Gut begleitet

„Unsere Tochter möchte den Führerschein mit 17 machen und die Möglichkeit des begleiteten Fahrens nutzen. Was sind die Vor- und Nachteile? Und was müssen wir als Eltern beachten?“

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Kreative Familien-Action

„Wir würden gern mehr Zeit mit unseren Jugendlichen (16 und 18) verbringen. Habt ihr Ideen, was wir tun können?“

Uns macht es viel Spaß, gemeinsam etwas Neues auszuprobieren. Ein Besuch im Klettergarten ist herausfordernd und gemeinschaftsstärkend. Wir lieben es, ein Kanu für einen Tag zu mieten und damit über einen Fluss zu schippern. Toll, wenn auch nicht ganz billig, ist der Besuch einer Kartbahn oder eines Bogenschießclubs. Gemeinsame Wanderungen kann man aufmotzen durch gegenseitige Fotoshootings mit spektakulären Sprungbildern vorm Sonnenuntergang. Da machen sogar ansonsten fotoscheue Jungs gern mal mit.

Tag am Fluss

Unser Familienfavorit bei schönem Wetter ist aber ganz eindeutig der „Tag am Fluss“. Bepackt mit Decken, Picknick, Taschenmessern, Kordeln, Gitarre usw. suchen wir uns ein schönes, sonniges Plätzchen irgendwo an einem Fluss. Nach dem Aufbau des „Lagers“ ist den ganzen Tag über nichts wichtiger als Dämme aufschichten, Steinmänner bauen, schnitzen, lesen, träumen, essen und trinken und als Krönung ein abendliches Feuer mit singen und in-die-Sterne-gucken. Eine Variante ist es, den Tag mit einem Spiel zu beginnen: Jeder baut aus Naturmaterialien ein kleines Floß, das man um die Wette schwimmen lässt. Der Sieger ist „König“ und darf sich den Tag über von den anderen bedienen lassen. Unsere „Männer“ lieben es auch, über irgendein technisches Problem zu fachsimpeln. Beim letzten Mal haben sie ein voll funktionstüchtiges Wasserrad gebaut – herrlich sinnfrei und doch so erfüllend.

Outdoor-Spiele

Für „Straßenmühle“ werden kleine runde Steine gesucht und verschieden angemalt (einfache Filzstifte reichen aus). Dann malt man mit Kreide das Spielbrett auf eine Straße oder Asphaltfläche und los geht’s. Ähnlich geht das mit dem „Mensch-ärger-dich-nicht“ in Lebensgröße. Da sind wir selbst die Spielfiguren, die über das mit Kreide gemalte Straßen-Spielbrett gehen (gegenseitiges Rausschmeißen selbstverständlich inbegriffen!). Auch „Montagsmaler“ oder die guten alten „Galgenmännchen“ kann man wunderbar auf der Straße spielen.

Puddingparty

Sollte das Wetter noch ungenießbarer sein als die Launen unserer Jugendlichen, planen wir gerne die nächste Puddingparty. Jeder darf einen Freund einladen, und dann werden viele verschiedene Desserts gemacht. Zur Puddingparty gehören bei uns jede Menge Spiele. Am Abend ist uns schlecht vom Puddingessen und vielen Lachen. Schön ist auch der Familien-Galaabend. Jeder ist für einen Gang beim Menü zuständig, und alle erscheinen in festlicher Garderobe. Beim Essen erzählt jeder ein Erlebnis, das noch kein anderer kennt – witzig oder nachdenklich –, egal, Hauptsache, man lernt sich wieder von einer neuen Seite kennen. Krönen kann man den Abend mit einem Vintage- Schrottwichteln, bei dem jeder ein Schrottgeschenk mitbringt, das irgendwie witzig ist. Dann wird der Reihe nach gewürfelt und bei jeder Sechs wird ein Paket ausgepackt und später, wenn alle ausgepackt, sind, muss man bei einer Sechs mit einer anderen Person sein Geschenk tauschen. Wenn der Wecker nach genau zwanzig Minuten klingelt, behält jeder sein Geschenk. Eigentlich braucht es keinen Anlass zu so einem Fest, warum sollte man sich nicht einfach mal so zwischendurch als Familie feiern und etwas ganz Neues oder Verrücktes ausprobieren?

Valerie Lill ist Mutter von drei Söhnen zwischen 16 und 19 Jahren. Sie arbeitet als Musikerin und Musiktherapeutin und lebt mit ihrer Familie in Meinerzhagen.

Easy Rider

Vielen Eltern wird es angst und bange, wenn ihre jugendlichen Kinder einen Zweiradführerschein machen wollen. Besonders in ländlichen Regionen ist dies die einfachste und billigste Möglichkeit, Mobilität und damit Unabhängigkeit zu erlangen. Ein Roller- Führerschein ist der Wunsch vieler 15-Jähriger. Mit 16 ist es dann der Führerschein Klasse A1 (Kleinkraftrad bis 125 Kubik). Und wenn die Schützlinge mit 18 Jahren noch immer nicht genug haben, ist es möglicherweise der Motorradführerschein.

Mulmiges Gefühl

Manche Eltern teilen die Leidenschaft ihrer heranwachsenden Kinder und sind selbst Besitzer eines Motorrads. Doch die meisten Eltern haben ein mulmiges Gefühl. Zu groß sind die Gefahren im Straßenverkehr und zu schwerwiegend die Folgen eines Motorradunfalls. Laut statistischem Bundesamt ist die Zahl der Verkehrstoten in den letzten zehn Jahren allerdings kontinuierlich zurückgegangen. Das ist die gute Nachricht. Mit einer Abnahme von 17,2 Prozent stehen die Motorradfahrer im Jahr 2012 sogar an der Spitze dieser Statistik. Immerhin! Und dennoch – kein Grund zum Jubeln. Die Zahl der getöteten Mofa- und Moped-Benutzer ist nämlich alarmierend hoch. Bei dieser Zielgruppe stieg die Zahl der getöteten Verkehrsteilnehmer sogar um 32,9 Prozent. Das ist die schlechte Nachricht. Andererseits – Gefahren lauern überall. Im Haushalt, beim Sport, bei der Arbeit und nicht zuletzt im Straßenverkehr. Wir können unsere Kinder nicht in Watte packen. Und dennoch – Eltern ist es nicht egal, ob sich ihre Schützlinge unnötigen Gefahren aussetzen oder mit Vorausschau durchs Leben gehen.

Gefahren und Risiken

Was können Eltern tun? Ein Verbot allein ist ja bekanntlich keine Lösung. Bleiben Sie mit Ihrem Kind im Gespräch, und halten Sie mit ihrer Meinung nicht hinterm Berg. Sprechen Sie über die Gefahren und Risiken. Reden Sie über Ihre Sorgen, ohne zu übertreiben. Scheuen Sie sich nicht, sich klar zu positionieren. Aber lassen Sie sich dabei nicht von der Angst gefangen nehmen.

(…)

„Es tut so weh – und es tut so gut!“

Wenn Jugendliche sich selbst verletzen

Trotz warmen Sommerwetters trägt Melli immer einen langärmeligen Pullover, mit dem sie ihr „schlimmes Geheimnis“ verbirgt. Sie kennt diese beschämenden Blicke, hochgezogenen Augenbrauen und das Unverständnis: Warum tust du sowas?

Nur bei ein paar Kumpels ist es anders. Die ritzen sich auch, und manchmal erzählen sie sich von den verlorenen Kämpfen. Wenn das Einschlafen schwer fällt, wenn sie sich mutterseelenallein fühlen, und „es“ eigentlich nicht tun wollen – dann aber trotzdem tun. Mit scharfen Gegenständen so lange an der Haut reiben, bis diese großflächig abgeschabt ist. Oder mit einer Rasierklinge einen Schnitt nach dem anderen, immer an den gleichen Stellen, bis es blutet. Das gute Gefühl, wenn während der Selbstverletzung der körperliche Schmerz fast nicht spürbar ist und für eine Weile der seelische Schmerz zu verschwinden scheint. Und wie es danach höllisch weh tut. Und dann tauschen sie Tipps aus – fürs Verarzten der eigenen Wunden, und manchmal auch, wie man sich Schmerz zufügen kann, mit weniger sichtbaren Verletzungen. Worüber sie nicht reden: was innen, tief in der Seele, schmerzt und quält.

Zunehmend unkontrollierbar

Selbstverletzung ist eine Epidemie, aber keine „Mode“. Wer denkt, das sei nur eine Phase, unterschätzt die enormen Risiken, die die weitere Persönlichkeitsentwicklung bedrohen: Fremd- und Selbstbeschämung, schlechter Selbstwert, soziale Isolation, Ausgrenzung, Alkohol-, Schmerzmittel- und Drogenmissbrauch, Essstörungen, Depressionen, Selbstmordgefährdung etc.

Den vollständigen Artikel können Sie in der aktuellen Ausgabe der Family nachlesen.

Ein wenig Freund – ein wenig Eltern

Wie eine ganz besondere Beziehung entstehen kann

„Wenn alles gut geht, dann investierst du gut zehn Jahre in dein Kind, und anschließend hast du einen lebenslangen Freund an deiner Seite.“ So ähnlich habe ich es neulich gelesen. Auf dem Weg zu dieser außergewöhnlichen Freundschaft ist die Pubertät eine besondere Zeit. Im Miteinander mit den Kindern kommt dort beides zum Zug: mein Freundin-Werden und mein Mama-Sein.

Meine Kinder haben mit 13 und 17 Jahren diese Schwelle der „gut zehn Jahre“ bereits überschritten. Ich spüre an vielen Stellen, dass wir langsam Freunde werden. Neulich sitze ich am Küchentisch mit meiner Großen, sie erzählt etwas und plötzlich sagt sie: „Mama, ist was passiert? Du guckst so traurig.“ Eigentlich hatte ich gedacht, ich könne ihr meinen Kummer verheimlichen, aber das ging dann nicht mehr. Mit kurzen Worten konnte ich sie mit hineinnehmen, ihr das sagen, was ich preisgeben wollte. Und sie? Stand auf, drückte mich und sagte ihren Kommentar. Es war das erste Mal, dass mein fast erwachsenes Kind mich in dieser Tiefe getröstet hat. Eine völlig neue Erfahrung!

„Stolz auf dich“

Einige Monate zuvor: Wir sind in unserer alten Heimat, in der ich eine Lesung aus meinen Büchern halte. Mein Sohn macht den Büchertisch. Als alles vorbei ist und wir wieder nach Hause fahren, kommt vom Rücksitz eine Stimme: „Du, Mama, ich bin richtig stolz auf dich!“ Ich schlucke, wende den Kopf nach hinten, ob ich mich vielleicht verhört habe. Denn das ist ja nun nicht das Übliche, was man von einem 13-Jährigen zu hören bekommt. Aber ich habe mich nicht verhört. Selten hat mich ein Lob so beflügelt wie dieses.

Natürlich ist diese Freundschaft anders als meine anderen Freundschaften; das wird vielleicht auch so bleiben. Meine Kinder und mich trennen viele Jahre und auch viele Welten. Aber trotzdem wächst hier ein neues Miteinander, in dem Kinder nicht nur Empfangende sind. Es steht uns als Eltern gut an, wenn wir den neuen Ton bemerken und darauf eingehen. Denn das wünschen sich doch die Teens, wenn sie so auf uns zukommen. Letztlich wird es darum gehen, auf einer neuen Ebene miteinander umzugehen.

Verantwortung übertragen

Trotzdem bin ich natürlich „Mama“ meiner jugendlichen Kinder. Beispielsweise versorgen wir als Eltern unsere Kinder mit dem, was sie brauchen. Vor allem bin ich eine Mama, an der man sich reiben kann: Ich setze Grenzen, wann jemand nach Hause kommen soll oder wie lange die Medien benutzt werden können. Ich möchte Halt geben in so manchen Auseinandersetzungen, die mitunter auch keinen Spaß machen. Ich muss Konsequenzen einfordern, wenn Dinge, die wir besprochen haben, gar nicht gut gelaufen sind.

Außerdem muss ich meinen Teens Verantwortung übertragen: Sie sollen lernen, Termine selbst im Kopf zu behalten oder sich mit Bus und Bahn allein und sicher zu bewegen. Ich möchte sie ermutigen, weil sie vielen Anforderungen gerecht werden müssen in unserer hektischen Welt. Ich möchte sie loben, weil ich immer wieder über ihre Gaben und Eigenschaften staune und mich daran freue.

Einige dieser Mama-Aufgaben machen richtig viel Spaß. Wer genießt es nicht, wenn der eigene Sprössling in einem Konzert Erfolg hat oder einen Gottesdienst super moderiert? Andere Mama- Aufgaben sind nicht so lustig. Die gehören halt dazu.

Manchmal kann ich sie umso leichter ausfüllen, weil ich eben auch das andere miterlebe: Wir werden langsam ein wenig Freunde! Mal sehen, wohin das noch führt …

Kerstin Wendel ist Autorin und Referentin und lebt mit ihrer Familie in Wetter an der Ruhr.

Sonne, Meer und keine Eltern

Wenn Jugendliche allein verreisen wollen

Irgendwann möchten Jugendliche nicht mehr mit ihren Eltern den Urlaub verbringen, sondern mit Freunden. Und das ist gut so. Denn erstens passen die Urlaubswünsche von Jugendlichen und Eltern selten zusammen. Und zweitens ist so eine Reise ein wichtiger Schritt in die Selbstständigkeit. Jugendliche lernen dabei Verantwortung, müssen eigenständig Probleme lösen, Entscheidungen treffen und Kompromisse eingehen.

Eine Frage der Reife

Jugendliche, die alleine in Urlaub fahren wollen, sollten allerdings eine gewisse Reife mitbringen. Dazu gehört, sich der Sorge, wie auch der Aufsichtspflicht der Eltern bewusst zu sein. Vor allem sollte klar sein, dass sie die schriftliche Einwilligung der Eltern brauchen. Wer eine solche Bestätigung nicht hat, wird unter Umständen für einen Ausreißer gehalten. Reife beweist das Kind auch durch die Bereitschaft, einen Teil der Kosten zu übernehmen. Bevor endgültig über die Reise entschieden wird, sollten Eltern ausloten, wie ihr Kind sich generell verhält. Kann es mit Geld umgehen? Ist es zuverlässig? Wie wird es reagieren, wenn Gepäck, Papiere oder Geld verschwunden sind? Wie, wenn die Freunde sich zerstreiten?

Die Qual der Wahl

Unter der Vielzahl an Jugendreisen ist eine Möglichkeit die Sprachreise, bei der man in einer Gastfamilie lebt oder mit anderen Jugendlichen in einer Ferienwohnung. Alternativ gibt es Ferienkurse oder Freizeiten, bei denen Aktivitäten im Vordergrund stehen: Fotografie, Malerei oder Theater, aber auch Sport wie Surfen, Kajakfahren oder Mountainbiking. Viele Jugendliche wollen aber einfach nur in die Sonne fahren. Auch solch ein Urlaub wird als betreute Gruppenreise oder Freizeit angeboten. Wichtig ist es, sich gut über den Veranstalter und die mitreisenden Betreuer zu informieren, zum Beispiel bei Eltern, deren Kinder schon einmal mit diesem Anbieter weggefahren sind. Manchmal gibt es auch Bewertungen im Internet. Kriterien zur Beurteilung sind einerseits die Erfahrung und Ausbildung der Betreuer, andererseits, ob der Preis auch Ausflüge und Sportangebote enthält und ob es eine gut erreichbare Hotline gibt. Veranstaltet werden solche Jugendreisen von Kommunen, Kirchengemeinden, Vereinen, christlichen Jugendorganisationen und kommerziellen Anbietern.

Umfangreiche Informationen und Checklisten finden Eltern beim Bundes- Forum Kinder- und Jugendreisen e.V. (Berlin): www.bundesforum.de. Die Mitglieder dort unterliegen strikten Qualitätskriterien. Einen Überblick über christliche Freizeitveranstalter findet man auch in family 1/13 in der Rubrik „Leben mit Kindern 11–15“.

Auf eigene Faust

Sollten Jugendliche komplett „auf eigene Faust“ verreisen, gilt das Prinzip der Reife doppelt. Wichtig ist: Das Kind sollte in ein touristisch erschlossenes Land fahren, wo man es per Handy erreichen und zur Not problemlos abholen kann. Hilfreich ist auch, zu den Eltern mitreisender Freunde Kontakt zu halten. Die Jugendlichen sollten sich unbedingt in vereinbarten Abständen zu Hause melden. Solch eine eigenständige Reise sollte am besten vorab übers Wochenende einmal geübt werden. So wie es überhaupt gut ist, wenn Kinder schon in jüngeren Jahren ihre Selbstständigkeit bei elternlosen Ferien erproben. Denn: Aufhalten kann man die Kinder nicht, spätestens mit 18 fahren sie, wohin sie wollen. Und dann sind sie besser vorbereitet.

Silke Mayer arbeitet im Bereich Weiterbildung und Training, daneben ist sie als freiberufliche Autorin tätig. Sie lebt mit ihrer Familie in Duisburg.

Illustration: Thees Carstens

Die Qual der Wahl

Wie Eltern bei der Berufsfindung helfen können

Jahr für Jahr stehen Jugendliche vor der Frage, welchen Beruf sie ergreifen sollen. Eine schwierige Frage, denn nur ein Beruf, der den eigenen Fähigkeiten und Interessen entspricht, macht langfristig glücklich. Wesentlich bei der Berufswahl ist also, sich seiner Stärken und Schwächen bewusst zu sein. Falls nicht schon die Schule das Thema angestoßen hat, kann ein Gespräch mit den Eltern helfen.

Doch Vorsicht: Hier ist Neutralität gefragt. Eltern neigen dazu, sich um die Zukunft ihrer Kinder zu sorgen und empfehlen daher oft vermeintlich sichere, gut bezahlte Jobs. Mitunter spielen auch unerfüllte Träume eine Rolle oder unbewusste Eigeninteressen. Dem Jugendlichen müssen aber persönliche Wünsche erlaubt sein – und scheinen sie noch so illusorisch. Besser, als das Kind in eine ungewünschte Richtung zu drängen, ist es, aus seinen Äußerungen eine realistische Perspektive zu entwickeln.

Stärken entdecken

Neben der Eigencharakterisierung des Jugendlichen, die in der Regel aus Lieblingsfächern und Hobbys resultiert, kann es helfen, sich mit der Beurteilung anderer auseinanderzusetzen: Sporttrainer, Lehrer, Freunde oder Vereinsmitglieder. Am wichtigsten aber ist es, nach aussagekräftigen Situationen zu forschen: Wann geht das Kind wirklich auf in einer Sache? Wann kam es zu außergewöhnlichem Engagement? Vielleicht bei der Organisation eines Festes, der Aufführung eines Theaterstücks, beim Reparieren defekter Geräte, einem Marathonlauf? Je konkreter die Beispiele, desto besser.

Außerdem sollten Persönlichkeitsmerkmale berücksichtigt werden, die bei der Berufsfindung allzu oft im Hintergrund bleiben. Hält sich das Kind zum Beispiel lieber drinnen oder draußen auf, zieht es Ruhe oder Bewegung vor, arbeitet es  lieber allein oder mit anderen, kann es sich gut unterordnen, ist es freiheitsliebend oder folgsam, braucht es Herausforderungen? Ein quirliger Jugendlicher, der die meiste Zeit draußen in Bewegung ist, wird eventuell später Schwierigkeiten haben, zu festen Zeiten einem Angestelltenjob nachzugehen. Egal, wie gut seine Noten im kaufmännischen Rechnen sind.

Praxis statt Theorie

Ein Einblick in den Berufsalltag ist unersetzlich. Eltern sollten nicht nur detailliert alle Facetten ihres eigenen Jobs darlegen – Arbeitszeiten, Kleidung, Tagesablauf –, sondern auch ihre Kontakte spielen lassen. Freunde, Verwandte und Bekannte können aus ihrem Arbeitsleben berichten oder bei der Vermittlung eines Praktikums helfen. Auch der Apotheker oder Buchhändler, bei dem man Stammkunde ist, kann vielleicht interessante Einblicke gewähren. Wichtig ist, dem Jugendlichen ein umfassendes Bild zu verschaffen von Arbeitsinhalten und -bedingungen.

Dasselbe gilt für die Frage: Studium oder Lehre? Ein Geographiestudium unterscheidet sich sehr vom Erdkundeunterricht in der Schule und mancher Sprachenfreund wäre mit einer Dolmetscherausbildung besser bedient als mit einem Romanistikstudium. Sinnvoll ist, sich vorab genau über Inhalte und Ablauf eines Studiums zu informieren und auch einmal Vorlesungen live mitzuerleben und mit Studenten vor Ort zu sprechen. Was auch immer Sohn oder Tochter am Ende beschließen: Die Eltern sollten stets im Hinterkopf behalten, dass es das Kind ist, das letztlich mit seiner Entscheidung leben muss. Eltern können – und sollten – nichts weiter tun, als alle notwendigen Informationen zu beschaffen, die das Kind braucht, um eine wohl überlegte Entscheidung zu treffen.

Silke Mayer arbeitet im Bereich Weiterbildung und Training, daneben ist sie als freiberufliche Autorin tätig. Sie lebt mit ihrer Familie in Duisburg.

Illustration: Thees Carstens

„Bei Opa ist es öde“

Wenn Jugendliche keinen Bock auf Familienfeiern haben

Wer meint, Jugendliche hätten keinen Sinn für Familie, irrt gewaltig. Für 72 Prozent der 12- bis 18-Jährigen steht laut Shell-Jugendstudie Familie als „das Wichtigste auf der Welt“ ganz oben auf der Werteskala. Was allerdings nicht bedeutet, dass Familienfeiern bei Teens genauso beliebt wären. In der Pubertät ist Abgrenzung von Eltern und Familie angesagt. Viele Jugendliche ziehen ein Zusammensein mit Gleichaltrigen einem Treffen im Familienclan vor.

Kicken vor dem Kaffee

Jan (15) kann Sprüche wie „Du bist aber groß geworden“, bei Familienfeiern schon lange nicht mehr hören: „Den Verwandten fällt oft nichts anderes ein, als mich nach der Schule auszufragen und mir zum x-ten Mal zu erklären, wie wichtig ein guter Schulabschluss ist. Das ist ätzend.“ Dieser etwas unbeholfene Versuch der Kontaktaufnahme seitens der Erwachsenen stört ihn mächtig – genau wie die Frage, ob er denn schon eine Freundin habe.

Aber das ist nicht unbedingt ein Grund, Familienfeiern grundsätzlich zu boykottieren. In bester Erinnerung hat er die Konfirmation seines Cousins. Auf der Einladung stand: „Bitte Sportzeug mitbringen“. Die Festgesellschaft zog vor dem Kaffeetrinken auf den nahen Sportplatz. Wer sich zu alt zum Kicken fühlte, konnte die anderen anfeuern. „Ich finde wichtig, dass es nicht zu steif zugeht und dass wir Jugendlichen zwischendurch auch was für uns  machen können“, meint Jan. Und hat vorsichtshalber bei jeder Feier ein Kartenspiel und das Smartphone dabei. Annika (16) findet Familienfeiern „einfach grässlich“. Ihre Eltern sind geschieden und ihr Verhältnis zueinander ist nicht gerade entspannt. Zum 80. Geburtstag allerdings hatte Oma beide Elternteile eingeladen. „Das ging überhaupt nicht. Meine Eltern saßen da wie Eisklötze. Die nächste Familienfeier findet ohne mich statt“, zeigt sie sich entschlossen.

Familienfeiern sind auch für Jugendliche attraktiv …

… wenn Eltern erklären, warum ihnen selbst die Familienbande wichtig sind. Und wenn sie selbst nicht im Nachhinein schlecht über die Feier oder andere Familienmitglieder reden.

… wenn Jugendliche das Gefühl haben, sich und ihre Interessen einbringen zu können: Womöglich macht es Spaß, den Begrüssungsdrink anzubieten, für den Nachschub von Getränken verantwortlich zu sein, einen Programmpunkt beizusteuern?

… wenn ein Raum vorhanden ist, der es den Jugendlichen ermöglicht, sich bei Bedarf zum Spielen oder Reden untereinander „auszuklinken“.

… wenn auf Kleiderordnung, Förmlichkeiten und Erwachsenensprüche wie: „Du bist aber groß geworden“ verzichtet wird.

… wenn einige Programmpunkte Jugend liche und Erwachsene ins Gespräch miteinander bringen oder für Auflockerung sorgen.

… wenn Spannungen, die es womöglich im größeren Familienkreis gibt, im Vorfeld im Gespräch mit den Heranwachsenden angesprochen werden. Gemeinsam kann entschieden werden, ob man ihnen lieber ausweichen will oder ob es geraten ist, sie einstweilen zu übergehen.

Karin Vorländer arbeitet als freie Journalistin und lebt in Nümbrecht bei Köln.

Illustration: Thees Carstens