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Nachgehört: Diese Hörspiele und Podcasts eignen sich für Kinder

Hörspiele und Podcasts machen nicht nur Spaß, sondern helfen Kindern auch in der Entwicklung. Diese Serien und Abspielgeräte sollten Eltern kennen.

Rumms. Jule schmeißt ihren Rucksack in die Ecke und stapft in ihr Zimmer. Es ist nicht leicht, ein Vorschulkind zu sein. Viele Erwartungen, Eindrücke und eigene Ansprüche paaren sich mit ungeliebtem Essen, Streitereien mit Freunden und dem Kummer über das T-Shirt, das Mama heute Morgen rausgelegt hat. Jule braucht jetzt dringend eine Pause. Zum Runterkommen. Zum Abschalten. Zur Neusortierung. Sie wartet darauf, dass ihre Mutter ihren Lieblingspodcast startet, der dann über WLAN aus der Box in ihr Zimmer schallt, schnappt sich Kuschel-Fohlen Ferdinand und macht es sich auf ihrem Bett gemütlich.

Ein Zimmer weiter fährt ihr kleiner Bruder Jonte seine Autos von links nach rechts. Auch für ihn war der Tag im Kindergarten anstrengend. So viele Regeln, so viele Grenzen, so viel, was noch nicht geht. So viel, was er noch lernen muss. Und so viel, was er – mit seinen zweieinhalb Jahren – noch nicht versteht.

Was er dagegen versteht: was ihm jetzt guttut. Und das ist eine kleine Pause. Es fühlt sich richtig an, jetzt die Autos von links nach rechts zu schieben, dabei leise Brumm-Geräusche zu machen und sich anschließend vielleicht noch ein bisschen auf dem Teppich rumzukugeln. Untermalt von Kinderliedern. Jonte hat sich seinen Lieblings-Tonie mit kurzen Geschichten und Liedern auf die Tonie-Box gestellt und hört – immer mal wieder – gespannt zu.

Warum Hörspiele?

Jule und Jonte nutzen – wie die große Mehrheit der Kinder – Hörspiele zur Entspannung. Super für die Eltern, werden doch durch das Hören von Liedern und Geschichten viele Fähigkeiten geschult: Aufmerksamkeitsspanne, Fantasie, Sprachverständnis, Kreativität, die Möglichkeit zur Selbstregulation. Und auch wenn es Eltern zuweilen in den Wahnsinn treiben kann: Gerade das wiederholte Hören von Lieblingsgeschichten ist essenziell für die Sprachentwicklung: Neue Wörter werden gelernt und verinnerlicht, der Sprachwortschatz wächst.

Darüber hinaus bieten Hörspiele Kindern eine Erweiterung ihrer Erfahrungswelt an. Egal, ob es sich um neue Situationen wie den Schuleintritt oder die Ankunft eines Geschwisterchens handelt, ob es in dem Hörspiel um das Thema Freundschaft, Trauer, Zähneputzen oder Mut geht – die Geschichten von Feuerwehmann Sam, Bobo Siebenschläfer, Ponyhof Apfelblüte oder von Greg und seinem Tagebuch trösten die jungen Zuhörer, ermutigen sie, erklären ihnen die Welt und vermitteln wichtige Werte.

Was ist das richtige Abspielgerät?

Dabei ist es Geschmackssache, ob der Nachwuchs die Hörspiele via Streamingdienst, auf CD oder mittels einer (Tonie-, Tiger-, Hörbert-)Box konsumiert. Plattformen und Abspielmöglichkeiten gibt es mittlerweile immer mehr. Zeitbegrenzungen – entweder aus Speicherkapazitätsgründen oder weil Eltern einen Timer einstellen können – sorgen für Beruhigung der elterlichen Nerven, damit das Gedudel aus dem Kinderzimmer nicht zur Dauerbeschallung mutiert. Gemeinsam mit den Kindern können Eltern zudem aussuchen und besprechen, was sie da gerade hören.

Die Vorteile der Streamingdienste wie Spotify (kids), Deezer, AppleMusic, Play-Europa, Bookbeat, Audible etc. sind, dass sie (beim Familienabo) von mehreren Familienmitgliedern gleichzeitig genutzt werden können, eine Vielzahl an verschiedenen Hörspielen und -büchern zur Verfügung stehen, man die Geschichten auch offline hören und auf verschiedene Abspielgeräte (Sprachassistenten, Bluetoothboxen, WLAN-Lautsprecher) übertragen kann. Außerdem kann man (abgesehen von den reinen Hörbuchportalen) auch Podcasts streamen.

Tonie-Figuren können selbst bespielt werden

CDs sind super leicht in der Handhabung, kostengünstig und bieten eine gute Übersicht im Regal. CD-Abspielgeräte finden sich jedoch nicht mehr in jedem Haushalt, geschweige denn Kinderzimmer, zumal die silbernen Tonträger leicht zerkratzen.

Auch schön im Regal sehen die Tonie-Figuren aus, die darüber hinaus auch noch zum Spielen anregen. Die sogenannten Kreativ-Tonies können entweder selbst besprochen oder mit gekauften Hörspielen im mp3-Format bespielt werden. So kann die Oma auch aus 400 Kilometer Entfernung eine Gutenachtgeschichte vorlesen oder ein Schlaflied singen.

Die Tiger- und Hörbert-Box werden dagegen mit SD-Karten bespielt, die wenig Platz wegnehmen, leicht eigenständig bespielt werden können, jedoch gerade für kleinere Kinder nicht gut selbstständig ausgewählt und gewechselt werden können.

Welche Hörbücher und Podcasts eignen sich für Kinder?

Doch was bietet sich nun an für die Kleinen und noch nicht ganz so Großen? Kinderbuchklassiker sind heute noch beliebt, und so schallen die Geschichten von Erich Kästner, Astrid Lindgren oder Otfried Preußler durch viele Kinderzimmer. Auch die „5 Freunde“, das christliche Pendant der „5 Geschwister“, „Hanni & Nanni“, „die drei ???“ oder „die drei !!!“ (gern auch in der Kids-Variante für die Jüngeren), Pferdegeschichten wie die vom Ponyhof Mühlental, Apfelblüte oder Liliengrün oder von „Bibi & Tina“ finden ebenso beständig viele begeisterte Zuhörerinnen und Zuhörer. Christliche Hörspiele wie „Ben und Lasse“, „Der Schlunz“ oder „Leonie – Abenteuer auf 4 Hufen“ findet man genauso wie „Emmi – Mutmachgeschichten für Kinder“, „Die 3 vom Ast“, „Flo, das kleine Feuerwehrauto“ oder „Freddy, der Esel“.

Für wissensdurstige Kinder gibt es die beliebten „WAS IST WAS“-(Junior)-Bücher zum Hören, genauso wie die Reihe „Wieso? Weshalb? Warum?“. „1.000 Themen“ vermittelt eigenen Angaben zufolge alles, „was Kinder wissen wollen“, genauso wie die Geschichten rund um „Die kleine Schnecke Monika Häuschen“, die viel vom Ganter Günther und Schorsch dem Regenwurm lernt. Daneben beantworten die ständig wachsende Anzahl an Wissens-Podcasts wie „Rund um die Welt mit Fuchs und Schaf“, „Frag mich! – Die Nachrichten und ich“ vom Bayrischen Rundfunk und der ARD, „Kinari“ – der Kindernachrichten-Podcast, der Podcast der beliebten „logo!“-Nachrichten sowie „Eric erforscht“, „Die Umweltdetektive ermitteln“, „Weißt du’s schon – der Quiz-Podcast“ oder die „Ö1 Kinderuni“ Kindern zwischen fünf und zwölf Jahren (fast) alle Fragen.

Welche Podcasts hören Kids?

Überhaupt Podcasts: Was bei den Erwachsenen beliebt ist, mögen auch Kinder. Podcasts für Kinder gibt es immer mehr, Woche für Woche (oder monatlich) mit neuen Folgen. „Mira und das fliegende Haus“ zum Beispiel: Ein liebevoll gemachter Podcast, in dem Kindern zwischen vier und acht Jahren Werte wie Selbstliebe, Hilfsbereitschaft, Vergebung, Teilen nahegebracht wird. Auch in den Podcast „Einfach himmlisch“ lohnt es sich, reinzuhören. Dort erzählt eine Pfarrerin christliche Geschichten für Kinder in unter drei Minuten. Der Kinderbibelpodcast „Was glaubst du denn?“ widmet sich dagegen rund 30 Minuten einer biblischen Geschichte. Die Sendung mit der Maus kann ebenfalls als Podcast nachgehört werden.

Wer sich ein bisschen reinfuchst, findet für jeden Wissensbereich, jedes Interesse und jede Altersstufe ein Hörspiel, Hörbuch, Liederhörbuch (oder -hörspiel) oder einen Podcast. Egal, ob sich der Nachwuchs gerade für Musik, Kochen, Natur, Glaube, Tiere, Geschichte, Erdkunde oder Erfindungen begeistert. Recht neu im Portfolio ist die App „Hearooz“, eine reine Kinder-Podcast-App. Ob Kindernachrichtensendungen, Hörspiele (im Abo), Podcasts zu Religion, Sport oder Tieren – eine größere, detailliertere Podcastübersicht für Kinder gibt es derzeit nicht. Und wenn Mama oder Papa ihr Handy oder Tablet nicht abgeben wollen, kann man via WLAN oder Bluetooth die Podcasts auch streamen.

Ein kleiner Haken

So toll das alles ist, einen Haken gibt es trotzdem. Während das Vorlesen ein gemeinschaftlicher Akt ist, isoliert einen das Hören von Geschichten. Es gibt wenig Kommunikationsanreize, und Kinder werden, gerade bei gruseligen oder doch noch zu spannenden Geschichten, mit ihren Gefühlen allein gelassen, lautet die Kritik. Und so ist es wie bei allem anderen: Die richtige Mischung macht’s! Wenn die Eltern gerade mal keine Zeit oder Lust haben oder die Kinder eine Pause – ja, auch von den Eltern – brauchen, sind Hörspiele super. Neue Formate oder Folgen können mit den Kindern zunächst zusammen angehört und bei Bedarf im Anschluss besprochen werden, damit die Kinder das, was sie gehört haben, auch richtig einsortieren können. Hörspiele ersetzen aber nicht das Vorlesen.

Jule freut sich schon darauf, die neue Folge von „Wieso? Weshalb? Warum?“ am Samstagmorgen nach dem Frühstück mit ihrem Papa zu hören und dabei auf dem Sofa zu kuscheln, während Jonte in seinem Zimmer mit Mama Duplo baut und mit seinem Feuerwehrauto die Abenteuer von „Flo, das kleine Feuerwehrauto“ nachspielt.

Hella Thorn ist Redakteurin, Texterin und freie Lektorin, lebt mit ihren zwei Kindern (5 und 2) in Iserlohn und hört am liebsten bei „Mira und das fliegende Haus“ und „Die Eule findet den Beat“ mit.

„Unser Kind hört nicht“

„Unsere Tochter (6) tut nicht, was wir ihr sagen. Sagen wir ihr, sie soll den Tisch decken, rennt sie aufs Klo und schließt sich ein. Soll sie ihre Geschwister in Ruhe lassen, nimmt sie sie hoch. Wollen wir gehen, fängt sie wieder an zu spielen. Wie können wir ihr Verhalten ändern?“

Wenn Sie das Verhalten Ihres Kindes verändern möchten, ist es notwendig zu überlegen, warum sich Ihr Kind ständig widersetzt. Dabei spielen die elementaren Bedürfnisse Ihres Kindes eine wichtige Rolle.

Grundlegend brauchen Kinder die absolute Sicherheit, dass sie als ganze Person geliebt und angenommen sind. Diese Liebe müssen Kinder immer wieder mit allen Sinnen erleben und das unabhängig von Konflikten und Brennpunkten, die das ganz normale Familienleben so mit sich bringen. Das erfordert von Eltern einen aufmerksamen Blick für ihr Kind und ein Stück Selbstreflexion. Gibt es in Ihrer Familie oder in Ihrem Umfeld eine große Veränderung, die Ihr Kind verunsichern könnte? Erleben Sie entspannte und fröhliche Familienzeiten? Haben Sie als Vater und Mutter ausreichend Ruhe und Energie für Ihr Kind? Ist sich Ihr Kind Ihrer Liebe sicher?

WEGE AUS DER MACHTKAMPF-FALLE

Haben Kinder mit inneren Nöten zu kämpfen, zeigt sich das häufig an ihrem Verhalten. Manche Kinder ziehen sich zurück, andere reagieren aufmüpfig und provozieren mit ihrem Verhalten. Vielleicht trägt Ihre Tochter irgendeine Verunsicherung oder Belastung in sich, die zu einem solch provokanten Verhalten führen könnte.

Gleichzeitig brauchen Kinder Eltern, die ihnen Orientierung und einen Rahmen für das Zusammenleben geben. Sagen Eltern nicht klar, was sie möchten, muss das Kind an den Reaktionen der Eltern ablesen, was in Ordnung ist und was nicht. Wenn sich ein Kind dann unangemessen verhält, reden sich Eltern häufig den Mund fusselig und landen in der Machtkampf-Falle. Mit vielen Worten versuchen sie ihr Kind zur Einsicht zu bewegen, doch leider selten mit Erfolg. Statt einer Lösung sind Gefühle des Ärgers und der Hilflosigkeit und vielleicht auch Tränen auf beiden Seiten die Folge.

ERWARTUNGEN KLAR FORMULIEREN

Um das zu verhindern, sollten Eltern in einer entspannten Atmosphäre erklären, was sie erwarten, und sich überlegen, wie sie handeln können, wenn sich das Kind nicht daran hält. So macht es die wichtige Erfahrung, dass es nicht ohne Folgen bleibt, wenn es die Geschwister ärgert oder sich vor Aufgaben drückt. Fragen Sie sich: Weiß Ihr Kind, welche Regeln in Ihrer Familie gelten? Wurden diese klar formuliert? Wie haben Sie bisher auf das Nichthören Ihres Kindes reagiert? Könnte es eine Hilfe sein, in einem Familiengespräch diese grundlegenden Regeln zum Essen oder Umgang mit den Geschwistern zu besprechen? Welche Konsequenz könnte es geben, wenn sich Ihre Tochter das nächste Mal im Klo einschließt, wenn der Tisch gedeckt werden soll?

Eine Verhaltensänderung können Sie nicht von heute auf morgen bewirken. Aber mit Geduld, einer konsequenten Haltung und Zuwendung für Ihr Kind wird sich der Familienalltag sicherlich nach einiger Zeit entspannen. Wenn nicht, empfehle ich eine persönliche Erziehungsberatung, die mehr in die Tiefe gehen kann.

Sonja Brocksieper ist Diplom-Pädagogin. Sie lebt mit ihrer Familie in Remscheid und ist Mitarbeiterin bei Team.F. www.sonja-brocksieper.de
Illustration: Sabrina Müller, sabrinamueller.com

Ohren auf beim Spielzeugkauf!

Babys und Kleinkinder lieben Spielzeug, das Geräusche macht. Aber Rasseln, Quietsch-Tiere oder Musikinstrumente können schnell Lautstärken von bis zu 100 Dezibel erreichen und das Gehör der Kinder gefährden. Wenn es in diesem Jahr an die Auswahl der Weihnachtsgeschenke geht, sollten Eltern daher genau prüfen, ob ein Spielzeug für Kinderohren geeignet ist oder eine Gefahr für sie darstellt.

Untersuchungen haben gezeigt, dass schon eine Babyrassel nahe am Ohr Lautstärken von über 90 Dezibel erzeugen kann. Das entspricht etwa dem Geräuschpegel in Diskotheken oder dem Schall eines Martinshorns aus zehn Metern Entfernung. Quietsche-Enten oder Trillerpfeifen bringen es in unmittelbarer Ohrnähe sogar auf bis zu 130 Dezibel – so laut ist ein startender Düsenjet oder ein Rockkonzert. Bei einem Schallpegel in dieser Größenordnung liegt auch die Schmerzschwelle des Gehörs, und Hörschäden sind schon bei kurzer Einwirkung möglich. Kinderohren sollten daher grundsätzlich von derartigen Lärmquellen ferngehalten werden.

Wenn es um die Lärmprävention bei den Jüngsten geht, stehen insbesondere Eltern und Großeltern in der Verantwortung. Sie sollten die Ohren der Kleinen nicht unbedarft belasten und ein Bewusstsein für die Gefahren von Lärm vermitteln. Bei der Auswahl geeigneter Spielzeuge sollte zudem genau darauf geachtet werden, welche hohen Lautstärken sie erzeugen. Nicht zu empfehlen sind etwa Spielsachen mit dem Warnhinweis „von den Ohren fernhalten“.

Auch unterschiedliche Prüfsiegel decken häufig nicht alle Bereiche einer ausreichenden Produktsicherheit ab. So sind in der für das GS-Zeichen (Geprüfte Sicherheit) zuständigen EU-Spielzeugrichtlinie keine konkreten Grenzwerte für geräuscherzeugende Spielsachen hinterlegt. Verbraucherschützer raten daher, Spielzeuge vor dem Kauf selbst zu prüfen und auszuprobieren oder sich von einem Verkäufer vorführen zu lassen. Dabei gilt: Was schon für Erwachsene zu laut ist, ist es für Kinderohren erst recht, da sie durch ihr geringeres Gehörgangsvolumen erheblich lautere Höreindrücke aufnehmen.

Der Schutz des kindlichen Gehörs ist auch deshalb so wichtig, weil frühkindliche Hörschäden, ob angeboren oder durch äußerliche Einwirkungen erworben, den Spracherwerb und damit die gesamte Entwicklung der Kinder beeinträchtigen. Insbesondere Kleinkinder können sich oft aus eigener Kraft noch nicht dem Lärm entziehen oder sich dazu mitteilen. Auch bei Kindergarten- und Schulkindern bleiben Hörschwächen nicht folgenlos: Schwächere Lernleistungen und Konzentrationsstörungen können daraus resultieren.

Für Fragen zum Lärmschutz oder vorsorgliche Hörtests auch bei Kindern sind die Partner-Akustiker der Fördergemeinschaft Gutes Hören die richtigen Ansprechpartner. Einen Fachbetrieb in der Nähe findet man unter www.fgh-info.de

Quelle: FGH

 

„Ich rede mit dir!“

„Unserer Tochter (5) reagiert häufig nicht, wenn wir sie um etwas bitten. Oft wissen wir uns nicht anders zu helfen, als bis drei zu zählen, damit sie reagiert. Was können wir tun?“

Wenn Eltern das Gefühl haben, dass ihr Kind auf akustische Aufforderungen nicht reagiert, sollte zunächst beim Arzt abgeklärt werden, ob eine medizinische Ursache dahintersteckt. Eine akute Mittelohrentzündung oder vergrößerte Rachenmandeln können bei Kindern zu einer vorübergehenden Schwerhörigkeit führen. Die meisten Kinder sind jedoch topfit und hören trotzdem nicht. Zunächst sollten Eltern genauer hinschauen, in welchen Situationen das Kind nicht hört. Wenn Kinder ins Spiel vertieft sind oder ihren Gedanken nachhängen, ist es schwer, zu ihnen durchzudringen. Manchmal passiert es auch, dass sie einfach nur vergessen zu antworten. Auf die Frage „Bist du satt?“ registriert das Kind für sich „Ja, ich bin satt“, sagt es aber nicht laut.

NÄHE UND PRÄSENZ
Je kleiner das Kind ist, desto weniger bringt es, ihm aus der Entfernung etwas zuzurufen. Versuchen Sie stattdessen eine Verbindung herzustellen. Konkret bedeutet das: Körperkontakt. Gehen Sie zum Kind und knien Sie sich auf den Boden, wenn es dort spielt. Legen Sie eine Hand auf seine Schulter und nehmen Sie Augenkontakt auf. Erst, wenn Sie merken, dass das Kind Sie wahrnimmt, wird die Bitte ausgesprochen. Auf diese Weise wird die Spirale durchbrochen, dass Eltern Aufforderungen immer wiederholen und Kinder sich daran gewöhnen, nicht auf das Gesagte zu achten. Eltern können üben, ihre Kinder immer mit Namen anzusprechen und möglichst konkrete Anweisungen zu geben. Statt „Setz dich ordentlich hin“ ist es besser „Lass bitte die Beine unter dem Tisch und leg die Hand neben den Teller“ zu sagen. Positive Formulierungen helfen, denn unser Gehirn kann Verneinungen nur über Umwege verarbeiten. Das Beispiel „Denken Sie nicht an einen rosa Elefanten!“ zeigt, dass im Kopf keine negativen Bilder entstehen. Zunächst wird an das Verbotene gedacht. Im Alltag heißt das, den Kindern z u s agen, w as s ie tun s ollen, a nstatt e twas z u verbieten: „Bleib bei mir auf dem Bürgersteig“ und nicht „Lauf nicht auf die Straße!“.

STRUKTUREN UND RITUALE
Festgelegte Strukturen und Rituale helfen, Abläufe nicht immer neu diskutieren zu müssen – jedoch braucht es einen langen Atem und vor allem unser Vorbild, bis Kinder diese verinnerlicht haben. Trotzdem bewirkt es, dass wir auf lange Sicht weniger ermahnen müssen. Beim Thema Aufräumen ist es außerdem hilfreich, wenn alle Dinge einen festen Platz haben, den die Kinder kennen. Nennen Sie konkret den Ort, wohin das Kind seine Dinge aufräumen soll.

KONSEQUENZEN
Manchmal erscheinen Drohungen uns als letzter Ausweg. Es ist verführerisch zu sagen: „Wenn du jetzt nicht kommst, dann gehe ich ohne dich!“ Kinder sollten jedoch nie aus Angst gehorchen. Gleichzeitig spüren sie, ob Eltern nur leere Drohungen aussprechen, weil sie sich hilflos fühlen. Wenn Sie öfter in solche Situationen geraten, überlegen Sie in einer ruhigen Minute: Wann passiert das? Was regt mich auf? Gibt es statt einer Bestrafung natürliche Konsequenzen, die folgen können? Das könnte zum Beispiel sein: Wir haben keine Zeit mehr, bei Oma vorbeizufahren.

 

Elisa Hofmann hat Publizistik, Psychologie und Linguistik studiert, ist verheiratet und wohnt mit ihrem Mann und drei Kindern in Heidesheim am Rhein.