Beiträge

Hilfe, mein Kind (4) spielt Krieg! Expertin beruhigt: Das ist nicht ungewöhnlich

Viele Jungs im Kindergarten spielen gerne Krieg. Angesichts der derzeitigen Lage kann das befremdlich wirken. Es ist allerdings nicht ungewöhnlich, sagt Familienberaterin Daniela Albert und erklärt die Hintergründe.

Manche Eltern sind völlig aufgelöst wenn die Kinder im Kindergarten gerne Krieg spielen. Manch Eltern berichten, dass eine Kindergartengruppe als Ukraine gegen eine andere Gruppe als Russland kämpft. Dabei äußern auch einie Kinder den Wunsch, Soldaten zu werden und gegen Putin zu kämpfen. Das stellt Eltern vor eine wichtige Frage: Wie gehen wir damit um? Sollen wir das unterbinden?

Grundsätzlich ist es nicht ungewöhnlich, dass Kinder sich in diesem Alter auch spielerisch miteinander messen und „kämpfen“, oder, wie in diesem Fall, „Krieg“ spielen. Zum einen ermöglichen ihnen solche Raufspielchen, die eigenen Kräfte und Grenzen zu entdecken und auch Erfahrungen mit den Kräfen und Grenzen anderer Menschen zu machen. Zum anderen verleiht ihnen das Schlüpfen in eine Rolle, in der sie als Superheld oder Krieger mit Waffen oder besonderen Kräften auftreten können, ein Gefühl von Macht und Stärke, das ihnen im normalen Alltag oft verwehrt bleibt.

Kinder verarbeiten im Spiel

So ist auch der Wunsch, „Soldat“ zu werden einzuordnen. Es geht dabei nicht darum, wirklich einmal in den Krieg zu ziehen und Menschen zu töten, sondern der eigenen Hilflosigkeit, die Kinder in dieser Krise spüren, etwas entgegenzusetzen. Was man hier beobachten kann, ist Teil einer spielerischen Verarbeitung von Realität, die die Kinder gerade miterleben müssen.

Wir alle spüren ja im Moment ein Gefühl von Machtlosigkeit, wenn wir den Krieg in der Ukraine beobachten. Nur haben wir als Erwachsene andere Möglichkeiten, damit umzugehen. Kinder finden hier einen Ausweg über Spiel und magisches Denken. Da wird ein kriegsführender Diktator auf einmal besiegbar wie eine Gruppe anderer Vierjähriger und ein kleiner „Soldat“ kann kommen und ihn stoppen.

Die Bedürfnisse dahinter

Vor diesem Hintergrund wäre ein reines Verbot dieses Spiels nicht zielführend. Wenn Eltern oder das pädagogische Personal in der Kita trotzdem ein ungutes Gefühl bei diesem Spiel haben – was ich angesichts der Lage nachvollziehen kann –, ist es besser, die dahinterstehenden Bedürfnisse auf andere Art zu füllen: Zum einen sollte es Raum zum Toben, Raufen und Kämpfen geben, der von den Erwachsenen so gestaltet wird, dass sich die Kinder darin möglichst frei ausleben dürfen. Erwachsene und Kinder können sich gemeinsam Fantasiegestalten ausdenken, die dort aufeinandertreffen.

Zum anderen muss aber auch Raum da sein, mit dem Krieg in der Ukraine umzugehen: Hier geht es vor allen Dingen darum, den Blick der Kinder auf das zu lenken, was sie tun können, um zu helfen, und wo ihre tatkräftige Unterstützung wirklich nützlich sein kann. Es geht darum, der Machtlosigkeit Selbstwirksamkeit entgegenzusetzen.

Daniela Albert ist Erziehungswissenschaftlerin und Eltern- und Familienberaterin (familienberatung-albert.de).

3 bis 5 – Ab in den Kindergarten – aber in welchen?

Elternfrage: „Mein Kind wird nächstes Jahr drei Jahre alt und war bisher bei einer Tagesmutter. Nächstes Jahr soll es in die Kita wechseln. Wie finde ich heraus, welche Kita zu uns passt? Und bis wann muss ich es anmelden?“

Generell sollte die Suche nach einem Kitaplatz so früh wie möglich beginnen“, rät Nadine Jung vom Landkreis Gießen mit Blick auf die Wartelisten, die in manchen Städten und Regionen sehr lang sein können. Einen Überblick über die jeweilige Platzsituation kann euch die Gemeinde- und Stadtverwaltung im Wohnort geben, die gleichzeitig auch Träger vieler Kitas ist.

Dort oder auf der Homepage der Kitas könnt ihr erste Informationen zu pädagogischen Ansätzen, Räumlichkeiten, Gruppengrößen und Konzeptionen finden. So könnt ihr euch einen ersten Eindruck verschaffen und entscheiden, was euch persönlich zusagt. Dies ist individuell verschieden und variiert von der örtlichen Distanz über den Betreuungsschlüssel, also wie viele Erzieherinnen im Kindergarten wie viele Kinder betreuen, bis hin zum Betreuungskonzept, das in der Einrichtung angewandt wird.

Offen, teiloffen und geschlossen?

Die Konzepte in den Kindergärten variieren zwischen offen, teiloffen und geschlossen. In einer geschlossenen Gruppenarbeit wird ein Kind einer Gruppe mit festen Erzieherinnen zugeteilt. In dieser halten sich die Kinder während des gesamten Kindergartentages auf.

Beim teiloffenen Konzept sind die Kinder nur am Tagesbeginn und -ende in ihrer Stammgruppe. Nach einem gemeinsamen Start werden die anderen Gruppen für die Kinder geöffnet. Ganz auf Gruppen verzichtet wird in Kindergärten mit offenem Konzept. Die Räume, die den Kindern zur Verfügung stehen, sind themenorientiert. Es gibt zum Beispiel einen Kreativraum, einen Bewegungsraum oder einen Rückzugs- und Ruheraum. Die Kinder können frei wählen, mit wem sie wann welchen Aktivitäten nachgehen möchten.

Menschenbilder sind verschieden

In Deutschland wird ein Drittel aller Kindergärten von den Städten und Kreisen getragen. Der größte Teil der Einrichtungen wird von freien Trägern wie Kirchen, Wohlfahrtsverbänden, Vereinen oder Elterninitiativen geleitet. In der Schweiz sind rund 90 Prozent aller Kitas als Verein, GmbH, Stiftung oder Betriebskita privat organisiert und werden zu durchschnittlich zwei Dritteln durch Elternbeiträge finanziert. Dadurch sind die Betreuungskosten deutlich höher als in Deutschland.

In Deutschland wie in der Schweiz prägt der jeweilige Träger das der Einrichtung zugrunde liegende Menschenbild und kann humanistischer, christlicher, anthroposophischer oder anderer Natur sein. Das christliche Menschenbild wird vor allem in Kindergärten gelebt, die in kirchlicher Trägerschaft sind. Es gibt evangelische und katholische, aber auch freie Bekenntniskindergärten. Christlichen Kindergärten gemein ist, dass die Kinder entsprechend dem christlichen Weltbild erzogen werden. Nächstenliebe und die Gebote Gottes sowie seine Liebe zu den Menschen stehen im Fokus. Wie diese Werte konkret im Kita-Alltag gelebt werden, könnt ihr im Gespräch mit der Leitung oder direkt mit den Erzieherinnen klären.

Ruth Korte, Illustration: Sabrina Müller, sabrinamueller.com

Unsere Tochter klaut

„Unsere Tochter ist ein fröhliches, kluges Mädchen. Seit einiger Zeit steckt sie aber immer wieder Sachen ein. Wenn wir sie fragen, sagt sie, die habe sie geschenkt bekommen. Wir machen uns Sorgen, dass ihr etwas fehlt. Was können wir tun?“

Fangen Kinder an zu stehlen, ist es immer ratsam, nach den Motiven für dieses Verhalten zu fragen. In den meisten Fällen kann man davon ausgehen, dass das Kind unbedingt ein Spielzeug oder eine Süßigkeit haben und nicht darauf warten wollte. Ist das Stehlen ein einmaliger Ausrutscher, kann man das gelassen mit dem Kind besprechen und mit einer angemessenen Wiedergutmachung aufarbeiten. In der Regel sind die meisten Kinder einsichtig und haben ein Gespür dafür, dass ihr Verhalten nicht richtig war.

RAUM FÜR EHRLICHKEIT
Allerdings beschreiben Sie, dass Ihre Tochter wiederholt gestohlen und im Gespräch auch ausweichend reagiert hat. Ihre Sorge, dass Ihrer Tochter etwas fehlen könnte, ist berechtigt, und es ist gut, dass Sie hier genau hinsehen. Wenn Kinder immer wieder etwas mitgehen lassen und anscheinend auch nicht ehrlich sein können, ist es durchaus möglich, dass eine innere Not vorliegt. Dann braucht das Kind unbedingt Hilfe. Es ist auf jeden Fall der richtige Weg, dass Sie Ihre Tochter auf die eingesteckten Dinge angesprochen haben. Solche Gespräche sollten Sie in Ruhe und ohne Beschuldigungen und Vorwürfe führen, damit sich Ihr Kind öffnen und die Wahrheit sagen kann. Hier ist Ihr Ton ganz entscheidend. Versichern Sie Ihrem Kind, dass es keine Angst vor Strafe haben muss und mit all dem, was es beschäftigt, zu Ihnen kommen kann. Wichtig ist, dass Sie Ihr Kind nicht bloßstellen, sondern Raum für Offenheit und Ehrlichkeit geben.

URSACHENFORSCHUNG
Stehlen Kinder immer wieder, kann das ganz unterschiedliche Ursachen haben. Manche Kinder erleben in ihrer Schule ein Umfeld, in dem andere Kinder viel mehr besitzen. Der Wunsch, mithalten zu können und dazuzugehören, ist groß, und so scheint Stehlen für sie eine Lösung zu sein. Andere Kinder versuchen, sich durch das Verschenken von stibitzten Süßigkeiten Anerkennung bei den Mitschülern zu erwerben. Wieder andere füllen durch die geklauten Dinge einen emotionalen Mangel innerhalb der Familie oder in der Schule. Steckt eine größere innere Not hinter dem Verhalten eines Kindes, wird sich das aber vermutlich auf mehrere Lebensbereiche auswirken. Konkret könnten Sie überlegen: Gab es in den letzten Wochen gravierende Veränderungen im Leben Ihres Kindes? Wie erleben Sie grundsätzlich ihre Tochter im Alltag? Ist sie das fröhliche und kluge Mädchen – so, wie Sie sie kennen? Wie erleben Ihr Partner, die Lehrer oder Großeltern Ihre Tochter? Wenn Sie sich mit diesen Fragen auseinandersetzen, können sie vermutlich den Motiven für das Verhalten Ihres Kindes auf die Spur kommen. Und dann gilt es, zunächst dafür zu sorgen, dass Ihr Kind hier Entlastung bekommt. Erklären Sie Ihrem Kind aber auch die Folgen seines Verhaltens. Stehlen und Vertuschen sind keine Lösung für die Probleme, sondern bewirken, dass das Vertrauen zwischen Eltern und Kindern verlorengeht. Ein vertrauensvolles Verhältnis zwischen Eltern und Kindern ist ein hohes Gut – und Ihr Kind sollte wissen und erleben, dass Ihnen das am Herzen liegt.

Sonja Brocksieper ist Diplom-Pädagogin, arbeitet in der Redaktion von SevenEleven und ist Mitarbeiterin von Team.F. Sie lebt mit ihrer Familie in Remscheid. www.sonja-brocksieper.de