangeln. Franziska erzieht bindungsorientiert und auf Augenhöhe und achtet darauf, dass sie den Kids ihre Wünsche erfüllen kann. Oftmals muss sie dabei trotzdem verzichten.

Ausgewogene Ernährung? Fehlanzeige!

Zum Beispiel darauf, den Kindern eine ausgewogene, biologische und nachhaltige Ernährung bieten zu können. Stattdessen kauft sie das billige Fleisch und die abgepackte Wurst. Die letzten zehn Tage des Monats sind immer finanziell schwierig. Normalerweise backt sie dann Eierkuchen oder versucht, Nudeln in allen möglichen Varianten zu kochen. Im vergangenen Monat ging dafür ihr letztes Sonnenblumenöl zur Neige. In diesem Monat sind Nudeln so teuer geworden, dass Franziska sich neue Essensvariationen einfallen lassen muss, die ihre Kinder auch gern essen.

„Das Geld rinnt mir durch die Hände“

Auch Kleidung für die Kinder und Schuhe kauft die Mutter gebraucht. Franziska sucht lange, bis sie schöne Kleidung für die Kinder findet. Das macht sie online über eine App. Bewusst sucht sie nach Menschen, die mehrere Teile verkaufen. So spart sie Porto.

Damit die Mittdreißigerin weiß, welche Schuhe ihren Kindern passen, geht sie mit ihnen vorher zum Anprobieren in einen Schuhladen. Gefallen den Kindern Schuhe, sucht sie nach genau nach diesen Exemplaren gebraucht online. Es ist umständlich, aber gar nicht anders möglich bei dem knappen Budget, das Franziska hat. Die dringend benötigten Fußballschuhe müssen aktuell warten, denn da gab es bisher Second Hand keine, die gepasst hätten. „Ich frage mich immer, wie andere Eltern das machen. Ich kann gut mit meinem Geld umgehen, aber aktuell steigen die Kosten und es rinnt mir durch die Hände.“

Drogenabsturz mit Crystal

Franziska gießt Kaffee mit aufgeschäumter Milch in stilvolle Gläser, die sie vor zwei Jahren im Resterampenverkauf erworben hat. In ihrer Küche ist nicht zu erkennen, dass die Familie unter der Armutsgrenze leben muss. Ebenso im Rest der Wohnung: Die Kinderzimmer sind gefüllt mit Spielzeug, liebevoll und gemütlich eingerichtet. Das Wohnzimmer ist stilvoll und alles ist sauber und aufgeräumt.

Beim Kaffee erzählt die Mutter von ihrer Vergangenheit: Franziska hat nach ihrem Realschulabschluss eine Ausbildung zur Hotelfachfrau gemacht. In dieser Zeit stürzte sie mit Drogen ab und nahm Crystal. In keinem anderen Bundesland lässt sich diese Droge so günstig erwerben wie in Sachsen. Und nirgendwo sonst wird so viel Crystal im Abwasser gefunden wie hier. Hergestellt in tschechischen Laboren, gelangt es über die Grenze zwischen Erzgebirge und sächsischer Schweiz auf den deutschen Markt.

„Ich habe mich für ein Leben in Armut entschieden“

Aufgrund ihrer Abhängigkeit wurde Franziska nach der Ausbildung nicht übernommen und hangelte sich in den folgenden Jahren von Minijob zu Minijob, immer mit dem Spagat, Familie und Arbeit unter einen Hut zu bekommen und sich eine Zukunft aufzubauen.

Ihre zwei Kinder waren nicht geplant. Sie nicht zu bekommen, stand für Franziska aus ethischen Gründen nicht zur Debatte. Trotzdem fragt sie sich manchmal, „ob es nicht besser gewesen wäre, erst Karriere zu machen und Geld zu verdienen, als zuerst die Kinder zu bekommen. Ich habe mich damit für meine Kinder, die ich über alles liebe, und für ein Leben in Armut entschieden“, sagt sie – und zuckt dabei resigniert mit ihren Achseln.

Luxusgut Döner

Als die Pandemie begann, hatte Franziska gerade eine Ausbildung begonnen. Dann kam der Lockdown und sie verbrachte 14 Stunden am Tag am Laptop und musste, wie so viele andere Eltern, gleichzeitig auf ihre Kinder achten. Nach einem Jahr konnte sie diesen Spagat nicht mehr aushalten, hatte das Gefühl, auszubrennen. Sie brach die Ausbildung mit guten Noten ab, um gesund zu bleiben und für ihre Kinder da sein zu können. Heute arbeitet sie nun wenige Stunden als Essenslieferantin für Kindergärten und Schulen. Vom Trinkgeld kann sie ihren Kindern freitags endlich mal einen Döner kaufen oder den Wunsch eines Pullovers für zehn Euro realisieren.

Stromnachzahlung bedeutet Mahnung

Trotzdem: Franziskas Ausgaben müssen genau abgestimmt sein. Nichts darf dazwischenkommen, damit die Haushaltskasse ausgeglichen bleibt. Passiert etwas Unvorhergesehenes, zum Beispiel durch eine Stromnachzahlung oder durch neue Fußballschuhe, dann kommt Franziska aus der Misere nicht mehr heraus und muss Rechnungen wochenlang schieben und Mahnungen in Kauf nehmen. Franziska zahlt aktuell 95 Euro für Strom und bangt jetzt schon vor der nächsten Erhöhung. Wie sie diese bezahlen soll, weiß sie nicht.

Der Bremer Erwerbslosenverband warnt in einem Beitrag der NDR Sendung „buten un binnen“ vor genau diesen sozialen Folgen. Wenn die Menschen ihre Rechnungen nicht gleich zahlen können, zieht das immer weitere Schulden nach sich. Laut Expertinnen und Experten reichte das Geld von Empfängerinnen und Empfängern von Hartz IV schon vorher nicht für eine gesunde Ernährung. 155, 82 Euro bekommt eine alleinstehende Person im Monat für Lebensmittel überwiesen.

Sexarbeit ist keine Lösung

„Manchmal bin ich so verzweifelt, dass ich mir nachts überlege, getragene Unterwäsche von mir zu verkaufen, Telefonsex anzubieten oder zu OnlyFans [eine Online-Plattform, bei der unter anderem Nacktbilder verkauft werden, Anm. d. Red.] zu gehen. Aber wie soll ich das den Kindern erklären, wenn das jemals rauskommen würde?“, sagt Franziska: „Ohne Geld kommt man aus der Lage nicht heraus. Ich kann nicht mal wegziehen aus Plauen. Würde ich woanders anfangen mit dem wenigen Geld, das ich habe, würde ich in einer teureren Stadt vielleicht noch weniger haben oder noch schlechter wohnen.“

Plauen liegt im Südwesten von Sachsen, im Vogtland. Es ist die fünftgrößte Stadt des Landes. Trotzdem fühlt sich Franziska abgehängt in der sächsisch grünen Idylle. Immerhin werden nun zwei neue Spielplätze gebaut. Die Mieten sind günstig. 75 Quadratmeter gibt es schon für 375 Euro kalt.

„Hoffnung habe ich keine“

Es gibt kein Entkommen aus der Situation ohne Netzwerk und ohne ausreichend Geld. Franziska hat depressive Tage, wartet dann nur darauf, dass das wacklige Kartenhaus zusammenbricht. Sollte das passieren, hofft sie, dass sie irgendwoher Hilfe bekommt. „Hoffnung habe ich keine. Meine Kinder sind diejenigen, für die ich jeden Morgen aufstehe und weiterlebe“, sagt die Mutter mit ernster Stimme.

Und sie fügt hinzu: „Ich sehe uns trotzdem nicht als typische Hartz-IV-Familie mit all den Vorurteilen, die damit einhergehen. Bei uns ist es sauber, meinen Kindern geht es gut. Ich spreche in der Öffentlichkeit nicht über unsere Armut, damit wir in keine Schublade gesteckt und die Kinder nicht gemobbt werden. Mit einer Vorabmeinung über uns hätten wir noch weniger Chancen.“

Auto ist das große Glück

Vor zwei Jahren hat sie ein altes Auto geschenkt bekommen, das war ihr großes Glück. Damit konnte sie den Kindern etwas Bildung ermöglichen und fuhr in die nächsten Ortschaften, an Seen, in ein Spaßbad. Damit konnte sie ihnen etwas geben, was es in Plauen nicht gibt. Nun wird das Benzin teuer und diese Option fällt damit weg.

Was sie sich wünschen würde, wenn ihr alle Möglichkeiten offenstehen würden? Wie aus der Pistole geschossen sagt Franziska: „Ich würde als Erstes einmal mit meinen Kindern in den Urlaub fahren, ein neues Auto kaufen, was nicht gleich kaputt geht, eine größere Wohnung mit einem Schlafzimmer für mich und Kleidung für die Kinder. Und ich würde einmal mit ihnen ins Restaurant gehen.“ Franziskas größter Wunsch ist, dass ihre Kinder es besser machen als sie und schaffen, aus Plauen wegzukommen. Sie wünscht ihnen, dass sie nicht auf die falsche Bahn geraten.

Von Priska Lachmann

Kaum erwachsen, schon verschuldet? So helfen Sie Ihrem Kind aus der Schuldenfalle

Mit Anfang 20 klafft eine Lücke zwischen Konsumanspruch und finanzieller Realität. Laut dem Statistischen Bundesamt belaufen sich die durchschnittlichen Schulden 20-25 Jähriger auf 8.800 Euro. Wie Sie ihrem Kind helfen können, einen soliden Haushalt auf die Beine zu stellen.

„Unsere Tochter (22) wohnt in einer eigenen Wohnung und macht eine Ausbildung. Sie hat bisher immer gesagt, dass sie mit ihrem Geld auskommt. Jetzt hat sie aber zugegeben, dass ihr Konto 2.000 Euro im Minus ist. Mein Mann möchte, dass wir die Schulden begleichen und uns das Geld in Raten zurückzahlen lassen. Ich wäre dafür, dass wir das Nötigste für sie einkaufen, sie aber selbst sehen muss, wie sie aus den Schulden rauskommt. Was ist der bessere Weg?“

Die Begleitung der Kinder ist ein spannendes Thema, auch wenn sie bereits erwachsen sind. Als Eltern das Beste für sie zu wollen, ist bestimmt eine gute Idee – doch was ist das Beste? Unser Anliegen als Eltern ist es ja, dass die Kinder in der Lage sind, auf eigenen Beinen zu stehen und ihr Leben selbstständig zu managen, oder?

Verschuldete Jugendliche bei der Problemlösung einbinden

Ihre Tochter ist mit 22 Jahren und einer eigenen Wohnung schon ein deutliches Stück auf dem Weg der Selbstständigkeit vorangekommen. Daher wäre meine erste Überlegung, sie ins Boot zu holen. Ist es überhaupt ratsam, dass Sie das Problem für Ihre Tochter lösen? Wie wäre es, wenn Sie mit Ihrer Tochter erst einmal klären, ob sie selbst schon eine Lösung gesucht hat? Interessant wäre zu fragen, was dabei hilfreich war und was nicht funktioniert hat.

In diesem Zusammenhang sollten Sie gemeinsam mit Ihrer Tochter herausfinden, wie es zu der Kontoüberziehung gekommen ist. Es ist wichtig, die Ursache zu kennen und zu verhindern, dass man erneut in die Situation kommt, von einem Minus auf dem Konto überrascht zu werden. Es ist zum Beispiel ein Unterschied, ob sich die Situation aus einem Einmaleffekt (z. B. Autoreparatur oder Anschaffungen) ergeben hat oder einfach die laufenden Kosten die Einnahmen übersteigen. Hier wäre es hilfreich, sich einen Überblick zu verschaffen. Alle vorkommenden Zahlungen eines Jahres sollen bekannt sein. Darüber hinaus gibt es außerordentliche Ausgaben, für die es vorzusorgen gilt. So können Überraschungen vermieden werden.

Finanzvorsorge: Rücklagen und Kredite bilden

Vorbeugen bedeutet auch, die Rücklagenbildung für Sonderausgaben zu berücksichtigen. Am besten so rechtzeitig, dass der Betrag bei Bedarf auch zur Verfügung steht. Die Alternative wäre ein Kredit. Kredite sind eine Herausforderung. Das Geld wird ausgegeben, bevor es verdient worden ist. Daher soll bei einem Kredit beachtet werden, dass die Laufzeit dem Zweck entspricht. Ein Kredit für Reparaturen oder Urlaub darf nur maximal so lange laufen, bis der nächste Urlaub oder die nächste Sonderausgabe ansteht. Und ein Kredit für Anschaffungen soll die Nutzungsdauer der Anschaffung nicht überdauern. Auch ein Kredit ist eine Art zu sparen. Ein Zurücksparen. Und egal, ob der Betrag aufs Sparkonto geht oder die Rate für den Kredit bezahlt werden muss, der Betrag muss am Ende in das monatliche Budget passen.

Noch einmal zurück zu Ihrer Tochter. Nachdem das Gespräch mit ihr stattgefunden hat, sollten auf der einen Seite die Sachfragen geklärt worden sein, aber auch, ob und in welcher Form eine elterliche Unterstützung für Ihre Tochter willkommen ist. Ihr die Entscheidung zu überlassen, bedeutet, ihr auf Augenhöhe zu begegnen. Und eine Begegnung auf Augenhöhe hilft Ihrer Tochter, selbstständig zu werden. Trauen Sie ihr ruhig etwas zu! Fehler sind in Ordnung, solange man daraus lernt.

Carsten Gutknecht-Stöhr ist Bankfachwirt und Paarberater.

Finanzen in den Griff bekommen

„Über Geld spricht man nicht, Geld hat man.“ Das sagt sich leicht, stimmt bei vielen Familien aber nicht mit der Realität überein. Wie können sie herausfinden, warum das Geld nicht reicht? Und sich einen guten Überblick verschaffen über Einnahmen und Ausgaben? Henrik Diekmann gibt Tipps.

Es kostet einige Mühe, um sich einen Überblick über alle Einnahmen und Ausgaben der Familie zu verschaffen. Aber langfristig lohnt sich die Mühe. Ein Modell, mit dem meine Frau und ich seit vielen Jahren arbeiten, basiert auf einer Excelgestützten Jahresübersichtstabelle der festen Einnahmen und Ausgaben (eine Vorlage findet ihr auf www.family.de/Budgetplanung).

Zunächst werden die Einnahmen aufgelistet: Wie viel Gehalt bekommen wir netto, wie viele Zuschläge – in welchem Monat und in welcher Höhe? Kindergeld, Honorare, Mieteinnahmen oder sonstige Einnahmen werden jeweils auf die Monate aufgeführt in die Tabelle eingetragen. So kann ich erkennen, ob die Einnahmen beständig sind oder schwanken.

FIXKOSTEN BERECHNEN

Die Ausgaben kann ich unterschiedlich aufführen. In unserem Modell führen wir in einer Tabelle nur die festen, regelmäßigen Ausgaben auf, die im Laufe des Jahres anfallen:

Wohnausgaben (Miete, Abzahlungen Darlehen, Wasser/Abwasser, Strom, Heizung, Straßenreinigung, Müllgebühren, Grundsteuer, Wartungsausgaben, GEZ etc.), Versicherungen (Wohngebäude, Hausrat, Privathaftpflicht, Tierversicherung und -steuer, Rechtschutz, Unfall etc.), Fahrzeug (Raten, Versicherung, Steuer, Inspektion etc.), Kinder (Taschengeld, Kitabeitrag, Vereinsbeiträge, Schulgebühren etc.), Sonstiges (Spenden, Vereine, Abos, Beiträge etc.), Rücklagenbildung (Autoanschaffung, Reparaturen, Urlaub).

Diese Ausgaben führe ich jeweils in dem Monat auf, in dem sie anfallen, egal, ob mehrmals im Jahr oder einmal im Jahr. Auf diese Weise kann ich mir einen Überblick verschaffen, wie viel Geld im jeweiligen Monat übrig bleibt für die Ausgaben des täglichen Lebens.

HAUSHALTSBUCH FÜHREN

Was unter dem Strich bei den jährlichen Fixkosten übrig bleibt, ist das Geld für das tägliche Leben. Über diesen Bereich kann man gut elektronisch oder analog ein Haushaltsbuch führen, in dem man zunächst plant, wie viel Geld für die einzelnen Bereiche zur Verfügung stehen könnte, und dann im Laufe des Monats einträgt, was tatsächlich ausgegeben wurde. Am besten plant man diese Ausgaben in Kategorien wie Essen und Trinken, Hygieneartikel, Tanken, Friseur, Geschenke, Kleidung Mann, Kleidung Frau, Kleidung Kinder, Büromaterialien, Deko und Garten, Urlaube, Freizeitaktivitäten, Reparaturen, Anschaffungen für die Wohnung etc. So kann man am Ende des Monats einen Überblick gewinnen, wofür wie viel ausgegeben wurde.

Wir lassen die Abbuchungen der regelmäßigen Ausgaben über ein zweites Konto laufen, auf das monatlich der Betrag geht, der notwendig ist, um im Jahresschnitt das Konto finanziell ausgeglichen zu gestalten. Wir rechnen alle Ausgaben auf das Jahr zusammen und teilen die Summe durch zwölf. Dieser Betrag wird (monatlich etwa aufgerundet) von unserem Gehaltskonto auf dieses Abbuchungskonto überwiesen und muss uns über das Jahr keine Sorgen mehr machen.

Henrik Diekmann ist Pastor der EFG Göttingen, verheiratet mit Stefanie und Vater von drei (fast) erwachsenen Kindern.

Geld von den Kindern erbitten?

„Jahrelang habe ich als alleinerziehende Mutter finanziell zu kämpfen gehabt. In der Corona-Krise sind für mich wichtige Einnahmequellen weggebrochen, meinen Kindern geht es finanziell gut. Ist es legitim, sich von ihnen unterstützen zu lassen?“

Auf den ersten Blick steckt in diesem Gedanken eine gewisse Logik. Nachdem Sie viel investiert haben, liegt es nahe, dass nun die Kinder Ihrerseits die unterstützende Rolle einnehmen können. Gerade wenn es Ihren Kindern finanziell gut geht, ist es durchaus denkbar, dass sie Ihnen nun unter die Arme greifen und Sie entlasten. Auf den zweiten Blick lauert hinter diesem Gedanken aber auch eine Gefahr.

Unsere Kinder schulden uns nichts

Die entscheidende Frage in diesem Zusammenhang ist, wie stabil und offen Ihr Verhältnis ist und welche Erwartungshaltung Sie mitbringen. Wenn Sie mit Ihren Kindern grundsätzlich in einem guten Kontakt sind und Ihre Begegnungen auf Augenhöhe stattfinden, spricht nichts dagegen, Ihre Kinder um eine finanzielle Unterstützung zu bitten. Wenn aber der Anspruch im Raum steht: „Nachdem ich mich jahrelang aufgeopfert habe, bist nun endlich du dran“, wird es kompliziert. Denn dieser Umkehrschluss unterliegt einem gewissen Denkfehler – nämlich, dass unsere Kinder uns etwas für unsere Arbeit als Eltern zurückgeben müssen.

Grundlegend tragen Eltern die Verantwortung, für ihre Kinder zu sorgen, bis diese selbst auf eigenen Füßen stehen. Das ist ein Job, der für alleinerziehende Eltern doppelt anspruchsvoll ist, den sie aber trotzdem erfüllen müssen. Eltern sind dafür verantwortlich, dass ihre Kinder alles bekommen, was sie zum Leben brauchen, sowohl finanziell als auch emotional. Für all dieses Engagement schulden uns unsere Kinder nichts. Sie müssen es nicht wiedergutmachen, dass wir sie ins Leben begleitet haben. Das ist ein wichtiger Aspekt, damit Kinder frei handeln und entscheiden können und nicht mit einer Erwartung belastet werden.

Freiwilligkeit ist wichtig

Auch wenn die Eltern-Kind-Beziehung ein Leben lang eine besondere bleibt, sollte es keine ungesunden Abhängigkeiten geben, sondern ein freundschaftliches Miteinander. Genauso wie wir unter Freunden auch nicht argumentieren würden, dass sie uns jetzt helfen müssen, weil wir irgendwann mal etwas für sie gemacht haben, sollten wir das bei unseren Kindern auch nicht tun. Wichtig ist, dass die Unterstützung auf Freiwilligkeit ausgelegt und nicht auf eine Wiedergutmachung gegründet ist.

Wenn diese Voraussetzungen gegeben sind, möchte ich Ihnen Mut machen, sich Ihren Kindern anzuvertrauen. Erzählen Sie von Ihren Nöten, erklären Sie Ihre Situation und suchen Sie gemeinsam nach einer Lösung. Klären Sie, ob es sich dabei um einen Kredit handeln könnte oder ob für Sie nur eine Schenkung möglich ist. Vielleicht gibt es ja Ihrerseits eine Idee, wie Sie die finanzielle Unterstützung auf eine andere Art ausgleichen können. Ich bin sicher, dass Sie von Ihren Kindern nicht hängen gelassen werden, wenn Sie ein freundschaftliches Verhältnis zu ihnen haben und ein solches Gespräch in aller Freiheit und auf Augenhöhe führen können.

Sonja Brocksieper ist Diplom-Pädagogin. Sie lebt mit ihrer Familie in Remscheid und leitet gemeinsam mit ihrem Mann die TEAM.F Regionalarbeit im Rheinland. sonja-brocksieper.de

Kleines Geld, große Party: Mit diesen 8 Tipps muss ein Kindergeburstag nicht viel kosten

Kindergeburtstage müssen kein Vermögen kosten. Katrin Leppert hat 8 Ideen zusammengestellt – für Zeiten, in denen man wieder so richtig feiern kann.

Als unsere Kinder ins Kindergeburtstagsalter kamen, musste ich recht schnell feststellen: Wer feiern will, muss investieren. „Wir fahren zum Kinder-Indoor-Spielplatz“, „Wir gehen Bogenschießen“, „Wir fahren ins Kino“ und sogar: „Wir fahren zum Starlight Express“, las ich auf diversen Einladungskarten. Ich war irritiert. Jetzt schon? Im Kindergarten?

Ich fand das alles übertrieben. Obwohl ich Geburtstage toll finde und Feiern sowieso. Aber was soll das alles kosten? So viel Geld hatten wir für die Party-Gestaltung unserer Kinder gar nicht eingeplant. Wir waren davon ausgegangen, dass man bis zum Teenie-Alter Topfschlagen, Reise nach Jerusalem und Blinde Kuh toll findet und mit klassischen Spielen und selbstgemachtem Essen den Tag verbringt. Doch offensichtlich waren die Ansprüche der Kinder – oder die der Eltern? – anders.

Und irgendwie graute es mir plötzlich davor, selbst Einladungen auszusprechen. Konnte ich den Ansprüchen genügen, wenn wir „nur“ zu Hause feiern? Wir waren verunsichert. Und dennoch entschieden wir uns ganz bewusst gegen den Trend. Wir waren zu geizig, teure Eintrittskarten und überteuerte Pommes zu kaufen. Wir waren zu überzeugt davon, dass der gute alte Kindergeburtstag seine Berechtigung hat. Und wir bekamen Recht: Jahr für Jahr haben wir mit kleinem Budget und viel Spaß Partys für unsere Kinder ausgerichtet. Wir haben viel investiert: Kreativität und Einsatz. Denn eins ist klar: Wer nicht das „Rundum-Sorglos-Paket“ bucht, muss den Alleinunterhalter spielen und anschließend dreckige Klos putzen. Aber es hat sich für uns immer gelohnt. Und so kann es gehen:

1. MottoParty

Kinder lieben Verkleidungen. Und für den Gastgeber ist es einfach, die Feier unter ein bestimmtes Motto zu stellen, an dem sich alles orientiert. Bei einer Zoo-, Piraten-, Zirkus- oder Fußball-Party kommen die Gäste in der entsprechenden (Ver-)Kleidung. Zum Essen gibt es Kuchen in Tierform, Piraten-Muffins, Rasen-grünen oder Zirkus-bunten Kuchen. Die Deko wird dem Motto entsprechend gestaltet und die Spiele auf das Thema abgestimmt. Aus Reise nach Jerusalem wird Ab in den Käfig, beim Topfschlagen werden Piraten-Taler gesucht, im Garten-Stadion stehen Spiele mit Bällen auf dem Plan und im Wohnzimmer-Zirkus werden verschiedene Nummern einstudiert und aufgeführt …

2. Farben-Feier

Alle Kinder kleiden sich in der festgelegten Farbe, die Deko und auch das Essen passen perfekt. Es gibt beispielsweise roten Wackelpudding, Erdbeer-Kuchen, rote Süßigkeiten und zum Abendessen Spaghetti mit Tomatensoße. Oder gelben Zitronenkuchen, Ananas-Bananen-Spieße, Pommes mit Majo …

3. Kreativ-Party

Feste, bei denen gebastelt oder gebacken wird, gehen schnell vorbei, denn Kreativität braucht Zeit. Im Internet gibt es viele tolle Bastelideen, die für Jungs und Mädchen gleichermaßen interessant sind und mit wenig Materialaufwand tolle Ergebnisse liefern. Gleichzeitig haben die Kinder etwas in der Hand, das sie anstelle einer süßen Tüte mit nach Hause nehmen können. Unser Highlight war der Geburtstag, auf dem wir Steckenpferde gebastelt haben und anschließend mit den Kindern durch den Wald „geritten“ sind. Oder das Fest, bei dem wir mit dem Buch „Conny backt Pizza“ alle Kinder zur Ruhe bringen konnten und jeder anschließend seine eigene Pizza zum Abendessen kreieren konnte.

4. Schatzsuche

Die gemeinsame Suche nach einem Schatz ist immer spannend, und es tut allen gut, sich nach dem Kaffeetrinken auszupowern. Eine einfache Schnitzeljagd, bei der man von Hinweis zu Hinweis laufen muss oder eine Foto-Rallye, bei der die Kinder Orte in der Nachbarschaft per Foto entdecken müssen, sind schnell vorbereitet und immer ein Erfolg. Wichtig: Beim Heben des Schatzes müssen alle gemeinsam arbeiten, und die Gruppe sollte immer zusammenbleiben. Der Inhalt des Schatzes könnte eine süße Tüte für jeden oder Material für eine Bastelaktion sein. Wir haben die Schatzkiste einmal ganz banal mit Seifenblasen befüllt und waren anschließend „arbeitslos“, weil alle Kinder beschäftigt waren.

5. Doppelter Spaß

Um Kapazitäten, Budget und Ideen zu bündeln, kann es sich lohnen, mit Freunden gemeinsam zu feiern. Oft überschneidet sich der Freundeskreis, und wenn die Geburtstage relativ nah beieinanderliegen, kann man eine große gemeinsame Party feiern. Dabei könnte man zum Beispiel in zwei großen Teams gegeneinander Sport- oder Gruppenspiele spielen oder Schmugglerspiele (Räuber gegen Polizisten) und Schnitzeljagden (Gruppe 1 sucht Gruppe 2) im Wald durchführen. Große Gruppen bieten viele Möglichkeiten und gleichzeitig kann man die Vorbereitung und Durchführung mit zwei Elternpaaren stemmen.

6. Gartenparty

Bei Sommerwetter ist eine Gartenparty ein Selbstläufer: Sandkasten, Rutsche und ein Planschbecken reichen schon, um auch kleine Kinder stundenlang zu beschäftigen. Es bietet sich an, zu den einzelnen Stationen Spiele vorzubereiten: Schätze im Sandkasten finden, Wasserbomben-Weitwurf oder andere Spiele mit Wasser. Auch größere Kinder finden Gartenpartys mit Pool und Lagerfeuer oder eine Übernachtung im Zelt spannend.

7. Beauty-Tag

Teenie-Mädels kann man mit einem Beauty-Tag überraschen. An verschiedenen Stationen werden Haare, Haut und Nägel verwöhnt, die Kids können sich gegenseitig massieren, frisieren und schminken. Anschließend gibt es ein Fotoshooting mit Fotos zum Sofort-Ausdrucken. 

8. Kino XXL

Ein Kinobesuch schluckt viel Geld. Genauso spaßig ist es im Heimkino: im Wohnzimmer, im Hobbyraum oder vielleicht im Gemeindehaus wirft ein Beamer den Lieblingsfilm an die Wand. Dazu gibt es eine Getränke-Bar und ein Chips-Buffet.

Die verschiedenen Ideen können für die entsprechenden Altersgruppen immer wieder angepasst werden. Ein Vorteil im Vergleich zu Kindergeburtstagen außer Haus ist der, dass die Gäste unter sich sind. Und oft genießen die Kinder das und kommen schnell ins freie Spiel oder ins Gespräch. So haben wir oft weniger Programm gebraucht als gedacht.

Katrin Leppert ist Redakteurin der Kinderzeitschrift KLÄX und lebt mit ihrem Mann und ihren vier Kindern in Marburg.

Wer bezahlt den Führerschein?

„Meine Tochter (17) will bald ihren Führerschein machen. Die Kosten dafür sind immens. Kann ich von ihr verlangen, einen Teil des Geldes selbst zu verdienen?“

Einen Führerschein zu erwerben, ist tatsächlich eine sehr teure Angelegenheit geworden. Mittlerweile müssen dafür 1.500 bis 2.000 Euro bzw. 3.000 bis 4.000 Franken eingeplant werden. Die Durchfallquoten sind in den letzten Jahren angestiegen und liegen sowohl bei den theoretischen als auch den praktischen Prüfungen bei über 30 Prozent. Eine Prüfung zu wiederholen, lässt die oben angegebenen Kosten nochmals anwachsen. Eine Ausgabe von einer solchen Höhe wird in den meisten Familien eingeplant und erspart werden müssen.

Der Führerschein ist für viele Jugendliche gleichzeitig ein wichtiger Schritt auf dem Weg ins Erwachsenwerden. Er ist, je nach Wohnort und Berufswahl, vielleicht auch notwendig. Wichtig ist, das Gespräch mit Ihrer Tochter über den Führerschein auf Augenhöhe zu führen. Wenn Sie Dinge einfach nur verlangen und die Regeln vorgeben, wird das Widerstände in ihr auslösen. Ein Gespräch, in dem Sie, aber auch Ihre Tochter, gleichberechtigt Ihre Wünsche und Vorstellungen äußern und Möglichkeiten aushandeln können, ist zielführender.

NICHT GEGENEINANDER, SONDERN MITEINANDER

Vielleicht ist es Ihnen auch wichtig, dass Ihre Tochter lernt, dass man im Leben nicht alles geschenkt bekommt, sondern es auch anstrengend sein kann, sich Wünsche zu erfüllen. Machen Sie deutlich, dass Sie grundsätzlich eine unterstützende Haltung haben, dass sich Ihr Kind nicht gegen Sie durchsetzen muss, sondern dass Sie sich gemeinsam den durchaus anstrengenden Realitäten des Lebens stellen. Nicht gegeneinander, sondern miteinander für den Führerschein.

Und dann können Sie gemeinsam kreativ werden und überlegen, wie das Geld für einen Führerschein zusammenkommen könnte. Hier ein paar Möglichkeiten:

  • Ihre Tochter nimmt einen Ferienjob oder Nebenjob an.
  • Großeltern unterstützen in der Regel gern ihre Enkelkinder. Ihre Tochter könnte bei Ihnen um Unterstützung bitten.
  • Ihre Tochter könnte sich zum nächsten Geburtstag oder zu Weihnachten Geld wünschen.
  • Ein gemeinsam angelegtes, zweckgebundenes Sparbuch, bei dem Sie jeden Euro, den Ihre Tochter einzahlt, verdoppeln.
  • Gibt es Erspartes, auf das zurückgegriffen werden kann?

Bei all diesen Überlegungen, die sich um den Führerscheinerwerb drehen, kann schon geklärt werden, wie es danach weitergeht. Zu welchen Bedingungen darf Ihre Tochter das vorhandene Familienauto mitnutzen? Gehen damit auch Verpflichtungen einher, zum Beispiel Einkäufe oder Fahrdienste zu übernehmen? Soll sie sich an der Autopflege beteiligen? Damit wird der Führerschein ein gutes Übungsfeld auf dem Weg zum Erwachsenwerden.

Michaela Schnabel lebt in Witten. Ihre drei Töchter haben einen Führerschein, den sie sich jeweils zu 2/3 selber finanzieren mussten.
Illustration: Sabrina Müller, sabrinamueller.com

„MEIN SOHN HAT SCHULDEN“

„Als ich kürzlich bei meinem Sohn zu Besuch war, zeigte er mir mehrere Schreiben von Inkasso-Unternehmen, die Geld von ihm forderten. Das Grundproblem ist, dass er mit seinem Einkommen nicht klarzukommen scheint. Wie sollen wir als Eltern uns verhalten?“

Zunächst einmal können Sie ihm signalisieren, dass Sie sich freuen, dass Ihr Sohn so viel Vertrauen hat, dass er sich Ihnen öffnet. Denn zuzugeben, dass man sich finanziell übernommen hat und mit den Konsequenzen nicht mehr klarkommt, ist beschämend und kostet wirklich Mut. Ein erster Impuls, die Schulden zu übernehmen, sollte gut bedacht werden. Oft ist zu beobachten, dass der junge Erwachsene sich danach erneut verschuldet.

WIE KOMMT ES ZU SCHULDEN?

Das selbstständige Leben mit festen Verpflichtungen wie Miete oder Strom ist für junge Erwachsene noch ungewohnt und birgt manche Tücken. Im Freundeskreis dazuzugehören, kostet Geld: Mobilität, Erreichbarkeit, Fitness- studio, gemeinsame Unternehmungen … Schnell geht da der Überblick verlo-ren. Auch unvorhergesehene Ereignisse wie eine Stromnachzahlung oder eine Autoreparatur sind nicht so leicht aufzufangen. Bargeldloses Bezahlen (ec-Karte, Lastschriften) erschwert es, den Überblick über die Ausgaben zu behalten. Für vieles werden Verträge abgeschlossen. Dabei Kündigungsfristen im Auge zu behalten, gelingt nicht immer. Eine typische Falle für Schulden bei jungen Erwachsenen sind Verträge, die für Freunde abgeschlossen werden. Der Freund verspricht, regelmäßig zu zahlen, doch schon nach kurzer Zeit funktioniert das nicht mehr.

WAS HILFT?

Im akuten Fall ist ein Gang zur Verbraucher- oder Schuldnerberatung anzuraten. Die fachliche Unterstützung, um die Rechtmäßigkeit der Forderungen zu überprüfen, einen Ratenzahlungsplan aufzustellen oder auch Vergleiche mit den Gläubigern zu schließen, ist sehr hilfreich. Vorbeugend ist es sinnvoll, ein Haushaltsbuch zu führen. Monatliche und jährliche Einnahmen und Ausgaben übersichtlich einzutragen, bedeutet auch, sich mit seinem Konsum auseinanderzusetzen. Weshalb gebe ich Geld wofür aus, welche Einstellungen stehen dahinter? Ein Haushaltsbuch braucht Disziplin, ist aber hilfreich, um das eigene Konsumverhalten besser kennenzulernen. Außerdem ist es hilfreich, regelmäßig Geld zurückzulegen, damit unvorhergesehene Ausgaben und größere Investitionen finanziert werden können.

Erwachsen werden bedeutet auch, Fristen und Termine einzuhalten, sich begehrte Dinge zu versagen, bis man sie sich leisten kann, den Überblick über die komplexe finanzielle Situation zu erwerben. Es ist ein Lernprozess, bei dem Fehler passieren dürfen.

Geld ausgeben zu können hat in unserer wohlstands- und konsumorientierten Gesellschaft Bedeutung für das Selbstwertgefühl und sichert die soziale Zugehörigkeit. In einem gemeinsamen Gespräch könnten diese Aspekte besprochen werden.

Michaela Schnabel ist Mutter von drei erwachsenen Töchtern. Sie arbeitet als Sozialpädagogin und lebt in Witten.

 

→ Finanz-Helfer

Haushaltsbücher gibt es auch digital oder als App, z.B. den „Finanzchecker“der Sparkasse.

Hilfreiche Tipps und Tools gibt es auf diesen Websites:

www.verbraucherzentrale.de
www.geldundhaushalt.de
www.schulden.ch

„Die können ja nicht mit Geld umgehen“

Neulich beim Friseur. Ein Mann Ende 30 unterhält sich mit der Friseurin über seine 12-jährige Tochter. Sie kommen aufs Thema Taschengeld. „Nein, Taschengeld bekommt sie nicht. Sie kriegt ja von uns alles, was sie möchte“, erklärt der Vater. „Aber ich habe ein Sparkonto für sie angelegt“, fügt er fast entschuldigend hinzu. Vielleicht hat er Sorge, sonst als Rabenvater dazustehen? Die Friseurin fragt nach: „Und wann bekommt sie das Geld?“ Der Vater erklärt: „Wenn sie mit der Schule fertig ist. Die jungen Leute können ja nicht mit Geld umgehen. Und wenn sie dann eine eigene Wohnung hat und ein Auto, dann kann sie das bestimmt gut gebrauchen …“

Mir fällt fast die Brigitte aus der Hand. Habe ich richtig gehört? Wie soll denn das Mädchen lernen, mit Geld umzugehen, wenn sie immer alles bekommt? Wenn sie kein eigenes Geld hat, mit dem sie üben kann? Und wie geht es weiter, wenn das Geld von Papas Sparkonto aufgebraucht ist? Wie sollen unsere Kinder zu selbstständigen Erwachsenen werden, wenn wir Eltern ihnen alles abnehmen? Wenn wir ihnen nichts zutrauen?

Das ist nicht nur beim Umgang mit Geld so. Das gilt auch fürs Kochen, fürs Taschepacken, fürs An-Sachen-Denken, fürs Termine-Planen. Da ist bei mir sicher auch noch Luft nach oben. Von daher war dieses mitgehörte Gespräch beim Friseur ein guter Impuls für mich. Und vielleicht ja auch für euch!

Bettina Wendland

Redakteurin Family/FamilyNEXT

Den Führerschein bezahlen?

„Unsere Tochter (16) möchte sich für den Führerschein anmelden. Sie geht selbstverständlich davon aus, dass wir die Kosten übernehmen. Das wäre bei allen Familien so … Stimmt das?“

In Erziehungsfragen gibt es nichts, was „alle“ Familien gleich lösen. Auch wenn Jugendliche das Gefühl haben, in ihrem Freundeskreis seien alle Eltern großzügiger mit Geld als ihre eigenen: Lassen Sie sich davon nicht verunsichern! Fahrstunden und Führerscheinprüfung summieren sich in Deutschland im Schnitt auf 1.300 Euro, in der Schweiz können es bis zu 2.500 Franken werden. Dabei hängen die Gesamtkosten vom Tarif der einzelnen Fahrschule und von der Anzahl der benötigten Fahrstunden ab. In jedem Fall ist es eine große Summe, die die meisten Familien nicht spontan aufbringen können.

GRUPPENDRUCK
Für Jugendliche ist der Erwerb des Führerscheins ein wichtiger Entwicklungsschritt. Selbst Auto fahren zu können, eröffnet Jugendlichen neue Freiheiten und gibt ihnen Selbstbewusstsein. Der Gruppendruck im Freundeskreis ist nicht zu unterschätzen. Daneben setzen viele Arbeitgeber voraus, dass Bewerber eine Fahrerlaubnis haben.

Deshalb halte ich es nicht für die beste Idee, Ihre Tochter einfach auf später zu vertrösten: „Wenn du dir das Geld selbst zusammengespart hast, kannst du den Führerschein machen, vorher nicht.“ Manche Jugendliche fühlen sich dadurch angespornt und sind stolz, wenn sie es ganz aus eigener Kraft geschafft haben. Für viele ist es eher frustrierend zu sehen, dass andere den Führerschein schon haben, während sie selbst noch versuchen, ihr Taschengeld zusammenzukratzen.

INDIVIDUELLE LÖSUNGEN
Das bedeutet nicht, dass Sie die komplette Summe sofort aufbringen müssen. Einer der folgenden Kompromissvorschläge kann helfen:

  • Halbe-halbe: Sobald Ihre Tochter etwa die Hälfte des benötigten Betrags zusammengespart hat, legen Sie als Eltern die andere Hälfte drauf.
  • Oma und Opa: Es gibt Großeltern, die von selbst mit Geldgeschenken auf ihre Enkel zugehen. Andere helfen gerne nach ihren Möglichkeiten, wenn sie freundlich gefragt werden. Wenn die Enkelin den Großeltern anbietet, ihre neuen Fähigkeiten bei Gelegenheit für Fahrdienste zur Verfügung zu stellen, kann sie sicher mit mehr Unterstützung rechnen.
  • Jobben: Manche Jugendliche suchen sich gezielt einen Nebenjob, um den Führerschein zu finanzieren. Drei Monate nachmittags im Supermarkt Regale einräumen – das verdiente Geld reicht fast für die Fahrstunden.
  • 18. Geburtstag: In vielen Familien ist ein größeres Geschenk zur Volljährigkeit üblich. Das kann ja auch ein Geldbetrag für den Führerschein sein, an dem sich Verwandte oder die Partygäste beteiligen.
  • Führerschein-Sparbuch: Sollte Ihre Tochter sich darauf einlassen, die Fahrerlaubnis erst mit 18 in Angriff zu nehmen, können Sie für die Zeit bis dahin ein zweckgebundenes Konto einrichten, auf das jeden Monat von Ihnen und Ihrer Tochter eine kleinere Summe eingezahlt wird. So entsteht das Gefühl eines gemeinsamen Projekts.

Ich finde es wichtig, Jugendlichen zu vermitteln, dass der Erwerb von mehr Selbstständigkeit mit eigenen Opfern verbunden sein kann. Auf der anderen Seite sehe ich es als eine Erziehungsaufgabe, das Erwachsenwerden zu unterstützen – im Rahmen der eigenen Möglichkeiten auch finanziell.

Reinhild Mayer ist Mutter von zwei erwachsenen Söhnen und arbeitet in der Redaktion von Family.

In aller Freiheit

So leben wie alle anderen – das kommt für Annette und Tobias Lapp nicht in Frage. Sie wollen frei sein von gesellschaftlichen Konventionen. Doch in einem Punkt geht die Rechnung nicht auf … Weiterlesen