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Umweltbewusst reisen? So gelingt der nachhaltige Familienurlaub

Familien planen schon jetzt den wohlverdienten Urlaub für das nächste Jahr. Wie gelingt es, diesen zu genießen und gleichzeitig umweltbewusst und nachhaltig zu reisen?

Langsam neigt sich das Jahr dem Ende zu und erste Gedanken drehen sich um den Urlaub im nächsten Sommer. Nachhaltigkeit kann und sollte ein Aspekt sein, den man in der Urlaubsplanung berücksichtigt, denn Tourismus und Freizeitaktivitäten auf Reisen haben enorme Auswirkungen auf die Luft- und Wasserqualität, die Biodiversität und das Landschaftsbild. Im Urlaub verbrauchen wir meist mehr Ressourcen als zu Hause – sei es Wasser, Energie oder Lebensmittel. Unsere Verantwortung ist es aber, die Erde zu bewahren steht. Und sowohl im Kampf gegen den Klimawandel als auch gegen die Ausbeutung des Globalen Südens spielt Nachhaltigkeit eine große Rolle.

Sanfter Tourismus

Daher wird „nachhaltiges Reisen“ immer beliebter. Gemeint ist damit eine Form des Tourismus, die im besten Fall keine negativen Folgen für die Natur und Bevölkerung am Zielort hat. Wer sanft oder nachhaltig verreist, belastet die Umwelt so wenig wie möglich und versucht, die Kultur im Reiseland nicht (negativ) zu verändern, sondern passt sich an.

Worauf sollten wir also konkret achten, wenn wir als Familie oder als Paar nachhaltig verreisen wollen? Es beginnt schon bei der An- und Abreise. Wie gelangen wir möglichst umweltschonend an unseren Zielort? Muss es wirklich ein weit entferntes Reiseziel sein? Können wir mit der Bahn anreisen? Flüge oder Kreuzfahrten sind bekanntlich problematisch, da diese besonders viele CO2-Emissionen mit sich bringen. Wenn man nur zu zweit unterwegs ist und mit dem Auto fahren möchte, ist es auch eine gute Idee, eine Mitfahrgelegenheit zu nutzen oder anzubieten, zum Beispiel über blablacar.de. Das spart auch Geld.

Nachhaltig reisen

Nachhaltig reisen geht mit sanftem Tourismus einher und bedeutet, sich auch vor Ort verantwortungsvoll zu verhalten: Müll vermeiden, Wasser und Strom sparen, aber auch die Kultur und Traditionen respektieren und die Tier- und Pflanzenwelt nicht zu zerstören.

Wie können wir uns also auch am Urlaubsziel möglichst umweltschonend fortbewegen? Gibt es öffentliche Verkehrsmittel oder Sharing-Modelle, die wir nutzen können? Können wir gar mit dem Fahrrad fahren?

Eine nachhaltige Unterkunft zu finden, ist mittlerweile nicht mehr schwierig. Es gibt immer mehr Hotels oder Ferienbauernhöfe, die mit saisonalen und regionalen (Bio-)Lebensmitteln kochen, Bio-Textilien verwenden, naturnah gebaut sind, Ressourcen aus der Umgebung und Ökostrom nutzen und dies durch Siegel und Zertifikate nachweisen. Beim Urlaub im Ferienhaus können wir unser nachhaltiges Verhalten von zu Hause weiterverfolgen – oder den Urlaub nutzen, um etwas Neues auszuprobieren: Brot selbst backen, möglichst plastikfrei einkaufen…

Und schon das Packen können wir nachhaltig gestalten: Wir sollten nur so viel einpacken, wie wir benötigen. Weniger Gewicht bedeutet weniger Emissionen bei der Fortbewegung. Was ist in der Grundausstattung in unserer Unterkunft enthalten? Was bringen wir von zu Hause mit, um unnötigen Müll zu sparen (Soda-Stream, Bienenwachstücher…)?

Für das Freizeitprogramm können wir nachhaltige Projekte und Aktivitäten einplanen: Ruderboot oder Stand-up-Paddling statt Motorboot, Radtour statt Ausflug mit dem Auto. Und brauchen wir wirklich noch ein zehntes Souvenir? Außerdem können wir mit offenen Augen unsere Wege gehen und Müll einsammeln, wo er nicht hingehört.

Eine gute Wahl treffen

Wie finden wir nun den richtigen Ort für den nächsten Urlaub? Können wir jeder Unterkunft trauen, die behauptet, sie sei nachhaltig? Es gibt unterschiedliche Möglichkeiten, das herauszufinden: Sucht auf der Homepage oder auf Social Media nach Informationen über die Nachhaltigkeit der Unterkunft. Über besonders innovative und nachhaltige Unterkünfte gibt es manchmal auch Reportagen und Berichte im Internet oder in Magazinen. Hilfreich können auch die Bewertungen anderer Gäste sein. Oder ihr fragt direkt bei der Unterkunft nach.

Vielleicht gibt es sogar Projekte und Aktivitäten, an denen sich die Gäste beteiligen können – und an denen im besten Fall auch Kinder oder Jugendliche Spaß haben.

Plattformen für nachhaltige Unterkünfte

Öko-Reiseportale helfen dabei, eine Vorauswahl zu treffen. So findet ihr zum Beispiel auf goodtravel.de Unterkünfte ausgewählt nach Kriterien wie Architektur (naturnahe Bauweise), Umwelt (bewusste Nutzung von Ressourcen) oder Kulinarik (regionale und frische Bioküche) in jeder Preiskategorie.

bookitgreen.com bewertet Unterkünfte nach bestehenden Zertifikaten im Tourismus, den eigenen 15 Nachhaltigkeitskriterien und den Bewertungen der Gäste (neben Sauberkeit und Freundlichkeit auch Nachhaltigkeit). Für jede Buchung pflanzt das Unternehmen einen Baum. fairweg.de wählt Hotels basierend auf ihren zwölf Nachhaltigkeitskriterien aus. Dazu zählen das Angebot an Bio-Lebensmitteln und Bio-Textilien, eine E-Ladestation, Ökostrom und eine Solaranlage. Ihr könnt auch ein Hotel in Verbindung mit einem Flug dorthin buchen. Fliegen zählt nicht zu den umweltschonenden Reisemethoden, daher bietet die Plattform eine CO2-Kompensation der Flüge an.

Unterkünfte auf forumandersreisen.de orientieren sich an Mensch und Umwelt, indem die Ressourcen vor Ort sorgsam und gezielt genutzt und die wirtschaftliche Entwicklung in den Reiseländern unterstützt werden. Der Urlaub soll besonders ethisch und sozial gerecht sein.

renatour.de ist spezialisiert auf naturnahes Reisen und hat vor allem für Familien nachhaltige Angebote. Bei den Unterkünften wird Wert auf eine gesunde, landestypische Küche möglichst in Bio-Qualität gelegt. Hier findet ihr eine europaweite übersichtliche Auswahl an Urlaubsangeboten wie „Single mit Kind“, „Urlaub mit Teenagern“ oder „Urlaub mit Tieren“.

Nachhaltiges Reisen wird immer einfacher. Warum es also nicht einfach mal probieren?

Helena Berger ist Voluntärin bei der Zeitschrift Family.

Autofrei – Wie eine Familie ohne eigenes Auto lebt

Alle Welt redet von der Verkehrswende, Familie Beyerbach macht es. Mutter Tabea erzählt, wie sie mit ihrer sechsköpfigen Familie ohne Auto klarkommt.

Wundert sich der Chef: „Heute eine halbe Stunde zu früh?“ – Angestellter: „Mein Auto ist nicht angesprungen, da bin ich zu Fuß gekommen.“

Zu meinem Führerschein habe ich von meinem großen Bruder einen Schlüssel für den familieneigenen VW-Bus und ein Witzebuch für Autofahrer bekommen. Niemand hätte damals gedacht, dass auf lange Sicht das Witzebuch das bessere Geschenk war. Ausdauernd kutschierte ich meine Jugendgruppe durch die Gegend. Das endete mit dem Auszug von daheim zu Beginn meiner Ausbildung. Da hatte sich auch das mit dem Auto erledigt. Das Azubi-Gehalt gab ein Auto nicht her.

Eine Frage des Geldes

Einige Jahre, Umzüge und ein Studium später lerne ich, immer noch autolos, meinen Mann kennen. Bei der Wahl der ersten gemeinsamen Wohnung achten wir auf eine gute Anbindung an den öffentlichen Nahverkehr. In diesem Fall heißt gut: werktags zweimal pro Stunde eine Bahn, sonntags nur einmal und ab 22 Uhr nur noch ein Rufbus. Mein Einkommen als Berufsanfängerin ist nicht üppig, wir versuchen, die Fix-Kosten niedrig zu halten. Mit der Geburt von Kind Nummer 1 zieht ein Fahrradanhänger in die Garage ein. Dieser leistet auch gute Dienste beim Einkauf. Mein Mann ist in dem Jahr Erziehungszeit oft stundenlang unterwegs, und das Kind liebt den Fahrradanhänger. Bei den gelegentlichen Autofahrten gibt es spätestens nach 45 Minuten Stress – im Anhänger ist stundenlang Ruhe. Haben wir bei Kind Nummer 1 noch bis zum sechsten Monat mit der ersten Fahrt gewartet, ist Kind Nummer 2 mit vier Wochen bereits mit uns unterwegs. Dann steht ein Umzug an. Uns ist klar, dass wir weiterhin ohne Auto leben wollen. Das Thema „Umweltschutz“ nimmt nun einen größeren Raum ein und das Geld ist noch immer knapp. Da passt die Redewendung „aus der Not eine Tugend machen“ ziemlich gut.

Nun leben wir in einer mittelgroßen Stadt. Ein Auto ist hier wirklich überflüssig und eher lästig. Zu unserer Wohnung gehört kein Parkplatz, sodass wir entweder teuer einen mieten müssten oder uns jedes Mal im Wohngebiet etwas suchen. Kind Nummer 3 gesellt sich zu uns und das ist nun wirklich eine Herausforderung: drei Kinder zwischen null und dreieinhalb Jahren auf dem Fahrrad, das ist anstrengend. Leider sind die ersten beiden Kinder in motorischer Hinsicht keine Überflieger, es dauert ewig, bis sie selbst so gut Fahrrad fahren können, dass ein gemeinsames Fahren möglich wird. Auf der anderen Seite – wo sollen wir überhaupt hin? Spielplätze sind fußläufig erreichbar und zu den Großeltern kommt man mit dem öffentlichen Nahverkehr. Für den Wocheneinkauf haben wir einen Bollerwagen, der auch bei Ausflügen zu Fuß gute Dienste leistet.

Profis im Zugfahren

Bevor jetzt der Eindruck entsteht, wir würden das perfekt lösen, hier noch ein paar andere Seiten: Viele Jahre sind meine Schwiegereltern einen Monat im Jahr ohne Auto im Urlaub. In dieser Zeit können wir dieses Auto ausleihen. Zudem leihen wir uns für eigene Urlaube gelegentlich ein Auto oder können das meiner Eltern nutzen.

Dann kommt Kind Nummer 4 zur Welt und das Ausleihen des Autos innerhalb der Familie erübrigt sich. Wir sind zu viele Personen. Das macht aber nichts, denn inzwischen sind die drei Großen gute Fahrradfahrer und der Zwerg fährt bei mir mit. Seit Neuestem besitze ich ein E-Lastenrad, das leistet uns gute Dienste beim Kinder- und Krempeltransport. Endlich kann ich Besuchskinder mitnehmen und selbst ein mittelgroßer Kaufrausch in der Baumschule ist kein Problem.

Es gibt kaum Situationen, in denen ich ein Auto ernsthaft vermisse, aber unser Leben ist eben auch auf das Leben ohne ausgerichtet. Unsere großen Kinder fahren seit dem ersten Schultag selbstständig mit dem Bus in den Nachbarort zur Freien Schule und sind auch in ihrer Freizeit mit dem Busticket unterwegs. Seit es neun ist, fährt das älteste Kind allein zu den Großeltern (45 Minuten mit Zug und Bus), jetzt mit 12 sind auch unbekannte Busstrecken kein Problem mehr. Besuche bei Freunden, die weiter entfernt wohnen, brauchen eine gründliche Vorausplanung, aber unsere Kinder sind Profis im Zugfahren. Zudem kann man sich als Eltern im Zug besser um die Kinder kümmern (zum Beispiel wickeln und stillen) und eine Toilette ist meist auch dabei. Natürlich können wir auch Geschichten von überfüllten Zügen, kaputten Toiletten und nervigen Mitreisenden erzählen, aber wir kennen auch Berichte von Autobahnsperrungen, üblen Rastanlagen, dauerstreitenden Kindern und Reiseübelkeit.

Das Auto als Selbstverständlichkeit?

Mit den Jahren ist der finanzielle Aspekt in den Hintergrund getreten. Aber wenn mir jemand erzählt, was die letzte Autoreparatur gekostet hat, grinse ich still in mich hinein. Was mich allerdings viel mehr beschäftigt, sind die negativen Aspekte des Autofahrens. Wir wohnen mitten in der Stadt. Wenn man sich nun vorstellt, dass hier kein privater PKW-Verkehr mehr durchführe, die Parkplätze Raum für Fußgänger und Radfahrerinnen böten und die Bäume nicht mehr nur kleine Felder zugewiesen bekämen – traumhaft.

Ich höre schon die Gegner rufen: Was ist mit den Menschen, die schlecht zu Fuß sind, auf dem Land leben und im Schichtdienst arbeiten? Da habe ich keine schnelle Lösung und sehe auch, dass im öffentlichen Nahverkehr Luft nach oben ist. Was ich aber ebenfalls sehe: dass viele Menschen das eigene Auto als Selbstverständlichkeit einplanen. Ihr Leben funktioniert nicht ohne Auto, weil sie es sich, oft nicht mal bewusst, so eingerichtet haben. Sie leben in diesem Bereich auf Kosten anderer Menschen und künftiger Generationen. Ganz direkt durch Lärm, Gestank und Feinstaub oder auch indirekt durch die Klimaveränderungen. Ich weiß, dass zur Verhinderung der Klimakatastrophe das Umdenken in vielen Bereichen notwendig ist. Wir müssen anfangen, unseren Lebensstil zu verändern. Und ich finde, bei der Mobilität ist das oft problemlos möglich, auch wenn es zu Lasten der Bequemlichkeit geht.

Tabea Beyerbach hat Betriebswirtschaft studiert. Sie lebt mit ihrer Familie in Süddeutschland.

Secondhand am Straßenrand

Kleidung neu zu kaufen ist oft teuer und wenig nachhaltig. Anna Koppri berichtet, wie sie es schafft, auf neue Kleidung zu verzichten.

In den letzten Jahren habe ich mich vermehrt mit meiner Verantwortung für unseren Planeten und meine Mitgeschöpfe beschäftigt. Ich finde, dass uns die Themen „Schöpfung bewahren“ und „unseren Nächsten lieben“ gerade als Christen ganz viel angehen. Jesus sprach vom „Reich Gottes“, das auf der Erde bereits angebrochen ist. Daran möchte ich gerne mitbauen. Mit jeder kleinsten Konsumentscheidung, die ich treffe, entscheide ich auch über das Wohlergehen der Natur und meiner Mitgeschöpfe. Ich trage mit meinem Lebensstil dazu bei, ob die endlichen Ressourcen dieser Erde weiter schonungslos geschröpft, Menschen ausgebeutet und Lebensräume für Tiere zerstört werden. Ich war ganz schön geschockt, als ich erfahren habe, dass etwa 40 Menschen in Entwicklungsländern ausgebeutet werden, um meinen westlichen Lebensstil zu ermöglichen. Das ist fast so, als würde ich 40 Sklaven für mich schuften lassen (https://slaveryfootprint.org). Später habe ich noch gehört, dass nicht nur Näherinnen in Asien meine günstige Kleidung nähen, sondern für die Herstellung eines einzigen T-Shirts ca. 15 Badewannenladungen voll Wasser verbraucht werden. Wow, das ist heftig. Vor allem, wenn man bedenkt, wie viele Millionen Menschen auf der Welt keinen Zugang zu ausreichend Trinkwasser haben.

Keine Shopping-Queen

Ich bin ehrlich: Ich war noch nie die begeisterte Klamotten-Käuferin. Ich kenne Frauen, die nach einem stressigen Arbeitstag shoppen gehen, um sich zu entspannen. Oder Frauen, die sich freiwillig am Wochenende zum Bummeln verabreden. So war ich noch nie. Kleidung kaufen war für mich immer schon vor allem Stress, wegen viel zu vieler Reize: helles Licht, viele Menschen und viel zu viel Auswahl.

Deshalb fiel es mir nicht sonderlich schwer, als ich vor etwa acht Jahren den Entschluss gefasst habe: „Ich werde nicht mehr dazu beitragen, dass Näherinnen sich 14 Stunden täglich die Finger blutig nähen und trotzdem nicht genug zu essen für ihre Kinder mit nach Hause bringen können. Ich werde auch nicht verantworten, dass zig Tonnen kostbaren Wassers verbraucht werden, weil ich jeden Monat ein neues T-Shirt haben möchte. Ich steige aus diesem System aus und betrete fortan keine Bekleidungsgeschäfte mehr.“

Was war das für eine Befreiung, als ich angefangen habe, mir den Blick in die Schaufenster von H&M und C&A zu sparen, weil ich sie sowieso nie wieder betreten würde. Ich habe das die ersten Jahre auch sehr konsequent durchgehalten, bis auf ungefähr einmal im Jahr, um Unterwäsche zu kaufen.

Ansonsten habe ich in den Zu-verschenken-Boxen gewühlt, die hier in Berlin überall am Straßenrand stehen, und nicht selten neue Lieblingsstücke mit nach Hause genommen. Da bin ich als Großstädterin natürlich verwöhnt. Ab und zu gehe ich auch in ein Secondhand-Geschäft, oder ich stöbere auf diversen Plattformen im Internet (Vinted, eBay Kleinanzeigen etc.). Meine Mutter hat mir eine Nähmaschine geschenkt, und ich habe festgestellt, dass Nähen nun wirklich kein Hexenwerk ist. Mit ein paar einfachen Nähten lässt sich problemlos ein neues Shirt zaubern oder ein altes aufhübschen. Außerdem habe ich mich auf Baby-Pumphosen spezialisiert und jedem neuen Erdenbürger in meinem Umfeld eine genäht.

Tauschen statt kaufen

Inzwischen habe ich selbst zwei dieser neuen Erdenbürger bei mir wohnen, für deren Einkleidung ich zuständig bin. Ich nähe immer noch, wenn es die Zeit zulässt. Allerdings achte ich dabei nicht konsequent darauf, woher der Stoff kommt (Notiz an mich: Das sollte ich tun!). Oft tut es tatsächlich auch eine alte Strickjacke oder ein Pulli, denen ich zu einem neuen Leben als Kinderhose oder Mütze verhelfe. Hier auf dem Markt gibt es ein Tauschmobil. Das ist toll. Man kann dort hinbringen, was man nicht mehr möchte, und findet immer wieder genau die Sachen für die Kinder, die man gerade braucht. In der Kita habe ich eine Tauschbox ins Leben gerufen, deren Reste ich entweder zum Tauschmobil oder in den Altkleidercontainer bringe.

Ich bin beim Einkaufen inzwischen nicht mehr ganz so dogmatisch, sondern genehmige es mir manchmal sogar, einen der „verbotenen“ Läden zu betreten, um mir auch mal ein neues Kleidungsstück zu gönnen. Am liebsten natürlich Fairtrade, doch immer klappt das nicht.

Und dann gibt es ja auch noch diverse Freundinnen, die regelmäßig ihre Kleiderschränke aussortieren und mir mitbringen, was mir gefallen könnte. Oder jemand organisiert eine Kleidertauschparty. Ich genieße es selbst total, wenn ich mit den heiß geliebten Klamöttchen, aus denen meine Kinder herausgewachsen sind, einer Freundin oder Cousine eine Freude machen und ihr Kindlein dann darin bewundern kann. Es ist also nicht nur wesentlich ressourcenschonender, wenig neue Kleidung zu kaufen, sondern macht auch glücklich, entlastet das Konto und fördert Gemeinschaft.

Noch finden meine Kids es total cool, mit mir in den Kisten am Wegesrand oder beim Tauschmobil zu wühlen und sich etwas auszusuchen. Ich hoffe natürlich, das hält noch eine Weile an. Doch ich mache mir keine Illusionen, dass nicht auch sie in den nächsten Jahren angesagte neue Sneakers und Shirts mit den richtigen Markennamen haben wollen. Ich werde ihnen dann erklären, weshalb ich ihnen die gern, allerdings zum Großteil secondhand besorge. Und auch, wie sie ihren Freunden klarmachen können, weshalb das wesentlich cooler ist, als neu zu kaufen.

Anna Koppri arbeitet für die Berliner Stadtmission, wo monatlich mehrere Tonnen Altkleider sinnvoll umverteilt oder upgecycelt werden.

Keine Shopping-Queen: So kaufen Sie billig und nachhaltig neue Kleidung

Neue Kleidung zu kaufen ist oft teuer und wenig nachhaltig. Anna Koppri berichtet, wie sie sich und ihre Familie günstig, nachhaltig und modisch einkleidet.

In den letzten Jahren habe ich mich vermehrt mit meiner Verantwortung für unseren Planeten und meine Mitgeschöpfe beschäftigt. Ich finde, dass uns die Themen „Schöpfung bewahren“ und „unseren Nächsten lieben“ jeden betreffen. Für mich ist aber auch der christliche Glaube eine wichtige Motivation dabei. Jesus sprach vom „Reich Gottes“, das auf der Erde bereits angebrochen ist. Daran möchte ich gerne mitbauen. Mit jeder kleinsten Konsumentscheidung, die ich treffe, entscheide ich auch über das Wohlergehen der Natur und meiner Mitgeschöpfe. Ich trage mit meinem Lebensstil dazu bei, ob die endlichen Ressourcen dieser Erde weiter schonungslos geschröpft, Menschen ausgebeutet und Lebensräume für Tiere zerstört werden. Ich war ganz schön geschockt, als ich erfahren habe, dass etwa 40 Menschen in Entwicklungsländern ausgebeutet werden, um meinen westlichen Lebensstil zu ermöglichen. Das ist fast so, als würde ich 40 Sklaven für mich schuften lassen (slaveryfootprint.org). Später habe ich noch gehört, dass nicht nur Näherinnen in Asien meine günstige Kleidung nähen, sondern für die Herstellung eines einzigen T-Shirts ca. 15 Badewannenladungen voll Wasser verbraucht werden. Wow, das ist heftig. Vor allem, wenn man bedenkt, wie viele Millionen Menschen auf der Welt keinen Zugang zu ausreichend Trinkwasser haben.

Keine Shopping-Queen

Ich bin ehrlich: Ich war noch nie die begeisterte Klamotten-Käuferin. Ich kenne Frauen, die nach einem stressigen Arbeitstag shoppen gehen, um sich zu entspannen. Oder Frauen, die sich freiwillig am Wochenende zum Bummeln verabreden. So war ich noch nie. Kleidung kaufen war für mich immer schon vor allem Stress, wegen viel zu vieler Reize: helles Licht, viele Menschen und viel zu viel Auswahl.

Deshalb fiel es mir nicht sonderlich schwer, als ich vor etwa acht Jahren den Entschluss gefasst habe: „Ich werde nicht mehr dazu beitragen, dass Näherinnen sich 14 Stunden täglich die Finger blutig nähen und trotzdem nicht genug zu essen für ihre Kinder mit nach Hause bringen können. Ich werde auch nicht verantworten, dass zig Tonnen kostbaren Wassers verbraucht werden, weil ich jeden Monat ein neues T-Shirt haben möchte. Ich steige aus diesem System aus und betrete fortan keine Bekleidungsgeschäfte mehr.“

Was war das für eine Befreiung, als ich angefangen habe, mir den Blick in die Schaufenster großer Textilketten zu sparen, weil ich sie sowieso nie wieder betreten würde. Ich habe das die ersten Jahre auch sehr konsequent durchgehalten, bis auf ungefähr einmal im Jahr, um Unterwäsche zu kaufen.

Secondhand als Alternative

Ansonsten habe ich in den Zu-verschenken-Boxen gewühlt, die hier in Berlin überall am Straßenrand stehen, und nicht selten neue Lieblingsstücke mit nach Hause genommen. Da bin ich als Großstädterin natürlich verwöhnt. Ab und zu gehe ich auch in ein Secondhand-Geschäft, oder ich stöbere auf diversen Plattformen im Internet (Vinted, eBay Kleinanzeigen etc.). Meine Mutter hat mir eine Nähmaschine geschenkt, und ich habe festgestellt, dass Nähen nun wirklich kein Hexenwerk ist. Mit ein paar einfachen Nähten lässt sich problemlos ein neues Shirt zaubern oder ein altes aufhübschen. Außerdem habe ich mich auf Baby-Pumphosen spezialisiert und jedem neuen Erdenbürger in meinem Umfeld eine genäht.

Tauschen statt kaufen

Inzwischen habe ich selbst zwei dieser neuen Erdenbürger bei mir wohnen, für deren Einkleidung ich zuständig bin. Ich nähe immer noch, wenn es die Zeit zulässt. Allerdings achte ich dabei nicht konsequent darauf, woher der Stoff kommt (Notiz an mich: Das sollte ich tun!). Oft tut es tatsächlich auch eine alte Strickjacke oder ein Pulli, denen ich zu einem neuen Leben als Kinderhose oder Mütze verhelfe. Hier auf dem Markt gibt es ein Tauschmobil. Das ist toll. Man kann dort hinbringen, was man nicht mehr möchte, und findet immer wieder genau die Sachen für die Kinder, die man gerade braucht. In der Kita habe ich eine Tauschbox ins Leben gerufen, deren Reste ich entweder zum Tauschmobil oder in den Altkleidercontainer bringe.

Ich bin beim Einkaufen inzwischen nicht mehr ganz so dogmatisch, sondern genehmige es mir manchmal sogar, einen der „verbotenen“ Läden zu betreten, um mir auch mal ein neues Kleidungsstück zu gönnen. Am liebsten natürlich Fairtrade, doch immer klappt das nicht.

Und dann gibt es ja auch noch diverse Freundinnen, die regelmäßig ihre Kleiderschränke aussortieren und mir mitbringen, was mir gefallen könnte. Oder jemand organisiert eine Kleidertauschparty. Ich genieße es selbst total, wenn ich mit den heiß geliebten Klamöttchen, aus denen meine Kinder herausgewachsen sind, einer Freundin oder Cousine eine Freude machen und ihr Kindlein dann darin bewundern kann. Es ist also nicht nur wesentlich ressourcenschonender, wenig neue Kleidung zu kaufen, sondern macht auch glücklich, entlastet das Konto und fördert Gemeinschaft.

Noch finden meine Kids es total cool, mit mir in den Kisten am Wegesrand oder beim Tauschmobil zu wühlen und sich etwas auszusuchen. Ich hoffe natürlich, das hält noch eine Weile an. Doch ich mache mir keine Illusionen, dass nicht auch sie in den nächsten Jahren angesagte neue Sneakers und Shirts mit den richtigen Markennamen haben wollen. Ich werde ihnen dann erklären, weshalb ich ihnen die gern, allerdings zum Großteil secondhand besorge. Und auch, wie sie ihren Freunden klarmachen können, weshalb das wesentlich cooler ist, als neu zu kaufen.

Anna Koppri arbeitet für die Berliner Stadtmission, wo monatlich mehrere Tonnen Altkleider sinnvoll umverteilt oder upgecycelt werden.

Erdbeeren im Winter

Aus Liebe zur Schöpfung: Warum uns der Klimaschutz so schwerfällt, er aber trotzdem unerlässlich ist. Von Robert Pelzer

Nach dem Abendessen machte ich mich daran, die Pfannen und Töpfe abzuwaschen. Ich suchte das Spüli, fand es aber nicht. Stattdessen stand dort diese neue schicke Flasche, die aussah wie ein Seifenspender. Ich drückte oben drauf und bekam etwas Schaum in die Hand. Als ich meine Frau fragte, was das sei, erzählte sie mir erfreut, dass sie wasserlösliche Tabletten besorgt habe. Nun bräuchten wir keine Spüliflaschen mehr zu kaufen, was ja Verpackungsmüll einsparen würde. Das fand ich gut, und ich machte mich mit dem Schaumspender an den Abwasch. Ich merkte schnell, dass ich sehr oft auf dieses Fläschchen drücken musste, um genügend Spülmittel für die fettigen Pfannen zu bekommen und dass selbst mit viel Schaum die Spülkraft nur so mittelmäßig war. Als Letztes spülte ich das Backpapier ab. Wir haben wiederverwendbares Backpapier, denn das spart Müll. Ich bekam die klebrige Schicht jedoch einfach nicht ab. Letzten Endes trennten wir uns von den Spülitabletten und entsorgten den nachhaltigen Spender wieder. Weil wir die klebrige Schicht auch mit normalem Spülmittel nicht wegbekamen, entsorgten wir auch das wiederverwendbare Backpapier, das sich als doch gar nicht so wiederverwendbar erwiesen hatte.

Ich war frustriert. Wir wollen doch unseren Beitrag leisten, Ressourcen sparen, weniger Energie und weniger Plastik konsumieren. Das ist uns allen wichtig, vor allem meiner 12-jährigen Tochter. Seit Neuestem liebt sie Unverpacktläden und gibt dort immer ihr Taschengeld aus. Wir essen kaum noch Fleisch, etwa einmal pro Woche als Familie. (Okay, ich esse auf der Arbeit manchmal heimlich einen Burger zum Mittag, meine Kinder nehmen in der Schulkantine hin und wieder das Fleischgericht, weil vegetarisch an dem Tag mit Blumenkohl ist, und vielleicht machen wir noch eine kleine Ausnahme und gehen am Wochenende Döner essen.) Alles in allem geben wir uns Mühe, finde ich. Aber ich bin frustriert, weil sich der Aufwand manchmal nicht zu lohnen scheint und zumindest durch diese Spüli- und Backpapiergeschichte mehr Müll entstanden ist, als wenn wir einfach normal weitergemacht hätten.

Es ist kompliziert

Aber warum bin ich eigentlich frustriert? Nur weil ein paar gut gemeinte, aber undurchdachte Produktlösungen nicht zielführend waren? Eigentlich ist es doch toll, dass die Industrie versucht, mit kreativen Lösungen dem Thema Nachhaltigkeit zu begegnen. Und es ist auch klar, dass dabei nicht jeder Ansatz erfolgreich sein kann. Nein, ich merke, dass die Gründe für meine Frustration andere sind.

Zuallererst ist es kompliziert und vielschichtig. Auf der Arbeit hatte letzten Januar jemand Erdbeeren mitgebracht. Ich saß in der Pause am großen Gemeinschaftstisch, nahm mir eine Erdbeere und bot meinem Kollegen auch eine an. Dieser schaute mich entgeistert an, schüttelte den Kopf und sagte: Erdbeeren im Januar? Ich verstand sofort, was er meinte. Irgendwie hatte er recht. Erdbeeren im Winter zu essen, muss ja nicht sein. Und doch wird es kompliziert: Plötzlich ist es falsch, Obst zu essen. Ständig muss man dazulernen und erfährt zum Beispiel, dass Avocados Unmengen an Wasser in Regionen verbrauchen, wo dies Mangelware ist und den Kleinbauern fehlt.

Ein anderer Freund fragte neulich, ob er denn bald nur noch Moos essen dürfe, ohne sich schlecht zu fühlen, und drückte damit das Grundgefühl aus, das viele gerade haben: So vieles, was man bisher sorglos konsumieren konnte, scheint neuerdings dem Planeten zu schaden. Zugegeben, das Dazulernen ist manchmal anstrengend. Ich kann mich doch im Alltag nicht ständig mit allen Zusammenhängen befassen, um sicherzustellen, dass ich auch wirklich nachhaltig bin, oder? Ja und nein. Vielleicht müssen es nicht alle Themen auf einmal sein, sondern Stück für Stück. Aber wir leben nun mal in und vor allem profitieren wir von einer global vernetzten Welt, in der unser Handeln Konsequenzen irgendwo anders hat. Dass wir diese Konsequenzen bedenken, hat etwas mit der Verantwortung zu tun, die erwachsene Menschen für ihr Tun übernehmen müssen.

Ohnmachtsgefühl

Doch es kann sich schnell das Gefühl einstellen, dass das ganze eigene Leben eine Belastung für den Planeten sei. Auf einer Fridays-for-Future-Demo, auf der ich mit meiner Tochter war, fielen mir Mädchen auf, die T-Shirts trugen mit Slogans wie „Parasit Menschheit“. Es stimmt ja, dass wir als Menschen der maßgebliche Grund für die Zerstörung des Planeten sind, aber andererseits sind wir ja auch Teil dieses Planeten. Die Natur und wir – das lässt sich nicht trennen. Und meines Erachtens liegt darin auch schon die Lösung des Problems. Wenn wir anfangen würden zu verstehen, dass wir nicht außerhalb der Natur existieren, sondern Teil von ihr sind und sie brauchen, dann beenden wir hoffentlich schleunigst ihre Zerstörung.

Aber dann stellt sich mir manchmal die Frage, ob alle unsere Anstrengungen überhaupt etwas bringen, und ich bekomme dieses lähmende Ohnmachtsgefühl. In Anbetracht der Situation und der Fülle an Themen und Zusammenhängen kann man schon das Gefühl bekommen, die Lage sei aussichtslos. Menschen vermeiden Plastik und lernen dann, dass Glas aus Gründen der Energiebilanz auch nicht unproblematisch ist. Ich habe aber manchmal den Eindruck, dass eine „Das bringt doch eh nichts“-Haltung nur eine Ausrede ist, passiv zu bleiben. Ich habe schon mit Menschen diskutiert, die gegenüber allen Hilfsorganisationen eine zynische Haltung hatten, nur um zu rechtfertigen, dass sie nie spenden.

Warten auf die Apokalypse

Neben Zynikern, Turbo-Kapitalisten und Klimaleugnern, die den menschengemachten Klimawandel für eine Lüge halten, gibt es noch eine andere Gruppe, die leider manchmal dadurch auffällt, dass sie dem Thema Klimaschutz nicht allzu viel Bedeutung schenkt. In manchen frommen Kreisen tut man sich immer noch schwer damit, die Klimakrise angemessen zu adressieren. Unsere Jesus-Freaks-Pullis zum Beispiel hatten damals die Aufschrift: „Alles geht in Arsch, Jesus bleibt!“ Das spiegelte unsere Sicht auf die Entwicklung der Welt wider, die eher negativ und fatalistisch geprägt war. Wir warteten ständig gespannt auf eine unabwendbare Apokalypse.

Doch wer so denkt, wird selten dazu beitragen, eine nachhaltige Verbesserung in der Welt zu erreichen, sei es im Sozialen, sei es bezogen auf die Umwelt. Und leider tragen Menschen, die so denken, oft selbst dazu bei, dass nichts besser werden kann, und erfüllen damit ihre eigene Prophezeiung selbst. Der Weltklimarat geht davon aus, dass in den nächsten 70 Jahren viele Teile der Welt unbewohnbar werden, wenn unser Verhalten ungebremst so weitergeht. Ich finde es deshalb paradox, dass einige Gemeinden, die seit Jahrzehnten das baldige Weltende proklamieren, im Hinblick auf diese von uns Menschen verursachte, reale Bedrohungslage so still sind.

Stattdessen kommt es nicht selten vor, dass Energie und Zusammenhalt für Streitthemen verpulvert werden, wie zum Beispiel die Frage, ob Frauen ebenso wie Männer in Lehr- oder Leitungspositionen agieren dürfen. Gemeinden, die sich in Anbetracht der weltweiten Lage mitsamt Hungersnöten, sozialen Ungerechtigkeiten und einer Klimakrise, die die gesamte Menschheit bedroht, mit Themen beschäftigen, die für die meisten Menschen schon vor Jahrzehnten nicht mehr relevant waren, schaffen sich zunehmend selbst ab.

Nicht zu spät

„Mag sein, dass der Jüngste Tag morgen anbricht, dann wollen wir gern die Arbeit für eine bessere Zukunft aus der Hand legen, vorher aber nicht.“ Dieser Satz von Dietrich Bonhoeffer spricht mir aus der Seele. Denn er drückt die Hoffnung dafür aus, dass es noch nicht zu spät ist. Er drückt aus, dass es sich lohnt, weil es besser werden kann. Und er bringt auch unsere eigene Verantwortung zum Ausdruck. Die Verantwortung für diesen Garten, für diese Erde, die uns von Gott gegeben wurde, wird uns nicht abgenommen werden. Deshalb lohnt es sich bei aller Komplexität, dieses dringende Thema trotz unseres vollen Alltags nicht aus den Augen zu verlieren. Unser Handeln hat einen Einfluss!

Weil man über das eigene Konsumverhalten die meiste Kontrolle hat, haben wir als Familie wie anfangs beschrieben beim Einkaufen begonnen. Den Fleischverzehr zu reduzieren, ist zum Beispiel nicht nur gesund und erspart Tierleid, auch der CO2-Abdruck pflanzlicher Proteine ist um ein Zigfaches niedriger. Denn der Regenwald wird in diesen Momenten weiter abgeholzt, nur um Soja für Tierfutter anzubauen, das weltweit ca. 77 Prozent des gesamten Agrarlandes beschlagnahmt. Wichtig ist, dass wir beginnen, das zu tun, was in unserem Einflussbereich liegt. Dabei kann es helfen, wenn wir uns ein relevantes Thema herausnehmen und damit fokussiert beginnen. Lieber mit wenig starten und immer mehr dazulernen, als gar nicht zu beginnen, weil es zu kompliziert und aussichtslos erscheint oder weil es unbequem ist. Vielleicht können wir das nicht immer hundertprozentig. Aber es stimmt, was die Mädels und Jungs bei den Klimademos rufen: Es gibt keinen Plan(eten) B – und die Lage ist mehr als nur ernst.

Robert Pelzer arbeitet als Forschungsingenieur in einem Berliner Start-up und macht gerade eine Coaching-Ausbildung. Mit seiner Frau und seinen drei Kindern lebt er in Pankow.

Großer Tag – kleiner Fußabdruck: 5 Tipps für eine nachhaltige Hochzeit

Eine Hochzeit nachhaltig zu gestalten, ist gar nicht schwer. Als Merksatz dient ein amerikanisches Sprichwort.

Wer an seiner Hochzeit die Umwelt und ganz nebenbei auch noch den Geldbeutel schonen möchte, kann sich einfach an einer alten amerikanischen Tradition orientieren, wonach eine Braut an ihrer Hochzeit fünf Dinge braucht: „Something old, something new, something borrowed and something blue. And a silver sixpence in her shoe.“

1. Something old (Etwas Altes)

Es ist nicht nötig, für die Hochzeit alles neu anzuschaffen. Vasen und Kerzenständer können Feiernde günstig gebraucht kaufen. „Alte“ Blumen in Form von Trockenblumen erleben derzeit ihren zweiten Frühling und geben eine wunderschöne Boho-Deko ab. Und heruntergekommenes Mobiliar oder verkratzte Tischplatten können mithilfe von Stuhlhussen und Tischdecken in neuem Glanz erstrahlen. Stofftischtücher sind natürlich besonders umweltschonend.

Auch beim Essen tut es „etwas Altes“, und zwar im übertragenen Sinne: „Iss nichts, was nicht auch deine Großmutter gegessen hätte“, rät Ernährungsberaterin Lynn Hoefer in Hinblick auf eine ganzheitliche, gesunde Ernährung. Das bedeutet: Bei der Speiseauswahl kann das Hochzeitspaar die dann herrschende Saison im Blick behalten und regionale Lebensmittel auf dem Buffet anbieten.

Ein ganz besonderer Hingucker ist es, wenn Omas altes Brautkleid noch im Schrank hängt und von einer kundigen Schneiderin zu einem neuen, modernen Kleid umgearbeitet werden kann.

2. Something new (Etwas Neues)

Natürlich sollte es auf einer nachhaltigen Hochzeit so wenig Wegwerfprodukte wie möglich geben. Wer jedoch auf Strohhalme und den Luftballonstart nicht verzichten möchte, kann sich zumindest um einen nachhaltigen Ersatz bemühen. Inzwischen gibt es viele ökologisch wertvolle Alternativen zu herkömmlichen Produkten, so zum Beispiel Luftballons aus Naturlatex. Überschüssige Glas- oder Stahlröhrchen kann das Brautpaar nach der Feier an die Gäste verschenken, welche sie dann zuhause weiterverwenden.

Beim Upcycling entsteht etwas ganz Neues aus einem ehemals alten Produkt: Teelichte leuchten in einem alten Marmeladenglas, das mit einer Buchseite aus einem ausrangierten Buch umwickelt ist. Vasen können aus Altglas, Konservendosen und sogar Tetrapacks gebastelt werden. Und aus zerknitterten Servietten aus Mutters Krims-Krams-Schublade lassen sich wunderschöne Blumengirlanden und Pompoms zaubern, die von der Decke baumeln. Sogar der Ehering lässt sich aus recyceltem Edelmetall fertigen.

3. Something borrowed (Etwas Geliehenes)

Hochzeitsdeko und Blumenschmuck, ja sogar Brautkleider kann man heutzutage leihen und nach der Feier problemlos zurückgeben. Gleiches gilt für Getränke, die Feiernde beim Getränkehändler auf Kommission erwerben können. Das spart Ressourcen und Geld.

Übrig gebliebenes Essen kann das Brautpaar zwar nicht zurückgeben, aber zumindest den Gästen mitgeben. Daher am Hochzeitstag an Verpackungsmaterial aus biologisch abbaubaren Materialien wie Papier oder Bienenwachstücher denken und auf die gute alte Alufolie beziehungsweise den Plastikgefrierbeutel nach Möglichkeit verzichten.

4. Something blue (Etwas Blaues)

Blau ist, wer auf der Hochzeit zu tief ins Glas geschaut hat. Auch beim Thema Getränkekonsum lässt sich auf Nachhaltigkeit achten: Wenn die Gäste mehrere Bier aus demselben Glas trinken, lassen sich Spülgänge einsparen. Statt Plastikflaschen lieber Glasflaschen kaufen und die Getränke immer in Gläsern, nie in Papp- oder gar Plastikbechern ausschenken. Das macht den ökologischen Fußabdruck gleich kleiner!

5. And a silver Sixpence in her shoe (Und ein Ein-Cent-Stück in ihrem Schuh)

Ganz von allein spart das Brautpaar bei einer nachhaltigen Hochzeit Geld. Den Blick sollte das Paar jedoch nicht darauf richten, worauf es bei einer nachhaltigen Hochzeit verzichten muss, sondern was es dadurch gewinnt: Die Kreativität wird angeregt beim Ausdenken upgecycelter Dekoelemente, das Essen ist lecker und dabei noch gesund, das Ambiente umso schöner. Und es bleibt sogar mehr Geld übrig für die Flitterwochen. Und immer dran denken: Worauf es bei einer Hochzeit wirklich ankommt, gibt es sowieso in keinem Laden der Welt zu kaufen!

Catharina Bihr lebt mit ihrem Mann in Stuttgart und arbeitet in der Erwachsenenbildung.

Bio-Produkte für mein Baby? Mit diesem Ratgeber kaufen Sie das Beste fürs Kind

Sollten Sie für Ihr Baby Bio-Lebensmittel kaufen? Und auf was sollten Sie dabei achten? Expertin Elke Decher gibt Tipps für die richtige Babynahrung.

„Mein Baby steigt nun langsam auf feste Nahrung um. Bisher war mir Bio ja nicht so wichtig. Aber meinem Kind will ich natürlich nur das Beste bieten! Warum sind ‚gute‘ Lebensmittel so wichtig und woran erkenne ich sie?“

Es ist schön, dass Sie nur das Beste für Ihr Baby wollen und nun, bei der Umstellung von der reinen Milchernährung auf Beikost, intensiv über „gute“ Lebensmittel nachdenken. Viele junge Eltern machen sich bei der Ernährung ihres Kindes intensive Gedanken, welche Lebensmittel sich eignen und auch gut und gesund für ihr Kind sind.

Was sind gesunde Produkte?

„Gute“ Lebensmittel – was heißt das eigentlich? Sind damit Bio-Produkte oder eher wenig verpackte, frische, saisonale Lebensmittel aus der Region gemeint? Und ist dieses Essen besonders nährstoffreich und gesund? Es gibt viele verschiedene Kategorien, nach denen sich die Qualität von Lebensmitteln bemisst. Wir haben hier die „Qual der Wahl“!

Bio und Öko: Das steht beides für Lebensmittel, die nach der EU-Ökoverordnung produziert wurden. Hier ist es selbstverständlich, dass keine Gentechnik verwendet werden darf. Es gibt enge Vorschriften, welche Dünge- und Pflanzenschutzmittel genutzt werden können, und das Tierwohl muss bei der Produktion besonders berücksichtigt werden. Es handelt sich also durchweg um Produkte mit hohem Qualitätsstandard! Eine möglichst geringe Umweltbelastung ist hierbei ebenfalls wichtig. Allerdings enthalten Bio-Produkte nicht grundsätzlich mehr Vitamine oder Nährstoffe – im Einzelfall aber schon.

Zusätzlich zum EU-Ökoverordnungslabel können Sie auf Lebensmitteln weitere Label verschiedener Anbieter oder Länder finden, die häufig noch strengere Maßstäbe vorgeben. Bei Eiern sehen Sie am Kennzeichnungsstempel, ob es sich um Bio-Eier handelt, wenn Sie dort als erste Ziffer eine „0“ lesen.

Sind Bio-Produkte ihren Preis wert?

Bio-Landwirtschaft ist teurer, da sie insgesamt arbeits- und kostenintensiver ist. Leider wird noch immer ein Teil der Bio-Produkte im Supermarkt in Plastik verpackt angeboten. Wer Verpackung (auch aus nachwachsenden Rohstoffen) einsparen möchte, um nachhaltiger einzukaufen, sollte dies in Unverpackt- oder Bioläden tun. Auch wer auf dem Wochenmarkt unverpacktes Obst und Gemüse – als Saisonware möglichst aus der Region – einkauft, tut etwas „Gutes“, weil er dort nährstoffreiche Lebensmittel mit „Nachhaltigkeitsgedanken“ erwerben kann. Für die ganz Kleinen ist aber auch das „Bio-Gläschen“ eine recht gute, sichere und qualitativ hochwertige Alternative. Vielleicht haben Sie auch einen Bio-Bauernhof in Ihrer Nähe, eventuell sogar mit Hofladen, in dem Sie sichere, gesunde (weil nährstoffreiche) und nachhaltig produzierte Lebensmittel kaufen können.

Elke Decher ist Diplom-Ökotrophologin und unterrichtet Ernährung, Hauswirtschaft und Gesundheits- und Naturwissenschaften an einem Berufskolleg.

Bio-Produkte für mein Baby?

„Mein Baby steigt nun langsam auf feste Nahrung um. Bisher war mir Bio ja nicht so wichtig. Aber meinem Kind will ich natürlich nur das Beste bieten! Warum sind ‚gute‘ Lebensmittel so wichtig und woran erkenne ich sie?“

Es ist schön, dass Sie nur das Beste für Ihr Baby wollen und nun, bei der Umstellung von der reinen Milchernährung auf Beikost, intensiv über „gute“ Lebensmittel nachdenken. Viele junge Eltern machen sich bei der Ernährung ihres Kindes intensive Gedanken, welche Lebensmittel sich eignen und auch gut und gesund für ihr Kind sind.

SIND „GUTE“ LEBENSMITTEL AUCH GESUND?

„Gute“ Lebensmittel – was heißt das eigentlich? Sind damit Bio-Produkte oder eher wenig verpackte, frische, saisonale Lebensmittel aus der Region gemeint? Und ist dieses Essen besonders nährstoffreich und gesund? Es gibt viele verschiedene Kategorien, nach denen sich die Qualität von Lebensmitteln bemisst. Wir haben hier die „Qual der Wahl“!

Bio und Öko: Das steht beides für Lebensmittel, die nach der EU-Ökoverordnung produziert wurden. Hier ist es selbstverständlich, dass keine Gentechnik verwendet werden darf. Es gibt enge Vorschriften, welche Dünge- und Pflanzenschutzmittel genutzt werden können, und das Tierwohl muss bei der Produktion besonders berücksichtigt werden. Es handelt sich also durchweg um Produkte mit hohem Qualitätsstandard! Eine möglichst geringe Umweltbelastung ist hierbei ebenfalls wichtig. Allerdings enthalten Bio-Produkte nicht grundsätzlich mehr Vitamine oder Nährstoffe – im Einzelfall aber schon.

Zusätzlich zum EU-Ökoverordnungslabel können Sie auf Lebensmitteln weitere Label verschiedener Anbieter oder Länder finden, die häufig noch strengere Maßstäbe vorgeben. Bei Eiern sehen Sie am Kennzeichnungsstempel, ob es sich um Bio-Eier handelt, wenn Sie dort als erste Ziffer eine „0“ lesen.

SIND BIO-PRODUKTE IHREN PREIS WERT?

Bio-Landwirtschaft ist teurer, da sie insgesamt arbeits- und kostenintensiver ist. Leider wird noch immer ein Teil der Bio-Produkte im Supermarkt in Plastik verpackt angeboten. Wer Verpackung (auch aus nachwachsenden Rohstoffen) einsparen möchte, um nachhaltiger einzukaufen, sollte dies in Unverpackt- oder Bioläden tun. Auch wer auf dem Wochenmarkt unverpacktes Obst und Gemüse – als Saisonware möglichst aus der Region – einkauft, tut etwas „Gutes“, weil er dort nährstoffreiche Lebensmittel mit „Nachhaltigkeitsgedanken“ erwerben kann. Für die ganz Kleinen ist aber auch das „Bio-Gläschen“ eine recht gute, sichere und qualitativ hochwertige Alternative. Vielleicht haben Sie auch einen Bio-Bauernhof in Ihrer Nähe, eventuell sogar mit Hofladen, in dem Sie sichere, gesunde (weil nährstoffreiche) und nachhaltig produzierte Lebensmittel kaufen können.

Elke Decher ist Diplom-Ökotrophologin und unterrichtet Ernährung, Hauswirtschaft und Gesundheits- und Naturwissenschaften an einem Berufskolleg. Illustration: Sabrina Müller, sabrinamueller.com

Lernen, wo die Milch herkommt

Ruth Korte möchte mit ihrer Familie nachhaltig leben. Dabei gibt es Erfolgserlebnisse, aber auch Rückschläge.

Eins vorweg: Wir sind weit davon entfernt, eine „Öko- Familie“ zu sein – weit entfernt von denen, die es schaffen, einen einzigen gelben Sack pro Monat zu verbrauchen, komplett aufs Rad und die Öffis umgestellt zu haben, sich nur Gebrauchtes oder Selbstgebautes ins Haus zu holen oder selbstversorgerlich ihr eigenes Obst und Gemüse anzubauen. Letzteres wäre schon deshalb nicht möglich, weil wir keinen Garten haben. Auch wollen wir auf einen gewissen Komfort in unserem Leben nicht verzichten: auf unser Auto zum Beispiel, die Flugreise in die Urlaubssonne oder hin und wieder ein neues Möbel- oder Kleidungsstück.

Schritte vor und zurück

Trotzdem liegt uns der Umweltschutz am Herzen und wir versuchen, uns dafür einzusetzen, indem wir kleine Schritte in diese Richtung gehen – denn dieses Prinzip sollte inzwischen bei jedem angekommen sein: Jeder Schritt zählt.

Manchen Schritt musste ich wieder zurückgehen. Etwa als ich mir vornahm, gänzlich auf neue Kleidungsstücke zu verzichten oder sie nur noch zu erkreiseln, um dann nach ein paar (wenigen) Wochen festzustellen, dass ich neue Kleider wirklich sehr, sehr gern mag. Immerhin kaufe ich die jetzt nicht mehr online, sondern in der Stadt (Ausnahme: Corona). Oder als ich meine Haarpflegeprodukte durch festes Shampoo ersetzen wollte und relativ bald merkte, dass keine Seife meinem Haar so viel Glanz und Volumen verleihen kann, wie mein altbewährtes Shampoo aus der Plastikflasche. Immerhin benutze ich seitdem Körperseife statt Duschgel, denn da gibt es tatsächlich gute Alternativen. Auch der Versuch, unsere Einkäufe komplett in den Biomarkt, den Unverpackt-Laden und auf den Wochenmarkt zu verlagern, scheiterte, als ich feststellte, dass so am Ende des Geldes doch noch ziemlich viel Monat übrigblieb.

Wenig Fleisch und selbstgemachte Putzmittel

Es geht nicht alles – und alles geht. Auch die ganz kleinen Dinge. Bei uns bedeutet das, dass wir unsere Espressobohnen fair und direkt gehandelt in der Kaffeerösterei um die Ecke kaufen, auf unnötige Verpackungen verzichten, vorwiegend bio und saisonal kaufen, langlebige Edelstahlstatt Plastikhalme benutzen oder die Bauern und Bäcker im Umland unterstützen, indem wir ihre Produkte kaufen. Wir wollen noch viel mehr machen: weniger Fleisch essen (denn auch das schützt die Umwelt), gutes Fleisch essen, Putzmittel selbst herstellen und doch öfter aufs Auto verzichten.

Lernen, wo die Milch herkommt

Irgendwo las ich mal den schlauen Satz: „Was man kennt und liebt, das schützt man.“ Also bemühe ich mich, auch meinem Kind eine Liebe zur Umwelt zu vermitteln, indem ich mit meiner Tochter dies und das in bescheidenen Kübeln im Hof anbaue. Ich gehe mit ihr jede Woche auf den Markt, damit sie ein Gespür für Saisonales bekommt und Regionales unterstützen lernt. Ich hole mit ihr Milch direkt beim Bauern, damit sie weiß, wo sie herkommt und warum ein Liter Milch mehr als einen Euro wert ist (und ja, auch, um ein bisschen Kuh-Kino zu erleben). Ich mache mit ihr Ausflüge in die Natur, sammle wilde Kräuter und Beeren und stelle daraus Pesto oder Marmeladen her. Wir lernen zusammen Pflanzen- und Tierarten kennen – und dabei merke ich, dass mein Naturwissen (noch) sehr beschränkt ist. Ich bin gespannt, wohin uns unsere nächsten Schritte führen.

Ruth Korte lebt mit ihrem Mann und ihrer Tochter in Gießen. Sie arbeitet als freie Redakteurin für Family und FamilyNEXT.

Naturbingo

Hier findet ihr die Vorlage für unser Naturbingo aus der Family 5/20. Viel Spaß damit!

Family_Naturbingo