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Innere Stärke: Mit fünf Knöpfen machen Sie Ihr Kind glücklicher

Wie können Eltern dafür sorgen, dass sich ihr Kind in seiner Haut wohlfühlt? Laut Kinderbuchautorin Dela Kienle braucht es dafür nicht viel.

Endlich Sommerfest! Fröhlich schlendert meine Elfjährige in die Schule, in ihrem neuen knatschroten Kleid und mit selbstgebackenem Kuchen. Doch als sie zurückkommt, ist sie übellaunig und verbarrikadiert sich in ihrem Zimmer. Erst beim Ins-Bett-Bringen verrät sie mir, was passiert ist: Zwei Klassenkameraden, mit denen sie sich sonst gut versteht, haben sie wegen des roten Kleids ausgelacht. Sie würde aussehen wie eine Tomate. „Und das hat dir das ganze Sommerfest verdorben?“ Meine Tochter nickt mit Tränen in den Augen.

Natürlich ist das kein riesiges Drama – nur ein winziges Beispiel. Wohl allen Eltern fallen Gelegenheiten ein, in denen ihr Kind sich von Gleichaltrigen kränken oder einschüchtern ließ. In denen es „Kann ich eh nicht!“ murmelt oder an sich zweifelt, weil es nicht zu einem Geburtstagsfest eingeladen wurde. Vielleicht gibt es auch Momente, in denen es sich zu unsportlich, uncool oder sonst irgendwie nicht gut genug fühlt. Am liebsten würde man sein Kind dann gleichzeitig umarmen und schütteln, weil es wirklich begreifen soll: Du bist wunderbar, genau wie du bist! Lass dir nichts von anderen einreden! Und sei bitte nicht so streng mit dir!

Sei selbst dein bester Freund!

Es ist eine wichtige Lektion, die ein junger Mensch lernen muss, wenn er halbwegs zufrieden durchs Leben gehen will: Sei selbst dein bester Freund! Wer gut mit sich umgeht und positiv denkt, entwickelt Selbstvertrauen, quält sich seltener mit Zweifeln und kann sich schneller aufheitern, wenn etwas nicht so richtig klappt. Er kümmert sich um sich und nimmt seine Stärken und Schwächen an. Mit Egoismus hat gesunde Selbstliebe übrigens nichts zu tun. Wer in sich ruht, muss sich nicht dauernd aufs Neue beweisen, wie toll er ist. Er kann sich auch mal zurücknehmen und fragt nicht ständig, was er zurückbekommt, wenn er anderen etwas gibt.

Unser Denken formt das Gehirn

Gedanken haben eine erstaunlich große Macht. In unserem Gehirn sind Milliarden Nervenzellen miteinander verwoben. Ein Gedanke saust wie ein Elektroblitz von einer Zelle zur nächsten. Je häufiger wir eine Verbindung benutzen, desto stärker wird sie. Das Gehirn ändert sich also ständig – indem wir denken und uns mit bestimmten Dingen beschäftigen. Wir alle sind wie Bildhauer: Durch unser Denken und Tun formen wir Teile des Gehirns!

Und dann hört ein Kind Sätze wie: „Das kannst du nicht!“, oder: „Ist ja typisch für dich!“ Oder es denkt selbst voller Entmutigung: „Was stimmt bloß nicht mit mir?“ Solch ein Satz wird im Gehirn gespeichert. Und je öfter das Kind ihn gedanklich wiederholt, desto leichter kommt er ihm wieder in den Sinn, sobald etwas nicht gleich klappt. Das Negative verstärkt sich selbst. Doch zum Glück stimmt auch das Gegenteil: Das Kind kann sich angewöhnen, auf Positives zu achten, sich selbst zu bestärken und freundliche Gedanken zu denken! Je häufiger es das tut, desto leichter fällt es ihm, aus einem negativen Muffel-Modus auszubrechen.

Das Knopf-Experiment

Manche Psychologinnen und Psychologen glauben, dass es eine Formel gibt: Es geht uns richtig gut, wenn wir dreimal mehr positive Gedanken haben als negative. Nur ist das manchmal ja leider gar nicht so einfach. Nehmen wir einen typischen Montagmorgen. Beim Frühstück kippt Orangensaft um, die Geschwister streiten, alle sind hektisch. Doch wir haben es selbst in der Hand, wie der Tag danach weitergeht. Wir können unsere Sinne schärfen – und auf die vielen erfreulichen Kleinigkeiten achten, von denen ich glaube, dass Gott sie uns täglich schenkt.

Wie wäre es mit einem Experiment? Jedes Kind bekommt morgens fünf hübsche Knöpfe, steckt sie in die Hosentasche und hält nach Gutem und Erfreulichem Ausschau. Vielleicht entdeckt es auf dem Schulweg einen Marienkäfer, einen duftenden Strauch oder eine lustig geformte Wolke? Die Natur ist wundervoll, wenn man nur genau hinschaut! Wer etwas Positives bemerkt, lässt einen Knopf in die andere Tasche wandern. Auch Erfolgserlebnisse zählen – und Spaß. Vielleicht versteht das Kind plötzlich etwas Kompliziertes in Mathe, oder es lacht sich in der Pause mit seinen Freunden schlapp. Wenn alle wieder zu Hause sind, bietet sich so der Einstieg für ein wunderbares Gespräch beim Familienessen: Wie oft haben eure Knöpfe heute die Seite gewechselt? Was war an diesem Tag besonders erfreulich?

Auf die Eltern kommt es an

Auch ich versuche, mich an duftenden Sträuchern zu erfreuen, statt immer nur durch die Stadt zu hetzen. Aber es gibt eine Übung, die ich für uns Eltern sogar noch wichtiger finde: Dass wir uns immer wieder ganz bewusst unseren Kindern zuwenden! Ob sie ein gesundes Selbstwertgefühl entwickeln, hängt nämlich auch davon ab, wie wir Erwachsene auf sie reagieren. Hören wir ihnen richtig zu, wenn sie etwas erzählen wollen? Oder geben wir ihnen häufig das Gefühl, lästig zu fallen? Lassen wir uns ständig vom Handy ablenken, selbst wenn man gerade zusammen spielt oder isst? Fehlende Aufmerksamkeit vermittelt dem Kind: „Ich bin es wohl nicht wert, dass man mich beachtet.“

Manchmal muss ich mich auch dazu ermahnen, das Positive im Blick zu behalten: all die guten Eigenschaften, Verhaltensweisen und Erfolge der Kinder. Bei einem Baby feiern wir Eltern noch täglich jeden winzigen Fortschritt. Doch bei älteren Kindern starren wir manchmal zu sehr auf Fehler und Schwächen, versuchen in bester Absicht, diese zu korrigieren. Doch dabei betonen wir viel zu selten, was bereits wunderbar läuft und was wir an unseren Kindern lieben. Warum eigentlich?

Anstrengungen loben

Für die Familienstimmung ist es so viel besser, wenn wir einen positiven Fokus beibehalten. Allerdings heißt das nicht, dass wir Kinder wahllos mit Lob überschütten sollten. Erziehungswissenschaftler warnen sogar davor, alles mit „Suuuper, ganz toll!“ zu bejubeln. Viel besser sei es, aufrichtig zu loben und ganz genau zu beschreiben, was einem gefällt. Es ist auch empfehlenswert, eher die Anstrengung zu loben, als Können oder Ergebnis. „Toll, dass du so fleißig für die Mathe-Arbeit gelernt hast!“, ist besser als „Du bist Mamas Mathe-Genie!“

Manchmal schadet es auch nichts, sich eine Bewertung ganz zu verkneifen. Wir neigen dazu, Dinge in gut und schlecht, in richtig und falsch einzuteilen. Schenkt mir mein Kind ein selbstgemaltes Bild, will es mir eine Freude machen. Doch mir rutscht fast automatisch eine Beurteilung heraus: „Wow, das sieht ja toll aus!“ Warum bedanke ich mich nicht einfach mit einem dicken Kuss? Auch in der Schule werden Kinder tagein, tagaus bewertet. So entsteht die Gefahr, dass Kinder ständig auf Bestätigung von außen warten und womöglich nur dann mit sich zufrieden sind, wenn ihre Eltern oder die Lehrerin sie loben.

Bestätigung nicht von anderen erwarten

Es gibt noch andere Quellen für Selbstwert, die problematisch sind: Manche Kinder (und Erwachsene!) fühlen sich zum Beispiel vor allem gut, wenn sie denken, dass sie anderen überlegen sind. Oder wenn sie mehr besitzen. Oder wenn sie besser aussehen und von anderen für irgendetwas bewundert werden. Auf den ersten Blick wirken solche Menschen manchmal sogar „selbstbewusster“ als schüchterne Zeitgenossen. Aber ihr Selbstwert ist brüchig, und sie befinden sich in einer unguten Abhängigkeit. Denn wie fühlen sie sich wohl, wenn Erfolg oder Bestätigungen plötzlich ausbleiben?

Nein, das wollen wir unseren Kindern nicht wünschen! Sie sollen sich selbst bestärken, anstatt auf das Lob anderer zu warten. Sie sollen positiv denken, statt über Unerfreuliches zu nörgeln. Sie sollen mit den Schultern zucken, wenn andere unfreundlich zu ihnen sind – und knatschrote Sommerkleider tragen, wenn sie ihnen gefallen. Meiner Meinung nach haben gläubige Familien zudem einen Trumpf in der Hand, wenn es darum geht, gesunden Selbstwert zu vermitteln: Sie können ihrem Kind nahebringen, dass es für Gott unendlich kostbar ist. Dass er es mit all seinen Stärken und Schwächen liebt. Der christliche Gott sagt voller Überzeugung „Ja“ zu jedem Menschen. Auch unser Kind ist eine wunderbare Original-Ausgabe, die es nur ein einziges Mal weltweit gibt. Und es ist goldrichtig, wie es ist!

Dela Kienle ist Journalistin und Kinderbuchautorin („Dein bester Freund? Bist du!“, Ravensburger Verlag GmbH). Mit ihrer Familie lebt sie in der holländischen Grachtenstadt Leiden.

Studie zeigt: Wer sich in Beziehungen mächtig fühlt, ist zufriedener damit

Menschen, die das Gefühl haben, Einfluss in ihrer Partnerschaft zu haben, sind zufriedener mit ihrer Beziehung. Das ist das Ergebnis einer Studie von Prof. Astrid Schütz von der Otto-Friedrich-Universität Bamberg und Doktorand Robert Körner von der Universität Halle-Wittenberg.

Macht ist für viele ein negativ besetzter Begriff. Sie stellen einen Zusammenhang zwischen Macht und Beziehungsqualität fest. Wie geht das zusammen?
Astrid Schütz:
Das Image von Macht ist zu Unrecht so negativ, denke ich. Wenn wir von der Möglichkeit sprechen, Einfluss zu nehmen, dann klingt es schon nicht mehr so negativ. Eigentlich wollen wir alle in unserem Leben Kontrolle und Einfluss haben. Das Gegenteil wäre Ohnmacht und das ist ja ganz klar ein negativer Begriff. Es geht nicht darum, jemanden zu unterdrücken, sondern darum, in angemessener Weise die eigenen Ziele zu verfolgen. Dann ist eine zufriedene Beziehung und Macht auch kein Gegensatz.

Sie unterscheiden zwischen objektiver Macht und subjektiv empfundener Macht.
Robert Körner:
 Es geht zum einen um die erlebte Macht. Wie sehr glaubt man selbst, den Partner oder die Partnerin in einer Beziehung beeinflussen zu können? Wie sehr ist man davon überzeugt, in der Beziehung Entscheidungen zu treffen? Die positionelle Macht ist ein objektives Macht-Merkmal. Da geht es um Einkommen, den beruflichen Status, den Bildungsabschluss etc.

Liegen objektive Macht und das Macht-Erleben in der Beziehung denn auch mal weit auseinander?
Robert Körner:
 Da ist schon ein Zusammenhang. Wer objektiv viel Macht hat, der erlebt das auch so, dass er oder sie Entscheidungen treffen kann. Allerdings können die Aspekte im Einzelfall auch losgelöst voneinander sein.

Ist ein Gleichgewicht nicht besser?

Mich hat überrascht, dass Sie keinen positiven Zusammenhang zwischen Beziehungsqualität und Macht-Balance feststellen konnten.
Astrid Schütz:
 Ja, wir waren auch überrascht.
Robert Körner: In früherer Forschung wurde tatsächlich ein Zusammenhang zwischen Macht-Balance und Beziehungsqualität festgestellt. Allerdings haben wir die Zusammenhänge statistisch differenzierter ausgewertet und aktuellere Methoden verwendet. Es könnte aber auch sein, dass unsere Stichprobe durch Paare charakterisiert war, die sowieso ein Macht-Gleichgewicht hatten. Dann wäre trotzdem denkbar, dass sich ein extremes Macht-Ungleichgewicht negativ auf die Beziehungsqualität auswirkt.
Astrid Schütz: Ich denke, es geht darum, dass beide damit zufrieden sind, wie sie Einfluss ausüben können. Solange die Person, die weniger Macht hat, das Gefühl hat: „Ich kann das, was mir wichtig ist, durchsetzen“, ist die Macht-Balance nicht so entscheidend.

Was ist eine effektive Form der Einflussnahme in Beziehungen?
Astrid Schütz:
 Ich sehe die gewaltfreie Kommunikation, wie sie Rosenberg beschrieben hat, als eine effektive Strategie der Einflussnahme. Sie stößt beim anderen auf weniger Abwehr, als wenn ich versuche, etwas durchzudrücken. So kann ich auf Dauer konstruktiv Einfluss nehmen.

Wie wurde die Studie umgesetzt?

Wie messen Sie Beziehungsqualität?
Robert Körner:
 In dem Fragebogen konnten die Befragten bestimmten Aussagen zustimmen. So lässt sich insgesamt die Beziehungsqualität abbilden. Wir haben uns verschiedene Bereiche angeschaut: Die Bewunderung für den Partner beziehungsweise die Partnerin, daneben das Vertrauen, das man gegenüber der anderen Person hat. Auch Sexualität haben wir uns angeschaut und ob man sich unterdrückt oder eingeschränkt fühlt. Außerdem spielte das Engagement für die Beziehung eine Rolle.

Bei Leuten, die sich nicht als einflussreich in ihrer Beziehung empfunden haben, waren diese Werte niedriger?
Robert Körner:
 Genau. Das Gefühl, Entscheidungen in der Ehe bestimmen zu können, hat entscheidenden Einfluss auf die erlebte Qualität der Beziehung.

Zwei Narzissten sind keine gute Mischung

Kann das gutgehen, wenn zwei Alphatiere zusammenfinden?
Astrid Schütz:
 In einer Studie zur Stressbewältigung in Familien haben wir auch den Selbstwert angeschaut. Wir haben die Partner zu einem konflikthaften Ereignis, auf das man sich vorher verständigt hatte, getrennt befragt. Es gab Personen mit überhöhtem Selbstwert, Narzissmus würden wir sagen, meist waren es Männer. Diese Leute haben den Fehler stets bei der anderen Person und nicht bei sich gesehen. Solch ein überhöhter Selbstwert war in keinem Fall bei beiden vorhanden. Ich denke, so eine Konstellation kann nur sehr kurz gutgehen.
Robert Körner: Wenn beide zum Beispiel hohe positionelle Macht haben, also eine Führungsposition im Beruf, muss sich das nicht negativ auf die Beziehung auswirken. Wenn beide aber ein starkes Bedürfnis haben, Macht in der Beziehung auszuüben, dann kann das negative Folgen für die Beziehung haben – das hat die Forschung gezeigt.
Astrid Schütz: Ja, diese Unterscheidung ist wichtig. Wir alle tragen ja das, was wir im Beruf machen, nicht notwendigerweise mit nach Hause. Es gibt Studien zu Gender-Effekten, die zeigen, dass Frauen, die hohe Leitungspositionen bekleiden, zu Hause sehr zurückhaltend sein können und sich nicht unbedingt durchsetzen.

Zwischenmenschlich starke Personen vergeben leichter

Sie haben auch untersucht, wie Vergebungsbereitschaft und Machtempfinden zusammengehen.
Robert Körner:
 Ja, das haben wir in einer deutschen und einer israelischen Stichprobe untersucht, insgesamt waren es über 300 Paare. Selbstwert und das Empfinden, Einfluss zu haben, geht mit höherer Vergebungsbereitschaft einher. Wir erklären uns das so: Wenn man jemandem vergibt, verlässt man die Opferrolle. Das erfordert zwischenmenschliche Stärke.
Astrid Schütz: Anders gesagt: Ein stabiler Selbstwert ist hier essenziell.

Vielen Dank für das Gespräch!

Die Fragen stellte Christof Klenk

Kommunikations-Coach: Wer lächelt, wird ein positiverer Mensch

Doro Plutte ist Moderatorin und Coach für Kommunikation. Sie erklärt, wie eine andere Körperhaltung uns zu zufriedenen Menschen machen kann.

Du hast gerade ein Buch veröffentlicht: „Wie Haltung unser Leben verändert.“ Was wäre darauf die Antwort in der Kurzfassung?

Zunächst sehe ich Haltung immer als beide Bereiche – innere und äußere Haltung. Und wenn ich sage, Haltung verändert unser Leben, meine ich, dass wir unsere Einstellung zum Leben allein schon durch unsere Körperhaltung verändern können. Die Körperhaltung hat einen Effekt darauf, wie wir unsere Umgebung wahrnehmen und von ihr wahrgenommen werden. Wir haben mit unserem Körper ein machtvolles Instrument, das wir häufig nicht bewusst einsetzen.

Das andere ist der Bereich der inneren Haltung. Über eine bewusste Haltung können wir steuern, wer wir als Menschen sind und wohin wir uns entwickeln. Das ermöglicht uns, Ziele zu erreichen und dankbar zu sein – viel mehr, als wenn wir unsere Haltung unreflektiert einfach passieren lassen. Aus dem Vollen schöpfen, man selbst sein, das Leben genießen – all diese Dinge hängen für mich auch mit meiner Haltung zusammen.

Wie sieht das Zusammenspiel zwischen innerer und äußerer Haltung denn konkret aus?

Unser Gehirn glaubt unserem Körper mehr als den Informationen, die wir wahrnehmen. Wenn ich mit hängenden Schultern auf einem Stuhl sitze und sage: „Ich freue mich total“, dann wird mein Gehirn immer dem mehr glauben, was mein Körper tut, als dem, was ich sage. Es ist wichtig, dass wir ein Verständnis dafür entwickeln, welchen Einfluss unser Körper auf unser Gehirn ausübt.

Es gibt eine spannende Studie, bei der an zwei Gruppen von Probanden Stifte verteilt wurden. Die einen sollten den Stift quer in den Mund nehmen, sodass ein künstliches Lächeln entsteht, die anderen längs, sodass sich das Gesicht ernst verzieht (schnappt sich einen Stift und macht die beiden Gesichter vor). Dann wurden beiden Gruppen Comics gezeigt und man hat gemessen, wie diese Comics wahrgenommen wurden. Das Interessante war, dass die erste Gruppe die Comics als viel lustiger einstufte als die zweite. Das kommt daher, dass der Körper durch das Lächeln ein Signal ans Gehirn sendet: „Es passiert jetzt etwas Lustiges. Wir haben gerade Spaß.“ Gleiches gilt für das ernste Gesicht. Und das betrifft nicht nur den Mund oder das Lächeln, sondern den kompletten Körper.

Wer lächelt, wird ein positiverer Mensch

Wie kann ich das für mich nutzen?

Wir können mit jedem Bereich des Körpers unsere Gefühlswelt beeinflussen. Wer sich angewöhnt, regelmäßig zu lächeln, wird auf Dauer ein positiverer Mensch. Deshalb gehe ich in meinem Buch den Körper von den Füßen bis zum Kopf durch. Andersherum funktioniert das natürlich auch. Meine innere Haltung zu reflektieren und meine Denkweise bei Bedarf zu verändern, hilft mir, mehr Sicherheit und Selbstbewusstsein auszustrahlen. Das sieht man mir dann auch von außen an.

Wie sieht das im Alltag aus?

In meinen Coachings sage ich den Leuten immer: „Wer selbstbewusst auftreten will, muss erst einmal sicher auftreten.“ Wenn ich in eine unsichere Situation gerate, weil ich mich im Supermarkt über den verschimmelten Käse beschweren möchte, den ich gekauft habe, sollte ich erst mal für einen sicheren Stand sorgen. Das mache ich, indem ich die Füße hüftbreit aufstelle und mir bewusst mache: Ich bin fest verwurzelt mit diesem Boden. Der trägt mich. Allein wenn wir uns solche Gedanken machen, beeinflussen wir damit schon unsere innere Stabilität und Durchsetzungsfähigkeit. Unsere Füße sind sozusagen ein Anker, der uns daran erinnert, für welche Dinge wir im Leben stehen wollen.

Wie würde ich mich verhalten, wenn ich geduldig wäre?

Wie beeinflusst die innere Haltung von Eltern das Familienleben?

Unsere Haltung beeinflusst unsere Kinder und das Familienleben permanent und wird unterbewusst auch von unseren Kindern kopiert. Deshalb ist es gut, sich in einem ruhigen Moment bewusst zu machen, wofür wir eigentlich stehen wollen. Welche Haltung will ich als Mama oder Papa leben? Für mich sind die Worte Liebe, Geduld und Klarheit dabei besonders wichtig.
Als Eltern kommen wir ja immer wieder in Situationen, die uns überfordern. Wenn meine beiden Töchter alles Mögliche gleichzeitig von mir wollen: „Können wir eine Folge gucken, kann ich noch Joghurt haben, können wir rausgehen und nebenher noch Oma anrufen?“ Oder wenn die Kleine darauf besteht, bei Minusgraden Sandalen anzuziehen.

Ich merke dann, wie ich wütend werde und einfach nur zu allem Nein sagen will. Gerade diese Momente können aber Übungsfelder sein, wenn wir sie nutzen, um uns in Erinnerung zu rufen, wofür wir stehen wollen: Liebe, Geduld und Klarheit. Manchmal hilft eine Art Brückenfrage: „Wie würde ich mich jetzt verhalten, wenn ich liebevoll, geduldig und klar wäre?“ So kann ich meine innere Haltung wieder sortieren und für meine Werte einstehen. Gleichzeitig darf ich dabei auch gnädig und liebevoll mit mir selbst sein, wenn ich hinter meinen eigenen Ansprüchen zurückgeblieben bin. Auch das ist eine Frage der Haltung.

Wie entsteht überhaupt so eine Haltung?

Da sind ganz viele Einflüsse involviert. Wer und was uns prägt, beeinflusst auch unsere Haltung – das Elternhaus, Erfahrungen, Überzeugungen und auch Glaubensüberzeugungen, die wir gelernt oder die man uns beigebracht hat. Genauso spielen die Persönlichkeit, die wir mitbringen, und der kulturelle Hintergrund eine wichtige Rolle darin, welche Haltung wir einnehmen. Das ist ein großes Geflecht. Mir geht es aber weniger darum, das aufzulösen. Ich habe eher einen Coaching-Ansatz: Ich kann in diesem Moment reflektieren, welche Haltung ich an den Tag lege, und verändern, was damit vielleicht nicht stimmt. Dafür brauche ich nicht zuerst meine ganze Vergangenheit aufzuarbeiten.

Pandemie versetzt Gesellschaft in Kampfmodus

Inwiefern ist meine innere Haltung auch für die Gesellschaft relevant?

Ich beobachte, dass viele Leute, die mit dem Status quo unzufrieden sind, entweder aus der Haltung eines Opfers oder eines Täters heraus agieren. Das macht es schwierig, die Welt zum Besseren zu verändern. Opferhaltung seufzt: „Ich armer Mensch. Andere – oder auch ich selbst – haben es verbockt. So, wie es ist, ist es blöd. Aber ich kann ja sowieso nichts ändern.“ Ich mache andere, zum Beispiel die eigenen Eltern, den Chef, die Politik, den Partner oder auch das Kind, verantwortlich für meine Gefühle. Aus dieser Haltung heraus kann ich aber keine Verantwortung für mein Leben übernehmen und nicht aktiv gestalten.

Wer sich in dieser Opferrolle nicht mehr wohlfühlt, wird irgendwann ausbrechen, ohne zu wissen, wohin. Das führt Menschen oft in die Täterrolle, sie rebellieren und formulieren Vorwürfe. Es verspricht Genugtuung, endlich mal mit der Faust auf den Tisch zu hauen. Aber das heißt auch: Ich bleibe im Kampfmodus. Gerade während der Pandemie sehen wir das häufig, dass Leute aus der Opferrolle in die Täterrolle flüchten und negative Energie in die Welt tragen. Sie mögen ein gutes Ziel haben. Sie sind unzufrieden mit dem Ist-Zustand und denken: Da muss man doch etwas machen. Weil ihre Forderungen aber aus einer negativen Haltung heraus kommen, bleibt dieser Veränderungswunsch unfruchtbar und führt nur zu noch mehr Uneinigkeit.

Um wirklich etwas zu erreichen, brauchen wir eine neue Haltung. Dafür verwende ich gerne das Bild des CEO – „Chef der Emotionen und Orientierung“. Wie der CEO eines Unternehmens kann ich Chef über mein eigenes Leben sein. Ich übernehme die Verantwortung für das, was ich fühle. Das heißt nicht, dass alle anderen oder auch ich selbst keine Fehler gemacht haben oder ich die Dinge herunterspielen muss. Gemeint ist, dass ich darüber entscheide, was für ein Mensch ich sein will. Das sollte ich mir erst mal angucken, bevor ich meine Vorwürfe in die Welt trage.

Mensch mit „Ja-Gesicht“

Was hat Glaube mit der inneren Haltung zu tun?

Ich glaube fest, dass wir aus christlicher Sicht einen Auftrag haben, darauf zu achten, mit welcher Haltung wir durch die Welt laufen. Ich habe mich beim Schreiben meines Buches oft gefragt, wie stark ich meinen Glauben einfließen lassen möchte. In Coachings oder wenn ich als Moderatorin auf der Bühne stehe, bin ich überwiegend in einem säkularen Umfeld unterwegs. Deshalb hatte ich den Glauben zunächst ans Ende in das Kopf-Kapitel gepackt. Beim Schreiben merkte ich dann, dass das nicht geht. Denn wenn ich darüber nachdenke, wie ich meine Haltung bekommen habe, stoße ich immer wieder auf meinen Glauben. Wenn wir eine Beziehung zu Jesus haben, sind wir davon durchdrungen, und das beeinflusst alle Lebensbereiche und auch unsere Haltung stark.

Mein Glaube taucht daher immer wieder auf, unter anderem in den Kapiteln über die Knie und über das Herz. In meinem Elternhaus stand eine geschnitzte Holzfigur mit betenden Händen, darin steckte ein Papier mit den Worten: „Wer vor Gott kniet, kann vor Menschen stehen.“ Viele Coaching-Ansätze sagen: „Du bist deines eigenen Glückes Schmied, du hast es selbst in der Hand, wichtig ist nur, wie du die Dinge bewertest.“ Ich glaube, es hat viel mehr damit zu tun, zu wissen, von wem mein Leben abhängt. Denn das erfüllt meine Haltung mit Dankbarkeit.

An welcher Haltung arbeitest du gerade noch?

Ich wünsche mir, ein Mensch mit einem „Ja-Gesicht“ zu sein. Ich finde, es gibt Leute, die haben Ja-Gesichter, und welche, die haben Nein-Gesichter. Wenn ich mir vorstelle, wer ich sein will, wenn ich eine alte Frau bin, meine Kinder erwachsen sind und ich vielleicht Oma bin, will ich das mit einem Ja-Gesicht sein. Wenn ich heute manchmal emotional überfordert bin, habe ich dieses Bild im Kopf und erinnere mich, dass jeder Tag dazu beiträgt, ob mein Gesicht ein Ja- oder ein Nein-Gesicht wird. Das heißt nicht, dass ich alles erlauben, hinnehmen oder schönreden muss. Es heißt vielmehr, dass ich mich immer neu für eine positive Haltung entscheiden darf – innerlich und äußerlich. Denn wofür ich mich wieder und wieder entscheide, wird irgendwann meine Normalität.

Vielen Dank für das Gespräch!

Das Interview führte Ann-Sophie Bartolomäus, Volontärin bei Family und FamilyNEXT.

Wo leben die glücklichsten Kinder?

Kinder erleben große Unterschiede. In europäischen Ländern sind sie zufriedener mit ihren Freundschaften, während Kinder aus afrikanischen Ländern tendenziell glücklicher mit ihrem Schulleben sind. Das ist ein Ergebnis der Children´s Worlds Studie.

Mehr als 50.000 Kinder wurden in 15 verschiedenen Ländern zu Erfahrungen, Perspektiven und Wohlbefinden befragt. Die Mehrheit der 53.000 befragten Kinder in allen 15 Ländern bewertet ihre Lebenszufriedenheit auf einer Skala von null bis zehn in der Gesamtheit als positiv. Allerdings variiert der prozentuale Anteil der Kinder mit sehr hohem Wohlbefinden: Demnach rangieren die Türkei mit 78 % sowie Rumänien und Kolumbien mit 77 % ganz vorne, während in Südkorea nur 40 % ein hohes Wohlbefinden haben.

Für die deutschen Ergebnisse hebt Studienleiterin Sabine Andresen von der Goethe-Universität Frankfurt hervor: „Kinder in Deutschland sind im hohen Maße mit ihren Freundinnen und Freunden zufrieden. Mit Blick auf die Erwachsenen ist ihnen wichtig, dass sie ernst genommen und einbezogen werden. Generell sinkt das Wohlbefinden bei den Zwölfjährigen, vor allem Mädchen sind weniger zufrieden mit ihrem Aussehen. Im Vergleich zu anderen Ländern zeigt sich außerdem, dass Kinder in Deutschland weniger über ihre Rechte und die Kinderrechtskonvention wissen.“

Auch die Wohn- und Familienformen sind international vergleichend interessant: Während mehr als die Hälfte der Kinder in Nepal (61 %) in einem Haushalt, der aus mindestens einem Elternteil und einem Großelternteil besteht, wohnen, berichten in England, Norwegen und Israel weniger als 10 % von einem Drei-Generationen-Haushalt. Die Ergebnisse zeigen zudem, dass Kinder einiger europäischer Länder zwei Wohnsitze als ihr Zuhause bezeichnen. Dies trifft auf über 10 % der Kinder in Norwegen, England und Estland zu – solch ein Familienmodell ist nur selten in anderen Ländern dieser Studie aufzufinden.

Zwischen den Ländern wurden beachtliche Unterschiede gefunden, auf welche Weise Kinder ihre Zeit verbringen. Zum Beispiel bringen Kinder in Estland mehr Zeit für ihre Hausaufgaben auf als in Südkorea und England. Kinder in Polen, Norwegen und Israel widmen sich eher sportlichen Aktivitäten. Kinder in einigen Ländern, einschließlich Algerien, Nepal und Südafrika, verbringen hingegen sehr viel mehr Zeit damit, sich um ihre Geschwister oder andere Familienmitglieder zu kümmern als in anderen Ländern, wie zum Beispiel in Deutschland, in der Türkei und in Südkorea.


Quelle: bildungsklick.de


Zeit zum Glücklichsein

Eigentlich geht es uns gut. Wir nehmen uns nur so selten die Zeit, glücklich zu sein.“ Diese beiden Sätze von Anja Schäfer haben mich ins Mark getroffen. Bei einer Joyce-Sitzung gehört, habe ich sie mir sofort aufgeschrieben. Aber das wäre nicht nötig gewesen: Ich kann und will sie nicht vergessen. Sie haben mir den Spiegel vorgehalten und sind mir seitdem Ermutigung und Mahnung geworden, das Glück meines Lebens wahrzunehmen und zu genießen.

„Eigentlich geht es uns gut.“ Wenn ich mir bewusst mache, wie reich ich bin, kann ich das „eigentlich“ ersatzlos streichen. Ich lebe in einem reichen Land, habe ein Dach überm Kopf und mehr als genug zu essen. Ich kann meine Meinung frei äußern und einem Beruf nachgehen. Meine Kinder haben Zugang zu einer guten Ausbildung, und wenn wir krank werden, gibt es Ärzte und Krankenhäuser, die uns versorgen. Dass sich das Leben trotzdem manchmal alles andere als gut anfühlt ist eine Tatsache – und oft ein Luxusproblem.

Letzte Woche hatte ich so einen Tag, an dem alles zusammenkam und mir die Last meines Lebens unerträglich schien. Als ich dann im heute-journal das Bild einer syrischen Mutter sah, deren Säugling verhungert war, wusste ich, was wirklich unerträglich ist.

Das ist die eine Seite, die ich immer wieder versuche zu sehen: Es gibt so viel Gutes in meinem Leben! Das möchte ich auch dann nicht aus dem Blick verlieren, wenn das Schwere sich so übermächtig in mein Leben drängt. Die andere Seite ist aber auch zu sehen: Das Schwere ist schwer. Es gibt Situationen, die hart sind, ungerecht oder verletzend, und meinem wunden Herzen hilft es dann nicht, wenn ich diesen Schmerz angesichts der Not der Welt klein rede. Ich möchte mich dem stellen. Schauen, was ich verändern kann oder was ich betrauern muss und was mir dabei hilft. Und so versuche ich, die Balance zu finden und beides im Blick zu haben. Nicht im Selbstmitleid zu versinken, aber auch nicht über Schmerz und Not hinwegzugehen. Am besten finde ich diese Balance, wenn ich mich schriftlich sortiere. Ich komme mir leichter auf die Schliche, auf welcher Seite ich gerade vom Pferd zu fallen drohe, wenn ich lese, was ich geschrieben habe.

„Wir nehmen uns nur so selten die Zeit, glücklich zu sein.“ Dieser Satz ist mir vor allem für den „ganz normalen Alltagswahnsinn“ wichtig geworden. Viel zu schnell lasse ich mich von einem zum nächsten hetzen, möchte nichts verpassen und verpasse dabei das Wesentliche: Herzensbegegnungen mit Menschen, die mir wichtig sind; Innehalten und wahrnehmen, wenn Gott mir die Schönheit seiner Natur vor Augen führt oder einfach nur ein richtig schönes Wannenbad. Manchmal gelingt es mir, runter zu schalten. Mich mit meiner Tochter auf der Couch unter die Decke zu kuscheln und ihr wirklich zuzuhören. An einer Rose zu riechen und den Duft in seiner ganzen Intensität aufzusaugen. Oder mit meinem Mann einen Cappuccino mit ganz viel Milchschaum zu trinken – dann bin ich glücklich.

Es ist nicht das „Wahnsinnssupererfolgsglück“, sondern das leise Alltagsglück, das mein Leben reich macht und an dem ich allzu oft vorübergehe. In einem Interview mit Meryl Streep habe ich gelesen, dass sie ihre Oscars leichten Herzens hergeben würde, wenn sie sich zwischen ihnen und ihrer Familie entscheiden müsste. Auf Oscars muss ich ja nicht verzichten, aber den Vorzug vor vielen anderen und vielleicht „glänzenderen“ Möglichkeiten dem leisen Lebensglück Familie zu geben, das möchte auch ich tun.

Elisabeth Vollmer ist Religionspädagogin und lebt mit ihrer Familie in Merzhausen bei Freiburg.