Beim Konflikt helfen?

„Mein Sohn (25) engagiert sich als Trainer im Fußballverein. Nun gibt es einen heftigen Konflikt mit dem Vorsitzenden des Vereins, den ich gut kenne. Soll ich versuchen zu vermitteln? Oder sollte ich mich lieber raushalten?“

Spontan würde ich als Erstes sagen: raushalten! Schließlich handelt es sich ja um erwachsene Menschen – jedenfalls dem Alter nach. Aus meiner eigenen Tätigkeit als Trainer und als Mentor unserer Vereinsvorstände (Jugend und Senioren) weiß ich aber auch, dass die Kommunikation in Vereinen ausbaufähig ist. Manchmal sind auch die Beweggründe für Konflikte vielfältig und haben oftmals mit versteckten Interessen zu tun, die nicht öffentlich gemacht werden und auch nicht immer leicht zu erkennen sind. Unter bestimmten Voraussetzungen könnte es also schon sinnvoll sein, sich am Gesprächsgang zu beteiligen.

Klären Sie Ihre Rolle!

Wichtig in dem Zuge ist, dass Ihr Sohn dies nicht als Bevormundung empfindet, weshalb Sie meiner Meinung nach zunächst mit ihm das Gespräch suchen sollten. In diesem Gespräch sollten Sie folgende Fragen klären:

Will er, dass Sie an der Klärung beziehungsweise am Gesprächsprozess beteiligt sind?
Wenn ja, in welchem Maße – als direkt Beteiligter in den Gesprächen, als Ratgeber, als Mediator …?
Wäre es für ihn okay, dass Sie mit dem Vorsitzenden generell über den Konflikt reden – eventuell auch nur, um Ansichten zu spiegeln und für Verständnis und Klärung zu werben?
Gibt es Alternativen, die zu einer Klärung beitragen könnten, etwa externe Berater, Mediatoren, Ansprechpartner vom Verband oder Vereinsmitglieder, die großes Vertrauen im Verein genießen und als ausgleichende Persönlichkeiten bekannt sind?

Nicht in den Rücken fallen!

Ebenso könnten Sie Ihrem Sohn anbieten, gemeinsam die möglichen weiteren Verläufe des Konflikts mal zu durchdenken. Stellen Sie sich die Frage: „Was wäre, wenn …?“ Beachten Sie: Die Entscheidung über Ihre Rolle und Ihre Aufgabe(n) in dieser Kontroverse obliegt einzig Ihrem Sohn!

Wichtig ist meines Erachtens vor allem, dass Sie Ihrem Sohn nicht – gefühlt – in den Rücken fallen, zum Beispiel indem Sie hinter seinem Rücken agieren oder ohne sein Wissen mit dem Vorsitzenden sprechen. Selbst wenn der Filius im Unrecht wäre, würde eine Parteinahme zugunsten des Vorsitzenden Ihr familiäres Verhältnis schädigen. Verhalten Sie sich daher möglichst neutral – auch gegenüber dem Vorsitzenden. Das A und O ist Transparenz gegenüber Ihrem Sohn und die Vermittlung Ihrer Wertschätzung und Ihres Vertrauens ihm gegenüber!

Tim Linder ist Pastor der Freien evangelischen Gemeinde Bochum-Ost und Co-Trainer der A-Jugend des SV Langendreer 04.

Illustration: Sabrina Müller, sabrinamueller.com

 

„Verliert mein Sohn seinen Glauben?“

„Mein Sohn ist vor zwei Jahren ausgezogen. Seitdem hat er sich immer mehr vom Glauben entfernt. Er besucht keine Gemeinde und hat, soweit ich weiß, auch keine christlichen Freunde. Ich habe nicht das Gefühl, dass er auf die schiefe Bahn gerät, aber es tut mir schon weh zu sehen, dass er nichts mit Gott zu tun haben will. Was kann ich tun?“

Zunächst einmal schön, dass Sie Ihren mittlerweile erwachsenen Sohn so gut im Blick haben und sicher nicht nur gedanklich begleiten. Und ich möchte Sie beglückwünschen: Ihr Sohn hat einen Schritt in die Selbstständigkeit gewagt und gestaltet nun sein eigenes Leben. Dies ist ein guter und wichtiger Schritt zur Weiterentwicklung seiner Persönlichkeit, der manchen jungen Erwachsenen schwerfällt und meistens eine Herausforderung ist. Ihrer Anfrage entnehme ich, dass er Beziehungen pflegt, sein Leben gut zu meistern scheint und dabei Freude hat.

Sie haben Ihrem Sohn sicher eine gute Basis mitgegeben, auch eine Glaubensbasis und Wissen über den Glauben, den Sie ihm vermittelt und vorgelebt haben. Darüber hinaus haben Sie ihm durch die Erziehung viele Werte und Kompetenzen vermittelt, die er zur Bewältigung seines Lebens benötigt.

Zweifel gehören dazu

Jetzt ist ihr Sohn gefragt. Zur Persönlichkeitsentwicklung gehört auch die Entwicklung des eigenen Glaubens. So wie Ihr Sohn den Schritt in die eigene Wohnung gewagt hat, sich in Neuland begeben hat, so ist er nun auch gefragt, seinen eigenen Glaubensweg zu finden. Dazu gehören auch Zweifel und Anfragen, das Hinterfragen des Kinderglaubens und all dessen, was man von zu Hause übernommen hat.

Begegnen Sie ihm offen und tolerant. Ein Klima der Annahme, gerade von den Eltern, kann eine Hilfe sein. Leben Sie weiterhin Ihren Glauben vor, ohne dabei moralisch oder einengend zu sein. Erzählen Sie ganz natürlich von dem, was Sie mit Gott erleben. Und halten Sie kritische Nachfragen aus. Glaubensgemeinschaft kann und sollte auch immer Zweifelgemeinschaft sein. Sie brauchen dabei nicht immer Antworten auf alle seine Fragen parat haben. Der Eindruck, alles zu wissen und zu verstehen, wirkt oft unglaubwürdig. Es kann sein, dass er bei seiner kritischen Haltung bleibt. Aber es kann auch der Weg zu einem eigenen Glauben sein. Das liegt nicht in Ihrer Hand.

Loslassen!

Ihre Sorgen und Befürchtungen können viele Eltern teilen und verstehen. Es tut weh, weil wir davon überzeugt sind, dass unser Heil und unsere Hoffnung im Leben nur in Jesus zu finden ist. Und es tut weh, wenn Kinder das, was

uns viel bedeutet, geringschätzen und sogar ablehnen. Ich möchte Sie ermutigen, darauf zu vertrauen, dass Ihr Sohn seinen eigenen Weg finden wird. Ich wünsche ihm und Ihnen sehr, dass er dabei auch seinen Glauben wiederfindet. Lassen Sie Ihren Sohn los. Lassen Sie ihn beruflich, privat und geistlich seinen Weg gehen. Dieser Weg muss kein Schlusspunkt sein, sondern kann auch ein Doppelpunkt werden. Ein Weg, der einen reifen, tragenden, freien Glauben hervorbringt. Auch, wenn es (noch) nicht so ist. Er ist ein geliebtes Kind Gottes, und dieser Gott wird ihm nachgehen.

Susanne Peitz ist verheiratet, hat zwei Töchter, ist Sozialpädagogin und Systemische Beraterin mit eigener Praxis und wohnt in Heuchelheim bei Gießen.

Illustration: Sabrina Müller, sabrinamueller.com

Den Führerschein bezahlen?

„Unsere Tochter (16) möchte sich für den Führerschein anmelden. Sie geht selbstverständlich davon aus, dass wir die Kosten übernehmen. Das wäre bei allen Familien so … Stimmt das?“

In Erziehungsfragen gibt es nichts, was „alle“ Familien gleich lösen. Auch wenn Jugendliche das Gefühl haben, in ihrem Freundeskreis seien alle Eltern großzügiger mit Geld als ihre eigenen: Lassen Sie sich davon nicht verunsichern! Fahrstunden und Führerscheinprüfung summieren sich in Deutschland im Schnitt auf 1.300 Euro, in der Schweiz können es bis zu 2.500 Franken werden. Dabei hängen die Gesamtkosten vom Tarif der einzelnen Fahrschule und von der Anzahl der benötigten Fahrstunden ab. In jedem Fall ist es eine große Summe, die die meisten Familien nicht spontan aufbringen können.

GRUPPENDRUCK
Für Jugendliche ist der Erwerb des Führerscheins ein wichtiger Entwicklungsschritt. Selbst Auto fahren zu können, eröffnet Jugendlichen neue Freiheiten und gibt ihnen Selbstbewusstsein. Der Gruppendruck im Freundeskreis ist nicht zu unterschätzen. Daneben setzen viele Arbeitgeber voraus, dass Bewerber eine Fahrerlaubnis haben.

Deshalb halte ich es nicht für die beste Idee, Ihre Tochter einfach auf später zu vertrösten: „Wenn du dir das Geld selbst zusammengespart hast, kannst du den Führerschein machen, vorher nicht.“ Manche Jugendliche fühlen sich dadurch angespornt und sind stolz, wenn sie es ganz aus eigener Kraft geschafft haben. Für viele ist es eher frustrierend zu sehen, dass andere den Führerschein schon haben, während sie selbst noch versuchen, ihr Taschengeld zusammenzukratzen.

INDIVIDUELLE LÖSUNGEN
Das bedeutet nicht, dass Sie die komplette Summe sofort aufbringen müssen. Einer der folgenden Kompromissvorschläge kann helfen:

  • Halbe-halbe: Sobald Ihre Tochter etwa die Hälfte des benötigten Betrags zusammengespart hat, legen Sie als Eltern die andere Hälfte drauf.
  • Oma und Opa: Es gibt Großeltern, die von selbst mit Geldgeschenken auf ihre Enkel zugehen. Andere helfen gerne nach ihren Möglichkeiten, wenn sie freundlich gefragt werden. Wenn die Enkelin den Großeltern anbietet, ihre neuen Fähigkeiten bei Gelegenheit für Fahrdienste zur Verfügung zu stellen, kann sie sicher mit mehr Unterstützung rechnen.
  • Jobben: Manche Jugendliche suchen sich gezielt einen Nebenjob, um den Führerschein zu finanzieren. Drei Monate nachmittags im Supermarkt Regale einräumen – das verdiente Geld reicht fast für die Fahrstunden.
  • 18. Geburtstag: In vielen Familien ist ein größeres Geschenk zur Volljährigkeit üblich. Das kann ja auch ein Geldbetrag für den Führerschein sein, an dem sich Verwandte oder die Partygäste beteiligen.
  • Führerschein-Sparbuch: Sollte Ihre Tochter sich darauf einlassen, die Fahrerlaubnis erst mit 18 in Angriff zu nehmen, können Sie für die Zeit bis dahin ein zweckgebundenes Konto einrichten, auf das jeden Monat von Ihnen und Ihrer Tochter eine kleinere Summe eingezahlt wird. So entsteht das Gefühl eines gemeinsamen Projekts.

Ich finde es wichtig, Jugendlichen zu vermitteln, dass der Erwerb von mehr Selbstständigkeit mit eigenen Opfern verbunden sein kann. Auf der anderen Seite sehe ich es als eine Erziehungsaufgabe, das Erwachsenwerden zu unterstützen – im Rahmen der eigenen Möglichkeiten auch finanziell.

Reinhild Mayer ist Mutter von zwei erwachsenen Söhnen und arbeitet in der Redaktion von Family.

„Ich bin dann mal weg…“

„Unser Sohn (17) möchte nach dem Abitur ein missionarisches Jahr im Ausland machen.
Wie können wir ihn da gut beraten?“

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Soll ich ihn wecken?

„Mein Sohn (17) kommt morgens nur schwer aus dem Bett. Ich bin unsicher, ob ich mich dafür verantwortlich fühlen soll, dass er pünktlich in der Schule ist oder ob ich das ihm überlassen soll.“

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„Traumschloss Abi“ eingestürzt

„Unser Sohn (17) will ein Jahr vor dem Abi die Schule abbrechen. Er war nie ein guter Schüler, aber jetzt hat er sich schon so weit durchgekämpft. Wie sollen wir uns verhalten?“

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Zusammen übernachten?

„Unser Sohn (17) möchte gern, dass seine Freundin bei ihm übernachtet. Die Eltern der Freundin haben kein Problem damit, aber wir sind unsicher, ob wir das erlauben sollen.“

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Tattoo – Ja oder Nein?

„Unsere Tochter (16) will sich ein Tattoo stechen lassen. Wir sind dagegen. Das findet sie natürlich total altmodisch. Hat sie recht?“

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Zu viel Zeit für PC und Co?

„Meine Tochter (16) hängt nachmittags gern am PC ab und hat deshalb weniger Zeit für Freunde im ‚real life’. Auch befürchten wir, dass sie abends nicht zum Abschalten kommt. Nun wollen wir nicht einfach nur reglementieren. Wie können wir sinnvoll helfen?“

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Privatsphäre

„Meine Tochter (16) zieht sich immer mehr zurück. Sie erzählt kaum noch etwas und reagiert abwehrend auf Nachfragen. Ich versuche herauszufinden, was mit ihr los ist und habe auch schon in ihrem Handy persönliche Nachrichten gelesen. Aber eigentlich will ich das gar nicht …“

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