Was Kinder und Eltern brauchen – Bericht von der FEBuB
Am Wochenende fand in Bochum die FEBuB statt – die Familienkonferenz für Elternschaft, Bindung und Beziehung. Hier trafen sich Fachleute und Eltern, denen das Konzept einer bindungsorientierten Elternschaft am Herzen liegt. Zu den Referent/innen gehörten unter anderem der Kinderarzt Dr. Herbert Renz-Polster, Nicola Schmidt (artgerecht-Projekt), Susanne Mierau (geborgen wachsen), die Autorin Nora Imlau und familylab-Gründer Mathias Voelchert.
Bei einer bindungsorientierten Elternschaft steht die Bindung und Beziehung zwischen Eltern und Kindern im Mittelpunkt. Ein wichtiger Grundsatz ist, dass vor allem bei Babys und kleinen Kindern möglichst prompt und einfühlsam auf ihre Bedürfnisse reagiert wird. Tragen, (langes) Stillen und Familienbett spielt für die meisten bindungsorientierten Eltern eine wichtige Rolle. In den letzten Jahren wurde auf den entsprechenden Blogs und in Büchern oft sehr stark die Betonung darauf gelegt, dass Eltern die Bedürfnisse ihrer Kinder erkennen und erfüllen. Auffällig bei der FEBuB war, dass inzwischen auch die Bedürfnisse der Eltern stärker in den Fokus gerückt sind. So sprach Nicola Schmidt vom „artgerecht-Projekt“ in ihrem Vortrag darüber, wie Eltern den Stress aus dem Familienalltag nehmen können. Und dass es nicht nur für Kinder, sondern auch für Eltern dringend notwendig sei, Geborgenheit zu erfahren.
Auch Susanne Mierau, die für das Konzept „geborgen wachsen“ steht, ging intensiv auf die Elternbedürfnisse ein und gab Anregungen, wie die Bedürfnisse der Kinder und der Eltern in ein Gleichgewicht kommen können. Lienhard Valentin, der den Verein „Mit Kindern wachsen“ gegründet hat, beschrieb, wie Eltern zu mehr Gelassenheit kommen können.
Auch bei Nora Imlaus Vortrag über die Geburt ging es nicht nur darum, wie Kinder gut geboren werden, sondern auch wie Mütter gut gebären können. Und dass Mütter ein Recht auf eine gute Geburt haben.
Am stärksten die Eltern im Blick hatte allerdings Mathias Voelchert, der betonte, dass es Kindern nur so gut gehe, wie es den Eltern geht. Er plädierte dafür, dass nicht die Kinder im Aufmerksamkeitszentrum der Familie stehen sollten, sondern die Eltern.
Insgesamt stand bei allen Referent/innen das Thema Bindung im Mittelpunkt. Und dass immer mehr Eltern sich mit diesem Thema auseinandersetzen, ist eine gute Entwicklung. Letztlich kommt es darauf an – wie die Psychotherapeutin Stefanie Stahl in ihrem Vortrag betonte –, dass sowohl die Bindungsbedürfnisse als auch die Autonomiebedürfnisse eines Kindes erfüllt werden. Sie zeigte Wege auf, wie Eltern, die diese Balance als Kind selbst nicht erlebt haben, dies aufarbeiten und damit viele ihrer Probleme angehen können.
Was auffiel: Es waren zwar auch Väter vertreten, insgesamt aber scheint die bindungsorientierte Elternschaft vor allem ein Thema für die Mütter zu sein. Wie sagte eine Mutter so schön: „Mein Mann lässt mir freie Hand.“ Es wäre zu wünschen, dass mehr Männer sich mit Familien- und Erziehungsthemen auseinandersetzen und nicht einfach die Frauen machen lassen. Eine Chance dazu bietet sich spätestens 2019: Dann geht die FEBub in die zweite Runde.
Bettina Wendland
Redakteurin Family und FamilyNEXT
PS: In der nächsten Ausgabe von Family veröffentlichen wir ein Interview mit Susanne Mierau, in dem es unter anderem darum geht, wie bindungsorientierte Elternschaft aussieht.