6 bis 10 – Halloween feiern?
Elternfrage: „Jedes Jahr, wenn es Richtung Herbst geht, kommt das Thema Halloween auf unseren Familientisch. Wir sind unschlüssig, wie wir mit diesem Fest umgehen sollen, das nicht zu unserem christlichen Glauben passt. Sollte unsere Tochter (7) auf das Süßigkeitensammeln verzichten? Oder lässt sich Halloween auch ohne Hexerei und Co. gestalten? Wie machen das andere Familien?“
Hinterfragen statt mitmachen
Ohne die Herkunft des Festes Halloween näher zu beleuchten, haben wir uns als Eltern die Frage gestellt: Passen die Halloween-Bräuche, so wie sie bei uns im Norden von Deutschland gelebt werden, zu den Werten, die wir unseren Kindern (3 und 5) vermitteln wollen? Welches Gefühl hinterlässt es bei Menschen, wenn gruselig verkleidete Kinder an der Tür klingeln und „Süßes, sonst gibt’s Saures!“ einfordern? Bei mir persönlich hinterlassen solche Begegnungen kein positives Gefühl und wir möchten unseren Kindern nicht beibringen, dass sie mit Süßigkeiten belohnt werden, wenn sie diese in schauriger Aufmachung bei teils fremden Menschen einfordern. Aus meiner Kindheit in Nordrhein-Westfalen kenne ich die Tradition, an Sankt Martin mit der Laterne von Tür zu Tür zu ziehen, ein Martinslied zu singen und dafür mit Süßem belohnt zu werden. Dieser Brauch bringt Licht und Hoffnung in die Häuser statt Angst und Schrecken. Und das freudige Ergebnis für die Kinder ist das gleiche: ein Beutel mit allerlei Süßkram.
Stefanie Assmann
Kein Spaßverderber sein
Mein Großer hat Halloween mal als sein Lieblingsfest bezeichnet. Schon Wochen vorher beginnt er mit den Vorbereitungen: Dekoration wird gebastelt, Kostüme werden vorbereitet, Essen geplant, ein Kürbis geschnitzt. Als er klein war, hat er sich verkleidet und draußen an die Kinder Süßigkeiten verteilt, inzwischen ist er sieben Jahre alt und zieht mit seinem Bruder (4) und Mama oder Papa selbst um die Häuser. Nach der Bedeutung oder dem Ursprung dieses Festes hat noch keiner meiner Kinder gefragt, und ich müsste ehrlicherweise nachschauen, weil mir das egal ist. Mein Mann hält den Reformationstag hoch und betont gern, dass der doch viel wichtiger sei. Ihren Spaß verdirbt er den Kindern trotzdem nicht. In meiner Familie wurde das Fest früher sehr verteufelt, weshalb ich es wahrscheinlich besonders genieße, den Kindern das zu ermöglichen.
Anna Koppri
Erinnerung an Luther
Da am 31. Oktober nicht nur Halloween, sondern auch der Reformationstag gefeiert wird, haben wir mit unseren Kindern darüber gesprochen und zusammen beschlossen, dass wir den Leuten vom Reformationstag erzählen und ihnen Gutes tun wollen. Denn durch Luthers Thesen ist auch Positives entstanden: Viele Menschen haben damals verstanden, dass sie in den Himmel kommen, weil Gott sie liebt und nicht, weil sie der Kirche genügend Ablass zahlen. Unsere Kinder durften jeweils einen Freund oder eine Freundin einladen. Dann haben wir gemeinsam Herzkekse gebacken, kleine Kekstüten damit bestückt und einen netten erklärenden Text an die Tüten gehängt. Die Kinder haben sich mittelalterliche Kleider angezogen und sind nachmittags losgegangen, um in der Umgebung Kekstüten zu verteilen. Die Leute waren sehr überrascht und haben sich gefreut! Oft wollten sie unseren Kindern dann auch noch Süßigkeiten geben.
Stefanie Böhmann
Freiheit übertrumpft Angst
In Sachsen ist der 31. Oktober ein Feiertag. Wir feiern Reformationstag und das immer morgens in unserer Kirche mit einem Gottesdienst. Zum Frühstück gibt es Reformationsbrötchen, die wir beim Bäcker kaufen. Sie sind verziert mit einem Marmeladenklecks in der Mitte, der die Lutherrose darstellen soll. Unsere Kinder lernen jedes Jahr neu, was Martin Luther zur Errettung und Gnade zu sagen hatte. Aufgrund dieser Freiheit der Christenmenschen feiern wir inzwischen nachmittags ein Herbstfest. Wir laden immer einen Freundeskreis ein, in dem niemand einen gläubigen Hintergrund hat. Aus einem Herbstfest wurde dadurch sehr schnell Halloween. Wir verkleiden uns, essen Mumienwürstchen und blau gefärbten Nudelsalat, trinken Bowle und halten Marshmallows ins Feuer. Unsere Kinder laufen durch unsere Wohnsiedlung und sammeln Süßigkeiten ein. Diese Freiheit nach Jahrzehnten, in denen ich beinahe Angst vor einem „solchen Teufelsfest“ hatte, fühlt sich unglaublich an. Und wenn die Kinder abends im Bett liegen und sich bei Jesus für die vielen Süßigkeiten bedanken, dann freue ich mich, dass sie ohne Angst aufwachsen dürfen.
Priska Lachmann