11 bis 15 – So findet ihr die passende Nachhilfe
Elternfrage: „Unsere Tochter (14) braucht Unterstützung in zwei Schulfächern. Wir finden es schwer zu entscheiden, welche Nachhilfe am besten ist. Wie können wir eine gute Entscheidung treffen?“
Fragen zur Schule haben etwas gemeinsam mit Fragen an den Arzt: Es geht immer um einen speziellen Fall. Allgemeine Antworten helfen oft zu wenig weiter, erst recht aus der Ferne. In Japan ist es zum Beispiel beinahe selbstverständlich, dass Jugendliche nach der Schule in privaten Lerninstituten am Lernstoff arbeiten; hierzulande gilt Nachhilfe vielen indes als etwas Lästiges, gar Diskriminierendes. Zwischen diesen Extremen gilt es, einen Mittelweg zu finden.
Privatlehrer oder Institut?
Beide Varianten der Nachhilfe, privater Coach wie Lerninstitut, haben ihre Vor- und Nachteile. Ein Privatlehrer kann auf die Probleme Ihrer Tochter genauer eingehen, erklärt aber vielleicht auch zu viel – wenn es eigentlich darum ginge, dass sie zu mehr Aktivität verlockt werden müsste. Auch ältere Schüler mit ihrem Peer-Bonus könnten durchaus geeignete Helfer sein. Lerninstitute gehen eher schematisch vor, sind dafür in der Regel finanziell günstiger; dort ist man mit seinen Schwächen auch nicht allein und kann mit anderen Schülern zusammenarbeiten – sich aber auch in der Gruppe verstecken. Bei beiden Wegen stellt sich immer die Frage der Qualität. „Auf dem Markt“ kann man sich umhören, welche Erfahrungen andere Eltern bereits gemacht haben. Letztlich steht im Mittelpunkt die Frage: Wie geht es denn Ihrer Tochter mit dem Lernen, wo liegen ihre Probleme, welche Unterstützung braucht sie genau?
Ein Ziel für die Mühen abstecken
Mit 14 stecken Jugendliche in der Pubertät. Es ist eine Zeit voller innerer wie äußerer Turbulenzen, da kann vieles eine Rolle spielen: Ist sie insgesamt lernmotiviert, hat aber in zwei Fächern Probleme mitzuhalten, trotz eigenen Bemühens? Ist das schon länger der Fall oder erst nach eigener Krankheit oder einem Lehrerwechsel – und um welche Fächer handelt es sich? Oder hat sie aktuell – vielleicht schon seit Längerem – insgesamt einfach „keinen Bock“ auf Schule und ist deshalb ins Minus geraten? Welche Schulform besucht sie eigentlich – und falls es sich um ein Gymnasium handelt: Ist sie dort möglicherweise anhaltend überfordert, würde sich auf einer anderen Schulform der Sekundarstufe wohler fühlen und besser entwickeln? Wo sieht sie sich in 10 und in 25 Jahren? An welcher Stelle der Gesellschaft möchte sie als Erwachsene ihre Frau stehen, welche berufliche Vision hat sie? Denn ein Ziel zu haben, das macht die Mühen des Weges dorthin um vieles erträglicher.
Vielleicht gibt es auch noch einen dritten Weg: Manche Jugendliche haben mit ihren Eltern derart wenig Kontakt, dass sie es als eine wichtige Zuwendung und Unterstützung erleben, wenn diese selbst sich ihrer fachlichen Defizite annehmen. Solches Home-Coaching funktioniert natürlich nur mit Eltern, die bei Fehlern der Kinder nicht nervös werden, die sich echt interessieren und die subtil ermutigen können. Wo das gelingt, hat man einiges gespart – und kann sich ab und zu gemeinsam etwas leisten.
Michael Felten ist Lehrer im Ruhestand, Autor und Referent.