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Notärztin gibt Tipps: Kindernotfall – So reagieren sie richtig!

Kinder rennen, klettern, fahren Roller – und sie tun sich dabei weh. Wie reagieren Eltern richtig? Notärztin Dr. Katharina Rieth erklärt, was ein Kindernotfall ist und was man tun muss.

Infekte, Verletzungen und Krampfanfälle – das sind typische Beispiele für einen Kindernotfall. Besonders häufig sind Atemwegs- und Magen-Darm-Infekte. Diese können, gerade bei Babys, die durch die verlegte Nasenatmung schlechter trinken beziehungsweise durch ständiges Erbrechen und/oder Durchfall Flüssigkeit verlieren, zur Austrocknung führen und so zu einem Notfall werden. Auch Verletzungen, zum Beispiel durch Stürze oder Verbrühungen und Verbrennungen, können rasch zum Notfall werden, wenn innere Organe oder große Flächen betroffen sind. Krampfanfälle wirken auf Eltern besonders bedrohlich. Fieberkrämpfe treten typischerweise zwischen dem sechsten Lebensmonat und sechsten Lebensjahr auf, dauern zwei bis drei Minuten und hören von allein auf. Die Kinder haben offene Augen, einen starren Blick und zittern symmetrisch. Dauert der

Krampf länger, hört nicht von allein auf, tritt innerhalb von 24 Stunden mehr als einmal auf oder zeigt eine Asymmetrie, muss das dringend abgeklärt werden.

Woran erkenne ich einen Notfall?

Um einzuschätzen, ob ihr Kind wirklich kritisch krank ist, können sich Eltern am sogenannten „pädiatrischen Beurteilungsdreieck“ orientieren. Mit diesem Tool beurteilt man durch Hören, Sehen und Fühlen:

  • Den Allgemeinzustand: Lässt sich das Kind beruhigen? Ist es noch agil? Spielt und interessiert es sich noch? Lässt sich das Fieber zwischendurch senken und scheidet es noch gut aus? Dann heißt es oft Entwarnung! Schreit es schrill, ist apathisch, trinkt nicht mehr und fiebert unter Therapie weiter hoch auf, dann ab zum Arzt!
  • Die Atmung: Zeigt das Kind Luftnot, atmet es angestrengt, also schneller und flacher oder weniger als sonst? Macht es komische Geräusche bei der Ein- oder Ausatmung? Hustet es so stark, dass es nicht mehr in den Schlaf kommt? Dann besser früher als später zum Arzt.
  • Den Kreislauf: Ist das Kind blass-marmoriert, hat kalte Arme und Beine oder blaue Lippen? Dann handelt es sich um einen Notfall!

Was gehört in jede Hausapotheke?

Meine Top Five sind:

  • Kochsalz- und abschwellende Nasentropfen, um die Nasenatmung freizuhalten
  • Fiebersenkende und schmerzlindernde Mittel in Zäpfchen- und in Saftform
  • Verbandskoffer mit Wunddesinfektionsmittel, Verbänden/Pflaster und Pinzette
  • Antihistaminika in Tropfen-, Gel- und Saftform zur Bekämpfung allergischer Reaktionen oder Juckreiz
  • Mittel gegen Stuhlunregelmäßigkeiten wie zum Beispiel Kümmelzäpfchen, Milchzucker, Elektrolytlösungen

Sollten Eltern in einem Kindernotfall ihr Kind selbst ins Krankenhaus fahren?

Wenn man mithilfe des pädiatrischen Beurteilungsdreiecks zu dem Schluss gekommen ist, dass das Kind stabil genug ist, kann man problemlos selbst in die Klinik fahren. Dabei ist es generell von Vorteil, zu zweit zu fahren, damit sich eine Person ums Kind kümmern kann. Wenn das Kind gerade einen Fieberkrampf hatte oder etwas verschluckt hat, sollte man das Kind auf keinen Fall mit dem PKW selbst in die Klinik transportieren. Das Kind könnte auf der Fahrt nochmals krampfen und dabei erbrechen oder der verschluckte Gegenstand auf einer holprigen Fahrt doch noch in die falsche Röhre gelangen. Sind Atmung, Kreislauf und Allgemeinzustand oder Bewusstsein stark beeinträchtigt, sollte immer ein Notruf abgesetzt werden.

Dr. med. Katharina Rieth ist Kinderfachärztin, Intensivmedizinerin und Notärztin. Sie engagiert sich auf Social Media unter drrieth für Aufklärung und Prävention in Sachen Kinder- und Familiengesundheit und ist Buchautorin von „Fit für den Kindernotfall“.

3 bis 5 – Was tun im Kindernotfall

Elternfrage: „Mein Sohn (3) ist motorisch ganz schön umtriebig und ich habe häufig Angst, dass ihm etwas passiert. Was tue ich im Kindernotfall? Und was sind eigentlich die häufigsten Kindernotfälle im Familienalltag?“

Infekte, Verletzungen und Krampfanfälle – das sind typische Beispiele für einen Kindernotfall. Besonders häufig sind Atemwegs- und Magen-Darm-Infekte. Diese können, gerade bei Babys, die durch die verlegte Nasenatmung schlechter trinken beziehungsweise durch ständiges Erbrechen und/oder Durchfall Flüssigkeit verlieren, zur Austrocknung führen und so zu einem Notfall werden. Auch Verletzungen, zum Beispiel durch Stürze oder Verbrühungen und Verbrennungen, können rasch zum Notfall werden, wenn innere Organe oder große Flächen betroffen sind. Krampfanfälle wirken auf Eltern besonders bedrohlich. Fieberkrämpfe treten typischerweise zwischen dem sechsten Lebensmonat und sechsten Lebensjahr auf, dauern zwei bis drei Minuten und hören von allein auf. Die Kinder haben offene Augen, einen starren Blick und zittern symmetrisch. Dauert der

Krampf länger, hört nicht von allein auf, tritt innerhalb von 24 Stunden mehr als einmal auf oder zeigt eine Asymmetrie, muss das dringend abgeklärt werden.

Woran erkenne ich einen Notfall?

Um einzuschätzen, ob ihr Kind wirklich kritisch krank ist, können sich Eltern am sogenannten „pädiatrischen Beurteilungsdreieck“ orientieren. Mit diesem Tool beurteilt man durch Hören, Sehen und Fühlen:

  • Den Allgemeinzustand: Lässt sich das Kind beruhigen? Ist es noch agil? Spielt und interessiert es sich noch? Lässt sich das Fieber zwischendurch senken und scheidet es noch gut aus? Dann heißt es oft Entwarnung! Schreit es schrill, ist apathisch, trinkt nicht mehr und fiebert unter Therapie weiter hoch auf, dann ab zum Arzt!
  • Die Atmung: Zeigt das Kind Luftnot, atmet es angestrengt, also schneller und flacher oder weniger als sonst? Macht es komische Geräusche bei der Ein- oder Ausatmung? Hustet es so stark, dass es nicht mehr in den Schlaf kommt? Dann besser früher als später zum Arzt.
  • Den Kreislauf: Ist das Kind blass-marmoriert, hat kalte Arme und Beine oder blaue Lippen? Dann handelt es sich um einen Notfall!

Was gehört in jede Hausapotheke?

Meine Top Five sind:

  • Kochsalz- und abschwellende Nasentropfen, um die Nasenatmung freizuhalten
  • Fiebersenkende und schmerzlindernde Mittel in Zäpfchen- und in Saftform
  • Verbandskoffer mit Wunddesinfektionsmittel, Verbänden/Pflaster und Pinzette
  • Antihistaminika in Tropfen-, Gel- und Saftform zur Bekämpfung allergischer Reaktionen oder Juckreiz
  • Mittel gegen Stuhlunregelmäßigkeiten wie zum Beispiel Kümmelzäpfchen, Milchzucker, Elektrolytlösungen

Sollten Eltern in einem Kindernotfall ihr Kind selbst ins Krankenhaus fahren?

Wenn man mithilfe des pädiatrischen Beurteilungsdreiecks zu dem Schluss gekommen ist, dass das Kind stabil genug ist, kann man problemlos selbst in die Klinik fahren. Dabei ist es generell von Vorteil, zu zweit zu fahren, damit sich eine Person ums Kind kümmern kann. Wenn das Kind gerade einen Fieberkrampf hatte oder etwas verschluckt hat, sollte man das Kind auf keinen Fall mit dem PKW selbst in die Klinik transportieren. Das Kind könnte auf der Fahrt nochmals krampfen und dabei erbrechen oder der verschluckte Gegenstand auf einer holprigen Fahrt doch noch in die falsche Röhre gelangen. Sind Atmung, Kreislauf und Allgemeinzustand oder Bewusstsein stark beeinträchtigt, sollte immer ein Notruf abgesetzt werden.

Dr. med. Katharina Rieth ist Kinderfachärztin, Intensivmedizinerin und Notärztin. Sie engagiert sich auf Social Media unter drrieth für Aufklärung und Prävention in Sachen Kinder- und Familiengesundheit und ist Buchautorin von „Fit für den Kindernotfall“.

Diabetes bei Kindern? So hoch ist das Risiko einer Erkrankung

Viele Eltern haben Angst, dass ihre Kinder an Diabetes erkranken. Das ist umso stärker, wenn Familienmitglieder ebenfalls erkrankt sind. Die Risiken und die unterschiedlichen Typen von Diabetes erklärt Kinderarzt Prof. Andreas Neu.

Wenn Verwandte ersten Grades an Diabetes Typ 1 erkrankt sind, ist das Risiko, selbst zu erkranken, etwas erhöht. Geschwister haben ein Risiko in der Größenordnung von fünf Prozent, Kinder eines betroffenen Elternteils ein Risiko zwischen fünf und sieben Prozent. Insgesamt haben zehn Prozent der von Diabetes Typ 1 Betroffenen Verwandte, die ebenfalls einen Diabetes Typ 1 haben.

In welchem Alter tritt die Erkrankung üblicherweise auf?
Im Kindes- und Jugendalter tritt die Erkrankung bevorzugt im Kleinkindalter oder unmittelbar vor der Pubertät auf. Es gibt jedoch auch Diabetes-Manifestationen im Erwachsenenalter. Etwa die Hälfte der Neuerkrankungen erfolgt im Kindesalter, die andere Hälfte im Erwachsenenalter. Derzeit erkranken rund 4.000 Kinder und Jugendliche und rund 4.000 Erwachsene pro Jahr neu.

Unterschiedliche Tpyen von Diabetes

Was ist der Unterschied zwischen Typ 1 und 2?
Typ 1 ist eine Autoimmunerkrankung mit geringerer genetischer Disposition. Vorbeugende Maßnahmen gibt es nicht, der Lebensstil oder das Körpergewicht spielen keine Rolle und beeinflussen das Risiko nicht. Beim Typ 2 Diabetes ist die genetische Disposition weit ausgeprägter. Hier spielen für die Entstehung Faktoren wie Übergewicht und Bewegungsmangel eine wichtige Rolle.

Was sind die Symptome?
Der Typ 1 macht sich in der Regel akut bemerkbar. Die Entstehung des Typ 2 Diabetes ist ein schleichender und lange dauernder Prozess. Symptome, die an einen Diabetes denken lassen sollten, sind vermehrtes Durstgefühl und Trinken, vermehrtes Wasserlassen, Gewichtsabnahme und Leistungsabfall. Liegen diese Symptome vor, sollte rasch ein Arzt konsultiert werden. Die Diagnose-Stellung kann über eine Urin- oder Blutuntersuchung problemlos und rasch gestellt werden. Insbesondere im Kindes- und Jugendalter ist es wichtig, diese Symptome zu kennen, um eine schwere Stoffwechselentgleisung zu vermeiden.

Abklären – aber wie?

Wann sollte man das abklären lassen?
Liegen die genannten Symptome vor, ist in jedem Fall eine rasche Abklärung ärztlicherseits erforderlich. Dadurch wird einer schweren Stoffwechselentgleisung (Ketoazidose) vorgebeugt. Aus diesem Grund ist es wichtig, dass alle, die mit Kindern und Jugendlichen zu tun haben, über diese Symptome Bescheid wissen und gegebenenfalls rasch reagieren.

Wie sinnvoll wäre ein Screening?
Ein Screening kann Risikokandidaten für einen Diabetes identifizieren. Allerdings lässt sich auch bei bekanntem Risiko eine Erkrankung nicht vermeiden. Screening-Untersuchungen sind sinnvoll im Rahmen wissenschaftlicher Studien. Für die Allgemeinbevölkerung setze ich eher auf eine breite Aufklärung zu Symptomen.

Prof. Dr. Andreas Neu ist ehemaliger Präsident der Deutschen Diabetes Gesellschaft (DDG) und Kommissarischer Ärztlicher Direktor an der Klinik für Kinder- und Jugendmedizin am Universitätsklinikum Tübingen.

Interview: Ruth Korte

„In Gesundheit und Krankheit“: Was Paaren in Krisenzeiten hilft

Wenn ein Partner schwer erkrankt, kann das eine Beziehung belasten. Lisa-Maria Mehrkens hat Paare befragt, was ihnen geholfen hat, die stürmischen Zeiten zu überstehen.


Wenn das Leben sinnlos scheint

Vor fünf Jahren geriet Christian Bangert schleichend in eine Depressionsspirale, war schnell erschöpft, überfordert, gereizt und zunehmend lebensmüde. Mittlerweile ist er auf dem langen Weg der Heilung. Ihm und seiner Frau Nelli helfe der gemeinsame Glaube an Jesus Christus, denn der Glaube gibt ihnen Halt und bietet Raum für Klagen, Fragen, Sorgen, Frust und Wut.

Auch ehrliche Kommunikation untereinander fördert ihr gegenseitiges Verständnis. „Wir verstecken uns nicht voreinander, sondern zeigen uns, wie wir sind. Das ist auch schmerzhaft, weil der Umgang mit Schwäche nicht immer einfach ist. Gleichzeitig wachsen unser Vertrauen und unsere Verbindung“, sagen beide. Auch im Austausch mit Freunden, Familie und professionellen Helfern raten sie dazu, sich nicht zu schämen, sondern offen und ehrlich zu sein.

Die christliche Paartherapeutin Diana Muschiol weiß, wie wichtig in Krisen Ehrlichkeit und echtes Interesse sind sowie die Bereitschaft, sich einzufühlen und den anderen zu verstehen. Denn die Erkrankung sei niemals nur das Problem eines Partners, sondern habe immer Auswirkungen auf beide, die zusammen die Krise bewältigen müssen. Sorgen, Ängste und negative Gefühle ehrlich auszusprechen, sei ein wichtiger Schritt dazu.

Um Christians Krankheit zu akzeptieren, musste Nelli Träume loslassen und den Schmerz annehmen, den das mit sich bringt. Christian musste lernen, nicht nur Nellis, sondern auch seinen eigenen Bedürfnissen gerecht zu werden. „Ich darf zu meinen Grenzen stehen. Früher dachte ich, dass ich für Nellis Glück verantwortlich bin. Diese Verantwortung trage ich heute nicht mehr, und das führt mich in die Freiheit“, erzählt er. Die Verantwortung für die eigene Gesundung liegt in erster Linie beim Erkrankten. Doch damit auch der nicht-erkrankte Partner gesund bleibt, müssen beide ihre Grenzen erkennen und kommunizieren. „Die Gefahr besteht, dass man über die eigenen Grenzen geht und für sich, die Familie und den Partner keine Unterstützung mehr sein kann. Zu viel zu helfen kann beim anderen das Gefühl von Unzulänglichkeit auslösen, das die Erkrankung wiederum verstärken kann“, erläutert Therapeutin Muschiol.

Nelli und Christian achten heute mehr auf ihre persönlichen Bedürfnisse und geben sich gegenseitig Raum, diesen nachzugehen. Nelli ist auch allein mit Freunden unterwegs, wenn Christian keine Kraft dazu hat. „Damit habe ich auch mein Ideal-Bild losgelassen, dass ein Paar möglichst immer zusammen unterwegs ist. Es braucht zwei Menschen, die gut für sich sorgen, um durch eine Krise zu kommen“, beschreibt sie. Auch als Paar setzten sie ihre Prioritäten neu, sagen öfter Nein. Die schwere Zeit rüttelte ihre Vorstellungen vom Leben, ihr Gottesbild und ihr Selbstbild durch und festigte sie gleichzeitig als Paar. „Wenn das Leben hart auf hart kommt, muss man umso fester zusammenhalten. Das gemeinsame Erleben von Krankheit und Schwäche tut weh – gleichzeitig fördert es tiefe innige Liebe“, sagen sie.

Wenn die innere Heimat fehlt

Die Beziehung von Laura* und Jonte* wurde durch äußere Faktoren auf die Probe gestellt: Umzug, zweites Kind, Schlafmangel, ein Gefühl von Einsamkeit, die Frage, ob sie als Familie am richtigen Platz seien, das Jonglieren zwischen Mutterrolle und freischaffender Tätigkeit … Das alles war zu viel und erschöpfte Laura. Fast ein Jahr lang ging es ihr immer schlechter. Keiner wusste wirklich, was mit ihr los war. Sie stellte sich viele grundsätzliche Fragen zum Leben und Glauben.

Irgendwann fuhr sie in ein Kloster, wo eine Ordensschwester ihr sagte: „Du hast deine innere Heimat verloren.“ „Erst dachte ich mir: ‚Was für ein Quatsch!‘ Aber im Nachhinein wurde mir klar: Sie hat den Nagel auf den Kopf getroffen“, erzählt Laura. Ihr Mann habe damals wenig Zugang zu inneren, emotionalen Vorgängen gehabt. Doch genau diese pragmatische Stärke tat Laura gut. „Er hat nicht viel kommentiert oder seelsorgerliche Ratschläge gegeben, sondern mich einfach ausgehalten und in den Arm genommen. Er hat mir den Rücken freigehalten, mich in unserem Alltag im Haushalt und mit den Kindern unterstützt, damit ich mich und meine Themen ordnen konnte“, erinnert sie sich.

Doch auch in ihren inneren Kämpfen fühlte sich Laura sehr nah mit ihrem Mann verbunden. Bei gemeinsamen Abendspaziergängen konnte sie ihre Gedanken und Emotionen teilen, selbst wenn ihr Mann nicht alles davon verstand. Diese Spaziergänge haben sie bis heute beibehalten. Das hilft, ein Grundlevel an Kommunikation aufrechtzuerhalten, um bei schwierigen Themen schneller in die Tiefe zu kommen.

Letztlich öffnete die Krise Laura und Jonte den Blick für Grenzen und neue Seiten aneinander. „Ich bin eigentlich schnell und stark, energievoll und weiß, was ich will. In diesem Jahr habe ich mich sehr schwach und verletzlich gefühlt und gemerkt, dass ich auf meinen Mann angewiesen bin. Das war ein neuer Aspekt, den ich über mich und unsere Beziehung gelernt habe.

Bei meinem Mann wiederum wuchs das Verständnis für innere Vorgänge und dass es mehr gibt als nur den praktischen Alltag“, sagt Laura. Die wichtigste Entscheidung, die sie als Paar durch die Krise trug: „Egal, was passiert im Leben, wir bleiben innerlich beieinander!“

Wie wichtig eine solche innere Entscheidung ist, weiß Diana Muschiol: „Studien zeigen, dass uns eine zufriedene und glückliche Beziehung gesund hält und uns auch befähigt, mit Herausforderungen und Schmerz besser umzugehen. Daher ist ein wichtiger Faktor für Paare in Krisenzeiten, an ihrer Beziehung festzuhalten und sie weiter auszubauen.“ Schwierigkeiten in der Partnerschaft seien ein Risikofaktor für psychische Erkrankungen. Deswegen sei es hilfreich, in die Beziehung zu investieren.

Wenn jeder Abschied der letzte sein kann

Nur ein Jahr nach seiner Hochzeit kam Simon mit einer lebensbedrohlichen Hirnblutung als Notfall ins Krankenhaus. Nach zehn Tagen in teils kritischem Zustand wurde er am Gehirn operiert. Obwohl sie Abschiede aus ihrer Fernbeziehungszeit kannten, wurde das Abschiednehmen von seiner Frau Melanie keineswegs zur Routine, da die Blutung jederzeit wieder hätte beginnen können. „Mich bewegte die Frage: Wie verabschiede ich den Menschen, den ich am meisten liebe, wenn ich ihn vielleicht das letzte Mal sehe?“, beschreibt Simon.

Besonders emotional war für beide der Abend vor der Operation, da der Ausgang ungewiss war. „Ich sagte zu Melanie: ‚Ich weiß, dass du das nicht hören willst. Aber wenn mit mir etwas passieren sollte, dann wünsche ich mir, dass du an Jesus festhältst. Du hast von mir die Freiheit, eines Tages auch mit einem anderen Mann glücklich zu werden – ohne schlechtes Gewissen.‘ Für Melanie war diese Aussage schwer zu verdauen, doch mir war und ist wichtig, dass sie ihr Glücklichsein nicht allein von mir und unserer Ehe abhängig macht“, sagt Simon.

Simon als eher rationaler Mensch versuchte, negativen Gefühlen wie Angst, Wut oder Trauer zwar einen Raum zu geben, sich aber nicht davon übermannen und beherrschen zu lassen. Gemeinsam zu lachen und zu weinen, habe trotzdem geholfen.

Kraft, Ruhe und Zuversicht habe ihnen auch der Glaube an Gott gegeben. „Er lässt uns bestimmte Krisen erleben, um für andere Menschen zum Segensbringer und Ermutiger zu werden. Bin ich bereit dazu und glaube ich daran, dass Gott aus mir und meinen Erfahrungen etwas Kostbares machen kann? Krisen sind für mich definitiv nichts Schlimmes oder Sinnloses. Im Gegenteil: Sie bergen eine große Chance in sich, wenn ich mich als Gestalter und nicht als Opfer sehe. Deshalb: Vergeude niemals eine Krise!“, erklärt Simon. Letztlich stärkte die Krise ihre Ehe, und vieles Bestehende erwies sich als tragfähiges Fundament, für das beide dankbar sind. „Wir haben dieselbe Situation erlebt, aber jeder von uns in einer anderen Rolle und mit eigener Wahrnehmung. Der Austausch darüber und die Erinnerungen daran sind ein besonderer Schatz, den wir nicht vermissen wollen. Denn Erlebnisse verbinden und Narben erzählen Geschichten“, meint Simon.

Die drei vorgestellten Paare haben erlebt, dass Krisen sie noch näher zusammengebracht haben. Denn trotz aller Schwierigkeiten kann das gemeinsame Bewältigen einer Krise viele Ressourcen eines Paares fördern wie gegenseitigen Respekt, Wertschätzung, Verbundenheit, Vertrauen und Intimität. „Hoffnung ist ein weiterer wichtiger Aspekt von Resilienz. Und durch das Erleben, schon einmal eine Krise gemeistert zu haben, entwickeln sich Hoffnung und Zuversicht für zukünftige schwierige Zeiten. Was wiederum genutzt werden kann, um für andere Menschen Impulsgeber und Vorbild zu sein“, weiß Therapeutin Muschiol.

Tipps von Paartherapeutin Diana Muschiol:

Mit physischen und psychischen Erkrankungen umgehen

  • gegenseitiges Verständnis anstelle von Vorwürfen
  • als nicht Erkrankte/r nicht die Rolle des Arztes oder der Therapeutin übernehmen, keine Diagnosen und Ratschläge geben
  • die erkrankte Person fragen, wie man wirklich helfen kann
  • als gesunde/r Partner oder Partnerin auf das eigene Wohlbefinden achten
  • sich gemeinsam über die Erkrankung informieren
  • sich praktische Hilfe von anderen holen (Angehörige, Freunde, professionelle Helfer), Aufgaben delegieren
  • die Erkrankung als zu bewältigende Herausforderung statt als unüberwindbare Krise sehen
  • Bereiche als Paar finden, die sich nicht um die Erkrankung drehen (Aktivitäten, Gesprächsthemen)
  • Sorgen und Ängste offen ansprechen
  • als Erkrankte/r, wenn möglich, aktiv etwas für die Gesundung tun

 

*Namen geändert

Lisa-Maria Mehrkens ist freie Journalistin. 

 

Wenn die Eltern altern – und meine Hilfe brauchen

Schlaganfall, Parkinson oder Altersschwäche – irgendwann brauchen die Eltern Hilfe. Besonders herausfordernd ist das für Einzelkinder. Kerstin Wendel berichtet, was stärkt und was hilft.

Wir Einzelkinder stehen allein da. Wieder mal. So sind wir es gewöhnt aus dem geschwisterlosen Leben. Dabei wartet eine Fülle von Herausforderungen auf uns, die ansonsten auf mehrere Schultern hätten verteilt werden können. Was kommt jetzt auf uns zu? Und schaffen wir das allein?

Wenn Eltern unterstützt werden müssen, ist manches zu organisieren. Wie ist dies oder das zu machen? Welche Hilfe bietet man an? Was muss delegiert werden? Wie geht es einem selbst mit den schwächer werdenden Eltern? Austausch mit Geschwistern über all diese Fragen gibt es nicht. Wenn vorhanden, können wir mit dem Ehepartner sprechen. Eventuell reicht uns das nicht. Wir fühlen uns zunächst allein und eventuell auch überfordert mit allem.
Idee: Gibt es Freundinnen oder Freunde, mit denen wir über unsere Herausforderungen sprechen können?

Konflikte mit den Eltern

Unterschiedliche Vorstellungen von Eltern und Kind prallen aufeinander. Es ist natürlich, dass Eltern und Kindern manches unterschiedlich handhaben im Alltagsleben. Kein Problem, solange jeder „nur“ für sein eigenes Leben zuständig ist. Jetzt aber heißt es, den Eltern und ihrer Alltagsgestaltung näherzurücken.

Ein Freund von mir musste sehr plötzlich die Krankenhaustasche seines Vaters packen. Er empfand Scham, weil die Kleidung nicht in Ordnung war. Eigentlich hätte er am liebsten erst einmal passende, saubere Schlafanzüge bestellt.

Anna* litt darunter, dass ihre Mutter so unbeweglich war. Jede Idee, den Alltag zu verändern, wurde abgelehnt. Alles sollte so sein wie immer. Da war kein Interesse, es sich leichter zu machen. Das alles sind Konfliktfelder.
Fragen: Was kann ich als Einzelkind anregen? Welche Entscheidung der Eltern muss auch einfach hingenommen werden?

Kommunikation ist manchmal nicht erwünscht. Manchen Eltern fällt es schwer, Vorkehrungen für das eigene Alter zu treffen. Sie möchten nicht darüber nachdenken oder darauf angesprochen werden. Da keine Geschwister da sind, kann man niemand anderen bitten, ein Gespräch zu übernehmen.
Idee: Ein Freund von mir hat deshalb den Hausarzt mit eingeschaltet, als er nicht mehr weiterwusste. So konnte im Dreiergespräch Wichtiges auf den Tisch kommen.

Alte Konflikte können belastend nachwirken, denn manche Familiengeschichte ist beschwert von früher. Vielleicht war es nie leicht, über Persönliches zu sprechen? Oder es wurden Grenzen überschritten? Vielleicht gab es nicht zu lösende Konflikte? Vielleicht haben Kind oder Eltern etwas nicht vergeben können? Diese Probleme werden unterschwellig mitlaufen. Wenn wir Kinder durchschauen, welche Themen „von früher“ noch mitschwingen, können wir versuchen, konstruktiv damit umzugehen.
Idee: Wir sollten abwägen, was wir überhören müssen. Wir werden außerdem lernen müssen, wie wir gut für unsere Seele sorgen können, damit wir innerlich frei helfen können. Unter anderem sicher dadurch, indem wir uns fokussieren auf die aktuell nötige Unterstützung.

Schatten der Vergangenheit – (un)ausgesprochene Vorwürfe

Manchmal ergibt es sich, dass das pflegende Kind zum Buhmann wird. Das liegt weder am jeweiligen Einzelkind noch an den Eltern, sondern häufig einfach an der Situation. Denn der alte Mensch muss sich sehr umstellen. Plötzlich mischt „das Kind“ sich in Alltagsentscheidungen ein. Das kann zu Wut, Ärger oder Ohnmachtsgefühlen bei den Eltern führen. Vielleicht tauchen Gedanken auf wie folgende: „Mir wird nichts erlaubt! Immer soll ich so viel bezahlen. Alles geht nach deiner Nase.“ Die werden vielleicht offen angesprochen und stehen als Vorwurf im Raum oder sie wirken unterschwellig. Da sich die Hilfestellungen nicht auf Geschwister verteilen können, landet alles auf der Einzelkind-Schulter. Das kann wehtun und frustrieren.
Frage: Wo und wie kann ich Dampf ablassen? Das eingeschränkte Einzelkind ist besonders herausgefordert. Einige meiner Einzelkinderfreunde sind wie ich nur begrenzt belastbar. Entweder sind sie selbst chronisch krank oder verheiratet mit einem chronisch kranken Menschen. Deshalb ist es nicht einfach, weise Entscheidungen zu treffen. Natürlich geht der eigene Ehepartner vor, aber die Verantwortung für die Eltern bleibt bestehen. Eventuell spürt das Einzelkind deshalb auch Enttäuschungen der Eltern, weil mehr an Hilfe nicht zu leisten ist.
Frage: Wie können wir uns als Paar und evtl. parallel die Eltern durch Hilfe von außen unterstützen lassen? (Tipps dazu siehe „Praktische Hilfen“)

Niemand redet mir rein

An einigen Stellen haben wir es auch leichter ohne Geschwister:
Es sind keine Absprachen nötig: Langwierige Telefonate mit den Geschwistern? Eventuell sogar Konflikte über unterschiedliche Ansichten, Geldausgaben oder Notwendigkeiten? All das kennen wir nicht. Das spart eine Menge Nerven und Zeit. Ich kenne einige Familien, in denen das Thema Elternpflege zur Belastung der Geschwisterbeziehungen wurde. Davon sind wir Einzelkinder verschont.

Neues Gemeinschaftsgefühl kann wachsen: Klaus* hätte gern schon viel früher seinen Vater unterstützt. Aber der lehnte ab. Erst als er zu schwach für vieles war, durfte Klaus ran: den Schuppen aufräumen, Unnötiges ausmisten. Nachdem die ersten Dinge erledigt waren, bekam Klaus einen dankbaren Vater zu spüren. Eine neue Erfahrung für ihn. Oder Ilse*. In ihrer Elternbeziehung war nicht alles rundgelaufen. Es gab unlösbare Konflikte. Die Schwäche eines Elternteils erwies sich als Entlastung. Plötzlich wurden andere Fragen wichtig, lenkten von früheren Auseinandersetzungen ab. In beiden Fällen wurde Familie wieder positiver erlebt. Dieses Gemeinschaftsgefühl kann Einzelkinder und Eltern stärken. Auf der letzten gemeinsamen Wegstrecke geht plötzlich noch etwas.
Keine Rivalitäten aufgrund dankbarer Eltern: Vielleicht zeigen sich Eltern plötzlich sehr dankbar für Hilfe und Unterstützung. Sie zeigen es verbal oder finanziell. Das könnte Neid unter Geschwistern hervorrufen. Dem Einzelkind tut es einfach nur gut.

Was praktisch hilft

Wie schon deutlich wurde: Es gibt Hilfen und Ideen, um sich in dieser Zeit unterstützen zu lassen. Neben den bereits genannten Anregungen gibt es weitere grundsätzliche Hilfen:
Emotionale Unterstützung: Seit meine Eltern schwächer werden, tut es mir gut, mit engen Freunden zu sprechen. Unter ihnen sind ebenfalls manche Einzelkinder. Manche Last wird plötzlich leichter, Gebetsanliegen werden ausgetauscht, hilfreiche Infos geteilt. Und es darf gelacht werden! Das baut Spannung ab, schenkt neue Kraft, manchmal auch den nötigen Abstand und macht vieles leichter.

Praktische/pflegerische Unterstützung: Das kann für Einzelkinder, die vor Ort leben, wichtig sein, erst recht aber für auswärtige. Schon lange, bevor meine Eltern pflegebedürftiger wurden (ich bin auswärtiges Einzelkind), haben wir uns zu dritt dafür entschieden, eine Ansprechperson vor Ort zu haben. Sie hat einen Schlüssel zum Haus meiner Eltern, weiß, wo die gepackte Krankenhaustasche steht und wo wichtige Dokumente liegen.

Nicht immer wird man sofort „springen“ können. Für diesen Fall ist vorgesorgt. Außerdem kann man die Infrastruktur des Ortes ausschöpfen: Welche Geschäfte können etwas liefern? Wo finde ich Unterstützung für Haus, Technik oder Garten? Hier helfen Kleinanzeigen in Zeitungen oder Geschäften sowie Kontakte über die Ortsgemeinde oder die Diakonie. Außerdem ist wichtig zu wissen: Welche Pflegedienste gibt es vor Ort? Wer bietet „Essen auf Rädern“ an?

Klar und eindeutig kommunizieren: Mir ist es wichtig, klar auszudrücken, was ich leisten kann und was nicht. Das schenkt Eltern Sicherheit und bewahrt das Einzelkind vor zu großen Schuldgefühlen.
Vorausdenken lernen: Wie schon angedeutet fällt es manchen Eltern schwer, über ihr Älterwerden nachzudenken. Sie verdrängen lieber. Andere denken häufig ängstlich und besorgt darüber nach. Für beide kann es entlastend sein, wenn das Einzelkind bereits Dinge durchdacht hat, am besten, bevor eine zu große Notlage entsteht. Das kann sich auf kleine Dinge wie Fensterputzen beziehen oder auf größere. Manche reservieren deshalb bereits einen Platz im Betreuten Wohnen oder Pflegeheim vor.
Loslassen lernen: Ich weiß um Zeiten in meinem Leben, in denen mir die Situation „Eltern brauchen Hilfe“ zu einer großen seelischen Belastung geworden war. Das liegt Jahre zurück. Als Christ hat es mir geholfen, diese Last zusammen mit meiner Seelsorgerin an Gott abzugeben. Das war ein längerer Prozess, aber ich habe erlebt, wie der Glaube mir Halt gegeben und in mir Heilung bewirkt hat.

Kerstin Wendel ist Autorin, Sprecherin und Seminarleiterin und lebt mit ihrem Mann in Wetter/Ruhr.

*Alle Namen geändert.

Depression, Angststörung und Co.: Wohin kann ich gehen? Diese Adressen helfen konkret

Psychische Erkrankungen sind kein Sonderfall. Wenn die Belastung zu groß wird, gibt es viele Hilfen – sogar ohne lange Warteliste!

Wenn das Knie schmerz oder der Kopf brummt, wissen wir genau, an wen wir uns wenden müssen. Und zumindest beim Hausarzt müssen wir nicht lange auf einen Termin warten. Doch wenn die Psyche belastet ist, sieht das oft ganz anders aus.

Es ist längst kein Tabu mehr, eine Psychotherapie zu machen. Prominente reden offen darüber, es wird immer bekannter, dass niemand „verrückt“ ist, der eine Therapie braucht oder wünscht. Immerhin sind laut Aussagen der Deutschen Gesellschaft für Psychiatrie und Psychotherapie, Psychosomatik und Nervenheilkunde (DGPPN) jedes Jahr 27,8 Prozent der Menschen in Deutschland von einer psychischen Erkrankung betroffen und etwa die Hälfte aller Menschen erlebt im Laufe seines Lebens zumindest einmal eine Depression, Angststörung oder andere psychische Erkrankung. Somit zählen seelische Belastungen nicht zur Ausnahme, sondern sind ein normaler, häufiger Bestandteil des menschlichen Lebens.

Lebensberatungsstelle hilft gegen Wartezeiten

Und doch gibt es noch immer viel zu wenige Therapieplätze, weil zu wenige Kassensitze zur Abrechnung freigegeben werden. Deshalb sind die Wartezeiten oft lang, sie betragen laut Bundespsychotherapeutenkammer durchschnittlich vier bis fünf Monate. Zur Überbrückung sind häufig Termine in einer Lebensberatungsstelle oder, für Kinder und Jugendliche, in einer Erziehungsberatungsstelle hilfreich. Dort arbeiten ausgebildete psychosoziale Fachkräfte, die zwar noch keine Therapie anbieten können, aber stabilisierende und klärende Beratung im Angebot haben. Kostenlose Anlaufstellen in der Region (z. B. von der Diakonie, Caritas und AWO) sind beispielsweise über den Online-Beratungsführer dajeb.de zu finden.

Beratungsstellen sind generell die richtige Adresse, wenn es nicht unbedingt um eine psychische Störung (oder nur mit leichten Symptomen), sondern eher um die Klärung schwieriger Lebensfragen und -situationen geht. Hier kann auch eine Seelsorge gute Dienste leisten. Seelsorge ist eine geistliche Beratungsform, bei der neben bekannten Beratungstechniken zusätzlich Aspekte des Glaubens einbezogen werden. Die Beziehung zu Gott kann in den Prozess integriert werden, auch das Gebet kann zu einem seelsorgerlichen Gespräch dazugehören. In vielen Kirchengemeinden gibt es Seelsorgeangebote, zudem lassen sich Adressen in Verzeichnissen wie cstab.de oder acc-deutschland.org finden.

Bei Krankheit hilft Psychotherapie

Wenn hingegen die Belastung Krankheitswert bekommt, ist auf Dauer Psychotherapie zu bevorzugen. Krankheitswert bedeutet, dass die Symptome (z. B. Ängste, starke Niedergeschlagenheit, ausgeprägte Antriebslosigkeit) so stark sind, dass sie die Funktionsfähigkeit im Alltag deutlich einschränken oder drohen, dies bald zu tun.

Psychotherapeutinnen und -therapeuten sind unter therapie.de oder über die Psychotherapeutenkammer des Bundeslandes (z. B. „Psychotherapeutensuche Psychotherapeutenkammer NRW“ in eine Suchmaschine eingeben) zu finden. Hilfreich sind auch die sogenannten Terminservicestellen der Bundesländer. Dort können Betroffene sich melden und bekommen dann einen ersten Kontakt zu einer therapeutischen Praxis vermittelt. In den sogenannten Sprechstunden können sie überprüfen, ob die „Chemie“ zum Therapeuten stimmt – wenn nicht, dürfen sie selbstverständlich wechseln. Klientinnen und Klienten sollten hier nicht zögern – wie bei körperlichen Symptomen dürfen sie erst einige Ärzte „testen“, bis sie den richtigen gefunden haben.

Versichertenkarte reicht

Psychiaterinnen und Psychiater sind übrigens Ärztinnen und Ärzte, die auf die Behandlung psychischer Erkrankungen spezialisiert sind. Sie bieten jedoch keine ausführliche Therapie an, sondern meistens nur gelegentliche Gespräche und Medikation. Dies kann anfangs oder zur Überbrückung sinnvoll sein, ersetzt jedoch keine gründliche Therapie.

Übrigens, ein häufiger Irrtum: Für den Besuch bei einem Psychotherapeuten braucht man keine Überweisung – die Versichertenkarte reicht völlig aus.

Bei besonders schweren psychischen Belastungen kann es sein, dass eine ambulante Behandlung, beispielsweise einmal pro Woche, nicht ausreicht. Dann kann eine Behandlung in einer psychiatrischen Klinik sinnvoll sein. Auch das kann in einer ambulanten Therapie geplant werden.

Melanie Schüer ist Kinder- und Jugendlichenpsychotherapeutin und Autorin (neuewege.me).

„Ich will nicht ins Heim!“ – So meistern Sie Demenz in der Familie

Menschen mit Demenz zu pflegen, ist für Angehörige oft eine große Belastung. Expertin Susanne Maußner über Herausforderungen und Grenzen.

Das Zusammenleben mit einem Menschen, der an einer Demenz erkrankt ist, stellt die Angehörigen vor große Herausforderungen. Am Beginn der Erkrankung kann Organisatorisches noch gemeinsam besprochen werden. Merkhilfen können zum Einsatz kommen, und der oder die Betroffene kann bei alltäglichen Verrichtungen mithelfen. Im Fortschreiten der Erkrankung wird die Planung und Durchführung von Alltagstätigkeiten, wie Einkaufen oder Termine vereinbaren, immer schwieriger, bis die Organisation des Tagesablaufs vollständig von den Angehörigen übernommen werden muss. Zu einer großen Belastung wird es, wenn der oder die Betroffene auch bei grundlegenden Tätigkeiten wie der Körperpflege nicht mehr allein zurechtkommt, zum Essen und Trinken motiviert werden muss, die Toilette nicht mehr findet und kontinuierlich begleitet werden muss. Kommt eine Störung des Schlaf-Wach-Rhythmus hinzu, ist auch für die betreuenden Angehörigen nicht mehr ausreichend Schlaf möglich, und es kommt schnell zu körperlicher Überforderung.

Auch die emotionale Belastung wird unterschätzt. An Demenz Erkrankte sind sich lange ihrer Verluste und Einschränkungen bewusst. Durch die Auseinandersetzung mit der Erkrankung, Angst vor Abhängigkeit, Scham oder Trauer kann es bei den Betroffenen zu Persönlichkeitsveränderungen kommen, die bis zum vollständigen sozialen Rückzug führen können. Diesen Prozess zu begleiten, ist für nahe Angehörige oftmals mit genauso tiefen Emotionen verbunden wie für die Betroffenen selbst. Auch sie erleben mit, wie der geliebte Mensch sich verändert und nach und nach das Wissen und die Erinnerung an alles, was im Leben erlernt und aufgebaut wurde, verliert.

Auflehnung und Abweisung

Im Fortschreiten der Erkrankung werden die eigenen Defizite nur noch teilweise wahrgenommen. Die Einsicht, auf Hilfe angewiesen zu sein, verliert sich. Es kann zu Auflehnung und Abweisung kommen. Gut gemeinte Ratschläge und Hinweise, wie zum Beispiel dem Wetter angepasste Kleidung zu wählen, können zu Streit führen, da die Betroffenen sich durch Ermahnungen in ihrer Eigenständigkeit eingeschränkt fühlen. In manchen Fällen kann es sogar zu körperlichem Abwehrverhalten kommen. Es ist für die Betreuenden schwer, solche Konfrontationen nicht persönlich zu nehmen.

Betroffene brauchen zu ihrem Wohlbefinden ein Gefühl der Sicherheit und der Wertschätzung in gewohnter Umgebung mit vertrauten Menschen. Das bietet in der Regel das Leben in der Familie. Um die Erkrankten lange Zeit zu Hause begleiten zu können, ist es notwendig, dass die Angehörigen sich bewusst machen: Die Begleitung von Demenzkranken ist nur zu bewältigen, wenn die betreuenden Familienangehörigen ihre Kräfte einteilen und auch für das eigene körperliche und seelische Wohlbefinden sorgen. Im Alltag der stets wachsenden Verantwortung und der Übernahme von Alltagstätigkeiten verlieren sie häufig ihre eigenen Bedürfnisse und Belastungsgrenzen aus den Augen. Hier eine Balance zu finden, ist für die Pflege und Betreuung von großer Wichtigkeit.

Freunde informieren

Wird man mit der Demenzerkrankung eines Angehörigen konfrontiert, ist es empfehlenswert, vorausschauend zu planen. Ein erster Schritt ist, sich regelmäßig Zeit zur Erholung zu nehmen und für Aktivitäten, die Freude bringen. Um sich dies zu ermöglichen, ist es nötig, sich Unterstützung zu organisieren, wenn der oder die Betroffene nicht mehr allein bleiben kann.

Für alle Beteiligten ist es gut, mit der Erkrankung offensiv umzugehen. Nachbarn, Freunde und auch der weitere Umkreis sollten über die Krankheit, den Umgang mit den Betroffenen und die Belastung für die Angehörigen informiert sein. So wird es einfacher, um Hilfe zu bitten oder Hilfe anzubieten. Hilfreich kann auch ein Austausch mit Menschen sein, die sich in derselben Situation befinden. An vielen Orten gibt es dazu Selbsthilfegruppen.

Ein weiterer Schritt ist, sich über die Krankheit zu informieren, um zu wissen, was auf die Familie zukommen kann und welche Hilfen in Anspruch genommen werden können. Es ist für alle Beteiligten gut, frühzeitig zu planen und gemeinsam zu besprechen, was im individuellen Fall sinnvoll ist. Wenn die Betreuung zur Belastung wird, fehlt den Angehörigen häufig die Kraft, sich um organisatorische Dinge zu kümmern.

Frühzeitig Pflegeheim suchen

Gibt es am Ort das Angebot der Nachbarschaftshilfe? Gibt es einen Pflegedienst, der häusliche Betreuung anbietet? Oder die Möglichkeit der Tagespflege? Welche Pflegeheime sind auf die Bedürfnisse von Menschen mit Demenz eingerichtet? Der Gedanke an diesen Schritt wird meist weggeschoben. Es ist jedoch sinnvoll, frühzeitig im Kreis der Familie zu besprechen, was geschehen soll, wenn die Pflege und Begleitung nicht mehr zu bewältigen ist. In vielen Fällen wird dieser Schritt im Verlauf der Erkrankung nötig, um die pflegenden Angehörigen vor einer gesundheitsbelastenden Überforderung zu schützen und auch den Erkrankten vor den Konsequenzen dieser Überforderung.

Im Anfangsstadium kann dabei der oder die an Demenz Erkrankte miteinbezogen werden. In dieser Zeit sind die Betroffenen noch in der Lage, die Belastung der Pflege einzuschätzen und zu überlegen, welche Hilfen für sie in Frage kommen. Man kann gemeinsam verschiedene Angebote besuchen und sich bei passenden Einrichtungen auf die Warteliste setzen lassen. Häusliche Hilfen oder Tagespflegen, die schon im Anfangsstadium einer Demenz kennengelernt werden, werden später besser akzeptiert.

Fremde Personen führen zu Verunsicherung

Im Fortschreiten der Erkrankung fühlen die Betroffenen sich durch unbekannte Menschen, Orte und Situationen unsicher und verängstigt. Häufig lehnen sie Unbekanntes ab. Fremde Personen in der Wohnung werden nicht als Hilfe angenommen. Zum Besuch einer Tagespflege oder zum Umzug in ein Pflegeheim lassen sie sich kaum überreden. Die Überlastung ihrer Angehörigen können sie nicht mehr einschätzen. Sie reagieren mit Vorwürfen auf die Suche nach Unterstützung. Das löst vor allem bei Ehepartnern ein schlechtes Gewissen aus und lässt sie lange versuchen, allein zurechtzukommen.

Erkrankten, die allein leben, kann eine Tagespflege oder ein Umzug ins Pflegeheim in positivem Licht aufgezeigt werden. Sie leiden unter dem Alltag, der nicht mehr bewältigt werden kann, und unter dem vielen Alleinsein. Ihnen kann die vollständige Versorgung im Pflegeheim vor Augen geführt werden sowie der tägliche Kontakt mit Menschen und das Beschäftigungsprogramm. Manchmal helfen diese Bilder, dem Umzug zuzustimmen. Wenn jedoch im fortgeschrittenen Stadium einer Demenz die Defizite im Alltag nicht mehr realistisch eingeschätzt werden, finden Hinweise auf Hilfe und Kontakte oft keine Zustimmung.

Besondere Herausforderung: Partnerschaft mit Demenz

Bei Ehepaaren ist die Situation schwieriger. Die oder der Betroffene klammert sich an die Partnerin oder den Partner, die bzw. der Halt und Orientierung bietet. Ein Umzug ins Heim wird als Abschieben empfunden in einer Situation, in der dieser Mensch besonders auf Nähe und Unterstützung angewiesen ist. Und vielen ist nach jahrelanger Gemeinschaft das Versprechen, in guten wie in schlechten Tagen füreinander da zu sein, ein ernstgenommener Vorsatz.

Aber auch als betreuende Person hat man ein Recht auf Wertschätzung und Fürsorge. Da Demenzkranken dies nicht mehr möglich ist, müssen Betreuende sich in Selbstfürsorge üben und sich auch bewusst machen, dass Erkrankte der Selbstaufgabe und Überforderung ihres Gegenübers wohl nicht zustimmen würden.

Unterstützen als Kind

Wenn erwachsene Kinder die Demenzerkrankung eines Elternteiles erleben, ist es wichtig, den pflegenden Elternteil in der Betreuung zu unterstützen und die emotionale und körperliche Belastung sensibel zu beobachten. Es kann nötig werden, auf eine beobachtete Überlastung, gereizte Stimmung oder Ähnliches aufmerksam zu machen und behutsam auf mögliche Hilfen hinzuweisen. Hat der betreuende Elternteil den schweren Entschluss gefasst, fremde Hilfe in Anspruch zu nehmen oder gar den Umzug in ein Pflegeheim zu vollziehen, sollten Kinder dies nicht zum Vorwurf machen, sondern die Entscheidung unterstützen und mittragen. Ein solcher Entschluss wird in der Regel nur schweren Herzens gefasst.

Im Rahmen meiner Arbeit in einer Akutklinik erlebe ich immer wieder, dass pflegende Angehörige weit über ihre Kräfte hinausgehen, bis sie selbst mit einem Zusammenbruch in die Klinik kommen. Für Demenzerkrankte muss dann akut ein Pflegeheim gefunden werden, was selten zufriedenstellend ist.

Umzug trotz Widerstand

Ist bei Pflegenden die Belastungsgrenze überschritten, beobachte ich oft eine gereizte, ungeduldige Stimmung der Angehörigen und die verstörten Reaktionen der Betroffenen. In manchen Fällen kommt es sogar zu körperlichen Übergriffen gegenüber den Erkrankten. In der Regel ist das begleitet von einem zutiefst schlechten Gewissen der Angehörigen. Sie wissen, dass ihr Verhalten nicht angemessen ist. In solchen Fällen kommt es beiden Parteien zugute, den Umzug ins Heim auch gegen anfänglichen Widerstand umzusetzen.

Auch in meiner Familie habe ich mehrfach erlebt, dass der Umzug in ein Pflegeheim notwendig wurde. Meine Großmutter, die nicht dement, aber blind und pflegebedürftig war, hatte sich immer gegen einen Umzug ins Heim gewehrt. In ihren letzten Lebensjahren, die sie dann doch im Heim verbrachte, hat sie immer wieder erzählt, wie schön es sei, sich um nichts mehr kümmern zu müssen. Vor allem den Kontakt mit anderen hat sie sehr genossen. Dieselbe Erfahrung konnten wir bei der an Demenz erkrankten Mutter meines Lebenspartners machen. Es gab immer wieder Dinge, über die sie sich beschwert hat. Aber wir konnten beobachten, wie sie Ängste verlor, die sie allein in ihrer Wohnung hatte. Sie genoss das Umsorgtwerden und die ständige Ansprache – und vor allem den täglichen Kuchen zum Mittagskaffee.

Das Pflegeheim kann Erlösung sein

Weitaus schwerer war der Umzug meines Vaters auf eine geschlossene Demenzstation. Sehr lange hat sich meine Mutter zu Hause um ihn gekümmert. Die Unterstützung von uns Kindern, den Enkeln und Freunden war zwar eine Entlastung. Sie reichte aber nicht mehr aus, als mein Vater nicht mehr sprechen konnte und voll versorgt werden musste, aber körperlich so agil war, dass er keine Minute alleingelassen werden konnte. In der offenen Tagespflege musste ständig auf ihn geachtet werden, da er jede Gelegenheit zur Flucht nutzte.

Meine Mutter hat sich lange gegen den Umzug gewehrt. Sie wollte sich nicht auf diese Weise von ihrem Mann trennen. Aber es war spürbar, dass ihre Kraft und Geduld am Ende waren. Als deutlich wurde, dass ihre Gesundheit massiv angegriffen war, gab es keinen anderen Weg mehr. Die ersten beiden Wochen im Heim waren für alle Beteiligten schwer, auch für das Pflegepersonal. Dann hat mein Vater sich langsam eingelebt. Er hat in den zwei Jahren dort an den meisten Tagen einen zufriedenen Eindruck gemacht.

Mehr Geduld und Liebe möglich

Ich konnte die Erfahrung machen, dass das Vergessen des früheren Lebens in der letzten Phase der Demenz auch positive Seiten haben kann. Mein Vater schien das Heim als sein Zuhause anzusehen. Auch bei Spaziergängen außerhalb des Heimes war das Zurückkehren in seine Gruppe für ihn etwas spürbar Vertrautes. Zu vielen Pflegekräften hat er Vertrauen gefasst, hat sie als Kontaktpersonen angenommen. Meine Mutter hat ihn täglich besucht. Sie konnte ihm wieder mit Geduld und sehr liebevoll begegnen. Und er hat sich sichtbar gefreut, wenn sie zu Besuch kam. So kann manchmal der Besuch einer Tagespflege oder ein Umzug ins Pflegeheim von allen Beteiligten angenommen werden und das gestörte Miteinander in einer überforderten Situation wieder entspannen.

Susanne Maußner ist Krankenschwester, Aromapraktikerin nach AiDA und Demenzbeauftragte an einer Klinik in Aalen. Sie hat zwei erwachsene Söhne.

Buchtipp:
Susan Scheibe: Ratgeber Demenz. Praktische Hilfen für Angehörige (Verbraucherzentrale)

Ab ins Beet – auch schwanger?

„Ich möchte im Garten mit meinem Kind etwas Gemüse und Obst anpflanzen. Nun bin ich aber schwanger und frage mich, ob ich das wegen möglicher Krankheitserreger überhaupt sollte und ob ich dabei irgendetwas bedenken muss?“

Es ist wunderbar, im Frühjahr zu sehen, wie alles wieder zum Leben erwacht! Kinder lassen sich gern anstecken, lieben es, dem Wachsen zuzuschauen und lernen dadurch, wie man gärtnert, wo unser Obst und Gemüse herkommt und schätzen es wert. Gartenarbeit in der Schwangerschaft ist gut möglich, wenn auf ein paar Dinge geachtet wird. Zwei Erkrankungen schauen wir uns deswegen genauer an: Toxoplasmose und Listeriose. Hierbei ist es aber nur von Bedeutung, wenn die werdende Mutter diese Infektion das erste Mal in ihrem Leben bekommt. Rund die Hälfte aller werdenden Mütter hatte bereits vor der Schwangerschaft eine Toxoplasmose, und jeder dritte Erwachsene hat bereits eine Listeriose durchgemacht. Bezüglich der Toxoplasmose wird zu Beginn der Schwangerschaft der Antikörperstatus im Blut untersucht, bei Listeriose allerdings nicht. Auf jeden Fall ist es wichtig, eine Erstinfektion dieser beiden Erkrankungen in der Schwangerschaft zu verhindern.

MÖGLICHE GEFAHREN

Viele Tiere, speziell Katzen, sind von Toxoplasmose-Parasiten befallen. Ihre Ausscheidungen enthalten sehr widerstandsfähige Larven, die auf Pflanzen lange überleben. Über kontaminierte Lebensmittel, besonders Gemüse und Obst, kommen sie in den Körper. Abhängig vom Schwangerschaftsalter und dem Immunsystem der Mutter kann es in seltenen Fällen zu einer Infektion des Kindes kommen, was beim Kind später zu Sehstörungen und Entwicklungsverzögerungen führen kann.

Listerien sind Bakterien. Viele Haustiere, Vögel und Nagetiere tragen sie in sich und scheiden sie aus. Durch Schmutz- und Schmierinfektion, aber auch befallene Nahrungsmittel wie Salat und andere Roh-Produkte gelangen sie in den Körper. Je nach Schwangerschaftsalter können sie zu Fehl- oder Frühgeburten führen oder nach der Geburt zu schweren Infektionen. Listeriose- und Toxoplasmose-Infektionen können symptomlos verlaufen oder wie leichte grippale Infekte. Bei vielen Infektionen bleiben die Kinder trotzdem quietschfidel!

SCHÜTZENDE MASSNAHMEN

Benutzen Sie bei der Gartenarbeit Handschuhe! Besonders, wenn Sie rissige oder verletzte Haut an den Händen haben. Waschen Sie sich nach der Gartenarbeit oder beim Hantieren mit Obst, Gemüse oder rohen Lebensmitteln die Hände stets gründlich mit Seife! Was aus der Natur kommt, vor dem Verzehr gut waschen! Vor den Mahlzeiten immer noch einmal die Hände waschen.
Und noch ein paar kleine Tipps für die Gartenarbeit in der Schwangerschaft: Behalten Sie die Körperhaltung beim Gärtnern im Blick! Gehen Sie eher auf einem Kissen auf die Knie! Den Bauch nicht zu sehr einengen oder strecken! Bitten Sie andere, schwere Säcke oder Steine zu tragen!

Und nun, auf in den Garten!

Antje Voß ist verheiratet, Mutter von drei erwachsenen Kindern und arbeitet als Hebamme in Gießen. Illustration: Sabrina Müller, sabrinamueller.com

„Führten sogar seine Beerdigung gemeinsam auf“: Das erlebt ein Klinikclown

Peter Spiel ist Klinikclown. Er begleitet Kinder und Senioren beim Heilen – und Abschiednehmen. Ein Besuch im Münchner Kinderspital.

Rote Nase, geschminkte Bäckchen, etwas Kajal um die Augen und eine Mütze auf dem Kopf – das ist das Arbeitsstyling von Klinikclown Peter Spiel. Er winkt in den Bildschirm des Laptops und ruft seinem Gegenüber Grüße zu, dann stellt er die Kamera aus. Die positive Energie schwebt auch nach der Clownsvisite durch den Büroraum. Normalerweise geht er mit seiner Kollegin Barbara Draeger auf Kinderstationen und besucht seine Patienten an den Betten. In Pandemiezeiten ist nichts mehr normal und so müssen auch die Clowns ihre Visite virtuell absolvieren.

„Virtuelle Besuche machen vieles möglich“, sagt Peter Spiel. „Wenn wir ein Kind besuchen, schalten sich Geschwister dazu oder die Eltern sind per Smartphone dabei. Wir mussten uns neue Tricks überlegen, um die Kinder zu überraschen. Zum Beispiel bitten wir die Eltern, eine Clownsnase im Schubkasten oder unter dem Kopfkissen ihres Kindes zu verstecken. Dann kündige ich einen großen Zauber an und werfe die Clownsnase über meinen Bildschirm. Die Überraschung ist groß, wenn das Kind die Nase findet. Für uns ist es auch immer aufregend, ob Neues gelingt. Einmal reagierte ein Kind nur mit ‚Na endlich, da ist ja meine Nase‘. Für kleine Kinder ist es selbstverständlich, dass wir zaubern können.“

Die Mission: Ein schöner Moment

Professor Dr. Roger Paletti alias Peter Spiel und Rhabarber Rosella alias Barbara Draeger besuchen nicht nur Kinder, sondern auch Jugendliche und Erwachsene auf Palliativstationen. Sie gehen in Behinderteneinrichtungen und Seniorenheime. Als Paar können sie besser interagieren und sich auf die Bedürfnisse ihres Publikums einstellen. Ihr Auftrag: einen schönen Moment verschenken!

Peter Spiel ist Schauspieler, Regisseur und Clown. Er sucht nicht die große Bühne, sondern die Begegnungen mit den Menschen. Für seine Arbeit in Krankenhäusern und Pflegeeinrichtungen hat er eine spezielle Ausbildung absolviert. „Als Clowns können wir nichts an der Situation verändern, aber wir können das Jetzt gestalten. In meiner Arbeit zählt immer der Moment.“

Auch rausgeschmissen werden gehört dazu

Der Moment zählt, selbst wenn dieser traurig, frustrierend oder enttäuschend ist. Peter Spiel fragt sich, was ein Mensch genau in dieser Situation braucht. Dabei kann er keine Liste abarbeiten. „Es gibt Jugendliche, die mich nicht sehen wollen, weil sie alles zum Kotzen finden. Sie liegen im Bett, haben Schmerzen, sehen ihre Freunde nicht und müssen ständig tun, was man ihnen sagt, aber mich können sie rausschmeißen.“ Peter lacht, und er meint es ernst. Als Clown gibt er ihnen ihre Selbstbestimmung zurück. Roger Paletti kann weggeschickt oder ermahnt werden, kann angemotzt oder belehrt werden. Der Clown versteht und urteilt nicht, und häufig ergibt sich dann doch ein Miteinander, weil sich die Anspannung gelegt hat.

Vor (und hoffentlich auch nach) der Pandemie öffnen die Clowns das Krankenzimmer und lassen den Raum auf sich wirken: Wie ist die Stimmung? Wer ist da? Was passiert gerade? Übrigens ist das eine Empfehlung an uns alle: nicht gleich loslegen und sprechen, sondern erst einmal den Raum und den Moment wahrnehmen. Dann ergibt sich die Rolle, die Roger Paletti einnimmt, von allein. Peter erzählt von einem Kind, dessen Unterschenkel amputiert werden musste. Damit die zukünftige Prothese passt, wurde die Ferse an das Knie fixiert. „Ja mei, was haben die Doktoren für einen Schmarrn gemacht. Sie haben deinen Fuß falsch angenäht“, rief Roger Paletti. Das Kind war stolz, dass es dem Clown erklären konnte, wieso das gemacht wurde, und dass es bald wieder laufen kann. Kinder lieben es, wenn sie mehr wissen als der Clown. Wenn Roger Paletti in den Kleiderschrank geht, weil er denkt, das sei die Tür, ist die Freude groß.

Eine Wohltat für die Eltern

Die Clownsvisiten sind für die ganze Familie eine Wohltat. Manche Eltern gehen dann Kaffee trinken und haben endlich Zeit für sich. Andere bleiben und freuen sich am Lachen ihrer Kinder. Häufig sind auch Geschwisterkinder dabei. „Gerade sie müssen viel zurückstecken, denn alles dreht sich um das kranke Kind. Wenn die Hygieneregeln es erlauben, folgen sie uns in mehrere Zimmer.“ Lachen ist gesund, sagt der Volksmund, inzwischen bestätigen es auch Studien. Wer lacht, atmet tiefer, spürt sich besser und nimmt Schmerzen weniger intensiv wahr. Ängste und Sorgen verlieren etwas von ihrer Kraft. Humor hilft heilen und Clowns spüren ihn auf. So wie bei Claudia. Die Zwölfjährige war allein in ihrem Zimmer und wirkte abweisend. „Zuerst schaute ich mich einfach um“, erzählt Peter. „Auf ihrem Schlafanzug waren rote Punkte. Ich begann, weitere Punkte an ihr und im Zimmer zu suchen, bis ich eine rote Clownsnase fand. Über diese roten Punkte kamen wir ins Spiel und Claudia begann zu reden.“

Clowns haben Zeit

Die Welt des Clowns ist schön, faszinierend und bunt. Er betrachtet die Welt in seiner Naivität und kann über alles staunen. Ein Kleidungsstück, ein Foto, ein Schokoriegel oder eben rote Punkte geben dem Clown Einstiegsmöglichkeiten. Immer ist der Mensch der Gradmesser, ob etwas lustig ist oder nicht.

In der Arbeit mit Seniorinnen und Senioren steht die Kommunikation im Vordergrund. „In unserer Anfangszeit hatte man Sorge, dass wir uns über die Bewohner lustig machen. Doch darum geht es nie! Der Clown lacht mit und nicht über jemanden.“ Schabernack und Slapstick funktionieren an diesen Orten nicht. „Wenn ich gegen die Wand laufe, machen sich die Seniorinnen eher Sorgen um mich, ob ich mich verletzt habe. Wir reden und singen Lieder. Die Menschen entspannen sich, fühlen sich weniger einsam. Das Personal sagt, dass der Umgang mit den Bewohnern leichter ist, wenn wir da waren. Wir haben etwas, das andere leider nicht haben: Zeit.“

Spielerische Beerdigung

Die Clowns zelebrieren die Langeweile. Sie haben eine lange Weile Zeit, um den Menschen zu begegnen und zu spüren, was sie bewegt. Dabei sind die Clowns ehrlich. Sie kennen ihre Grenzen, sie versprechen nichts, was sie nicht halten können. Sie werden nichts verheimlichen und nichts beschönigen. „Wir wissen, dass manche Kinder todkrank sind. Wir können ihnen nicht sagen, dass alles wieder gut wird. Aber wir wollen bei ihnen sein.“

Peter erzählt, wie sie monatelang ein Kind besuchten und alle wussten, dass der Abschied bevorstand. „Häufig fällt den Kindern das Loslassen leichter als den Erwachsenen. Wir hatten lange einen Jungen begleitet. Er war zehn Jahre alt. Bei unseren letzten Begegnungen wollte er alle Szenen nachspielen, die wir gemeinsam erlebt hatten, sogar seine Beerdigung führten wir gemeinsam auf. Spielerisch schloss er mit seinem Leben ab.“

Clownstränen

Wenn man einen Menschen über einen langen Zeitraum begleitet, bewegt es auch den privaten Peter Spiel. „Manchmal fließen auch bei mir Tränen und dann spreche ich mit meiner Frau darüber. Ich muss immer wieder lernen, mich abzugrenzen. Roger Paletti ist eine Rolle und sie hilft mir, innerlich auf Distanz zu gehen. Dann konzentriere ich mich auf den nächsten Menschen und den nächsten Moment.“

„Auch mein Glaube hilft mir, aufzutanken“ erklärt Peter. „Im Gebet kann ich alles, was mich belastet, abgeben. Und wenn ich Menschen beobachte, finde ich neue Inspirationen.“ Zu gern sitzt er in einem Café und sieht Menschen zu, wie sie sich bewegen, gestikulieren oder laufen. Wenn man Peter zuhört, spürt man, dass der Clown ein Menschenfreund ist. Er staunt, bewundert, ermutigt und hält so vieles für möglich. „Wer gehen kann, kann auch tanzen. Wer reden kann, kann auch singen.“ Wie meint er das? „Erziehung hat uns verzogen. Ständig zog man an uns – das macht man nicht, das tut man nicht, das sagt man nicht. Wir trauen uns vieles nicht zu, weil wir uns sorgen, was andere über uns denken. Als Clown habe ich gelernt, mich von der Zerrerei zu befreien. Ich habe den Rückzug in das Leben angetreten, auch wenn ich manchmal durchs Leben stolpere.“

Susanne Ospelkaus lebt mit ihrer Familie in Zorneding bei München, bloggt unter susanne-ospelkaus.com und arbeitet als Autorin und Therapeutin.

Ständig räuspert sich die Tochter (4) – Ist es eine Tic-Störung?

Dauerhaftes Räuspern schadet der Gesundheit. Logopädin Ina Finis hat für Eltern mehrere Lösungen parat.

„Meine Tochter (4) räuspert sich seit kurzer Zeit ständig. Am Anfang dachte ich, sie hätte nur einen Frosch im Hals. Nun tritt es aber dauernd auf – vor allem dann, wenn ich ihr vorlese oder sie ruhig vor sich hin spielt. Ist das ein Tic? Und wenn ja, wie kriegen wir ihn wieder weg?“

Wer kennt es nicht: Da ist ein Kratzen im Hals und wir räuspern uns. Damit befreien wir den Rachen von Schleim oder die Stimme von Heiserkeit. In normalem Maß keine große Sache – bei häufigem Auftreten kann es jedoch für die betroffene Person und mehr noch für andere Menschen störend sein.

Was passiert beim Räuspern? Im Kehlkopf liegen sich die beiden Stimmlippen gegenüber. Um Stimmklang zu erzeugen, müssen sie sich im Luftstrom aus der Lunge schwingend schließen. Liegt nun Schleim aus der Nase oder den Atemwegen auf den Stimmlippen, klingt die Stimme heiser. Wir räuspern uns, um den Schleim zu entfernen. Geräuspert wird auch, wenn ein Reizgefühl vorhanden ist (ein Krümel oder beim Verschlucken). Beim Räuspern wird massiver Druck auf die Stimmlippen ausgeübt, dadurch wird als Schutzreaktion eine Schleimbildung ausgelöst. So kann ein Kreislauf von Räuspern – Schleimbildung – Räuspern entstehen. Das ist möglicherweise stimmschädigend.

Lutschbonbons können helfen

Falls Sie ein extrem häufiges Räuspern bei Ihrem Kind beobachten, gibt es ein paar einfache Hilfsmittel: raumtemperiertes Wasser ohne Kohlensäure trinken oder Salbeibonbons lutschen. Vermeiden Sie Lutschbonbons mit Menthol, Kamille oder Eukalyptus, da diese eher austrocknend wirken. Sollte dies nicht helfen, kann der HNO-Arzt oder Phoniater (Stimmarzt) feststellen, ob ein Anlass – zum Beispiel Stimmlippenknötchen oder eine ausgeprägte Mund- statt Nasenatmung – vorhanden ist und entsprechende Maßnahmen einleiten. Logopäden und Atem-, Sprech- und Stimmlehrer bieten therapeutische Unterstützung, um häufiges Räuspern wieder abzubauen und die geschädigte Stimme zu behandeln.

Denn auch bei Kleinkindern kann es bereits zu einer Stimmstörung kommen. Die Ursache ist häufig, dass beim Sprechen zu viel Druck aufgebaut wird. So kann es zu einer Überlastung der Stimmlippen kommen. Dann haben die Kinder gerade nach längerem Sprechen oder Singen einen höheren Räusperdrang.

Tics erst mal ignorieren

In Ihrer Frage fiel auch das Schlagwort Tic. Plötzlich kann das Kind nicht mehr aufhören, sich zu räuspern (oder zu blinzeln, Grimassen zu schneiden, zu hüsteln). Oft sind diese Tics dem Kind nicht bewusst. Bei hohem Alltagsstress stellt sich das Räuspern gerade in entspanntem Spiel oder beim Vorlesen ein. Bei anderen Betroffenen sind die Auslöser Reizüberflutung und Anspannung. Es ist ratsam, solche Tics durch Ablenkung und Ruhe zu durchbrechen.

Bei Kleinkindern sind Tics häufig vorübergehend. Es wird empfohlen, sechs bis zwölf Wochen abzuwarten und zu versuchen, das Räuspern zu ignorieren und auszuhalten. Wenn der Tic länger andauert oder ein Leidensdruck beim Kind entsteht, da es von anderen Kindern gehänselt wird, ist es empfehlenswert, zum Kinderarzt zu gehen. Dieser kann zum Neurologen überweisen, der weitere Schritte wie eine Spieltherapie, eine kinderpsychologische Beratung oder neurologische Untersuchungen empfehlen kann.

Ina Finis ist Logopädin, Mutter zweier Töchter im Teenageralter und zurzeit in einer Weiterbildung zur Individualpsychologischen Beraterin.