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Kreativität – Was Kinder dazu brauchen

Im Ausleben von Kreativität erleben Kinder Lebensfreude und Erfüllung. Heilpädagogin Sonja Krebs zeigt, warum Kinder dazu einen geschützten Raum brauchen und wie Eltern sie dabei unterstützen können.

Menschen sind von sich aus kreativ. Und wenn ich von Kreativität schreibe, meine ich nicht das Fensterbild aus Tonkarton, ein mit Pinsel gemaltes Bild oder ein musikalisches Wunderwerk. Kreativität ist viel mehr und sichert unser Überleben, da sie Weiterentwicklung, Ausprobieren, Experimentieren beinhaltet. Es ist die Kraft, zu gestalten und schöpferisch zu wirken. Es ist die Kraft, gedanklich in die Weite zu gehen und kreative Lösungen zu finden.

Kreativität gibt Kraft

Kreative Ideen sind gerade in der aktuellen Zeit, angesichts des Klimawandels und Krisen verschiedenster Art, notwendig. Wir sind gefordert, Neues zu denken und zu entwickeln und in die Umsetzung zu kommen. Kreatives Schaffen im Sinne von musischen und künstlerischen Tätigkeiten kann in persönlichen Herausforderungen wirksam unterstützen, Zugang zu eigenen Kraftquellen, Fähigkeiten und Bedürfnissen zu erschließen.

Somit macht es in jeglicher Hinsicht Sinn, Kinder in ihrer Kreativität zu stärken. Denn diese stärkt nicht nur ihre Lebenszuversicht und Resilienz. Aus der Schöpferkraft fließen auch Kraft und Freude für das Leben. Kreativität ermöglicht, aus spielerischer Lebensfreude und Zuversicht heraus vertrauensvoll ins Handeln zu kommen und das Zusammenspiel von eigenem Handeln und Wirksamkeit zu erleben. Diese kann allein oder in der Interaktion mit Mitmenschen geschehen.

Wertschätzend unterstützen

Doch was braucht es im Alltag, damit ein Kind kreativ sein und diese wertvollen Aspekte erleben kann? Erforderlich ist zunächst ein wertschätzender Rahmen. Kinder brauchen Zeit, Wärme und Halt, um sich entfalten zu können. Kreatives Schaffen braucht keine Bewertung von richtig oder falsch, sondern Bestätigung: „Ich sehe dich, ich traue dir zu, dass du voller Ideen steckst, und ich glaube daran, dass du neue Lösungswege finden kannst.“ Das kann beim Malen eines Bildes sein oder bei einer Gesprächsbegleitung im Konflikt mit Mitschülern. Auch hier können kreative Wege gefunden werden: Welche Möglichkeiten habe ich? Was kann ich tun? Auf welche Erfahrungen und Fähigkeiten kann ich zurückgreifen? Was kann ich neu ausprobieren?

Dafür braucht es mein echtes Zutrauen in die Fähigkeiten des Kindes und die Bereitschaft, diese auch gemeinsam freizulegen. Oft sind Kinder verunsichert, weil sie glauben, etwas nicht zu können oder etwas Perfektes schaffen zu müssen. Dadurch wird die Schaffensfreude gehemmt. Darum gilt es, Kinderbilder nicht zu bewerten, sondern wertschätzend zu unterstützen und zum Beispiel gemeinsam herauszufinden, welche Lieblingsstelle das Kind auf seinem Bild findet. Gern darf es erzählen, was es so daran mag. Es geht nicht um das Endprodukt, sondern um die Freude am Kreativsein. Dabei sollten sich Kinder wie Erwachsene nicht vom Lob oder der Kritik anderer abhängig machen, sondern ein Gefühl dafür entwickeln, was für sie stimmig ist und ihnen selbst gefällt.

Sich selbst kennenzulernen, dient im Lebensalltag dazu, eine eigene Meinung und Haltung zu entwickeln und den Selbstwert nicht von anderen abhängig zu machen. Und aus der innigen Verbindung zu mir selbst kann dann eine echte Verbindung zum Gegenüber entstehen.

Alle Sinne aktiv

Der Wald ist ein wunderbares und kreatives Spielfeld. Das Kind kann sich fragen – oder von den Eltern zu Fragen angeregt werden: Welches Bedürfnis habe ich – Ruhe oder Action? Was steht mir zur Verfügung? Benötige ich in der Umsetzung meiner Idee Unterstützer? Baue ich mir eine Hütte oder Wippe oder lege ich mit Naturmaterialien ein Bodenbild? Lege ich mich selbst auf den Waldboden und nehme alles um mich herum wahr und lasse meine Gedanken fantasievoll schweifen? Es gibt viele individuelle Wege, kreativ zu sein. Gerade im Wald sind alle Sinne aktiv und wachsam: Ich sehe, lausche, betrachte, nehme den Duft wahr, nehme meine Bewegung wahr. Ich bin achtsam.

Dasselbe kann zum Beispiel auch beim Malen mit Flüssigfarben oder Rasierschaum geschehen: Das Kind folgt intuitiv seinen Ideen und erprobt spielerisch verschiedene Möglichkeiten seiner Selbstwirksamkeit. Es lernt seinen Handlungsspielraum auf farbenfrohe Art kennen.

Kreativ vor dem Bildschirm?

Aber wie sieht es aus mit Kreativität in Bezug auf Medien und Computerspiele? Hier fällt die bedeutsame ganzheitliche Wahrnehmung mit Bewegung weg. Doch es gibt durchaus Medienmaterial für ältere Kinder, das dazu einlädt, aktiv und kreativ zu werden. Onlineworkshops zum Beispiel können ein inspirierender Anschubser sein, um selbst aktiv zu werden. Bei Spielen wie Minecraft können Welten erbaut werden und Kids sich online begegnen. Man kann auch gemeinsam Filme oder Serien schauen und anschließend überlegen, wie die Geschichte weitergehen könnte oder welche Lösungen es für die Protagonisten gibt. Oder man kann gemeinsam reflektieren, wie Stimmungen mit Licht, Kameraeinstellung und Musik erzeugt wurden.

Wenn wir mit unseren Kindern unterwegs sind, ihre Interessen und Stärken wahrnehmen, sie darin bestärken, gedanklich in die Weite zu gehen und sie darin unterstützen, selbst wirksam zu werden, ist ein guter nährender Boden für Kreativität geschaffen. Und wie wunderbar ist es, dass Gott uns eine Schöpfer- und Gestaltungskraft in vielfältigen Formen geschenkt hat!

Sonja Krebs ist Erzieherin, Heilpädagogin, Resilienztrainerin und systemisch-lösungsorientierte Beraterin (atelier-einmalig.de). Sie lebt in Königswinter.

Kunstmuffel? – So begeistern Sie Teenager für Kunst

Kunst ist etwas wunderbares. Doch wie kann man als Eltern  Jugendlichen die Kunst nahebringen? Duch Vorleben und Inspiration, meint Zeichner und Kunstpädagoge Thees Carstens.

Begeisterung für Kunst zu vermitteln, ist am einfachsten, wenn man sich auch als Eltern für Kunst begeistern lassen kann. Es ist wie mit dem Lesen von Büchern: Je selbstverständlicher Kunst am Rande im Alltag vorkommt, desto leichter fällt der Zugang. Den Zugang zu Kunst kann man passiv und aktiv finden. Passiv erleben Kinder früh die Bilder in Büchern, die man zusammen mit den Eltern ansieht und bespricht.

Selbst Kunst zu mögen, ist in jedem Fall ein guter Tipp. Auch wenn man für den eigenen Geschmack belächelt wird. „Man darf Kunst gut finden“, wird hängen bleiben. Je älter Kinder sind, desto mehr gilt: Erziehung zur Kunst kann immer nur nebenbei, durch Vorbild, durch Beobachtung und beiläufige Gespräche gelingen. Ausflüge an Orte, an denen Kunst stattfindet, können dokumentiert werden, indem man zum Beispiel ein gemeinsames Foto vor einem Bild macht und an den Kühlschrank hängt oder den Katalog kauft und im Wohnzimmer griffbereit „herumliegen“ lässt. Stifte und einen Skizzenblock kann man mit ins Kunstmuseum nehmen und etwas abzeichnen. Oder jeder fotografiert das Bild, das ihm oder ihr am besten gefallen hat, mit dem Handy, und man zeigt sich später die Bilder.

Je aktiver, desto besser

Je aktiver man sich mit Kunst vertraut machen kann, desto besser. Jugendliche lassen sich von Kunstwerken in den sozialen Medien gern zu einer eigenen Kunstproduktion inspirieren, zum Beispiel bei Pinterest und Instagram. Hier zu stöbern und sich in der Kunst zu verlieren, kann viel Zeit in Anspruch nehmen. Die sollte man gewähren. Tutorials findet man auf YouTube in großen Mengen.

Die Werke der Kinder wertzuschätzen, ist in jedem Fall wichtig. Dabei ist gar nicht mal das bedingungslose Lob gefragt, sondern eher das Nachfragen: „Wie bist du auf das Motiv gekommen? Bist du zufrieden? Gibt es etwas anderes Künstlerisches, das du gern mal ausprobieren möchtest?“ Als Eltern selbst einen Stift in die Hand zu nehmen, ist sicher auch nicht verkehrt. Wir haben mal vier Leinwände für uns Eltern und unsere beiden Kinder gekauft und festgelegt, dass alle etwas mit der Farbe Grün malen. Als kleines farblich abgestimmtes Vierer-Ensemble hingen die Bilder lange an der Wand und haben uns an die schöne Familienaktion erinnert und daran, dass wir eine Familie sind, zu der Kunst gehört.

Thees Carstens hat als Comiczeichner, Autor und Illustrator gearbeitet. Seit einigen Jahren unterrichtet er Kunst und Philosophie an einem Gymnasium in Hamburg, wo er mit seiner Familie lebt.

Kindlich glauben …

… dass Gott sich kümmert

Carina Nill will sich ihren Sohn zum Vorbild nehmen. Der vertraut darauf, dass sein Vater ihm mit Rat und Tat zur Seite steht.

Mein Rücken ist kaputt. Glaube ich. Was ich da als Erstes mache? Ich schiebe es auf die lange Bank. Wenn es die Zeit zulässt, packe ich etwas Wärme drauf oder mache meine Übungen.

Die Beziehung zu meinem Onkel hat einen Knacks bekommen, seit es Oma nicht mehr gibt. Ich überlege und unterdrücke, ärgere mich und trauere in mich hinein und hole schließlich mutig – eine zweite lange Bank heraus, um auch das aufzuschieben.

Eine Entscheidung steht an. Ich hasse Entscheidungen. Leider sind hier lange Bänke oft nicht erlaubt. Ich hole mir Rat bei Freunden in der gleichen Situation und bleibe mit rauchendem Kopf unsicher und unzufrieden mit mir selbst zurück.

Ganz anders meine Kinder. Ein aufgeschürftes Knie, ein kaputter Bagger, ein Streit im Kindergarten … Was sie da als Erstes machen? Es wird sofort gehandelt. Schließlich geht es beinahe um Leben und Tod. Meistens wird nicht erst überlegt, wie man selbst etwas dazu beitragen könnte. Es wird sich beschwert und geärgert, und zwar nicht still in sich hinein. Nein, lautstark und triefend nass vor Elefantentränen werfen sie sich in unsere Arme. Der Schmerz ist groß und die Sehnsucht nach elterlichem Trost noch größer.

Unser kleinster Sohnemann, der mit seinen zwei Jahren noch kaum recht sprechen konnte und sich stets andere Wege suchte, um sich auszudrücken, benutzte nun schließlich für genau diese Situationen das richtige Wort. Egal, ob es der Sprung in der Müslischale oder die eingerissene Buchseite war, der platte Reifen am Laufrad oder die fehlende Batterie in der Taschenlampe – er wusste, sein starker Papa bietet Rat und Tat. Nichts anderes als logisch, dass aus unserem erwachsenen Wort „Reparieren“ ein vertrauensvolles „Paparieren“ wurde. Oh, wie groß sind doch die Ideen der Kleinsten!

Liebevolle Arme

Und ich? Anstatt mich mit meinen Rückenschmerzen zuerst an unseren Vater im Himmel, bekannterweise ein berühmter Arzt, zu wenden und um Rat zu fragen, jammere ich still herum und frage lieber Dr. Google.

Anstatt mich zuerst in die liebevollen Arme meines himmlischen Vaters zu werfen, wenn es in der irdischen Familie Auseinandersetzungen, Verletzungen oder bedrückendes Schweigen gibt, packe ich all mein therapeutisches und pädagogisches Wissen zusammen, um mir die Situation erklärbar und lösbar einzureden. Dabei sitzen der Schmerz und die Ungewissheit viel tiefer im Herzen.

Anstatt zuerst mit meinem guten Freund Jesus meine Situation bezüglich dieser Entscheidung zu besprechen und von ihm zu hören, was er über mich und mein Leben denkt, lasse ich mich verunsichern, vergleiche zu viel und vertraue zu wenig. Ich weiß nicht, wann genau es verloren geht, das kindliche Zum-Papa-Rennen. Sich von den Eltern trösten zu lassen und ihren Rat zu suchen. An das „Paparieren“ zu glauben.

Ich habe angefangen, dieses Wort zu lieben. Obwohl ich neulich die Räder vom Spielzeug-Rennflitzer „mamariert“ habe und von unserem Jüngsten dafür erstaunte bis verwirrte Blicke erntete. Natürlich kann auch Mama Dinge in Ordnung bringen – aber ich liebe diese Metapher nicht, weil ich uns Frauen kleinreden will, sondern weil ich den himmlischen Vater großmachen will.

Von unseren Kindern lernen

Der beste „Paparateur“ ever – der, der die Situation überblickt, der meine Wunden heilt, sich meiner Entscheidungsschwäche annimmt. Vielleicht bringt er nicht immer alles so in Ordnung, wie wir es gern hätten, aber er kümmert sich, tröstet mich, liebt mich.

Wie gern würde ich von unseren Kindern lernen und nachahmen, zuerst und mit allem zu unserem königlichen Vater zu rennen. Und mich daran erfreuen, dass er mit unseren reparaturbedürftigen Anliegen geduldiger ist, als wir es auf der Erde je sein könnten. Bestimmt geben alle Papas gern ihr Bestes für ihre Kinder – daher erstaunt es mich manchmal umso mehr, dass die Liebe des königlichen Vaters noch viel größer, intensiver, stärker und bedingungsloser sein muss. Welch Privileg, sein Kind sein zu dürfen, egal, wie erwachsen wir doch sind.

Carina J. Nill ist Kunst- und Lerntherapeutin und Autorin von „Count your Blessings: Mein kreatives Segen-Sammelbuch“. Sie lebt mit ihrem Mann und zwei Söhnen in Deizisau bei Esslingen.

18 werden sie nur einmal…

Lange fiebern Jugendliche auf diesen Tag hin: endlich erwachsen, endlich volljährig! Juliane Just gibt Anregungen, wie man diesen besonderen Tag angemessen würdigen kann – auch in Zeiten von Corona.

Nicht nur das Geburtstagskind selbst – auch Eltern, Freunde und Verwandte planen oft lange im Vo-raus, wie der 18. Geburtstag gefeiert werden kann. In der Regel gibt es eine Party, Familie und Freunde kommen. Vielleicht trinkt man endlich den Wein, den der Vater vor 18 Jahren zur Geburt des Kindes gekauft hat. Oder besucht den damals gepflanzten Baum. Aber auch wer nicht so vorausschauend war und bereits bei der Geburt für das Erreichen der Volljährigkeit vorgesorgt hat, kann diesen Geburtstag zu etwas ganz Besonderem machen. Und trotz Corona-Einschränkungen ist es möglich, einen 18. Geburtstag zu feiern, der für bleibende Erinnerungen sorgt.

Vorab zwei Denkanstöße: Ein 18. Geburtstag kann eine ganze Menge Druck erzeugen, sowohl beim Geburtstagskind als auch bei den Menschen, die die Feier ausrichten. Erwartungen, Wünsche, Träume, Hoffnungen – all das kann den Tag überfrachten und verderben. Ich finde es wichtig, die Wünsche und Vorstellungen des Geburtstagskindes in Erfahrung zu bringen und zu respektieren. Welchen Schwerpunkt die Geburtstagsfeier haben soll, ist recht individuell, und es ist wichtig, die Grundrichtung gemeinsam festzulegen.
Als zweites möchte ich dafür plädieren, die Feier nicht einfach sang- und klanglos auf die Zeit „nach Corona“ zu verschieben. Natürlich darf und soll die große Party nachgeholt werden, sobald es möglich ist. Trotzdem ist es wichtig, den eigentlichen Tag angemessen zu begehen.

Kreative Geschenke

Rituale nachholen

Wein gekauft, Baum gepflanzt – alles, was man vor 18 Jahren nicht getan hat, kann man nachholen. Natürlich wäre der Zeitpunkt vor 18 Jahren cool gewesen, aber der zweitbeste Zeitpunkt ist jetzt. Also nicht das „Versäumnis“ bedauern, sondern jetzt die Gelegenheit ergreifen: Pflanzt den Baum, kauft den Wein oder was es sonst für Rituale und Ideen gibt.

Eine Lebenserinnerung zusammenstellen

Das geht auf verschiedene Weisen:

Vor 18 Jahren wurde schon gefilmt, zunehmend auch digital. Neben den stolzen Eltern sind es oft Oma und Opa, die Filmmaterial über ihr Enkelchen zusammengetragen und aufbewahrt haben – zu feierlichen Meilensteinen, Schulaufführungen oder im Alltag. Daraus kann ein Film werden, der das Leben des Geburtstagskindes liebevoll begleitet. Das hat natürlich eine Menge Peinlichkeitspotenzial, da ist Feingefühl gefragt.
Fotos lassen sich ähnlich verarbeiten. Ein Rundruf in der Verwandtschaft, bei Paten und Freunden sorgt für Material über die familieninternen Bilder hinaus. Die Fotos kann man auf eine Leinwand als Diashow projizieren oder ein Fotobuch oder -album erstellen. Ein analoges Album hat den Vorteil, dass man es immer noch mal zur Hand nehmen und durchblättern kann.
Denkbar ist auch eine Foto-Collage mit einem Foto aus jedem Lebensjahr. Hier wird auf einen Blick die Entwicklung des Kindes sichtbar.

Album der Wertschätzung

Bekannte baten für den 18. Geburtstag ihrer Tochter da-rum, dass alle ein persönliches Blatt gestalten mit Gedanken oder Erlebnissen und dem, was sie am Geburtstagskind lieben. Aus diesen einzelnen Blättern haben die Eltern ein Buch zusammengestellt und es ihrer Tochter am Geburtstag überreicht.

Video der Begegnungen

Andere Eltern haben zusammen mit Freunden des Kindes ein Video aus eher aktuellen Filmschnipseln zusammengestellt. Das spiegelt zwar keinen Entwicklungsverlauf wider, zeigt aber sehr schön ein Blitzlicht des 18-jährigen Ist-Zustands.

Mit Einschränkungen feiern

Viele Jugendliche entscheiden sich dafür, die große Party zu verschieben auf eine Zeit ohne Kontaktbeschränkungen und Hygieneregeln. Das ist okay, solange es für das Geburtstagskind okay ist. Aber es gibt Alternativen:

Virtuelles Essen

Alle Partyteilnehmer kochen jeweils zu Hause und essen auch dort – verbunden per Videokonferenz. Jeder bereitet das gleiche Essen vor, man erzählt und lacht miteinander und verspeist seine Eigenkreation vor dem Bildschirm. Eine charmante Alternative, bei der erfreulich viel Stimmung aufkommt. Rechtzeitig vorher können Rezepte oder gleich ganze Zutatenpakete verschickt werden.

Filmabend

Einige Anbieter haben es mittlerweile standardmäßig im Programm, dass man sich mit anderen zusammenschaltet und einen gemeinsamen Chat hat, während man einen Film schaut. Alternativ kann man eine Telefonkonferenz schalten und so gemeinsam den Film schauen und quatschen. Auch hier ist es nett, wenn zum Beispiel Snacks vorher rumgeschickt werden.

Spieleabend

Ob Online Escape Rooms, Among Us oder klassische Spiele – ein digitaler Spieleabend ist witzig! Bei meinen Kindern der entsprechenden Altersgruppe ist Among Us das angesagteste Spiel – sie verabreden sich zum Spielen und schalten eine Telefonkonferenz, um dabei miteinander quatschen zu können. Es gibt aber auch kostenlose Spiele-Apps wie „Houseparty“, bei denen man sich per Video-Chat verbinden kann.

Das besondere Outfit

Nur weil die Party digital und zu Hause stattfindet, heißt das noch lange nicht, dass man in Jogginghose teilnehmen sollte. Alle stylen sich wie für einen „echten“ Partyabend und erscheinen so im Video-Chat. Screenshots und virtuelle Modenschau (wenn gewünscht) nicht vergessen!

Juliane Just lebt mit ihrer großen Patchworkfamilie in der Nähe von Berlin. Sie ist Kreisbeauftragte für die Arbeit mit Kindern im Kirchenkreis Neukölln, unterrichtet Religion und macht musikalische Früh-erziehung. Als Juliane Jacobsen schreibt sie Kinderbücher.

Advents-Impulse

Adventskalender enthalten immer häufiger keine Schokolade, sondern Geschichten, Anregungen und Impulse. Schokolade oder selbstgebackene Kekse kann man ja dazu essen. Wir stellen euch hier Kalender vor, die uns sehr gut gefallen:

Für Kinder: Lukas, der Stern und die geheimnisvollen Fremden

Das lieben Kids: Bei diesem Adventskalenderbuch müssen die Seiten erst mal aufgetrennt werden. Dann geht es ans (Vor-)Lesen: Die durchgehende Geschichte in – natürlich – 24 Kapiteln handelt von Lukas. Er ist Diener am Hof von König Herodes, wo eines Tages drei Fremde auftauchen und von der Geburt eines Königs berichten. Lukas macht sich mit ihnen auf den Weg. Zu jedem Kapitel der Geschichte gibt es ein Rätsel oder ein Ausmalbild. Geeignet für Kinder ab 6.

https://www.scm-shop.de/lukas-der-stern-und-die-geheimnisvollen-fremden.html

 

Für Wortliebhaber: Sternstunden

Hanna Buiting ist eine Wortkünstlerin. Für diesen Buchkalender – originell gestaltet mit Seiten zum Aufklappen – hat sie 24 Geschichten und Gedanken formuliert, die zum Nachdenken und Nachsinnen einladen.

https://www.spiegelburg-shop.de/produkt/62944/sternstunden-24-impulse-im-advent-adventskalenderbuch/

 

Für Paare: Ehe-Adventskalender

Ein schöner und anregender Adventsbegleiter für Paare: Die edle Dose enthält 24 kreativ gestaltete Karten mit Aufgaben zum Reden, Beten und Tun, zum Beispiel: „Reden: Wenn wir alt sind …“ Oder: „Tun: Verabredet euch vor dem 24.12. mit jemandem, der euch als Paar segnet“.

Der Kalender kann für € 10,- hier bestellt werden: Pastor.Jackisch@kirche-in-buechen.de

 

Für Himmelssucher: 24 Sternstunden

Dieses Büchlein lädt zu einer Entdeckungsreise ein: In ihren 24 Texten möchte Claudia Stangl die Spuren Gottes sichtbar machen und dazu motivieren, neue Wege zu gehen.

https://www.neufeld-verlag.de/de/24-sternstunden-fuer-himmelssucher.html

 

Für Kreative: Dezembertage

Nicht 24, sondern gleich 31 Tage deckt dieses Buch ab. Für jeden Tag gibt es inspirierende Gedanken mit Bezug zu einem Bibeltext sowie kreative Ideen zum Umsetzen. Neben Rezepten zum Kochen und Backen findet man Anleitungen für Adventsdeko und Anregungen für die Gestaltung der Adventszeit.

https://www.scm-shop.de/dezembertage.html?sqid=846526

 

Für die Wand: Leuchttage

Dieser wunderschöne Kalender ist selbst schon Adventsdeko genug. Vom 1. Dezember bis zum 6. Januar bietet er aber nicht nur abwechlsungsreich gestaltete Kalenderseiten, sondern anregende Gedanken und Geschichten, Bastelideen, Ausmalbilder, originelle Rezepte, Gestaltungsideen für Familien … Ein echter Hingucker!

https://www.gerth.de/index.php?id=details&sku=835176

 

Mein unsichtbarer Freund

„Unser Sohn (4) hat seit kurzem einen unsichtbaren Spielgefährten. Wenn wir ihm seinen unsichtbaren Freund ausreden wollen, wird er wütend. Müssen wir uns Sorgen machen?“

Internationale Studien sagen, dass 37 Prozent der Kinder zwischen drei und sieben Jahren eine Weile mit einem imaginären Freund zusammenleben. Ihre Freunde entstehen in der Fantasie, sie sind mal bärenstark und schlau, mal keck und klein, aber immer unsichtbar. Andere Kinder beseelen zusätzlich ihre Stofftiere oder Gegenstände, mit denen sie reden und streiten, die sie ständig begleiten und schützen. Ein Ball im Wasser kann ein Delfin sein, ein Stock ein Pferd. Kommt ein Erwachsener hinzu, ist es sofort wieder der Stoffhase, Stock oder Ball. Das Kind wechselt blitzschnell zwischen seiner Fantasiewelt und der Realität. Insgesamt leben, laut Studien, 67 Prozent der Vorschulkinder in ihrer eigenen Vorstellungswelt.

FANTASIEVOLL UND INTELLIGENT

Ihr Kind „spinnt“ also nicht, es ist vielmehr eine ganz normale Entwicklung, es zeugt sogar von Intelligenz in diesem Alter zwischen Vorstellung und realer Welt umdenken zu können. Ihr Kind erfindet einen Fantasiefreund, der nicht immer ein Mensch sein muss. Diese Figuren entstehen entweder ganz in der blühenden Einbildungskraft oder werden durch Geschichten angeregt.
Der eingebildete Freund begleitet Ihr Kind nun Tag und Nacht, er muss sich nicht an Regeln halten, tut Dinge, die man niemals mit Mama oder Papa machen kann (zum Beispiel mit einem Einhorn durch den Wald reiten), er schützt das Kind oder ermutigt es. Gerade Einzelkinder suchen sich häufig einen Freund, der immer bei ihnen ist.

NEHMEN SIE IHR KIND ERNST

Wir Erwachsene leben ständig in einer realen Welt, es fällt uns häufig schwer, uns auf die „verrückten“ Ideen unserer Kleinen einzulassen. Gehen Sie auf den unsichtbaren Freund ein und lassen Sie ihn erzählen. So können Sie erfahren, was Ihr Kind bewegt, wovor es Angst hat, was es sich nicht zutraut oder wie es gerne wäre. Eher schüchterne Kinder werden sich einen starken Freund aussuchen. Großstadtkinder mit wenig Platz zum Toben suchen manchmal in ihrer Vorstellungskraft ein freieres Leben. Dieses unsichtbare Wesen begleitet Ihr Kind durch dick und dünn und hilft ihm die Welt, außerhalb des Elternhauses, mit all den Gefahren, Verboten und Geboten zu bewältigen. Manche Kinder entwickeln sogar ihre eigene Fantasiestadt, mit einer eigenen Sprache oder eigenem Geld. In der Kindertherapie werden schüchternen, ängstlichen oder auch auffallend aggressiven Kindern diese Fantasiewesen manchmal auch als Helfer und Beschützer zur Seite gestellt.
Mit Eintritt in die Schule wird ihr Kind immer mehr reale Freunde finden. Meist brauchen Kinder dann keine unsichtbaren Freunde mehr. Die kognitive Weiterentwicklung führt bei Grundschulkindern zu kritischem Denken, sie lernen ihre Gefühle besser auszudrücken und sind motorisch geschickter. Diese erweiterten Fähigkeiten helfen Ihrem Kind, die reale Welt immer besser zu meistern.

Doris Heueck-Mauß ist Entwicklungspsychologin und Psychotherapeutin und lebt in München

Lebe kreativ!

Moor Jovanovski erlebt glückliche Stunden beim Bau eines Vogelhäuschens.

Ich bin kein Künstler oder Poet. Aber irgendwie finde ich kreative Dinge auch ansprechend. Grundsätzlich gefällt mir der Gedanke, mich einfach auszuklinken und etwas zu tun, was nicht zwingend effizient ist. Doch häufig kommt es nicht so weit, weil ich mich dann frage: „Wer hat schon Zeit für sowas?“ Oder vielleicht auch: „Was würde es denn ändern?“ Umso überraschter war ich über mich selbst, als mir aus heiterem Himmel die Idee kam, etwas zu bauen. Gerade waren mein Sohn und ich im Begriff, vom Garten zurück ins Haus zu gehen, als ich zu ihm sagte: „Lass uns ein Vogelhaus bauen!“ Er schaute mich so verwundert an, wie ich mich selbst fühlte. Dann flammte die Begeisterung in seinen Augen auf und schon machten wir uns auf den Weg. Und zwar nicht in den Baumarkt, sondern in den Wald – ausgerüstet mit einer Säge. Und fürs Protokoll: Wir haben nichts Illegales gemacht! Wir haben nur umgefallene Stämme und Äste zurechtgesägt und eingepackt. Und dann kam der große Moment: Wir haben ohne Vorlage, ohne Bauanleitung, ohne Youtube-Tutorial einfach drauflos gebaut. So wie das Vogelhaus in unserem Herzen war, haben wir es in die Realität gebaut. Alles in allem verbrachten wir drei Stunden und sind nun stolze Besitzer eines „Dreibein-Vogelhaus“. So haben wir unsere Schöpfung benannt. Es ist 1,50 hoch und hat ein Spitzdach mit Tannengrün. Und schon bald zog ein Rotkehlchen ein, das wir Robin tauften. Erst im Nachhinein wurde mir deutlich, wie sehr mich diese Aktion erfüllte. Ich konnte mich einfach ausklinken. Ich hatte Zeit mit einem Menschen, den ich sehr liebe. Es gab keine Deadline für die Fertigstellung. Wir haben etwas mit unseren Händen gemacht (analog, nicht digital). Wir konnten ein inneres Bild Wirklichkeit werden lassen! Ja, wir haben etwas erschaffen, was es noch nicht gab. Ich spürte die Kraft der Kreativität in mir und plötzlich fühlte ich mich Gott sehr nahe. Ich bin seine Schöpfung und wenn ich kreiere, dann bin ich in seiner Nähe. Ohne Gebete. Ohne Gesang. Ohne Andacht. Nur in dieser Erinnerung, dass ich sein Geschöpf bin und mit ihm verbunden bin, wenn ich etwas erschaffe. Kreatives Leben ist eine Gottesbegegnung. „Was würde es ändern?“ hatte ich mich bisher gefragt. „Mich“ habe ich mir dann gedacht.

 

 

Moor Jovanovski hat zwei Kinder und ist verheiratet mit Monica. Er arbeitet als Pastor und Gemeindegründer in Frankfurt und Wiesbaden.

„Beim Malen machen sich Kinder ein Bild von der Welt“

Warum Malen und Zeichnen wichtig für die Entwicklung eines Kindes ist, erklärt der Diplom-Psychologe Michael Thiel.

Welche Fähigkeiten werden durch Malen und Zeichnen trainiert?

Das Offensichtlichste ist, dass Zeichnen die Feinmotorik eines Kindes trainiert. Schon das Zusammenspiel zwischen Daumen und Zeigefinger, um den Stift zu halten und zu führen, ist Höchstleistung für das Gehirn – gerade bei kleinen Kindern. Und Intelligenz hängt stark mit der Fähigkeit zusammen, den Körper zu kontrollieren und auch gezielte, sichere Bewegungen auszuführen. Die feinmotorischen Bewegungen beim Zeichnen stärken bestimmte Gehirnstrukturen und daraus entwickelt sich nachher eine Intelligenzleistung, die auch Auswirkung auf andere kognitive Fähigkeiten hat. Beim Zeichnen und Malen legen Kinder daher die Grundlage auch für das Erlernen von Lesen, Schreiben und Rechnen. Und wer früh mit Stift und Pinsel umgehen kann, kann später leicht den Umgang mit Schraubenzieher, Kochmesser oder Nähmaschine lernen.

Welche Auswirkung haben Malen und Zeichnen noch auf die kognitive Entwicklung des Kindes?

Je mehr ein Kind zeichnet, umso genauer wird es sich ein Bild von der Welt machen können, die es umgibt. Malen und Zeichnen schärfen die Wahrnehmungsfähigkeit und das analytische Denken. Denn um etwas abzubilden, muss sich ein Kind diese Sache ja nicht nur genau anschauen, sondern auch analysieren, was die charakteristischen Merkmale sind und altersgemäß begreifen, wie es funktioniert. So ein einfaches Gesicht nach dem Motto „Punkt, Punkt, Komma, Strich – fertig ist das Mondgesicht“ sieht simpel aus – aber dafür muss ein Kind erst mal die Transferleistung machen, dass Auge, Nase, Mund in genau dieser Anordnung ein Gesicht ausmachen und einen Menschen darstellen. Andersrum: Es entsteht Abstraktionsvermögen. Wenn Kinder älter werden, sieht man an den immer detaillierter werdenden Bildern, dass sie eine immer genauere Vorstellung von ihrer Umwelt haben – und daraus auch eigene, neue Vorstellungen entwickeln.

Können sich Malen und Zeichnen auch positiv auf das sonstige Verhalten eines Kindes auswirken?

Eindeutig ja! Interessant ist, dass Malen und Zeichnen Einfluss auf das Selbstbewusstsein haben können. Zum einen kann ein Kind beim Malen dieses wunderbare Gefühl erleben, dass es etwas produzieren kann, was ihm selbst oder auch anderen Freude macht. Und das Wunderbare dabei ist, dass das alles aus seinem Kopf entstanden und mit seinen eigenen Händen auf Papier gekommen ist. Das stärkt das Selbstbewusstsein und das Selbstwertgefühl. Dazu kommt: Je sicherer ich in meiner Feinmotorik und meinem Körper bin, umso sicherer und selbstbewusster kann ich andere Situationen meistern. Aus psychologischer Sicht spricht man auch von Selbstwirksamkeit. Das heißt: Durch das Gehirn-Training beim Malen und Zeichnen hat man das Gefühl, etwas im Leben und der Umgebung bewirken zu können, und die Angst vor kleineren Herausforderungen oder komplizierten Angelegenheiten verschwindet. Dieses Gefühl der Selbstwirksamkeit macht das Leben für Kinder positiver und überschaubarer.

Wie können Eltern ihre Kinder ermuntern zu malen oder zu zeichnen?

Erster Punkt: Je früher, umso besser! Zweiter Punkt: Lernen am Modell. Auch als Erwachsener öfter mal Stifte benutzen und Dinge skizzieren. Drittens: Gemeinsam macht es Spaß. Bereits im Kleinkindalter schaffen Malen und Zeichnen zusammen mit den Eltern neben dem Flow innige und fröhliche Momente. Wecken Sie ruhig wieder das Kind in sich. Viertens: Auch, wenn das vielleicht ganz simpel klingt – Kinder brauchen altersgerechte Utensilien. Erst gröbere Stifte, dann vielleicht auch einen vernünftigen Malkasten. Fünftens: Stifte, Papier, ruhig auch mal eine Tapetenrolle, Karton oder buntes Papier – diese Materialien sollten immer parat liegen. Dann kann das Kind jederzeit seiner Phantasie und Kreativität freien Lauf lassen. Erfolgsdruck und Bewertungen haben beim Malen und Zeichnen nichts verloren – denn allein das Versinken, der Flow Effekt und der Moment der Kreativität beim Kind sind das Entscheidende und sollten Eltern freuen.

Herr Thiel, wird die Welt besser, wenn Eltern mit Kindern mehr malen?

Ja. Denn mal abgesehen davon, dass Malen Kindern auf ganz unterschiedliche Art und Weise sehr gut tut, macht gemeinsam Malen ja noch etwas ganz anderes: Wenn Eltern mit Kindern zusammen kreativ sind, vermitteln sie ihren Kindern, dass sie Spaß daran haben, mit ihnen zusammen zu sein – und dass man gemeinsam ganz tolle Sachen machen kann. Das wiederum stärkt die Eltern-Kind-Bindung, die für die psychische Entwicklung und psychische Gesundheit von Kindern extrem wichtig ist. Also sollten alle Familien einfach ab und zu einen Eltern-Kind-Maltag oder eine Eltern-Kind-Malstunde einlegen.

Quelle: STAEDTLER

Malwettbewerb

Anlässlich des Weltkindermaltags am 6. Mai ruft der Stiftehersteller STAEDTLER zum Malwettbewerb auf. Unter dem Motto „Kleine Köpfe, große Ideen“ sind Kinder auf der ganzen Welt aufgerufen, mit Bildergeschichten zu zeigen, wie sie sich ihr Leben in der Zukunft vorstellen. Bis zum 31. Mai können die Ideen eingereicht werden, dann wählt eine Jury die Gewinner. Der Preis: In einem Workshop können die Gewinnerkinder selbst daran mitwirken, aus ihren Bildern digital animierte Filme zu machen. Weitere Infos: weltkindermaltag.de

Jedes Kind ist kreativ

„Mein Sohn (4) hat meistens keine Lust zu malen oder zu basteln. Wie kann ich seine Kreativität wecken?“

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Elefant mit Blaubeeren

Wenn Kinder kreativ sind

Max hat einen blauen Elefanten mit grauem Rüssel gemalt, der aus einem pinken Eimer Blaubeeren isst. Stolz präsentiert er sein Bild. Seine ältere Schwester spricht das aus, was Sie jetzt vielleicht denken: Ein Elefant sei weder blau noch blau-grau und Blaubeeren esse er auch nicht. Max’ Schultern sacken bei jedem Wort seiner Schwester ein bisschen tiefer.

An einem anderen Tag bastelt Max ein Osternest – und das im Mai. Eigentlich sollte er doch etwas Schönes für Omas Geburtstag basteln. Und sonntags dauert es eine halbe Stunde, bis Max endlich alle Utensilien zum Basteln  zusammengesucht hat. Doch dann hat er nach sieben Minuten keine Lust mehr.

Max ist kreativ, er lässt seine Fantasie spielen, probiert aus, erfindet Neues. Er erreicht das eigentliche Ziel vom Kreativsein – den Weg dorthin. Das Ergebnis ist nur ein Ausdruck des Weges.

Eltern sind nur Assistenten

Wenn Ihr Kind etwas malt oder bastelt, fragen Sie: „Wie bist du auf diese Idee gekommen?“ Max hat sich zum Beispiel überlegt, dass der Elefant von den vielen Blaubeeren ganz blau geworden ist. Das ist kindliche Fantasie. Sie können ehrlich und anerkennend darauf reagieren: „Das ist aber eine lustige Idee von dir. Ich mag die grauen Elefanten wie im Zoo aber auch gerne.“

Über das Osternest hatte sich die Oma an Ostern so sehr gefreut und das soll sie am Geburtstag schließlich auch, denkt Max, der gerade so viel Spaß dabei hat, bunte Eier zu bemalen. Kreativität bietet Kindern vielfältige Möglichkeiten, das zu verarbeiten, was sie beschäftigt. Geben nicht Sie Ihrem Kind das Thema vor, lassen Sie sich es selbst wählen.

Kinder entscheiden auch, wann ihr kreatives Tun anfängt, unterbrochen wird oder aufhört. Bieten Sie Anreize durch Materialien und Ideen: „Vielleicht hält es mit Klebeband fester …“. Stellen Sie Zeit und Raum zur Verfügung und begleiten Sie als Assistent: „Ich halte dir die Pappe fest – damit du das kleben kannst.“

Wecken Sie die Vorstellungskraft Ihres Kindes, indem Sie ihm nicht zum Beispiel die Schablone von einer Ente geben, sondern mit ihm überlegen: „Wie sieht eine Ente aus? Was hat sie am ganzen Körper?“ Begegnen Sie Ihrem Kind mit Alternativen, ehrlichen Erklärungen und Kompromissen, wenn es an Grenzen stößt: „Du darfst dir fünf Streifen Klebeband abmachen, mehr leider nicht, weil es sehr teuer ist.“ Oder: „Lass mich für dich ein Loch mit dem Messer in den Karton schneiden, mit der Schere ist es zu gefährlich.“

Loben Sie Ihr Kind, zeigen Sie echte Anerkennung: „Du hast dir sehr viel Mühe gegeben, die Ente gefällt mir sehr gut.“

Frisuren für die Strichmännchen

Aber wie reagieren, wenn Ihr Kind ein weißes Papier nimmt, drei Strichmännchen draufkritzelt und sich dafür ein Lob abholen will? Reagieren Sie positiv auf das Gezeigte und motivieren Sie: „Ich finde, die Männchen könnten noch Frisuren gebrauchen. Und frieren die nicht – so ganz ohne Kleidung?“

Kreativität zu fördern, verlangt viel Muße und Geduld, beschert uns aber auch viel Freude, Faszination und Bewunderung der kreativen Wege und Werke unserer Kinder. Und sie ist eine unvergleichbare Möglichkeit, Kinder in all ihren Entwicklungsbereichen herauszufordern, dadurch zu fördern und blaubeeressende Elefanten kennenzulernen!

Juliane Schmitz ist Erzieherin sowie Erziehungs- und Entwicklungsberaterin. Sie arbeitet in einer evangelischen Kindertagesstätte in Köln.

Illustration: Thees Carstens