Nachhilfe, ja oder nein?

„Ich habe das Gefühl, mein Kind kommt im Unterricht nicht mit. Ab wann ist Nachhilfe sinnvoll?“

Nachhilfe ist sinnvoll, wenn ein Schüler versetzungsgefährdet ist, viel krank war und dadurch große Lücken entstanden sind, oder in einem Fach regelmäßig Probleme bei den Hausaufgaben und Klassenarbeiten entstehen. Auch bei Leistungsunterschieden durch einen Schulwechsel ist sie empfehlenswert. Kurz gesagt: Nachhilfe ist dann sinnvoll, wenn Wissenslücken geschlossen werden müssen. Wenn Ihr Kind sich oft krank fühlt und die Noten in den Keller rutschen, kann das aber auch auf andere Gründe, wie zum Beispiel Mobbing hindeuten. Dann kann Nachhilfe unterstützen, aber die Ursache sollte parallel gefunden und bearbeitet werden.

WIE VIEL KOSTET NACHHILFE UND WER GIBT SIE?
Individuelle Förderung ist oft teurer als das Lernen in kleinen Gruppen. Für eine private Nachhilfestunde bei Schülern oder Studenten kann man zwischen 10 und 18 Euro investieren. Ausgebildete Pädagogen können schon mal bis zu 30 Euro nehmen. Der Vorteil dieser 1:1-Betreuung ist die individuelle Ausrichtung auf die Bedürfnisse des Schülers. Wenn die Chemie stimmt, kann es Ihr Kind motivieren, mit einem Studenten zusammenzuarbeiten, der selbst noch mitten im Lernprozess steckt und weiß, was es heißt, Klausuren schreiben zu müssen. Außerdem sind Studenten altersmäßig näher an den pubertierenden Kindern und können sich anders einfühlen. In der Zeitung oder im Internet findet man die Angebote zahlreicher geeigneter Lehrer. Eine Unterrichtsstunde (45 Minuten) in Kleingruppen kostet dagegen zwischen acht und dreizehn Euro, wobei oft 90 Minuten gearbeitet wird. Sprechen Sie mit Ihrem Kind und beobachten Sie, wie es besser lernt. Arbeitet es gerne in einer Gruppe, dann ist ein Nachhilfeinstitut sicherlich empfehlenswert. Qualitätsmerkmale dort sind das Angebot einer Probestunde sowie ein persönliches Gespräch, in dem die Bedürfnisse des Schülers abgefragt werden, das Angebot von Fachpersonal, ansprechendes Lernmaterial sowie nachweisbares Qualitätsmanagement und eventuell sogar ein TÜV-Siegel.

AN WEN SOLL ICH MICH WENDEN?
Mit dem eigenen Kind über die Nachhilfe sprechen. Idealerweise sollte es selbst motiviert sein, Unterstützung beim Lernen zu bekommen, sonst bleibt oft der Erfolg aus. Den Lehrer des Kindes um ein Gespräch bitten. Eventuell hat er auch gleich eine Adresse für eine Nachhilfemöglichkeit. Wie viel individuelle Förderung erhält ihr Kind schon schulintern? Steht die Frage im Raum, ob das Kind unter Lese- und Rechtschreibschwäche (LRS) oder Matheschwäche (Dyskalkulie) leidet, braucht es gezielte Förderung. Suchen Sie daher das Gespräch mit dem Schulpsychologen. Auch Schulangst kann der Grund für eine Lernblockade sein. Hier ist die Erziehungsberatungsstelle oder der Schulpsychologe der richtige Ansprechpartner.

WAS GILT ES ZU BEACHTEN?
Achten Sie darauf, dass in der Nachhilfe nicht nur der aktuelle Lernstoff wiederholt wird, sondern auch der Lernstoff bearbeitet wird, den Ihr Kind nicht verstanden hat. Außerdem gilt: Nachhilfe sollte keine Dauerlösung sein! Nach einem halben Jahr sollte man überprüfen, ob die Nachhilfe erfolgreich und weiterhin nötig ist.

Stefanie Böhmann ist Grund- und Hauptschullehrerin und lebt mit ihrer Familie in Hamburg.