Wie macht ihr das … wenn einer selbstständig ist?


Selbstständige sind oft mit ihrem Geschäft „verheiratet“. Auf eine Ehe wollen sie deshalb aber auch nicht verzichten. Wie kann das gut gehen? Drei Paare berichten.

Bei Stephan Helmus dreht sich während der Woche alles um die Metzgerei. Seine Frau Steffi genießt die gemeinsamen Wochenenden und die Bio-Steaks, die ihr Mann mit nach Hause bringt.

„Er liebt seinen Job!“

Seit wir uns kennen, bereitet mich Stephan auf die Selbstständigkeit vor, denn sein großer Traum war eine eigene Metzgerei. Als sich dieser Traum dann vor einem Jahr verwirklicht hat, gab es abendfüllende Gespräche darüber, welche Herausforderungen auf uns zukommen würden. Nun kann ich mir ein Bild davon machen, was die Selbstständigkeit bedeutet: Stephans Wecker klingelt um vier Uhr morgens, vor halb acht ist er abends nicht zu Hause. Auch samstags arbeitet er bis mittags. Das heißt, gemeinsame Unternehmungen während der Woche beschränken sich auf Essen und Couching. Verabredungen mit Freunden können nur samstagabends oder sonntags getroffen werden – wobei es uns wichtig ist, dass wir am Wochenende auch Zeit zu zweit haben. Ich – die am liebsten viermal im Jahr in Urlaub fahren würde – muss akzeptieren, dass gemeinsamer Urlaub nur in eingeschränktem Maße möglich sein wird. Stephan kann den Laden maximal zweimal im Jahr für eine Woche „alleine“ lassen. Stephans Gedanken kreisen auch nach Feierabend oft ums Geschäft, denn er hat ja kein festes Gehalt, sondern ist von den jeweiligen Umsätzen abhängig. Aber es hat auch Vorteile, mit einem Selbstständigen zusammen zu sein. Ich genieße die leckeren Bio-Steaks, die früher für mich unbezahlbar waren. Wir stehen finanziell besser da als früher – zumindest, solange der Laden läuft. Und was ich ganz wesentlich finde: Stephan liebt seinen Job und ist trotz der vielen Arbeit ausgeglichen und zufrieden, weil er das macht, was ihm Spaß macht.

Stefanie Georg-Helmus isst lieber Fleisch als Süßigkeiten, arbeitet beim Bundes-Verlag und lebt in Neuss.

„Das Geschäft steht im Mittelpunkt.“

Bei uns war von Anfang an klar, dass ich alleine die Metzgerei betreiben werde und Steffi in ihrem Beruf bleibt. Sie hilft mir allerdings ein bisschen bei den Bürotätigkeiten, die ich sonst in meiner Freizeit erledigen müsste. Am wichtigsten ist mir ihr Verständnis für den hohen Zeitaufwand, den ich aufbringe und dass ich abends nach Feierabend müde bin. Es ist eine Herausforderung der Selbstständigkeit, dass das Geschäft oft im Mittelpunkt meines Lebens steht und sich unsere gesamte Planung darum dreht. Das ist für mich normal, so bin ich aufgewachsen. Ich versuche mich in manchen Situationen in Steffi hineinzuversetzen, weil sie anders aufgewachsen ist als ich. In den früheren Generationen bedeutete eine Selbstständigkeit, dass es kaum Privatleben daneben gab. Das versuche ich anders zu gestalten. Ob es mir gelingt, wird die Zukunft zeigen. Wichtig ist, dass wir das Geschäft nicht als Konkurrenz zur Beziehung sehen. Die Beziehung steht für mich an erster Stelle, auch wenn es Situationen gibt, in denen das Geschäft vorgeht, zum Beispiel bei Ausfall von Mitarbeitern und wichtigen geschäftlichen Terminen. Da muss dann zum Beispiel ein Familiengeburtstag ohne mich stattfinden. Eine weitere Herausforderung ist das Einkommen. Als Angestellter ist das Einkommen geregelt. Bei mir ist das nicht so selbstverständlich. Deshalb versuche ich, in guten Zeiten Rücklagen zu schaffen und auch mal zum Sparen zu animieren. Wenn man eine Ehe mit einem Selbstständigen eingeht, muss man sich darauf einstellen, dass weniger Zeit für die Beziehung da ist und sich vieles um den Betrieb dreht. Darüber sollte man offen miteinander reden.

Stephan Helmus ist Inhaber einer Metzgerei in Düsseldorf.

In der aktuellen family berichten weitere Paare zu dem Thema. Die Zeitschrift kann hier bestellt werden.

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