Beiträge

Was uns wichtig ist

Erwachsene Kinder haben einen anderen Blick auf die Welt als ihre Eltern. Trotzdem können wichtige Werte noch weitergegeben werden.

Wir sind mit unserem erwachsenen Sohn und seinen zwei Kumpels zusammen in Italien im Urlaub. Eine schöne Zeit für uns: Wir sehen, wie diese drei jungen Erwachsenen ihren Tag planen, wie sie miteinander umgehen und wie sie diskutieren und die Welt sehen. Dabei stellen wir fest, dass sich unser Blick auf die Welt von ihrem unterscheidet. So diskutieren wir unter anderem darüber, wieso sich die Freunde unseres Sohnes nicht ehrenamtlich engagieren. Oder wieso sie den Klimawandel für sich als gegeben annehmen und nicht mehr kämpfen.

In einem kurzen Moment in der Küche nimmt mein Sohn mich in den Arm und sagt: „Na, Mama, du merkst, ihr habt einiges richtig gemacht. Wir haben als Kinder immer gelernt, wie wichtig es ist, sich in andere zu investieren. Und mir fällt das gar nicht schwer!“ Können wir am Leben unserer Kinder sehen, welche Werte Bestand haben? Können wir sogar nach der prägenden Familienphase noch Werte weitergeben?

In den Teenager-Jahren und der ersten Zeit als junge Erwachsene werden viele Werte aus dem Familienleben von den Heranwachsenden überprüft. Dabei gehen sie in Distanz zu ihren Eltern und betrachten deren Leben kritisch. Das beginnt mit den Mahlzeiten und dem Freizeitverhalten, richtet sich darauf, wie man sich kleidet oder einrichtet und reicht bis hin zu großen ethischen Themen und Debatten. Nicht selten haben mein Mann und ich diese Diskussionen als Erschütterungen wahrgenommen: „Eben fandet ihr doch alles noch gut und jetzt …?“ Mir hat es geholfen, mich den Auseinandersetzungen mit unseren Kindern zu stellen, um in ihrer Nähe zu bleiben – auch wenn es wehtat. Umso mehr begeistert es mich, wenn ich an ihrem Handeln plötzlich entdecke: Da schimmert ein Wert durch, der meinem Mann und mir auch wichtig ist.

Kleine T-Rex-Ärmchen

Werte sind eine Art innerer Kompass. Werte legen den Grundstein dafür, wie wir leben und arbeiten. Sie sind Grundprinzipien für das Miteinander und legen Eigenschaften und Ideale fest. Bei all der Schnelllebigkeit heutzutage geben Werte eine Grundausrichtung vor, eine Art roten Faden, der Kräfte bündelt und dabei hilft, die eigenen Grundsätze nicht aus den Augen zu verlieren. Meine Werte bieten mir die Möglichkeit, wie bei einem Sandkasten meine Handlungen, Ideen oder Möglichkeiten durch ein Sieb zu geben und die wichtigsten Dinge herauszufiltern. Dazu gehören für mich die klassischen christlichen Werte. Als Jesus nach dem wichtigsten Gebot gefragt wird (Markus 12,28 ff), stellt er ein Beziehungsgeflecht vor, das von Wertschätzung, Respekt und Achtung lebt: „Liebe Gott, und liebe deinen Nächsten wie dich selbst!“ Immer wieder hat uns diese Schablone motiviert, von uns weg zu sehen. Das ist ein Blick, den wir besonders mit den erwachsenen Kindern brauchen. Ich freue mich, wenn ich sehe, wie liebevoll sie ihre Geburtstagsessen dekorieren, wie sie Waffelbacktage veranstalten, wie sie für jemanden da sind oder die Schulden des anderen bezahlen. Das sind Werte, die sie durch das Leben mit uns mitbekommen haben.

Werte sind in unserer Familie immer wieder Thema. Wir freuen uns darüber, wie die anderen sich entwickeln. Wir sehen uns gern und stellen uns dabei immer wieder einer gemeinsamen Reflexion. Das haben wir schon gemacht, als die Kinder im Kindergartenalter waren. Bis heute wird erst zwinkernd gefrotzelt: „Na, Mama, hast du wieder eine pädagogische Übung für uns?“ Trotzdem erleben wir diesen Wert des qualitativen Austausches. Und ich sehe daran, wie sie ihre Freundschaften gestalten, dass sie sich bemühen, auf die Bedürfnisse des anderen zu achten und in eine Reflexion mit dem anderen kommen. Es ist schön und spannend zu sehen, wie unsere Werte in ihrem Leben präsent bleiben, sich aber auch verändern. Wenn wir zum Beispiel über das Schlafverhalten von Babys oder vegane Ernährung diskutieren oder über eigenständiges Handeln mit Aktien, ohne einen soliden Bankberater hinzuzuziehen, verwandle ich mich in einen kleinen Dinosaurier. Ich rudere empört mit den kleinen T-Rex-Ärmchen und fühle mich manchmal ungerecht behandelt.

Ins Gespräch kommen

Als wir mit den Freunden unseres Sohnes im Italienurlaub darüber reden, blickt mich einer von ihnen ernst an und sagt: „Meine Eltern haben mit uns nie über so etwas geredet. Das sind Gedanken, die ich mir heute zum ersten Mal mache.“ Manchmal brauchen wir in unserem Familienalltag Hilfe darin, Worte zu finden. Es geht darum, nicht nur einfach zu leben und tatkräftig zu sein, sondern auch darüber zu sprechen. Warum höre ich der Nachbarin am Gartenzaun zu? Warum bemühe ich mich, den Müll zu trennen? Warum finde ich es wichtig, zu spenden? Warum verteidige ich meine Kinder oder spreche liebevoll über meinen Ehemann? Es ist nie zu spät, diese Diskussion aufleben zu lassen. Dabei kann es herausfordernd sein, wenn es unterschiedliche Sichtweisen gibt und das Gespräch scheinbar zum Erliegen kommt. Mir hilft es, Fragen zu stellen: Warum möchtet ihr kein Auto haben? Weshalb hast du dich gegen die Mitarbeit in der Kirchengemeinde entschieden? Gibt es eine gesellschaftliche Entwicklung, die dir gerade Sorgen macht? Bist du jemandem in den letzten Wochen eine Hilfe gewesen? So bleiben Werte in Kopf und Herz.

Vor ein paar Tagen saß ich in einem Gottesdienst neben einem alten Mann. Er stützte sich auf seinen Rollator, hörte zu, sang aber nicht mit. Nach dem Gottesdienst habe ich mich ihm zugewandt, weil ich nicht unfreundlich sein wollte. Ich hörte an seinem Akzent, dass er nicht in dieser Region geboren ist und erfuhr, dass er seit 55 Jahren zu dieser Gemeinde gehört. Nach ein bisschen Erzählen wusste ich, dass er 44 Enkel und zehn Urenkel hat. Dass er und seine Frau jeden Tag mit einem dieser Enkel telefonieren und für zwei dieser Enkel und Urenkel beten. Dass sie von allen wissen, was sie gerade tun und brauchen, und dass sie versuchen, an ihrem Leben Interesse zu zeigen. Beim Zuhören flossen mir die Tränen. Was für ein großartiges Geschenk! Was für ein Reichtum! Ich hoffe, dass die Enkel dieser Familie diesen Wert schätzen können und ihn weitergeben: Interesse am anderen zu haben.

In Italien haben wir unter anderem darüber gesprochen, dass mein Mann und ich uns wünschen, dass die junge Generation idealistischer wird. Vielleicht beginnt es damit, dass wir unsere Ideale prüfen und weiter vorleben, sichtbar werden lassen und so diese Werte stetig ins Gespräch bringen.

Stefanie Diekmann ist Gemeindereferentin und Pädagogin, verheiratet und Mutter von drei erwachsenen Kindern. Sie lebt in Göttingen.

Weltentdecker haben’s leichter

Wie werden Kinder fit für die Schule? Johannes Köster hat aus seinen Erfahrungen mit Grundschulkindern vier Empfehlungen zusammengestellt.

Sascha sitzt missmutig am Tisch und fummelt mit seinen Händen im Gesicht herum. Er reagiert nur langsam auf meine Versuche, das Schulaufnahmegespräch im Frühjahr vor der Einschulung irgendwie in Gang zu bringen. Auch auf die Frage, ob er denn gern zur Schule wolle, reagiert er nur einsilbig. Er ist sich unsicher und starrt auf die Tischplatte.

Zehn Minuten später – Sascha hat mein Schulleiterbüro bereits wieder verlassen und seine Mutter Richtung Auto gezogen – springt die Tür auf und Maya betritt die Bühne. Die Mama soll draußen warten. Maya aber gibt mir die Hand und schaut mich an. Alles an dem Kind strahlt aus, dass das Mädchen es kaum erwarten kann, diese neue Herausforderung zu meistern: Schulaufnahme. Begierig ist sie darauf, zu zeigen, was sie kann. Gekonnt greift sie zu Stift und Papier, kann ihren Namen schreiben und ein Lied vorsingen. Sie weiß, dass Krokodile Eier legen und kann ausführlich beschreiben, was ihr Vater beruflich macht. Sie freut sich „wie Hulle“ auf die Schulzeit.

Immer wieder frage ich mich, wie es sein kann, dass gesunde und normal entwickelte Kinder so unterschiedlich gut auf den Schuleintritt vorbereitet sind. Was haben die Eltern von Maya richtig gemacht? Was ist bei Sascha schon verloren gegangen? Diese Fragen sind wichtig.

Oft steht schon bei Fünfjährigen auf schrecklich klare Weise fest, ob sie die ersten Schuljahre mühelos meistern werden oder ob die Grundschulzeit des Kindes ein anstrengendes Riesenprojekt für die ganze Familie wird. Was also ist zu tun, um seine Kinder bestens auf die Schule vorzubereiten?

Diese Frage lässt sich beantworten, wenn man schaut, welche Gemeinsamkeiten Kinder haben, die den Bildungserwartungen mühelos entsprechen können. Dabei lenkt sich der Blick auf die ersten Lebensjahre. Ich denke mittlerweile, es sind vier Dinge, die erfolgversprechende „i-Männchen“ kennzeichnen:

  1. Neugier und selbstbewusstes Weltentdeckertum
  2. eine wortgewandte und empathische Kommunikationsfreude
  3. Beweglichkeit und Ausdauer
  4. eine gewisse Unabhängigkeit und Selbstständigkeit

1 Die große weite Welt

Ich bin zutiefst überzeugt, dass Kinder von Beginn an sehr neugierig sind und alles wissen und ausprobieren wollen. Am allerliebsten gehen sie mit. Mit auf die Dienststelle der Eltern. Mit zur Tankstelle, zum Gottesdienst, zur Forstarbeit, zur Hausbesichtigung, zur Beerdigung oder zum Einkauf. Und es entstehen besondere Momente, wenn kleine Kinder mitgenommen werden in die Welt der Großen. Es erwachsen Fragen, tausende davon, und auch der Wunsch, selbst aktiv zu werden. Wichtig ist es, die Entdeckerfreude der Kleinen zu fördern und alle Fragen stets redlich zu beantworten. Kinder wollen eben nicht nur Lernspiele bearbeiten. Sie wollen auch Papier zusammentackern, Werkzeuge erproben, mit Buchstaben experimentieren, an Instrumenten herumspielen, die Waschmaschine anstellen, Suppe kochen und Salat pflanzen. Und sie wollen wissen, warum die Mutter weint, der Opa im Krankenhaus ist und die Katze hinkt.

Wenn Sie Ihre Sprösslinge mit in die echte Welt hineinnehmen und ihnen keine Frage verbieten, erreichen Sie etwas, das unglaublich wertvoll ist: Sie erhalten jene natürliche Neugierde, die man auch in der Schule braucht.

Weltläufigkeit gewinnen aus Vorschulsicht hieße dann, hier gute und umfangreiche Erfahrungen zu machen: Naturphänomene beobachten und erklären, Geld gebrauchen, Bilder gestalten, mit Tieren umgehen, sinnvoll im Haushalt helfen, die Uhr lesen oder sich selbst passend anziehen.

2 Der Zauber der Sprache

Sprechen lernen heißt verstehen lernen. Der Philosoph Ludwig Wittgenstein brachte es auf den Punkt, als er schrieb: „Die Grenzen meiner Sprache bedeuten die Grenzen meiner Welt.“ Unsere Schulärztin Heike Ahrens ergänzte auf einem Vortrag: „Die Sprachentwicklung der Kinder beginnt auf dem Wickeltisch.“ Babys und Kleinkinder betrachten am liebsten das singende und schwatzende Gesicht der Mutter oder des Vaters. Dafür sind Wickeltisch und Kinderwagen die besten Orte. Hier können die ersten Gespräche und Sprachspiele beginnen! Und dann gibt es später noch so viele andere Gelegenheiten, um miteinander zu reden, zu reimen, zu spielen, vorzulesen oder zu singen: Bei Wartezeiten am Flughafen, auf der Wanderung, auf Autofahrten oder während früher Morgenstunden im Elternschlafzimmer.

Sprechen lernen aus Vorschulsicht hieße dann, hier gute und umfangreiche Erfahrungen zu machen: Lieder und Gedichte erlernen, Gefühle und Bedürfnisse erkennen und artikulieren, einen Witz machen, gute Fragen formulieren, höflich und respektvoll auftreten.

3 Schau mal, was ich kann!

Entwicklungsverzögerte oder beeinträchtigte Kinder sind oft nicht besonders sportlich. Kluge Grundschüler sind dagegen fast immer auch sportlich. Sie haben besondere Bewegungserfahrungen im Sportverein, beim Reiten oder beim Tanzunterricht machen dürfen. Es reicht nicht, einfach viel draußen zu sein oder den Waldkindergarten zu besuchen. Es ist für Vorschulkinder und ihr Selbstbewusstsein sehr bedeutsam, auch zielgerichtet die Grenzen des körperlich Machbaren zu erkunden.

Beweglichkeit gewinnen aus Vorschulsicht hieße dann, hier gute und umfangreiche Erfahrungen zu machen: schwimmen und tauchen, lange wandern, klettern und rennen, tanzen und Seil springen, turnen und springen.

4 Lass mich mal!

Ein Letztes: Kinder brauchen auch Zeiten, in denen sie auf sich gestellt bleiben und Probleme selbst lösen müssen. Sie müssen fallen und wieder aufstehen lernen. Sie brauchen Zeiten ohne elterliche Präsenz. Sie brauchen Ruhe und zweckfreie Muße, vielleicht sogar etwas Langeweile. So können intellektuelle Ressourcen reifen und weiterwachsen.

Selbstständigkeit gewinnen aus Vorschulsicht hieße dann, hier gute und umfangreiche Erfahrungen zu machen: vorhandenes Spielzeug kreativ einsetzen, Schmerzen richtig einschätzen, sich selbst beruhigen, Langeweile selbst überwinden, Grenzen des Erlaubten erkunden, aus Fehlern lernen.

Johannes Köster ist Leiter der Primarstufe der Freien Christlichen Schule Ostfriesland. Er lebt mit seiner Frau im Landkreis Leer und hat zwei erwachsene Kinder.

Schulfähig? Pädagoge erklärt, warum Kinder die Welt entdecken müssen

Was brauchen Kinder, um für die Schule fit zu werden? Pädagoge Johannes Köster erklärt, welche Erfahrungen Kinder in den ersten Lebenjahren brauchen und warum sie öfter mal mit zur Tankstelle gehen sollten.

Sascha sitzt missmutig am Tisch und fummelt mit seinen Händen im Gesicht herum. Er reagiert nur langsam auf meine Versuche, das Schulaufnahmegespräch im Frühjahr vor der Einschulung irgendwie in Gang zu bringen. Auch auf die Frage, ob er denn gern zur Schule wolle, reagiert er nur einsilbig. Er ist sich unsicher und starrt auf die Tischplatte.

Zehn Minuten später – Sascha hat mein Schulleiterbüro bereits wieder verlassen und seine Mutter Richtung Auto gezogen – springt die Tür auf und Maya betritt die Bühne. Die Mama soll draußen warten. Maya aber gibt mir die Hand und schaut mich an. Alles an dem Kind strahlt aus, dass das Mädchen es kaum erwarten kann, diese neue Herausforderung zu meistern: Schulaufnahme. Begierig ist sie darauf, zu zeigen, was sie kann. Gekonnt greift sie zu Stift und Papier, kann ihren Namen schreiben und ein Lied vorsingen. Sie weiß, dass Krokodile Eier legen und kann ausführlich beschreiben, was ihr Vater beruflich macht. Sie freut sich „wie Hulle“ auf die Schulzeit.

Unterschiedliche Erfahrungen

Immer wieder frage ich mich, wie es sein kann, dass gesunde und normal entwickelte Kinder so unterschiedlich gut auf den Schuleintritt vorbereitet sind. Was haben die Eltern von Maya richtig gemacht? Was ist bei Sascha schon verloren gegangen? Diese Fragen sind wichtig.

Oft steht schon bei Fünfjährigen auf schrecklich klare Weise fest, ob sie die ersten Schuljahre mühelos meistern werden oder ob die Grundschulzeit des Kindes ein anstrengendes Riesenprojekt für die ganze Familie wird. Was also ist zu tun, um seine Kinder bestens auf die Schule vorzubereiten?

Diese Frage lässt sich beantworten, wenn man schaut, welche Gemeinsamkeiten Kinder haben, die den Bildungserwartungen mühelos entsprechen können. Dabei lenkt sich der Blick auf die ersten Lebensjahre. Ich denke mittlerweile, es sind vier Dinge, die erfolgversprechende „i-Männchen“ kennzeichnen:

  1. Neugier und selbstbewusstes Weltentdeckertum
  2. eine wortgewandte und empathische Kommunikationsfreude
  3. Beweglichkeit und Ausdauer
  4. eine gewisse Unabhängigkeit und Selbstständigkeit

1 Die große weite Welt

Ich bin zutiefst überzeugt, dass Kinder von Beginn an sehr neugierig sind und alles wissen und ausprobieren wollen. Am allerliebsten gehen sie mit. Mit auf die Dienststelle der Eltern. Mit zur Tankstelle, zum Gottesdienst, zur Forstarbeit, zur Hausbesichtigung, zur Beerdigung oder zum Einkauf. Und es entstehen besondere Momente, wenn kleine Kinder mitgenommen werden in die Welt der Großen. Es erwachsen Fragen, tausende davon, und auch der Wunsch, selbst aktiv zu werden. Wichtig ist es, die Entdeckerfreude der Kleinen zu fördern und alle Fragen stets redlich zu beantworten. Kinder wollen eben nicht nur Lernspiele bearbeiten. Sie wollen auch Papier zusammentackern, Werkzeuge erproben, mit Buchstaben experimentieren, an Instrumenten herumspielen, die Waschmaschine anstellen, Suppe kochen und Salat pflanzen. Und sie wollen wissen, warum die Mutter weint, der Opa im Krankenhaus ist und die Katze hinkt.

Wenn Sie Ihre Sprösslinge mit in die echte Welt hineinnehmen und ihnen keine Frage verbieten, erreichen Sie etwas, das unglaublich wertvoll ist: Sie erhalten jene natürliche Neugierde, die man auch in der Schule braucht.

Weltläufigkeit gewinnen aus Vorschulsicht hieße dann, hier gute und umfangreiche Erfahrungen zu machen: Naturphänomene beobachten und erklären, Geld gebrauchen, Bilder gestalten, mit Tieren umgehen, sinnvoll im Haushalt helfen, die Uhr lesen oder sich selbst passend anziehen.

2 Der Zauber der Sprache

Sprechen lernen heißt verstehen lernen. Der Philosoph Ludwig Wittgenstein brachte es auf den Punkt, als er schrieb: „Die Grenzen meiner Sprache bedeuten die Grenzen meiner Welt.“ Unsere Schulärztin Heike Ahrens ergänzte auf einem Vortrag: „Die Sprachentwicklung der Kinder beginnt auf dem Wickeltisch.“ Babys und Kleinkinder betrachten am liebsten das singende und schwatzende Gesicht der Mutter oder des Vaters. Dafür sind Wickeltisch und Kinderwagen die besten Orte. Hier können die ersten Gespräche und Sprachspiele beginnen! Und dann gibt es später noch so viele andere Gelegenheiten, um miteinander zu reden, zu reimen, zu spielen, vorzulesen oder zu singen: Bei Wartezeiten am Flughafen, auf der Wanderung, auf Autofahrten oder während früher Morgenstunden im Elternschlafzimmer.

Sprechen lernen aus Vorschulsicht hieße dann, hier gute und umfangreiche Erfahrungen zu machen: Lieder und Gedichte erlernen, Gefühle und Bedürfnisse erkennen und artikulieren, einen Witz machen, gute Fragen formulieren, höflich und respektvoll auftreten.

3 Schau mal, was ich kann!

Entwicklungsverzögerte oder beeinträchtigte Kinder sind oft nicht besonders sportlich. Kluge Grundschüler sind dagegen fast immer auch sportlich. Sie haben besondere Bewegungserfahrungen im Sportverein, beim Reiten oder beim Tanzunterricht machen dürfen. Es reicht nicht, einfach viel draußen zu sein oder den Waldkindergarten zu besuchen. Es ist für Vorschulkinder und ihr Selbstbewusstsein sehr bedeutsam, auch zielgerichtet die Grenzen des körperlich Machbaren zu erkunden.

Beweglichkeit gewinnen aus Vorschulsicht hieße dann, hier gute und umfangreiche Erfahrungen zu machen: schwimmen und tauchen, lange wandern, klettern und rennen, tanzen und Seil springen, turnen und springen.

4 Lass mich mal!

Ein Letztes: Kinder brauchen auch Zeiten, in denen sie auf sich gestellt bleiben und Probleme selbst lösen müssen. Sie müssen fallen und wieder aufstehen lernen. Sie brauchen Zeiten ohne elterliche Präsenz. Sie brauchen Ruhe und zweckfreie Muße, vielleicht sogar etwas Langeweile. So können intellektuelle Ressourcen reifen und weiterwachsen.

Selbstständigkeit gewinnen aus Vorschulsicht hieße dann, hier gute und umfangreiche Erfahrungen zu machen: vorhandenes Spielzeug kreativ einsetzen, Schmerzen richtig einschätzen, sich selbst beruhigen, Langeweile selbst überwinden, Grenzen des Erlaubten erkunden, aus Fehlern lernen.

Johannes Köster ist Leiter der Primarstufe der Freien Christlichen Schule Ostfriesland. Er lebt mit seiner Frau im Landkreis Leer und hat zwei erwachsene Kinder.

6 bis 10 – Mein Kind hat Legasthenie

Elternfrage: „Bei meinem Kind (8) wurde Legasthenie diagnostiziert. Wird es ihm trotz dieser Diagnose möglich sein, ein normales Leben zu führen und etwas zu erreichen? Wie kann ich es dabei unterstützen?“

Die Diagnose Legasthenie kann erst einmal beängstigend sein. Aber es ist wichtig zu bedenken, dass Legasthenie in erster Linie eine Lernstörung ist. Das bedeutet, dass das Lernen schwerer fällt, zum Beispiel dauert das Lesen deutlich länger, lautes Lesen ist stockender und es passieren deutlich mehr Fehler beim Schreiben. Das wirkt sich dann aber auch auf die Noten aus.

In Mathe ist es aufgefallen

Eine betroffene Mutter berichtet, dass ihre Tochter mit 12 Jahren durch einen Test die Diagnose erhielt. Ihr war es aufgefallen, weil sie in einer Klassenarbeit in Mathe, die nur aus Textaufgaben bestand, größere Probleme hatte, obwohl das Rechnen ihr nicht schwerfiel. In der Rechtschreibung hatte sie hauptsächlich Probleme mit kleinen Worten, wie „dann“, „wenn“ oder Bindeworten, während sie „Marathon“ richtig schrieb. „Das Hauptproblem war allerdings, dass Nicole (Name geändert) sich dumm fühlte und nicht mehr gern in die Schule ging“, sagt Nicoles Mutter. Wenn sich schon so früh ein solches Gefühl einstellt, ist das für den Rest der Schulzeit natürlich schlecht und kann psychische Probleme zur Folge haben. Daher ist es wichtig, die Situation anzugehen. Denn mit Intelligenz hat Legasthenie nichts zu tun; diese spezielle Störungist in der Regel angeboren.

Als Eltern fragt man sich, wie man sein Kind am besten unterstützen kann. „Üben, Wörter richtig zu schreiben, bringt überhaupt nichts“, berichtet Nicoles Mutter. „Sie hat am nächsten Tag wieder dieselben Fehler gemacht.“ Stattdessen gibt es verschiedene schulische und außerschulische Förderprogramme, die gezielt und professionell mit den Kindern arbeiten. „Das hat vor allem den Vorteil, dass Eltern sich ganz auf die persönliche Unterstützung konzentrieren können und zu Hause weniger Konflikte beim Üben entstehen“, berichtet Nicoles Mutter.

Förderprogramme von Schule und Jugendamt

Es gibt eine Reihe von schulischen und außerschulischen Fördermaßnahmen. Insbesondere Programme jenseits der Schule müssen zwar organisiert werden, aber es lohnt sich. Und sie werden, je nach Land, teilweise auch vom Jugendamt finanziert, sodass auf die Eltern zwar der organisatorische, aber nicht der finanzielle Aufwand zukommt. Zudem gibt es in der Schule, bei Vorlage entsprechender Tests, einen Nachteilsausgleich. Dadurch erhalten die Kinder bei Tests und Klassenarbeiten mehr Zeit und die Rechtschreibung wird weniger streng bewertet. „Auch da muss man als Eltern manchmal sehr hinterher sein, denn Lehrerinnen und Lehrer oder die Schulleitung haben das nicht immer auf dem Schirm“, sagt Nicoles Mutter. Aber letztlich gibt es die Möglichkeit bis zum Abitur und darüber hinaus. Viele Ausbildungen, Hochschulen und Universitäten gewähren mittlerweile ebenfalls einen Nachteilsausgleich.

Alle Wege stehen offen

„Nicole ist mittlerweile 19. Sie hat das Abitur geschafft und studiert an einer Fachhochschule. Ihren Alltag kann sie ohne Probleme bewältigen“, berichtet die glückliche Mutter. „Das Wichtigste war, ihr zu vermitteln, dass wir sie unterstützen und an sie glauben, und sie zu motivieren. Wir haben das Problem erkannt, es angenommen und das Beste daraus gemacht.“ Wegbegleiter haben Nicole und ihrer Mutter ebenfalls Mut gemacht, sich nicht unterkriegen zu lassen. Prinzipiell stehen einem Kind mit Legasthenie alle Wege offen. Sicher sind manche Wege etwas schwieriger, aber ein normales Leben ist ohne Einschränkungen möglich.

Marcus Beier ist Redakteur bei Family und Family NEXT.

Kann mein Kind trotz Legasthenie normal leben?

Wenn einem Kind das Schreiben  besonders schwerfällt, kann sich dahinter Legasthenie verbergen. Viele Eltern fragen sich bei dieser Diagnose: Kann mein Kind damit ein normales Leben führen? Wie können wir es unterstützen?

Die Diagnose Legasthenie kann erst einmal beängstigend sein. Aber es ist wichtig zu bedenken, dass Legasthenie in erster Linie eine Lernstörung ist. Das bedeutet, dass das Lernen schwerer fällt, zum Beispiel dauert das Lesen deutlich länger, lautes Lesen ist stockender und es passieren deutlich mehr Fehler beim Schreiben. Das wirkt sich dann aber auch auf die Noten aus.

In Mathe ist es aufgefallen

Eine betroffene Mutter berichtet, dass ihre Tochter mit 12 Jahren durch einen Test die Diagnose erhielt. Ihr war es aufgefallen, weil sie in einer Klassenarbeit in Mathe, die nur aus Textaufgaben bestand, größere Probleme hatte, obwohl das Rechnen ihr nicht schwerfiel. In der Rechtschreibung hatte sie hauptsächlich Probleme mit kleinen Worten, wie „dann“, „wenn“ oder Bindeworten, während sie „Marathon“ richtig schrieb. „Das Hauptproblem war allerdings, dass Nicole (Name geändert) sich dumm fühlte und nicht mehr gern in die Schule ging“, sagt Nicoles Mutter. Wenn sich schon so früh ein solches Gefühl einstellt, ist das für den Rest der Schulzeit natürlich schlecht und kann psychische Probleme zur Folge haben. Daher ist es wichtig, die Situation anzugehen. Denn mit Intelligenz hat Legasthenie nichts zu tun; diese spezielle Störungist in der Regel angeboren.

Als Eltern fragt man sich, wie man sein Kind am besten unterstützen kann. „Üben, Wörter richtig zu schreiben, bringt überhaupt nichts“, berichtet Nicoles Mutter. „Sie hat am nächsten Tag wieder dieselben Fehler gemacht.“ Stattdessen gibt es verschiedene schulische und außerschulische Förderprogramme, die gezielt und professionell mit den Kindern arbeiten. „Das hat vor allem den Vorteil, dass Eltern sich ganz auf die persönliche Unterstützung konzentrieren können und zu Hause weniger Konflikte beim Üben entstehen“, berichtet Nicoles Mutter.

Förderprogramme von Schule und Jugendamt

Es gibt eine Reihe von schulischen und außerschulischen Fördermaßnahmen. Insbesondere Programme jenseits der Schule müssen zwar organisiert werden, aber es lohnt sich. Und sie werden, je nach Land, teilweise auch vom Jugendamt finanziert, sodass auf die Eltern zwar der organisatorische, aber nicht der finanzielle Aufwand zukommt. Zudem gibt es in der Schule, bei Vorlage entsprechender Tests, einen Nachteilsausgleich. Dadurch erhalten die Kinder bei Tests und Klassenarbeiten mehr Zeit und die Rechtschreibung wird weniger streng bewertet. „Auch da muss man als Eltern manchmal sehr hinterher sein, denn Lehrerinnen und Lehrer oder die Schulleitung haben das nicht immer auf dem Schirm“, sagt Nicoles Mutter. Aber letztlich gibt es die Möglichkeit bis zum Abitur und darüber hinaus. Viele Ausbildungen, Hochschulen und Universitäten gewähren mittlerweile ebenfalls einen Nachteilsausgleich.

Alle Wege stehen offen

„Nicole ist mittlerweile 19. Sie hat das Abitur geschafft und studiert an einer Fachhochschule. Ihren Alltag kann sie ohne Probleme bewältigen“, berichtet die glückliche Mutter. „Das Wichtigste war, ihr zu vermitteln, dass wir sie unterstützen und an sie glauben, und sie zu motivieren. Wir haben das Problem erkannt, es angenommen und das Beste daraus gemacht.“ Wegbegleiter haben Nicole und ihrer Mutter ebenfalls Mut gemacht, sich nicht unterkriegen zu lassen. Prinzipiell stehen einem Kind mit Legasthenie alle Wege offen. Sicher sind manche Wege etwas schwieriger, aber ein normales Leben ist ohne Einschränkungen möglich.

Marcus Beier ist Redakteur bei Family und Family NEXT.

„Mein Kind schwänzt die Schule“ – Experte rät: Ruhe bewahren!

Wenn der Sohn nicht mehr zur Schule möchte, ist das oft nur ein Symptom, sagt Experte Michael Felten. Das Problem sollte man an der Wurzel packen.

„Vor kurzem habe ich erfahren, dass mein Sohn (15) regelmäßig die Schule geschwänzt hat. Ich habe Angst, dass er seinen Abschluss so nicht schafft. Gespräche über das Thema wehrt er immer ab. Was kann ich tun?“

„Mein Kind ist ein Schulschwänzer“ – das zu realisieren ist für Eltern meist ein Schock. Schließlich ist der Schulbesuch ja nicht nur Pflicht, sondern auch ein bedeutsamer Faktor im jugendlichen Reifungsprozess – und eine wichtige Vorbereitung aufs Berufsleben. Tröstlich mag sein: Sie sind nicht allein! Pubertät, Lernunlust, Schulverweigerung – das müssen Jahr für Jahr tausende Eltern durchstehen. Doch Jugendliche kann man kaum noch zwingen. Vielmehr muss man ihnen dabei helfen, selbst zu einer vernünftigen Entscheidung zu kommen.

Mobbing oder Hochbegabung?

Mögliche Gründe fürs Schule-Schwänzen gibt es viele: Mobbing oder Stress mit der Clique, eine familiäre Beziehungsstörung oder berufliche Aussichtslosigkeit – vielleicht auch „nur“ anhaltende Überforderung oder aber die Langeweile eines Hochbegabten. Man müsste also genauer wissen: Seit wann existiert das Problem, in welcher Form und in welchem Ausmaß? Was sagt Ihr Sohn selbst dazu? Wie waren seine bisherigen Schulerfahrungen? Was sind seine Pläne, was seine Wünsche für die Zukunft? Nicht zuletzt: Wie ist Ihre familiäre Situation, die Beziehung zwischen Sohn und Eltern?

Eltern sollten versuchen, nicht panisch zu reagieren, sondern die „Ordnungswidrigkeit“ als Symptom anzusehen. Als eine Art Notlösung, eine Revolte, einen Hilferuf aus vermeintlicher Sackgasse. Dann fällt es leichter, ungünstige Erstgefühle wie Ärger oder Hilflosigkeit hintanzustellen. Ganz wesentlich ist jetzt nämlich, dass Sie wieder miteinander ins Gespräch kommen. Versuchen Sie, mit Ihrem Sohn gemeinsam auszuloten, wie sich das Problem angehen lässt, wo Auswege liegen könnten. Gleichzeitig ist es günstig, das Blaumachen zu erschweren: ihn zur Schule bringen oder Abholdienste durch Mitschüler arrangieren, sich regelmäßig mit dem Klassenlehrer austauschen und bei Erkrankung Arbeitsaufträge organisieren. Das kann man auch schriftlich vereinbaren – mit Aussagen über Belohnungen oder Sanktionen.

Mentor kann helfen

Man hat übrigens gute Erfahrung damit gemacht, wenn bei problematischen Entwicklungen im Jugendalter ein nichtelterlicher Erwachsener mithilft. Er muss Sicherheit und Reife ausstrahlen und der strauchelnde Jugendliche müsste ihm ein persönliches Anliegen sein bzw. werden (der Familienpsychologe Steve Biddulph nennt das „Mentor“). Vielleicht haben Sie das Glück, dass ein Lehrer bereit und in der Lage ist, Ihren Sohn eine Zeit lang besonders unter seine Fittiche zu nehmen, etwa ein früherer Grundschullehrer, den er noch in unbelasteter Erinnerung hat.

Dieser Mentor könnte mit Ihrem Sohn seine Stärken sowie berufliche Perspektiven durchsprechen – und ihm anbieten, ihn im nächsten halben Jahr besonders zu unterstützen. Das kann durch regelmäßige Begleitung, Kontrolle seiner schulischen Arbeiten oder auch in kleinen Lerngesprächen geschehen. Oder gibt es einen Onkel oder Opa (oder sonstigen vertrauenswürdigen männlichen Freund der Familie), der diese Mentorenrolle übernehmen kann? Ein solcher Mentor dürfte sich natürlich von ersten Rückschlägen nicht aus der Bahn werfen lassen, sondern müsste eine Weile dicht am Ball bleiben. Ich kenne jedenfalls zahlreiche Jugendliche, die innerhalb kürzester Zeit wie umgedreht waren, wenn sie sich erst einmal von einem vernünftigen externen Älteren verstanden, in ihren Potentialen ermutigt und sinnvoll unterstützt fühlten.

Michael Felten hat 35 Jahre als Gymnasiallehrer gearbeitet, jetzt ist er in der Lehrerweiterbildung tätig. Neben Erziehungsratgebern veröffentlichte er zahlreiche Beiträge zu Bildungsfragen. eltern-lehrer-fragen.de

Sommerferien: Mit diesen 3 spaßigen Spielen können Sie jetzt Lernlücken schließen

Im Sommer wollen Kinder vor allem Spaß haben. Mit diesen Übungen bleibt der Schulstoff trotzdem spielend leicht im Kopf.

Jedes Kind freut sich auf die Sommerferien. Einfach nichts tun, sich mit Freundinnen und Freunden treffen, den Hobbys nachgehen – das ist ganz wichtig! Kinder brauchen eine Auszeit, um vom stressigen Schulalltag abzuschalten. Nur so tanken sie Kraft fürs neue Schuljahr. Dennoch kann es für manche hilfreich sein, Lernlücken aufzuarbeiten.

Gerade in der Grundschulzeit ist es wichtig, den Lernprozess bestmöglich zu unterstützen. Vor allem in den Ferien sind Kinder aber verständlicherweise nur schwer zu motivieren, wenn es um Schule geht. Jetzt ist spielerisches Lernen angesagt, das für Erfolgserlebnisse sorgt! Spaß beim Lernen ist das A und O für ein angenehmes Lernklima und einen geringen Stresspegel. In den Ferien stehen die Kinder nicht unter Leistungsdruck und können gute Lernerfolge erzielen. Denn gelernt wird in der schulfreien Zeit nur ungern, gespielt dafür umso mehr! Hier drei Lernspiel-Ideen an der frischen Luft:

Lernidee 1: Wasser Marsch

Material: Wasserpistole/Wasserbomben, Kreide
So geht’s:
 Malt mit Kreide Kreise auf den Boden. Sie sollten nicht zu weit voneinander entfernt sein, um sie mit der Wasserpistole/den Wasserbomben zu treffen. In jeden Kreis schreibt ihr je nach Fach zum Beispiel Ergebnisse von Rechenaufgaben, Wörter zum Vorlesen, Antworten zu Fragen etc. Wenn ihr Rechenaufgaben (1×1) üben wollt, kommt in jeden Kreis die Lösung einer Aufgabe. Dann stellt ihr dem Kind eine Aufgabe. Mit der Wasserpistole/ einer Wasserbombe muss jetzt der richtige Kreis getroffen werden.

Lernidee 2: Schatzsuche

Material: Papier, Stift, Schere & kleiner Schatz (z. B. ein Bonbon)
So geht’s:
 Schneidet ein Blatt in zehn Teile. Danach beschreibt ihr jeden Zettel je nach Fach mit Rechenaufgaben, Lese- oder Schreibübungen. Zudem notiert ihr auf jedem Zettel, wo das Kind den „nächsten Hinweis“ suchen muss, wie: „Jetzt beginnt die Schatzsuche. Den ersten Hinweis findest du bei der Schaukel!“ Auf dem letzten Zettel steht, wo das Kind den Schatz suchen muss. Vor der Schatzsuche versteckt ihr alle Hinweise – außer den Startzettel – an den jeweiligen Orten. Nach Erledigung der Aufgaben wird der nächste Zettel gesucht.

Lernidee 3: Bleib fit!

Material: Papier, Stift
So geht’s: Auf ein Blatt schreibt ihr die Zahlen 1 bis 10. Neben jede Zahl ergänzt ihr eine Bewegung (Hampelmann springen, auf einem Bein hüpfen, hinknien, klatschen etc.). Nun stellt ihr dem Kind eine Aufgabe, zum Beispiel 32:8. Das Kind sagt die Lösung (4) und führt die Bewegung neben der Zahl 4 aus. Das Lernspiel eignet sich auch für Vokabeln, Fragen, Begriffszuordnungen etc. Statt Zahlen schreibt ihr die jeweiligen Lösungen neben die Bewegungen.

Katharina Hilberg ist Diplompädagogin mit über 18 Jahren Erfahrung als Nachhilfelehrerin sowie in der Kinder- und Jugendarbeit und bloggt auf lernenmitspielundspass.de.

Tochter (8) ist von Zeugnis enttäuscht: So schlägt der Lernfrust nicht aufs Selbstbewusstsein

Schule ist nicht alles! Erziehungswissenschaftlerin Daniela Albert rät Eltern, den Fokus nicht auf Noten zu setzen.

„Meine Tochter (8) ist frustriert, weil ihr das Lernen schwerfällt. Wie kann ich ihr trotzdem vermitteln, dass sie wertvoll und wunderbar gemacht ist?“

Es ist wunderbar, dass Sie im Blick haben, dass Ihre Tochter aufgrund von Lernschwierigkeiten auch sich selbst als Person infrage stellen kann. Und dass die Gefahr besteht, dass die eigene Wertigkeit an Lernerfolge geknüpft wird. Denn leider geht das oft in unserem auf Leistung ausgelegten Schulsystem unter. Zu Hause einen Gegenpol zum Leistungsdruck zu bieten, ist eine gute und wichtige Sache. Ich behaupte einmal ganz vermessen: Allein Ihr Gespür dafür wird dafür sorgen, dass in Ihrer Familie eine Atmosphäre der Wertschätzung über Leistungen hinaus herrscht.

Dennoch möchte ich infrage stellen, ob Ihrer Tochter wirklich „das Lernen“ schwerfällt. Tatsächlich ist es ja so, dass Ihr Kind in den ersten Jahren seines Lebens mit Sicherheit schon sehr viel gelernt hat und auch jetzt täglich Neues dazulernt, neue Fähigkeiten entwickelt und Vorhandenes ausbaut. Vieles geht unbemerkt vonstatten oder wird nicht gesehen, weil es sich dabei vielleicht nicht um die Fähigkeiten und Fertigkeiten handelt, die gerade gesellschaftlich als wichtig erachtet werden.

Nicht über Schulnoten sprechen, sondern über Themen

Ich gehe aber davon aus, dass es sich bei Ihrer Frage um das schulische Lernen und den damit verbundenen Schulerfolg – also um Noten – handelt. Tatsächlich ist es so, dass nicht jedes Kind für dieses System, so wie es in den deutschsprachigen Ländern meistens umgesetzt wird, gemacht ist. Das schulische Lernen fällt manchen Kindern besonders schwer, und sichtbare Erfolge wollen sich nicht einstellen. Da finde ich es wichtig, dass Sie als Eltern das stark machen, was sonst schnell unsichtbar bleibt.

Wenn am Ende eines Schulhalbjahres ein Zeugnis kommt, würde ich weniger über die Noten sprechen als über die Themen, die bearbeitet wurden. Denn bestimmt hat Ihre Tochter in den vorangegangenen Monaten etwas gelernt. Vielleicht die ersten Worte in einer neuen Sprache? Vielleicht eine neue Rechenart? Oder sie weiß nun mehr über Geografie oder Religion? Selbst wenn sich der Lernerfolg nicht in Ziffern auf einem Blatt Papier bemessen lässt, heißt das nicht, dass Ihr Kind nicht dazugelernt hat. Machen Sie dieses Dazulernen sichtbar für Ihr Kind und feiern Sie es immer dann, wenn ein Schulhalbjahr endet.

Hobbys im Blick behalten

Darüber hinaus ist es wichtig, auf die Dinge zu schauen, die Ihre Tochter besonders gut kann. Vielleicht zählen dazu nicht die in der Schule gefragten Fähigkeiten, aber andere. Malen? Basteln? Geschichten erzählen? Musik oder Sport? Gerade an Tagen, an denen in der Schule etwas nicht gut gelaufen ist, ist es wichtig, das stark zu machen, was Ihr Kind kann. Sorgen Sie an solchen Tagen dafür, dass Ihr Kind seine Stärken ausleben darf: Nehmen Sie sich gemeinsam Zeit für sein liebstes Hobby oder eine andere Aktivität, in der es gut sein darf. So lernen Kinder früh, dass die Schulnoten nicht das sind, was sie als Menschen ausmacht.

Daniela Albert ist Erziehungswissenschaftlerin und Eltern– und Familienberaterin (familienberatung-albert.de). Sie lebt mit ihrem Mann und ihren drei Kindern in Kaufungen bei Kassel und bloggt unter eltern-familie.de. 

Erziehungswissenschaftlerin rät Eltern: Finger weg von den Hausaufgaben Ihres Kindes!

Streit bei den Hausaufgaben muss nicht sein, meint Daniela Albert. Denn die sind gar nicht Aufgabe der Eltern.

„Mein Sohn (9) und ich rasseln beim Hausaufgabenmachen häufig aneinander. Besonders schlimm war es beim Homeschooling. Immer, wenn ich ihm helfen wollte, stellte er auf stur, woraufhin ich immer ungeduldiger wurde. Es ist wie ein Teufelskreis. Wie kommen wir da raus?“

Zunächst möchte ich Ihnen sagen, dass Sie nicht allein sind. Besonders das, was Sie vom Homeschooling beschreiben, haben im letzten Jahr viele Eltern erlebt. Wir sind durch die Schulschließungen in einer Doppelrolle gelandet, die eigentlich nicht unsere ist.

Eltern lebten eine Doppelrolle

Bildung ist ein Monopol des Staates und zumindest die formale Schulbildung ist in einen anderen Rahmen ausgelagert – aus gutem Grund! Denn dort wird diese Aufgabe von Menschen übernommen, die sich durch Studium und Ausbildung dafür qualifiziert haben. Sie sind mit unseren Kindern in professionellen Settings zusammen, bei denen eben diese Schulbildung im Mittelpunkt steht. Wir werden von unseren Kindern anders wahrgenommen und haben eine andere Rolle in ihrem Leben. Deshalb fällt es vielen Kindern auch schwer, Hilfe von ihren Eltern anzunehmen und sich auf deren Art von Wissensvermittlung und Umgang mit Schulstoff einzulassen. Konflikte sind hier vorprogrammiert.

Unsere Rolle im Leben und auch in der Bildungsbiografie unserer Kinder ist es, der Ort zum Regenerieren und zum Auftanken zu sein, vielleicht auch Gesprächspartner, mit denen Gelerntes alltagstauglich verfestigt werden kann oder mit denen kritische Fragen diskutiert werden. Natürlich können wir ihnen auch mal zum Abfragen, Wiederholen oder Erklären zur Verfügung stehen, wenn sie dies wünschen. Zu unserer Kernaufgabe gehört das aber nicht.

Es ist nicht Ihre Aufgabe!

Vielleicht hilft es Ihnen, sich einmal vor Augen zu führen, dass es eigentlich gar nicht Ihre Aufgabe ist, Ihrem Sohn bei den Hausaufgaben zu helfen. Natürlich können Sie ihn, wenn er Sie darum bittet, unterstützen. Wenn er diese Unterstützung aber nicht möchte, kann er auch allein arbeiten. Das, was zu Hause erledigt wurde (oder eben nicht), ist nämlich eigentlich eine Sache zwischen ihm und seinen Lehrkräften. Wir Eltern haben nur oft das Gefühl, wir müssten das begleiten und es sei unser Job, dass die Kinder ihre Aufgaben möglichst gut erledigen. Ist es aber gar nicht.

Ich würde Ihnen daher empfehlen, Ihren Sohn nur so viel bei den Hausaufgaben zu begleiten, wie er es sich wünscht, und ihm darüber hinaus die Verantwortung für das, was er tut, zu übertragen. Seien Sie lieber seine Powerbank zum Aufladen und sein geborgener Ort, wenn der Schulstoff ihn angestrengt oder geärgert hat. Den Rest überlassen Sie den Lehrerinnen und Lehrern in der Schule. Ihr Fokus sollte nicht so sehr auf der anstrengenden Hausaufgabenzeit liegen, sondern auf dem, was danach kommt. Wie wäre es, wenn Sie, während er Hausaufgaben macht, schon einmal Kakao kochen und Obst schneiden, um sich danach gemütlich mit ihm zusammenzusetzen?

Daniela Albert ist Erziehungswissenschaftlerin sowie Eltern– und Familienberaterin (familienberatung-albert.de). Sie lebt mit ihrem Mann und ihren drei Kindern in Kaufungen und bloggt unter eltern-familie.de. 

Lerntrott adé

Lernen ist nicht auf den Schreibtisch beschränkt – davon ist Nachhilfelehrerin Katharina Hilberg überzeugt. Sie gibt Eltern Tipps, wie sie Hausaufgabensituationen entfrusten und mit Spaß und Spiel kombinieren können.

In vielen Familien ist Hausaufgabenmachen und Lernen purer Stress. Woran liegt das?

Zum einen sitzen die Kinder bis in den Nachmittag hinein in der Schule und müssen sich dort lange konzentrieren. Freunde treffen und im Garten oder auf dem Spielplatz herumzutoben, ist danach wesentlich attraktiver, als am Schreibtisch zu sitzen und Hausaufgaben zu machen oder zu pauken. Wenn wir von der Arbeit kommen, brauchen wir doch auch Freizeit. Das ist bei Kindern nicht anders. Zum anderen herrscht in der Schule ein gewisser Leistungsdruck, den die Kinder mit nach Hause bringen. Vielen vergeht dabei die Lust am Lernen. Zusätzlich stehen Familien wegen Corona vor extremen Herausforderungen: Immer wieder neue Regeln stellen den Schul-, aber auch den Familienalltag auf den Kopf. Das stresst nicht nur die Kinder, sondern auch die Eltern, die neben der Arbeit und dem Haushalt auch noch Lernbegleiter sein sollen. Da liegen schnell die Nerven blank.

Sie haben ein Buch mit Spiel- und Lerntipps für Hausaufgabensituationen herausgebracht. Warum ist das spielerische Lernen Ihrer Meinung nach so wichtig?

Kinder wollen spielen und in Bewegung sein, sind aber auch unheimlich wissbegierig. Das kann man nutzen! Wenn mein Kind beispielsweise Vokabeln lernen muss, muss es dies nicht zwangsläufig auf dem Sofa oder am Schreibtisch tun. Verlegt das Lernen nach draußen und verbindet es zum Beispiel mit dem Activity-Kreis (siehe unten). Lernspiele bringen Spaß und Schwung in die Lern- und Hausaufgabenzeit und vertreiben die Langeweile! Wenn Kinder erleben, dass Lernen Spaß macht, kommt die Freude am Fach wieder, und so werden sie auch wieder selbstständiger lernen.

Was ist sonst noch hilfreich für eine gute Lernatmosphäre?

Es geht nicht darum, dass der Schreibtisch aufgeräumt oder das Licht gut ist, sondern vor allem darum, dass das Kind sich wohl fühlt. Die Lernsituation muss sich an das Kind anpassen – nicht umgekehrt. Jedes Kind lernt anders. Schauen Sie, wo sich Ihr Kind wohl fühlt, und wechseln Sie den Lernort immer mal wieder. Wichtig ist auch, dass Eltern Vorbilder sind. Wenn sie den Kindern einen genervten Eindruck bei den Hausaufgaben oder dem Lernen vermitteln, überträgt sich das. Bemühen Sie sich, Freude am Lernen zu zeigen. Dafür sind Lernspiele in meinem Buch für drinnen und draußen ein Anreiz. Und: Vergleichen Sie nicht! Jedes Kind hat sein eigenes Tempo.

Activity-Kreis

1. Malt mit Kreide einen Kreis auf die Straße und teilt ihn in acht Felder, in die Aufgaben, Vokabeln oder Fragen hineinpassen. Alternativ könnt ihr rechteckige Felder wie bei einem langen Activity-Pfad aufeinander malen.

2. Es gibt vier Lern- und Aktivitätsfelder, die sich im Kreis abwechseln. In jedes zweite Feld schreibt ihr Aktivitäten/Bewegungen, die das Kind ausführen muss, wie z. B. zehnmal hüpfen, Seilspringen, Slalom laufen oder Bälle in einen Eimer werfen.
3. In die übrigen vier Felder schreibt ihr – je nach Fach – Vokabeln, Fragen oder Aufgaben.

Activity-Kreis

 

Interview: Ruth Korte.

Von Katharina Hilberg ist das Buch erschienen: Hausaufgabenfrust adé! Lernen mit Spiel und Spaß (www.lernenmitspielundspass.de).