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Fehlende Superkräfte

Warum ich kein Heldenpapa bin. Von Moor Jovanovski

Heldeneltern? Ja, ich verstehe, was man lobend damit sagen möchte, wenn man Eltern als Helden bezeichnet. Aber es ist mir doch zu pathetisch. Das, was ich als Vater für meine Kinder tue, ist eine Selbstverständlichkeit. Damit spreche ich nicht einer Leidenschaftslosigkeit das Wort, sondern möchte von einer wohlwollenden Pflicht sprechen.

Es erfüllt mich nämlich persönlich sehr, wenn ich Stabilität und Sicherheit durch mein Vatersein für meine Kinder gewährleiste. Es macht mich stolz, wenn ich sehe, dass meine Kinder selbstbewusst und glücklich im Leben unterwegs sein können. Auch und gerade in der Zeit der aktuellen Pandemie ist es unerlässlich, dass ich für meine Kinder noch eine Extra-Schippe drauflege, damit das so bleibt.

Legendäre Momente

Denn ihre anderen Lebensbereiche, die auch verlässlich sein sollten und ihnen Halt und Sicherheit vermitteln können, sind es zurzeit nicht: Die Schulen stolpern von Beschulungskonzept zu Beschulungskonzept (zumindest in unserem Bundesland), die Sportvereine versuchen verzweifelt, irgendein Trainingskonzept auf die Beine zu stellen, und die Freundschaften meiner Kinder leiden unter diesen Umständen sehr. Jetzt bin ich gefragt und muss über mich hinauswachsen. Das ist keine Frage von Heldenmentalität oder vermeintlichen Superkräften, die damit einhergehen, sondern von Verantwortung und Wille.

Da ich es aber aller Anerkennung wert finde, dass Eltern in dieser Zeit auch besondere Erwähnung finden und ihre überdurchschnittlichen Mühen nicht übersehen werden, würde ich mich eher als Legende denn als Held für meine Kinder sehen wollen.
Legenden können beides sein: unglaubwürdig oder ruhmreich. Sie sind entweder personifizierte, unrealistische Ideale, die nahezu mystisch verklärt werden (das sind Väter in bestimmten Momenten eben auch), oder sie sind reale Personen mit handfesten und weltverändernden Handlungen, die nachvollziehbar und bleibend sind. Eine Legende scheitert oder begeistert. Dem fühle ich mich näher als einem strahlenden Helden, denn ich scheitere ebenfalls an meinen Idealen und versage auch mal als Vater. Dann wiederum gibt es diese legendären Momente, in denen ich nicht nur alles richtig mache, sondern nahezu Unsterbliches schaffe (mit Augenzwinkern geschrieben).

Hauptsache: Bleiben

Anlässlich meines Geburtstages bekam ich kürzlich ein Freundebuch geschenkt, in das auch mein vierzehnjähriger Sohn schrieb. Und er listete unter der Rubrik „Was ich an dir schätze“ sieben (!) kurze Sätze auf, die meinen „Legendenstatus“ unterstrichen. Eine legendäre Aussage teile ich gern mit Stolz an dieser Stelle. Er schrieb: „Ich schätze an dir: Dass du immer für mich da bist (egal, wie schlecht meine Noten sind)!“ Zu seiner Verteidigung muss ich sagen, dass es sich um ein „Hassfach“ handelt, dass jeder von uns kennt und hatte.

Der Basketball-Profisportler Kobe Bryant, der seine gesamte Karriere bei einem Verein in der amerikanischen Profiliga NBA verbrachte, fünf Meisterschaften gewann und im Januar 2020 viel zu früh durch einen Unfalltod verstarb, sagte einmal: „Helden kommen und gehen. Legenden bleiben!“ Das ist das, worauf es in meinem Vatersein ankommt: Dass ich bleibe! Egal, in welchen Zeiten.

Moor Jovanovski ist leitender Pastor von Mosaic Heppenheim und als Redner und Berater tätig. Er lebt mit seiner Frau Monica und seinen beiden Kindern in Erzhausen. www.moorjovanovski.com