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Wochenbettdepression: Auch Papas kennen den Babyblues

Wenn Väter nach der Geburt ihres Kindes an einer Wochenbettdepression erkranken, steht die Welt doppelt Kopf.

Der ganze Stolz der Familie ist da, ein Grund zum Feiern! Es ist schon befremdlich, wenn diese Freude getrübt wird – wenn schon, dann höchstens durch ein Stimmungstief der Frau. Aber der Mann? Sein Körper hat sich nicht verändert und muss sich folglich nicht zurückbilden. Darf, kann er überhaupt an einer Wochenbettdepression erkranken? Er kann – und das geschieht gar nicht so selten. Das Team des Forschers James Paulson wertete 43 internationale Studien aus. Das Ergebnis ist überraschend: Rund 10,4 Prozent der Väter sind während der Schwangerschaft und innerhalb des ersten Jahres nach der Geburt von einer Depression betroffen, am häufigsten drei bis sechs Monate nach der Geburt.

Überforderung

Ist das wirklich so verwunderlich? Die Zeit mit einem Baby ist wunderschön, aber auch sehr anstrengend. Das Gleichgewicht der jungen Familie gerät aus dem Lot. Schlafmangel und Unvorhersehbarkeit bestimmen den Alltag. Mann und Frau müssen ihre Paarbeziehung neu gestalten und in ihre Rollen als Eltern hineinfinden. Vieles, was bisher problemlos möglich war, geht nicht mehr.

Geraten Frauen nach der Geburt in Stress oder ein Stimmungstief, erhalten sie oft Verständnis, praktische Hilfe und Zuwendung. Der Vater hingegen ist meist wieder in den Arbeitsalltag zurückgekehrt – und steht nun doppelt seinen Mann. Vieles läuft nicht rund, er übernimmt Aufgaben, die zuvor die Frau erledigt hatte. Ist sie noch dazu von einer Depression betroffen, steht er vor der Herausforderung, das System Familie aufrechtzuerhalten und sich um das Wohl des Kindes zu sorgen. Langfristig droht die Überforderung.

Doch solange die Symptomatik bei Vätern nicht bekannter ist, schlägt ihm wenig Verständnis entgegen. Und das Eingestehen von Schwäche, das Bekanntmachen psychischer Krankheiten ist gesellschaftlich wenig angesehen, bei Männern noch viel weniger. Wer möchte nicht lieber ein Lob für das Bewältigen großer Aufgaben, als zuzugeben, dass man diese nicht mehr stemmen kann?

Das Wohl des Kindes

Eine Wochenbettdepression ist kein Schnupfen. Wenn Sie selbst oder andere in Ihrem Umfeld davon betroffen sind, ist eine kompetente und fachkundige Hilfe entscheidend – auch um zu vermeiden, dass die Partnerin erkrankt und dass sich die Depression der Eltern auf das Neugeborene auswirkt. Vielleicht liegt hier sogar ein Schlüssel, Väter zu überzeugen, eine Behandlung wahrzunehmen: Es geht um das langfristige Wohl ihres Kindes und ihrer Familie.

Grundsätzlich muss klar sein: Niemand ist vor Depressionen gefeit. Das erfordert viel Barmherzigkeit – und einen aufmerksamen Blick. In einer Zeit, in der Großfamilien kaum noch existieren und jeder sein eigenes Fertig-Süppchen kocht, geraten immer mehr Menschen unerkannt unter die Räder. Überlegen Sie doch einmal, wie Sie Betroffenen vielleicht schon vorbeugend hilfreich zur Seite stehen können: ein offenes Ohr, ein Mittagessen, praktische Hilfe und zuallererst das Gefühl: „Du bist wertvoll – und nicht allein!“

Dr.med. Ute Buth ist Frauenärztin und Weißes-Kreuz- Fachberaterin. Die Sexualberaterin nach DGfS (Deutsche Gesellschaft für Sexualforschung) leitet die Weißes- Kreuz-Beratungsstelle „herzenskunst“ in Bochum.

„Traut euch was zu“ – Familien-Redakteurin macht Ansage an die Papas

Väter sollten sich viel mehr in die Erziehung ihrer Kinder einbringen, findet Family-Redakteurin Bettina Wendland. Aber auch die Mütter sieht sie in der Pflicht.

„Mein Mann lässt mir zum Glück freie Hand.“ Dieser Satz einer Mutter in Bezug auf die Erziehung ihrer Kinder hat mich ziemlich geschockt. Da freut sich eine Mutter darüber, dass sie ihre Ideen unbehelligt von ihrem Mann umsetzen kann. Nur ein Einzelfall?

Eine andere Mutter schreibt in ihrem Blog darüber, dass sie ihre Tochter schon in der Kita angemeldet hatte, aber hin- und hergerissen war, ob das das Richtige sei. Sie schildert ihr Abwägen, Gespräche mit Freundinnen, schlaflose Nächte – ihr Mann (den sie offensichtlich hat) kommt bei diesen Überlegungen nicht vor. Kann natürlich sein, dass er im Blog nicht erwähnt werden möchte. Aber im Mama-Blog-Universum scheint auch nicht so wichtig zu sein, was der Papa meint …

Oft ist Papa nur die Nr. 2

Kürzlich haben wir auf Facebook einen Artikel geteilt, in dem sich ein Vater darüber beklagt, dass seine Tochter lieber von Mama im Kindergarten abgeholt wird. Daraufhin kam es zu einer Diskussion: Ist Mama deshalb bei Kindern die Nummer 1, weil Papa sich aus Unsicherheit oder Bequemlichkeit zurückhält? Oder liegt es an den Müttern, die den Vätern zu wenig zutrauen und meckern, wenn sie etwas anders machen?

Natürlich sind nicht alle Väter, Mütter und Kinder gleich. Aber ich habe den Eindruck, dass oft beides stimmt: Väter lassen sich schnell verunsichern, wenn das Baby oder Kind auf sie nicht genau so begeistert reagiert wie auf die Mama. Aber es ist nun mal so, dass Mama oft Bezugsperson Nr. 1 ist, Papa „nur“ Nr. 2. Sich dann aber zurückzuziehen und Mama machen zu lassen, ist genau die falsche Reaktion. „Jetzt erst recht!“ – das würde ich mir von Vätern wünschen: Jetzt erst recht kuscheln! Jetzt erst recht die Windel wechseln! Jetzt erst recht trösten! Jetzt erst recht vom Kindergarten abholen!

Mütter: Lasst die Väter machen!

Und die Mütter? Die sollten den Vätern auch mal das Feld überlassen. Nicht erst, wenn sie nicht mehr können. Nicht nur dann, wenn Papa es genau so macht wie Mama. Vielleicht muss dann manches intensiver diskutiert werden. Aber auch Papas haben das Recht und die Pflicht, bei Erziehungsfragen mitzuentscheiden! Der Mama freie Hand zu lassen, klingt erst mal gut, ist meines Erachtens aber der falsche Weg!

Bettina Wendland ist Redakteurin bei Family und FamilyNEXT und lebt mit ihrer Familie in Bochum.

Es ist nicht alles schlecht: So kommt ein Vater während Corona seinem Sohn näher

Die Coronakrise ist für alle ein Belastungstest. Aber es gibt auch schöne Momente. Beispielsweise, wenn Papa und Sohn Radfahren gehen und Hinkelsteine suchen.

Gerade haben wir gefrühstückt. Eigentlich gibt’s nur samstags Schokoaufstrich. Doch in der Krise gibt’s Nudossi auch mal am Dienstag. Jetzt brüten wir nebeneinander an zwei Schreibtischen. Er an Mathe, ich am Editorial. Joshua strahlt mich von der Seite an: „Papa, du bist ein toller Redakteur!“ Begeistert schiebt er nach: „Könnte ich nicht mal dein Nachfolger werden? Den gaaanzen Tag am PC sein …!“ Kaum im Homeoffice, wird direkt aus dem Homeschooling an meinem Stuhl gesägt!

„Das Corona-Virus spinnt!“, entfährt es meinem Sohn in diesen Tagen öfter. Ja, es geht drunter und drüber. Für manche wird es eng, viel, unübersichtlich, tränenreich, kompliziert, anstrengend. Es muss improvisiert, ausprobiert, gesucht, geredet, vertraut und gewagt werden. Das Virus ist Mist, aber es ist auch Dünger. Für Neues. Für Unentdecktes. Für Vergessenes. Für Solidarität. Für Gemeinschaft. Für Nächstenliebe. Für ungemachte Hausaufgaben. Für Achtsamkeit.

Shutdown Woche 1

In einer Gemeinschaftsaktion befreien wir eine etwas unwirtliche, von Efeu überwucherte Ecke im Garten und graben einen 100 Liter-Wasserbehälter ein. Beim Wandern finden wir in einer fast ausgetrockneten Pfütze Laich. Zahllose Kaulquappen belohnen uns die Lebensrettung und werden zu begeistert gefeierten Haustieren.

Shutdown Woche 2

Über Papas Asterix-Sammlung stößt der Sohn auf Hinkelsteine. Die Meißelversuche im Garten mit einem Nagel schlagen fehl. Papa googelt „Fossilien sammeln“. Er stößt auf Lindlar im Bergischen Land. Im Baumarkt werden für 9 Euro zwei Meißel erstanden. Drei Tage später sind wir als Familie auf dem 6,2 km langen Steinhauerpfad unterwegs. Wunderbare Natur! Bewegung! Frischluft! Allein! Da und dort stemmen wir die alten Grauwacken auf und finden wundervolle Fossilien.

Shutdown Woche 3

Karfreitag. Der Gottesdienst flimmert per Livestream in unser Wohnzimmer. Vor uns stehen Brot und Traubensaft. Der Pastor spricht die Einsetzungsworte zum Abendmahl. Wir reichen uns gegenseitig in der Familie die Gaben weiter. Es ist für die Kids das erste Mal. Mit großer Ernsthaftigkeit sind sie dabei. Als Letzter bekommt der Neunjährige den Kelch. Er nimmt einen Schluck, strahlt in die Runde, setzt ab und bilanziert auf den Geschmack gekommen: „Ok, dann trinke ich den Rest!“

Woche 12

Zum Homeoffice und Homeschooling gesellte sich die Homeclinic. Meniskus-OP. Zwei Wochen nach dem Eingriff wage ich einen kleinen Belastungstest. Gemeinsam geht es mit dem 9-jährigen für 20 Kilometer über ehemaliges Zechengelände. Langsam und vorsichtig strample ich schmerzfrei eine Rampe nach oben. Oben steht schon der Sohnemann. Er strahlt mich an: „Papi, wenn du heute nicht mehr kannst, schiebe ich dich!“

In Corona-Zeiten wird nicht nur geweint, sondern auch gelacht, gespielt und „gezoomt“.

Traut euch (was zu)!

„Mein Mann lässt mir zum Glück freie Hand.“ Dieser Satz einer Mutter in Bezug auf die Erziehung ihrer Kinder hat mich ziemlich geschockt. Da freut sich eine Mutter darüber, dass sie ihre Ideen unbehelligt von ihrem Mann umsetzen kann. Nur ein Einzelfall?

Eine andere Mutter schreibt in ihrem Blog darüber, dass sie ihre Tochter schon in der Kita angemeldet hatte, aber hin- und hergerissen war, ob das das Richtige sei. Sie schildert ihr Abwägen, Gespräche mit Freundinnen, schlaflose Nächte – ihr Mann (den sie offensichtlich hat) kommt bei diesen Überlegungen nicht vor. Kann natürlich sein, dass er im Blog nicht erwähnt werden möchte. Aber im Mama-Blog-Universum scheint auch nicht so wichtig zu sein, was der Papa meint …

Kürzlich haben wir auf Facebook einen Artikel geteilt, in dem sich ein Vater darüber beklagt, dass seine Tochter lieber von Mama im Kindergarten abgeholt wird. Daraufhin kam es zu einer Diskussion: Ist Mama deshalb bei Kindern die Nummer 1, weil Papa sich aus Unsicherheit oder Bequemlichkeit zurückhält? Oder liegt es an den Müttern, die den Vätern zu wenig zutrauen und meckern, wenn sie etwas anders machen?

Natürlich sind nicht alle Väter, Mütter und Kinder gleich. Aber ich habe den Eindruck, dass oft beides stimmt: Väter lassen sich schnell verunsichern, wenn das Baby oder Kind auf sie nicht genau so begeistert reagiert wie auf die Mama. Aber es ist nun mal so, dass Mama oft Bezugsperson Nr. 1 ist, Papa „nur“ Nr. 2. Sich dann aber zurückzuziehen und Mama machen zu lassen, ist genau die falsche Reaktion. „Jetzt erst recht!“ – das würde ich mir von Vätern wünschen: Jetzt erst recht kuscheln! Jetzt erst recht die Windel wechseln! Jetzt erst recht trösten! Jetzt erst recht vom Kindergarten abholen!

Und die Mütter? Die sollten den Vätern auch mal das Feld überlassen. Nicht erst, wenn sie nicht mehr können. Nicht nur dann, wenn Papa es genau so macht wie Mama. Vielleicht muss dann manches intensiver diskutiert werden. Aber auch Papas haben das Recht und die Pflicht, bei Erziehungsfragen mitzuentscheiden! Der Mama freie Hand zu lassen, klingt erst mal gut, ist meines Erachtens aber der falsche Weg!

Bettina Wendland ist Redakteurin bei Family und FamilyNEXT und lebt mit ihrer Familie in Bochum.

Survival-Tipps für schwangere Kerle

10 mehr oder weniger ernst gemeinte Kniffe für den Start ins Papa-Abenteuer.

 

  1. Besuchen Sie zusammen mit Ihrer Partnerin einen Geburtsvorbereitungskurs. Enormer Lern- und Lachfaktor. Der Ernstfall wird dann
    doch ganz anders als geplant.
  2. Nutzen Sie die „Einzugsankündigung“ in Ihrer Wohnung zum Ausmisten. Machen Sie Schränke und Steckdosen frühzeitig kindersicher.
    Unter Vollbetrieb wird’s stressiger.
  3. Begeben Sie sich mit auf die Suche nach einem Kinderwagen. Nicht erschrecken! Für den Preis bekommen Sie auch schon mal einen Gebrauchtwagen. Drandenken: Kofferraum ausmessen.
  4. Jedes Kind hat ein Lieblingskuscheltier. Suchen Sie sich einen knuffigen Vertreter aus. Noch besser: Sie nehmen zwei. Das erspart Ihnen später Kummer und Ärger.
  5. Streichen Sie die Worte „Machen wir später“ aus Ihrem Vokabular. Besuchen Sie jetzt die Oper, das Theater, das Museum, die Freunde, die Stadt …
  6. Betreuungs- und Kindergartenplätze sind rar. Es schadet nichts, sich schon frühzeitig nach einer Bleibe umzuschauen und Platzkarten zu reservieren.
  7. Trainieren Sie das frühe Aufstehen. Lassen Sie sich samstags um 5.30 Uhr vom Smartphone rausschmeißen. Statt Flasche wärmen können Sie jetzt noch joggen und anschließend die Frau im Bett mit frischen Brötchen verwöhnen.
  8. Fankultur kann man nicht früh genug einüben. Besorgen Sie sich einen Strampler Ihres Lieblingsvereins. Wenn dann der Krabbelgruppenkumpel vom FC Bayern schwärmt, liegen Sie schon 1:0 vorne.
  9. Stellen Sie auf alkoholfrei um. Alkoholfreies Weizen zum Beispiel ist gelebte Solidarität. Und es unterstützt die Milchbildung.
  10. Fangen Sie an, ein Tagebuch mit Gedanken, Bildern, Wünschen und Gebeten zu führen, welches Sie Ihrem Nachwuchs am 18. Geburtstag überreichen.

Rüdiger Jope ist Vater von Anna und Joshua und Chefredakteur des Männermagazins MOVO, www.MOVO.net.

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Ein freies Wochenende ganz allein, ohne Ansprüche und Aufgaben. Von Kathrin D. Weber

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Ein guter Vater ist keine gute Mutter

Gottfried Muntschick über Grenzensetzer und Freiraumgeber

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