Beiträge

0 bis 2 – Fitness nach der Schwangerschaft

Elternfrage: „Ich möchte nach meiner dritten Schwangerschaft und entsprechend langer sportlicher Pause wieder mehr Sport treiben. Wie lässt sich Fitness im Alltag mit Baby und kleinen Kindern umsetzen?“

Gratuliere! Wie gut, dass es dir gelingt, trotz trubeligem Alltagschaos diesen Wunsch nach Fitness wahrzunehmen, der in erster Linie dich im Blick hat. In der Kleinkindphase rutschen eigene Bedürfnisse oft viel zu stark in den Hintergrund. Nimm dir zunächst einen Moment Zeit und nutze folgende Fragen als Anregungen für dich, um herauszufinden, welche Sportart und Intensität zu dir passt:

1. Ist fitter zu werden gerade ein wichtiger Wunsch von mir oder kommt er von außen?
2. Was steckt hinter meinem Wunsch? Geht es mir darum, mich wieder wohler zu fühlen oder um Schmerzen, die damit verschwinden sollen? Ist es mein Beckenboden oder sind es die zu vielen Schwangerschaftskilos?
3. Welche Sportart würde mir am meisten Spaß machen, wenn ich mehr Zeit für mich hätte?

Ernährung im Blick behalten

Sport ist nicht immer die einzige Lösung, um fitter zu werden. Ich erlebe in meinen Sportkursen häufig eine große Frustration bei jungen Müttern, die gehofft hatten, ihre überschüssigen Kilos durch den Kurs loszuwerden. So viel können wir uns gar nicht bewegen, dass sich allein über diesen Hebel auf der Waage etwas tut! Hier spielt auch die Ernährung eine wichtige Rolle. Mein Ratschlag ist deshalb immer, den Body-Mass-Index (BMI) checken zu lassen und sich gegebenenfalls über eine Ernährungsumstellung zu informieren. Auf diesem Weg wirst du automatisch auch deine Fitness verbessern. Ganz wichtig: Wir brauchen keine Modelmaße, sondern ein gesundes Normalgewicht. Und damit ist nicht das Wunschgewicht gemeint.

Unter Umständen steckt hinter deinem Wunsch nach Fitness auch eine Beckenbodenproblematik. Diese solltest du immer ernst nehmen. Schmerzen, Unlust oder Unwohlsein beim Sex, Inkontinenz oder Druckgefühl am Beckenboden sind keine Seltenheit und können sehr belastend für dich und deine Beziehung werden. Wenn du deinen Beckenboden stärken möchtest, ist es wichtig, dass beim Sport kein übermäßiger Druck im Bauchraum entsteht. Sportliches Trampolinspringen solltest du ebenfalls vermeiden.

Fitness-Übungen für den Alltag

Ich habe dir ein paar Anregungen zusammengestellt, mit denen du mitten im Kleinkindtrubel etwas für deine Fitness tun kannst:

1. Kinderwagen-Training

Greife den Kinderwagen seitlich vom Griff und lenke ihn über den Druck der Hände.

2. Jede Treppe ein Workout

Gehe zwei Stufen hoch und direkt wieder runter, spiele dabei mit dem Tempo. Wechsle nach einer Minute das Bein, mit dem du den ersten Schritt machst.

3. Zwischendurch ein paar Squats

Kniebeugen sind eine super Basisübung für ein stabiles Becken und kraftvolle Beine. Wechsle nach zehn Wiederholungen zehnmal in den Ballenstand (Zehenspitzenstand).

4. Brücke üben auf dem Spielteppich

Das Bridging in der Rückenlage tut dem Beckenboden gut und hilft bei Schmerzen in der Wirbelsäule. Rolle das Schambein Richtung Bauchnabel und hebe mit dem Ausatmen das Becken hoch, bis dein Gewicht auf den Schulterblättern ruht. Atme oben tief ein und rolle Wirbel für Wirbel zurück.

Mein wertvollster Tipp für dich ist: Gehe ohne Handy und Fitnessuhr walken. Sei nur bei dir. Nimm immer die gleiche Route. Das hilft, um Routinen zu etablieren.

Maren Seitzinger ist Physiotherapeutin mit Schwerpunkt Frauengesundheit und hat ein Pilates-Studio in der Nähe von Köln. Sie lebt mit ihrem Mann Christian, ihren zwei Söhnen Leo und Mats sowie der Hündin Nala in Pulheim.

5 Tipps: So überlebt die Beziehung in der Kleinkindphase

Die Kleinkindphase ist eine Herausforderung für die Beziehung der Eltern. Familienberaterin Isabelle Bartels erklärt, wie die Partnerschaft trotzdem aufblühen kann.

„Mir wächst hier alles über den Kopf und ich wäre froh, einfach mal wieder eine Nacht durchzuschlafen. Wo bleibt da noch Zeit für die Beziehung?“ Das höre ich oft von jungen Eltern. Und ganz ehrlich: Ich kann das gut verstehen! Denn diese Zeit ist extrem herausfordernd.

Meinem Mann und mir ging es während unserer Familiengründungsphase immer wieder genauso. Und gleichzeitig haben wir uns gefragt, wie wir als Paar in Verbindung bleiben können – auch im Alltag mit Kleinkindern. Denn wir wollten unsere Beziehung nicht dem Zufall überlassen und es auch nicht glauben, dass es vorbei ist mit Zweisamkeit und Nähe, wenn die Kinder klein sind. Doch wie genau können wir Einfluss nehmen auf die Resilienz unserer Partnerschaft? Was hält sie lebendig, wenn wir Eltern werden und als Paar wenig Exklusivzeit haben? Aus meiner eigenen Lebenserfahrung und als Ergebnis meiner Beratungen sind es vor allem fünf Bausteine, die wir als Paar kultivieren dürfen, um unserer Beziehung weiterhin Raum zur Entfaltung geben zu können.

1. Annehmen, was ist

Letztens bei uns: Wir hatten uns seit Tagen auf einen Restaurantbesuch zu zweit gefreut – und eine Stunde vorher sagt uns das Kindermädchen ab. Puh! Die Vorfreude weicht der Enttäuschung und dem Frust. Statt gemütlich essen zu gehen nun das normale Ich-will-nicht-schlafen-gehen-Programm mit den Kindern. Ich merke: Ich habe keine Lust! Früher habe ich mir Gedanken wie „Ich habe gerade keine Lust auf meine Kinder!“ nicht erlaubt. Doch dann habe ich die Erfahrung gemacht, dass die Annahme von allem, was ist, die Grundlage ist, um überhaupt wieder heraus aus dem Opfermodus in die Handlungsfähigkeit zu kommen.

Was bedeutet das konkret für die Situation? Solange ich glaube, ich müsse immer Lust auf meine Kinder haben, komme ich nicht weiter. Ich bin weiterhin genervt, habe ein schlechtes Gewissen und bin unzufrieden mit mir, weil ich es nicht schaffe, dankbarer zu sein. Hier hilft die Annahme aller Anteile in mir mit ihren widerstreitenden Gefühlen. Ich gestehe mir ein, dass ich manchmal am liebsten meinen Mann für mich allein hätte und so nicht meinem Bild eines perfekten Elternteils entspreche. Und plötzlich wird mir klar, dass ich nicht falsch bin, sondern dass meine Gefühle einfach menschlich und ein Ausdruck für meinen Wunsch nach mehr Zweisamkeit und Selbstbestimmung sind. Ich komme raus aus dem inneren Kampf und kann stattdessen nach Lösungen für die veränderte Situation suchen.

Als Paar könnt ihr euch gegenseitig helfen, den täglichen Kampf zu erkennen, und euch liebevoll aus den Gedankenschleifen herausholen. Dazu reichen oft ein einfaches „Stopp“ und eine Umarmung. Macht es euch immer wieder leicht und entscheidet euch bewusst dafür, nicht irgendeinem Ideal zu entsprechen. Und wenn es die Situation erfordert, wiederholt ihr das alle fünf Minuten.

2. Selbstfürsorge – Raum für mich und meine Interessen

Den Kindern geht es nur so gut, wie es den Eltern als Paar miteinander geht. Der Beziehung als Paar wiederum geht es nur so gut, wie es jedem Einzelnen geht. Das sind zwei meiner Lieblingsgrundsätze für beziehungsstarkes Familienleben. Doch es ist oft ein riesiger Schritt, sich diesen Raum für sich selbst zu erlauben und ihn wirklich einzunehmen.

Deshalb ist der erste Schritt immer: die Selbsterlaubnis. Erlaube dir, Raum und Zeit mit dir selbst zu genießen und dich zu fragen: Was brauche ich? Wie kann ich mir selbst Gutes tun, um dann wieder die Mutter oder der Vater, die Partnerin oder der Partner zu sein, die oder der ich sein möchte?

Der zweite Schritt ist hier die klare Kommunikation: Rede mit deinem Partner darüber. Formuliere deinen Wunsch klar und spreche mit ihm darüber, dass du dir mehr Raum für dich nehmen willst.
Als wir angefangen haben, Räume für uns selbst in unseren Alltag einzubauen, kamen oft Bedenken von einem von uns wie: „Unsere tägliche To-do-Liste ist jetzt schon nicht zu schaffen, wie soll ich da noch Zeit für mich einbauen?“

Uns ist klar geworden: Ohne Selbstfürsorge geht es nicht. Mir hilft da immer das Bild aus dem wunderbaren Gedicht von Bernhard von Clairvaux: Die Schale der Liebe. Nur, wenn wir so gefüllt sind, dass wir überfließen wie eine Schale voller Wasser, können wir unsere Liebe und unsere Kraft weitergeben. Da sind wir wieder beim Thema Erlaubnis: Erlaube dir, deine Schale aufzufüllen. Hierzu reichen manchmal schon ein paar Minuten täglich.

Der dritte Schritt ist: Umsetzung! Schnappt euch den Kalender und tragt euch Alleinzeiten ein. Und plötzlich merkst du, dass der Alltag leichter wird, wenn du lernst, gut für dich selbst zu sorgen! Du erlebst dich viel gelassener mit den Kindern. Und die lange To-do-Liste kannst du ebenfalls besser annehmen, weil du spürst, dass du immer genug Kraft haben wirst, um alle Herausforderungen des Alltags zu bestehen.

3. Zeit für Beziehung – kleine Oasen im Alltag schaffen

Es ist wichtig für die Beziehung als Paar, dass auch sie Raum hat, sich weiterzuentwickeln und zu wachsen. Die Frage ist also nicht, ob wir Zeit zu zweit haben, sondern wie. Deshalb habe ich mir im Folgenden Fragen überlegt, die helfen können, auch in der Kleinkindphase Paarzeiten zu etablieren:

  • Wie können wir ohne Druck und so, dass es sich für uns leicht und entspannt anfühlt, Zeiten für kleine Paar-Oasen im Alltag freihalten?
  • Was dient uns jetzt gerade mehr auf unserem Weg – viel Paarzeit? Oder lieber mehr Zeit allein?
  • Welche Aufgaben können wir auch anderen Menschen übergeben, sodass dadurch neue Freiräume für uns entstehen?

Und hier kommen noch drei Ideen für Mikro-Oasen! Schnell und einfach umgesetzt – Babysitter wird nicht benötigt!

  • Stellt den Wecker auf 5 Uhr morgens. Zieht eure Kleidung aus und kuschelt Haut an Haut. Spürt die Verbindung! Da muss gar kein Sex heraus entstehen – sondern es geht erst einmal darum, in Verbindung zu sein. In dieser Atmosphäre können auch die schönsten Gespräche entstehen. Probiert’s mal aus! PS: Der Jüngste wird auch in aller Frühe wach? Na, dann kuschelt er halt mit. Was für eine schöne Erinnerung ans Wochenbett, als ihr auch Haut an Haut mit ihm gekuschelt habt!
  • Ihr arbeitet im Home-Office? Macht ein Mittagessen für die Hand und verbringt die Mittagspause draußen! Nehmt euer Kind in die Trage und macht einen Spaziergang. Redet nicht über organisatorisches Kleinklein, sondern fragt bewusst und interessiert: „Wie geht es dir gerade?“
  • Nehmt euch einen späten Nachmittag Zeit für ein Familienpicknick: im Sommer im Garten oder im Park, im Winter am gemütlichsten Ort in der Wohnung. Dann setzt ihr euch allesamt auf den Boden und esst gemeinsam. In dieser entspannten Atmosphäre schwärmen die Kinder meistens nach dem Essen zum Spielen aus oder kuscheln sich einfach an, sodass ihr entspannt reden könnt.

4. Streiten & vergeben

Wie fühlen sich Konflikte für euch an? Wie seid ihr geprägt? Und wie freigiebig seid ihr beim Thema Vergebung? Die Antwort auf diese Fragen beeinflusst maßgeblich eure aktuelle Konfliktkultur. Kaum ein Paar streitet gern. Doch die gute Nachricht lautet: Konflikte gehören dazu! Und wir können lernen, sie zu lösen. Mein Mann und ich sind das beste Beispiel. Am Anfang unserer Beziehung dachten wir, wir würden niemals konstruktiv streiten lernen. Während ich alles ausdiskutieren musste, wollte er als Harmonietyp so schnell wie möglich raus aus dem Konfliktgespräch. Bevor eine Lösung für den akuten Konflikt in Sicht war, haben wir uns schon darüber gestritten, wie wir streiten.

Mittlerweile schaffen wir es zu 90 Prozent, unsere Konflikte zu lösen. Und wenn wir das können, könnt ihr das auch. Ich kann jetzt aus ganzem Herzen sagen: Konflikte sind wichtig und sind Chancen, um zu wachsen! Konflikte eskalieren häufig dann, wenn ein Anteil in uns durch die aktuelle Situation an eine schmerzhafte Erfahrung aus der Vergangenheit erinnert wird. Wenn wir bereit sind, unsere eigenen alten Verletzungen anzuschauen, werden Konflikte konstruktiv. Es ist ein toller Erfolg, wenn du in einem Konflikt selbst erkennst, dass du gerade in einen alten Schmerz gerutscht bist. Die Basis für einen solchen Moment sind die Bausteine 1 und 2: Annehmen, dass dieser Schmerz gerade da ist, und so gut wie möglich für dich sorgen.

Der nächste Schritt ist erst dran, wenn die hochgekochten Gemüter sich wieder beruhigt haben. Vergib deinem Partner oder deiner Partnerin freigiebig und vor allem auch dir selbst. Für mich als Christin hilft die Gewissheit, dass Gott mir vergibt. Immer wieder. Er liebt mich und nimmt mich an. Also lasst uns täglich sagen und signalisieren: „Ich vergebe dir.“

5. Gemeinsam träumen

Dieser Baustein hat unglaublich viel Potenzial, den Alltag zu durchbrechen und über das Chaos hinweg Verbindung zu schaffen. Fragt euch regelmäßig: Was ist unsere gemeinsame Perspektive? Was ist noch alles möglich hinter dem Tellerrand des Alltags? Worauf leben wir gemeinsam hin? Es lohnt sich, die Paar-Oasenzeiten zum gemeinsamen Träumen zu nutzen und auch mal einen Träumertag einzulegen! Das heißt, dass ihr beide euch einen Tag Zeit nehmt und gemeinsam so viel wie möglich von euren „Wie schön wäre es, wenn wir …“-Ideen da hineinpackt. Die Energie, die ihr daraus mitnehmt, wird euch durch die nächste Durststrecke tragen und euch inspirieren, viel öfter zu fragen: Was tut uns in unserem Alltag gut? Wie wollen wir eigentlich leben? Und wovon können wir jetzt sofort noch mehr in unseren Alltag bringen?

Ja, es gibt immer wieder diese Phasen, in denen wir das Gefühl haben, dass alles über uns hereinbricht und wir nur noch reagieren können. Doch wir haben immer die Möglichkeit, als Individuen und als Paar gemeinsam zu entscheiden, wie wir darauf reagieren wollen. Ich wünsche euch viel Kreativität und gute Ideen, die genau zu euch und eurem Alltag passen.

Isabelle Bartels ist Pädagogin und familylab-Familienberaterin, lebt mit ihrem Mann und ihren drei Kindern in Ostwestfalen und bloggt unter isabellebartels.com.