Findet euren eigenen Weg …
… aber bitte den richtigen!
Seit 14 Jahren bin ich Mutter, seit 10 Jahren arbeite ich bei Family. In dieser Zeit hat sich einiges geändert. Bei meinem ersten Kind wurde ich noch gewarnt: „Lass es bloß nicht in deinem Bett schlafen!“ Heute hören junge Eltern das Gegenteil: „Was, dein Kind schläft im eigenen Bett? Etwa noch im eigenen Zimmer? Geht gar nicht!“
Letztens las ich einen Blogbeitrag, in dem die Autorin über eine Freundin schrieb. Die hatte mit ihrem Kind das Programm „Jedes Kind kann schlafen lernen“ durchgezogen. Ja, man kann sehr unterschiedlicher Meinung sein über dieses Programm. Aber die Art und Weise, wie diese Mutter heruntergemacht wurde, hat mich sehr erschreckt.
Das Mantra vom „eigenen Weg finden“, das überall zu lesen und zu hören ist, findet nämlich ganz schnell sein Ende, wenn der eigene Weg anders ist als der allgemein akzeptierte. Zurzeit stehen Bedürfnisorientierung, Attachment Parenting, langes Stillen und das Tragen von Babys hoch im Kurs. Das finde ich gut. Endlich ist Schluss mit der Angst früherer Generationen, man würde das zwei Wochen alte Baby „verwöhnen“ oder „verziehen“, wenn man es zu oft auf den Arm nimmt. Aber wer sich dem Attachment Parenting, der bindungs- und bedürfnisorientierten Erziehung, verschreibt, sollte nicht nur seinem Baby gegenüber liebevoll sein, sondern auch seinen Mitmenschen – und vor allem den Mitmüttern.
Und es scheint in der Tat ein Mütterproblem zu sein. Von Vätern liest man solche verächtlichen Beurteilungen anderer Väter nicht. Wahrscheinlich sind Väter weniger perfektionistisch. Mütter landen schnell in der Falle, alles richtig machen zu wollen. Und da wird jede, die es ganz anders macht, als Angriff empfunden. In dieser Hinsicht hat sich in den letzten Jahren leider nicht viel geändert …
Bettina Wendland ist Redakteurin bei Family und FamilyNEXT.