Entspannung aus der Konserve
Gottfried Muntschick hat Spaß an großen Filmen, auch wenn seine Frau nicht immer Verständnis dafür hat.
Ich liebe Filme. Nicht fanatisch, nicht perfektionistisch, aber leidenschaftlich. Doch es darf kein Fernsehen sein. Die zwanghafte Zeitvorgabe mit noch zwanghafteren Werbeunterbrechungen sind für mich ein Gräuel und eine Entmündigung, wenn nicht sogar Kunstschändung. Einen Film inmitten eines kunstvoll produzierten Spannungsbogens zu zerstückeln, ist emotionale Folter. Das halte ich nicht durch. Ich will bei einem Film entspannen (und ihn anhalten, wenn ich mal muss).
So ist es mir nach einer anstrengenden Phase des Arbeitens oder des Familienlebens eine Wonne, in unserem Filmarchiv zu wühlen. Es ist gut sortiert nach Familienklassikern, Mutterschnulzen und Vaterkrachern. Ich finde meist etwas Passendes, und danach ist es mir ein Genuss, mir die DVD reinzuziehen. Das geht ganz allein am besten.
Dabei bin ich aber kein Sturkopf. Es kann mich eine Edelschnulze (Pretty Woman, Notting Hill) genauso begeistern wie ein Actionkracher (Transporter, Entfesselt), episches Männerdrama (Gladiator) genauso wie gut gemachte Phantasiefilme (Der Sternwanderer). Ich bin da eher (nicht immer) Ästhet. Kameraeinstellungen (Der Pate), Szenenübergänge (Bourne-Triologie), passende Musik (Die Maske des Zorro) und gute Dialoge (Ziemlich beste Freunde) reißen mich zur Begeisterung hin. So eine komplizierte, auf der Dokufilmwoche preisgekrönte schwedisch- deutsch-mongolische Co-Produktion schaue ich mir auch mal an. Aber das reicht dann auch für eine Weile.
Und natürlich muss die Handlung stimmen. Ich will als Mann angesprochen werden und eine Auseinandersetzung mit dem Thema erleben. Auch beim zweiten und dritten Mal möchte ich noch Neues entdecken oder den Film überhaupt erst verstehen (Inception). Beim vierten und fünften Mal möchte ich mich auf die richtig guten Szenen und Einstellungen freuen. Und ich will Unterhaltung mit (ja, lacht nur!) Happy End. Dabei kann dann auch schon mal die eine oder andere Rührungsträne fließen. Das macht mir nichts.
Ich habe aber auch Spaß am „Männerballett“, diesen gut choreographierten Mann-gegen-Mann (oder auch Frau) -Szenen (Tiger and Dragon), wo nach dramatischem Kampf natürlich das Böse am Ende unterliegt. Ich brauche kein in Zeitlupe spritzendes Blut oder kugelzerfetzte Körper, die durch die Luft fliegen. Aber gute Stunts sind ein Muss (Mission: Impossible) und ein bisschen Materialschlacht (Armageddon) darf auch sein.
Was mich bei der ganzen Sache entspannt, ist die Spannung und die Unterhaltung. Meine Frau meint oft, ich sei krank, wenn ich mir solche Sachen anschaue. Nun ja, natürlich gibt es Filme, die mich krank machen. Das geschieht dann, wenn Männer im Film dumm gemacht werden, wenn Brutalität als bloßer Unterhaltungszweck ausgeübt oder wenn Gewalttätigkeiten gegen Frauen unangemessen dargestellt wurden. Da schalte ich auch schon mal ab. Ich will mich an Bildern erfreuen können und auch ein Stück Ermutigung erfahren, mich für eine Sache einzusetzen. Dieses „allein gegen die Welt und nicht gleich aufgeben, wenn‘s brenzlig wird“, nehme ich als Ermutigung für mich in Anspruch (auch wenn ich danach meistens erst mal ins Bett gehe). Dabei den Feind respektieren und selbst eine gewisse Klarheit für die eigenen Überzeugungen und Werte haben; das ist es, was mich an Filmen begeistert. Und natürlich darf dabei auch herzlich gelacht und fröhlich geliebt werden. Solche Art von Konserve macht mir Spaß und entspannt.
Gottfried Muntschick ist Referent im Bereich Männer- und Familienarbeit im CVJM Sachsen-Anhalt.
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