Sorgen abladen empfohlen

So hatten wir uns das nicht vorgestellt. Gerade hatte sich alles wieder ein bisschen normal angefühlt. Das „Nach-Corona-Feeling“ hatte sich breit gemacht. Wir haben uns wieder mit Freunden getroffen, die wir seit zwei Jahren nicht gesehen haben. Wir haben Pläne geschmiedet für Urlaub und Familienfeiern. Im Verlag sollte es auch wieder eine Weihnachtsfeier geben.

Aber jetzt können wir uns von solchen Plänen erst mal wieder verabschieden. Die Entspanntheit, die sich eingestellt hatte, hat sich wieder zurückgezogen. Stattdessen machen sich Sorgen breit: Werden wir und unsere Lieben gesund bleiben? Können die Kinder weiter zur Schule gehen? Was ist, wenn wir in Quarantäne müssen?

Solche und andere Sorgen – die es ja auch noch gibt – können sich wie eine schwere Wolke auf uns legen. Unser Herz wird eng, durchatmen fällt schwer.

„Ladet alle eure Sorgen bei Gott ab, denn er sorgt für euch“, heißt es im 1. Petrusbrief in der Bibel. Nicht „Müllabladen verboten“, sondern „Sorgen abladen empfohlen“. Nein, die Sorgen sind nicht weg, wenn ich sie im Gebet Gott nenne. Sie lösen sich nicht in Luft auf – aber es hilft mir, sie mit ihm zu teilen. Es tröstet mich, wenn ich weiß, dass ich die Last nicht allein tragen muss. Ich kann wieder besser durchatmen.

Und ich finde es auch tröstlich zu wissen, dass sich selbst Gott, der doch allmächtig ist, offenbar Sorgen macht. Sorgen um uns. Dass er nicht alles wegwischt und sagt: „Stell dich nicht so an!“ Oder: „Glaub nur richtig, dann hast du auch keine Sorgen mehr!“ Nein, Gott selbst sorgt sich. Und deshalb versteht er auch, dass ich mich sorge. Und er lässt mich mit meiner Sorge nicht allein. Er umarmt mich und raunt mir zu: „Ich weiß, du hattest es dir anders vorgestellt. Es wird nun wieder einiges schwerer. Aber ich bin bei dir. Auch im dunklen Tal. Und ich helfe dir da durch!“

„Und ob ich schon wanderte im finstern Tal, fürchte ich kein Unglück; denn du bist bei mir, dein Stecken und Stab trösten mich.“ Psalm 23, 4

 Bettina Wendland, Redakteurin bei Family und FamilyNEXT