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Kinderwunsch: Nach drei Fehlgeburten kämpft sich Julia zurück ins Leben

Julia Strobels Traum vom Familienglück zerschlägt sich immer wieder. Heute sagt sie: „Wir leben unser bestes Leben.“

Wir haben ein Kissen zu Hause, ein Spontankauf vor vielen Jahren. Mein Mann und ich waren frisch verheiratet, der Wunsch nach einem Kind wurde zunehmend stärker. Als ich das Kissen im Schaufenster erblickte, hat dessen Aufdruck der diffusen Sehnsucht in mir einen Namen gegeben: „Nestwärme.“ Es hat meine Vorstellung vom Kinderkriegen auf den Punkt gebracht als Ausdruck von Glück, Geborgenheit und Nähe, von Heimat und Zuhause.

Voller Zuversicht sind wir schon kurze Zeit später unser „Projekt Nestwärme“ angegangen. Doch statt des ersehnten Familienglücks durchlebten wir Monat für Monat bittere Enttäuschung. Anfangs waren wir noch voller Zuversicht. Wir beteten und glaubten fest daran, dass sich schon bald ein kleines Wunder auf den Weg zu uns machen würde. Zunehmend wurden wir allerdings von Gefühlen wie Wut, Angst und Ratlosigkeit geflutet. Da, wo vorher Vorfreude und Hoffnung waren, schlich sich immer mehr ein Gefühl von innerer Distanz und Verzweiflung ein.

Drei Fehlgeburten innerhalb von drei Jahren

Drei Jahre und drei Fehlgeburten später hatte ich spürbar die Kehrseite meiner Vorstellung von „Nestwärme“ kennengelernt: Ich hatte Verlust und Schmerz, Loslassen und Leere dort erfahren, wo eigentlich Geborgenheit und Liebe gelebt werden sollten. Das Ringen um einen kleinen Menschen in unserer Mitte hat meinen Mann und mich schleichend einsam werden lassen in unserer Zweisamkeit. Wir mussten uns immer wieder bewusst entscheiden, Nähe zu suchen, um uns als Paar nicht zu verlieren. Schöne Momente zu erschaffen und miteinander zu teilen, gemeinsam zu lachen, neue Pläne zu entwickeln, nach anderen Perspektiven Ausschau zu halten – das hat uns geholfen, am anderen dranzubleiben und zu erkennen: Ein Gefühl von Nestwärme entsteht nicht nur dann, wenn aus einem Paar eine Familie wird. Aber diese Erkenntnis war hart.

Als wir am absoluten Tiefpunkt waren, hat Gott uns unser erstes Wunder geschenkt. Da war die Entscheidung, weiter zu vertrauen, fast schon schmerzhafter als das einsame Gefühl der Hoffnungslosigkeit. Als die Ärztin uns verkündete: „Sie sind dieses Mal auf einem guten Weg, es könnte besser nicht sein“, hat es mich innerlich fast zerrissen, die Verbundenheit zu diesem kleinen Wesen zuzulassen. Wenn man so lange wie wir an einem Ort war, an dem Nähe und Hoffnung Synonyme für Verletzlichkeit und Verlust waren, dann muss man Bindungsbereitschaft und Vertrauen neu lernen.

Die Tochter ist da

Unsere Tochter wurde geboren und wir waren im Glücksrausch: gelebte Nestwärme in aller Intensität. Plötzlich waren die neuen Synonyme für Nähe: Dankbarkeit, Verliebtheit und Körperkontakt. Jeden Tag wuchs unsere Bindung zueinander ein kleines Stück mehr. Bis zur totalen Erschöpfung und darüber hinaus.

Dies waren zwei weitere Mosaiksteine von Nähe für mich: Auf der einen Seite wollte ich meinem Kind ein Gefühl von Geborgenheit schenken, eine sichere Bindung als Motor erschaffen, der die gesunde Entwicklung am Laufen hält. Auf der anderen Seite war die Erschöpfung manchmal so groß, dass ich am Rande der Verzweiflung war. Und erkennen durfte: Familie ist mehr als ein reiner „Nähe-Spender“. Familie zu sein bedeutet auch, eine Balance zu finden zwischen Gemeinschaft und eigenen Freiräumen. Die Grenzen auszuloten zwischen dem Wir und dem Ich. Nähe zu leben, heißt, Veränderungen anzunehmen und zu gestalten. Zu empfangen und loszulassen. Manchmal in kleinen Schritten und manchmal in überwältigend großen.

Eine neue Familie für die Pflegetochter

Unsere Familie ist in den folgenden Jahren auf unterschiedliche Weise gewachsen. Nach unserer Tochter wurden wir mit zwei weiteren leiblichen Kindern gesegnet. Wir haben aber auch weitere Verluste durchlebt. Einer davon war besonders hart: Wir mussten unser erstes Pflegekind aus unserer Familie verabschieden: unser Babymädchen, mit dem wir innige Momente der Nähe leben durften. Die Bindung und das Vertrauen, das zwischen uns und unserer Pflegetochter gewachsen war, wurden jäh durchtrennt. Wir hatten sie aus einer Notsituation heraus bei uns aufgenommen. Das Jugendamt hat nach einigen Monaten entschieden, dass der Altersabstand zwischen unserem Jüngsten und der Kleinen mit 15 Monaten auf Dauer zu gering war. Sie wurde innerhalb von zwei Wochen in eine andere Pflegefamilie vermittelt. Sie gehen zu lassen, hat uns zutiefst erschüttert. Danach waren wir monatelang haltlos, haben mitten im Leben erneut mit diesem ohnmächtigen Gefühl der Leere zu kämpfen gehabt.

Unsere Erkenntnis war: Wer Nähe zulässt, macht sich verwundbar. Es hat eine Weile gedauert, bis wir sagen konnten: Das war es wert. Unsere Verzweiflung über den Abschied sollte uns nicht daran hindern, dankbar zu sein für das, was wir erleben durften. Es war ein Prozess, den wir mit vielen Tränen und Gebeten durchgestanden haben. Zweieinhalb Jahre später ist unser zweites Pflegekind, wieder ein Babymädchen, bei uns eingezogen. Sehr eng begleitet, mit vielen Worten der Zuversicht vonseiten unseres neuen Jugendamts und von Familie und Freunden.

Voller Vertrauen und Verletzlichkeit

Unsere Erfahrungen mit den zwei Seiten der Nähe haben bei jedem von uns Spuren hinterlassen. Und doch können wir voller Überzeugung sagen: Wir leben gerade unser bestes Leben. Es hat uns vier wunderbare Kinder auf unterschiedlichen Wegen geschenkt. Den Balanceakt von Nähe und Distanz, Festhalten und Loslassen, Vertrauen und Verletzlichkeit, von erfüllten, übertroffenen und zerbrochenen Erwartungen inklusive.

Der Stoff der Kissenhülle ist nach fünfzehn Jahren rissig geworden, die Farben sind verblasst. Auch mein inneres Bild von „Nestwärme“ hat über die Jahre Blessuren davongetragen und sich so manchem Wandel unterzogen. Vor Kurzem habe ich in einem kleinen Laden ein Kissen mit der Aufschrift „Herzensangelegenheit“ erblickt. Unnötig zu erwähnen, dass ich es mitgenommen habe.

Julia Strobel ist Diplom-Pädagogin und lebt mit ihrem Mann und ihren vier Kindern in der Nähe von Mainz.

Unerfüllter Kinderwunsch: „Habe mich nicht als ganze Frau empfunden“

Anna Koppri hat für ihr Buch „Wir – mit oder ohne Wunschkind“ mit Paaren gesprochen, die keine Kinder bekommen können. Im Interview erzählt sie, was es bedeutet, wenn der Wunsch nach einem Kind zum alles beherrschenden Thema wird.

Du schreibst in deinem Buch, dass es schwer „nachfühlbar“ ist, was Paare erleben, die sich ein Kind wünschen, aber keins bekommen. Kannst du die Dynamik, die sich da entwickelt, trotzdem mal beschreiben?

Ich denke, das ist eine ähnliche Dynamik wie bei anderem, das man ganz dringend herbeisehnt. Viele sehnen sich ja lange nach einem Partner – und es wird drängender, je älter sie werden. Bei mir war es so, dass ich mein Leben lang schon Mutter werden wollte und dann dachte: So, jetzt ist endlich der Zeitpunkt erreicht. Ich bin ein Jahr verheiratet, jetzt dürfen die Kinder kommen. Doch Monat um Monat ist keins gekommen. Irgendwann haben sich alle meine Gedanken um dieses ersehnte Kind gedreht. Wenn ich durch die Straße gelaufen bin, hab ich nur noch Kinder gesehen. Schon nach wenigen Monaten dachte ich: Was ist, wenn das bei mir überhaupt nicht klappt? Was ist, wenn sich dieser Lebenstraum niemals realisieren lässt?

Mir wurde immer klarer, dass ich das nicht in der Hand habe. Selbst wenn ich medizinische Hilfe in Anspruch nehmen würde, wäre nicht gegeben, dass sich meine Sehnsucht jemals erfüllen wird. Alle anderen Dinge haben in meinem Leben immer mehr an Bedeutung verloren. Ich habe mich gefragt: Wenn ich nie erleben darf, mein eigenes Kind im Arm zu halten, was hat das Leben dann noch für einen Sinn für mich?

Wie hat dein Mann das empfunden?

Den hat das weniger mitgenommen. Mein Mann hatte sich mit dem Gedanken angefreundet, bald Vater zu werden. Gleichzeitig wollte er sich als Künstler und Musiker finden und Projekte realisieren. Deshalb hatte er auch ein bisschen Respekt vor der Verantwortung, eine Familie zu gründen.

Briefe an das ungeborene Kind

War das schmerzhaft für dich, dass du die Sehnsucht nach einem Kind bei ihm zunächst nicht so gesehen hast?

Ich fühlte mich mit diesen starken Gefühlen grundsätzlich sehr alleine und unverstanden. Das fand ich sehr schmerzhaft. Es war aber auch unser gemeinsames Projekt. Wir haben alles Mögliche versucht, um die Fruchtbarkeit zu steigern. Manchmal habe ich mich meinem Mann gegenüber auch schlecht gefühlt, weil ich dachte, ich will jetzt unbedingt meinen Wunsch durchdrücken. Als ich dann das erste Mal schwanger war und das Baby nach ein paar Wochen verloren habe, hat er auch sehr getrauert. Seitdem war ein Kind noch mehr unser gemeinsamer Wunsch.

In deinem Buch schreibst du, dass du dich gerade in dieser Verlustphase deinem Mann sehr nahe gefühlt hast.

Ja, er hat sich in dieser Zeit auch frei genommen. Wir sind zusammen spazieren gegangen, haben darüber gesprochen und Briefe an das Baby geschrieben. Es war für mich sehr wohltuend, dass er diesen Verlust so stark empfunden hat und das ausdrücken konnte. Aber es kann auch ganz anders laufen. In meinem Buch beschreibt eine Frau, dass es ihr geholfen hat, sehr intensiv Tagebuch zu schreiben. Ihrem Mann hat sie manchmal die Tagebucheinträge zu lesen gegeben. Dadurch hatte sie das Gefühl, sich ihm mitteilen zu können, weil das in Gesprächen schwieriger war. Es ist wichtig, dass ich dem anderen seine eigene Art zu trauern zugestehe.

Der unerfüllte Kinderwunsch ist wie sieben Jahre Gefangenschaft

Für das Buch hast du einige Paare gefunden, die Ähnliches erlebt haben.

Ich habe auf einem christlichen Festival einen Workshop zum Thema Kinderwunsch und Fehlgeburt angeboten. Es hat total gut getan, sich mit anderen Paaren auszutauschen. Wir haben uns unsere Geschichten erzählt und zusammen geweint. Manche hatten das Gefühl: Endlich ist da mal jemand, der mich versteht! Da wurde mir klar: Ich möchte unbedingt ein Buch über dieses Thema schreiben, damit sich Menschen in ihrer Not nicht so alleine fühlen.

Du zitierst in deinem Buch eine Autorin, die die Jahre mit dem unerfüllten Kinderwunsch als sieben Jahre Gefangenschaft beschreibt.

Man wünscht sich so sehr ein Kind und hat es nicht in der Hand. Man kann weder mit Fleiß, noch mit Sorgfalt oder irgendwelchen Anwendungen erreichen, dass sich der Wunsch erfüllt. Die Frau hat nur noch ganz bestimmte Tees getrunken und verschiedene Lebensmittel nicht mehr gegessen und natürlich den Sex entsprechend getimt. Ich habe Dokumentationen gesehen über Menschen, die um die ganze Welt gereist sind, um Kinderwunschbehandlungen in Anspruch zu nehmen, die in Deutschland nicht erlaubt sind. Dafür sogar Kredite aufgenommen haben. Es kann passieren, dass sich die sozialen Kontakte immer weiter reduzieren, weil man sich nicht verstanden und gesehen fühlt.

Loslassen ist schwierig

Eine Frau namens Marion beschreibt in deinem Buch, dass es für sie ein wichtiger Schritt in die Freiheit war, damit zu beginnen, den Wunsch nach dem Kind loszulassen. Muss man sich zum Loslassen entscheiden oder kommt das von allein?

Das ist schwierig zu beantworten. Ganz abschließen lässt sich dieser Prozess wohl nie. Das höre ich von allen, die ihren Kinderwunsch ein Stück innerlich loslassen mussten: Der Schmerz kann immer wieder aufflammen. Ich denke, es hilft, wenn man Begleitung in Anspruch nimmt oder den Austausch mit anderen Betroffenen sucht. Es ist sicherlich gesund und sinnvoll, wenn man sich ein Limit setzt. Viele haben gesagt, dass es ihnen geholfen hat, sich vor einer Behandlung ganz klar zu sagen: Wir versuchen drei künstliche Befruchtungen. Wenn es nach der dritten nicht geklappt hat, dann soll es so sein und wir versuchen loszulassen.

Natürlich ist es in diesem Prozess sehr hilfreich, wenn ich vertrauen kann, dass Gott es gut mit mir meint, selbst wenn ich das im Moment nicht so empfinde. Und in einigen Geschichten ist es passiert, dass irgendwann Pflegekinder ins Leben gekommen sind oder doch noch Schwangerschaften möglich waren. Den Kinderwunsch loszulassen ist allerdings unglaublich schwierig, auch, weil ein ganzes Lebenskonzept damit zusammenhängt. Jeder muss seinen eigenen Weg finden.

Marion erzählt auch, dass sie zu sich selbst gefunden hat, als sie begann, den Kinderwunsch loszulassen. Sie hat angefangen, zu malen und Gitarre zu spielen.

Wäre ihr Leben so gelaufen, wie sie das geplant hatte, wäre sie vielleicht gar nicht oder erst viel später an diesen Punkt gekommen. Gerade wenn man sehr früh heiratet und Kinder kriegt, hat man tatsächlich nicht die Zeit, sich so intensiv mit sich selbst auseinanderzusetzen.

Darüber reden kann helfen

Für manche ist das Thema „Kinderwunsch“ Scham besetzt. Du bist sehr offen damit umgegangen.

Ja, das bin ich. Irgendwann habe ich das ein bisschen bereut, weil ständig Leute nachfragten und gute Tipps gaben. Trotzdem würde ich jedem empfehlen, sich zumindest sehr vertrauten Personen gegenüber zu öffnen, um die Last nicht allein mit sich herumzuschleppen. Scham besetzt – ich habe auf jeden Fall erlebt, dass ich mich nicht als ganze Frau empfunden habe. Als ich dann Schwangerschaften verloren habe, dachte ich: Mein Körper funktioniert nicht, wie er funktionieren soll. Ich fand schön, was Christina Brudereck in meinem Buch dazu sagt: „Ja, das stimmt. Ich bin dann nicht ganz, aber kein Mensch ist ganz und kein Mensch hat alles, was er sich wünscht.“

Versöhnt mit der Vergangenheit

Du hast mittlerweile zwei Kinder. Wie lebst du jetzt Freundschaft zu Menschen, die sich Kinder wünschen?

Dieses Gefühl, plötzlich auf der anderen Seite zu stehen, hat schon begonnen, als ich schwanger war und es so aussah, dass ich das Kind behalten würde. Durch meine eigene Geschichte kenne ich ja viele Leute, die mit dem Thema zu tun haben. Ich fand es nicht einfach, damit umzugehen. Ich habe versucht, möglichst offen zu fragen: „Wie geht es dir gerade damit? Möchtest du drüber sprechen?“ Für das Buch habe ich Paare interviewt und war selbst gut sichtbar schwanger. Das habe ich möglichst angesprochen, um den Gesprächspartnern den Raum zu geben, auch zu sagen: „Ja, das ist nicht leicht!“ Ich finde es durchaus ratsam, dieses Thema anzusprechen, wenn man mit den Emotionen umgehen kann, die dann vielleicht kommen.

Was hat dich bei den Paaren, die in deinem Buch zu Wort kommen, besonders beeindruckt oder berührt?

Ganz besonders berührt haben mich die beiden, die ihr Kind in der 37. Schwangerschaftswoche verloren haben – das lang ersehnte Kind! Vor diesem Gespräch hatte ich Respekt. Doch die beiden waren total versöhnt mit dem Ganzen. Mittlerweile haben sie weitere Kinder bekommen, aber schon nach dem Tod ihres ersten Babys haben sie gesagt: Das ist nicht Gott, der uns unser Kind weggenommen hat. Es ist Gott, der uns hilft, den Verlust zu bewältigen. Und er trägt uns da durch.

Vielen Dank für das Gespräch!

Anna Koppri, 1982, ist Sozialpädagogin, Systemische Familientherapeutin und freie Autorin. Ihr Buch „Wir – mit oder ohne Wunschkind“ ist bei Gerth Medien erschienen.

Unerfüllter Kinderwunsch

Das eigene Baby in den Armen halten – das bleibt für manche Paare ein unerreichbarer Traum. Unsere Autorin hat die Hoffnung nicht aufgegeben, versucht die medizinischen Möglichkeiten auszuschöpfen und kämpft gleichzeitig mit vielen Fragen – auch an Gott.

Als wir 2017 heirateten, war für uns beide klar, dass wir Kinder wollten. Schon zwei Jahre zuvor hatte ich angefangen dafür zu beten, dass Gott uns Kinder schenkt. Der Kinderwunsch war bei uns beiden schon immer da. Etwa ein Jahr nach unserer Hochzeit fanden wir es seltsam, dass ich noch nicht schwanger war. Monat für Monat hoffte ich und jedes Mal folgte eine Enttäuschung. Irgendwann wurde aus Enttäuschung Irritation und dann ziemlich schnell Angst. Konnte es sein, dass bei uns etwas nicht „stimmte“? War es möglich, dass bei Simon oder mir gesundheitliche Ursachen der Grund für unsere Kinderlosigkeit waren? Ich hörte nicht auf zu beten und Gott um ein Kind zu bitten. Er hatte doch den Kinderwunsch in uns gelegt. Warum sollte er etwas dagegen haben, dass für uns Kinder dazugehören?

Inzwischen wurde zusätzlich der gesellschaftliche Druck höher. Insbesondere für mich. Um uns herum wurde ständig eine Schwangerschaft verkündet oder ein Baby kam zur Welt. Nur eben nicht bei uns. Wenn es etwas zu feiern gab, hatte ich das Gefühl, dass jeder beobachtet, ob ich Alkohol trinke oder nicht. Wenn ich einen Raum betrat, schaute mir jeder auf den Bauch – zumindest nahm ich es so wahr. Ich fing an, bestimmte Menschen zu meiden, aus Angst, dass sie mich auf Kinder ansprachen. Eigentlich konnte es mir ja egal sein, was andere denken. Das war es aber leider nicht.
Nach gut einem Jahr ohne Schwangerschaft ließen wir uns untersuchen. Bei mir war alles gut, das Spermiogramm meines Mannes war allerdings erschreckend. Die Diagnose lautete: OAT-Syndrom, eine krankhafte Veränderung der Spermien. Hierbei sind zu wenig (oligo), zu gering bewegliche (astheno) und vermehrt fehlgeformte (terato) Spermien zu sehen. Es geht häufig mit männlicher Unfruchtbarkeit einher. Ein Schock! Was hatte das zu bedeuten? Können wir jemals eigene Kinder bekommen? Sollte es für uns eine künstliche Befruchtung sein? Sollen wir vertrauen, dass er uns auf natürlichem Weg ein Kind schenkt, obwohl nur eine Handvoll brauchbarer Spermien vorhanden sind? Will Gott, dass wir keine eigenen Kinder bekommen? Hat er einen Plan B für uns, der alle Erwartungen übersteigt?

In der Kinderwunschklinik

Recherchen im Internet machten Angst. All die Pläne, die wir seit Beginn unseres Kennenlernens gemacht hatten, waren plötzlich futsch. Der Wunsch, uns gegenseitig Kinder zu schenken, zerstört. Ich kann kaum mehr sagen, für wen von uns beiden diese Erkenntnis schlimmer war. Nach der Diagnose haben wir viel über unsere belastende Situation gesprochen. Simon gab seinen Gefühlen Raum. Sein Selbstbild hatte einen heftigen Kratzer abbekommen. Er hatte den Eindruck, seiner Männlichkeit nicht gerecht werden zu können und auch mir nicht. Mir war klar, dass ich ihn nicht dafür verantwortlich machen wollte. Wenn der Gedanke dennoch in meinem Kopf auftauchte, machte ich mir bewusst, dass uns das nicht weiterbringen würde. Ich wusste und weiß nach wie vor, dass ich diesen Mann liebe und dass er der Richtige für mich ist. Schließlich hatten wir uns versprochen, in allen Höhen und Tiefen zueinander zu halten, die unser gemeinsames Leben mit sich bringt. Unsere Liebe und unser Versprechen, das wir uns am Tag unserer Hochzeit gegeben haben, ist stärker als die Diagnose und das was sie mit uns macht.

Mein Frauenarzt überwies uns schließlich in eine Kinderwunschklinik mit dem Hinweis, dass bei uns eine ICSI notwendig sei, da Qualität und Quantität von Simons Spermien keine andere Möglichkeit zuließen. Bei einer ICSI wird eine einzelne Samenzelle mit einer sehr feinen Nadel direkt in eine Eizelle eingeführt (injiziert), die zuvor dem Eierstock der Frau entnommen wurde. Durch regelmäßige Hormonspritzen und Tabletten werden die Eierstöcke dazu angeregt, mehr Eizellen als normal zu produzieren. Diese gereiften Eizellen werden dann unter Vollnarkose den Eierstöcken entnommen (Punktion) und anschließend in jede Eizelle ein Sperma injiziert. Zwei bis drei Tage später werden zwei befruchtete Eizellen in der Hoffnung in die Gebärmutter eingesetzt, dass sich wenigstens eine davon einnistet und es zu einer Schwangerschaft kommt. Weitere bereits erfolgreich befruchtete Eizellen können eingefroren und für einen späteren Versuch genutzt werden. Risiken und Wahrscheinlichkeiten wurden uns aufgezeigt und wir verließen die Klinik mit dem Gefühl, dass unser Fall durchaus lösbar ist.

Wollten wir das tatsächlich machen? War das unsere Chance, doch noch Eltern zu werden? Oder spielten wir dadurch selbst Gott? Vielleicht hatte Gott für uns in der Gemeinde oder auch außerhalb Möglichkeiten bereitgelegt, an die wir aktuell nicht mal zu hoffen wagten? Möglichkeiten, die zu einem erfüllten und glücklichen Leben führen, ganz ohne Kinder. Diese Fragen schwirrten ununterbrochen in unseren Köpfen herum. Ethische Bedenken, über die wir uns kaum mit einem Menschen unterhalten konnten und wollten. Fragen, die mal leiser, mal lauter in mir nagten und die ich Gott stellte. Für mich fiel die Antwort mal so, mal so aus. Hier ein Spruch, da ein Bibelvers, dort ein kurzer Satz oder eine Geschichte. Alles versuchte ich auf unseren Kinderwunsch hin zu deuten. Das Ergebnis war für uns nicht eindeutig. Mir schwirrte der Kopf. Ich schrie Gott an und bekam keine zufriedenstellende Antwort.

Künstliche Befruchtung

Wer krank ist, geht zum Arzt und holt sich Hilfe. Warum sollten wir das nicht auch tun, wenn mein Mann am OAT-Syndrom leidet? Sollten wir die medizinischen Möglichkeiten nicht dankbar aus Gottes Hand nehmen? Oft musste ich in dieser tränenreichen Situation an einen Witz denken, der an einem Jugendabend zum Thema „Partnersuche“ in meiner Gemeinde erzählt wurde, als ich etwa 14 Jahre alt war: Ein armer, gläubiger Mann betet immer wieder dafür, dass er im Lotto gewinnt. Nichts passiert. Der Mann betet weiter. Irgendwann erhellt sich der Raum und er hört eine tiefe, laute Stimme: „Lieber Mann, gib mir eine Chance! Kauf dir endlich einen Lottoschein!“

Wir beschlossen schließlich, dass eine ICSI-Behandlung unser Lottoschein ist – trotz ethischer Fragen, zu denen wir keine endgültigen Antworten finden konnten. Für uns war klar, dass wir eventuell übrige, bereits befruchtete Eizellen nicht vernichten wollten, da dieser Entwicklungsstatus bereits Leben für uns bedeutet. Es folgten Berge von Medikamenten, unglaubliche Angst vor Nebenwirkungen, viel Geduld, Hoffnung und Angst.
Ich vertrug die Behandlung erstaunlich gut, hatte kaum mit Nebenwirkungen zu kämpfen. Die ersten beiden Versuche verliefen negativ. Wir waren traurig, sagten uns aber auch, dass es statistisch gesehen unwahrscheinlich ist, dass es direkt klappt. Außerdem wollte ich nie den Respekt und die Ehrfurcht vor den medizinischen Möglichkeiten verlieren. Einen Hinweis, dass wir auf dem richtigen Weg waren, schien mir Gott mit einem Wort aus 1. Korinther 3,6 zu schicken, auf das ich beim Bibellesen stieß: „Ich habe gepflanzt, Apollos hat begossen; aber Gott hat das Gedeihen gegeben.“ Wir konnten pflanzen, wir konnten gießen, aber nur mit Gottes Segen kann sich ein Embryo einnisten und wachsen.

Der dritte Versuch gelang schließlich. Ich dankte Gott unter Tränen dafür. Doch drei Wochen später begannen die Blutungen. In der Notaufnahme durften wir zum ersten Mal Herzschläge von unserem ersten, lang ersehnten Kind sehen. Wieder zuhause flehten wir Gott an, dass es bei uns bleiben darf. Zwei Tage später war es weg. Ein paar wenigen erzählten wir von unserem Verlust und ich war dankbar für alle, die sagten, dass sie für uns beten. Monatelang konnte ich nicht mit Gott sprechen. Für mich blieb immer im Kopf, dass Gott doch eh das macht, was er will – egal, was wir beten. Nach einer Pause starteten wir Anfang des Jahres mit Versuch 4, der ebenfalls negativ verlief. Ich schaffte es wieder, Gott zu bitten, war aber dennoch oft voller Verzweiflung und enttäuscht von seinem Handeln.

Wir haben uns entschieden, einige Zyklen Pause zu machen und neue Kraft zu sammeln. Die psychischen Belastungen sind zeitweise immens. Jeder Versuch füllt Kopf und Körper. Die Gedanken kreisen ohne Unterlass in meinem Kopf. Wir haben unseren Kinderwunsch in Gottes Hand gegeben und beten um Ruhe und Kraft. Dennoch bleibt bisher ein dauerhafter Friede aus. Außerdem stellen wir fest, dass wir für einen weiteren Versuch zuerst Geld ansparen müssen. Die Kosten für eine künstliche Befruchtung sind enorm. Die Krankenkasse bezuschusst immerhin drei ICSIs, dennoch haben wir bereits selbst über 10.000 Euro für Medikamente, Punktionen und Transfers ausgegeben. Geld, das wir gerne für ein Kind investieren, auch wenn es gleichzeitig bedeutet, dass unsere Reisen kleiner ausfallen und wir größere Anschaffungen verschieben müssen. Für mich kommt die Jahreslosung 2020 sehr passend: „Ich glaube, hilf meinem Unglauben“. Ich will glauben und ich kann und konnte es bereits. Warum fällt es mir aktuell, in dieser schwierigen Zeit so schwer?

Der Name der Autorin ist der Redaktion bekannt.

„Ohne den Glauben könnte die Ehe für uns nicht funktionieren“

„Frag den Pastor“ heißt der YouTube-Kanal, auf dem Gunnar Engel aus seinem Alltag als Dorfpastor einer kleinen Gemeinde an der Grenze zu Dänemark erzählt. Seine Frau postet auf Instagram („Segensbringer“) gestaltete Bibelverse und verkauft mittlerweile auch ihre Werke. Kennengelernt haben sich die beiden ganz standesgemäß über Facebook. Christof Klenk hat sich mit ihnen via Skype unterhalten.

Ihr habt vor einigen Monaten Nachwuchs bekommen. Wie hat sich denn euer Leben dadurch verändert?
Gunnar:
Man hat sich so viele Gedanken gemacht, so viele Gespräche mit Freunden geführt, aber wenn es dann soweit ist, dann ist alles ganz anders. Es ist wie ein riesiges Abenteuer und ein Riesengeschenk.
Anni: Es hat meine ganze Welt einmal grundlegend erschüttert. Es musste sich alles erst einmal neu sortieren. Man wird auf einmal ins kalte Wasser geschmissen und fängt an zu schwimmen.

Und musstet ihr euch als Paar neu finden?
Gunnar:
Da tauchen auf einmal eine Menge Fragen auf, die wir uns vorher nie gestellt haben. Wenn einer von uns abends weggehen will, ist jetzt mehr Absprache notwendig. Da müssen wir uns neu zusammenfinden.
Anni: Ich würde sagen, dass wir dadurch noch mehr zusammenwachsen. In der Wochenbettsituation war ich total auf Gunnar angewiesen. Mir ist sehr bewusst geworden, dass wir einander brauchen, um dieser Aufgabe gerecht werden zu können. Dazu kommt, dass man sich auch in der neuen Rolle als Papa und Mama sortieren muss. Diese Rollen kommen ja einfach mit dazu. Ich glaube, es ist wichtig, dass man sich eben nicht nur als Mama und Papa sieht, sondern dass man sich auch immer wieder als Paar wahrnimmt. Ich glaube, man muss sich die Zeit als Paar echt einfordern, sonst bleibt das schnell mal auf der Strecke.

Ihr habt euch über Facebook kennengelernt und dann neun Monate später schon geheiratet. Wie konntet ihr so schnell wissen, dass das passt?
Gunnar: Ich war auf Facebook nicht aktiv auf der Suche nach einer möglichen Ehefrau. Wir haben uns zufällig in einer christlichen Facebook-Gruppe kennengelernt. Die ersten vier Wochen haben wir uns nur geschrieben. Als ich Anni das erste Mal in echt gesehen habe, hatte ich das Gefühl, ich kenne sie schon. Wir hatten uns schon ganz viel unterhalten, vor allem über viele Glaubensdinge. Da hatte ich schon den Eindruck: Auf der Ebene würde es auf jeden Fall passen. Meine Beziehung zu Gott ist das Grundlegende in meinem Leben. Wenn ich einen Partner habe, der sagt: „Das ist bei mir genauso!“, dann ist schon mal eine gute Basis da. Der Rest findet sich dann irgendwie.
Anni: Bei mir war das ziemlich anders. In der Zeit, bevor wir uns kennengelernt haben, war ich ganz bewusst Single. Ich habe sehr viel gebetet und auch sehr viel darüber nachgedacht, was mir an meinem zukünftigen Partner wichtig ist. Da kam eine ganze Latte von Punkten zusammen. Freunde und Familie haben schon zu mir gesagt, dass diese Liste ziemlich unrealistisch sei. Und dann kam Gunnar und tatsächlich: Alle Dinge, die mir grundsätzlich wichtig waren, hat er total erfüllt. Ich war selber erstaunt. Dann kam aber auch im Gebet eine ganz übernatürliche Sicherheit und ein Frieden, den ich vorher nicht kannte. Da wusste ich: Das ist es jetzt.

Der Schritt vom virtuellen Kennenlernen ins wirkliche Leben fällt manchen gar nicht so leicht.
Gunnar:
Ich war zuerst am Treffpunkt, stand da vor der Tür des Cafés und habe auf sie gewartet. Ich war ganz schön nervös, aber als sie mir dann entgegenkam, hatte sie gleich so eine fröhliche, freundliche Ausstrahlung, dass ich dachte: Das wird gut.
Anni: Ich glaube, das kann sehr unterschiedlich laufen. Ich bin nicht mit der Erwartung hingegangen, dass da gleich die Funken sprühen. Wir hatten zwar viel über theologische Fragen diskutiert, aber ich habe mir gedacht, die Chance, dass auch die ganze Chemie stimmt, um sich zu verlieben, ist eher gering. Aber dann war es tatsächlich mit dem ersten Treffen um mich geschehen.

Was hat euch aneinander überrascht?
Anni:
Da gab es nicht die große Enthüllung. Es sind eher kleine Überraschungen im Alltag, dass man neue Facetten vom anderen kennenlernt.
Gunnar: Als wir Eltern geworden sind, war ich richtig geflasht, mit welcher Sicherheit und Stärke Anni das alles angegangen ist. Also von: Wir fahren ins Krankenhaus, es geht los. Bis: Wir nehmen den Kleinen jetzt mit nach Hause und das kriegen wir hin.

Ihr habt zusammen ein YouTube-Video zu Ehefragen gemacht. Ihr kommt als Paar offensichtlich sehr gut rüber. Die Kommentare darunter sind überwältigend positiv. Alle finden euch total sympathisch, obwohl eure Ansichten gar nicht so Mainstream sind. Ihr sagt zum Beispiel, dass ihr es nicht für schlau haltet, wenn Christen Nichtchristen heiraten.
Gunnar:
Also mich wundert das nicht nur bei dem Video, sondern auch bei den anderen, die ich gemacht habe. Es ist ja schon eine starke Position, die ich vertrete.
Anni: Ich habe auch mit viel mehr Gegenwind gerechnet. Das Internet kann grausam sein, aber ich denke, dass Authentizität ganz entscheidend ist. Wir zwingen ja niemandem etwas auf. Wir vertreten Standpunkte, von denen wir von tiefstem Herzen überzeugt sind. Wir erzählen von dem, was für unsere Ehe wichtig ist, um sie glücklich zu führen. Für uns ist der Glaube sehr zentral. Ohne den Glauben könnte die Ehe für uns nicht funktionieren.

Ihr sagt in dem Video auch, dass das Gebet ein großer Faktor ist, wenn ihr Streit habt. Inwiefern ist das so?
Gunnar:
Wenn ich mich über etwas aufrege, ist das oft der Standardspruch von Anni: „Komm, geh jetzt was essen und dann gehst du beten.“ Da muss es gar nicht mal um Streit zwischen uns beiden gehen. Sich mit dem zu unterhalten, der es in der Hand hat, ist tatsächlich der erste Schritt. Dabei kann ich über mich selbst reflektieren und darüber, was mein Anteil an dem Streit ist. Wenn wir beide Streit haben, dann liegt es in den allerseltensten Fällen nur an einer Seite, meistens sind wir beide beteiligt. Da ist es nicht verkehrt, jemand anderes hinzuzuholen.
Anni: Das Gebet verändert die Perspektive. Es zwingt uns, eine Haltung der Demut einzunehmen und den eigenen Balken zu identifizieren. Das Gebet verbindet unglaublich. Gott ist der, der uns beide verbindet. Das ist auch der Rahmen, wo Vergebung geschehen kann. Im Streit zu beten, kostet immer viel Überwindung und trotzdem ist es sehr heilbar.

Könnt ihr miteinander beten, wenn ihr miteinander im Clinch seid?
Anni:
Ja, man muss sich wirklich überwinden, aber wenn das dann geschehen ist …
Gunnar:
Oft beten wir erst alleine … Das Ding ist ja auch: Ich kann schwer auf jemanden böse sein, für den ich bete.

Wie habt ihr für euch entdeckt, dass ihr für YouTube und Co. geeignet seid?
Gunnar:
YouTube ist das, was ich eher mache. Anni ist im künstlerischen Bereich unterwegs. Das finde ich viel krasser. Ich habe schon immer viel fotografiert und konnte mich für Bild und Technik begeistern. Wir sind gerade im größten kommunikativen Umschwung seit 500 Jahren, seit Luther und dem Buchdruck. Als ich Pastor wurde, habe ich überlegt: Wie könnte ich das nutzen? Ich bin ja Dorfpastor kurz vor Dänemark. Wie kann ich Leute mit der besten Botschaft der Welt erreichen? Und da habe ich Möglichkeiten, die es vor 20 Jahren noch nicht so gegeben hat.
Anni:
Ich habe schon immer gemalt und war künstlerisch aktiv, aber dann hatte mir Gunnar zum Geburtstag eine Art-Journaling-Bibel geschenkt, also eine Bibel mit viel Platz zum Gestalten. Da kam ich auf die Idee, beides zu verbinden: das Wort Gottes und die Kunst, beziehungsweise die Kalligraphie. Als Gunnar meine Werke gesehen hat, meinte er: „Das ist schade, wenn die in der Schublade verstauben, lad deine Sachen doch einfach mal bei Instagram hoch.“ Ich habe das ausprobiert und gemerkt, auf wie viel positive Rückmeldung die Sachen stoßen. Ich merke, dass ich Menschen damit ermutige, selbst mit der Bibel künstlerisch aktiv zu werden. Daraus ist mit „Segensbringer“ ein eigener Shop entstanden. Das Hauptaugenmerk liegt darauf, dass ich Bibelverse „lettere“.
Gunnar:
Wir ermutigen uns da gegenseitig. Als ich die Idee mit den Videos hatte, bin ich erst mal drei Monate schwanger damit gegangen. Mit meinen ersten Videos war ich nicht glücklich. Irgendwie hat das nicht gepasst. Bis Anni mir sagte: „Das nächste, das du drehst, das veröffentlichst du auch.“ Anni sieht mehr in mir als ich in mir selbst, und manchmal auch andersherum.
Anni:
Wir haben einfach mal losgelegt und gemerkt, dass Menschen das interessiert. Das gibt einem enormen Rückenwind. Ich glaube auch, dass Gott uns nutzen möchte.

Wen erreicht ihr mit euren Internetgeschichten? Geht das über die christliche Blase hinaus?
Anni:
Ich würde sagen, man erreicht echt viele Menschen, die enttäuscht von Gott sind, sich aber weiterhin auf die Suche machen. Beim „Segensbringer-Kanal“ erreiche ich sicherlich vor allem Christen.
Gunnar: Ich glaube, das hängt stark von den Inhalten ab. Wenn ich ein Video zum Markieren von Bibelversen mache, dann ist das schon eher eins für die christliche Blase. Aber ich mache auch Geschichten aus meinem Gemeindealltag. Da schreiben mir Leute dann: „Finde ich voll toll, was du da machst. So habe ich Kirche noch nie gesehen!“ Bei manchen entsteht da ein neues Interesse an der Kirche.

Kommen Leute sonntags bei dir in den Gottesdienst, die dich über deinen YouTube-Kanal kennen?
Gunnar:
Ja, das passiert. Es ist eigentlich in jedem Gottesdienst so, dass Menschen vorbeischauen, der eine oder andere bleibt dann hängen.

Wann wird es denn ein neues Video zu Ehefragen geben?
Gunnar:
Das wollen wir bald angehen, aber man merkt das auch bei diesem Gespräch, dass es da noch jemand gibt, der Aufmerksamkeit braucht. Wenn wir zwei vor der Kamera sitzen, müssen wir schauen, wie das geht. Sonst laden wir meine Mutter ein, dass sie ihn dann eine Runde mit dem Kinderwagen fährt und wir drehen Ehe Video Teil 2. Wir wollen das machen, weil das ein superwichtiges Thema ist.

Vielen Dank für das Gespräch!

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