„Unser Sohn macht in die Hose“

„Unser Sohn ist schon sieben, macht aber immer noch regelmäßig in die Hose. Meistens passiert es, wenn er sehr konzentriert spielt. Was können wir tun?“

Zuerst ist es wichtig, biologische Vorgänge mit dem Arzt zu klären und zu prüfen, ob auch auf geis-tig-emotionaler Ebene alles in Ordnung ist. Ist dies der Fall, ist es vielleicht möglich, dass bestimmte Spielsituationen Stress bei ihm auslösen. Vielleicht versucht er etwas zu verarbeiten. Beobachten Sie die Spielsituationen genau; haben sie dasselbe Thema? Wann genau macht er in die Hose? Gibt es Anzeichen dafür, dass er den Harndrang spürt? Wann merkt er es selbst? Wie reagiert er darauf? Passiert es nur zu Hause?

GEWOHNHEITSSACHE
Möglicherweise hat sich der Ablauf für ihn bereits eingespielt. In seinem Kopf ist vielleicht gespeichert: spielen, Pipi machen, beim Umziehen mit Mama und Papa Zeit verbringen. In diesem Fall muss sich der Ablauf neu formen. Das heißt zum einen, wenn er in die Hose macht, sollte er sich alleine versorgen und eventuelle Pfützen selbst beseitigen. Er ist alt genug, um das leisten zu können! Diese Konsequenz ist auch zu empfehlen, wenn er durch das „Indie- Hose-Machen“ ihre Aufmerksamkeit will. In dem Fall müssen Sie sich als Eltern Gedanken darüber machen, wann und wie Sie Ihrem Kind Aufmerksamkeit schenken und ihr Verhalten dementsprechend ändern. Darüber hinaus empfehle ich, ihn alle 15 bis 20 Minuten zur Toilette zu schicken, besonders, wenn er gerade so schön spielt! Begründen können Sie das damit, dass Sie das so lange machen müssen, bis er es schafft, rechtzeitig auf die Toilette zugehen. Nach gelungenen zwei bis drei Tagen erhöhen Sie auf 30 Minuten usw. Bei Rückschlägen wird die Zeit wieder verkürzt. Allein, dass er sich selbst versorgen muss und dadurch im Spiel unterbrochen wird, kann schon dazu führen, dass er innerhalb kurzer Zeit trokken wird.

VIELE KLEINE SCHRITTE
Unterstützen könnte man den Prozess mit einem Belohnungssystem. Dies würde ich aber erst einsetzen, wenn nach einer Zeit der konsequenten Umsetzung kaum Verbesserung eintritt. Bei dem Belohnungssystem wird er für erwünschtes Verhalten belohnt, also für das „Auf-die-Toilette-Gehen“. Jedes Mal, wenn er auf die Toilette geht, wird zum Beispiel in einer Liste ein Kreuz gemacht. Wenn er es drei bis vier Mal hintereinander schafft, bekommt er ein „Klebetattoo“ auf den Arm. Wenn er es den ganzen Tag schafft, darf er sich beim Abendessen einen extra Nachtisch aussuchen. Schafft er es drei Tage hintereinander, darf er sich beim nächsten Einkauf eine Kleinigkeit aussuchen usw. Beachten Sie, dass die einzelnen Etappen für ihn erreichbar sind und dass es für Sie nicht zu teuer wird! Wenn er in die Hose macht, gibt es kein Kreuz in der Liste. Natürlich könnten auch gemeinsame Aktivitäten wie spielen, puzzeln oder einen besonderen Film schauen eine Belohnung sein. Diese Belohnungen eignen sich dann, wenn Sie merken, dass er seinen Harndrang kontrollieren kann. Das Risiko ist zu groß, dass er innerhalb seiner Belohnungszeit wieder in die Hose macht und dann wiederum die nächste Etappe nicht schafft, was für ihn einer Strafe ähnelt. Lieber viele kleine Schritte als große Schritte, die einen zu oft zurückwerfen.

Anika Sohn ist Erzieherin und bietet Bewegungs-Kurse für Eltern und Kinder an: familie-bewegt.de. Sie lebt in Neuhofen (Pfalz).