Beiträge

Viel Gemüse und Obst

„Ich bin unsicher, was für eine gesunde Ernährung meiner Kinder wichtig ist. Welche Regeln muss ich beherzigen?“

Eine Empfehlung, die Sie sicher kennen, ist: Viel Obst und Gemüse! Wobei es eigentlich „Gemüse und Obst“ heißen sollte. Offiziell werden zwei Portionen Obst und drei Portionen Gemüse empfohlen, wobei eine Portion etwa eine Hand voll bedeutet (bei Kindern entsprechend Kinderhände).

GESUNDE SNACKS
Nicht alle Kinder sind begeisterte Gemüseesser, doch es gibt ein paar Tricks, wie man ihnen die gesunden Snacks schmackhafter machen kann. In einem leckeren Beeren- Smoothie fällt etwas Spinat zum Beispiel kaum auf. Lustige Gesichter aus kleinen Möhrenstücken, Tomaten und Paprika auf dem Teller machen Appetit auf Rohkost. Viele Kinder mögen auch Suppen aus püriertem Gemüse gern. Zu viel Obst ist übrigens eher schädlich, da es viel Fruchtzucker enthält – übertreiben Sie es daher nicht. Kaufen Sie, wenn möglich, Bioprodukte, um die Schadstoffbelastung gering zu halten. Verzichten Sie auf Brote aus weißem Weizenmehl, da dies wenig nahrhaft ist. Besser sind Brote aus fein gemahlenem Vollkorn. Auch Hafer ist ein gesundes Getreide. Brote aus Hafer-, Dinkel- oder Buchweizenmehl lassen sich übrigens problemlos selbst backen. Und versuchen Sie doch mal Vollkornnudeln oder Nudeln aus roten Linsen!

VEGETARISCH?
Ein kritisches Thema ist der Milchkonsum. Lange Zeit hieß es, Milch sei gesund wegen des Calciumgehalts. Allerdings häufen sich Hinweise darauf, dass Milch auch ungesund sein kann – kein Wunder, bei den Bedingungen, unter denen viele Kühe gehalten werden! Haben Sie daher den Konsum von Milchprodukten im Blick, neben Milch und Kakao auch Käse, Joghurt, Quark, Eis und anderes. Versuchen Sie, die tägliche Menge auf ca. 350 Gramm zu begrenzen und kaufen Sie möglichst Bio-Produkte, da diese weniger mit Antibiotika- Rückständen belastet sind. Viele Kinder trinken auch gern mal Hafer- statt Kuhmilch. Eine rein vegane Ernährung ist für Kinder eher kritisch zu sehen, da leicht Mangelzustände entstehen können. Vegetarische Ernährung ist möglich, jedoch müssen Sie als Eltern dann für alternative Eisenquellen sorgen, zum Beispiel in Form von Hirse, Hafer, rohem Fenchel, Pfirsich, Aprikose, Linsen oder Kichererbsen. Da der Körper pflanzliches Eisen schlechter verwerten kann, sollten Sie auf die Kombination dieser Lebensmittel achten: Vitamin C, zum Beispiel in Obst, fördert die Eisenaufnahme, während Milchprodukte, Eier, Tee, Getreideprodukte, Kleie, Soja und Nüsse die Aufnahme hemmen. Ich empfehle eine fleischarme Ernährung: ein- bis zweimal die Woche Biofleisch, möglichst einmal davon Rindfleisch, ist eine gute und zuverlässige Quelle für Eisen und Vitamin B12. Zusätzlich empfiehlt es sich, einmal pro Woche Fisch zu essen.

VERSTECKTEN ZUCKER MEIDEN
Ein Streitthema ist und bleibt Zucker! Ein zu hoher Konsum hat viele negative Folgen wie Karies, Übergewicht, Konzentrationsprobleme, Diabetes. Die offizielle Empfehlung für die tägliche Menge beträgt maximal 25 Gramm. Da Zucker auch in Joghurts, Ketchup, Brötchen und anderen Lebensmitteln versteckt ist, ist dieses Maß schnell erreicht. Suchen Sie nach Alternativen: passierte Tomaten statt Ketchup, selbstgemischter Joghurt aus Naturjoghurt und zuckerfreiem Apfelmus. Gewöhnen Sie Ihren Kindern an, ihren Durst mit Wasser zu stillen, denn Säfte – auch reine Fruchtsäfte – enthalten sehr viel Zucker. Erklären Sie Ihrem Kind, warum Zucker nur in Maßen okay ist.

Melanie Schüer ist Erziehungswissenschaftlerin und Gesundheitsberaterin für Schwangere. Sie bietet Onlineberatungen für Eltern von Babys und Kleinkindern mit Schrei- und Schlafproblemen sowie für Schwangere (www.neuewege.me)

Kinder haben’s auch im Kreuz

Mit der Zahl an Schuljahren steigt das Risiko, dass Kinder von Rückenschmerzen betroffen sind. Neben Verletzungen im Rückenbereich und falscher Belastung sind vor allem Bewegungsmangel und eine schwache Rückenmuskulatur Ursachen für die Schmerzen. Amerikanische Experten ermittelten, dass bereits mit sieben Jahren ein Prozent der Kinder Rückenschmerzen im Lendenwirbelbereich hat, mit zehn Jahren sind es schon sechs Prozent, bei den 14-bis 18-Jährigen leidet fast jeder Fünfte darunter. Die meisten Fälle seien in der Regel harmlose Funktionsstörungen und gut zu behandeln, sagt Professor Dr. med. Bernd Kladny, stellvertretender Generalsekretär der Deutschen Gesellschaft für Orthopädie und Unfallchirurgie (DGOU). „Trotzdem ist es wichtig, jedes einzelne Kind körperlich zu untersuchen, um eine ernsthafte Erkrankung oder Fehlbildung auszuschließen.“

Verletzungen, Wachstumsstörungen oder auch Stress können Grund für die Schmerzen sein. Meist ist es zu schwere oder falsche Belastung, die den Kindern und Jugendlichen Schmerzen im Rücken bereitet. „Das Muskel- und Skelettsystem von Kindern und Jugendlichen befindet sich noch in der Entwicklung und ist deswegen besonders anfällig für Verletzungen und Verspannungen“, erklärt Kladny. Hinzu komme, dass die meisten Kinder mehr als die Hälfte ihres Tages im Sitzen verbringen: Nach der Schule verdrängen Smartphone und Spielekonsole aktive Hobbys wie Fußball, Schwimmen oder Reiten von der Liste der liebsten Freizeitbeschäftigungen. Wer sich mindestens eine Stunde am Tag bewegt, stärkt damit die Muskeln im Rücken, die auch die Wirbelsäule unterstützen und beuge so Schmerzen vor.

Eine wichtige Rolle kommt beim Thema Rückengesundheit auch den Eltern zu: Wer sein Kind zu mehr Bewegung ermutigen will, sollte selbst mit gutem Beispiel vorangehen. Dies bedeutet, den eigenen Gebrauch von TV, Tablet oder Smartphone einzuschränken und die Freizeit aktiv mit Spaziergängen, Schwimmbadbesuchen oder Fahrradtouren zu gestalten.

Weitere Infos: www.dgou.de

Mehr Spielplatz, weniger Smartphone

Experten beobachten weltweit eine deutliche Zunahme der Kurzsichtigkeit. „Besonders die asiatischen Länder sind von dem unscharfen Sehen in der Ferne betroffen“, sagt Professor Dr. med. Karl Ulrich Bartz-Schmidt,  Ärztlicher Direktor der Universitäts-Augenklinik Tübingen und Präsident des diesjährigen Kongresses der Deutschen Ophthalmologischen Gesellschaft (DOG). In China etwa sind in manchen Regionen bis zu 90 Prozent der Jugendlichen und jungen Erwachsenen kurzsichtig.

In Deutschland beträgt der Anteil derzeit 35 bis 40 Prozent. „Wir rechnen aber auch hierzulande mit einem starken Anstieg“, erklärt Professor Dr. med. Wolf Lagrèze, Leitender Arzt der Sektion Neuroophthalmologie, Kinderophthalmologie und Schielbehandlung von der Universitäts-Augenklinik Freiburg. „Die Gründe sind vermutlich veränderte Spiel- und Freizeitaktivitäten mit vermehrter Nutzung von Smartphones und iPads, verbunden mit intensivem Lernverhalten in Räumen, die wenig Tageslicht bieten“, so Lagrèze. In Asien verbringen Kinder viele Stunden täglich am Schreibtisch, um den Anschluss im Bildungsbereich nicht zu verpassen.

Aus der Analyse leiten sich Gegenmaßnahmen ab. So zeigt eine Studie in Taiwan, dass Schulkinder weniger kurzsichtig werden, wenn sie die Pausen draußen statt drinnen verbringen – Tageslicht schützt vor Brillenbedürftigkeit. „Untersuchungen belegen, dass es mindestens zwei Stunden Aufenhalt im Freien pro Tag sein sollten, wobei Lichtstärken von mindestens 10.000 Lux erreicht werden sollten“, erklärt Lagrèze. Zum Vergleich: Ein bewölkter Tag kann diesen Wert unterschreiten, ein gut beleuchteter Klassenraum bringt es auf maximal 500 Lux. „Um die Lichtintensität zu erhöhen, werden deshalb etwa in Singapur taghelle Schulzimmer erprobt“, so Lagrèze.

Ein zweiter Hebel setzt am Nutzungsverhalten von Smartphone & Co an. „Die Nutzung erfordert eine Nahsicht und findet häufig in Innenräumen statt – zwei Faktoren, die Kurzsichtigkeit fördern können“, erläutert Lagrèze. „Eltern sollten die Online-Nutzung ihrer Kinder deshalb kontrollieren und gegebenenfalls dosieren, in dem sie Alternativen anbieten und ermöglichen“, rät Lagrèze. Nach aktuellen Schätzungen sind zehn Prozent der Dreijährigen und 50 Prozent der Achtjährigen regelmäßig online.

„Zusammengefasst lautet die wichtigste Empfehlung: mehr Spielplatz, weniger Smartphone“, so Lagrèze. Zumal dieses Freizeitverhalten noch weitere positive Effekte hat – es verbessert die Stimmung und schützt vor Übergewicht. „Eine wirkungsvolle Maßnahme, die nichts kostet“, freut sich der DOG-Experte.

 

 

 

 

 

 

 

 

Gesunde Kinder

Die gute Nachricht zuerst: „Nach Einschätzung der Eltern weisen 94 Prozent der Kinder und Jugendlichen einen sehr guten oder guten allgemeinen Gesundheitszustand auf.“ Das ist ein wesentliches Ergebnis der „Studie zur Gesundheit von Kindern und Jugendlichen in Deutschland“ (KiGGS), die heute veröffentlicht wurde. Sie umfasst den Zeitraum von 2009 bis 2012. Im Vergleich zur KIGGS-Basisstudie, die zwischen 2003 und 2006 erstellt wurde, rauchen Heranwachsende weniger und trinken weniger Alkohol. Dreiviertel der Kinder und Jugendlichen treiben regelmäßig Sport.

Die schlechte Nachricht: Immer noch haben Kinder aus sozial schwachen Familien ein höheres Risiko für bestimmte Erkrankungen.

Zu den häufigsten Erkrankungen im Kindes- und Jugendalter gehören Allergien, allein neun Prozent der Kinder und Jugendlichen leiden an Heuschnupfen. Besonders häufig sind auch psychische Erkrankungen: Bei 20 Prozent der Befragten zwischen 3 und 17 Jahren wurden Hinweise auf psychische Störungen festgestellt.

Weitere Informationen: www.rki.de, www.kiggs-studie.de