„Wie werden wir den Schnuller los?“

„Der Kinderarzt hat uns nahegelegt, unserer Tochter (3,5) den Schnuller abzugewöhnen. Wie gehen wir am besten vor?“

Der Schnuller gehört zum Alltag vieler Kinder. Ein Baby hat das Bedürfnis zu saugen, das man ruhig unterstützen kann, denn das Saugen – an der Brust oder an einem Schnuller – trainiert nicht nur Muskelfunktion, Kiefer und Gebiss, sondern beruhigt das Baby auch. Mit den ersten Milchzähnen löst der Kaureflex den Saugreflex ab. Bereits am Ende des ersten Lebensjahres wäre also ein guter Zeitpunkt, dem Kind den Schnuller abzugewöhnen.

SPRECHEN SIE MIT IHREM KIND!

Ihr Kind trägt den Schnuller nun schon viel länger – und das wahrscheinlich aus gutem Grund. Oft ist der Schnuller auch für die Eltern ein Instrument, das „in Not“ hilft, von Unruhe befreit. Es ist die „kleine Sicherheit“. Wenn Eltern den Schnuller ungern weglassen, spürt das Kind es. Wie soll es sich vom Schnuller verabschieden, wenn es in Ihnen die Angst vor dem Loslassen fühlt? Umso wichtiger ist es, dass erst einmal Sie Entschlossenheit und Natürlichkeit zu diesem Thema finden. Lösen Sie sich zunächst selbst von der Schnuller-Zeit. Inkonsequenz und Unsicherheit ziehen die Abgewöhnungsphase unnötig in die Länge und verunsichern das Kind.

Wenn Sie so weit sind, suchen Sie einen Zeitraum für die Abgewöhnungsphase von etwa drei Wochen. Sprechen Sie auch mit ihrem Kind über das Thema. Manchmal wirkt es so, als würden Kinder nicht verstehen oder abblocken, weil sie woanders hinsehen oder etwas antworten, das nicht zum Thema passt. Wenn Ihr Kind jedoch beiläufig beginnt, Fragen zu stellen, im Spiel darüber redet, merken Sie, wie Sie Vorarbeit leisten. Hilfreich kann auch die neutrale, gemeinsame Beobachtung von erwachsenen Vorbildern oder Alltagshelden der Kinder sein, wie die Polizistin oder der Müllmann, und die Feststellung, dass sie keine Schnuller tragen.

SCHNULLER NICHT EINFACH WEGWERFEN

Unterschätzen Sie nicht die emotionale Bindung, die Ihr Kind bereits zum Schnuller hat. Er gehört zur Wirklichkeit des Kindes, der Gewohnheitsfaktor ist entsprechend hoch, aber auch die Sicherheit und Verbundenheit zu ihm. Es ist deshalb nicht ratsam, den Schnuller achtlos wegzuschmeißen. Schmieden Sie einen Plan, der zu ihnen als Familie passt. Stärken Sie den eigenen Willen des Kindes, sich auf die Neuerung einzulassen und unterstützen Sie so die Loslösung. Neben der Schnullerfee, dem Vergraben des Schnullers im Garten, um zu sehen, ob ein Schnullerbaum wächst oder dem Verschenken des Schnullers an fiktive oder echte andere Babys gibt es viele Ideen, die Kindern und Erwachsenen dabei helfen, den Weg in die „Schnuller-Freiheit“ zu finden.

Kindern, die der Logik sehr verbunden sind, kann es aber auch helfen, wenn sie den Schnuller zu einem selbstgewählten Zeitpunkt allein mit einer Schere zerschneiden. Sie werfen ihn selbst weg und wissen genau, dass der Schnuller nun kaputt ist und von der Müllabfuhr mitgenommen wird, weil er nicht mehr gebraucht wird. Bleiben Sie in jedem Fall wohlwollend und liebevoll. So werden Sie Ihr Kind gut in die „Schnuller-Freiheit“ führen.

Irina Kostic ist Kinderkrankenschwester, Autorin und Schulsozialarbeiterin. Sie lebt mit ihrem Ehemann und vier Kindern in Nordfriesland. www.irinakostic.de
Illustration: Sabrina Müller, sabrinamueller.com

„Das Kind meiner Freundin haut“

„Der Sohn meiner Freundin schlägt manchmal andere Kinder und Erwachsene – auch mich. Meine Freundin greift aber oft nicht ein. Was kann ich tun?“

Das ist eine heikle Situation. Auf der einen Seite verhält sich das Kind Ihrer Freundin so, dass Sie eingreifen möchten, auf der anderen Seite ist es nicht einfach, in den Verantwortungsbereich einer anderen Mutter einzudringen. Aber Ihr Gefühl, dass man nicht einfach darüber hinwegsehen darf, ist absolut gerechtfertigt.

DAS HAUEN HAT EINEN GRUND

Die Frage, die sich mir als Erstes stellt, ist, warum der Junge andere Kinder schlägt. In der Regel kann man davon ausgehen, dass dieses Hauen nicht einfach nur frech ist, sondern dass ein ungesehenes Bedürfnis oder eine Not dahintersteckt. Vielleicht fühlt sich der Junge mit anderen Kindern gestresst oder ungerecht behandelt? Oder er fühlt sich in einer bestimmten Situation übersehen und erhofft sich mehr Aufmerksamkeit? Nicht selten hat so ein Verhalten auch damit zu tun, dass Kinder selbstbestimmt leben wollen und ihre Gefühle in diesem Alter noch nicht regulieren können, wenn sie an eine Grenze stoßen. Es kann also viele Gründe für solche Reaktionen geben. Deswegen ist es sinnvoll zu überlegen, was die Ursache sein könnte, und sie vorsichtig mit der Mutter zu thematisieren.

Fragen Sie Ihre Freundin auch, warum sie das so laufen lässt. Auch hier können unterschiedliche Gründe vorliegen. Ist es Unsicherheit, Resignation oder Überforderung, unter der sie leidet? Dann ist Ihre Freundin vielleicht sogar dankbar, wenn sie sich austauschen kann und Unterstützung bekommt. Ist es aber Gleichgültigkeit oder eine bewusste Entscheidung für diesen Erziehungsstil, könnte das Gespräch etwas schwieriger oder sogar kontrovers werden. Aber auch dann dürfen Sie klar und liebevoll Ihre Position vertreten und auf den Missstand aufmerksam machen.

EIGENE GRENZEN KLAR FORMULIEREN

Natürlich ist es nie leicht, andere mit Kritik zu konfrontieren. Aber wenn Sie vorrangig von ihren Empfindungen und Sorgen sprechen, könnte das Gespräch zu einer Haltungsänderung führen. Wie sehr Sie sich selbst in diesen Konflikt investieren möchten und können, hängt sicherlich auch von der Intensität Ihrer Freundschaft ab. Je enger der Kontakt ist und je häufiger sich die Problematik aufdrängt, desto wichtiger ist es, eine Lösung zu finden. Doch letztlich müssen wir uns bewusst machen, dass wir andere Menschen nicht ändern können, wenn Sie keine Einsicht haben.

Erleben sie eine konkrete Situation, in der Sie selbst geschlagen werden, ist es angebracht zu reagieren, auch auf die Gefahr hin, dass das zu einem Konflikt mit der Freundin führt. Wenn Ihre Freundin über das Hauen ihres Kindes hinweggeht, können Sie trotzdem Ihre Grenze klar formulieren: „Stopp, ich möchte nicht, dass du mich haust.“ Diese Rückmeldung braucht das Kind unbedingt. Genauso wichtig ist es, andere Kinder, die gehauen werden, zu schützen und den Sohn ihrer Freundin zu begrenzen und aus der Situation zu nehmen. Auch wenn das eigentlich vorrangig die Aufgabe der Mutter wäre, ist es angemessen, sich hier einzumischen, weil es um andere Kinder geht.

Sonja Brocksieper ist Diplom-Pädagogin. Sie lebt mit ihrer Familie in Remscheid und ist Mitarbeiterin bei Team.F.
www.sonja-brocksieper.de
Illustration: Sabrina Müller, sabrinamueller.com

„Mein Kind will nicht in die Kita“ – Diese Fragen sollten Sie unbedingt stellen

„Meine Tochter (5) ist immer gern in den Kindergarten gegangen. Aber nun weigert sie sich, sich morgens fertig zu machen. Was kann ich tun?“

Erst einmal ist es erfreulich, dass Ihre Tochter bisher immer gern in den Kindergarten gegangen ist. Das spricht dafür, dass sie sich dort grundsätzlich wohlfühlt. Nun gilt es herauszufinden, ob es Veränderungen gab, die ihre plötzliche Verweigerung erklären könnten. Gab es eventuell einen Personalwechsel? Treten Konflikte zwischen Ihrer Tochter und anderen Kindern auf? Gibt es Veränderungen im Tagesablauf oder in der Gruppenzusammensetzung? Am besten sprechen Sie darüber offen mit den Erzieherinnen und mit Ihrer Tochter.

FRAGEN SIE UNAUFFÄLLIG NACH

Suchen Sie einen ruhigen Zeitpunkt, an dem Sie es sich mit Ihrer Tochter gemütlich machen und sie behutsam fragen, warum sie auf einmal nicht mehr gern in den Kindergarten gehen mag. Wenn Ihre Tochter nicht antworten möchte oder den Grund selbst nicht benennen kann, kann es helfen, Beispiele zu nennen, etwa: „Manchmal kommt es vor, dass Kinder nicht mehr gern zum Kindergarten gehen, weil jemand sie ärgert oder weil sich etwas verändert hat, zum Beispiel bei den Erzieherinnen. Kennst du so etwas?“ Sie können auch immer mal wieder unauffällig Fragen stellen wie „Mit wem hast du denn heute gespielt?“ oder „Welche Erzieherinnen waren heute da?“ oder „War alles gut oder gab es heute Streit oder war jemand gemein?“.

BEARBEITEN SIE TRENNUNGSÄNGSTE

Nicht selten entstehen phasenweise Trennungsängste, die den Abschied erschweren. Überlegen Sie, wenn sich kein anderer Grund finden lässt, gemeinsam mit Ihrer Tochter, was ihr helfen könnte – vielleicht ein Kuscheltier-Begleiter oder etwas, das sie an Mama erinnert (zum Beispiel ein Tuch oder ein Mut-Stein)? Tolle Tipps dazu gibt es auch in dem Buch „Fremdeln-Klammern-Trennungsangst“ von Elizabeth Pantley.

SPRECHEN SIE OFFEN ÜBER SEXUALITÄT UND GEWALT

Obwohl es ein schwieriges Thema ist, sollte man immer wachsam sein in Bezug auf mögliche sexuelle oder aggressive Übergriffe, die auch Grund dafür sein können, dass ein Kind plötzlich nicht mehr in den Kindergarten gehen möchte. Achten Sie sehr genau auf mögliche Verletzungen und fragen Sie vorsichtig: „Manchmal möchten Kinder auch nicht mehr zum Kindergarten, weil dort jemand etwas machen will, das sie nicht wollen. Zum Beispiel irgendwo anfassen, weh tun oder Fotos machen. Hast du das schon mal erlebt?“ Auch Kinderbücher helfen, über dieses Thema ins Gespräch zu kommen und Kinder grundsätzlich zu stärken (Mein Tipp: „Mein Körper gehört mir“ von Dagmar Geisler). Bei Unsicherheiten berät auch unverbindlich und kostenlos der Kinderschutzbund.

HOSPITIEREN SIE IN IHREM KINDERGARTEN

Sollten Sie auf diesem Weg nicht weiterkommen, wäre eine weitere Option, mal einen Tag im Kindergarten zu hospitieren. Sprechen Sie das vorher mit dem Kindergarten ab, mit der Begründung, herausfinden zu wollen, wie Sie Ihrer Tochter helfen können, sich wieder wohler zu fühlen. Erklären Sie Ihrer Tochter, dass Sie heute mal ausnahmsweise zu Besuch kommen dürfen, damit Sie nicht erwartet, dass das nun immer so läuft.

Melanie Schüer ist Erziehungswissenschaftlerin, Mutter von zwei Kindern und als freie Autorin und Elternberaterin auf elternleben.de und neuewege.me unterwegs. Illustration: Sabrina Müller

Wenn Eltern aus der Haut fahren

„Mein Sohn (5) bringt mich ständig auf die Palme. Neulich hat er beim Anziehen für den Kindergarten so lange getrödelt und gemeckert, bis ich ihn am Arm gepackt und angeschrien habe. Wie kann ich meine Gefühle im Zaum halten und meinem Kind auch in Stresssituationen beherrscht begegnen?“

Diese Situation kennt jede Mutter. Wir fühlen uns total hilflos, gestresst und überfordert. Wir kommen an unsere Grenzen und schauen dabei in emotionale Abgründe, die wir bei uns nie für möglich gehalten hätten. Das erschreckt uns und wir fühlen uns furchtbar. Verurteilen Sie sich nicht. Überlegen Sie stattdessen, wie Sie es in Zukunft besser machen können.

Beobachten Sie, in welchen Situationen Sie aus der Haut fahren. Auf immer gleiche, wiederkehrende Stresssituationen kann man sich vorbereiten! Einige Fragen, die in der beschriebenen Situation helfen könnten, sind: Warum trödelt Ihr Sohn? Möchte er überhaupt in den Kindergarten? Möchte er in dem Moment lieber noch etwas spielen? Haben Sie durch Termine Zeitlimits? Gefällt ihm die Kleidung, die für ihn bereitliegt?

DIE SITUATION ENTSTRESSEN

Sie können ihn zum Beispiel selbst Kleidung aus einer begrenzten Auswahl aussuchen lassen oder ihn auch mal im Schlafanzug in den Kindergarten schicken (dies sollten Sie natürlich vorher mit den Erzieherinnen absprechen). „Ich hab’s geschafft“-Listen können die Situation spielerisch entstressen. Ein weiterer Tipp, den Stress aus der Situation zu nehmen, ist, dass Sie sich und Ihrem Kind mehr Zeit vor dem Kindergarten lassen oder aber die Zeit vorher so begrenzen, dass Ihr Kind vor dem Gehen nicht noch ins Spielen gerät. Umso schwerer fällt es ihm dann natürlich, sich davon zu lösen.

Sie können auch mit Ihrem Kind in einem ruhigen Moment darüber sprechen, dass sein Verhalten Ihnen Stress bereitet und es fragen, wie es besser laufen kann. Manchmal muss man sich auch mal die Frage stellen: Ist an dieser Stelle ein Kampf wirklich sinnvoll und nötig?

INNERLICH BIS ZEHN ZÄHLEN

Fragen Sie auch andere Eltern, wie sie in solchen Momenten reagieren, und überlegen Sie vor solchen Eskalationen, wie Sie reagieren möchten. Vielleicht gibt es auch etwas, was Ihr Stresslevel senkt – zum Beispiel ein wenig Entschleunigung im Alltagsstress, eine Haushaltshilfe oder mehr Hilfe aus dem sozialen Umfeld? Ist die Situation da, versuchen Sie, innerlich einen Schritt zurückzutreten und bis zehn zu zählen. Und – was immer gut ist – schicken Sie ein Stoßgebet zu Gott. Sie können überhaupt (auch mit anderen) für gute Ideen beten und dafür, ruhig und liebevoll zu bleiben. Ist die Situation eskaliert, sein Sie nicht zu hart zu sich selbst. Wir alle machen Fehler. Haben Sie Geduld: Elternsein ist eine große Herausforderung, aber mit der Zeit verändert sich viel: Ihre Reaktionen und auch Ihr Kind.

Genau so, wie Sie Ihr Kind um Entschuldigung bitten können, dürfen Sie auch Gott um Vergebung bitten. Er erwartet nicht, dass Sie perfekt sind. Die gute Nachricht ist, dass Gott uns trotzdem liebt und uns genau das Kind anvertraut hat, das wir erziehen können! Wenn Gott uns das zutraut, dann hilft er auch.

Antje Voß ist verheiratet, Mutter von drei erwachsenen Kindern und arbeitet als Hebamme in Gießen. Illustration: Sabrina Müller

 

 

Ein Monster unterm Bett

„Unser Sohn (4) kommt nachts immer in unser Bett, weil ein Monster unter seinem Bett ist. Wie gehen wir richtig mit seiner Angst um, und wie können wir ihm helfen?“

Zuerst einmal ist es wichtig, die Angst ernst zu nehmen, auch wenn Sie sich nicht erklären können, wo sie herkommt. Dann sollte Ursachenforschung betrieben werden, um mit der Angst umzugehen. Fragen Sie Ihr Kind am Tag danach, ob es das Monster beschreiben und vielleicht auch malen kann. So ist die Angst nicht mehr abstrakt. Zeigen Sie ihm aber auf keinen Fall Bilder von Monstern, das schürt die Angst nur unnötig!

DAS MONSTER VERJAGEN

Vielleicht wird hierbei schon klar, woher die Angst kommt. Wenn nicht, fragen sie nach: Wo kommt es her? Was will es von dir? Und die wichtigste aller Fragen: Wie können wir es bekämpfen oder verschwinden lassen? Wovor hat das Monster Angst? Was mag es gar nicht? Wenn sich Ihr Kind damit auseinandersetzt, lernt es Lösungswege kennen, die ihm auch in anderen Situationen helfen können. Wenn das Gespräch Ihr Kind zu sehr aufwühlt, machen Sie eine Pause, lassen Sie es spielen und greifen das Thema später wieder auf. Fragen Sie auch im Kindergarten nach, vielleicht können die Erzieherinnen oder andere Eltern Ihnen beim Forschen helfen.

Besprechen Sie beim Abendessen, was Ihrem Kind helfen kann, die Nacht in seinem Bett zu verbringen. Und was helfen kann, das Monster zu verjagen oder zu verhindern, dass es kommt. Gehen Sie auf die Vorschläge ein und setzen Sie diese mit Ihrem Kind zusammen um. Falls es selbst keine Vorschläge bringt, schlagen Sie einiges vor: die Tür öffnen, das Licht anlassen oder eine schützende Höhle bauen. Wenn nichts hilft, geben Sie ihm als letzten Ausweg die Möglichkeit, dass es Sie rufen kann und Sie dann bei ihm im Zimmer schlafen. So wird die Routine, ins Elternbett zu kommen, durchbrochen und Sie zeigen ihm andere Wege auf, mit der Situation umzugehen.

MEHR NÄHE?

Wenn Sie einen Lösungsweg besprochen haben, machen Sie daraus ein Ritual für die Bettgehzeit. Führen Sie das neue Ritual jeden Abend für mindestens drei Wochen durch. Wenn Ihr Sohn es dann noch nicht schafft, allein in seinem Bett zu bleiben, oder wenn ständig neue Monster auftauchen, sollten Sie noch einmal das Gespräch mit ihm suchen. Es kann sein, dass er einfach bei Ihnen sein möchte. Vielleicht macht er gerade einen Entwicklungsschritt und braucht dabei mehr Nähe als sonst.

Ihr Bedürfnis nach erholsamen Schlaf dürfen Sie hierbei aber nicht außer Acht lassen! Vielleicht können Sie vereinbaren, dass er an bestimmten Tagen oder erst ab einer gewissen Uhrzeit zu Ihnen ins Bett kommen darf. Eventuell müssen Sie auch darüber nachdenken, wie Sie Ihren Alltag etwas entschleunigen können, um entspannt, konstant und mit voller Aufmerksamkeit Zeit mit Ihrem Kind verbringen zu können.

Anika Sohn ist Erzieherin aus Eggenstein bei Karlsruhe und Autorin des Buches „Kleine Räume – großer Spaß“.

 

Zahlen und Buchstaben

„Mein Sohn ist nun ein Vorschulkind, zeigt jedoch keinerlei Interesse an Zahlen, Buchstaben und am Malen. Wie kann ich ihn begeistern?“

Am besten funktioniert es spielerisch, indem der „Lernstoff “ an die Interessen der Kinder angepasst wird. Vielleicht starten Sie mit den Helden aus dem TV? Oft gibt es im Merchandising der Serien und Filme einiges an Fördermaterial, wie Spiele, Bilder- oder Malbücher.

ENTSPANNTE STIFTHALTUNG

Besonders in der ersten Klasse und im Kindergarten wird noch viel gemalt. Wichtig hierbei ist die entspannte Stifthaltung. Das Kind soll sich nicht verkrampfen, denn dadurch verliert es zum einen die Kraft in den Fingern und zum anderen schnell die Lust, da der Arm oder sogar Kopf und Nacken schmerzen. Durch das Malen am Tisch wird eine von vielen Schulsituationen geübt und darüber hinaus die Fähigkeit zur Konzentration, Genauigkeit, Hand-Auge-Koordination und Ausdauer. Kinder, die nicht gern malen, lassen sich eher motivieren, wenn es um Ihre Helden geht: Suchen sie gemeinsam am PC nach Ausmalbildern. Zu Beginn sollten Sie sich mit Ihrem Kind an den Tisch setzen. Malen Sie beide zusammen das Bild an. Wenn es fertig ist, darf Ihr Kind es aufhängen. Bald schon hat Ihr Kind kein Problem damit, ruhig am Tisch zu sitzen und ein Bild allein auszumalen. Das Gleiche gilt für Arbeitsblätter. Je nach Thema findet man jedoch kaum Vorlagen im Internet – da ist Kreativität gefragt.

SPIEL-IDEEN:

  • Heldenmemory: Sie brauchen für das Memory die Zahlen 1-5 (je nach Alter auch der Zahlenraum bis 10) auf einem Stück Pappkarton und kleine Bildchen der Helden Ihres Kindes. Sie basteln jeweils ein Pärchen mit zwei Karten; auf dem einen ist die Zahl zu sehen, auf dem anderen die entsprechende Anzahl an Figuren. Zum Beispiel: die Zahl 3 und 3 Feuerwehrmänner. Ziel ist es, immer die passenden Paare zu finden.
  • Heldenlotto: Für das Spiel brauchen Sie Bilder der Helden mit deren Namen und einzelne Buchstabenkärtchen. Die Buchstabenkärtchen werden gemischt und auf dem Tisch ausgebreitet. Nacheinander suchen die Spieler sich die Buchstaben, die zu ihrem Helden passen. Sie können hierfür auch Buchstabenwürfel basteln. Somit muss der Name des Helden erwürfelt werden.
  • Musik-Stopp-Spiel: Falls Sie einen zusammensetzbaren Schaumstoffteppich zum Thema Zahlen und Buchstaben haben, lösen Sie die Buchstaben/Zahlen heraus und verteilen sie im Raum/im Garten. Die Kinder müssen auf einen Buchstaben springen, wenn die Musik stoppt. Sie können die Buchstaben/Zahlen auch auf ein Blatt Papier schreiben. Zu Beginn suchen die Kinder sich die Buchstaben/Zahlen selbst aus und benennen diese, wenn sie das schon können. Wenn nicht, benennen Sie diese und die Kinder sprechen Ihnen nach. Später geben Sie die Buchstaben/Zahlen vor.
  • Nachtisch-Spiel: Sie nehmen zu Beginn drei Gummibärchen in die Hand und schließen diese zur Faust. Wenn das Kind bereit ist, öffnen Sie die Hand für ca. 2 Sekunden und schließen sie wieder. Das Kind sagt, wie viele Gummibärchen es gesehen hat. Stimmt die Anzahl, darf es diese essen. Ansonsten darf es noch mal raten. Danach wird gewechselt und Sie müssen genau hinschauen. Später können Sie die Anzahl erhöhen.

Anika Sohn ist Erzieherin aus Eggenstein (bei Karlsruhe) und Autorin des Buches „Kleine Räume – großer Spaß“.

 

Mein unsichtbarer Freund

„Unser Sohn (4) hat seit kurzem einen unsichtbaren Spielgefährten. Wenn wir ihm seinen unsichtbaren Freund ausreden wollen, wird er wütend. Müssen wir uns Sorgen machen?“

Internationale Studien sagen, dass 37 Prozent der Kinder zwischen drei und sieben Jahren eine Weile mit einem imaginären Freund zusammenleben. Ihre Freunde entstehen in der Fantasie, sie sind mal bärenstark und schlau, mal keck und klein, aber immer unsichtbar. Andere Kinder beseelen zusätzlich ihre Stofftiere oder Gegenstände, mit denen sie reden und streiten, die sie ständig begleiten und schützen. Ein Ball im Wasser kann ein Delfin sein, ein Stock ein Pferd. Kommt ein Erwachsener hinzu, ist es sofort wieder der Stoffhase, Stock oder Ball. Das Kind wechselt blitzschnell zwischen seiner Fantasiewelt und der Realität. Insgesamt leben, laut Studien, 67 Prozent der Vorschulkinder in ihrer eigenen Vorstellungswelt.

FANTASIEVOLL UND INTELLIGENT

Ihr Kind „spinnt“ also nicht, es ist vielmehr eine ganz normale Entwicklung, es zeugt sogar von Intelligenz in diesem Alter zwischen Vorstellung und realer Welt umdenken zu können. Ihr Kind erfindet einen Fantasiefreund, der nicht immer ein Mensch sein muss. Diese Figuren entstehen entweder ganz in der blühenden Einbildungskraft oder werden durch Geschichten angeregt.
Der eingebildete Freund begleitet Ihr Kind nun Tag und Nacht, er muss sich nicht an Regeln halten, tut Dinge, die man niemals mit Mama oder Papa machen kann (zum Beispiel mit einem Einhorn durch den Wald reiten), er schützt das Kind oder ermutigt es. Gerade Einzelkinder suchen sich häufig einen Freund, der immer bei ihnen ist.

NEHMEN SIE IHR KIND ERNST

Wir Erwachsene leben ständig in einer realen Welt, es fällt uns häufig schwer, uns auf die „verrückten“ Ideen unserer Kleinen einzulassen. Gehen Sie auf den unsichtbaren Freund ein und lassen Sie ihn erzählen. So können Sie erfahren, was Ihr Kind bewegt, wovor es Angst hat, was es sich nicht zutraut oder wie es gerne wäre. Eher schüchterne Kinder werden sich einen starken Freund aussuchen. Großstadtkinder mit wenig Platz zum Toben suchen manchmal in ihrer Vorstellungskraft ein freieres Leben. Dieses unsichtbare Wesen begleitet Ihr Kind durch dick und dünn und hilft ihm die Welt, außerhalb des Elternhauses, mit all den Gefahren, Verboten und Geboten zu bewältigen. Manche Kinder entwickeln sogar ihre eigene Fantasiestadt, mit einer eigenen Sprache oder eigenem Geld. In der Kindertherapie werden schüchternen, ängstlichen oder auch auffallend aggressiven Kindern diese Fantasiewesen manchmal auch als Helfer und Beschützer zur Seite gestellt.
Mit Eintritt in die Schule wird ihr Kind immer mehr reale Freunde finden. Meist brauchen Kinder dann keine unsichtbaren Freunde mehr. Die kognitive Weiterentwicklung führt bei Grundschulkindern zu kritischem Denken, sie lernen ihre Gefühle besser auszudrücken und sind motorisch geschickter. Diese erweiterten Fähigkeiten helfen Ihrem Kind, die reale Welt immer besser zu meistern.

Doris Heueck-Mauß ist Entwicklungspsychologin und Psychotherapeutin und lebt in München

„Ich rede mit dir!“

„Unserer Tochter (5) reagiert häufig nicht, wenn wir sie um etwas bitten. Oft wissen wir uns nicht anders zu helfen, als bis drei zu zählen, damit sie reagiert. Was können wir tun?“

Wenn Eltern das Gefühl haben, dass ihr Kind auf akustische Aufforderungen nicht reagiert, sollte zunächst beim Arzt abgeklärt werden, ob eine medizinische Ursache dahintersteckt. Eine akute Mittelohrentzündung oder vergrößerte Rachenmandeln können bei Kindern zu einer vorübergehenden Schwerhörigkeit führen. Die meisten Kinder sind jedoch topfit und hören trotzdem nicht. Zunächst sollten Eltern genauer hinschauen, in welchen Situationen das Kind nicht hört. Wenn Kinder ins Spiel vertieft sind oder ihren Gedanken nachhängen, ist es schwer, zu ihnen durchzudringen. Manchmal passiert es auch, dass sie einfach nur vergessen zu antworten. Auf die Frage „Bist du satt?“ registriert das Kind für sich „Ja, ich bin satt“, sagt es aber nicht laut.

NÄHE UND PRÄSENZ
Je kleiner das Kind ist, desto weniger bringt es, ihm aus der Entfernung etwas zuzurufen. Versuchen Sie stattdessen eine Verbindung herzustellen. Konkret bedeutet das: Körperkontakt. Gehen Sie zum Kind und knien Sie sich auf den Boden, wenn es dort spielt. Legen Sie eine Hand auf seine Schulter und nehmen Sie Augenkontakt auf. Erst, wenn Sie merken, dass das Kind Sie wahrnimmt, wird die Bitte ausgesprochen. Auf diese Weise wird die Spirale durchbrochen, dass Eltern Aufforderungen immer wiederholen und Kinder sich daran gewöhnen, nicht auf das Gesagte zu achten. Eltern können üben, ihre Kinder immer mit Namen anzusprechen und möglichst konkrete Anweisungen zu geben. Statt „Setz dich ordentlich hin“ ist es besser „Lass bitte die Beine unter dem Tisch und leg die Hand neben den Teller“ zu sagen. Positive Formulierungen helfen, denn unser Gehirn kann Verneinungen nur über Umwege verarbeiten. Das Beispiel „Denken Sie nicht an einen rosa Elefanten!“ zeigt, dass im Kopf keine negativen Bilder entstehen. Zunächst wird an das Verbotene gedacht. Im Alltag heißt das, den Kindern z u s agen, w as s ie tun s ollen, a nstatt e twas z u verbieten: „Bleib bei mir auf dem Bürgersteig“ und nicht „Lauf nicht auf die Straße!“.

STRUKTUREN UND RITUALE
Festgelegte Strukturen und Rituale helfen, Abläufe nicht immer neu diskutieren zu müssen – jedoch braucht es einen langen Atem und vor allem unser Vorbild, bis Kinder diese verinnerlicht haben. Trotzdem bewirkt es, dass wir auf lange Sicht weniger ermahnen müssen. Beim Thema Aufräumen ist es außerdem hilfreich, wenn alle Dinge einen festen Platz haben, den die Kinder kennen. Nennen Sie konkret den Ort, wohin das Kind seine Dinge aufräumen soll.

KONSEQUENZEN
Manchmal erscheinen Drohungen uns als letzter Ausweg. Es ist verführerisch zu sagen: „Wenn du jetzt nicht kommst, dann gehe ich ohne dich!“ Kinder sollten jedoch nie aus Angst gehorchen. Gleichzeitig spüren sie, ob Eltern nur leere Drohungen aussprechen, weil sie sich hilflos fühlen. Wenn Sie öfter in solche Situationen geraten, überlegen Sie in einer ruhigen Minute: Wann passiert das? Was regt mich auf? Gibt es statt einer Bestrafung natürliche Konsequenzen, die folgen können? Das könnte zum Beispiel sein: Wir haben keine Zeit mehr, bei Oma vorbeizufahren.

 

Elisa Hofmann hat Publizistik, Psychologie und Linguistik studiert, ist verheiratet und wohnt mit ihrem Mann und drei Kindern in Heidesheim am Rhein.

Den Drahtesel zähmen

„Ab welchem Alter sollten Kinder Fahrradfahren lernen? Warum ist das wichtig und wie bringe ich es ihnen richtig bei?“

Wenn wir mit dem Fahrrad unterwegs sind, ist uns nicht bewusst, wie komplex die Bewegungsabläufe und wie vielfältig die Informationsverarbeitungen sind. Radfahren ist ein Zusammenspiel aus Motorik, Planung, Orientierung, Geschwindigkeit, Gleichgewicht, Sequenzierung von Handlungen und Regelwerk. Aus diesem Grund findet die Fahrradprüfung erst in der 4. Schulklasse mit neun oder zehn Jahren statt.

DAS RICHTIGE ALTER
Obwohl man schon für Kleinkinder Fahrräder kaufen kann, bedeutet dies nicht, dass es das ideale Lernalter ist. Erst wenn Kinder von sich aus Interesse am Rad zeigen, sollten sie es ausprobieren. Dabei sind manche ein Kindergartenkind und andere gehen schon in die Schule. Lassen Sie sich nicht verunsichern, wenn jüngere Kinder durch die Straßen sausen und Ihres noch auf einem Laufrad herumkurvt. Lernen braucht Zeit, und die Voraussetzungen fürs Radfahren lassen sich gut mit Roller und Laufrad trainieren. Das Kind entwickelt ein Gespür für Balance und Geschwindigkeit. Es wird merken, wie schnell es sein muss, um die Beinchen zu heben. Und es wird wissen, wie ruckartig es den Lenker drehen kann, ohne auf die Nase zu fallen. Viele Eindrücke müssen eingeordnet werden: Geräusche, Bewegungen von Personen und Autos oder Hindernisse auf dem Weg. Das Kind lernt Wichtiges von Unwichtigem zu unterscheiden, und nach und nach automatisieren sich Bewegungsabläufe. Wenn es dann ein Fahrrad ausprobieren möchte, kann auch ein Rad von Geschwistern oder Nachbarskindern hilfreich sein. Eine Anschaffung lohnt sich erst, wenn sich Fahrerfolg einstellt. So sparen Sie sich zum Beispiel ein kleines 12-Zoll-Rad und können gleich ein größeres anschaffen.

UNTERSTÜTZEN
Vermeiden Sie Stützräder. Sie sind eher hinderlich als hilfreich, denn mit ihnen lässt sich nicht der entscheidende Gleichgewichtssinn trainieren. Am Anfang fehlt den Kindern häufig die Kraft, um anzufahren. Geben Sie dem Rad einen Schubs, aber schieben Sie es nicht ständig. Das lenkt Ihr Kind ab, und es guckt mehr nach hinten als nach vorne. Sie sollten außerdem darauf achten, nicht ständig zu reden, denn ihr Kind ist mit so vielen Dingen auf einmal beschäftigt, dass es kaum auf Ihre Worte achten wird. Fahrradfahren ist körperbetont, es lässt sich nicht durch verbale Erklärungen erlernen. Wenn Sie Ihr Kind anfeuern wollen, dann rennen Sie vor und lotsen es ins Ziel, so fokussiert es sich nach vorne. Mancher Sturz lässt sich nicht vermeiden, sorgen Sie mit Helm, Knieschützern und robuster Kleidung vor. Radeln Sieselbst gerne? Ihre Begeisterung wird andere anstecken. Machen Sie aus dem Radelausflug ein schönes Familienerlebnis. Suchen Sie sich ruhige Wege und leicht erreichbare Ziele: einen Lieblingsplatz im Park, die Eisdiele, den Bäcker oder das Tiergehege. Nichts ist frustrierender, als wenn aus dem Genussradeln ein Pedalenkampf wird. Die Freude wächst mit der Routine und dann „kommt Radfahren dem Flug der Vögel am nächsten“ (Louis J. Halle).

Susanne Ospelkaus ist Ergotherapeutin. Sie lebt mit ihrer Familie in Zorneding bei München und bloggt unter www.buchstabenkunst.de.

Den Schambereich schützen

„Wie gehen wir damit um, wenn unser Sohn mit seinem Penis spielt?“

Zunächst gilt es zu unterscheiden: Nicht jede Berührung der Genitalien ist mit Selbstbefriedigung gleichzusetzen. Die Geschlechtsorgane von Jungs sind dem Körper zentral und gut „begreifbar“ vorgelagert. Harn- und Geschlechtswege sind gleich. Jungs kommen nicht umhin, sich mit dem Penis zum Wasserlassen zu beschäftigen. Beim Mädchen sind Harn- und Geschlechtswege getrennt. Das Lustorgan Kitzler liegt bis auf die Spitze verborgen unter der Haut. Mädchen entdecken lustvolle Gefühle ihrer Geschlechtsorgane etwas weniger selbstverständlich als Jungs, teils beim Abtrocknen nach dem Bad oder wenn der Duschstrahl diese berührt. Berührungen von Kindern im eigenen Intimbereich können unterschiedliche Gründe haben, Selbstbefriedigung ist nur einer davon. Es hängt mit von der sexuellen Lerngeschichte der Eltern ab, wie entspannt oder besorgt sie solche Berührungen wahrnehmen und wie sie dies einordnen. Nicht nur aus diesem Grund ist es für Eltern lohnenswert, sich mit ihrer eigenen Lerngeschichte auseinandersetzen, um besser zu verstehen, wie diese in die Erziehung ihrer Kinder mit hineinwirkt.

VON ANFANG AN GUT
Selbstbefriedigung kommt bei manchen Kindern vor, bei anderen nicht. Es ist weder eine lebenswichtige Entwicklungsphase, ohne die man etwas verpassen würde, noch eine Krankheit oder per se schädigend, wie man früher Menschen glauben machen wollte. Bei manchen spielt sie vorübergehend eine Rolle, bei anderen wird sie zur Gewohnheit, manche Menschen erleben sie als suchtartig. Doch zunächst gilt: Die Geschlechtsorgane inklusive der möglichen Gefühle in diesem Bereich gehören als Grundausstattung des Menschen von Beginn seines Lebens an dazu und nicht erst ab der Pubertät. Sie sind damit Teil des schöpferischen „sehr gut“ am 6. Schöpfungstag. Die Bibel nimmt zum Thema Sexualität an vielen Punkten Stellung, zur Selbstbefriedigung jedoch schweigt sie. Der explizite Begriff kommt nicht vor.

INTIMSPHÄRE SCHÜTZEN
Eltern sollten ihre Kinder daher nicht beschämen. Ein abfälliger Umgang kann zur Selbstverurteilung und negativen Wahrnehmung von Sexualität an sich führen: „Wie schlimm bin ich, schon als unschuldiges Kind habe ich so etwas Schlechtes getan.“ Stattdessen sollten Sie Ihren Kindern helfen, ihren Schambereich zu schützen. Intimität ist etwas sehr Persönliches und gehört daher nicht in die Öffentlichkeit, sondern in die Privatsphäre des eigenen Zimmers. Es ist wichtig, dass Kinder dies im Kindergartenalter lernen, damit sie in der Schule nicht von anderen beschämt oder ausgeschlossen werden. Weiterhin ist es bedeutsam, ihre Gesamtentwicklung im Blick zu haben, etwa ob sich Selbstbefriedigung zum Tröster entwickelt. Im Rahmen der Aufklärung können Eltern Kindern deutlich machen, dass sie selbst immer mehr Verantwortung für ihre eigene sexuelle Lerngeschichte übernehmen können. Das gilt insbesondere für die Kombination von Selbstbefriedigung mit pornografischen Bildern, die Kinder heutzutage über Smartphones immer früher erreichen.

Dr. med. Ute Buth ist Frauenärztin und Fachberaterin für das Weiße Kreuz Deutschland e.V. Sie hat das Aufklärungskonzept „Sexualaufklärung – Aufgabe und Chance©“ entwickelt, das Eltern ermutigt, früh Verantwortung für die Aufklärung ihrer Kinder zu übernehmen: www.aufgabe-und-chance.de

 

Zum Weiterlesen:
Weiterführende Artikel zum Thema finden Sie in der Mediathek des Weißen Kreuzes: www.weisses-kreuz.de.
Die Ausgabe 45 aus dem Jahr 2011 befasst sich mit dem Thema Selbstbefriedigung.