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Sex mit angezogener Handbremse?

Wenn ein Paar miteinander intim wird, machen sich beide Partner verletzlich. Fehlende Offenheit kann guten Sex hemmen.

Florian geht beim Sex gerne auf die Wünsche seiner Frau Vanessa ein. Seine eigenen Bedürfnisse und Wünsche stellt er nicht in den Vordergrund. Es kommt so gut wie nie vor, dass er sagt, was er gerne möchte. Stattdessen fragt er jeweils Vanessa, wie sie es gerne hätte. Und wenn sie ihn fragt, was ihm gefallen würde, antwortet er: „Ich kann mir alles vorstellen. Was willst du?“

Ein selbstloser Liebhaber?

Es scheint, als wäre Florian ein ausgesprochen selbstloser Liebhaber. Er stellt die Bedürfnisse seiner Frau über seine eigenen. Trotzdem sind Vanessa und Florian nicht so recht zufrieden mit ihrer Sexualität. Irgendwie ist es nicht der heiße Sex voller Leidenschaft und tiefer Verbundenheit, den sie sich wünschen.

Könnte es sein, dass das auch an Florians vermeintlicher Selbstlosigkeit liegt? Dass sein Verhalten nur ein als Selbstlosigkeit getarnter Selbstschutz ist? Dass es ihm eigentlich gar nicht darum geht, auf die Wünsche seiner Frau einzugehen, sondern viel eher darum, sich selbst nicht mit einem Vorschlag zu exponieren?

Wer offen sagt, was er oder sie im Bett will, riskiert, zurückgewiesen zu werden. Er bietet Angriffsfläche und macht sich verletzbar. Florian will das verhindern und überlässt deshalb Vanessa die Initiative. Er schützt sich, indem er nicht zu viel von sich preisgibt und sich nicht ganz zeigt.

Sag, was du dir wünschst!

Florians Verhalten gibt den Ton für den weiteren Verlauf der sexuellen Begegnung an. Auch Vanessa wird zurückhaltend sein und sich nicht exponieren. Der Sex wird sich auf dieser Ebene von viel Selbstschutz und wenig Selbstpreisgabe abspielen. Es ist Sex mit angezogener Handbremse.

Damit richtig guter Sex entstehen kann, braucht es Nähe und Intimität. Das entsteht, wenn wir etwas von uns preisgeben. Wenn wir den anderen an uns heran und unsere Schutzmauern fallen lassen. Wenn wir uns zeigen und uns dem anderen zumuten, so wie wir sind.

Florian hat erkannt, dass seine Selbstlosigkeit nur eine Tarnung ist. Er trainiert nun, seine Wünsche beim Sex einzubringen. Dabei ist sein Glaube eine wertvolle Ressource. Er glaubt an einen Gott, der ihn liebt, so wie er ist. Das gibt ihm die Sicherheit und das Rückgrat, um sich beim Liebesspiel mit Vanessa zu exponieren und verletzbar zu machen. Auf dieser Grundlage kann echte Nähe und Verbundenheit entstehen. Davon wird auch Vanessa profitieren – mehr als von einem Mann, der sich im Bett ausschließlich um ihre Bedürfnisse kümmert.

Marc Bareth und seine Frau Manuela stärken mit FAMILYLIFE Schweiz Ehen und Familien. Marc Bareth ist der Leiter dieser Arbeit. Er bloggt unter: familylife.ch/five

Sex mit angezogener Handbremse? – So klappt es mit echter Verbundenheit

Wenn ein Paar miteinander intim wird, machen sich beide Partner verletzlich. Fehlende Offenheit kann guten Sex hemmen.

Florian geht beim Sex gerne auf die Wünsche seiner Frau Vanessa ein. Seine eigenen Bedürfnisse und Wünsche stellt er nicht in den Vordergrund. Es kommt so gut wie nie vor, dass er sagt, was er gerne möchte. Stattdessen fragt er jeweils Vanessa, wie sie es gerne hätte. Und wenn sie ihn fragt, was ihm gefallen würde, antwortet er: „Ich kann mir alles vorstellen. Was willst du?“

Ein selbstloser Liebhaber?

Es scheint, als wäre Florian ein ausgesprochen selbstloser Liebhaber. Er stellt die Bedürfnisse seiner Frau über seine eigenen. Trotzdem sind Vanessa und Florian nicht so recht zufrieden mit ihrer Sexualität. Irgendwie ist es nicht der heiße Sex voller Leidenschaft und tiefer Verbundenheit, den sie sich wünschen.

Könnte es sein, dass das auch an Florians vermeintlicher Selbstlosigkeit liegt? Dass sein Verhalten nur ein als Selbstlosigkeit getarnter Selbstschutz ist? Dass es ihm eigentlich gar nicht darum geht, auf die Wünsche seiner Frau einzugehen, sondern viel eher darum, sich selbst nicht mit einem Vorschlag zu exponieren?

Wer offen sagt, was er oder sie im Bett will, riskiert, zurückgewiesen zu werden. Er bietet Angriffsfläche und macht sich verletzbar. Florian will das verhindern und überlässt deshalb Vanessa die Initiative. Er schützt sich, indem er nicht zu viel von sich preisgibt und sich nicht ganz zeigt.

Sag, was du dir wünschst!

Florians Verhalten gibt den Ton für den weiteren Verlauf der sexuellen Begegnung an. Auch Vanessa wird zurückhaltend sein und sich nicht exponieren. Der Sex wird sich auf dieser Ebene von viel Selbstschutz und wenig Selbstpreisgabe abspielen. Es ist Sex mit angezogener Handbremse.

Damit richtig guter Sex entstehen kann, braucht es Nähe und Intimität. Das entsteht, wenn wir etwas von uns preisgeben. Wenn wir den anderen an uns heran und unsere Schutzmauern fallen lassen. Wenn wir uns zeigen und uns dem anderen zumuten, so wie wir sind.

Florian hat erkannt, dass seine Selbstlosigkeit nur eine Tarnung ist. Er trainiert nun, seine Wünsche beim Sex einzubringen. Dabei ist sein Glaube eine wertvolle Ressource. Er glaubt an einen Gott, der ihn liebt, so wie er ist. Das gibt ihm die Sicherheit und das Rückgrat, um sich beim Liebesspiel mit Vanessa zu exponieren und verletzbar zu machen. Auf dieser Grundlage kann echte Nähe und Verbundenheit entstehen. Davon wird auch Vanessa profitieren – mehr als von einem Mann, der sich im Bett ausschließlich um ihre Bedürfnisse kümmert.

Marc Bareth und seine Frau Manuela stärken mit FAMILYLIFE Schweiz Ehen und Familien. Marc Bareth ist der Leiter dieser Arbeit. Er bloggt unter: familylife.ch/five

Ein Paar, zwei Perspektiven: Glückwunschkarten

Wertschätzung brauchen wir alle

Katharina Hullen steckt viel Zeit in Geburtstagskarten. Leider wird sie häufig trotzdem nicht rechtzeitig fertig.

Katharina: Heute sind unsere Zwillinge zum Geburtstag ihrer Freundin eingeladen. Das Geschenk ist besorgt und hübsch verpackt. Ich frage die Mädchen, ob sie Karten zu ihrem Geschenk geschrieben haben. Und es ist wie jedes Mal: Die eine Tochter zückt ein effektvoll gebasteltes Karten-Kunstwerk voller Pop-up-Elemente und Geheimfächer, wohingegen die andere motzig in ihrem Zimmer verschwindet, um noch schnell auf ein nacktes DIN A4-Blatt ein paar Glückwünsche zu kritzeln. Sticker drauf, fertig! Sie pfeffert ihr Werk neben das Geschenk mit den Worten: „Echt, Mama, kein Mensch schreibt mehr Karten! Die will auch keiner lesen und am Ende werden sie eh weggeworfen!“ Offenkundig scheint es eine Typfrage zu sein, ob man seinen Mitmenschen wenigstens zu bestimmten Anlässen auch ein paar nette Worte schreiben will. Aber ist es nicht so, dass jeder gern persönliche Karten bekommt? Ein paar Zeilen voll ehrlicher Wertschätzung und guter Wünsche? Ein Bildmotiv passend gewählt, eine liebevolle Bastelei, ein besonderer Umschlag? Alles doch Zeichen für: Ich habe an dich gedacht! Zwar wird es so ein Papier natürlich nicht gleich in den Nachlass des Beschenkten schaffen, doch ich hoffe, dass es ihm wenigstens für diesen Moment das Herz erwärmt. Wie sagte Mark Twain? „Von einem guten Kompliment kann ich zwei Monate leben.“ Doch das Problem ist: Um wirklich bedeutsame und tiefergehende Worte zu finden, braucht es leider auch viel mehr Zeit. Wie soll man es bloß schaffen, all die guten Wünsche, all die gemeinsamen Erfahrungen, all die Sympathie in wenigen Sätzen auf ein kleines Kärtchen zu quetschen? Oft schon habe ich stundenlang an den richtigen Formulierungen gefeilt – und dann die Karte doch in Haukes Hände gegeben. Einfach, weil wir jetzt wirklich losmussten. Und weil Hauke, obwohl er ein Beziehungsmuffel ist, ironischerweise dann doch die witzigsten Karten schreibt. Zwar nicht besonders tiefgründig, aber eben sehr unterhaltsam. Diese Texte fließen ihm einfach so aus der Feder – was für eine Gabe! Der Beschenkte hat immer ein Lächeln auf den Lippen! Und schmeißt die Karte dann nachher weg.

Katharina Hullen (Jahrgang 1977) ist Bankkauffrau und Dolmetscherin für Gebärdensprache in Elternzeit. Sie und Ehemann Hauke haben fünf quirlige Kinder und leben in Duisburg. Gemeinsam bilden die beiden das Kirchenkabarett „Budenzauber“.

 

Ein Jahr älter – na und?

Hauke Hullen findet das Tamtam, das um Geburtstage gemacht wird, völlig überzogen.

Hauke: Ich muss zugeben: Ich gratuliere nicht gerne. Vor allem nicht schriftlich. Und mündlich eigentlich auch nicht. Irgendwie erschließt sich mir der Sinn dieses Rituals nicht: Wofür soll ich gratulieren? Dass jemand es geschafft hat, ein Jahr älter zu werden? In der Regel war dazu keine besondere Leistung nötig – älter werden wir von ganz allein, das kann jeder bestätigen, der sich wie ich beim Schuhezubinden jedes Mal überlegt, was man bei der Gelegenheit noch alles erledigen könnte, wenn man schon mal da unten ist.

Nein – Anerkennung fürs Überleben verdienen nur diejenigen, die unter prekären Bedingungen aufwachsen, weil vielleicht im Stadtteil Gewalt grassiert, im Land eine Hungersnot wütet oder die Eltern Volksmusik hören. Logischerweise sollte man daher eher der Mutter des Jubilars zum Jahrestag ihrer Niederkunft gratulieren – war sie doch die einzige, die an dem Tag etwas Produktives gemacht hat. Die beste Ehefrau von allen will trotzdem, dass ich Leuten zu ihrem Geburtstag beglückwünsche, weil es darum gehe, dem anderen seine tiefe Wertschätzung zu zeigen. Wirklich? Einmal im Jahr? Und ausgerechnet an diesem einen Tag? Immerhin mag man seine Freunde und Bekannten ja meistens durchaus langfristiger als nur 24 Stunden, da müsste man ja eigentlich täglich oder wenigstens im Wochentakt ein paar warme Worte wechseln, oder? Außerdem gibt es auch Menschen, mit denen mich gar nicht so wahnsinnig viel verbindet. Sie teilen sich nur dank einer Laune der Natur den gleichen Lebensraum mit mir in Firma, Verein oder Kirche. Doch statt sich konsequenterweise neutral zu verhalten, muss man sich auch dort eine Gratulation abringen, vor allem, weil das Geburtstagskind den Weg zum Kuchenbuffet versperrt. Auch der Empfänger interessiert sich doch nicht wirklich für die wohlgesetzten und tiefsinnigen Sentenzen, die wir mit Herzblut auf die Karte gezirkelt haben. Für meine Kinder ist das Kartenlesen eine lästige Pflicht vor dem Auspacken, dessen einziger Sinn darin besteht, die Spannung auf das Geschenk zu erhöhen. Wozu also der ganze Stress? Am nervigsten sind Chatgruppen auf WhatsApp & Co. Irgendwer sammelt immer ein Fleißkärtchen und schickt um kurz nach Mitternacht den ersten Glückwunsch auf die Reise. Danach pingt und brummt es, bis der Akku leer ist. Irgendwann sieht man sich genötigt, sich den zahlreichen Vorrednern anzuschließen. Man möchte ja nicht wie ein gefühlskalter Idiot erscheinen, weil man als Einziger nicht gratuliert. Vor ein paar Wochen hatte ich übrigens selbst Geburtstag. Viele haben mir gratuliert. Hat mich sehr gefreut.

Hauke Hullen (Jahrgang 1974) ist Lehrer für Deutsch und Sozialwissenschaften. Er und Ehefrau Katharina haben fünf quirlige Kinder und leben in Duisburg. Gemeinsam bilden die beiden das Kirchenkabarett „Budenzauber“.

Was ich mir wünsche

Ich will Kitsch, ich will Sterne, ich will Funkeln drauß’ im Dunkeln.

Ich will Lachen, ich will Freude, ich will Staunen, ich will Raunen.

Ich will Glitzer in den Ecken, ich will Rauhreif in den Hecken,

ich will Kekse, Zimt und Nelken, Weihnachtssterne, die nicht welken.

 

Ich will Funkelaugen, Klebefinger, Tannenduft ab jetzt für immer.

Ich will Glühwein schmecken, Kuschelfell, Lichterketten – nur nicht grell.

Ich will Schnee, der knirscht und schimmert, Krippenhäuschen selbst gezimmert.

Ich will Glimmer, ich will Schimmer, will das schönste Weihnachtszimmer.

 

Ich will Lachen, Flüstern, Schmatzen,

Küssen, Kuscheln und auch Klatschen.

Ich will tanzen, singen, Lieder,

Glöckchen, Flöten –  immer wieder.

 

Ich will Ruhe, ich will Liebe, ganz viel Harmonie und Friede.

Lachen in den Kinderaugen, selber Kind sein, alles glauben.

Keine Hektik, Stress und Hetze, kurze, schnell gesagte Sätze.

Schweigen, Streit, Geschenkewahn, noch mehr müssen, als ich kann.

 

Ich will die sehn, denen’s schlecht geht, da sein, wo der Wind zu kalt weht.

Die hör’n, deren Lied verklingt, trösten die, die traurig sind.

Von dem geben, was ich habe, das auch meinen, was ich sage,

eine Extra-Meile gehn, Fremde lernen zu verstehn.

 

Ich will Päckchen packen voll mit Lachen, Kraft und Stärke für die Schwachen,

tiefe Blicke, Zeit und Liebe, Mut und Achtsamkeit und Friede,

Mitgefühl, Zufriedenheit, Freude, Leben jetzt im Heut’.

Darum geht’s zur Weihnachtszeit

 

Gott kommt selbst, ein Kind, das Licht,

das die Dunkelheit durchbricht.

Staunen, Wunder, Hoffnungsschimmer,

ja, das will ich jetzt für immer.

 

Tabea Gruhn