Beiträge

Mehr als im Haushalt helfen – Warum Mental Load das eigentliche Problem ist

Bei der Aufgabenteilung in der Beziehung geht es nicht nur darum, wer was macht, sondern wer woran denken muss. Hier liegt der Kern vieler Konflikte, aber auch eine Chance für ein ausgeglichenes Miteinander.

„Aber ich habe dir doch gesagt, dass du mir Bescheid geben kannst, wenn ich dir helfen soll“, sagt Sebastian frustriert. „Das ist es ja genau“, erwidert Katharina nach kurzem Zögern. „Was meinst du denn damit? Was ist das Problem an meiner Hilfsbereitschaft?“ Sebastian und Katharina sind einer der großen Fallen des Paaralltags auf der Spur – dem Mental Load. Beide haben ziemlich volle Kalender. Sie balancieren die Kinderbetreuung, den Haushalt, das Ehrenamt und ihren anspruchsvollen Teilzeitjob. Das alles wächst Katharina langsam über den Kopf, während sich Sebastian trotz langer Tage recht gut hält.

Frage der Verantwortung

Katharina wird das Gefühl nicht los, dass sie bei vielen gemeinsamen Aufgaben die Hauptlast trägt. Tatsächlich investiert ihr Mann aber gleich viel Zeit wie sie in die Kinder und den Haushalt. Sie haben in letzter Zeit mehrmals darüber diskutiert und sind dabei dem eigentlichen Problem immer nähergekommen. Beim Thema Abendessen ist der Groschen dann gefallen.

Abends kocht meistens Sebastian, während Katharina mit den Kindern Hausaufgaben macht. Sebastian fragt seine Frau, was er kochen soll, weil sie den Wochenplan im Kopf hat. Diese Aufteilung ist typisch für sie als Paar: Beide investieren Zeit, Katharina investiert aber zusätzlich mentale Kapazität, indem sie vorausdenkt und sich einen Plan zurechtlegt. Sie übernimmt die Verantwortung für die meisten Familienangelegenheiten. Dann delegiert sie gewisse Aufgaben an Sebastian, die er pflichtbewusst erledigt.

Sie denkt an Geburtstage und überlegt, was sie schenken könnten. Geschenke kauft er dann auf dem Nachhauseweg. Sie macht mit der Lehrerin einen Termin fürs Elterngespräch ab und organisiert einen Babysitter, er ist natürlich beim Elterngespräch dabei.

Meistens trägt Katharina den Mental Load; sie muss an alles denken. Das ist nicht per se schlecht. Aber es erklärt, weshalb Katharina an ihre Grenzen kommt. Wenn sie das ändern wollen, reicht es nicht, dass Sebastian Katharina seine Hilfe beim Erledigen der Aufgaben anbietet. Damit die Last tatsächlich anders verteilt wird, muss Sebastian die Verantwortung für einen bestimmten Bereich ganz übernehmen.

Eine faire Aufteilung

Katharina und Sebastian wagen einen Versuch. Sebastian will probeweise für ein Jahr die Verantwortung für alles übernehmen, was mit der Schule der Kinder zu tun hat. Damit verbinden sich zwei Herausforderungen: Sebastian muss sich diese Verantwortung zutrauen und sich reinknien, auch wenn seine Frau bis jetzt mehr Erfahrung damit hat und sich besser auskennt. Und Katharina muss Sebastian auf seine Art machen lassen, auch wenn sie es anders angehen würde. Sie muss loslassen und sich raushalten.

Beim Thema Mental Load geht es nicht darum, eine genaue Abrechnung zu machen. Wer seinen Einsatz ständig gegen den Einsatz des Gegenübers aufrechnet, ist auf dem Holzweg. Ein exakter Ausgleich ist weder möglich noch nötig. Eine gemeinsam abgesprochene, den individuellen Stärken entsprechende Aufteilung der Aufgaben und des Mental Load hingegen schon.

Marc Bareth und seine Frau Manuela stärken mit FAMILYLIFE Schweiz Ehen und Familien. Marc Bareth ist der Leiter dieser Arbeit. Er bloggt unter familylife.ch/five

Geliebt und gebraucht werden

„Können Kindergartenkinder schon Aufgaben zu Hause übernehmen? Wenn ja, welche können das sein?“

Wenn man mich fragen würde, was denn das absolut Wichtigste für das gute Leben eines kleinen Menschenkindes ist, dann würde ich wie aus der Pistole geschossen antworten: die Liebe. Die Liebe seiner Eltern, die Nähe und Geborgenheit, die diese Liebe spendet, die Fürsorge und Zuwendung. Das Menschlein wird versorgt und genährt durch die Liebe. Sie ist so lebensnotwendig wie Sauerstoff. Und doch – sie allein reicht nicht aus.

Kinder wollen nützlich sein

Dem Menschenherz ist es zu eigen, dass es nicht nur geliebt werden will, es will auch gebraucht werden. Dabei ist es gleich, wie alt dieses Herz ist, ob drei, dreizehn oder dreißig. Schon junge Kinder wollen wirklich gebraucht werden. Sie sollen wissen: „Gott sei Dank bist du da. Was würden wir nur ohne dich anfangen? Ohne dich wäre das alles gar nicht zu schaffen!“ In einer Familie sollte man sich also tunlichst davor hüten, die Welt in eine Kinder- und eine Erwachsenenwelt aufzuteilen, in der man sich allenfalls wechselseitig besucht. Es braucht nur eine gemeinsame Familienwelt, in der jeder unbedingt seinen Beitrag leisten sollte.

Die Möglichkeiten zur Mithilfe sind vielfältig und wandelbar. Schon kleine Kinder können helfen, Sockenpaare zu finden, Wäsche in die Maschine zu füllen oder den Tisch zu decken. Sie rühren mit Freude Kuchenteig, kehren begeistert die Straße und sind durchaus in der Lage, ihren Teller selbstständig in die Spülmaschine zu räumen oder ein Stück Butter in die Dose zu legen. Im Idealfall erledigt ihr gerade in den frühen Jahren diese Aufgaben gemeinsam. Dann muss man nicht nur ordentlich arbeiten, damit der Laden läuft, sondern hat auch noch eine nette Unterhaltung dabei. Man lernt voneinander und hilft sich gegenseitig.

Aufgaben klar formulieren

Überfordern sollte man junge Kinder aber nicht, die Aufgaben sollten überschaubar und klar formuliert sein. „Räum dein Zimmer auf!“ ist eine viel zu unkonkrete und komplexe Aufforderung. „Räum bitte die Bausteine zurück in die Box!“ ist dagegen klar begrenzt und einfach umsetzbar. Langsam, Stück für Stück wächst dadurch auch die Selbstständigkeit, Hand in Hand mit dem Selbstbewusstsein.

Natürlich ist diese Art der Mithilfe für Eltern keine echte Entlastung, noch nicht! Wenn man der Versuchung widersteht, alles mal eben fix selbst und allein zu erledigen, dann hat man in nicht allzu ferner Zukunft wirkliche Hilfe im Haus. Es wäre aussichtslos, von einem Zehnjährigen plötzlich kompetente Unterstützung zu erwarten, der bis dahin nicht erfahren durfte, wo sich die Mülltonnen befinden. Von klein auf als selbstverständliche Notwendigkeit erlernt, wird die Mithilfe in späteren Jahren kaum hinterfragt, auch wenn ihre Form dann immer wieder neu verhandelt werden muss.

Wenn Sie mich fragen würden, was das absolut Wichtigste für das gute Leben eines jeden Menschen ist, dann würde ich antworten: geliebt und gebraucht zu werden.

Sandra Geissler ist katholische Diplomtheologin und zurzeit Familienfrau. Sie lebt mit ihrem Mann und ihren fünf Kindern in Nierstein am Rhein und bloggt unter 7geisslein.com. 

Finanzen in den Griff bekommen

„Über Geld spricht man nicht, Geld hat man.“ Das sagt sich leicht, stimmt bei vielen Familien aber nicht mit der Realität überein. Wie können sie herausfinden, warum das Geld nicht reicht? Und sich einen guten Überblick verschaffen über Einnahmen und Ausgaben? Henrik Diekmann gibt Tipps.

Es kostet einige Mühe, um sich einen Überblick über alle Einnahmen und Ausgaben der Familie zu verschaffen. Aber langfristig lohnt sich die Mühe. Ein Modell, mit dem meine Frau und ich seit vielen Jahren arbeiten, basiert auf einer Excelgestützten Jahresübersichtstabelle der festen Einnahmen und Ausgaben (eine Vorlage findet ihr auf www.family.de/Budgetplanung).

Zunächst werden die Einnahmen aufgelistet: Wie viel Gehalt bekommen wir netto, wie viele Zuschläge – in welchem Monat und in welcher Höhe? Kindergeld, Honorare, Mieteinnahmen oder sonstige Einnahmen werden jeweils auf die Monate aufgeführt in die Tabelle eingetragen. So kann ich erkennen, ob die Einnahmen beständig sind oder schwanken.

FIXKOSTEN BERECHNEN

Die Ausgaben kann ich unterschiedlich aufführen. In unserem Modell führen wir in einer Tabelle nur die festen, regelmäßigen Ausgaben auf, die im Laufe des Jahres anfallen:

Wohnausgaben (Miete, Abzahlungen Darlehen, Wasser/Abwasser, Strom, Heizung, Straßenreinigung, Müllgebühren, Grundsteuer, Wartungsausgaben, GEZ etc.), Versicherungen (Wohngebäude, Hausrat, Privathaftpflicht, Tierversicherung und -steuer, Rechtschutz, Unfall etc.), Fahrzeug (Raten, Versicherung, Steuer, Inspektion etc.), Kinder (Taschengeld, Kitabeitrag, Vereinsbeiträge, Schulgebühren etc.), Sonstiges (Spenden, Vereine, Abos, Beiträge etc.), Rücklagenbildung (Autoanschaffung, Reparaturen, Urlaub).

Diese Ausgaben führe ich jeweils in dem Monat auf, in dem sie anfallen, egal, ob mehrmals im Jahr oder einmal im Jahr. Auf diese Weise kann ich mir einen Überblick verschaffen, wie viel Geld im jeweiligen Monat übrig bleibt für die Ausgaben des täglichen Lebens.

HAUSHALTSBUCH FÜHREN

Was unter dem Strich bei den jährlichen Fixkosten übrig bleibt, ist das Geld für das tägliche Leben. Über diesen Bereich kann man gut elektronisch oder analog ein Haushaltsbuch führen, in dem man zunächst plant, wie viel Geld für die einzelnen Bereiche zur Verfügung stehen könnte, und dann im Laufe des Monats einträgt, was tatsächlich ausgegeben wurde. Am besten plant man diese Ausgaben in Kategorien wie Essen und Trinken, Hygieneartikel, Tanken, Friseur, Geschenke, Kleidung Mann, Kleidung Frau, Kleidung Kinder, Büromaterialien, Deko und Garten, Urlaube, Freizeitaktivitäten, Reparaturen, Anschaffungen für die Wohnung etc. So kann man am Ende des Monats einen Überblick gewinnen, wofür wie viel ausgegeben wurde.

Wir lassen die Abbuchungen der regelmäßigen Ausgaben über ein zweites Konto laufen, auf das monatlich der Betrag geht, der notwendig ist, um im Jahresschnitt das Konto finanziell ausgeglichen zu gestalten. Wir rechnen alle Ausgaben auf das Jahr zusammen und teilen die Summe durch zwölf. Dieser Betrag wird (monatlich etwa aufgerundet) von unserem Gehaltskonto auf dieses Abbuchungskonto überwiesen und muss uns über das Jahr keine Sorgen mehr machen.

Henrik Diekmann ist Pastor der EFG Göttingen, verheiratet mit Stefanie und Vater von drei (fast) erwachsenen Kindern.

Steuern, Geschenke und woran man noch so denken muss …

Die Familienarbeit gerecht und gleichmäßig aufzuteilen, ist für viele Eltern gar nicht so einfach. Denn manche Aufgaben sind auf den ersten Blick nicht sichtbar.

Die Mittlere geht morgen Nachmittag auf einen Kindergeburtstag, die Kleine zum Reiten und ich darf nicht vergessen, den Impftermin für den Großen auszumachen. Ich sitze am Wohnzimmertisch und kritzele Stichpunkte in meinen Kalender. Geschenk für Frida kaufen steht auf der To-do-Liste, und in der Spalte von heute Nachmittag ist „Schwimmschule anrufen“ zu lesen, gleich über „Tomatensuppe mit Käsenachos“, denn die soll es zum Abendessen geben. Während ich überlege, wann ich Fridas Geschenk kaufe, kommt die Kleine ins Wohnzimmer und drückt mir einen zerknüllten Zettel in die Hand, den sie in ihrem Kindergartenrucksack gefunden hat. Wechselsachen sind alle, lese ich. Ich atme tief ein und gehe ins Kinderzimmer, um eine Garnitur Unterwäsche, eine wetterfeste Hose, einen Pullover und Socken rauszusuchen und in eine Tüte zu packen. Die Tüte knote ich an den Kindergartenrucksack, denn sonst bleibt sie morgen garantiert zu Hause liegen.

„Wo war ich?“, denke ich, als ich zurück zu meinem Kalender komme. Ach ja, das Geburtstagsgeschenk für Frida. Vielleicht kann ich morgen auf dem Rückweg vom Kindergarten schnell zum Spielzeugladen fahren. Dann kann ich auch gleich die bestellte Salbe für die Kleine aus der Apotheke holen, denn die liegt da auch schon drei Tage. Während ich „Apotheke“ in meinen Kalender kritzele, kommt mein Mann die Treppe runter. „Deine Gewinnaufstellung vom Vorjahr brauche ich noch“, sagt er, „ich mache jetzt die Steuererklärung fertig.“ Ich nicke und bin froh, dass ich mich wenigstens darum nicht zu kümmern brauche.

Oft versteckt: der Mental Load

Viele Aufgaben, die wir im Familienleben zu erledigen haben, sind klar strukturiert. Jeder hat seine bestimmten Arbeitszeiten, in denen er für das finanzielle Auskommen sorgt, und seine Aufgaben im Haushalt. Manche von uns teilen es sich vielleicht auch klassisch auf, und einer geht arbeiten und der andere leistet Familienarbeit. Auch dann wissen wir ungefähr, wer welchen Handgriff erledigt. Wir haben irgendwann entschieden, wer die Wäsche macht, wer für Einkäufe und Essen sorgt, in wessen Zuständigkeitsbereich schmutzige Badezimmer fallen und wer dran ist, den Müll rauszutragen.

Doch neben diesen sichtbaren Erledigungen besteht unser Familienleben aus vielen unsichtbaren Aufgaben. Die Psychologin und Autorin Patricia Cammarata nennt diese Denkarbeit „Mental Load“. Auch heute wird sie noch hauptsächlich von Müttern übernommen. Als Mental Load bezeichnet man alles, was wir im Kopf behalten müssen. Man könnte auch sagen, die Organisation der Familie. Oft sind es wir Mütter, die genau wissen, wann wer in der Familie welchen Termin hat, die Einladungen im Blick behalten und Geschenke besorgen, die Gesprächstermine in der Schule ausmachen oder Spielverabredungen. Wir sind verantwortlich, wenn die Matschhose zu klein ist oder die Wechselsachen fehlen. Wir haben im Blick, welche Konstellationen wir bei geplanten Kinderfeiern unbedingt vermeiden müssen (Notiz an mich selbst: nie wieder Elli zusammen mit Chrissi einladen), an welchen Tagen wir vorsichtshalber schon einmal einen Waffelteig in der Hinterhand haben müssen, um Schulfrust aufzufangen, und wann eins der Kinder erst zur zweiten Stunde Unterricht hat.

Macht unsichtbare Erledigungen sichtbar!

Es ist wichtig, dass jemand für all diese Dinge ein Auge und ein Ohr hat und sie managt – und es ist oft unglaublich anstrengend. Immer wieder spreche ich in meiner Praxis mit Müttern, die total erschöpft sind, obwohl sie doch scheinbar nichts tun. Dass dieses „Nichts“ den Managementaufgaben in kleinen Betrieben gleichkommt, übersehen sie. Und nicht nur sie selbst, sondern auch ihre Partner. Denn auch in Familien, die versuchen, sich alles sehr modern und gleichberechtigt aufzuteilen, kommt es zu diesem Ungleichgewicht an unsichtbaren Aufgaben – an den Dingen, die erst auffallen, wenn sie keiner mehr macht.

Ein erster Schritt, hier wieder ins Gleichgewicht zu kommen, ist, diese unsichtbaren Erledigungen sichtbar zu machen. Wenn Paare herausfinden wollen, ob sie sich wirklich gut aufteilen, ist es wichtig, nicht nur die praktischen Aufgaben aufzuschreiben und zu schauen, wie viele Stunden wer mit Erwerbsarbeit oder Haushalt verbringt oder wie viel Freizeit jedem bleibt. Auch die Denk- und Organisationsleistung muss mit aufs Papier.

Weg von alten Glaubenssätzen

Wenn klar ist, wie viel Arbeit im Hintergrund ein Elternteil auf diese Weise leistet, steht die Grundlage, Dinge neu zu verteilen. Patricia Cammarata rät neben der fairen Verteilung zum Abrüsten. Nicht alles, von dem wir im Familienleben bisher geglaubt haben, es sei unerlässlich, ist es auch wirklich. Gerade wenn Mütter unter Stress und Überlastung leiden, ist es gut, Ansprüche zurückzufahren und Glaubenssätze zu hinterfragen.

Weg von alten Glaubenssätzen heißt es auch, wenn es darum geht, sich Familienarbeit neu aufzuteilen. Hier sollte es vor allen Dingen darum gehen, die Stärken des jeweiligen Elternteils in den Mittelpunkt zu stellen. Oft werden auch heute noch Aufgaben in Partnerschaften anhand von Geschlechterklischees verteilt, ohne dass jemand genau schaut, ob das in der jeweiligen Situation sinnvoll ist oder nicht. Gerade Mütter haben noch immer das Gefühl, dass sie schief angeschaut werden, wenn nicht sie zum Plätzchenbacken in die Schule gehen, sondern ihre Männer.

Teilen ist nicht immer die Lösung

Andersrum gibt es den Trend, Aufgaben um jeden Preis zu teilen und alles, was in der Familie anfällt, gerecht zu halbieren: Beide bringen 50 Prozent der nötigen Erwerbsarbeitszeit ein, beide erledigen genau 50 Prozent der Hausarbeit, jeder übernimmt die Hälfte der anstehenden Bringdienste. Jeder trägt seinen Teil zum Papierkram bei, der so an einem Familienleben dranhängt, und ist gleich oft in der Werkstatt, beim Kinderarzt oder beim Elternabend. Jeder kontrolliert zu gleichen Teilen die Hausaufgaben und ist mal dran, die Einladungen für den Kindergeburtstag zu basteln. Das kann funktionieren, wenn Paare sich sehr ähnlich sind, an denselben Dingen Spaß haben und ähnliche Gaben besitzen. Meistens sind wir jedoch individueller.

Ich persönlich kann Papierkram überhaupt nicht ausstehen, verzettele mich, schiebe Dinge auf, vergesse die Hälfte. Mein Mann hingegen tut sich damit leichter. Er hat den Überblick über Finanzen, Versicherungen und wann die Krankenkasse wieder irgendeinen Wisch von mir braucht – wenn es viel ist, arbeite ich ihm da gern zu, mehr aber auch nicht. Dafür schaut er mit Ehrfurcht zu, wie ich die Termine der Kinder manage, sie immer zur richtigen Zeit am richtigen Ort habe und dafür sorge, dass sie auch pünktlich wieder abgeholt werden. Letzteres übernimmt er dann gern, wenn ich ihm die Adresse per WhatsApp schicke, damit er sie ins Navi eingeben kann.

Bei meiner Freundin ist das anders. Wenn sie ihrem Mann die Finanzen überlassen würde, wären sie bankrott, scherzt sie manchmal. Dafür hat er kein Problem damit, am Nachmittag gleich fünf Gastkinder stundenlang zu bespaßen – meine Freundin hingegen bekommt beim bloßen Gedanken an so viel Lärm Kopfweh.

Wertschätzung ist wichtig

Es ist gut, wenn wir im Blick behalten, dass nicht jeder alles gleich gut kann, und das auch bei der Familienorganisation berücksichtigen. Eins ist jedoch wichtig, wenn Paare sich Aufgaben nach Gaben und Interessen aufteilen und nicht jeder auch mal in den Schuhen des anderen läuft: gegenseitige Wertschätzung. Erwerbsarbeit steht nicht über Familienarbeit. Nur weil einer mehr oder sogar allein das Geld verdient, hat er nicht automatisch mehr Rechte am Familieneinkommen. Die Tagesplanung der Kinder im Blick zu behalten, ist genauso anstrengend, wie sich mit Finanzämtern, Krankenkassen und Versicherungen herumzuschlagen. Letztlich tragen wir nämlich alle unseren Teil dazu bei, dass unser Familiengefüge funktioniert und dass unser Zuhause ein warmes und geborgenes Nest ist.

 

Wie läuft das mit der Aufgabenteilung bei euch – eher traditionell oder ganz modern?

In der aktuellen Ausgabe der Family könnt ihr den Test machen!

 

Daniela Albert ist Erziehungswissenschaftlerin und Eltern- und Familienberaterin (familienberatung-albert.de). Sie lebt mit ihrem Mann und ihren drei Kindern in Kaufungen bei Kassel und bloggt unter eltern-familie.de.

Ein Leben, das ich gerne lebe

Wenn unsere Wohnung zu voll ist, kann das belastend sein. Dann hilft es aufzuräumen. Dasselbe gilt für unser Leben. Debora Güting über inneres und äußeres Aufräumen.

Nach den Ferien schleiche ich für eine Bestandsaufnahme durch jeden Raum unseres Hauses. Dass die Uhr in den letzten Wochen etwas langsamer getickt hat als vorher, ist offensichtlich. Der Boden im Gäste- WC: Wann habe ich den das letzte Mal gewischt? Im Zimmer nebenan finde ich potenzielles Bastelmaterial auf dem Boden. Die Küchenschublade für Diverses (Tesa, Pflaster, Schreibsachen etc.) ist so überfüllt, dass ein dazugestopfter Brief in das Schüsselfach darunter geschubst wurde. Ohne gleich anzufangen und in einen Arbeitsmodus zu geraten, nehme ich mir Zeit zum Nachdenken: Wie hoch möchte ich das Ziel „Ordnung und Sauberkeit“ setzen?

Leichter atmen

Vor einiger Zeit schon habe ich festgestellt, dass für mich innere und äußere Ordnung zusammenhängen. Bin ich zum Beispiel aufgewühlt, dann hilft es mir, in der Küche alles wegzuräumen und die Arbeitsflächen abzuwischen. Der freie Platz in der Küche gibt mir auch auf emotionaler Ebene das Gefühl, leichter atmen zu können. Ist die Wohnung dagegen unordentlich und dreckig, fühle ich mich auch als Mensch eher unzulänglich und mit dem Gesamtzustand meines Lebens unzufrieden.

Alles muss raus

Ein praktischer Tipp von „Simplify your Life“ hat sich in meiner Aufräum-Praxis bewährt: Wenn du eine überfüllte Küchenschublade, ein Unterwäschefach oder gar eine ganze Garage aufräumen möchtest, dann räume den definierten Raum erst mal ganz aus. Alles raus da. Einmal auswischen, kehren, Krümel entfernen, sauber machen oder was auch immer nötig ist, um diesen Platz als neu, frisch, frei und sauber zu empfinden. Und dann innehalten und den Anblick genießen. Und dann kommt der Clou: Nur die Gegenstände, die mir Freude machen, mich zum Lächeln bringen und andere gute Gefühle bereiten, kommen wieder rein: Kleider, in denen ich mich wohl fühle, Stifte, mit denen ich gern schreibe und neben einigem Nützlichem, was gut funktioniert, natürlich auch Dinge, die einfach schön sind und der Seele guttun.

Der Hometrainer kommt weg

Übrig bleibt zum Beispiel die selbstgenähte Tischdecke der Tante, die ich nie auflege. Sie entlockt mir ein schlechtes Gewissen und einen Seufzer. Nicht mein Geschmack. Wird auch nie meiner werden. Die bleibt draußen. Das Kleid, das ich für die Hochzeit von Freunden vor sechs Jahren gekauft habe und in das ich seit fünf Jahren nicht mehr reinpasse. Das bleibt draußen. Die Schönheit des Kleides hilft nicht, und es ist kein gutes Gefühl, dieses Stück anzusehen. Der Hometrainer mit vielen Funktionen, den ich theoretisch ja auch bei Regen benutzen könnte. Aber praktisch fühle ich mich nur schuldig, wenn er so einstaubt. Der bleibt draußen.

Der „Geschenkt“-Laden

Ja, es ist mühsam, sich mit den „übrigen“ Gegenständen zu befassen und Entscheidungen zu treffen. Es hilft, wenn man weiß, wo man Dinge hingeben kann, die noch gut sind. Bei mir ist es der „Geschenkt“-Laden für Nachhaltigkeit in der Nähe. Mancher ist vielleicht begabt, etwas zu verkaufen oder zu verschenken oder sogar umzuarbeiten.

Pure Motivation

Als Ergebnis meines Aufräumens habe ich einen Kleiderschrank, den ich gern aufmache. Mit Kleidern, die ich mag. Oder eine Garage mit Dingen, die ich brauche und benutze. Das Gesamtziel motiviert: ein Wohnraum, durch den ich gern gehe. Möglichst viel von dem, was mich belastet, möchte ich nicht hegen und pflegen und nicht von links nach rechts schieben. Denn wer hat etwas davon? Die Tante hat nichts davon, der Hometrainer nicht und bei Kleidern, die zu klein sind, meine Selbstannahme nicht.

Eine gute Perspektive

In der Praxis finde ich es schwer, mir vorzustellen, dass mein ganzer Wohnraum sich mal so anfühlt. Aber es ist eine gute Perspektive. Und es fühlt sich lebendig an, dass ich das entscheiden kann. Denn ich entscheide ja selbst, was mir guttut und was nicht. Natürlich lebe ich mit anderen Menschen zusammen und kann nicht alles aussortieren, was mir einfällt. Trotzdem gibt es mir Reife und Entscheidungsfreiraum, dass ich die Möglichkeit habe, selbst zu entscheiden. Und die kleinen Schritte auf dem Weg dahin befreien: Eine Handtasche, die wirklich nur das enthält, was mir das Aus-dem-Haus-Gehen erleichtert, oder eine übersichtliche Schublade geben mir ein gutes Gefühl, das auch eine Weile anhält. Und manchmal tut es dann so gut, dass ich gleich noch eine zweite Stelle in Angriff nehme.

Von außen nach innen

Um mein „unordentliches“ Inneres aufzuräumen, hilft natürlich eine abgewischte Arbeitsplatte nicht auf Dauer. Wie räume ich mein Leben auf? In meiner Kur im letzten Jahr habe ich folgende Aufgabe bekommen: Male den Kuchen deines Lebens. Alle Bereiche, die Zeit oder auch emotionale Energien fordern, sind ein Stück von diesem Kuchen: Arbeit, Familie, Aufgaben in der Kirchengemeinde, Ehe, Beziehungen, Haushalt, … Jeder ist ganz frei, seine Stücke zu definieren. Jedes Stück soll so groß sein, wie es einen Teil vom meinem (gefühlten) Leben einnimmt. Sind die Stücke aufgemalt und benannt, kommt Farbe ins Spiel. Die Torte soll bunt werden. Grün steht für Bereiche, die mir Freude machen und die mich auftanken lassen, auch wenn sie Zeit oder Energie benötigen. Rot steht für Bereiche, die mich Nerven kosten und frustrieren und die ich nur widerwillig tue. Und die mich Zeit kosten, die ich eigentlich nicht investieren will. Gelb steht für Bereiche, die sich in der Mitte befinden. Ein Stück des Kuchens darf auch verschiedene Farben haben und ganz individuell angemalt werden. So kann die Arbeit selbst Freude machen, der nörgelnde Kollege aber den Tag verderben. Das wäre dann ein grünes Stück mit rotem Bereich.

Ein buntes Leben

Ebenso wie beim Aufräumen von Gegenständen kann ich überlegen, welche Bereiche meines Lebens mir Freude bereiten und welche mich belasten. Und wenn ich den Kuchen gemalt habe, sehe ich alle diese Bereiche vor mir. Ein buntes Leben. Die Frage ist nun, wenn ich meinen Lebenskuchen sehe: Möchte ich diesen Kuchen essen? Oder klarer: Möchte ich mein Leben so leben? Wenn ja, ist alles gut.

Schweres Streichen

Als ich meinen Kuchen des Lebens sah, wurde mir so mancher rote Bereich klarer vor Augen geführt. Natürlich kann ich vieles nicht einfach streichen oder loswerden. Im Gegenteil: Oft ist es besonders schwer, gerade die roten Bereiche loszuwerden. Denn bei vielen roten Bereichen gibt es tiefere Gründe, warum sich diese bei mir „eingenistet“ haben. Einen schwelenden Konflikt in einer Beziehung nehme ich vielleicht hin, weil ich nicht wage, über mein Unbehagen zu reden. Oder weil ich nicht gelernt habe, für mich zu kämpfen. Eine Überlastung kommt vielleicht von Erwartungen anderer, die ich denke, erfüllen zu müssen. Eine große Frustration ist vielleicht da, weil Werte, die ich habe, in Konflikt miteinander stehen und ich mir dessen nicht bewusst bin.

Überfällige Entscheidungen

Ich kann versuchen, Prioritäten zu setzen, neue Ansätze zu suchen und eventuelle Einstellungen oder Erwartungen, die dem Auflösen der Bereiche entgegenstehen, zu formulieren und loszulassen. Dafür kann auch ein Seelsorger oder Berater hinzugezogen werden. Es ist auch erlaubt, größere Striche zu ziehen und endlich den Mut aufzubringen, überfällige Entscheidungen zu treffen. Auch wenn das manches ungewiss macht. Vielleicht ist es nötig, die Arbeitsstelle zu wechseln. Oder ich sollte eine Freundschaft beenden, in die ich immer nur investieren muss und in der ich selbst keinen Raum habe, ich zu sein.

Den roten Fleck angehen

Nicht immer muss es so tragisch und tiefgründig sein. Bei manchem roten Bereich reicht es, wenn ich etwas anders angehe und bewusst eigene Erwartungen loslasse. Manche Aufgaben im Haushalt, die mich nerven, kann ich vielleicht delegieren oder irgendwie anders Entlastung suchen. Wenn ich mutig bin und Schritte gehe, öffnen sich vielleicht Wege, auf die ich vorher gar nicht gekommen bin. Klar ist: Veränderungen und Entscheidungen kosten erstmal Kraft und Nerven. Und nicht alles lässt sich vielleicht so verändern, wie ich es gerne hätte. Aber wenn ich nichts angehe, bleibt alles, wie es ist.

Wie mit einer Schublade beim äußeren Aufräumen zu beginnen, ist es gut, auch hier erst mal an einem Bereich anzufangen und einen ersten roten Fleck anzugehen. Weitere können dann folgen. Mein Ziel ist ein Kuchen, den ich gern esse. Oder: ein Leben, das ich gern lebe.

Debora Güting ist Pastorin im Pastoralteam in der Kirche des Nazareners in Seligenstadt. Nebenher schreibt sie gern ihre Gedanken zum Leben in einen Artikel oder sie referiert bei Frauenevents. Sie lebt mit ihrer Familie in Linsengericht.

Männer, packt mit an! – Warum eure Frauen zu Hause mehr Eigeninitiative erwarten

Familienmanagement ist in der Regel immer noch Frauensache, zusätzlich zum Job. Von den Männern erwartet Debora im Haushalt mehr als „Dienst nach Vorschrift“.

Liebe Männer,
die Psyche der Frau ist unergründlich. Ich weiß, es gibt viele Partnerschaften auf dieser Welt, in denen die Verantwortlichkeiten gut aufgeteilt sind. Ich weiß auch, dass es Männer gibt, die ihre Aufgaben im Haushalt sehr gewissenhaft übernehmen. Ich habe selbst einen Ehemann, der zum Beispiel die Küche viel gründlicher aufräumt, als ich es je könnte. Der die Spülmaschine effizienter befüllt, der in regelmäßigen Abständen den Kühlschrank nach Abgelaufenem oder Verschimmeltem inspiziert und den Müll in den Keller bringt. Das ist schon sehr viel wert. Vielen Dank dafür!

Aber, wie hat es schon Aristoteles so schön ausgedrückt: „Das Ganze ist mehr als die Summe seiner Teile.“ Oder: Das gemeinsame Leben – vor allem, wenn Kinder mit ins Spiel kommen – besteht aus mehr als diesen einzelnen Aufgaben, um die wir euch bitten.

ICH MÖCHTE, DASS DU MIR HELFEN WILLST

Es gibt einen Schlüsselsatz in der mittelmäßigen Beziehungstragikomödie „Trennung mit Hindernissen“, der die Thematik dieses Artikels sehr gut auf den Punkt bringt. Und der geht so: „Ich möchte, dass du mir beim Abwaschen helfen willst.“

Ein Pärchen gibt eine Dinnerparty. Also, die Frau des Hauses hat sie geplant, die Wohnung aufgeräumt, gekocht, den Tisch gedeckt und so weiter – alles in High Heels wohlgemerkt und nach einem normalen Arbeitstag. Der Mann des Hauses hatte für den Abend genau einen Job, nämlich zwölf Zitronen zu kaufen. Mitgebracht hat er dann drei, reicht ja. Die blöden Dinger waren aber gar nicht fürs Essen gedacht, sondern als Tischdeko, um eine Vase damit zu befüllen. Was mit drei Zitronen natürlich nach nichts aussieht.

Als die Gäste gegangen sind, kündigt die Frau an, den Abwasch zu machen. Es ist eine Andeutung. Aufmerksame Zeitgenossen könnten es als Einladung verstehen, mitzumachen. Der Mann versteht es aber nicht so. Die Spielkonsole läuft, der Gegner will verkloppt werden. Schließlich muss er nach einem ebenfalls langen Tag und endlosem Zusammenreißen am Tisch mal für zwanzig Minuten ungestört Dampf ablassen. Kann er ja nichts dafür, wenn sie nicht zur Ruhe kommt, bis das schmutzige Geschirr wieder sauber ist. Als sie ihrem widerwilligen Mann erläutert, dass sie seine Hilfe beim Abwasch erwartet, entgegnet er: „Okay, dann helfe ich dir eben dabei, den verdammten Abwasch zu machen.“ Und dann fällt dieser absurde Satz von oben. „Warum sollte ich beim Abwaschen helfen wollen? Regst du dich etwa auf, weil ich keine große Lust darauf habe, dir beim Abwaschen zu helfen?“ – „Nein, ich rege mich auf, weil du keine große Lust darauf hast, mir anzubieten, den Abwasch zu machen.“ – „Das habe ich doch gerade gemacht!“ – „Ja, aber erst, nachdem ich dich darum gebeten habe.“

VIELES LÄUFT SCHON SUPER, ABER …

Wenn ich ehrlich bin, kann ich mich nicht daran erinnern, mich je für den Job gemeldet zu haben, das Große und Ganze im Blick zu haben, alle Bälle gleichzeitig in der Luft zu behalten, mich um die Befindlichkeiten aller Familienmitglieder zu kümmern und dabei unendliche Listen zu führen und abzuarbeiten. In einem alten Vorwerk-Werbeclip fasst die auf ihren Beruf angesprochene Hausfrau es so zusammen: „Ich arbeite in der Kommunikationsbranche … Und im Organisationsmanagement. Außerdem gehören Nachwuchsförderung und Mitarbeitermotivation zu meinen Aufgaben. Oder kurz: Ich führe ein sehr erfolgreiches kleines Familienunternehmen.“ Ja, so könnte man es nennen – nur dass heute bei den meisten Frauen zu alledem noch ein ganz normaler Job obendrauf kommt. Und selbst wenn argumentiert wird, dass ja die meisten Frauen in Teilzeit arbeiten, kann diese Organisationsund Denkleistung daheim es mit dem normalen Stress eines Vollzeitjobs locker aufnehmen.

DIE VERANTWORTUNG HÄNGT MEIST AN DEN FRAUEN

Barbara Vorsamer, Journalistin bei der Süddeutschen Zeitung, hat diesen Umstand so zusammengefasst: „In den meisten Familien, selbst bei denen, die sich die Arbeit einigermaßen gerecht aufteilen, bleibt die Verantwortung an der Mutter hängen. Sie schreibt die Einkaufszettel und To-do-Listen und sie erinnert ihren Mann auch – unter Umständen mehrfach – an die noch zu erledigenden Aufgaben. Mental Load nennt man diese Denkarbeit, und sie ist anstrengend, ermüdend und unsichtbar.“

Wie gesagt, ich selbst führe einen am deutschen Durchschnitt gemessen schlampigen Haushalt, definiere mich nicht über das Muttersein, bin nicht bei Pinterest und insgesamt ein eher unstrukturiert denkender Mensch. Trotzdem möchte ich euch kurz in die Welt dessen hineinnehmen, was wir tagtäglich auf unserer Mental Load-Liste haben, ob wir wollen oder nicht. Und was uns am Ende des Tages so müde und unausstehlich macht, sodass wir eigentlich nur noch in Ruhe gelassen werden möchten: Kinderarzttermine ausmachen (erst mal telefonisch durchkommen), Geschenke für den nächsten Kindergeburtstag besorgen (also nicht für das eigene Kind, aber das dann auch irgendwann), optisch ansprechende Kuchen backen in rauen Mengen für diverse Kindergarten- und Schulveranstaltungen, zum geeigneten Zeitpunkt ein leeres Glas, einen Stein oder eine Socke zum Basteln mitbringen, rechtzeitig den Betrag fürs Schul-T-Shirt überweisen, die Kindergarderobe wettergerecht auf den neuesten Stand bringen und aussortieren, Kinderkleiderbasartermine in der Umgebung sondieren, Hausaufgaben kontrollieren, unendlich viele Zettel aus Schulpostmappen zur Kenntnis nehmen, Freizeitaktivitäten koordinieren, Büchereibücher fristgerecht verlängern …

Es könnte ewig so weitergehen. Allein die Liste für einen Kindergeburtstag hat bei meiner Siebenjährigen bereits mindestens 20 Unterpunkte: Motto überlegen, zum Motto passende Piñata und Einladungskarten basteln, Begrüßungsdrink mit Zuckerrand kreieren, mit Serviettentechnik Schmuckkästen verzieren, Mitgebseltüte befüllen und so weiter. Wer das alles organisiert? Tja. Immerhin seid ihr dann aber dabei, einen Teil der Aktivitäten mitzubetreuen.

UNSERE TO-DO-LISTEN ENDEN NIE

Das ist so, wie permanent 14 verschiedene Browser-Registerkarten offen zu haben. Ihr merkt, sie ist nicht gerade sexy, unsere Listenwelt. Sie lässt uns tagsüber und nachts keine Ruhe, sie trägt maßgeblich zu unseren Sorgen- und Zornesfalten bei, sie macht uns unentspannt und nörgelig, obwohl wir nie so sein wollten. Kein Wunder, dass uns die Kraft fehlt, euch abends nur in Klarsichtfolie eingehüllt an der Haustür in Empfang zu nehmen. Oder in der Kleinkindphase einem Hobby nachzugehen beziehungsweise uns beruflich so weiterzuentwickeln, wie wir das gern würden, und die gläserne Decke zu durchbrechen.

Nun gibt es glücklicherweise heutzutage Apps, die einem die Organisation dank punktgenauer Erinnerungsfunktion mit Wecker und regelmäßiger Erinnerungs-Popups sehr erleichtern. Gott sei gelobt für das Smartphone. Noch schöner wäre es allerdings, wenn wir das Gefühl hätten, nicht alles selbst organisieren zu müssen.

SIND WIR FRAUEN SELBST SCHULD?

Ich gebe zu, manche unserer Probleme mit euch sind hausgemacht. Wir könnten unsere Ansprüche herunterschrauben. Wir könnten Papa machen lassen, wie es Papa macht und die Kinder eben nicht noch mal umziehen, wenn ihr sie morgens im Bodo-Illgner-Gedächtnislook angezogen habt. Manchmal sind wir so mutig, euch allein mit dem Nachwuchs loszuschicken – dann allerdings mit vielen guten Ratschlägen und vorgepackten Wickeltaschen, weil ihr beim letzten Mal keine Windeln oder Wechselwäsche dabeihattet oder vergessen habt, gesunde Snacks einzupacken. Und weil wir schon diverse Male erlebt haben, dass ihr die euch aufgetragenen Aufgaben vor euch herschiebt („Das hätte ich schon noch gemacht“) oder sie (vielleicht mit System?) nicht zu unserer vollsten Zufriedenheit erledigt und drei statt zwölf Zitronen besorgt oder hässliche Kinderstiefel gekauft habt, übernehmen wir die Aufgaben dann schlussendlich doch oft zähneknirschend selbst. Weil wir sie selbst oft schneller erledigt haben, bevor wir uns den Mund fusselig erklärt haben. Auch das könnten wir bleiben lassen und uns stattdessen eine Scheibe eurer männlichen Wurstigkeit abschneiden.

Ich glaube nicht, dass es uns Frauen per se schwerfällt, abzuschalten. Aber es fällt uns schwer, abzuschalten, wenn wir wissen, dass ihr eben vieles nicht auf dem Schirm habt. Und je mehr wir selbst an alles denken, umso mehr schaltet ihr ab. Anders gesagt: Je mehr wir die Rolle der Projektmanagerin oder Familienunternehmensleiterin übernehmen, desto mehr verhaltet ihr euch wie Praktikanten, die ohne Arbeitsanweisung erst mal gar nichts machen. Oder nur genau das, was euch aufgetragen wurde.

GETEILTE ARBEIT IST HALBE ARBEIT

„Um wirklich frei zu sein, müssen wir den Kopf von Frauen freibekommen“, schreibt die Soziologieprofessorin Lisa Wade in einem Artikel des TIME-Magazins. „Natürlich muss immer jemand daran denken, Toilettenpapier zu kaufen. Aber wenn diese Arbeit geteilt wird, werden Frauen ihre Zusatzbelastungen abgenommen. Und erst dann haben Frauen genauso viel geistige Leichtigkeit wie Männer.“ Es ist nicht nötig, dass ihr genauso ständig alle Details im Kopf behaltet. Aber wir würden uns freuen, wenn ihr mitdenken würdet. Wenn ihr mit uns an einem Strang zieht. Wenn ihr proaktiv und unaufgefordert eure Hilfe anbietet. Mir persönlich ist es dabei ehrlich gesagt relativ egal, ob ihr das jetzt echt richtig wollt oder nicht – Hauptsache machen.

Wenn ihr mit anpackt und uns für die vielen unsichtbaren Dinge wertschätzt, die wir so erledigen – dann kann aus uns das werden, was wir immer gern werden wollten: ein unschlagbares Team.

Debora Kuder arbeitet als freie Journalistin und lebt mit ihrer Familie in München.

 

Wohnung putzen, Beziehung pflegen

Der Wohnungsputz ist einer der Streitklassiker für Paare. Einem der dabei wohl größten Streitpunkte ist Betreut.de in einer aktuellen Umfrage* unter 800 Müttern und Vätern auf den Grund gegangen: der Aufgabenteilung. Und hier gibt es Luft nach oben: Nur gut die Hälfte der Befragten ist mit der Aufteilung der Haushaltsaufgaben weitgehend zufrieden, die Männer dabei noch eher als die Frauen (63 Prozent gegenüber 55 Prozent). Neben unterschiedlichen Vorstellungen von Sauberkeit spielen dabei auch unterschiedliche Gewohnheiten eine Rolle. Damit der Haussegen nicht aufgrund des schmutzigen Geschirrs schief hängt, hat Betreut.de fünf Tipps zusammengetragen, mit denen sich die Beziehung aufpolieren lässt.

1. Was will ich und was willst du? 

Bevor Paare sich darüber austauschen, wie sie ihren gemeinsamen Haushalt regeln, steht die Frage: Was erachten beide Partner als maßgbelich für ihre Beziehungshyiene? Nur wenn beide Partner darüber Bescheid wissen, womit sie sich wohlfühlen und sich darüber austauschen, können sie auch auf die Bedürfnisse des anderen eingehen und böse Überraschungen im Alltag vermeiden.

2. Der Start in den Tag 

Symmetrisches Anordnen oder alle Fünfe gerade sein lassen? Am frühen Morgen sind es oft schon Kleinigkeiten, die einen aus der Haut fahren lassen können. Seien es Haare im Waschbecken oder die schief zugedreht Zahnpasta-Tube. Klären Paare, was für sie ein absolutes No-Go ist und finden hier Kompromisse – zum Beispiel getrennte Zahnpasta-Tuben oder Aufbewahrungsmöglichkeiten – lassen sich morgendliche Zankereien leichter umschiffen.

3. Tausche Staubsauger gegen Spüllappen 

Um den Hausputz gemeinsam zu bewältigen, ist Arbeitsteilung eines der verbreitetsten Mittel: Der eine kümmert sich um das schmutzige Geschirr, der andere um den Staub. Am leichtesten lassen sich die Aufgaben nach Vorlieben verteilen. Beide Partner legen eine Liste mit allen anstehenden Aufgaben an. Die beliebteste kommt nach ganz oben, die unliebsamste nach ganz unten. Danach können die Listen abgeglichen und die Aufgaben verteilt werden. Landen bestimmte Tätigkeiten bei beiden Partnern ganz unten auf der Liste, gibt es zwei Möglichkeiten: Entweder, sie wechseln sich regelmäßig mit den unliebsamen Aufgaben ab oder beauftragen eine Haushaltshilfe, die ihnen dabei unter die Arme greift. Die so gewonnene Zeit kann in einen romantischen Spaziergang, einen Restaurant- oder Kinobesuch investiert werden.

4. Eine Frage der Zeit 

Sind beide Partner berufstätig, sollte auch die Hausarbeit so aufgeteilt werden, dass sich niemand benachteiligt fühlt. Neben der Aufgabenteilung kann auch das richtige Zeitmanagement helfen, um diese Herausforderung zu meistern: Wer morgens später aus dem Haus geht, räumt die Küche auf und nimmt den Müll mit, wer zuerst Feierabend hat, kümmert sich um die Einkäufe und das Abendessen.

5. Mehr Zeit zu zweit 

Um den Alltag als Paar zu meistern, ist vor allem eines wichtig: gemeinsame Zeit. Die aktuelle Umfrage zeigt: Mehr als ein Drittel der befragten Männer findet, dass sie zu wenig Zeit mit ihrem Partner verbringen (38%), bei den Frauen ist es sogar fast die Hälfte (46%). Um neben dem Job und eigenen Hobbys den Partner nicht nur zum Gute-Nacht-Sagen zu sehen, lassen sich die anfallenden Alltagsaufgaben auch gemeinsam erledigen. Manchmal lassen sich sogar zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen: Gemeinsames Kochen als romantisches Date statt simpler Alltagsroutine, Haushaltsputz und einer Tatort-Wiederholung.

* Quelle: Betreut.de: Global Family Survey, 2017.

„Wie ich das schaffe? Gar nicht!“

Listen schreiben, Arbeiten delegieren, Dinge vereinfachen – viele Tipps und Ideen können uns helfen, den Alltag besser zu bewältigen. Bettina Wendland hat einige gesammelt.

Weiterlesen

Kleine Menschen, große Hilfe?

Wie kann man Kinder an Hausarbeit und Co beteiligen? Vier Familien geben einen Einblick in ihren Alltag.

Weiterlesen

„Das Bad hab ich geputzt!“

Wie man kleine Helfer motiviert

Die Mithilfe der Kinder im Haushalt ist ein Thema, bei dem Traum und Wirklichkeit oft weit auseinander klaffen. Wie schafft man es, Kinder zu kleineren und größeren häuslichen Arbeiten zu bewegen? Und warum sollen Kinder überhaupt mithelfen?

• Kinder erkennen und akzeptieren dadurch, dass bestimmte Tätigkeiten – auch wenn diese lästig, unangenehm oder eintönig sind – verrichtet werden müssen. Dies ist in unserer Spaß- und Freizeitgesellschaft nicht selbstverständlich!
• Die Kinder lernen: Das Zusammenleben in Gemeinschaft funktioniert nur dann, wenn alle ihren Teil beitragen.
• Die kindliche Mitarbeit entlastet nicht nur die Eltern, sondern stärkt vor allem das Selbstbewusstsein der Kinder. Erfahrungen wie: „Den Fruchtsalat habe ich alleine gemacht!“, „Das Bad habe ich geputzt!“, „Ich habe den Schnee in der Einfahrt weggeschaufelt!“ vermitteln den Kindern: Ich schaffe das!
• Die übertragenen Aufgaben lassen Kinder ihre eigenen Fähigkeiten und Begabungen erkennen und entwickeln. Im Haushalt lernen sie, Pläne zu machen, nach Vorgaben zu arbeiten und bestimmte Abläufe zu verrichten.
• Wenn Kinder mithelfen, bemerken sie bald: Mama und Papa gewinnen Zeit, um mit ihnen zu reden, zu spielen und Spaß zu haben. Es ist daher wichtig, dass Eltern die gewonnene Zeit nicht ausschließlich für ihre eigenen Interessen verwenden, sondern in erster Linie für die Beziehung zu ihrem Kind.

Was tun?

Eines steht fest: Die zu erledigenden Aufgaben müssen dem Entwicklungsstand des Kindes entsprechen. Dieser kann von Kind zu Kind sehr unterschiedlich ausgeprägt sein. Ab dem Grundschulalter können Kinder ihr Bett selbst machen, eigenständig Einkäufe erledigen, kleinere Mahlzeiten zubereiten, aufräumen, kurzzeitig auf jüngere Geschwister aufpassen, im Garten und rund ums Haus mithelfen, Schuhe putzen, das Badezimmer und die Toilette reinigen und die Küche in Ordnung bringen.

Wie motivieren?

Ob Kinder bereit sind, in Haus und Garten mitzuhelfen, hängt unter anderem davon ab, wie früh sie an die Hausarbeit herangeführt wurden. Auch die Familienatmosphäre spielt eine wichtige Rolle. Wird das Kind stets für seine Arbeit kritisiert? Kann es der Mutter nie etwas recht machen? Neigt der Vater zu besserwisserischen Belehrungen, wenn das Kind einen Fehler macht? Eltern, die diese drei Fragen mit „Ja“ beantworten müssen, dürfen sich nicht wundern, wenn das Kind keine Lust hat mitzuhelfen.

Es gibt kein Zaubermittel für die freiwillige Mitarbeit der Kinder – speziell im späten Grundschulalter. Sehr wohl gibt es eine hohe Erfolgswahrscheinlichkeit, wenn die Eltern selbst eine positive Einstellung zur Arbeit im Haushalt haben. Wer ständig über die Arbeit jammert, bekommt dies von seinen kleinen „Spiegelbildern“ umgehend präsentiert!

Zum Schluss noch ein kleiner Tipp: Manche Familien führen mit ihren Kindern hin und wieder einen Arbeits-Relax- Tag durch. Genau in dieser Reihenfolge: Zuerst die notwendigen Arbeiten gemeinsam verrichten, dann ein leckeres Essen bestellen oder kochen und gemeinsam spielen und Spaß haben. So lernen Kinder schon früh: Arbeit und Freizeit gehören zum Leben dazu. Oder wie es schon in der Bibel zu lesen ist: „Ein Mensch kann nichts Besseres tun, als die Früchte seiner Arbeit zu genießen“ (Buch Prediger, Kapitel 3, Vers 22).

Roswitha Wurm arbeitet als Lern-, Legasthenie- und Dyskalkulietrainerin und lebt mit ihrer Familie in Wien.